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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191105065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19110506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19110506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-05
- Tag1911-05-06
- Monat1911-05
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 06.05.1911
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sein, Gedankt» weiter spinnend, fort, „weißt, Kathi, in d« Großstadtrun-mel paßt Du hinein, wie da- Sammel in a Wulssherd." Sinn aber wurde sie bSse. -»Schau, ganz so dumm wie a Bäschaf ist die Kathi nimmer nit, und so bös und bärbeißig wie de Wulfe seien sie auch nit in Berlin- Ich hab doch die Tag die Großstädter kenne lernt, die feien arg sründlich und manierlich und denkens nit dran, das sie anen verschlinge Lullt." HanS Ruland richtete sich stramm auf. „Kann sin, daß sie nit uf den Fleck zuhapsche, aber 'S weiße Fell vom Sammel kann da böse Flecke kriege. Wenn Du denn partu hin willst, denn ist das bin Sach, aberst mach Hatz Du hem lummst; wie lange willst denn bleibe?" „Vierzehn Tag," lautete ihre Antwort. Ter Bursche fuhr auf. „So lange willst Dich amü siere und Din Mutter allein verdiene lasse, das kilmmt mir kurios vor und kann mir nimmer nit gefallen." r,«ber mir gefallt'-," platzte Kathi dazwischen, „und ich mein. Du gönnst mir'- bloß nit, daß ich mal herauSIumme tu und mir'S anschau, wie's wo ander- zugeht." HanS Ruland zog die Lust durch die Zähne- da gab einen eigentümlich pfeifenden Ton. Kathi kannte da-, e- war «in Zeichen, daß ihn etwas sehr und zwar unangenehm erregte. Sie pflegte dann meist einzu lenken oder ihn durch ein herzliche- Wort zu beschwich tigen. Diesmal war sie aber nicht so gesonnen. Er ^dachte wohl gar, ihr die ganze Reise verleiden za können, aber da- sollte ihm doch nicht gelingen? Die Hände in beide Rocktaschen gesteckt, erklärte er: „sie habe Dir richtig das Köpfle verdreht mit ihrem Gewäsch von de Großstadt. Ra- wann- Du denn durchaus kein Ruh gibst, dann tu nach Din Gelüst; aber das sag ich, der HanS Ruland, di, wann- Du Wirklich so lang wegbieibe tust, dann soll» mich nit »nndernehm, wenn D» ander- heimkummst, al» Da ge- gange bist, 's wird dann schon so was hange gebliebe siu von solch Zeug, wo» nit hierher patzt, drum rat ich Dir, «ach» kurz mit Diu Besuch" Scharf und hart waren die Worte gesprochen? sie empörten da- Mädchen „SS hat mir Kiner nit was vorznschreibe," murrte sie, „autzer mei Mutterle, und die gönnt mir die Früd." „Ra denn adflls ok!" Der Bursche schnitt ihr damit wettere Erörterungen ab. Er wandte sich weg und nahm di« Hände erst au» den Taschen, al» er vor dem Schmied stand und sich von diesem sein Handwerkszeug geben ließ. «Kathi sah ihm mit großen, erstaunten Lugen nach daun wurde sie blutrot, drehte sich auf dem Absatz um und eilte mit flüchtigen Schritten zu den andern. Ll» uvn der Augenblick der Abreise richtig Heraw- gekommen war und die Mutter noch einmal ihre Reisetasche aufmachte und die silberne Brosche? ihren Hock^it-schpuuck, hinein tat? damit da» Mädel sich damit fei» mache und zugleich noch ein Andenken an de» Vater selig mit häbe? da schoß der Kathi da wasser 1» die Augen. -Mein gut» Mutterlek Da- Beste gibst mir mit. Da» L» habe tust!" Lo» eS wie ein unterdrücktes Auf schluchze» von Ihren Lippe», und sie küßte Frau Amrum herzhaft. Die streichelte ihr die Backen: „Freilich geb ich Pir daS Best mit- aber da» iS nimmer das blanke jvtugüche, wann» mir auch noch so lieb iS- das iS «llwell daS Mbelbuch daran» der Vater und ich jeden Morgen und Abend unser Sprüche! gelese habe. DaS Kunst gut? hast «» »nS ja schon immer bringe mußte, weilst Du »och solch a kleiner dicker Stöpsel wast, und jetzt — na, da liest mir ja immer drauS, Wanst wir schlafe gehn. Da» siebe Büchel tät ich Dir neinstecke, an nimm Dir all Tag ein Sprüche! drauS mit und behalt Drin Herrgott im tzerzel." von draußen ßoN Peitschenknall, und -„hü Hott!", mit dem der Kutscher die Gäule die kleine Anhöhe herauftrieb. „Nu behüt Dich Gott und bleil brav, Kindel!" Frau Amrum umarmte die Tochter, der die Kehle wie zuge- schnürt war, und die in diesem Augenblicke nichts weniger empfand als Freude an der bevorstehenden Reise. Doch diese wehmütige Abschiedsstimmung schwand bald unter all den neuen Andrücken, die auf sie ein stürmten, und als sie abends in -Friedenau sich in dem hübschen Gaststübchen zu Bette legte, da fühlte sie sich wie berauscht von allem Erlebten. Die letzten Wend stunden hatten ihr schon ein Bild von dem Treiben in dem Restaurationssaale gegeben. Ein Gesangverein feierte hier sein Stiftungsfest, zu dem der Vetter hatte zurück sein müssen, und Kathi hatte in aller Elle ihren Bauern- anzu von der Kirmes aus der Pappschachtel geholt und angezogen, damit sie der Tante hinter dem Schenktische zur Hand gehen konnte. Dem hübschen Mädchen? daS sich so flink und freundlich zeigte, waren etliche schöne Dinge gesagt worden, die sie nur halb verstand, die aber doch genüg ten, um ihr in größter Geschwindigkeit schon allerhand törichte Dinge in den Kopf zu setzen. V. Vierzehn Tage war jetzt Kathi in Friedenau und wär im Fluge der ausgesprochene Liebling der Stamm gäste in der Restauration geworden. Das Rechen exempel, daS Better Julius ausgestellt, als er da hübsche Kusinchen kennen gelernt hatte, stimmte voll ständig, denn di« Zahl der Gäste, die in der Restau ration verkchrten, mchrte sich zusehends. Das „Käth- chen vom Dorfe" war «in gefeiertes Leines Persönchen geworden- von der sich ein jeder gern bedienen ließ, um mit ihr zu schwatzen und zu scherzen und dann ihr lustige» Lachen zu hören, das „Vogelgezwitscher", wie schon der HanS eS so gern nannte. Die Tante hatte das Mädchen eingekleidet", so wie eS sich nach ihrer Auffassung für die Stadt schickte. Da- heißt, sie hatte ihr für die Straße ein städtisches- vwderneS Kleid machen lassen und dann auch — was das Käthchen vom Dorf am meisten anstaunte, ein richtiges Ballkleid, schneeweiß, mit gerade solchen Ver gißmeinnicht aufgeputzt, wie sie daheim am Bach« blühten. Dieses Prachtstück Won Kleid hatte sie denn auch auf einem feinen Ball in der Harmonie einge- weiht und sich da köstlich amüsiert, denn nicht nur der Better, sondern auch die anderen feinen Herren dort hatten ihr kaum Zett gelassen, sich auszuruhen, so viel war mit ihr getanzt worden. Hoffart muß Zwang leiden, das hatte sie an dem Wende freilich auch erfahren, denn die Tante war darauf bedacht gewesen- etnen Friseur kvmmen zu lassen? der des Mädchens reiche- Haar zu einer kunstvollen Frisur aufbauen mußte. ES war ihr höchst unbequem gewesen, di« Radeln drückten, und die scharren, in Puffen aufge- steckteu Haarmassen hinderten sie an den raschen, unge zwungenen Bewegungen de» Kopfes, die ihr eigen waren. Aber das mußte eben ausgehalten werden half ihr doch kein Weh und Ach, mußt es eben leiden. Die» Leine Opfer, da- sie der Stadt brachte, war bald vergessen in dem Jubel und Trubel deS Festes, wo das ,Mthchen Vom Dorf" als lebendiges Vergiß meinnicht, wie ihr an dem Wende mehr als einer ver sicherte, eine Eroberung nach der anderen machte. Und doch gab es auch für das Mädchen mitten in dem Drängen und Hasten des unruhigen Lebens Stunden- wo sie eine gewaltige Sehnsucht packte nach ihrem Mutterle- nach Hans und nach dem Frieden ihres stillen Heims. Konnte sie sich in solcher Zett frei machen, und war es auch nur auf eine halbe Stunde, dann huschte sie bis zum Eckhause der nächsten Straße zu ihrem Großonkel und Paten, dem Leberecht Kleinschmied. Die Mutter hatte es ihr auf die Seele gebunden, den alten Herrn, der immer besonders gut Die Buchdrucker«« von LsugerrMterM lT. Langer und H. Schmidt) RicSR Sorthrstratz, Rr. 59 hält sich zur Anfertigung nach stehender Drucksachen bet sauberer Ausführung und billigsterPretS- stellung bestens empfohlen. «vis, Adreß- uud Geschäfts» karteu Briefköpfe, Briefleisten Bestellzettel Broschüren, BilletS Lekiarattoueu DauksaguugS» uud EtuIaduugSbriefe Eiulatzkarteu Etiketten »ller Art Fakturen, Flugblätter Formulare in dtv. 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Als kinderloser Witwer hatte er sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt, nachdem er wohl an die 40 Jahre Verwalter auf größeren Gütern gewesen. Nach Friedenau war er gezogen, well ein zu nehmendes Brustleiden mit häufigen Schwindelanfällen ihm die Näh« eines Arztes wünschenswert machte und hier auch ein gleichaltriger- jahrelanger Freund von ihm wohnte. Kathi fühlte sich sofort heimisch in der schlichten Umgebung. Die treuherzige Weise des alten Herrn, seine Sprache, seine Art, zu erzählen, und sein Interesse für ihr Dorf, alles heimelte sie an, und frisch und fröhlich schwatzte sie vom lieben Mutterle zu Haus und von all den Dingen, für welche die Verwandten keinen Sinn hatten- und die ihr doch ans Herz gewachsen waren. Leberecht gewastu das Mädchen lieb, ihre Besuche waren ihm Freude, und dennoch sagte er ihr: „Bleib' nicht zu lang hier- das taugt nichts für dich Sie setzen dir hier allerhand in den Kopf, was du nicht verdauen kannst, weil du für bare Münze nimmst, was nichts als Redensart ist. Darum mach, daß du bald nach Hause kommst, aus dem Land ist gesundere Luft für dich." Das waren freilich Worte, die Kathi nicht gern hörte. Mit Scherz und Lachen suchte sie sich dagegen zu wehren, sie hatte ja bereits den Verwandten versprochen, weitere vierzehn Tage zu dleiben, denn die behaupteten, sie sei ihnen ganz unentbehrlich, und sie würden ihr auch gern ein hübsches Taschengeld dafür geben. Da hatte venn auch ihre Mutter eingewilligt, weil die Toch,- ter sich so gewaltig aufs Betteln verlegt und die Schwester in ihrer bestimmenden Weise ihr die Sache über den Kopf genommen hatte. Zwar waren jetzt die vier Wochen vorüber- der sogenannte Besuch hatte sein Ende erreicht, und das Mädchen rüstete sich zur Heimfahrt. Aber das war ja alles nur Vorspiel gewesen, denn nun rückten die Verwandten mit ihrem eigentlichen Wollen heraus. DaS Mädchen sollte sich verpflichten, auf ein Jahr der Tante in der Restaurationswirtschaft zur Seite zu stehen und dafür bare dreihundert Mark erhalten. Jetzt, wo Kathi das erste Heimweh überwunden und sich nicht nur eingelebt hatte, sondern auch ihr Helles Vergnügen an den Stadtfreuden fand, die ihr verlockend weiter winkten, wenn sie blieb, war es nicht schwer gewesen, sie zur Zustimmung zu überreden. Die Mutter mußte nur noch ihr Jawort geben, und dazu sollte Kathi, mit einem Briefe der Tante bewaffnet, nach Hause reisen. An diesem Jawvrte zweifelte Kathi nicht, aber etwas anderes lag ihr schwer auf dem Herzen, was würde HanS zu ihrem Entschlüsse meinen? Sie suchte sich damit zu beruhigen, daß sie ihm sagen wolle, da die Tante ihr so viel Kleiderzeug schenke, brauche sie kein Geld für sich und wolle den Lohn für ihre Aussteuer zurücklegen. Vielleicht, daß er dann ein Einsehen habe, wie eS für sie besser sei, daß sie die Stelle annähmc. Dem Patenonkel verriet sie noch nichts, der hätte gezankt. Es war früh genug, er erfuhr eS, wenn sie wieder da wäre, dann wollte sie ihm die Sache schon auseinandersetzen und ihn wieder gut machen. So kam das Mädchen in ihr Heimatdorf, freilich nicht in dec GlaSkutsche, sondern im Postwagen. Wer nicht in ihrem dörflichen Kleide, wie sie cs verlassen, sondern im blauen Tuchanzuge mit dem weißen Pelzbarett und der weißen Musse, dem Berliner Straßenanzuge, den die Tante ihr geschenkt hatte. Er stand ihr ja zum Entzücken- und sie sah darin so nobel aus^ wie ihr verschiedene Stadtherren ver sichert hatten, nun wollte sie sich auch dahetm darin bewundern lasten. Sie hatte denn auch die Genug tuung, daß die Mitsahrenden — eS waren Dörfler aus der Nachbarschaft — sie von der Seite ansahen und sie nicht als zu ihresgleichen gehörig behandelten. Nachher mußte sie die ganze Dorfstraße entlang gehen- biS sie zu ihrem Häuschen tam. DaS war» ihr eben recht, denn nun konnte sie sich doch sehen lassen in ihrer Klciderpracht, konnte nach rechts und nach links nicken und hören, wie sie sich zuraunten. „Jemcrsch, geht die aber staatsch", und ähnliches. Mutter Bärbel, die Schulzenfrau, an der sie vor- bcikam, meinte kopfschüttelnd zn ihrem Manne, der neben ihr ging: „Hätts nit gedacht, daß der Amrum ihr Mädel hier so närrisch geputzt einherstolziere würd. Solch Kle- dage paßt nun einmal nit für a Häuslerkind, wie kann sie sich nur so schimpfiere." Kathi hörte die Worte, sie ärgerte sich und wurde vot, aber sie suchte sich damit zu trösten, daß cs bei der Schulzenfrau nur der blasse Neid gewesen sei, weil sie nicht solche staatsche Kledage kriegen würde. Als das Mädchen aber ihr Häuschen in Sicht bekam, dessen Tür psten stand, ein Zeichen, daß Frau Amrum von der Arbeit heimgekehrt war, da vergaß sie ihr städ tisches Kleid; alle Leinen Eitelkeitsteufel »ahmen Reiß aus, weil ihr pochendes Herz jetzt für kein anderes Ge fühl Raum hatte, als für die große, große Frcilde, wieder bei Muttern daheim zu sei». „Mutterle, Mutterle!" jauchzte sie und lief die Höhe hinauf, in die Haustür hinein und gerade auf Frau Amrum zu, die in freudigem Schirecke — denn Kathi hatte sich nicht angemeldet — wie versteinert dastand. „Gutes Herzensmnttcrle," wiederholte das Mädchen, und ihre Stimme Lang dabei seltsam verändert vor unterdrückter Rührung. Sie hatte Frau Amrum stürmisch umarmt, dabei war die Muffe auf die Erde geflogen und das Barett schief gerutscht auf dem blonden Kraushaare. Das erschien ihr jetzt alles gleichgültig. Bei der Mutter war der Schreck rasch in die hellste Freude über gegangen, sie Lopfte ihrem Mädel die Backen und wiederholte einmal über das andere Mal „bist nun da, bist wirklich da, Kindele, und freust Dich so unbändig zu Deinem Mutterle!" Kathi nickte. -,Jch glaub selbsten, daß ich mick- ganz närrisch hab, aberst es kam halt so über mich!" Die Mutter sah sie mit unverhohlenem Erstaune» an. „Und so sein bist, so städtisch!" Da reckten bei dem Mädchen die Eitelkeitsteufelchen schon wieder ganz vorsichtig die Köpfe. Sie griff die Muffe auf, drehte sich nach rechts und dann wieder nach links und fragte: „Gefall ich Di so?" Frau Amrum antwortete nicht gleich, dann sagte sie langsam: „Ganz reputierlich siehst aus, aberst wann ich Dich so anschauen tu, stehst gar nit aus wie mein Tochter. In Dein Bauerkleid gefällst mir viel besser." Das war eine Antwort, die dem Mädchen nicht ge fiel. „Wannst mal nach Berlin kummst, danu wirst anders spreche," belehrte sie ihre Mutter. „In der Stadt, da lirnt man erst, wie man sich nobel behübe muß, und was noble Kledage ist." Auf die Freude der Mutter senkte sich ein Schatten. -,Lch mein, daheim in uns' Dorf weiß man ok, was sich schicke dut, und daß man sin Kledage sauber und akkurat halte muß." Auch für Kathi hatte das Gespräch eine Wendung genommen, die ihrer Freude einen Dämpfer aufsetzte. „Kann schon sin, Mutterle, aber allweil geht« in die Stadt doch anders zu als hier, und man muß haft mitmache." „Kind, Kind, das gefallt mir nit, wie Du sprichst! Bist viel länger weg blierve, als zuerst wullst! Bist
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