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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.02.1906
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1906-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19060202021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1906020202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1906020202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1906
- Monat1906-02
- Tag1906-02-02
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BeMg-.1pret- tzl »VktzmpttMchttt», «ü«r d«, AsSgabo» ftsll« adgeholtt »««tklMkLtz ^S L40, txt tügüch »wrtnmttga t>» Has» vierteljährlich .<tl U^—, Aumh Mk^t» wärttge» Lisgai^ftekk» «d dsrch dk Post bezogen für Teutschtasd ssd Oesterreich vierteljährlich ^4 Scklh für dir übrige» Sünder Umt Zettas g-prei-lifte. Diese Nmmna kostet «us ü ML allen Bahnhvsts and bei III den Zetta» g--8rrkä»fers I «rSsMtti«» Or»e»M-«r J lchauntLgag« L Telephon Nn. 15», Nr. LL^ «r. 1178. verltner «e»sktt-»S-vure<m r Berlin »V 7, Dorotheeastraße 8S. Tet.^ «r-VL7Ü. DreSSner Ue»aktt»n»-Vurra»: DreSden-L. SSv»eriLstr.Lü. rel.LXr.LSM. Nr. 5L Abend-Aud^ltbe. WpIgtr Tagtblalt Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzetge«.Prei- die S gespaUra« Petttzeil, fitr Leipzig und Umgebung LV Pf., für aa-wärt- SO Pfg. Familie», DohasagS- und Stelle». Anzeigen LO Pf. Ftn anziell« Anzeigen, Beschäft«anzrigen unler Text oder au besonderer Stelle nach Tarif. Für da» Erscheinen au bestimmten Tagen n. Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen und Extrabeilagen nur in der Morgen-Ausgab« Schluß der Ausahme nachmittag- 4 Uhr. Anzeiges-Annahme: > LugNstuSplatz 8, Ecke JohanuiSgafse. Haupt-Filiale verlta: TarlDuuck e r, HerzgUBayr^ofbschhandIg„ Lützowstraße 10 Gernsprecher Amt VI Nr. 4603). Filial-Expedition: TreSdev.Marirnstr 34. Freitag 2. Februar 1906. 10V. Jahrgang. Var wichtigste vom Lage. * In Dar-ps-Salaam ist ein Transport von Ein geborenen aus Deutsch-Guinea eingetroffen, die gegen die Rebellen in Ostafrika verwendet werden sollen. (S. Deutsches Reich.) * DaS neue Italienische Ministerium ist wegen seiner unklaren Haltung, und mangelnden homogenen Zusammen setzung von der liberalen Kammermajorität zu Falle ge bracht worden. j(S. AuSl. u. Letzte Dep.) * Der Zar v'ersicherte einer Bauerndeputation, er werde ihnen helhen, doch das Privateigentum sei unantast bar. (S. AuSl.) * Die zweite Haager Friedenskonferenz soll Ende April oder Anfang Mai zusammentreteu. (S. AuSl.) ?slitirche ragerrcda«. Leipzig, 2. Februar. Pveutzischc Professorenfragen. In einigen beteiligten Kreisen wird nach einer Meldung Berliner Blätter gegenwärtig erwogen, ob die Gehälter der an preußischen lhniversitäten etatSmäßig augestellten Pro fessoren zu erhöhen seien. Die Gehaltsverhältniffe der Pro fessoren sind in der Tat nicht glänzend. Manche beziehen überhaupt kein Gehalt (in Berlin sind eS 74), allerdings verfügen von ihnen ziemlich viele über eine feste Einnahme auS anderen Stellungen. Die mit Gehalt augestellten ordent lichen Professoren haben recht verschiedenes Gehalt, eS schwankt zwischen 1500 rgnd 15 000 jährlich. Der Durchschnitt dürfte in der Provinz 4500 in Berlin 5500 sein. Hierzu kommen vie Wobnungsgeldzuschüffe (meist 660 ^e, in Berlin 900 jährlich) und die Kollegiengelder, deren Höhe nicht nur von der Anziehungskraft des Professors, sondern ganz w, festlich auch von seinem Fache abhängig ist. Erheblich schlechter find die außerordentlichen Pro- fessoren gestellt. Ibr Meistgebalt in Preußen beträgt 4000 .4k, doch bezieht die Mehrzahl kaum 3000 Da ihre Nebeneinmutmen gering zu sein pflegen, so wird man das Gesamteinkommen durchschnittlich mit 5—6000 annehmen müsse«. DaS ist für einen staatlich angestellten Universitätslehrer und in Rücksicht auf die gegenwärtigen LebenSbediogungem sicher zu wenig. Dabei handelt es sich keineswegs um fmrge Leute. Berechnet man aus dem Lebens alter, das die ilm UniversitätSkalender verzeichneten Extra ordinarien in diese m Jahre erreichen, das aritmetbische Mittel, so erhält man für die philosophische Fakultät in Berlin die Zahl 52,4, in Greifswald 46, in Kiel und Göttingen 49. Der jüngste ExtrworvinariuS der philosophischen Fakultät in Göttingen ist 31 Ilahre alt, in Greifswald 33, in Berlin 34, in Kiel 41. Der Durchschnitt aber dieser Professoren steht in den vierziger J-ahren und muß mit einem amtlichen Ein kommen von ungefähr 5500 .4k zufrieden sein. Freilich hat die preußische Regierung einen Fonds von jährlich 435 000 > Mark, der zur Hckung der Einkünfte von Professoren ver wendet wird. Aber gerade diese außerordentlichen Professoren und die Bedürftigsten unter den Ordinarien pflegen verhält nismäßig am wenigsten zu erhalten. Vor allen Dingen: sie baden kein Anrecht darauf. Deshalb empfiehlt es sich ohne Frage, daß bei Erwägungen über Gehaltsaufbesserung von Beamten künftighin auch dieser Klaffe gedacht wird. Der Hochschulunterricht, die Pflege der Wissenschaft und das An- tchen deS deutschen ProfessorentumS, werden Nutzen davon haben." Zu gleicher Zeit wird noch eine andere Frage ventiliert, die nach Festsetzung einer bestimmten Altersgrenze, bei welcher eine Pensionierung bezw. Emeritierung der Universitätspro fessoren einrutreten hat. Das „B. T." wußte davon zu melden, e« fei geplamt, al- solche Grenze da- 70. Lebensjahr festzusetzen. Dabei wurde bemerkt, daß dann natürlich eine Pensionierung mit vollem Gehalt einzutreten habe und das Recht zum Halten privater Vorlesungen weiter bestehen solle. Dazu erfährt die „T. R.", daß es sich keineswegs um irgendwelche Gesetzesvorlagen, die den Landtag demnächst beschäftigen würden, bandelt. Es ist allerdings bei den preußischen Universitäten eine Um- frage darüber eingeleitet, ob es zweckmäßig ist, daß Uni versitätsprofessoren, welche ein bestimmtes Alter erreicht haben, verpflichtet sein sollen, dem Minister ihr Lehramt zur Verfügung zu stellen. Wie sich die Universitäten hierzu stellen, darüber fehlt noch jede Vermutung. KonfessionaliSmuS. In sehr anerkennenswerter Weise spricht sich ein Blatt, > bei dem wir dies wohl am allerwenigsten erwartet hätten, gegen den Konfessionalismus aus. Es ist das führende rbeinische Zentrumsblatt, die — „Köln. Volks zeitung'. Es sucht an einigen Beispielen nachzuweisen, daß politische Angelegenheiten, besonders solche der auswärtigen Politik, zuweilen nach einseitig konfessionell protestantischen Gesichtspunkten beurteilt werden, und knüpft daran die folgenden allgemeinen Betrachtungen: Man glaubt es kaum, bei wie vielen politischen Schachzügen ähnlicher Art konfessionelle Erwägungen im Hintergründe schlummern. Ihre Zahl ist Legion, wenn auch manchmal sür den Uneingeweihten nicht erkennbar. Bei weit mehr Plänen, als der arglose Wähler sich träumen läßt, zu deren Förderung die nationale Flagge aus- gesteckt wird, handelt es sich im letzten Grunde nur darum, der katholischen Kirche Abbruch zu tun und protestantische Interessen zu fördern. Selbst Leute, die wie Schreiber dieses mit solchen Tricks vertraut sind, haben oft mit Staunen entdecken müssen, daß an- scheinend ganz neutrale Fragen in der politischen Schale einen konfessionellen Kern bargen, Len inan freilich tunlichst zu verbergen bestrebt war, um das Plänchen leichter durchführen zu können. Unter Umständen wird ja auch abgeleugnet bi- zum letztem Atemzuge. An einer andern Stelle sagt das Blatt: Selbst wenn da- deutsche Volk durch die Bank protestantisch wäre, so müßten wir da- doch rügen; denn nur Deutschlands Interesse kann für uns in Betracht kommen, nicht der Vor- oder Nachteil der protestantischen Kirchengemeinschast. Treffend schreibt hierzu die liberale „Köln. Ztg.': Wir sind in der seltenen, aber angenehmen Lage, mit diesen AuSiühv'liaei dirchouS überetoznstimmeu, denn wir sind mit Exzellenz Hamm der Meinung, daß der KoZessionalismus, wie -r auf dem nationalliberalen Delcgierteotage zu Koblenz sagte, nufer ganzes staatliche- Leben zu verseuchen droht. Nur glauben wir, daß die „Kölnische Volk-zeitung" die Schuld zu einseitig verteilt, wenn sieden politischen Katholizismus, wie ihn das Zentrum vertritt, von der Teilhaftigkeit daran ausnimmt. Wer, wie diese Partei, die konfessionelle Absonderung von der Wiege bl- zum Grabe, am häuslichen Herd, in Schulen, Vereinen und Grabstätten systematisch betreibt, wer alle Dinge mit der konfessionellen Paritäts- elle mißt, der hat kein Recht darüber zu klagen, daß das Lamm das Wasser trübe, der sollte sich nicht zum Splitterrichter ans- werfen, bevor er den Balken im eigenen Auge entfernt hat. Aber vielleicht macht das ultramontane Blatt seine Unterlassungssünde demnächst gut mit der Mahnung, daß auch für das Zentrum fortan nur Deutschland- Interesse, nicht der Bor- oder Nachteil der tatho- lischen Kirche, in Betracht zu kommen habe? Deutscher Sricgsschifssbau. In den letzten drei Jahren liefen an deutschen Kriegs schiffen, mit Ausschluß der Torpedoboote, 22 Schiffe mit einem Gesamt-Deplacement von 140164 Tonnen vom Stapel, nämlich: 1903 10 Schisse von 60 163 Tonnen. 1904 5 Schiffe von 42 400 Tonnen. 1905 7 Schiffe von 37 601 Tonnen. Diese Zahlen lassen vermuten, daß in früheren Jahren die Bautätigkeit größer gewesen ist. In Wirklichkeit ist das nicht der Fall, die Differenz kommt daher, weil im Jahre 1903 drei Linienschiffe vom Stapel liefen, in den beiden fol genden Jahren aber nur zwei, und daß der für 1905 in Aus sicht genommene Stapellauf eines Panzerkreuzers auf das Jalhr 1906 verschoben worden ist. Auf die einzelnen Schiffs- typen verteilen sich die Neubauten folgendermaßen: 7 Linienschiffe 2 Panzerkreuzer 8 kleine Kreuzer 3 Kanonenboote 2 andere Schiffe von 92 400 Tonnen, von 19 000 Tonnen von 26150 Tonnen, von 1313 Tonnen von 1301 Tonnen Auf kaiserlichen Werften wurden nur fünf Schisse von 32 600 Tonnen vom Stapel gelassen, also noch nicht einmal ein Viertel der ganzen Leistung. Der Hauptteil des Kriegsschiffsbaues fällt mit reichlich zwei Drittel auf den Bau von L i n i e n s ch i f f e n, die Hauptwaffe des Seekrieges. In das andere Drittel teilen sich Panzerkreuzer, kleine Kreuzer, Kanonenboote und Spe- zialschiffe. Zunächst werden alle Kräfte für eine Ver stärkung der Schlachtflotte angespannt. Das Ueberwiegen der Linienschiffsbauten wird in den nächsten Jahren noch größer werden, wenn erst die neuen 18 000 Tonnen Panzer die jetzigen 13 000 Tonnen Schiffe ablösen. Die durchschnitt liche Jahresleistung wird schon sehr bald auf 58 000 Ton nen anwachsen. Das ist ein Quantum, das sich bei dem jetzigen Stande des Kriegsschifssbaues ohne große Mühe beschaffen läßt. Dem Handelsschiffsbau gegenüber sind die Leistungen des Kriegsschiffsbaues sehr bescheiden; obwohl die Kaiserlichen Wersten zuletzt weniger wie früher zur Neubautätigkeit herangezogen worden sind, hat der Kriegs schiffsbau nirgends den Bau von Kauffahrteischiffen be einträchtigt. Deutsches Leich. Leipzig, 2. Februar. * Zum Wechsel des Zolltarifs wird uns von der Leipziger Handelskammer geschrieben: Da hier und da noch immer Zweifel bestehen dürften wegen der Anwendung des alten oder neuen deutschen Zolltarifs aus die in der Ucberganas- zeit in das deutsche Zollgebiet eingeführten Waren, seien die Interessenten auch an dieser Stelle auf die Generalverord nung der Königlichen Zoll- und Steuerdirektion Dresden vom 30 November v. I. hingewiesen. Danach unter liegen den Tarifsätzen und Vorschriften des jetzt geltenden Zolltarifs nur noch die- leniaen Waren, die bis-um P. Februar 1906 (einschließlich) bei der zuständigen Zollstelle zur Ver zollung, zur Abfertigung auf Begleit- schein II oder zur Änschreibung auf Privat- kreditlagerangemeldetundzurAbfertigung gestellt werden. 9 Abs. 2 des Vereins-Zollgesetzes vom 1. Juli 1869ck Alle anderen Waren, insbesondere auch solche, die bei Beginn des 1. März 1906 in öffentlichen Niederlagen, Privattransit- oder Privatteilungslagern mit oder ohne amtlichen Mitverschluß oder in den Beständen fortlaufender Konten vorhanden sind, unterliegen also den Tarifsätzen und Vorschriften des neuen Zolltarifs. Aus der oben angeführten Bestimmung des § 9 Abs. 2 des Ver- eins-Zollgesetzcs ergibt sich auch ohne weiteres, daß die alten Zollsätze auf diejenigen Waren Anwendung finden, die vor dem 1. März 1906 zur Verzollung angemeldet worden sind, über deren Tarifierung aber Zollslreitigkeiten ent stehen, die erst nach diesem Zeitpunkte endgültig entschieden werden. Was ferner diejenigen besonderen Fälle an langt, in denen das rechtzeitige Eintreffen einer nach- gcwiescnermaßen rechtzeitig abgeschickten Sendung durch höhere Gewalt verhindert worden ist, so gibt hier, wie der Finanzminister auf eine Anfrage aus der Mitte der Zweiten Kammer der Ständeversammlung in deren Sitzung vom 7. Dezember 1905 bereits näher ausgesührt hat, schon § 118 des Vereins-Zollgesetzes, der den Bunoesrat ermächtigt, ge wisse Erleichterungen und Erlasse aus Billigkeitsgründen zu gewähren, die Möglichkeit, auf diese Waren noch die niedrigeren alten Zollsätze anwendcn zu lassen. Das König liche Finanzministerium hat sich denn auch dem Königlichen Ministerium des Innern gegenüber bereit erklärt, in solchen Fällen dann, wenn die Anwendung der neuen höheren Sätze zu offenbaren Härten führen würde, etwaige Zollerlaß oder -Ermäßigungsgesuche sächsischer Interessenten in dem für deren Entscheidung zuständigen Bundesrat nach Mög- ichkeit zu unterstützen. Schließlich hat das Königliche Finanzministerium, um die Zollabfertigung in den letzten Tagen der Geltung des alten Zolltarifs nach Möglichkeit zu erleichtern, die Königliche Zoll- und Steuerdirektion an gewiesen, entsprechende Maßnahmen zu treffen und ins besondere am 28. Februar d. I. alle Zollstellen bis zum Schluffe der für den Paket- und Güterverkehr bei den be teiligten Post- und Eisenbahnstellen bestehenden Expeditions zeit offen zu halten. * Ans Dentsch-Ostasrika. Ein Transport Neu-Guinea- Neger ist in Dar-es-Salaam cingetroffen. Die Leute sollen nach ihrer militärischen Ausbildung zur Unterstützung der auf weite und unwegsame Gebiete zerstreuten deutschen Streiskorps verwendet werden. Der L.-A." erhält dazu nach stehenden Spezial-Kabelbericht: Aus dem deutschen Neu- Guinea-Schutzgebiet wurden 150 Männer und zwei Weiber mit dem Gouvernementsdampfer „Seestern" nach Bombay und von dort nach Dar-es-Salaam mit dem Dampfer „Sultan" befördert. Ein Mann starb unterwegs, drei leiden an der Beri-Beri-Krankheit. Die Leute sind durchweg untersetzte, muskulöse Gestalten und sollen demnächst ein- exerziert werden. V. Vertretung des ärztlichen Berufsstandes iu der Erstes Ständekammcr. Die Vorsitzenden der Aerztekammern des Königreichs Sachsen haben an die Ständeversammlung fol gende gemeinsame Petition gerichtet: „Die Bekanntgabe des von der König!. Staatsregierung dem Landtage vorgelegten Entwurfs über die erweiterte Zusammensetzung der Ersten Ständekammer und der im Anschluß hieran von verschiede- nen Seiten gemachten Vorschläge veranlaßt die Aerzte im Königreich Sachsen, dem dringenden Wunsche, auch den ärzt lichen Berufsstand in der Ersten Kammer vertreten zu sehen, hiermit erneut Ausdruck zu verleihen. Bereits zu Beginn des Jahres 1904 hat der damalige ärztliche Kreisvereins ausschuß im Regierungsbezirke Dresden an das Kgl. Staats- Ministerium und an die Hohe Ständeversammlung eine Petition gerichtet, in welcher neben den die Vertretung in der Zweiten Kammer angehenden Wünschen die Bitte ausgesprochen war, daß in der Ersten Kammer einem Arzte ein Sitz eingeräumt werde. Angesichts der bevorstehenden Beratung der Gesetzesvorlage halten sich die Vertreter der Sächsischen Aerzteschaft für verpflichtet, unter Hinweis auf die damalige vom 12. Januar 1904 datierte Eingabe ihre Bitte zu wiederholen, daß der ärztliche Stand auf Grund entsprechender Wahl, und zwar wie vorgeschlagen wurde, au) Grund der Wahl seitens der geordneten Vertreter der Sächsischen Aerzteschaft, d. i. der vereinigten Aerztekammern, einen Sitz in der Ersten Ständekammer erhalte. Wenn auch.der Zahl nach die Angabörigen des Aerztestandes zurück- bleiben hinter den Angehörigen der Stände, denen in dem Entwürfe der Kgl. Staatsregieruna Sitz und Stimme in der Ersten Kammer eingeräumt wird, so ist doch die Bedeu tung des ärztlichen Berufsstandes und der durch ihn ver- tretenen medizinischen Wissenschaft für das Gemeinwohl eine so hervorragende und an Inhalt und Umfang sich stetig mehr und mehr erweiternde, daß die von vornherein gesicherte Mitwirkung eines ärztlichen, der Hohen Kammer als stän diges Mitglied anaehörenden und als solches unabhängigen Sachverständigen bei den Beratungen der Ersten Stande- kammer im öffentlichen Interesse nicht nur als sehr wün schenswert, sondern geradezu als notwendig erachtet werden muß. Es darf in dieser Beziehung nur auf die Wichtigkeit aller mit der öffentlichen Gesundheitspflege und dem öffent lichen Gesundheitsschutz«: in irgend einer Weise zusammen hängenden Fragen hinaewiesen werden, darauf, daß alle zur Verhütung und Einschränkung von Krankheiten, insbeson dere der übertragbaren Krankheiten, der Seuchen, dienen- den Anordnungen des Staates auf Forschungen und An regungen von Aerzten beruhen und daß die erfolgreiche Durchführung aller hygienischen Maßnahmen, wie auch der sozialen Gesetzgebung die weitestgehende Mitarbeit deS ärzt lichen Berufsstandes zur Voraussetzung hat. Nicht um die Vertretung der Interessen eines einzelnen Erwerbsstandes handelt es sich hierbei, — das möchten die Unterzeichneten ganz besonders und ausdrücklich betont wissen! — sondern vielmehr darum, daß mit Rücksicht auf die Erfahrungstat sache daß zu den wichtigsten Fundamenten des modernen Staatslebens neben einer geordneten Rechtspflege eine ge ordnete Gesundheitspflege gehört, die medizinische Wissen schaft durch einen Arzt in der Ersten Kammer ständige Ver tretung erhalte. Von solchen Erwägungen ausgehend, rich ten die unterzeichneten Vorsitzenden der Aerztekammern im Feuilleton. Hst nicht jede» von uns sein gelobte, Lsnci, seinen rlsg der Vegeistervlng, unck fincket sein Lad« in cker Ver bannung? lllelch matte, Abbild ckes erträumten ist dar wirkliche Ivetten, unck wie erscheint del cken flam menden Lützen unserer prophetischen fügend unsere einfürmige, nüchterne lAünniichiceit in noch grauerem Orsut 3mt«l. pariser Lageb«chblStt«r. Vwn Detta Zilcken. Der blaue Himmeil und die Helle Sonne haben mich früh schon geweckt und auf die Straße gezogen, in die bunten, fröhlichen Straßen dwn Paris. Ich schlendere durch die Gaffen des Quartier Latin, diese Gassen, die so ehrwürdige historische Namen lführen, die nach den BiSconti und Rohan, den Conds und NeSle. nach Gregoire de Tour» und Bernard Palissh heißen. Welch ein Leben am frühen Mor- gen schon! Die Laoeninhaber richten ihre Auslagen auf den Trottoir» her: i!r den kleinen Bars, m denen man für 30- 40 Centime» MLchkaffee und Brot erhalt, drängen sich Studenten, Künstler »nd Bureauanaestellte zum ersten Früh stück, Handwerker und Kaufleute gehen an ihr Geschäft, und alle die »ri, ck« ?»ri» sind erwacht, singen von fern und nah; es klingt an allen Eiken und Enden Hinter- und mitein ander komme« die Stl aßenbändler. Und nun, auch auf einer bochgetürmten Handk«>rre, Veilchen: „ckaux «>u» l» hott«!" llnd die kleine Näherin, dir sich vielleicht bedenk», ob sie sich nir zwei Sou» eine «ZZuppe gönnen darf, kauft ein Sträuß- cheu, heftet eS an ihre dünne Bluse, die die zierlichen Schul- t«, MgÄchaÜM» läßt, »Ät da» Schleier über dem Näs chen zurecht, rafft ihr Kleid, daß man den spitzenbesetzten Unterrock und die Hellen Schuhe sieht und setzt mit zierlichem Trippeln ihren Weg fort. Opernhaft, wie das Vorspiel zu einer dramatischen Hand lung, ist daS morgendliche Paris. Die Personen, die die Stimmung des Milieus charakterisieren, treten auf und treten wieder ab. Es kommt der Hlnraksuck ck« tonnasux. Er hat ein blaues Hemd und einen Lederschurz an und hat die Hände in die Taschen vergraben. „Tormesux, tonnsaux, tonnssux", ruft er, und es klingt dumpf und hohl, als wenn man auf ein leeres Faß pocht. Aber der Glaser, der ein Gestell mit Fensterscheiben aus dem Rücken trägt, ruft hell und scharf, daß man an klirrendes GlaS denkt: „vitrior". Langsam bedächtig wandelt der Kleidertrödler daher. Er hat den noch leeren Sack über die Schulter gelegt und zu weilen einen Zylinderhut in der Hand Seinen Ruf „^srabsnck ck'stsbits" ergänzt er hin und wieder durch den gesungenen Zusatz: „^vax-vou« ckc« Habits a vsnckro?" dann bleibt er stehen, sieht an allen Häusern empor, ob nirgendwo ein Kops -um Fenster herausschaut und niemand ihm ein „b6 lil-bas zuruft. Nach einer Weile geht er weiter, wiederholt seinen Cri, und noch au» der Ferne, ver klingend, tönt jein „'-ebanck Fffrabits" zu uns herüber. Gleich hinter ihm taucht seine Kollegin auf, die Frauen- kleider ankauft: sie begnügt sich mit einem klagend hervor gestoßenen „babits". Nun schlendert ein Mann daher, der an einem Lederriemen einen Holzkasten auf dem Rücken trägt und auf einer Maultrommel bläst. Von Zeit zu Zeit seine Musik unterbrechend, bietet er mit lautem Ruf seine Dienste an: ^Haeoonanaocksur ckei kaz't'Ni'L, ck« poroalaiuo . Ich bin in dem unterhaltsamen Getriebe weitergeschlen dert und allmählich bi» an den Pont-neuf gekommen. Die stumpfen Türme von Notre-Dame, der spitze Dachreiter der Sainte Chapelle — mein Auge umfaßt diese» charak teristischste Bild von Pari», wie man ein Geliebte» umfaßt, von dem man weiß, daß man eS nicht immer bebalten darf. Unter dem Brückenbogen werden Hunde geschoren und Matratzen gepolstert. Auf der Brüstung der Drücke hat ein t-lpSfigurenhändler seinen Kram ausgestellt, und da e» windstill ist, hat auf dem Fußboden ein Bilderverkäuser eine kleine PlakatauSstelluna veranstaltet. Ein anderer Handels mann hat auf der Erde Bleistifte und Federhalter asSge- breitet, die er mit großem Wortreichtum anpreist: «Dmix SOUS au «sioix: n'iiupott« lequvl", und in einem Winkel kauert ein Weib, das Haselnüsse feilbietet. Aber es wird erst recht bunt, als ich in die Rue de Rivoli einbiege. Man will mir Schnürriemen und Stecknadeln aufdrängen, Schleier und Kuchen, und alle zehn Schritte bestürmt mich ein Postkartenhändlcr: „ving:c-cinq vuna cko karis pour oinguaut« avutiina«; aiuquani«' oLutüuos le« vinztt^iug vuvK ck« ksris". Am zudringlichsten sind in dessen die Sendboten eines Zahnkünstlers. Sic drücken mir eine Broschüre über Zahnpflege — in drei Sprachen — in die Hand, fassen mich am Arm, deuten nach einer Fenster reihe, hinter der sich das Atelier ihres Patron» befindet, und fordern lebhaft zu dessen Besuche aus mit der Versiche rung, daß die Konsultation „absolument. »rrsduits" sei. Das erinnert mich lebhaft an die Inschrift auf den Schil dern der Zabnkünstler ,n New Jork: „II not paiul«?« eastr rsturuock". (Wenn nicht schmerzlos, wird das Geld zurück gegeben.) Wie sich in Paris eine andere Art von Aerztcn zu empfehlen pflegt, weiß jeder Besucher Ich kann es aber hier nickt beschreiben. Ich babe beschlossen, heute einmal alle diese Zettel, die mir unterwegs verabreicht werden, einzustccken. Wie ich daheim meine Tasche leere, finde ich: acht Empfehlungen von Restaurants, sechs von Aerzten, drei von Schneiderinnen, drei Anpreisungen von Purgatif«, zwei von Weinen, je eine für Sprachunterricht, Musikstunden, Buchbinderarbeiten, Brillen und Möbel. Auf einem eleganten Kärtchen erbietet sich jemand zum Ankauf von Automobilen, Schmucksacken und Pfandscheinen. Aus einem kc?tit, Lieu empfiehlt sich ein Schuster meiner Geneigtheit, auf einem Plan ver Unter grundbahn ladet ein Kabarett -um Besuche ein, und mit einem Bildnis des Schah von Persien sucht «in Kleiderbasar Aussehen zu erregen. Aus wa« für sonderbare Einfälle die Leute kommen, um Aussehen zu machen! Ich sah am Bastillepla- einem Schnellmaler »u. Er stand mit feiner Staffelei auf einem Podium und ließ vor den Auaen deS sich zahlreich sammeln den Publikum» eine bunte Herbstlandschaft erstehen AIS das Kunstwerk fertig war, hielt er eine längere Rebe, in der er die Vorzüge eines Porzellankitte» auSeinonberfetzte. Jeder Kenner von Pari» kennt den Mans, der im Tuueriengartt» die Spatzen gezähmt hat. Alle Nachmittage kommt er, seine Pfleglinge zu füttern Er ruft sie einzeln mit Namen, be fiehlt ihnen, hierhin und dorthin zu fliegen, und verbrämt seine Vorstellung mil mehr oder minder witzigen politischen Randglossen. Zum Schluß bietet er der ihn umstehenden Menge Postkarten zum kauf an. Ter Camelot rennt, um aufzufallen, und ruft im Lausen sein Blatt aus: „karis 8port. La I.ibvrre, 1» Lrvsse Vozex I» Xouvollo Lrvsse. Vörniönk ^ckilion ck« la Lress«. Lckition special« ck« I» Lrssso." Seine leichten, weißen Schuhe huschen unhörbar über da» Asphaltpflaster, seine schlanke Jünglingsgestalt windet sich zwischen Menschen und Wagen durch Leine Eile weckt Neugier, rüttelt unser SensationsbedürfniS aus. Minister- stürz? Kriegin Sicht? Neue Unruhen in Rußland? Wir raufen sein Blatt. Lange, lange hinter den leichtfüßigen jungen Burschen kommen die alten Camelots, die nicht mehr laufen können. Mer ihr schlurfender Gang zeigt immer noch das Bestreben der Eile, sie setzen die schlotternden Beine, so schnell es gehen will, eins vor das andere und rufen kurzatmig: „Ts Lnttic, vozer la Lstri«". In dem Heer der Bettler — eine traurige srsncke »rms« — ist auch der Wettkampf so groß, daß einer sich vor dem andern auszuzeichnen juckt. Beneidet wird, wem der Him- mel ein Gebrechen gab, das ihm das Mitleid seiner Mit menschen sichert. Ich sehe zuweilen einen Mann ohne Beine Sein Körperstumpf ist auf ein Brett geschnallt, unter dem sich vier Räder befinden, und an seinen Händen bat er Bügel, mit denen er sich vorwärts stößt Es acht kaum jemand an dem armen Krüppel vorüber, ohne ihm einen Sou zuzuwerfen. Sein Elend ist ihm eine Quelle des Wohlstandes geworden wie andern ihre Kraft. Ich sanb einen Einbeinigen, der seine Unvollständigkcit -u dem son derbarsten Kunststück auSbeutete, denn er setzte seinen Ehr geiz darein, sich ohne Krücke und ohne Stock, also hüpfend fortzubewegen Er hatte c» darin -u einer erstaunlichen Gewandtheit und Fixigkeit gebracht und hopste, selbst be lustigt und andere belustigend, Almosen heischend kreuz und quer über den Straßendamm Dann wieder sah ich einen Blinden, der sich von zwei Pudeln, die er an einer Leine führte, durch da» Getümmel der Weltstadt leiten ließ. Vor den Cafs» der großen Boulevard» machten die Hunde „bitte, bitte" und mehr noch gerührt über di« guten Tier« al» über
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