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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191209211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19120921
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19120921
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-21
- Monat1912-09
- Jahr1912
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.09.1912
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2. Beilage znm „Riesaer Tageblatt". Rata««»«» v>» Berta, V^I »e«,er » «tvterltch ,« Riefe. — Mir die Redaktio« »«an»-ttl«ch: «ethur Hähuel'» Rtese. NI. eaaaaben», 81. Letztenber ISIS, «bealS. «S. Jehrg. r»Snq Mn Mn nt tnMci. Bor Derna hatL, wie gemeldet, in den letzten Tagen ein heftiger Kampf stattgefunden, der, wie ita lienisch« Meldungen besagten, siegreich für die Italiener verlaufen sein sollte. In den sprühenden «ein der ita lienischen Siegerstimmung gießen nun wieder türkische Berichte da- nüchterne Wasser. Sine Meldung vom 18. September au» dem türktLhen ^ager bei Derna erzählt folgendes: Sestern bei TaWtanbruch griffen Türken und Araber den kürzlich verlängerten italienischen Opflügel an. Sie durchbrachen ihn, besetzten das Zentrum der italienischen Stellung und verteidigten e» mit Miliz truppen mehrere Stunden gegen feindliche Geschützsalven und Angriffe. Miliz und Reguläre drangen darüber hin aus vor, zwei Regimenter nahmen um 11 Uhr nach hef tigster Beschießung Kasrharun und kämpften bi» zur Dun kelheit. Die Ausdehnung der Gefechtslinie betrug zehn Kilometer. Das heftige Artillerieduell dauerte acht Stun den. Die türkische Artillerie stand einer sechsfach über legenen italienischen gegenüber, bei der sich auch schwere Geschütze befanden. Die Italiener schossen sehr präzis, auch die Türken leisteten bewundernswert kaltblütige Ar beit. Insgesamt wurden auf türkischer Seite zwei Offi ziere und gehn Männ getötet und etwa 140 verwundet. Gefangene sagen aus, ein italienisches Bataillon sei fast aufgerieben worden und eine Maschinengewehrkompagnie knapp der Gefangennahme durch Nizams entgangen. Etwa ISO Gewehre und vieles andere wurden erbeutet. Die Italiener bleiben in einer D«fenstvstellung. — Wer hat nun gesiegt? Tine ausschlaggebende Entscheidung fehlt, .Schiedsrichter, wie im Mdnöver, sind nicht zur Stelle. Me Schlacht ist also zum mindesten unent schieden, zeigt aber- daß noch ein recht kräftiger Offen- sivgeist in dem Häuflein Türken steckt, und daß sie ihre Keine Artillerie trotz der artilleristischen Ueberlegenheit deS Gegners recht kräftig zu benutzen verstehen. Der italienische General Z.eisoli telegraphiert« aus Derna, daß die Zahl der voy. den Italienern begrabe- nen feindlichen reichen 1134 betrage. Wc Mnnk UWnpißwt «rk. CK. „Gibt es in Berlin einen Ministerwechsel- so kommt der schreckliche Bismarck an die Reihe, ein Mensch, der imstande ist, den Rock auszuzrehen und selbst auf die Barrikaden zu treten." Dies Ereignis, das der öster reichische Minister Graf Rechberg 1861 als etwas Fürch terliches prophezeite, ward im Sommer des Jahres 1862 immer nähe« und näher gerückt und wurde am 23. September zur Wirklichkeit: Der „schreckliche Bismarck" wurde Ministerpräsident und Minister des Auswärtigen, und damit war der entscheidende Schritt getan zu Preußens Macht und Deutschlands Größe. Tie Unheil- voll verworrenen inneren Verhältnisse wurden geord net; der durch eine lange Zeit des Schwankens und Zweifelns gebeugte König richtete sich an der stolzen Zuversicht und SiegeShoffnung seines ersten Dieners wieder auf und fand den Glauben wieder an PMßens Königtum und Preußens Zukunft. Wie lange war Bismarck schon der „kommende Mann" gewesen und wie lange hatte es gedauert, bevor er an die rechte Stelle treten durfte. Schon unter Friedrich Wilhelm war 1848 und 1884 die Kandidatur des „eisernen Junker»" aufgetaucht und in allen Krisen blickten seine Parteifreunde nach ihm al» dem Retter, ßt Besonders durch die Ernennung seine» Freunde» Rhoon zum Kriegsminister erhielt Bismarck einen tatkräftigen Vermittler, der sein Genie früh erkannt hatte und schließlich auch seine Berufung durchgesetzt hat. Bis marck selbst wollte sich nicht aufdrängen; er wußte ja, daß die Verhältnisse für ihn arbeiteten, und daß die kritische Stunde schließlich gebieterisch ihren Be herrscher fordern würde. Freilich als die Sache immer mehr und mehr hinzog, wurde er in diesem Gefühl der Ungewißheit und Spannung allmählich mißmutig. „Meine Sachen liegen noch in Petersburg und werden dort einfrieren", schreibt er an Rhoon au» Toulouse, „meine Wagen sind in Stettin, meine Pferde bei Ber lin auf dem Lande, meine Familie in Pommern, ich selbst auf der Landstraße. Ich gehe jetzt nach Paris zu rück, obschon ich dort weniger wie je zu tun habe, mein Urlaub ist aber um." Unterdessen war der Konflikt König Wilhelms 'mit dem Landtag auf seinen Höhepunkt gestiegen. Nachdem das liberale Ministerium in sich zusammengebrochen und von Rhoon gestürzt worden war, führte der alte Fürst Hohenlohne nur noch provisorisch den Borsitz im Ministerium; Bismarck sollte schon im Mai berufen wer den, aber allerlei Reibereien und Jütriguen gegen ihn verhinderten das. Doch blieb die Frage von nun an in Fluß. Immer schärfer spitzte sich die Situation zu; die Militärvorlage, an der de» Königs ganze Reorganisa- tionSpläne hingen, wurde abgelehnt, und der 65 jährige Monarch trug sich ernsthaft mit dem Gedanken, die Krone in die Hände seines Sohne» zu legen. In dieser schwierigen Lage brachte ein entscheidender Schritt Rhoons die Erlösung. In zwei Telegrammen rief er Bismarck herbei. ES ist viel darüber gestritten worden, wieviel Telegramme — Bismarck spricht nur von einem — und von wem sie an ihn abgesandt wurden. Heute ist erwiesen, daß die beiden dringlichen Botschaften von dem KriegSministee stammten, der in dem Freund allein noch Hilfe sah. Die erste Depesche, die wahrscheinlich am Bormittag des 17. September aufgegeben wurde, hatte wohl den Wortlaut: „Die Birne ist reif." Tie zweite vom 18. läutete: „Periculum in mora. DePechez-vouS." (Gefahr in Verzug. Beeilen Sie sich.) Auf dieses drin gende Telegramm hin eilte Bismarck sofort nach Berlin. Der schnellste Zug brachte ihn in knapp 25 Stunden in die Heimat. Ms Bismarck am 20. September in Ber lin eintraf, war am Tage vorher ein Vermittlungs versuch des Kronprinzen fehlgeschlagen. Bismarck wurde zuerst zu diesem beschicken und dann am 22. Septem ber in jener berühmten Unterredung, die alle Bedenken des Königs beseitigte, von Wilhelm zu Babelsberg em pfangen. Der König hatte ihn durchaus nicht gerufen, Um seine Ernennung zu vollziehen. Gr wollte nur mit ihm die Situation besprechen, weit ec eS für notwendig hielt, kein Mittel unversucht zu lassen. Aber die bereit- ! willige Hingabe seines Pariser Gesandten, sein des Sie ges sicherer ZukunftSmut richteten den König, der in den I letzten Wochen nur widerstand und Enttäuschung gefun den hatte, wieder auf und flößten ihm Vertrauen ein. »Ich will nicht regieren," so leitete der Monarch da» Ge spräch ein, -,wenn ich eS nicht so vermag, wie ich es vor Gott, meinem Gewissen und meinen Untertanen verantworten kann." Er zeigte Bismarck die Abdan- kungSurkünde, die schon ausgestellt auf dem Tisch lag, und als er fragte, welche Bedingungen Bismarck bei der Uebernahme deS Ministeriums stellen werde, er- widerte dieser tief erschüttert: „Gar keine. Ich fühle wie ein churbrandenburgischer Vasall, der seinen Lehns herrn in Gefahr sieht; was ich vermag, steht Eurer Majestät zur Verfügung." Es gelingt ihm, den König von den Abdankungsabsichten abzubringen und wieder aufzurichten. „Dann ist eS meine Pflicht," erklärt der Monarch, „mit Ihnen die Weiterführung deS Kampfes zu versuchen, und ich addiciere nicht." Die weiteren Besprechungen erfolgten dann bei einem Spaziergang im Park. Der König geht mit BiSmarck ein von ihm entworfenes Regierungsprogramm durch, das in seiner engen Schrift acht Folioseiten füllt, und BiSmarcks Worte gipfeln in dem Bekenntnis : „In dieser Lage werde ich, selbst wenn Eure Majestät mir Dinge befehlen sollten, die ich nicht für richtig hielte, Ihnen zwar diese meine Meinung offen entwickeln, aber wenn Ne auf der Ihrigen schließlich beharren, lieber mit dem Könige untergehn, als Eure Majestät im Kampfe mit der Parlamentsherrschafft im Stiche lassen." Tie prinzipielle Verständigung zwischen beiden ist so voll ständig, daß der König das Programm zerreißtz „Er war im Begriff," erzählt Bismarck, „die Stücke von der Brück« ^SSINStLL- Vudev Fröste äocko vams vvriaogo äoa aUoruonvston Saiooo-Noäv -Füdror gratis unä kranka von ^.äoipd Lonavr, vroeäou, LItwarktIL. I« zwei Wetten. Roman von Ewald August König. 92 „Wollen Sie mir versprechen, Ihrer Schwester zu ver schweigen, wa» ich Ihnen gesagt hab«?- fragte er. „Jetzt, so kurz nach dem Bruch mit Gteinthal, ist noch nicht die Zeit, über solche Dinge mit ihr zu reden und ich wünsche auch, daß wir vorher näher miteinano« bekannt wnden." „Jch verspreche eS Ihnen,- erwiderte Konrad. „Wird es nicht aufsallen, wenn ichietzt mit Ihnen gehe?" „Weshalb sollte eS auffallen? Wir sind ja miteinander befreundet." „Die Mittagsstunde ist schlecht gewählt." „Ich werde den Meinigen sagm, ich wolle Ihnen ein Buch leiben, da» ist eine hinreichende Erklärung." Der Musiker nickte befriedigt und folgte feinem jungen Freunde die steile Treppe hinauf. Zögernd überschritt er die Schwelle de» einfachen Stüb chen» ; di« Herzlichkeit, mit der Marianne ihm entgegen kam und ihn begmßte, befreite ihn bald au» sein« Befan genheit. Er wurde d« alten Mutt« vorgestellt, ihr gegenüber mußte « Platz nehmen, sie plauderte so gemütvoll mit ihm, daß « die Zeit vergaß, die ihm selten so rasch ver strichen war. Mariann« saß neben ihm, st« neckt« ihn mit seinem Reich tum, ihr« Heiterkeit «freute ihn, weil « daraus «kannte, daß st« die Lernichtung ihr« Hoffnungen schon überwunden hatte. Nach einem Blick des Einverständnisses mit sein« Schwe ster luv Konrad den Musik« zu einem Teller Suppe ein. „Wenn St« vorlieb nehmen wollen, werden Sie als Gast willkommen sein,* sagt« «, „wir haben nichts weit«, als Kartoffelsuppe und «in Stück Jleisch." „Metn Leibgericht,* unterbrach Grimm ihn Helt«, „ich nehm« di« Einladung mit Dank an.* Mariana« trug die Snpp« auf, sie mundet« allen vortreff lich, ein Stück Brot und etwas Käse bildete den Nachtisch. Manches SHerzwort mußt« d« Gast hören, auf Ger hard Gteinthal kam nicht die Rede. Niemand wollt« die hei tere Stimmung trüben. Um sich zu revanchieren, lud der Musiker di« kleine Familie für den nächsten Sonntag zu einem Ausflug aufs Land etp. Nach einigem Hin- und Her- reden wurde die Einladung angenommen, frohgelaunt nahm Grimm Abschied, als Konrad wied« ins Bu«au zurückkehren mußte. „Ich bin Ihnen sehr dankbar,* sagte «, als sie das Hau» verlaßen hatten, „so schöne Stunden habe.ich selten verlebt. Ihre Mutt« ist eine prächtige Frau, und bei Ihrer Schwester muß man sich wohl fühlen.* .,, „Wir geben uns, wie wir sind,* «widerte Konrad, „wir besitzen nur wenig und verdienen eben genug, um beschei den lebeinzu können, ab« wir sind zufrieden und hegen keine Wünsche, deren Erfüllung nicht in der Wahrscheinlichkeit liegt. So schützen wir uns vor Enttäuschungen, die stets Unzufrieden heit zumcklaffen, und Bedürfnisse, die wir nicht bestreiten kön nen, lernen wir nicht kennen." „So habe ich es auch immer gehalten,* nickte Grimm,' „war man nicht haben kann, darauf muß man verzichten können, es hat mich recht innig gefreut, daß Ihre Schwester sich so rasch und leicht in die neuen Verhältnisse hineinfand." „Sie ««achtet den Ehrlosen, d« sie betrog, finden Sie das nicht begreiflich und natürlich?* „Um so bester, — o, ich glaube, d« nächste Sonntag wird schön werden!" Konrad warf «inen verstohlenen Blick auf seinen Beglei ter, der in Sinnen versunken war. . „Er wird für Sie ein teurer Tag werden,* scherzte er. „Vielleicht auch ein Glückslag für mich—oder fürchte» Sie, daß ich in dieser Hoffnung mich täuschen kann? Ich will nicht mir selbst schmeicheln, aber ich glaub« doch, einen guten Ein druck Hinterlasten zu haben, und darauf läßt sich getrost wet terbauen. Aber verraten Sie noch nicht», da» würde Ihre Schwester befangen machen, und ich möchte sie am Sonn tag gern heiter sehen. Hier wollen wir scheiden, ich dank« Ihnen nochmal» von ganzem Herzen für die frohen Stun den, leben Sie wohl.* D« Musik« war an einer Straßenecke stehen geblieben, n bot seinem jungen Freunde die Hand, «ine tieftnnere Freude strahlte aus jedem Zuge seines Gesichts. „Wann sehen wir Sie wieder?" fragte Konrad. „Würde eS unbescheiden sein, wenn ich vor Sonntag noch einmal Sie besuchte?" „Im Gegenteil, wir würden Sie herzlich willkommen hei ßen. Bergesten Sie aber nicht, daß in den Augen der Leute Ihre Besuche nur mir gelten dürfen, damit der guke Ruf meiner Schwester —" „Sie haben recht, ich komme nur dann, wenn ich weiß, daß Sie zu Hause sind," unterbrach Grimm ihn rasch, „viel- leichtmorgenfchon, leben Sie wohl." Er bog mit raschen Schritten um die Ecke, und er hatte noch keine Zeit gefunden, seine Gedanken zu sammeln, als er sich dem Wirt Steinthal gegenüber sah, dessen Erregung ihm auffiel. „WeShalb kommen Sie nicht mehr zu mir?" fragte Stein thal in einem ziemlich barschen Tone, und ein mißtrauischer Blick begleitete diese Worte. „Gefällt es Ihnen bei mir nicht mehr? Sie verkehren jetzt wohl nur noch in vornehmer Gesellschaft, seitdem Sie ein reicher Herr geworden sind?" „Ich bin weder reich noch vornehm geworden," erwiderte der Musiker, dem das Blut heiß in die Stirne stieg, „wenn ich nicht mehr zu Ihnen komme, so beruht die» auf anderen Gründen." „Die ich wissen möchte!" „Die Sie erraten können. Ihre Grobheit macht den Gästen den Aufenthalt in Ihrem Hause nicht angenehm, und Ihre Handlungsweise Ihrer ehemaligen Braut gegenüber ist auch nicht dazu angetan." „Das sind Prioatsachen, die keinen Gast etwa» angehen,* brauste Gteinthal auf, „Sie können ja nicht einmal beurteilen- auf welcher Seite dar Recht ist." „Ich weiß da» sehr genau, aber ich mag mit Ihnen nicht darüber streiten. Wenn Sie einen guten Rat annehmen wollen, so verkaufen Sie die Wirtschaft wieder, Sie werden in jenem Hause und wohl auch in dieser Stadt niemal» auf einen grü nen Zweig kommen." „Ich habe keinen guten Rat nötig,* spottete der Wirt, ab« Grimm hörte nicht mehr auf ihn, er hatte seinen Weg schon fortgesetzt. 169,X
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