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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040405016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904040501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904040501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-05
- Monat1904-04
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Anzeigen-PreiS die 6gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Redaktion-strich (4 gespalten) 7K C, nach den FamUteuaach- richten (6 gespalten) KO Tabellarischer und Hiffernsatz entsprechend Häher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossertenannahme 3K Extra-Veilugen (gesalzt), nur mU der Morgen.Ausgabe, ohne Postbeförderung ^tl 60.—, mit Postbesürderung 70-—. Annahmeschlutz für A«zeigen r Abend-AuSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morg««'Au»gab»r uachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« au die Expedition zu richte«. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet vo« früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von E- Pölz in Leipzig (Inh. vr. V.. R. L w. «ltnkhardt). 98. Jahrgang. Amtlicher Teil. Oeffentlicke Zustellung. Die Anna starte veredel. Hüttenrauch geb. Wambach zu Leipzig — Prozeßbevollmächtigter: Rechtsanwalt vr. Schiller da« selbst — klagt gegen ihren Ehemann, den Rollkutscher Eduard Oskar Hüttenrauch au« Kunitz, früher in Leipzig, jetzt un bekannten Aufenthalts, auf Ehescheidung auf Grund der Be- stimmunaen in 8s 1565 und 1568 de« bürgerlichen Gesetzbuchs. Die Klägerin ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung de« Rechtsstreit« vor die erste Livilkammer de« Königlichen Land gericht« zu Leipzig auf Dienstag, den 7. Juni 1904, vormittags 9 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei diesem Gerichte zugelassenen Rechtsanwalt zu bestellen. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klag« bekannt gemacht. Der GenchtSschreiber des Königlichen Landgerichts zu Leipzig, am 1. April 1904. Leipziger Volksbank. Hsilwvtv. s, I-vIpLttzk, 8. Annahme von Tpareinlaqen zu ktV2---4///o Kaffenstunden st—1 Uhr, 3—5 Uhr. Var ülicdtigrtr vom läge. * Das Befinden des Kaisers soll, wie die „Norbd. Allg. Zig." nochmals gegenüber ungünstigen au-ländischen Meldungen erklärt, andauernd vorzüg - lich sein. * Prinzessin Eduard vonDachsen-Wei- mar ist Sonntag früh in London gestorben. * Aus dem Ohio-Gebiet (Nordamerika) werden große Ueberschwcmmungen gemeldet. Bier Menschen sind umgekommen. Der Schaben wird auf zwei Millionen Dollars geschätzt. Vst Mvrlerium von sirulden. Man schreibt uns: Bon den durch die Zeugenaus sagen im Beuthener Prozesse kompromittierten Geistlichen erläßt einer nach dem andern in den klerikalen Blättern Erklärungen, in denen die Aussagen der Zeugen als grobe Entstellungen hingestellt werden. Unter diesen Um- ständen wird es immer rätselhafter, ivarum Kardinal Kopp sich aus die Zurückziehung des Strafantrages ein gelassen und dadurch den Geistlichen di« Gelegenheit ge nommen hat, an Gerichtsstelle und unter dem Eibe gegen die Aussagen der polnischen Zeugen zu remonstrieren- Ein so kluger Mann, wie Herr Kopp, mußte sich über den Eindruck, den di« Zurücknahme des Strafantrages machen würde, klar sein,' er mußte sich ferner darüber klar sein, daß auch die längsten und im entschiedensten Tone ge haltenen Erklärungen in einer Zeitung da- Gewicht einer eidlich beschworenen Aussage niemals aus- gleichen kvnnen. Manche Zentrumsblätter gehen freilich über die Liblichkett der Zeugenaussagen in Beuthen mit Bemerkungen hinweg, die da- höchste Erstaunen Her vorrufen müssen. So schreibt der „Badische Beobachter": „Tatsächlich lauteten die Zeugenaussagen derpolnischen Zeugen in dieser Beziehung zum Teil sehr ungünstig, was jedoch bei den polnischen Zeugem im allgemeinen so schlimm nicht zu nehmen ist. Wer sich an die Laurahütter polnischen Prozesse erinnert, der weiß, wie damals von den fana tischen Radikalpolen mit der Wahrheit geradezu jämmer lich umgegangen wurde; wir sprachen bei jener Gelegenheit unsere tiefste Entrüstung über die Verlogenheit jener Leute an«. Wir werden deshalb auch hier gut tun, einen be deutenden Teil der Aussagen der Zeugen mindestens für sehr zweifelhaft zu halten, weil die Zeugen in ihrer Leidenschaft das Wahre vom Falschen nicht mehr unterscheiden können." Diese Ausführungen sind zugleich vom politischen wie vom strafrechtlichen Standpunkte aus von Interesse. Man weiß, wie daS Zentrum jede von „hakatistischer" Seite aus gehende Andeutung kultureller oder moralischer Minder wertigkeit der Polen mit Entrüstung zurückweift. Nun hat zu allen Zeiten und bei allen Völkern, die auch nur auf einer bescheidenen Stufe der Kultur standen, der Eid stets als eine besondere heilige Sache gegolten; das badische Zentrumsblatt aber wirft seinen polnischen Glaubensgenossen ein zum mindesten sehr leichtfertiges Umgehen mit dem Tide vor, und es degradiert sie damit zu Staatsbürgern minderer Klasse. Die Angelegenheit hat aber auch eine strafrechtliche Be- beutung, insonderheit, rveun man mit den Auslassungen des erwähnten Zentrumsblattes die Erklärungen, die bereits von zwei Geistlichen abgegeben worden sind, zu sammenfaßt. Roch diesen Erklärungen sollen sich etliche Zeugen zum mindesten eines fahrlässigen Mein eides schuldig gemacht haben. Es könnte deshalb leicht passieren, daß gegen die Beschuldiger die Untersuchung eingeleitet und den Geistlichen Gelegenheit gegeben würde, nunmehr ihrerseits unter dem Eibe das, was sie getan und gesagt haben, zu bezeugen. Es mag sein, daß die erneute Ausrührung der Angelegenheit dem katho lischen Klerus in Schlesien aus politischen und kirchlichen Gründen unerwünscht wäre, aber es ist schließlich nicht Sache der Staatsanwaltschaft, darauf Rücksicht zu nehmen. Der Aufstand der Herero. * Nachschub nach Deutschsüdwestafrtka. Zur Ver schiffung der Pferde hatten die beiden Dampfer „En- trerio«^ und „Markgraf" gut und wohlvorbereitete Einrichtungen erhalten. Auf beiden Schiffen waren die gleichen Einbauten in kurzer Zeit gemacht worden. Auf den Zwischendeck«, Spardecks und Haupt- sowte Oberdeck« waren für die Aufnahme der Tiere die kleinen Boxe« aufgebaut worden. In jedem einzelnen dieser Ab- teile mutzte rin Pferd seinen Platz erhalten. In langen Reihen an den Schifiswänden und der Reeling zogen sich die Ställe entlang. Um nun die Tiere schnell und ohne Beschwerden an Bord zu bringen, hatte man zwei Arten der Uebergabe an Bord gewählt. Erstens wurden grotze vierkantige abgeschlossene Boxe« gewählt, in die die Pferde hineingetrieben, dann durch den Krahn aufgehoben und auf das Schiff hinabgeführt werden mutzten. Die andere Art der Beförderung an Bord wurde durch Stege vermittelt, lieber einen Laufsteg wurden die Tiere an Bord geführt und über die terrassenförmig in den Luken nach den unteren Schiffsräumen hinabführenden Stege zu den einzelnen Ställen. Die Pferde, zum kleineren Teil kavalleristisch geschult — 300 Stück nur waren von den einzelnen Truppenteilen des In landes entnommen — kamen von den ostpreutzischen Bauerngütern. Es war daher zeitweilig nicht leicht, die störrischen Tiere an Bord unterzubringen. Ungleich angenehmer und bequemer verlief das Verschiffen der Tiere über dir Laufstege hinüber. Tort folgte eines dem andern in langer Reihenfolge, geduldig sich der Führung des Treibers fügend. Diese Art der Verladung der Pferde ging ver hältnismäßig sehr schnell und zwar wurden an Bord des Dampfers „Markgraf" innerhalb 1 Stunde 200 und auf der „Entrerios" in I'/, Stunden 300 Pferde verladen. Auf dem „Markgraf" wurden 500, aus dem „Entrerios" 700 Pferde befördert. * Wie wenig Voraussicht übrigen« die Windhoeker leitenden Herren bezüglich deS Herero-Aufstandes bewiesen haben, zeigt folgender, in der „Deutsch-Südwestafrikanischen Zeitung" vom 23. Februar veröffentlichter Auszug aus einem Briefe eines in Grootsontein ansässigen Storeverwalters, da tiert vom 13. Januar: Soeben trifft ein Brief von Oberleutnant Volkmann ein, der befiehlt,, olle Vorsichtsmaßregeln zu wetzen, da es nicht au«, geschloffen fei, „daß Nachrichten au« dem Süden und von dem Abmarsch der Truppen dahin, die Herero veranlaßt haben, einen Aufstand zu versuchen". Einige Ansiedler sind der An sicht, daß der Unterkapitän Batonna die Plündereien angestiftet habe, um möglichst viel Vieh, besonders aber auch Gewehre und Munition zu erbeuten und dann über die Grenze zu gehen. Ich bin aber nach dem schon früher von Herero beobachteten Ver halten der Meinung, daß ein allgemeiner Aufstand bevorfteht, zumal die Herero in letzter Zeit Boten mit Uimarua am Okavango und wahrscheinlich auch mit dem Süden unterhalten. Auch geht aus verschiedenen Aeußerungen von Herero, die kürzlich infolge Ver schulden nach dem Ovambolande flüchteten, deutlich hervor, daß dieselben schon lange auf einen Aufstand hofften. Die Leute sagten, daß Samuel den Unterkapitänen und seinen Leuten versprochen habe, eines Tages Orlyg (Krieg) zu machen, aber sie von Jahr zu Jahr verwüstet habe, da er ein gutes Gehalt bezog, und die günstige Gelegenheit bisher fehlte. Jetzt bleiet sich diese Gelegenheü und wird von den selbständigen Waterberger Herero wahrscheinlich benutzt. . . . Also doch mal Krieg mit den Herero, wie dies von allen, die als Landeskenner die Etngeborenenpolttik der Regierung verurteilen, vorausgesagt war. Der rnssisch-japanische Krieg. Japaner in rassischer Ariegrgesangenschast. * Au« Mukden meldet die Russische Telegraphen- Agentur: Nach einem Bericht des Militärkommiffar« der Provinz Hei- lundsan trafen 237 aus Blagowestschensk ausgewiesene Japaner am 31. März in Tsitsikar ein und gingen von dort nach Irkutsk ab. Die Japaner erklärten sich auf Befragen des Kom missars mit der ihnen zuteil gewordenen Behandlung zufrieden und hatten keine Beschwerden zu erheben. Sie erhielten die Er laubnis, mit der russischen Post Briefe nach Blagowrst- schensk abzusenden. Der japanische Arzt, welcher sie begleitet, erhielt auf sein Ersuchen Medikamente für seine Kranken. Chinesen «nd »nssen. * Aus Lianjaug meldet die Russische Telegraphen- Agentur; Infolge der von den Russen gebotenen hohen Preis« liefern ihnen die Chinesen in der Stadt und auf dem Lande alle«, wa« sie nötig haben. Die aus Schanghai kommenden englischen Mel dungen, datz die Russen sich in der Mandschurei ihre Lebensmittel gewaltsam verschafften, beruhen qpf reiner Erfindung. Die Chinesen verkaufen gern ihr Vieh und räumen ihre Wohnungen de» russischen Truppen. Mißverständnisse kommen nirgend« vor. In Niutschwang ankern 11 Handelsdampfer, um Ladung einzu nehmen. Nach einem Befehle des Statthalters ist die Warenaus fuhr aus Niutschwang nur nach neutralen Häfen gestattet bet,Hintn» legung einer Summe in der russisch-chtuesischrn Bank in Höhe de« Wertes der vollen Ladung. Nach der Ankunft de« Schiffe« sie einem neutralen Hafen wird die hinterlegte Kaution zurückerstattet. Der Gesundheitszustand der Truppen in Liaujang und ander« Orten ist gut. Aus Port Arthur wird von Russischer Seit« aeureldtt: Die Jage ist unverändrrt. - Statthalter Al«p«j«w besichtigte die Befestigungen. Deutsches Deich. * Berlin, 4. April. * Des Kaisers Mittelmeerfahrt. In Messina hörte Kaiser Wilhelm Sonnabend abend noch den Vortrag de« Gesandten von Tschirschkh und Bögendorfs. Sonntag vor mittag war auf der „Hohenzollern" Gottesdienst, au welchem auch eine Deputation der Offiziere und Mannschaften der beiden Begleitschiffe teilnahmen. Nachmittags 2 Uhr b«gab sich der Kaiser mit den Herren des Gefolges an Land, be stieg mit denselben die vor dem Stadthause bereitstehenden Wagen und fuhr durch die geschmückten Straßen unter Feuilleton. Wustk. Dar Sühnaxrinz. Operette in 3 Akten von Hanns Plank unv Otto Findrisen. Musik von Otto Findeisen. Erstaufführung tm „Alten Theater" zu Leipzig am Osterionntag wo4. Eines hat uns von vornherein nicht gefallen an der neuen Operette: daß die Verfasser sie am Ostersonntag aus -er Taufe hoben, daß sie offene Tafel hielten unter dem Motto „'S ist jeder Biedermann geladen" und der breiten Masse gleichsam musikalisches Freibier verzapften. Das Oster- und Weihnachtspudlikum ist in allen Städten gleich kritiklos. Es rührt die Hände um so behender, je grotesker die Gesichter auSfallen, die auf der Bühne ge schnitten werden. Und selbst ein vornehmer Künstler kann an solchen Tagen nicht umhin, gewiff« Zugeständ nisse zu machen, will er nicht riskieren, Mangel an lieber- treibung von diesem Publikum als Mangel an Können ausgelegt zu sehen. Ostern und Weihnachten regiert die Galerie. In die Z«it dieses Interregnum- eine Premiere'zu legen, ist unter allen Umständen unangebracht. Be- jubelt wird alles — Kleist ober Grillparzer könnten an solchen Tagen ausgepfiffen werben — und di« Wert urteile, die in normalen Zetten schon arg schwanken, werden völlig auf den Kopf gestellt. Wenn also Kind eisens Operette einen Erfolg sand, den man, rein äußer- lich betrachtet, als einen Bombenerfolg bezeichnen mutz, und wenn sich diese Art Erfolg, woran gar kein Zweifel ist, am Ostermontag wiederholt hat, so ist damit für die Zukunft gar nichts gesagt oder getan. Die Ber liner Blätter werben heut« und morgen von „durch schlagendem", „rauschendem" und „ungeheurem" Erfolg reden. In den Augen eines jeden wahren .OritikcrS wäre eine solche Meldung iu berichtigen. Un'' dennoch würbe kein Jurist dem Recht geben, der hier auf Grund des ß 11 des Preßgesetzetz eine Berichtigung erzwingen wollte. Diese eaptatio b»n»vol«vti»» wäre also besser unter blieben. Sie ist ein« Spekulation, deren Gelingen im voraus gewiß war und deren — und nun wird unser Referat lieblicher — die Autoren gar nicht bedurft hätten. Zwar ist eS auch unserem beliebten Operettendirigenten nicht gelungen, -aS lecke Schlfflein der deutschen Operette flott zu mach«». Aber mit Weinberger zumindest hält er immerhin gleichen Schritt. Die Handlung ist denkbar dürftig: ein arabischer Prinz muß eine abgetakelte Hofdame heiraten. DaS Zu standekommen dieser Ehe ist mit bekannter Oberflächlich keit motiviert. Eine Nebenhandlung — die Liebe zwischen einem Schwerenöter von Marquis und einer vornehmen Witwe — schleppt sich mühsam hin. Die Rädchen dieser beiden Handlungen" greifen natürlich nicht ineinander. Sie schnurren nebeneinander her. So irrelevant aber die Geschehnisse in der Operette sind, so lobenswert ist die dialogische Ausführung. Abgesehen von einer unnötigen und umständlichen Breite, die auS einem Mangel an Bühnenblick resultiert, zeichnet sich der Dialog durch Witz und Eigenart aus. Wir begegnen einer ganzen Anzahl lustiger Einfälle, und neben verbrauchten Mitteln, die Lachlust anzureizen, finden wir auch neue und gefällige. Namentlich der Wortwitz der Verfasser verdient Lob. Da ist einiges ganz vortrefflich gelungen, und ein Bemühen, Trivialitäten auS dem Wege zu gehen und in spielerischen Formen wirklich etwas zu sagen, macht sich angen hm bemerkbar. Und weiter ist zu loben, daß die musikalische Anpassung an den Text durchweg glücklich und wirkungssicher ist. Wir erinnern z. B. an die hübschen Sechzehntel gleich im ersten Couplet auf Reiterregiment" und „v«ck, vicki, vier". Kindeisen ist bestrebt gewesen, dem Banalen auö- zuweichen. Er verfucht« sogar gelegentlich (besonder» in den Finalen und in -en Duetten), tm Stil der komischen Oper zu schreiben. Da» soll man nicht unter schätzen. Auf diese Weise erhält sein Werk hin und wieder einen vornehmeren Anstrich. Kindeifen fußt auf Strauß und Millöcker, von den feineren Franzosen scheint mir nur seine Instrumentation beeinflußt. Den arabischen Prinzen weiß er auch mufickaltsch geschickt zu illustrieren, und die exotischen Klänge einer eigenartig instrumen tierten Musik erzeugen im Hörer das Gefühl angenehmer Abwechselung. Merkwürdig ungeschickt ist die Pauke verwendet, während mit -en Holzbläsern (besonder» den Fagotten) in der arabischen Musik reizvolle Wirkungen erzielt sind. Musikalisch wie textlich hervorragend er schien uns daS Detektiv-Couplet im -weiten Akte. Leider sagt der Komponist des Guten aar zu viel. Die Walzertakt« insbesondere sind überreichlich vertreten. Da verdrängt dann ost eine Wirkung di« andere. Text- lich wie musikalisch würden sich einige herzhafte Striche empfehlen. DaS Ganze bedarf oer Schürzung und könnte durch die Opferung einiger Detailschönheiten nur ge winnen. Das gilt auch vom gesprochenen Dialog. Di« Operette ist ünterhaltfam und deshalb wohl geeignet, ein Publikum zu fesseln. Kehlt ihr auch der musikalische „Schmiß", so wird sie gleichwohl eine Zeit lang sich auf -en Repertoire» -er deutschen Bühnen halten. Daß sie in Leipzig Zugkraft ausüben wird, oe- darf bei der Beliebtheit KindeisenS kaum -er Ver sicherung. Den darstellenden Kräften mögen die Autoren dank bar sein: sie nahmen sich des Werkes sehr an. Herr Franz Groß hatte den Sühneprinzcn gut aus gearbeitet, und Knäulein Linda entzückte durch an mutiges Spiel wie durch geschmackvollen Gesang. H-rr Gturmfels hätte stimmlich etwas weniger intensiv sein dürfen, während Krau Siegmann.Wolff in einem recht undankbaren Liede (im zweiten Akte) von neuem Proben ihres gesanglichen Können- gab. Echten Humor bewies wieder einmal Herr Sukfüll, und Herr Greiner spielte einen Hofmarschall so gut, wie man einen Hofmarschall eben spielen kann. Fräulein Buse trat wie immer resolut auf und hatte die Lacher auf ihrer Seite und Herr Heine spielte nicht ohne Schneid. Die Aufführung zeugte von sorgfältiger Ein studierung. Der Komponist wurde immer und immer wieder auf die Bühne gerufen und mit reichem Lorbeer ausgezeichnet. Dem österlichen Enthusiasmus der Biel zuvielen begegneten die Habituvs durch zurechtweifende- Zischen, das natürlich nicht dem Komponisten galt. Mir schien «S, als ob da» die wahren Freunde KindeisenS gewefen seien. Kn jedem Kalle dürften es di« zu verlässigeren sein. 2,eborli<>h. Theater. * I« Leipziger Zentral, rHeater feierte am ersten Feiertage vor ausverkauftem Hause das Meßthaler- Ensemble, das sich diesmal „Eysemble-Gastspiel Pariser Schwänke" nennt, seinen Einzug. In -en Worten „Pariser Schwänze" ist da» Programm der Ge- sellfchaft enthalten, das di« im vorigen und auch schon in diesem Jahre im Zentral-Theater vorgcführten ein- und tzwttdeutigen Schwänke um einig« neue Nummern ver- mehren wird. Merkwürdigerweise fehlt in dem Tr- üsfnungS-Schwanke „Die 300 Tage" von Garault und Charvey der sonst in Len französischen Fabrikaten nach Art von „Coralie L Co", „Dame aus Trouvtll«" usw. bis WM Ueberdruß gepflegte Ehebruch, die Bersafser be gnügen sich vielmehr diesmal mit einer Erbschafts geschichte, haben eS aber nicht unterlassen, in diese Ge- schicht», di« die bekannte ztthnmonatlich« Wartezeit der Witwen vor ihrer Wieberverheiratung betrifft, fo viel hineinzulegen, daß alle diejenigen, welche, -a ja ein „französischer" Schwank angekündigt wurde, paprizierte Ware erwarteten, ganz gut auf ihre Kosten gekommen sind. Ueber den Schwank selbst ein Wort zu verlieren, verlohnt sich nicht der Mühe; für uns gilt es nur, fest zustellen, daß das Ensemble gut eingespielt und, soweit man dies nach dem ersten Stück beurteilen kann, auch gut zusammengestellt ist. Freilich darf dabei nicht unter schätzt werden, daß die Hauptrolle -cs Stückes, -es findigen Architekten Crochc, in den Händen Josef Giampietros liegt, eines Künstlers von unverwüst lichem Humor und staucnswerter Wandlungsfähigkeit, wie sie auf der deutschen Bühne zur Zeit nur in wenigen Exemplaren anzutrcffen sind. Josef Giampictro hält, das kann man getrost sagen, das ganze Stück, gibt ihm Leben und Bewegung, weiß auch in den Augenblicken, wo -er bekannte Engel der Langeweile sich zu Gaste melden will, durch sein eminentes Talent Leben aus die Bühne zu bringen, — und da er fast den ganzen Abend hindurch nicht von der Scene herunterkommt, so ist es erklärlich, datz die Zuschauer befriedigt und angeregt daS HauS verlassen. Unter den übrigen Darstellern ver dienen Else Schiff, Edit Creinert, Richard Kirsch, Carl Meffadt, Paul Her big und Ernst Krampfs genannt zu werden. R. gr. -vnttkalenber für Leip ttg. Theater. Leipstscr Etadt-Theater. Unter Direktion des Herrn Pro fessor Arthur Ntkisch findet heute im Neuen Theater eine Aufführung von Bizrt« glänzend auSaestattetcr Oper „Carmen" mit Frau DoengeS in der Titelrolle statt. Morgen geht Weber beliebte Oper „Der Freischütz" in Scene. — Im Alten Theater erscheint heute ÄeverleinS Drama „Zapfenstreich" und morgen das Ausstattungsstück „Die Reise um die Erde". — Die nächste Aufführung von Otto KindeisenS Operette „Der Sühnrprinz" ist zu Sonnabend im Alten Tbeater angcsetzt. deitzttßer Schauspielhaus. Dienstag gelangt die Komödie „Lady Windermere- Fächer" mit Frau Lindner-Orban al- Gast zur Aufführung, und am Mittwoch wird BlumenthalS Gchausviel „Ein Tropfen Gift" wiederholt. Als volkstümliche Borstellung zu halben Preisen wird am Donner-tag Gorki-„Nacht asyl" gegeben. Max Halbes Schauspiel „Der Strom" wird am Freitag außer Abonnement aufgeführt, und Sonnabend beginnt wie be reit« mügetciü Felix Schwei-Hofer sein auf mehrere Abende berechnete« Gastspiel als Null-Ahnerl tm „Nullerl". Diese Vor- stellung findet im 83. Freitag«-Abonmment statt. Sonntag spiett der Darsteller die Rolle de- Otto Merwingcr in der Novität „Der Detektiv". Vorbestellungen zu diesem Gastspiel, welche- bei kleinen Gastspielpreisen stattpndet, werden bereit- jetzt ohne Änfgrld rntgegengenommrn.
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