Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191110145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19111014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19111014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1911
- Monat1911-10
- Tag1911-10-14
- Monat1911-10
- Jahr1911
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 14.10.1911
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
AüMGgt u«- auserstande« Ist, Ker» und «ter» de« Nell- gton»unt«rtchtS bleiben soll." —Iß«et d«HersteNungv»nBrfltzwarftche«u»d Altdeutschen hatte der Weischermetster Gustav Advlf Vvllrath 1« DreSd« Poet Präparate, einen Paprikastoff, der «euerdtng» unter der Bezeichnung „Edelsüß", so- Wte «ine» au» Magermilch -ergestellten Käsestaff, der al» ,Müsektn a" vertrieb« wird, verwendet und sich damit «ach Ansicht der StaatSanwaftschaft eine» vergehen» »ach P«ag»aph 10 de» Nahrun-Smittelgefetze» schuldig ge macht. Da» „Edelsüß" dient nach der Anklage lemgllch <M Farbstoff, während da» „MUselltna" al» Bindemittel dient. Der «ngeklagte Meister bestritt, sich einer Nah- rungSmtttelfälschung schuldig gemacht zu haben- indem er behauptete, daß durch die angewendeten Mittel die Wurstwaren insbesondere unter Berücksichtigung der Hitze vor dem schnellen verderben geschützt würden. Da» Gutachten der geladenen, Sachverständigen Nahrungjs- mtttelchemikerS ProfesjorTr. Süß siel jedoch zu un- gunsten Meister Vollrath» au», denn der erstere bezeich nete die Verwendung von „Ldelsütz" und „Musellkna" bet der Herstellung von «urstwaren al» eine Nahrung»- mittelsälschung. Ta» Gericht verurteilte infolgedessen den Angeklagten zu einer Geldbuße von üi) Mark. — Wie wir hören, sind gegen andere auswärtige Meister Leiche Anklagen erhoben worden. In der verflossenen Hitze periode wußte mancher Meister, sich nicht ander» z» helfen, al» bet der Wurstbereitung irgend ei« Mittel zu verwenden- daß da» schnelle verderbe» der Ware ver hindern sollte. — Ter in den nächsten Wochen den sächsischen Land- tqgSabgeordneten zugehende StaatShauShaltplan auf die Leiden EtatSjahve 1912 und 1913 enthält zum letzten Male die Betriebseinnahmen und -au-gaben bei Kap. 12, da» die staatlichen Erzbergwerke bei Freiberg betrifft. Zwar wird auch in Zukunft eine kleine Beleg schaft in den Freiberger Erzgruben verbleiben, sie dient aber nur den Zwecken der Bergakademie, alS „werbendes Unternehmen" des Staates hört der Freiberger Erz bergbau offiziell mit Ablauf des Jahres 1913 auf, nach dem er in dien beiden letzten Jahren Über I V, Millionen Mark Zuschüsse erfordert hat. Länger alÄ 700 Jahre sind die Gruben ununterbrochen in Betrieb gewesen, und reicher Segen hat sich aus ihnen in dieser Zeit über da» Land ergossen. )-( Dresden. Angesichts der eingetretenen Verteue rung fast aller Lebensmittel sowie der WohnungSmieten und sonstigen Bedarfsgegenstände hat die Königlich Säch sische Staatseisenbahnverwaltung ihren Arbeitern eine allgemeine Lohnerhöhung von 20 Psg. für den Tag be willigt, die bereits mit Wirkung vom 1. Oktober d. I. ab in Kraft tritt. Auch die Bezüge der Eisenbahngehilfen haben vom gleichen Zeitpunkte ab eine Erhöhung um teils 10 M., teils 5 M. monatlich erfahren. , i §8 Dresden. Lin« verhängnisvolle Verwechselung unterlief einem auf dem Nietmüllerschen Gute in Pressel al» Volontär weilenden jungen Mann. Statt der üblichen Dost« Viehsatz mengte er dem für da» Rindvieh bestimmten Futter da» gleiche Quantum eine» chemischen Düngesalze» bet, daß den Tod von vier Rindern und die Erkrankung de» gesamten übrigen Bestände« an Rindvieh zur Folge hatte. Dresden. Der Grvßherzog und die Frau Groß herzogin von Sachsen-Wetmar-Eisenach trafen zum Besuch am König!. Hof« gestern nachmittag 4 Uhr 21 Mtn. in DreSden-Neustadt «in und fuhren in einem Hofsoaderzug« nach Niedersedlitz weiter. Prinz und Prinzessin Johann Eeorg geleiteten den Besuch tm Sonderzuge nach Nieder sedlitz, wo der König zur Begrüßung anwesend war und die «äste nach dem Schlosse in Pillnitz begleitete. — Der Rat zu Dresden wird die Abgaben auf Wild und Geflügel infolge der kürzlich ergangenen ReichSgerichtSentschridung nicht mehr erheben. — Der Fremdenverkehr Dresdens hat anläßlich der Hygiene-Ausstellung alles bisher Dagrweseve übertroffen. Allein in den drei Monaten Juni, Jult und August dieses Jahres wurden 220 669 polizeilich gemeldete Fremde gezählt gegen ISS 999 tm gleichen Zeitraum des Vorjahre». — Der erst« der Vorträge, die auf Veranlassung deS Justizministeriums für di« sächsischen Richter und Staats- auwälte gehalten werden, findet Sonnabend den 14. Oktober, abends V,7 Uhr in der Aula der Technischen Hochschule in Dresden statt. Geheimer Hofrat Professor Dr. Otto Mayer wird über »Die Grenzen der gerichtlichen Zuständigkeit gegenüber der Verwaltung- sprechen. * Radeburg. Den Plattenstreichern Friedrich August Damme in Ntederrödern und Johann Karl Ernst Hermann in Radeburg hat gestern Herr Geh. R«g.-Rat Dr. Uhlemann in der Radeburger vackofenplatten- und Schamottesteinfabrik von Moritz Mitscherling tm veisein deS Herrn Bürgermeisters Richter und des Herrn Fabrik besitzers Moritz Mitscherling, sowie der stattlichen Zahl der Arbeit« da» ihnen vom Königlichen Ministerium d«S Innern verliehen« Ehrenzeichen für Treue tu d« Arbeit nach einer an die Jubilar« und die Arbetterschast der Firma gerichteten Ansprache in feierlicher Weis« auSge- händigt. Herr Fabrikbesitzer Mitscherling dankte für die Aushändigung, überreichte den beiden ausgezeichneten Arbeit«» seitens der Firma je «in Sparkassenbuch und schloß mit einem Hoch auf S«. Majestät den König, wo rauf He« Bürgermeister Richt« den Ausgezeichneten seine Glückwünsche und die d« Stabt Radeburg ausdrückte. vybta. Gin sch««« Unglücksfall «eignet« sich i» de« Garte» deS BillenbifltzerS David Goldberg in der Töpferstraße. Beim AuSästen ein« Apfelbaums stürzt« d« Arbeiter Siebel, hier, herab und schlug mit dem Kopfe auf «i»«n Staketeuzaun auf, so baß ihm ein« Staket,»spitze durch di« Wang« drang. Außerdem soll Siebel »och einen Schäbeibruch «litten haben. 88 Eh emnttz. Die städtische» Kollegien zu Chem nitz »ollen jetzt, wie so manch« and«« Stadtverwaltung «iß«, auch eine» versuch mtt der «»fuhr gefrorenen Fleische» rnncheu. Dt, Gtedwerwnltnoi rvtll di, Einfuhr und imr ««lauf von Gefrierfleisch jedoch nicht selbst in di« Hand nehm«, sondern di« Uhimwitz« Fleischermeist« n«a«lasse», haß st« Gchrierfleisch «tuführe» und zu niedrig«« Prckse» an di« Ko»su«»»t«r adgebem Wie mir hären, find di, Fleisch-rmeist« nicht abgw^gt, d«r Vorschläge» de» Mal« zu entspeechem Chemnitz. D« Fahrftuhlunfall bei d« Finna ««»Hard «sch«, «ktieugHflschaft, hat Rn zweite« Opfer gefardnt. I« städtischen Krankenhaus« starb i» d« «acht vom Donnerstag zu« Frettag d« Arbeit« Arnold an den «litte»«» schweren innere» Verletzungen. Au» dem Erzgebirge. In den Letzten Rächten sank da« Thermometer /ruf den Höhen de» Erzgebirge» an vielen Stellen bi» unter Rull herab, sodaß die Fluren stark mtt Ralf bedeckt waren und die Gewässer eine dünne Eisdecke zeigte». Venn die kalte Witterung so sort geht- so dürften die wasserverhättnisse sich im Erzgebirge auch im bevorstehenden Vinter vielfach kritisch gestalten. Sine Zunahme der Zuflüsse au» den Quelle» ist trotz der vielen Regengüsse der letzten Wochen noch nicht zu beo bachten gewesen. Leng, »selb. D« Besitz« einer Tuchfabrik Stadt- rat Gruft Paul, Mitglied d« Handelskammer, stürzte gestern bei d« vefichtigung «ine» Fabrikbrunnen» in den Brunnen und ertrank. Hartmannsdorf bei Zwickav. AuS Furcht vor dem Militärdienst hat d« 20 jährige Sohn de» GutSbefitz«» Möckel i« benachbarten Ziegengrün seinem Leben «in Ziel gesetzt. An dem Tage, da « »um Militär eintreffen sollte, fand «an ihn ertränkt in einem Teiche auf. Mittweida. Gest«» vormittag fand da» AuS- fischen de» städtischen SchwanenteicheS statt. Der Ertrag kann al» sehr gut bezeichnet werde». An da» Publikum wurden Karpfen für 75 Pf. und Schleie für 1 M. 20 Pf. für da» Pfund abgegeben. Plauen t. v. Den Rekord aller durchgehenden Pferd« in bezug auf bi« Länge d« hierbei durchrasten Strecke dürfte in unserer Gegend vorgestern da» Pferd des Handelsmannes Gruschwitz hier erreicht haben, da» vor dem Gasthof Syrau scheu geworden und nach mancherlei unliebsamen Zwischenfällen erst in der Nähe de» oberen Bahnhöfe» in Plauen zum Stehen gebracht worden war, also nahezu sechs Kilometer Weg führerlos zurückgrlegt hatte. AuS nicht näher bekannter Ursache war da» vor einem Wagen gespannte Pferd, während sein Führer ge schäftlich tm Gasthof Syrau zu tun hatte, gegen 6 Uhr abends vor dem Lokal durchgegangen und raste nun mtt dem Wagen führerlos die Pausa« Straße herein, unserer Stadt zu. Ungehindert ging die tolle Fahrt etwa vier Kilometer lang fort, bi» da» Pferd an der großen Kurve der Landstraße oberhalb de» Waldrestaurant» »Scho- mit dem Wage» an einen Baum prallte, wodurch der Ein spänner in den Seltengraben geschleudert und beschädigt wurde. Hierbei gelang e» dem Tier, sich vom Wagen lo»- zurelßen, uud nun ging d« tolle Lauf ohne diesen weiter. Nur »och mit dem Zuggestränge und Ortscheit versehen, sprang wenige Minute» später, -wischen dem «Echo- und dem Aorfthause, da» Pferd direkt in ein daherkommender, vorn durch vier groß« AtetylengaSlampen hellerleuchtete» Automobil (SM. 05), da» in langsamem Tempo fuhr, hinein, wobei zwei de» Lampen in Trümmer gingen und der vordere Teil de« Kraftwagen» beschädigt wurde. Die beiden Insassen kamen glücklicherweise mtt dem Schrecken davon, obwohl nicht viel gefehlt hätte und das Auto wär« in den Straßengraben gestürzt. Das heftig blutende Pferd wurde zur Sette geschleudert, sprang aber sofort wieder auf die Beine und lief tm Galopp nach der Stadt hinein. Erst in d« Gellertstraße unweit de» oberen Bahnhofes, fand sich «in beherzter Mann, der dem Pferde in die Zügel fiel Und nachdem « mehrer« Mal« von dem Tier in die Höhe gehoben worden war» «S mit äußerster Kraftanstrengung zum Stehen brachte. Plauen. Dt« Weberetfirma Eduard Robert Rausch in Zeulenroda ist in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Die llnterbtlauz beträgt 371000 Mark. Der hiesig« Bank- verein ist mit 20000, der Zeulenroda« mit 40000 Mark interesstert. Den Gläubigern wird ein außergerichtlicher Ausgleich von 85 Prozent oorgeschlagen. Die Firma galt für gut fundiert. Wurzen. Im 74. Lebensjahre verstarb der Senior chef der Firma Gust. Jacob, Buchdruckeret und Verlag de« Wurzen« »Tageblatt«»", KommtsstonSrat Gustav Jacob. Leipzig. Di« Sprachlehrerin Thtrton wurde wegen Vergehen» gegen 8 49» de» Strafgesetzbuches zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Auf die Straf« wurden 4 Monat« Untersuchungshaft angerechnet. Die Angeklagte ist seit 1905 in Deutschland al» Sprachlehrerin in Familien tätig ge wesen und hat überall di« besten Zeugnisse bekommen. Sie war mtt einem deutschen Hauptmann verlobt. In einem Brief« war ste au» Pari» aufgefordert worden, sich den bereit» «wähnten Mobilmachung-plan -n verschaffen. Die» hatte ste schriftlich zugesagt. Deshalb «folgt« die Verurteilung. Mühlberg. Die bei Herrn Viktualienhändler Hart mann bisher bedienstete 15 jährige Frieda P. von hier hat am Mittwoch da» im zweiten Lebensjahre stehende Kind ihre» Dienstherr» durch vergifteten Kaffee in schwere Lebensgefahr gebracht. Sie hat au» einem mit scharfer Säure gefüllten Fläschchen, dessen Gefährlichkeit sie kannte, einen Teil des Inhalt» dem Kind in den Kaff« geschüttet und «S davon trinken lassen. Nur dem Umstande, daß da» Kind alle» sofort auSgefpien hat, ist e» zu danken, daß «in Unglück verhütet wurde. Ter Fall ist, da von Fahrlässigkeit hier keine Rede ist, zur Anzeige gebracht worden. Gera. Line empfindliche Strafe «hielt ein Kauf- mann, d« sich geweigert hatte, städtische Mahngebüh- ren im Betrage von 40 Pfg. zu bezahlen. Als ein städ tischer Beamt« gelegentlich zur Erlangung de» Betra ge» eine LeibeSpfändung vornehmen wollte, widersetzte sich der Kaufmann- so Laß ein Schutz«»»« Ml Hilfe leistung herangezogen wurde. D« mumrstchnge Kauf mann beleidigte dabei die Beamten noch und wurde des halb wegen der 40 Pfg., di« Berowlassun» zu den Vor gängen «ar«, zu 300 Mark Geldstrafe oder entsprechen der Gefängnisstrafe verurteilt. i Aussig. Am Mittwoch nachmitwg wurd« »uf An» Grundstücke der Weberei Woks rum eine gewaltige warm« Quelle von SO Grad Tclsiu» «rbohrt, die mit mmennin- derter Stärke uud Temperatur noch fortströmt. G» wäre müssig- an diese» Phänomen schon Folgerungen zu knüpfen- da zunächst die Analhse de» Wasser» abtzowar- tet werden muß, und «» überhaupt noch nicht sicher tst- ob die Quelle von Bestand ist. Da» „Aufs. Tagebl." er fährt üb« diese Erscheinung, die da» Tagesgespräch tu der Stadt bildet, folgere Einzelheiten: Auf dem an die Färberei volfrum angrenzenden Grundstücke in der Lu straße unterhalb der Fabrik Vinzenz Wagner läßt die Firma volfrum seit Mai dS. I». nach Wasser bohren. Tie Arbeiten werden von der bekannten Bohrunterneh mung Julius Thiele-Ossegg ausgeführt. Nach Durch dringung der Schotter- und Lehmschichten traf man auf den Plänarkalk, der bis zu einer Nefe von 356,8 Metern reichte. Am Mittwoch nachmittag 4 Uhr wurde nun diese: Gesteinschicht durchstoßen und man kam auf Wasser, das mit solcher Gewalt an die Erdoberfläche und bi» zur Spitze deS etwa 7 Meter hohen Bohrturmes strebte, daß sich die Arbeiter schleunigst zurückziehen mußten und da» ganze Terrain überschwemmt wurde. Richt ge ring war das Erstaunen, als eine Demperaturmessung 30 Grad Celsius «gab. Diese Wasserwärme ist auch am Donnerstag mittag unverändert gewesen. D« artesische Brunnen — da» Wasser steigt selbsttätig — wurde einst weilen übgefangen und abgeleitet. Er fließt mtt einer Stärke von 16 Sekundenlitern, weist 12 deutsche Härte grade auf und besitzt noch beim Ablaufe einen Ueber- druck von 7,1 Atmosphären. Ter Gesamtdruck dürfte da her 48 bi» 50 Atmosphären betragen. Ta» Bohrloch mißt unten 19, oben 23 Zentimeter. Interessant ist, daß der Druck de» Wassers schwankt, was man auf das Vorhan densein von Dampf znrücksührt. Aussig. Gestern früh hat sich, wie schon kurz be richtet, aus hiesiger Station ein größeres Eisenbahnun glück «eignet. Als der Dux« Personenzng in den Bahn hof einfuhr, herrschte ein undurchdringlicher Nebel, daß man keine drei Schritte weit sehen konnte. ES erfolgte ein Zusammenstoß zwischen dem Personenzug und einer Lokomotive. Tie Maschine des Personenzuges, der Ten der, der erste Gepäckwagen und der zumeist' mit Arbei tern dicht besetzte Waggon dritter Klasse wurden sehr stark beschädigt. Bei dem Zusammenstoß wurde der Kon dukteur getötet und etwa 30 Personen verletzt. Tie mei sten «litten Kontusionen und Schnittwunden, und wur den von den herbeigeholten Aerzten verbunden. Es ist als ein Wund« zu betrachten, daß bei dem dichtbesetz ten Arbeiterzuge sich keine größere Katastrophe ereig net hat. Ter getötete Kondukteur ist verheiratet und Bat« von acht Kindern. Vermischtes. CK. Die Folgen der Kinderehen in In dien. Tie britische Regierung hat vor kurzem einen amtlichen Bericht über die Volkszählung in Indien ver öffentlicht, ein stattliches Material stolzer Zahlenreihen- die auf den ersten Blick vielleicht nur den Statistik« an ziehen mögen. Ab« eine genauere Beschäftigung mit den Ergebnissen dieser jüngsten Volkszählung in Indien muß die Aufmerksamkeit der Knlturwelt erwecken, zwischen Zahlen und Zeilen gewinnen die Folgen sozialer Miß stände in Indien Gestalt und Leben und führen eine traurige Sprache. So erfährt man aus dem Regierungs bericht, daß in Indien gegenwärtig 250000 keine Mäd chen von weniger als 5 Jahren leben, die bereits in all« Form verheiratet sind. Tie Zahl der kleinen Ehefrauen unt« zehn Jahren beziffert sich auf 2 Millionen, die Zahl d« verheirateten Frauen im Alter von 10—15 Jah ren auf 6 Millionen, und die Zahl derer zwischen 15 und 20 Jahren auf 9 Millionen. Bei diesen Eheschließungen im KindeSalter fallen selbstverständlich Neigungsheiraten vollkommen fort, und wie fortgeschritten das fünfjährige kleine indisch« Mädchen auch sein mag, seine kindlichen Spiele wissen natürlich nichts von Liebe und Ehe. In Wirklichkeit sind diese Heiraten kaufmännische Geschäfte zwischen den Eltern, denn der Brauch verlangt, baß der Bat« seinem neugeborenen Mädchen möglichst früh und auf alle Fälle so schnell als möglich einen Gatten ver schafft. W« gegen diese Tradition verstößt, setzt sich auf dies« Wett der Verachtung und der Verfolgung seiner StannneSgenossen aus und wird im Jenseits von furcht baren Strafen bedroht. Selbstverständlich werden diese Kinderchen nicht, wie der Jurist sagen würde, „konsu miert"; nach den erledigten HeiratSformalitäten kehrt da» kleine Kind in da» Hau» der Eltern zurück ünd wird dem Gatten erst ausgeliefert, wenn eS da» zehnte oder zwölfte Jahr «reicht hat. Die Statistik beweist aber, daß in Indien Millionen von Mädchen im Alt« von 13 Jahre« Mutt« werden und als 25 jährige Frauen schon Groß mütter sind. Tie in der indischen Mystik so oft auf-» tauchende Vorstellung von der Heiligkeit de» weiblichen Elementes findet dabei leider im praktischen Leben kein Echo, in Wirklichkeit ist die Lage dies« jugendlichen indischen Frauen trostlos. Die Geburt eine» Mädchen- wird als ein schlimme» Unglück betrachtet, weil der Vater gezwungen ist, für di« Tochter eine Mitgift auf zubringen, was bei der Schuldenwirtschaft im indischen Geschäft»- und Privatleben dem gewöhnlichen Manne in vielen Fällen nur mit größten Opfern möglich ist. Trotz strenger Gesetze und trotz aller polizeilichen Ueberwachung ist e» daher auch nicht gelungen, den Klndermovd in Indien auSzurotten, wen» auch die Statistik über die Zahl der jährlich in Indien beseitigt« neugeborenen Mädchen naturgemäß nicht» bericht« kann. Die verhet-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder