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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191302272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19130227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19130227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1913
- Monat1913-02
- Tag1913-02-27
- Monat1913-02
- Jahr1913
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1913
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Wtadttwrordnet« gegen die Stimmen der Sozialdewo- kraten 60000 Mark, die zu aunsten Hilfsbedürftiger Ve teranen verwendet werden Men. Etz leben letzt hier «och gegen ävv MtMmpfer au» der Zelt de» groß« Krieg,». Zwickau. Da» KSntgk. Egchs M-inist«tum de» Jnnern hat ans Ansuch« de» Nate» genehmigt, da- di» zum 1. Oktober d» I» -edinDvn-öwefi« wöchentlich bi» zu 100 Zentner frische» russische» Schweinefleisch nach Zwtckau «ingeführt werden darf. Der Kat hat daranf- htn sofort eine neu« Sendung bestellt. — Die Beloh nung von 500 Mark, die da» Sächsische Justizministerium auf die Ermittlung de» Mörder» de» Vorarbeiter» Notte, welcher im Vorjahre in der Holzstoff- und Papier fabrik von L. F. Leonhardt (Rtederschlema) erschlagen worden war, ausgesetzt hatte, ist nunmehr,verteilt wor den, nachdem der Fabrikarbeiter Fickel au» Neustädte! vom hiesigen Schwurgericht rechtskräftig wegen dieser Tat zu IS Jahren Zuchthag- verurteilt worden ist. S» wurden zugesprochen dem Schleifmetster Seifert au» Rtederschlema 300 Mark, dem Kaufmann Glitzner in Plauen ISO Mark und dem Polizeiwachtmeister Wendt in Reustädter SO Mark. Mügeln, vom Schularzt Herrn Dr. Mohr wurden hier 1484 Schulkinder wegen Beschaffenheit der Zähne untersucht. Dabei stellte sich herau», da- von diesen Kindern 1022 mangel» und schadhafte Zähne besitzen, die der zahnärztlichen Behandlung bedürfen. Nur 462 Kin der besitzen Zähne, die von Natur oder bereit» durch zahnärztliche Hilfe al» einwandfrei zu bezeichnen sind. Schirgiswalde. WS verkohlte Leiche aufgefun den wurde der in der Niedergasse wohnhafte, 55 Jahre alte Invalid Peter Hauptmann, vermutlich hat der ver storbene, der schon seit Jahren gelähmt ist, Kohlen in den brennenden Ofen werfen wollen, ist hierbei aber von einem Ohnmachts- oder Schlaganfall betroffen wor den und vor den offenen Ofen gestürzt. Durch herauS- fallende Kohlen ist dann seine Kleidung in Brand ge setzt worden, wodurch auch sein Körper verbrannt wurde. Hoyerswerda. Der Glasschleifer Müller au» dem öeuachbatt« Seipp«, ein berüchtigter Einbrecher, wurde in vernbruch bei Kamenz von der Landgendarmeri« oufge- griffen und an da» Imtlgertcht Kamen, eingeltefert. Müller hat noch S Jahr« Zuchthaus, 7 Jahre und 4 Monat« G-iängnt» ,u verbüßen, ist wiederholt außgebrochen uud geflüchtet und ha» in Sachsen und Preußen seit 1911 viel« Dtebftäblr oulgeführt. Luckau. Am Sonnabend war in unserer Stadt ein seltsames Bild zu sehen. Ein ausnahmsweise schöner fetter Bulle des Rittergutes Zieckau wurde von dem dortigen Oberschweizer durch unsere Stadt geritten; das sonst böse Lier ging unter seinem Reiter wie ein from me» Pferd. Der Bulle war von seinem Besitzer an einen hiesigen Fleischermeister verkauft worden. Ue Jagd «ech de» Awrrguilpfer». TK. Selten wohl hat ein Tier die Aufmerksamkeit der Zoologen und die Sehnsucht der Jäger stärker in Anspruch genommen, al» bas Zwergnilpferd, dessen erste lebende Exemplare Major Gchomburgk im Auftrag« Ha- genbeckS aus dem Hinterland von Liberia nach Deutsch land brachte. Nie hatte vorher ein Weißer lebendige <!tzem- plare dieser Art gesehen; dafür, daß diese Zwergtiere aber nicht nur in der Phantasie der Eingeborenen existierten, waren die Felle und Schädel der beste Be weis, die Dr. Morton und Prof. Buttilhofer von Ein geborenen erworben hatten. Nur schwer entschloß sich Schomburgk, der eine große Erfahrung in den Jagdge bieten Afrika» besitzt, auf Hagenbecks Drängen, diesen seltenen, bisher unauffindbaren Dickhäuter in den un durchdringlichen Wäldern und Sümpfen de- inneren Li beria aufzusuchen. Wie ihm da» schwere Werk nach langem Mühen gelang, erzählt er selbst in einem Aufsatz des Aide World Magazine». Die erste Expedition unternehm er in die Eegend de» Duquea-FkusseS, wo Buttilhofer seine Felle gekauft hatte, während der Regenzeit. In dreimonatlichem Jagen gelang e» ihm nur einmal, ein Zwerghippopotamu» zu sehen; da er e» lebendig haben wollte, bezähmte er sein« Schießlust; aber bevor er noch mit dem Boot heran war, um «» zu fangen, ver schwand da» kleine Ungeheuer im Wasser auf Nimmer wiedersehen. So war da» Resultat dieser Expedition nur die völlige Gewißheit, da- da» Lier in dieser Eegend wirklich existierte. Sie zweite Expedition führt« ihn dann -um oberen Lofa-Flutz, einem der größten Ströme Libe ria», wo in dem noch völlig unbekannten Sorzegebiet der kriegerische und mächtige Golah-Vtamm lebt. Die Wilden bereiteten dem kühnen Jäger viele Schwierigkeiten und gefahren, aber noch schlimmer waren die Hinder nisse, die ihm das Ziel seiner Reise, da» liberische Flußpferd bereitet«. Diese» scheue Tier besucht nämlich nicht, wie sei« größerer Vetter, die Müsse, sondern lebt in den dichten Urwäldern und den von üppige« Schlingwerk überwucherten sumpfigen Riederungen der kleinen Flüsse. Die Erdlöcher, die da» Wasser auswäscht, erweitert da» Tier zu richtige» Tunnel», in deyen e» unsichtbar während der Tageshitze seinen Schlaf hält. So hinterläßt der lautlo» sich: fortbewegende, nur die Verborgenheit klebende Dickhäuter keine Spuren. Die Geduld und Au»dauer Schomburgk» war auf eine -arte Probe gestellt; tagtäglich watete er bi» zu den Schal ter» in den Müssen herum; aber al» er gerade völlig verzweifln wollte, da gelang «» ihm, da» erste liberische Flußpferd zu erlegen. SS was ein voll ausgewachsene» weibliche» Tier, «brr er sollte ja die Tiere lebend Heimbringen! Fast LOO Gruben waren angelegt, um den scheue« Gesellen zu fange«. „Man denke sich mein Ent zücken, al» eiue» Abend» einer meiner Boy» schreiend zu »et»«« Zett kam: „Massa, Massa, Mw« (das Zwerg, nilpferd) ist gefangen!" Ich stürzte augenblicklich zu der WWK und da lag «tu Tier in einer unserer Gruben; e» war ei» schöne» männliche» Exemplar; wir bauten sogleich «inan Znnv um den kostbaren Fang." Sech» Tage später WM» ei, Opeite« Tier gefangen, «in zwei Jahre alte» Weibchen, nutz eine Woche später «och ein dritte», ein junge» Wännchen. Ungeheure Schwierigkeit« füll ten sich Schenchurgk noch bei dem Transport dieser schwe re» Piere entgegn«. Er mußte den König Gongzoo, der ihm di« versprochenen Dräger nicht gebe« wollte, mit dem Besolde« in der Hand mitten in fein« Residenz «ad unter seinen Kriegern zum Gefangenen machen, bevor er seinen Villen durchsetzte. Dam» ging der Transport auf den weglosen Wildnissen Liberias in selbsterfunde nen großen Dragkörben glücklich vvnstatten. Nachdem die erste« dM den. Tierwärter« Hagenbecks in der Zentral station von Maeca übergeben waren, leitete Schomburgk noch den weitere« Transport, und al» er nach Maeca zurückkam, erfuhr er, daß »och zwei wettere Flußpferde gefangen seien. Sehr schwierig war e», für die kost baren Tiere di« nötige Nahrung aufzutreiben, bi» sie glücklich nach Hamburg verladen waren, wo sie wohl behalten im Stelling« Tierpark anlangten. Do» Zwerg nilpferd ähnelt dem amerikanischen Tapir; «S hat Kopf und Gesicht eine» richtigen Nilpferde», und wenn es aus gewachsen ist, mächtige Hauer. Der Rücken ist deutlich gebogen, die Beine sind etwa» dünn und die Farbe ein schmutzig,» Schwarz. SS ist nicht viel größer al» ein ausgewachsene» Schwein und »siegt gegen 400 Pfund. Wie wertvoll diese Tiere, die einzigen, die bisher nach Europa gebracht wurden, sind, beweist der Preis von 45000 Mark, den die Newyorker Zoologische Gesellschaft für ein Paar zahlte. Die beiden Expeditionen Schom- burgks, die dem Fang gewidmet waren, haben über 60000 Mark verschlungen. Bestellungen auf da» „Messer Tageblatt" Amtsblatt der Kgl. LmtShauptmannschast Großenhain, der Kgl. und städtischen Behörden zu Riesa sowie de» EemeinderateS zu Ervba mit Unterhaltungsbeilage „Erzähler « -er Giße" für werde» angenommen an den Postschalteru, von de» Brief trägern, von den Austrägern d. Bl? sowie von der Geschäft», stül« in Mesa, Eorthestraße 59; in Strehla von H«ru Grap Thieme, Schloff«, Riesaer Straße 25S. vezugöprrt» mie bisher: EE Pf. bei Abholung in der Geschäftsstelle EE - - - am Schalter jeder Post« anstatt innerhalb Deutschland EE - durch unsere AuSträg«: frei ins HauS EE - durch den Briefträger frei in» Hau», jeder Art finde» tm Messer Tageblatt " in der Stadt sowohl wie auch tu den Sandbezirken, in allen Kreis« der Bevölkerung vorteilhafteste Verbreitung. «LA««, «e GeschitfttstMe. vermischtes. Ein akter Geizhals. Seit einiger Zeit konnte man in den Arbeiterkolonien in der Nähe von Berlin einen Mann beobachten, der unglaublich verlumpt um- hergtng und hier und dort um Essen und Obvach bat. wenn man ihm Beschäftigung zuwie», so zeigt« er sich al» ein stiller und bescheidener Mensch, der gewissenhaft seine Arbeit verrichtete. Verschiedentlich suchte man ihn zu veranlassen, sich sauberer zu Neiden. Aber e» war ver gebens. ES fiel nun eine» Tage» auf, daß der Mann mit Hinem großen Berliner BaniHause eine lebhafte Korre spondenz unterhielt und al» man nachforschte, stellte e» sich heraus, daß der seltsame Mann ein Vermögen von 900000 Mark besaß, das ihm jährlich 9000 M. Zinsen etnbrachte. Ein Bruder de» „armen Reichen" ist Architekt. Doch all seinen Bemühungen ist e» bisher mißlungen, den seltsamen Kauz in ein geordnete» Leben zurückzu- führen. Man hat ihn nun gezwungen, die schuldige Steuer zu entrichten, wa» er dann auch schließlich tat. Aber al» man da» unerhörte Ansinnen an ihn stellte, endlich die alten Lumpen abzulegen und sich mit anständigen Kleidern zu versehen, da hielt e» ihn nicht mehr. Er verabschiedete sich von diesem ungastlichen Asyl und wanderte weiter. TK. Der Einbrecher al» Menschenfreund. Durch ein Zeichen impulsiver Menschengüte hat sich in diese« Tagen in Lo» Angeles ein Einbrecher «ine dank bare Verteidigerin gewonnen. Der Mann brach nacht» in da» Hau» einer Frau Morris ein und begegnete der Hausfrau plötzlich aus der Treppe. Er richtete seinen Revower auf sie: „Hände hoch!" Aber Frau Morris schien ihn kaum zu sehen, sie stieß ihn beisäte und jam merte: „Mein Lind stirbt, holen Sie einen Arzt." Der Einbrecher packte sie am Handgelenk: „WaS fehlt ihm?" „Bräune." Der Mann steckte seinen Revolver in die Tasche: „Ich habe selbst 5 Kinder, heute nacht zog ich au», damit sie nicht verhungern. Eine Kanne Heiße wasser !" Die Frau gehorchte mechanisch, der Einbrecher mischte ein Brechmittel und die ganze Nacht über rieb er die Brust de» Kinde» mit Oel ein. Sm Morgen ver schwand er plötzlich spurlos. WS die Polizei später sein Signalement verlangte, verweigerte die dankbare Mutter jede Angabe über den Menschenfreund. König Leopold in Paris. Er war fahr oft in Pari», der tote König Leopold von Belgien Er ging dort als Grandseigneur spazier«, und W gefchph, daß ihm manches Abenteuer begegnete, «ch wen« er es nicht sucht» Die AHrontqneure der Paris« Plätt« stoch- « t« bald einen ganze« Anekbotenkranz um das Haupt de» König» und e» war sicher sehr viel Erdichtetes dabei. A» wahr wird folgendes Geschichdche» verbürgt. MS König Leopold einmal in fein Hotel zurückkehrte, fand er auf dem Boulevard eine große Menschenmenge versammelt. Er wandte sich an einen tzerrn mit der Frage: „Was ist denn hier los?" Der Ang«edete ent gegnete, daß man den König der Belgier erwarte, der hier im Hotel wohne. Der König machte eine weg- werfende Bewegung und meinte: „Na, an dem ist doch nicht viel zu sehen," und verschwand durch ein Neben- portal im Hotel. , Die Sprachen der Völker. Wenn man die am meisten gesprochene Sprache zur Weltsprache machen wollte, so würde nicht die englische, sondern die chine sische Sprach« die Weltsprache sein. Die chinesische Sprache wird von 360 Millionen Menschen gesprochen. Freilich muß man berücksichtigen, daß sie in Hunderte von Dialekte zerfällt, die fast wie selbständige Spra chen wirken. Der Hinbuft«mischen Sprache bedienen sich 263 Millionen Menschen. An dritter Stelle erst rangiert di« englische Sprache mit 120 Millionen. Russisch spre chen 110 Millionen, deutsch 80 Millionen, spanisch 50 Millionen, japanisch 47 Millionen, französisch 46 Mil lionen, italienisch 34 Millionen, türkisch 30 Millionen und portugiesisch 20 Millionen Menschen. Da aber viele Menschen mehrere Sprachen sprechen, so erweitert sich das Verbreitungsgebiet der einzelnen Sprachen ganz bedeutend. Dies trifft vor allem auf die drei großen Kultursprachen, Englisch, Deutsch und Französisch zu. Der Hundeschlächtet. IM Südosten von Berlin verschwanden in den letzten Wochen auffallender Weise viele Hunde. Endlich ist eS einem Inspektor de» Deut schen Tierschutzvereins gelungen, in der Simplonstraße einen Gelegenheitsarbeiter in dem Augenblick zu über raschen, qls er einem Hunde dar Messer an die Kehle setzte. Einige Kriminalbeamte, die sofort eine Unter suchung vornahmen, fanden außer reichlichen Mengen von Katzen- und Hundefellen, HundehalSbänder und Hundesteuermarken, auf denen die Namen dar Besitz« etngraviert waren. ES ist kein Zweifel, daß man hier einen gewerbsmäßigen Hundeschlächter gefangen hat, der die arme Bevölkerung mit Hundefleisch »»«sorgte und als delikaten Sonntagsbraten auch die bekannten „Dach hasen" lieferte. Der Verhaftete gibt an, der Handel mit Hundefett sei seine Spezialität gewesen. LK. PoincarS im Kampf mit der Etikette. PoincarS ist ein Revolutionär. Gleich die ersten Tage seiner Präsidentschaft haben das enthüllt. Schon trau«» Zeremoniell und Etikette in Sack und Asche. Schon herrscht offen« Krieg zwischen dem Präsidenten der Republik und dem berühmten „Protokoll diesem ehr würdigen Heiligtum der dritten Republik, in dem daS höfische Zeremoniell mit ein« Gewissenhaftigkeit und Streng« festgesetzt ist, von denen die meisten Monarchen höfe nichts ahnen. Der liebenswürdige und imm« freund- liche M. Mallard, der de» Schatz der republikanischen Etikette hüten und verteidigen soll, hat seit dem Amts antritt PoincarS» keine ruhige Stunde. Denn noch war der neue Präsident keine halbe Stunde im Amte, al» « ' bereits seine «ste temperamentvolle Attacke gegen da» „Prytocolc" ritt. W begann damit, daß PoincarS er klärte, er wünsch nicht, daß auf der Straße beim Er scheinen seines wagens der Verkehr behindert werde. Bisher wurden beim Auftauchen der Kutsche de» Präsi denten alle Wagen angehalten, um dem Gefährt de» Staatsoberhauptes freie Bahn zu machen. PoincarS wünscht das nicht. ES gab eiue lange Besprechung mit M. Mollard, der wie ein Löwe für da» Vorrecht der Präsidentenamte» stritt: aber umsonst. Nur «in Zuge ständnis machte PoincarS: er will sich mit dem Vorrecht abfinden, auf der Straße anderen Wagen vorauffahren zu dürfen. Die Pariser Polizei hat bereit» strenge In struktionen erhallen: keine andere Begünstigung darf künftig der Präsidentenkutsche eingeräumt werden. Und für die Wagen mit Mitgliedern der Haushaltung de» Ekysee hat PoincarS verfügt, daß sie nur die gleichen Vorrechte genießen, wie die Inhaber der sogenannt« ,^ouve-fileS", jener Pässe, die von d« aufmerksam« Pariser Poltet all« auswärtig« Diplomat«, ein« Anzahl hervorragender Politiker und einig« Vertretern der Presse ausgestellt werd«. Der Privatsekretär de» Präsident« wird also fortan nicht mehr Vorrechte ge nießen al» ein Journalist. Aber in der Praxi» ist diese Beschränkung nicht allzu gewichtig; denn der Wagen verkehr in Part» ist so groß und so wenig organisiert, daß kein vernünftiger Mensch bisher bei der Ausfahrt der Polizei die Verlegenheit bereitete, die Vor rechte seines „coupe-fileS" in Anspruch zu nehmen. Aber PoincarS hat sofort diesem erst« Angriff auf die Etikette «inen zweiten folgen lass«. LlS er sein Heim im Slyfee -um ersteig Mal betrat, entdeckte er, daß vor seinem Schlafzimmer ein Mann von der Muntztpalgarde schlafen sollte. Der wackere Soldat erschien in voller WachtauSrüstung, mit Gewehr, Bajonett und Dienstrevol ver und schlug vor der Tür zum Schlafzimmer de» Präsidenten sein Feldbett auf, um hier in voll« Unifor mierung, daS Gewehr im Arm, zu schlafen. Denn die dritte Republik hat diese mittelalterliche Tradition mit respektvoller Strenge aufrechterhalten. Al» PoincarS sich zum ersten Mal im Elysee schlaf« legte, erllärte er: ,Lch wünsche nicht, daß vor mein« Dür ein bewaffneter Mann schläft." Aber da» „Protoeole" entgegnete „Das ist der Brauch." PoincarS ließ den bewaffnet« Mann eine Nacht vor seiner Tür schlafen, aber auch nur eine Nacht: am nächsten Morgen schickte « Ihn in seine Kaserne mit dem Auftrag, künftig ohne Gewehr und Bajonett 1» der Kaserne auSznschßaf« ...
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