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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1912
- Erscheinungsdatum
- 1912-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191210266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19121026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19121026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1912
- Monat1912-10
- Tag1912-10-26
- Monat1912-10
- Jahr1912
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.10.1912
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«41 >1 ' '<! die sie sich au» dem Korrektion-Hau» für die Frauen wählen dürfen. In dem Hau^dort Bouratl steht ein niedriger finsterer Bau, von einer riesigen Mauer um geben, der etwa 80 Krauen beherbergte, als der Verfasser ihy unter Führung einer ehrwürdige« Oberin besuchte. Sie waren alle nach Neukaledonien geschickt, um die Hei- rafsträume der* Junggesellen und Witwer, die eine Land- von Zession erhalten hatten, zu verwirklichen. Tie Straf register dieser Ehekandtdattnnen wiesen schlimme ver brechen aus, und auch in ihrem Aeußeren hatten die meisten nicht» Anziehendes.' Rur eine Brünette zeichnete sich durch elegante Haltung und eine fast vornehme Phy- stognomie vor ihren Gefährtinnen au», deren Allüren gemein und Gesichter verwelkt erschienen; aber gerade sie bezeichnete die Oberin als eine abgefeimte Spitzbübin, die wegen Mordes zu lebenslänglicher Verbannung ver urteilt war und die, um aus dem Gefängnis zu kommen, einen Araber geheiratet hatte, dem sie immer wieder davonlief. Wenn ein Sträfling, des einsamen Leben» mttde, sich eine Lebensgefährtin zu nehmen gedenkt, rich tet er einen Antrag pn die Behörde, der in her Regel bewilligt wird, loenn er gut angeschrieben ist und Frauen zur Verfügung stehen. Mit einem Aufseher begibt er sich dann in da» „Kloster", wie in Neukaledonien das Frauendepot genannt wird, und dort führt man ihm hinter einem Gitter die Insassinnen des Hause» vor. Gefällt ihm eine, so bezeichnet er sie der Aufseherin, und er wird aufgefrrdert, am nächsten Tage wieder vor- zusprechen. IM „HeiratSkiosk", einem grünen Holzpavil lon des Klosterhoses, spielt sich dann das zweite Stell dichein ab. Ter Kiosk hat zwei Eingänge; einer führt ins Frauendepot, der andere ins Freie. Ter Heirats- kandidat tritt durch diesen ein, während die Braut durch die andere Pforte vorgesührt wird. Hier hält eine Auf seherin Wacht, dort steht ein Aufseher Posten, um zu ver hüten, daß die Unterhaltung des Paares sich zu lebhaft gestalte. Mit der Frage: „Hast Tu Hühner, hast Tu Schweinchen, hast Du ein Moskitonetz?" beginnt die Frau in der Regel die Unterhaltung, und lautet die Antwort günstig, so spricht man weiter über die Zukunftsprojektc und wird sich bald einig. Weitere Besuche folgen, zu besten kleine Geschenke, ein Paar Hosenträger mit ein gesticktem Monogramm und als Gegengabe — einge schmuggelter Schnaps gebracht Werden, und nicht lange danach findet die Eheschließung statt, die meist serien weise vorgenommen wird. Ter Maire von Bourail er zählt Heindl von einer Hochzeit von 23 Paaren, die .alle im Saal der Mairie versammelt wären. Nachdem 46 „oui" in allen Tonarten erklungen waren, zogen die Paare zur Kirche und von dort insj Wirtshaus, um die Hochzeit gebührend zu feiern. Tie Regierung zahlt nämlich eine Heiratsprämie von 150 Frs. und mit 23 mal ISO Mrs. läßt sich ein gutes HoöMtsmahl bereiten. So schmau sten und tranken, sangen und tanzten die 23 Paare ver gnügt die Nacht hindurch und fanden erst am frühen Morgen den Heimweg. Trotz aller Mißstände verweigert die Behörde selten ihre Zustimmung zu den Sträflings ehen und kümmert sich nur darum, ob die beiden Braut leute nicht bereits durch eine andere Ehe gebunden sind. „Sind Sie Witwer?" fragte der Gouverneur Feillet einen Konzessionsinhaber, der sich nm eine Frau bewarb. „Selbstverständlich," antwortete der Mann mit einem pfiffigen Lächeln, „da ich doch hier bin >vegen der.Um stände, die den Tvd meiner Frau herbeigeführt haben." Seine zukünftige Lebensgefährtin war zugegen, und auch sie lächelte. Man kann sich denken, wie solche Ehen per- laufen. Mancher Sträfling hat sich aber auch bereits vor seiner Teportation verheiratet, und die Regierung sorgt für die Herstellung des Familienlebens. Es wird den Konzessionären gestattet, Frau und Kind auf Staats kosten aus Frankreich kommen zu lassen, eine Vergünsti gung, von der die Strafverwaltung auf Lrängen des französischen Kolonialministeriums viel zu oft Gebrauch gemacht hat. Vermischtes. CK. TaS Haar und die Ch ar a kte r d e u t ttn g. Ter Bolksmund spricht seit langem von dem Zusammen hang zwischen Haar und Charakter. Tie Bösewichter ha- be^ stach ihm rote Haare, und die langen Haare ver raten kurzxn Sinn. Wissenschaftlich aber hat man sich noch wenig mit dieser Frage beschäftigt und so verdient denn ein Aussatz Beachtung, Len der Anthropologe Char les Cassel in der Newyorker „Populär Science Mvnthly" veröffentlicht. Im allgemeinen sind die charakteristischen Merkmale des Haares nicht nur Zeugnisse für eine be- stimmte Nationalität, sondern bieten auch ein unter scheidendes Mdrkmal für höhere und niedere Menschen rassen. Durch die Grobheit des Haares verraten die tiefer stehenden Völker wahrscheinlich ihre größere Nähe innerhalb der Entwicklungsreihc zu den tierischen Vor fahren. Auch die Farbe des Haares läßt sich dafür in Betracht ziehen, denn unter den menschenähnlichen Tieren ist kein Beispiel von blondem Kopfhaar bekannt, ebensowenig von blauen oder grauen Augen. Tie gün stigen und ungünstigen Anzeichen, die die Volkskunde aus den Haaren herausliest, haben sich mehr mit Einzel heiten beschäftigt. Rotes oder gelbes Haar steht in den dank« 1« «n» auch Einfluß nach außen ht« verschaffe« awlle«. Leu« das Gute soll herrsche». Und wo wir etwa» für gut halten, da schickt un» unser Gewisse» in de» khimpf, um )ür seine Herrschaft zu streiten. Ter For- scher, der Künstler, der Politiker — sie alle sind solche Streiter für die Herrschaft dessen, wvs ihnen gut scheint. Und auch tvenn sie dabei irren, ändert da» nicht» an ihrer Verpflichtung. Sie alle fühlen es, wir sollten Werheuge de» Guten sein. Werkzeug aber gehört mit Werk und Wirken zu- jammen. Und deshalb ist es kein tadelsivertes Strebe», wenn wir unser» Wirkungsbereich auszubreiten streben. Rur muß er wirklich ein Bereich des Wirken» bleiben. Wir müssen ihn ausfüllen können mit lebendigen Kräf- ten. Er muß zu dem Maße unserer Begabung und un- sereS Fleißes im rechten Verhältnis stehen. So machen uns die größeren Zwecke, denen wir wirk lich nachwachsen können, selbst größer und glücklicher. Aber auch nur diese. > ES ist ein lieblicher Anblick: «in wohlgepflegter, blumen- und früchtetragender Garten. Wir begreift» die Freude und den Stolz seines Besitzers. Und wenn dessen Nachbar auch die.dreimal größere Fläche besäße, aber nicht Mittel und Kräfte, sie ebenso glücklich und intensiv zu bearbeiten, so würde er uns gewiß nicht beneidens werter erscheinen. So hat jeder im Leben sein Feld zu bestellen. Und jedtr wird es zu vergrößern trachten, um sich und den Mitmenschen mehr Früchte darauf zu ziehen. Wenn aber die Früchte ausbleiben, dann tvird die Vergrößerung nur zum Raube an der Menschheit. Tann, wird die Herr schaft zur hohlen Herrschsucht und der Ehrgeiz zur blin den Ehrsucht. Und damit zieht in die Seele der Zwie- spalt und das Unglück ein. Herrschsucht und Ehrsucht machen das Mittel zum Zweck. Sie sind unersättlich. Sie wollen nur wachsen und tvachsen wie geile Aeste, die keine Früchte tragen. Glück und Befriedigung gedeihen nur da, tvo wir uns nicht nur dem Namen, sondern auch der Wirklichkeit nach als Herren unseres Macht bereichs wissen und wo wir der erreichte» Ehre uüs nicht unwürdig zu fühlen brauchen. Es ist bitter, in zu engen Schranken reiche Kräfte nicht entfalten zu können. Aber eS ist wohl noch bitterer, im weiten freien Raum zu stehen, ohne ihn ausfüllen zu können. Darum laßt uns aufwärts streben, in die Höhe und Breite bauen, größere Zwecke suchen, aber nicht vom äußern Glanz des Herrschertitels geblendet, sondern von dem Drange beseelt, wirkliche Herrscher über den Kreis unseres Schaffens und Denkens zu sein und zu bleiben. Lieke und Kunst. Roma» von Friedrich Frhr. von Dincklage. LS „Längst hätte ich meine Kunst liegen lassen, von deren reichen Erträgen ich so lauge in maßloser Verschwendung lebte, — bis ich dann plötzlich — am Ende war. Gott sei Dank kann ich jetzt sage». Noch einmal erwachte nun meine ungezügelte Frei- heitSidee — mein Dämon! Ich hatte einst von den Rei zendes Trappcrlebens gehört, und — es war eine wüste, wilde Gesellschaft, mit der ich hinauszoa, dem Westen zu —im mer weiter. Unter grenzenlosen Anstrengungen war daS Pla teau des Colorado, unser Ziel, fast erreicht, als ich einem heftigen Fieber verfiel. Abends schleppte ich mich mühsam Mit, dann, nach dem Durchschwimmen eines Creek, verließen mich die Kräste.und als ich von langer Ohnmacht erwachte, sah ich mich von wilden, buntbemalten Männern umgeben — Indianern. Bis ans daS Letzte auSgeraubt — ohne Pferd, ohne Waffen, hatten mich meine säuberen Kameraden liege» gelassen, und nun fand ich Barmherzigkeit bei Iden Wilden. — Ueber ein Jahr genoß ich die Gastfreundschaft deS Stam mes d«r Navaio. Kurz übergehe ich eine Zeit, von der ich unendlich viel erzähle» möchte, eine Zeit, in der ich von den Indianern lernte, zielbewnßt zu handeln nnd sich selbst treu zu bleiben. Ich schloß mich einem Zuge von Jägern »nd .Händlern nach dem Oste» an «nd begann nun mit vollem Eifer einen Beruf wieder anfznnehmen, den ich vorJahren ab- geschüttelt. Im Leben mit den Freien in der Freiheit war »rein Dämon einem festen, ernsten Willen gewichen,—ich nannte Ihnen schon die Arbeit, fdie ich durchführen will und nun — durchführen werde. Ich habe nicht veraessen, daß ich vergebens die Hand »ach einem Kleinod auSstnckte, das ich einst voll mir geworfen; — bann aber habe ich den Verlust überwunden, überwunden an her Seite eine» kindlich frommen NaturlindrS, daS mir eine fast abgöttisch« Liebe zuwandtr — bi» znm Tode.' IS. Kapitel. Da» Opern-Gastspiel in der 14. Street nahte seinem Gude. Nene Lorbeeren brachte Andrea Nicolini Tag für Tag heim. Täglich war da» Theater, die Aradrmy of mnsie, bi» unf dm letzten Platz gefüllt. Herz gehörte schon damals der Musik, und, wie sich nun einmal Talente nicht unterdrücken lassen, mein Vater willigte ein, als ich mich der Bühnenlaufbahn zuwandte. Was soll ich Ihnen von meinen Studien, von meinen ersten Knnstleistnngen sagen? Ich glaube nicht zu übertrei ben, wenn ich -»gebe, daß meine Stellung am Wienev Opern hanse schon nach zwei Jahren eine durchaus gesichert« war, «nd daß der Name der Ellen Almaida damals in Wien eine» guten Klang hatte." „Mein Gott, Sie sind die Almaida? Mit Begeisterung hat mir meine Mutter von Ihnen erzählt. zSie hat Sie einst in Nom gehört!" „In Rom? Ja, da gastierte ich im Jahre 1820. Aber wie kam Ihre Mutter nach Rom?" „Damals lebte mein Vater noch dort, als Musiker; dort rvqr eS auch, wo er meine arme Mutter kenne» lernte. Sie war als Gouvernante mit einer deutschen Familie an» ihrer Heimat, der Pfalz, nach Rom gekommen nnd hatte sich als Musiklehrerin dort niedergelassen, al» mein Bat^r sie fand. Viel Glück hat sie nicht erlebt; venn mein Vater war leicht sinnig und kam immer mehr zurück. Wäre sie nicht so jung gestorben, dann wäre e» um meine Erziehung auch bester be stellt gewesen!" ..Ihre Mutter hat Ihnen eine Erbschaft hinterlassen, die keine Erziehung geben kann. Sie haben Herz nnd Gemüt, mein Freund, nno in Verbindnua darf selbst ein bißchen Erbschaft vom Vater, etwa» leichter Sinn, nicht schaden," sagte sie lächelnd. „Sie haben mir übrigen» meine Erzählung ver kürzen helft»," fuhr sie wieder in ernsterem Tone fort. „Er wav eine kurze, aber unendlich glückliche Laufbahn, die ich anf der Bühne erlebte und welche, nach einer Gastreise durch Italien nnd Deutschland, in einen» festen Engagement an der Wiener Oper gipfelte." Sie verharrte einige Augenblicke in ernsteren» Sinne», ehe sie sortsnhr: „Sie miste», welche Gefahren einer jungen Künst lerin drohen, möge die Kunst nun einen Name» haben, wel chen sie wolle. Auch mir traten solche Gefahre» nah«; aber mein klarer Blick und da» treue Ange meine» Vater» be wahrten mich. Man räumte mir eine dnrchan» würdige Stel lung in der Gesellschaft ein." 201,80 Sprichwörter« der Völker Im Gegensatz zu Ve-abuvg oder gutem Charakter. Auf alten Bildern werde» Juda» und Kain mit Voten Bärten abgebildet, um schon dadurch die Boshaftigkeit ihrer Natur anzuzetge«. Seltsamerweise erscheint aber auch das blionde Haar im Volksglaube» nicht als ein Anzeichen besonderer Tugenden; diese lver- den vielmehr dem braunen und besonder» dem kastanien braunen Haar zugeschrteben. Tie schwarze Haarfarbe, die die Wissenschaft al» einen Zusammenhang mit niederen Rassen deuten kann, gilt durchaus nicht für ein schlecht tes Zeichen, besonder» wenn LaS Haar fein und reich ist. Ten zarteren Schattierungen de» roten Haares, dein Goldblond und dem Rotbraun wird bet Frauen groß« Schönheit -»gesprochen- und die Trägerinnen dieses Schmuckes sollen treu in ihrer Liebe und fest in ihren Entschlüssen sein. Geht man von solch mehr poetische», Ausdeutungen zu den Ergebnissen wissenschaftlicher For schung üher, so ist zunächst der Beziehung zwischen Haaren und Verbrechen zu gedenken. Havelock Ellis, der ausgezeichnete Ethnologe, der sich mit dieser Frage be sonders beschäftigt hat, stellt fest, daß die Zahl der schwarzhaarigen Personen unter den Verbrechern im Ver hältnis beträchtlich größer als unter der übrigen Be- völkerung von England, Italien und Amerika. Ter Bart deS Verbrechers ist nach seinen Untersuchungen gewöhn lich dürftig, das Kopfhaar dagegen zumeist üppig. Ein großer Prozentsatz der Verbrecher ist wollhaarig, und dasselbe hat man Lei Idioten beobachtet. Unter ver brecherischen Frauen soll ein besonderer Reichtum an Haar hervortreten. Jedoch ist man sich über die bei den Verbrechern vorherrschende Haarfarbe durchaus nicht in» klaren; amerikanische Gelehrte sind zu dem Resultat ge kommen, daß das blonde Haar stärker vertreten sei als das schwarze. Cassel wendet sich dann besonders der Frage nach der Haarfarbe und Hacrrart deS Genies zu. Aus Biographien und sonstige» Mitteilungen hat er ein großes Material gesammelt und ist zu dem überraschen den Resultat gekommen, daß bedeutende Menschen zwar zumeist blaue und graue Augen haben, aber nicht, wie man danach annehmen möchte, blonde, sondern schwarze Haare. Eine große Liste von schwarzhaariger» Genies führt er auf, unter denen »vir nur Esleridge, Ibsen, Browning und Tennyson nennen. Braunhaarig »raren u. a. Napoleon, Cromwell, Washington, Milton, Shelley, Keats. Tie Zahl der blondhaarigen Berühmtheiten ist viel geringer. Nicht ein einziges Genie will der Autor gefunden haben, dessen Haare „gelb" genannt werden, doch sei dem gegenüber darauf hingewiesen, daß das Haar unseres Schiller als gelb, ja sogar als rot.be zeichne! wird. Was die Art der Haare anbelangt, so scheinen die Locken des Künstlers, von denen inan immer spricht, auch vor dem Forum der Wissenschaft zu be stehen. Bon 00 Genies, von beizen Beschreibungen des .Haares gesammelt wurden, ist bei 26 die Art des Haares aufgeführt und bei 22 von ihnen wird! es als lockig oder wellig geschildert. Von diesen 22 waren Id Dichter, Künstler oder Schriftsteller. Haare von besonderer Weich heit und Fülle ist eine häufige Begleiterscheinung der künstlerischen Begabung. Tas gilt nicht nur von den Musikern, bei denen das lange Haar ja sprichwörtlich ist. Man »vird im allgemeinen annehmen können, daß künst lerisch begabte Individuen welliges oder lockiges Haar haben, doch gibt cs auch Ausnahmen, wie z. B. Grieg. Dagegen daß grobes und hartes Haar von geringerer Be- gabung zeuge, sprechen die Haare Napoleons und An drew Jacksons. - u ! CK. Frauen- und Eheleben in derStraf kolonie. Einen Einblick in ein trübes Kapitel des Frauenlebens eröffnet die Schilderung eines Besuches auf der französischen Strafiniel Neu-Caledonien, die C. Heindl in cinein neuen Werke -.Meine Reise nach den Strafkolonien", das soeben bei Ullstein in Berlin er scheint, veröffentlicht. Die Verwaltung liefert den Sträf lingen »richt nur ein Stück Erde zur Bewirtschaftung, sondern auch, sobald sie dies wünschen, eine Ehefrau, Es war „Mode" geworden, de» wunderbaren Italiener als Trollbadonr zu hören nyd — zu sehen. Ja, es gab damals Ladys in Neiv-Uork, die mehr Wert auf das Sehen, wie auf das Hören legten, nnd „hiS melancholy face, hiS sorroiv- ful eyeS" erregten vielleicht ebenso lebhaftes Herzklopfen, wie seine „handsome voice". Die glänzendsten Anerbietungen des rührigen „Unterneh mers" der Oper hatten den gefeierten Sänger nicht bewegen können, ein ferneres Eilgageinent anzunehmen. „Ein unüber windliches Heimweh" ziehe ihn nach Europa, hatte er ohne Scheu erklärt, und schon waren Verbindnngen mit der Wiener Oper angekniipft. J»n gastlichen Hause der McS. German in der ChamberS- Street hatte der Sänger seit seiner Rückkehr nach Neiv-Uork Wohnung gefunden, und gemeinsam mit seiner Wirtin wollte er in welligen Tagen die Reise nach Europa antreten. MrS. German beabsichtigte, die Tochter von Weimar abznholen und dann, nach längeren Reisen, nach New-Uork ziiriickznkehren. Eben war zwischen Andrea und der Witwe ein Begegnen in Berlin verabredet worden. Jetzt — es »var nach dein Fünf-Uhr-Tee —saßensich beide stumm gegenüber. ES herrschte jenes ahnungsvolle Schweigen, da» einer intimeren Aussprache „zu Zweien" wohl oorangeht. „Sie versprachen —" begann endlich Andrea, ohne seinen Satz zu vollenden. „Ja, ich versprach, Ihnen heute fzu sagen, »va» mich in so nahe Beziehungen zur Kunst gebracht. WaS ich bislang noch niemand anvertraute, seit ich diese» Land betrat, — Sie sollen e» wissen. Sie sollen mich kennen, wie ich bin, tch werde ohne Rücksicht gegen mich selbst sprechen. Sie haben selbst eiir warmes Herz und werde»» ein Her- verstehen, ba den PnlSschlag ergreifender Empfindungen gefühlt hat. Ich muß zurlickgehen in meine Jugendzeit, um in Kürze ein Le- benSblld zu entrollen, reich an Erfahrung«»». erhebende», »vi« unendlich trüben! Vor etwa dreiunozwanzig Jahren —also fast zn der Zeit, als Sie geboren wurden. — war mein Dattr al» Ünterbeinn ter bei der amerikanischen Gesandtschaft in Wien angestellt. Meine Mutter, eine Kreolin an» der Havanna, haste ich bereit» bald nach meiner Geburt verloren. Von ihr hatte ich nicht nur die änßer« Erschein»»«», sondern auch die Stimme geerbt, deren Reste Sie bewunderten. Mein ganze»
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