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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040405016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
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2310 die Gäste zu empfangen. Man in einen großen, vornehm Teck. Einige Minuten später rasch auf den Abt zuschritt Besuch dankte. „Es tut mir stürmisch« Kundgebungen der Bevölkerung nach dem doch Über der Stadt gelegenen Campo santo. Der Kaiser besichtigte deuselben eingehend und genoß von hier aus die schöne Aussicht nach Calabrien hinüber. Von dort fuhr der Kaiser zur Billa Amalia Pace des Herrn Robert Sandero» auf den, Wege nach Faro zwischen den Dörfern Paradiso und Contemplatioue. Hier nahm der Kaiser den Dee, verweilte auf der Terrasse und kehrte mit einer Pinasse an Bord der „Hohenzollern" zurück. Das Wetter war aus- aezeichnet. Am Abend spielte vor dem festlick erleuchteten Stadthaus am Kai eine Nlusikkavelle deutsche Weisen, darunter die Nationalhymne, den Preußenmarsch und den Sang an Aegir. lieber die Zusammenkunft des Kaisers mit dem Beuediktioerabt Krug anläßlich seines Aufenthalts in Neapel macht die in Turin erscheinende „Italia Reale" noch einige iuterefsaute Mitteilungen. Man liest dort: „Bald nachdem der Kaiser den „König Albert" verlassen hatte und auf die Jacht „Hohruzollern" übergesiedelt war, schickte er ein Telegramm nach der Abtei Montecassino und lud den Abt Krug für den folgenden Tag 8 Uhr zum Essen an Bord der „Hohenzollern" ein. Krug bestieg sofort in Gesellschaft des Bruders Angelo den Zug und traf am Abend in Neapel ein. Am folgenden Tage — Marie Verkündigung — fuhren die beiden Mönche gegen 7 Uhr zum Marinearsenal, wo an der Landungsbrücke bereits ein kaiserliches Boot wartet«. Bald darauf schritten der Abt und sein Begleiter zwischen zwei Reihen Matrosen, die militärisch grüßten, die SchiffStrrppe hinaus; oben auf der Treppe stauben die Adjutanten des Kaisers, um führte dir beiden Herren ausgestatteten Salon auf erschien der Kaiser, der und ihm herzlich für den leid, Herr Abt", sagte er, „daß ich nicht früher daran gedacht habe Laß heute Freitag ist und daß Sie kein Fleisch essen dürfen, — aber wir wollen schon sehen, was sich machen läßt". „Majestät verzeihen", erwiderte der Abt, „wenn ich mir die Bemerkung er laube, daß der Heilige Vater die Gläubigen für Mariä Verkün digung von den Fastenspeisen dispensiert hat". Man speiste im engsten Kreise; zu den Gästen gehörte nur noch der Gesandte der Vereinigten Staaten. Abt Krug hatte den Ehrenplatz inne und der Kaiser unterhielt sich lange mit ihm, besonders über Kunst. Dem Essen folgte ein gemütliches Zusammensein und eine sehr lebhafte Unterhaltung. Dann verabschiedete sich der Abt; der Kaiser be gleitete ihn noch bis zur Treppe. Es muß noch besonders hervor gehoben werden, daß der Kaiser neben anderen Dekorationen die große Benedikt-Medaille an einem massiven Goldkettchen trug". Ob diese Mitteilungen auf Warheit beruhen, müssen wir dahingestellt sein lassen. * Ueber das Befinden des Kaisers schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." in ihrer Wochen rundschau: In Deutschland und weit über dessen Grenzen hinaus wird man mit Freuden die Kunde vernehmen, daß der Gesundheits zustand des Kaisers andauernd vorzüglich ist und jede Aussicht auf vollen Erfolg der Erholungsreise eröffnet. Wenn einzelne ausländische Preßorgane sich trotzdem in gegenteiligen Offenbarungen gefallen, so wird deren Wahrheitsgehalt durch Aufputz mit allerhand sensatio nellen Angaben nicht gerade erhöht. * Der Vatikan und die Aufhebung des 8 2 des Jcsuitcn- «jetzeS. In ihrer „Rundschau im Auslande" schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": ' ,Zn den Polemiken gegen die Aufhebung des tz 2 des deut schen Jesniteugesetzes spielt noch immer der Hinweis aus den durch diese Maßregel dem Vatikan angeblich bereiteten Triumph «b« Rolle, die mit den Tatsachen nicht in Einklang steht. Man bsrust sich zur Begründung diesed Hinweises auf Stimmen der klerikalen Presse Italiens. Aufmerksame Beobachter haben aber 1u den hier in Betracht kommenden Blättern von einer irgend wie lebhafteren Beschäftigung mit der Aufhebung des 8 2 ' uichts entdecken können. Leitauffätze, in denen die Ausführung Les betreffenden Reichstagsbeschusses als ein Erfolg für den Vatikan gefeiert worden wäre, sind überhaupt nicht erschienen. Im Anfang waren wohl einzelne beifällige Bemerkungen zu verzeichnen, die aber meist auf der irrigen Annahme fußten, daß der 8 I des Gesetzes aufgehoben, mit anderen Worten, die Wiederzulassung des Jesuitenordens in Deutschland erfolgt sei, eine Annahme, die bekanntlich ebenso unzutreffend ist, wie die von vielen inländischen Blättern noch immer deu Lesern vorgesührte Perspektive auf eine Ueberschwrmmung Deutschlands mit Mitgliedern der Gesellschaft Jesu." Die Zurückhaltung der vatikanischen Presse würde höchstens für ihre gute Disziplin sprechen; Schlüsse daraus auf die Stimmung im Vatikan zu ziehen, ist naiv. Demnächst wird unS noch erzählt werden, wir hätten den Jesuiten und Rom keinen schlimmeren Streich spielen können, als den tz 2 auf zuheben. * Prinzessin Eduard von Sachsen-Weimar ist am Sonntag früh, 77 Jahre alt, in London gestorben. Zu dem jetzigen Großherzog von Weimar stand sie nur in einem sehr entfernten Verwandtschaftsverhältnis, denn sie war die Schwiegertochter des Urgroßvatersbruders vom Großherzoge Wilhelm Ernst. Ihr Gemahl, Prinz Eduard, dem sie 1851 morganatisch angetraut war, ist ihr bereits 1902 im Tode vorangegangen. Sie selbst stammte aus dem herzoglichen Hause Richmond. r. Schmalkalden, 4. April. Tie politischen Parteien rüsten sich bereits zu der bevorstehenden Reichstags- Neuwahl. Die Antisemiten beabsichtigen ihren bisherigen Kandidaten Raab, die freisinnige Volkspartei den Lehrer Merten wieder auf- stellen. Die Sozialdemokraten werden ebenso wie die Freikonservativen mit neuen Kandidaten auf dem Plane erscheinen. Ausland. Spanien. * Anarchistische Umtriebe. Barcelona, 3. April. Die Regierung ordnete strenge Maßnahmen zur Unter- drückung anarchistischer Umtriebe an. Am Tage der Ankunft des Königs in Barcelona sollen 52 Ver sammlungen aogehalten werden; die republikanische Partei bestimmte heute 150 Redner, die in diesen Ver- sammlungen sprechen sollen. Rußland. * Trr russische Gesandte in Belgrad, Tscharikow, an dessen Stelle der bisherige Ministerresident beim Päpst- lichen Stuhl Gubastow tritt, ist zum Mitglied des Ministeriums des Auswärtigen ernannt worden. * Unruhen unter der jüdischen Bevölkerung Südruß- lauds. Petersburg, 2. April. Mit Rücksicht auf beunruhigende Gerüchte, die unter den in Südrußland wohnenden Juden verbreitet sind und die in zahlreichen ausländischen Blättern wiedergegeben werden, hat die russische Presse die Anweisung erhalten, sich alles dessen zu enthalten, was die Leidenschaften der Bevölkerung auf- reizen und einen Teil der Bevölkerung gegen den andern aufstacheln könnte. Die Ortsbehörden sind angewiesen, strenge Maßregeln zur Aufrechterhaltung des Friedens und der öffentlichen Ruhe zu ergreifen. > * Die überlebenden Seeleute vom „Warjag" wurden am Sonntage in Sewastopol mit großer Begeiste- rung empfangen. Balkan. * Aus Sofia meldet das „Wiener K. K. Telegr.- Korr.-Bureau": Obgleich die bulgarische Regierung bei den Verhandlungen mit der Türkei große Nachgiebigkeit an den Tag legt und auf die Einbeziehung des Adrian- opeler Wilajets m ihren Forderungen endgültig ver zichtet hat, lauten die Nachrichten über den Verlauf der Verhandlungen fortgesetzt ungünstig. In politischen Kreisen herrscht darüber große Verstimmung. — Die „Bulgarische Telcgr.-Agentur" meldet: „Die tür- kischen Behörden von Mo na st ir haben den Professor der türkischen Sprache des dortigen Gym nasiums, Toreff, unter dem Vorwande verhaftet, daß er die Einwohner mehrerer bulgarischer Gemeinden ver leitet habe, sich unter die Jurisdiktion des Exarchats zu stellen und daß er ihnen eine entsprechende Petition ver faßt habe. Um diese übrigens ungesetzliche Verhaftung zu rechtfertigen, heben die Behörden hervor, daß ähnliche Petitionen bei dem jüngst getöteten Bandeilchef Kale ge funden worden seien. Indessen ist bekannt, daß bei ihm kein Dokument gefunden worden ist. Tie türkischen Be hörden wenden diese Mittel auf Nustiften der Griechen an, um hauptsächlich den bulgarischen Metropoliten Grigori bloßzustellen. Nach den letzten Meldungen sind auch der Sekretär der Metropole und andere bul garische Notaren wegen der Angelegenheit der Petition verhaftet worden. Erster Internationaler Kongress für SchutliWiene. 8. u. U. Nürnberg, 3. April. Man schreibt uns: Dem am 3. April hier zusammentrelenden ersten Internationalen Kongreß für Schulgesundheitspslegc wohnt der Protektor desselben, Prinz vr. ms 6. Ludwig Ferdinand von Bayern mit seiner Gemahlin bei. Ferner sind erschienen: der bayerische Minister des Innern Freiherr v. Feilitzsch, der Kul tusminister Or. v. Wehner, der Regierungspräsident für Mittelfrankeu Freiherr v. Welser-Ansbach, Geh. Rat Delius-Berlin vom Königlich preußischen Mini sterium der öffentlichen Arbeiten, Geh. Obcr-Mcdizinalrat vr. N c i d h a r d - Darmstadt für das Großhcrzoglich hessische Ministerium des Innern, Geh. Hosrat Wey gold t-Karlsruhe, Prof.vr. Gruber von der Münchner Universität, die Professoren Vaginsky und Eulen burg- Berlin und Vertreter der hansischen Senate, des Deutschen Vereins für Schulgesundheitspflege, des Deut schen Naturforscher- und Aerztetages, des Deutschen Ver eins für öffentliche Gesundheitspflege, der Acrztckannncrn von Berlin, Breslau, Leipzig, Dresden und der verschie denen schulhygienischen Verbände in Frankreich, England, den Niederlanden, der Schweiz, Amerika, Rußland und Japan. Den auf mehrere Tage berechneten Verhand lungen ging heute die Eröffnung der mit dem Kongreß verbundenen schulhygienischen Ausstellung in dem neuen Industrie-Schulgebäude vorauf, die von fast allen deutschen Schulbehörden, Magistraten, Privat anstalten und zahlreichen Fabrikanten für Schulbedarss- artikel aller Art beschickt ist. Sie zeigt die innere Einrich tung von Schulgebäuden, Turnhallen, Schulbädern und daneben Schuleinrichtungsgegenstände, Unterrichtsmate rial, Turn- und Spiclgerüte und ein umfangreiches stati stisches Material über die Entwickelung der höheren und der Volksschulen, die Gestaltung der Lehrpläne, die Ver teilung der Tchulhäuser im Stadtgebiet, ferner über die Förderung der fchulhngienischen Bestrebungen durch Schaffung von Schwimmbädern, Turn- und Spielplätzen, Lüftungs- nnd Heizungsanlagen, durch hygienische Unter weisung der Lehrer und Schüler und durch zweckmäßige Anordnung der Schulbauten, der Unterrichtszeiten usw. — Bei der Eröffnung begrüßte Ingenieur Sichelstiel die zahlreich erschienenen Damen und Herren und dankte dem Staatsministerium, sowie den Behörden, die das Unternehmen durch ihre Unterstützung förderten, insbe sondere dem Landbauamtmann Miller und dem Bürgermeister vr. Schuh, dann aber auch den Aus stellern und anderen Herren, dke die Ausstellung zu dem gemacht haben, was sie ist. An die Eröffnungsfeierlichkeit schloß sich ein Rundgang durch die 20 Säle der Ausstellung. leipziger Angelegenheiten. Dienstag, 5. April, * Feierliche Einweisung. Gestern, am 2. Osterfeier- tagc, wurde Herr Pastor Naumann durch Herrn Geh. Äirchenrat Superintendent D Pank feierlich in sein Amt als Diakonus -er T r i n i ta ti s k i r ch e in Anger- Crottendorf eingewiesen. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Kirchenchor unter Leitung des Herrn Oertel umrahmte die gottesdienstliche Hand lung durch herrliche Gesänge. Der frühere Diakonus, Herr Dio. Markgraf, amtiert nach siebenjähriger Wirksamkeit in der Markuskirche in L.-Reudnitz. Leipziger Junungswesen. Auf Veranlassung der Leipziger Buchbinder-Innung findet gegen wärtig im Deutschen Buchgcwerbehause, Dolzstraße 1, eine Ausstellung von Gesellenstücken und Lehrlingsarbeiten statt, die von neuem zeigt, mit wie großem Fleißc die jungen Gewerbebeflissenen ihrer Aufgabe gerecht werden, nur gute, den erhöhten An sprüchen unsererZeitgcnügende, geschmackvolle und dauer hafte Bucheinbände herzustellen. Insgesamt sind ISO Arbeiten ausgestellt. Sämtliche Arbeiten, das kann man mit Recht sagen, verdienen in ihrer Ausstattung und Eigenart Anerkennung; die Innung darf mit -em kunst gewerblichen Streben der jungen Leute zufrieden sein. — Die Maler- nnd Lackierer-Innung hält ihre zweite Ouartalversammlung am 7. April, nachmittags ö Uhr, im Verein für Bolkswohl ab. * Tie Märzhasen, jener erste Satz, von dem in Bezug auf die Ertragfähigkeit der ganzen Hasenjagd viel abhängt, sind bis jetzt gut durchgekommen. Der letzte Winter ist den Hasen überhaupt recht günstig gewesen, sodaß die Aussichten für die nächste Hasenjagd sehr gute sind, vorausgesetzt, daß nicht im kommenden Sommerhalbjahr irgend welche elemen taren Ereignisse ihren Einfluß geltend machen. * Leipziger Motorfahrzeug-, Motoren-, Fahrrad, usw. Ausstellung 19V4. In- und ausländischen Käufern dürfte es nickt uninteressant sein, zu erfahren, daß auf den Leipziger Kristall-Palast-Äusstellungen schon seit Jahren neben Motorwagen, Motorrädern auch gewöhnliche Fahr räder und deren sämtliche Zubehörteile zur Ausstellung gelangen, was bei den Automobil-Ausstellungen in Berlin, Hamburg und letzthin auch in Frankfurt nicht der Fall ivar. Obschon das Fahrrad als solches den höchsten Grad der Vervollkommnung erreicht habe» dürfte, so ver geht doch kein Jahr, ohne daß in den Einzelheiten nicht doch noch Verbesserungen oder Verfeinerungen zu ver zeichnen wären, die allseitiges Interesse erwecken. Das mit Recht als Vorläufer des Motorwagens bezeichnete Fahrrad, welches sich die Welt erobert hat und siegreich auch das Feld belwuptet, hat sehr wohl ein Anrecht darauf, ebenso wie in Frankreich, Amerika nnd England, auch in Deutschland selbst ständig aus Ausstellungen der Fein-Mechanik zu figu rieren, um so mehr, alS das Fahrrad heute ein fast unent behrliches Beförderungsmittel für das werktätige Volk ge worden ist, dem es in der Woche zur schnellen Gelangung nach der Arbeitsstelle und von dort wiederum nach Hause wertvolle Dienste leistet, und dem es dann in den Festtagen Zerstreuung und Erholung verschafft- Interessenten, d. h. Einkäufer und Fabrikanten, wollen sich wegen weiterer Auskunft an die Ausstellungsleitung im Kristall- Palast zu Leipzig wenden. . * Treuer Mieter. Herr Herman» Ma.rtin wohnte am l. April d. I. 35 Jahre im Grundstück Turner straße 18. Circus Ed. Wulff. Seit dem Ostersonntage ist die ge waltige Rotunde der Alberthalle des Kristall- Palastes aufs neue eircensischem Spiel gewidmet: aus dem weichen KokoSmattenbelag der Mam-ge stürmen stolze, aber gehorsame Freihcitspferde daher, traben mit bochgeschivungenem Rüssel indische Elefanten im Kreise, tänzeln leichten Kußes zierliche Balleteusen, tummeln sich Jockey- und Parforcereitcr, Clowns und Akrobaten in raschem und lebhaftem Wechsel ihrer Kunst. Ter freudige Empfang, den eine vieltausendköpfige Zuschaucrmenge Herrn Direktor Ed. Wulfs in der Eröffnungsvorstellung am ersten Osterfeicrtage bereitete, und der einer wirklich freundlichen Stimmung entsprungene, unausgesetzt jeder Nummer folgende Beifall dürfen unstreitig als das beste und günstigste Omen für die kommenden Circnsabende gelten. Der Spiclplan war eine Empfehlungskartc vor nehmster Art. Obenan stand, wie dies bei Ed. Wulff nicht anders zu erwarten, eine in allen Teilen exakt und pein lich durckgeführte Pserdedrcssur. In diesen, Genre arbeitete Herr Direktor Ed. Wulff in einer besonderen Glanznummer mit einer Reihe herrlicher Freiheitspferde, sechs Isabellen und neun Rappen, und erzielte damit donnernden Slpplaus, wie auch Frau Direktor Mau de Wulff vorher zu einer stürmisch bejubelten Meisterin der hohen Schule geworden war. In der EröffnungS- Oiala-Borstcllung brachte der Circus zunächst seinen Gruß in einer, von acht Damen und acht Herren gerittenen glanzvollen internationalen Quadrille dar, an deren Spitze Herr und Frau Direktor Ed. Wulff als deutsches Kaiserpaar erschienen, um der Besucherwelt eine aufmerk same Huldigung zu bereiten. In den eigentlichen Circns- kiinsten selbst taten sich Fräulein Fanny Perks als Reit künstlerin auf galoppierendem Pferde, Mr. Sandlay als Parforcereitcr auf dem Manegenrande, die Gebrüder Karvly in einem dreifachen Jockey-Akt und Mr. Eugene in seinen römischen Spielen auf drei unge- satteltcn Pferde« rühmend hervor. Eine Reihe von IClowns — es seien nur August Petit, dann der köstliche I Tom Bibb, als falsche Miß Ella zu Pferde, Leonard und Bergnugrrnqen. 8 Ter Zirkus Wulff bringt heute Dienstag eine Novitäten» Vorstellung, deren Programm gewiß allgemeinsten Beifall finden wird. Der Anfang der Vorstellung ist 8 Uhr. Vorverkauf der Billette nur bei Aug. Pölich, Hoflieferant, und während des ganzen Tages ab 11 Uhr an der Zirkuskasse. * Im Kristall-Palast-Theater tritt das gesamte ncuengagierte Künstler-Ensemble heute zum dritten Male auf. Die Vorstellung beginnt um 8 Uhr. Billette sind außer an der Tageskasse auch im Modenhaus A ugust Pölich, sowie im Cigarrengefchäft von Hage dorn <L Söhne, Petersstraße 29, zu haben. * Leipziger Sänger. Heute, am 3. Osterfeiertag, abends 8 Uhr findet im Theatersaale des Krislall-Palastes ein humoristisches Kon zert der beliebten Leipziger Sänger (Bischoff usw.) statt. Billetts sind an der Tageskasse des Kristall-Palastes zu haben, Sänger karten haben Giltigkeit. * Im Leipziger Palmengarten verabschiedet sich heute wieder die Regimentskapelle der 1. Garde-Dragoner, Herr Stabs trompeter H. Baarz wird sowohl im Nachmittags- als auch im Abendkonzerte Proben seiner Kunst als Coruet- L Piston-Solist ablegen. Morgen Mittwoch abend findet das 26. Gesell schaftskonzert des Leipziger Tonkünstler-Orchesters unter Leitung des Derrn Musikdirektors Günther Coblenz und unter Mitwirkuna der Opernsängerin Marie Schunck aus München statt. Freitag dieser Woche wird ein Abendkonzert der Kapelle unserer 106er unter Leitung des König!. Musikdirektors Herrn I. H. Mattbey veranstaltet. * Im Hotel -e Taxe wird heute das letzte Salvatorfest in dieser Saison abgehalten, da der berühmte Stoff „alle" ist. Für dieses letzte Fest hat Herr Hübner noch besonders originelle Arran gements getroffen. * Drei Lilie«. Heute zum 3. Feiertag großes Elite-Ballfest verbunden mit Preistanz. * In» Schntzenhause L.-Sellerhausen treten beute Nachmittag die beliebten Kristallpalastsänger auf. Das reichhaltige Pro gramm ist durchgängig dem Humor gewidmet. * Im Neue« Gasthof L.-Gohlts üeten heute nachmittag die Seidel-Sänger auf und bringen ein höchst originelles Programm zum Vortrag. * Drei Linden. Heute am 3. Osterfeiertage findet nachmittag von 4 Uhr ab der I. Große Frühlings-Ball statt, zu welchem die verschiedenartigsten Veranstaltungen vorgesehen sind. Zur Rück fahrt nach dem Augustusplatz stehen Extrawagen nachts 1 Uhr vor dem Etablissement bereit. der drollige Zwerg Franeois, sowie Paul BojanowSky ge nannt — entfesselte einen Sturm der Heiterkeit, so daß der willkommene Wechsel zwischen ernstem Spiel und heiterer Kirnst die Stimmung der Zuschauerschaft ungemein be- lebte. Der Circus Ed. Wulff zählt weiter ein auSgezeich- netes Akrobaten-Trio, Gebrüder Riego, und den ausge- zeichneten Kunstschützen Mr. Scurt, der zuwi Ziele aus einmal nimmt, zu den Seinen, und tritt gleichzeitig mit einem großen Ballett-Divertissement „Mou- lin-Rvuge", in dem sämtliche Damen vom Corps de Ballett mitzuwirten pflegen, hervor. Alle diese Nummern fanden berechtigten großen SlpplauS, ebenso di« fesselnde Dressurnummer des Herrn Axel Eckdahl mit seinen drei indischen Elefanten und die Vorführung des Zebra pferdes durch Herrn F. Cariot. So durfte das Debüt des Circus Wulff allenthalben als ein gelungenes un glänzendes gelten und die erfreulichsten Aussichten für di« kommenden Wochen eröffnen. Wir kommen noch aus. führlich darauf zurück. * Tas erste Opfer. Beim jetzt wieder eröffneten Gondek- fahren ertrank am Vormittag des 1. Feiertages in der Pleiße in der Nähe der Hakenbrücke im Revierort „Stempel" m Connewitz die 24jährige Malers-Ehefrau Alane Svendsen geb. Peter, hier, Sidonienstraße 34, wohnhaft. Die Eheleute Svendsen wollten an der Hakcnbrücke die Plätze wechseln und hierbei ist die Frau ins Wasser gefallen und ertrunken. * Selbstmorde. Am 1. Osterfeiertage wurde im Rosentale in der Nähe des Schweizerhäuschens ein Mann erschossen auf gefunden. Nach bei dein Toden aufgefundenen Legitimations papieren ist der Tote ein aus Meerane gebürtiger 32jähriger Kaufmann. — Gestern, am 2. Osterfeiertag nachmittag, setzte ein öS Jahre alter Buchhändler und Vertreter einer auswär tigen Annoncen-Expedition seinem Leben in seinem in der innern Stadt belegenen Bureau durch Erhängen ein Ziel. Der Grund zur Tat ist unbekannt. * Polizeibericht. Am Sonnabend nachmittag kam auf dem Täubchenwege in Reudnitz eine Straßenbahnschaffners-Ehe frau infolge Ausgleitens zu Falle und erlitt einen Knöchelbruck mn rechten Fuße. — In der Nürnberger Straße kam eine Arbeiterin beim Abspringen von einem im Gange befindlichen Motorwagen zu Kalle und zog sich Verletzungen im Gesichte zu. — Ebendort lief ein 6iähriger Knabe in em einspänniges Bäcker geschirr, wurde umgerissen und am linken Knie leicht verletzt. — Am Sonnabend abend fiel in der Lützener Straße in Lindenau ein 36iähriger Geschirrführer von seinem Wagen herunter und brach den rechten Unterschenkel. Er wurde im Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht. — In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ist in einem Schuhwarengefchafte in der Lützner Straße in Lindenau ein Einbruchsdiebstahl verübt worden. Die Diebe find durch ein Souterrainfenfter in das Geschäftslokal gelangt, wo sie ein Pult erbrachen und daraus etwa 70 ge stohlen haben. Bislang fehlt von den Tätern jede Spur. * Unfälle. An der Dorotheenstvaße hier warfen sich am Sonnabend nachmittag mehrere Kiraben mit Steinen. Hierbei wurde der 7 Jahre alte Sohn eines jüdischen Handelsmannes an den Kopf getroffen und nicht unerheblich verletzt. — Einen Bruch des liiüen Oberschenkels erlitt am Sonnabend nach mittag ein in der Gießerstraße in L.-Plagwitz wohnhafter 42 Jahre alter Markthelfcr beim Transport einer Kiste Mehl, mit der er zu Falle kam. — Durch unvorsichtiges Gebühren mit einem Terzcrol brachte sich am 1. Feiertag ein in der Hohen Straße wohnhafter ArbeitSburfche eine nicht unerhebliche Schußverletzung an der linken Hand bei. — Die vorbezeichneten Personen fanden Aufnahme bezw. Behandlung im Stcrdtkranken- hause. — Am Sonntag nachmittag lief in der Elisenstraße die 6 Jahre alte Tochter eines hiesigen Handelsmannes einen: Radfahrer in den Weg, wurde von diesem umgefahren und er litt hierbei eine Auskugelung des linken Oberarmes, während der Radfahrer, der ebenfalls zu Falle kam, leichte Verletzungen davon trug. — Als gestern vormtttag in -er Nähe des Völker schlachtdenkmals ein Arbeiter mit dem Zweirade in schnellem Tempo hinter einem Automobil herfuhr und nicht beobachtet hatte, daß dasselbe wegen eines Hindernisses plötzlich langsam fahren mußte, prallte er mit solcher Gewalt an dasselbe an, daß er zum Stürzen kam und dabei schwere Verletzungen im Gesicht erlitt. WM M ariwmLisvdo 8trL88v divtst al8 Nachweis eins undv»tni«»n unä tv Msr Lsriskuos LoruxsquvUv Mr > M I M M «rdelts-Ssll »in§»vd»1»n di» Vvni»»». vor» SKLllvrtoL's SoLi»trni»«s1»r»
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