02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.04.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040413021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904041302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904041302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-13
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Anzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem RrdakttonSstrich (4gesvaltrn) 78 -4, »ach den FamiUennach- richten (Sgespalt«) 50 - Tabellarischer und Hiffernsatz entsprechend höher. — Gebühr« Mr Nachweisungen und Ossertrnannahme 25 Grtrn-vrUngeu (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbrfürderung ^l 60.—, mit Postbefvrderung 70.—. Aunuhmeschluß für Anzeigen: Abeud-AuSgab«: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeig« find stet» au die Expedition zn richte«. Die Lrprdittou ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet vou früh 8 bi» abends 7 Uhr. Druck und Verlag vou E. Volz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L ». KltnkhardtX Mittwoch den 13. April 1904. 98. Jahrgang. Nr. 187. Var wichtig«» vo« Lage. * Di« gestrige Rede de- Reichskanzler» Grafe» Bülow im Rerchbtage wird in der Presse bi- jetzt fast ao-nahm-lo- al- matt und de- höheren Schwung- e/ntbehrend bezeichnet. * Der Gesamtverlust in Deutsch-Südwestafrika beträgt bi- jetzt IS Offiziere und 75 Mann an Toten, 9 Offiziere und 47 Mana an Verwundeten. * Der Anschlag auf den spanischen Ministerpräsidenten Maura wird offiziös al- anarchistische- Attentat bezeichnet. * Nach amtlichen russischen Nachrichten sind am Äalu mehrere japanische Borpostenabteilunae» völlig und ohne Verluste auf russischer Seite vernichtet worden. » Da- Vermächtnis, da» der Wiener Hofrat Professor vr. Puschmann der Universität Leipzig hinterließ, ist munuehr der Univerfität-veumrltung au-gezahlt worden; es beträgt über eine halbe Million Mark. Da» euglircd-lranrörirche Abkomme». Bon den Bestimmungen dieser Vereinbarung sind diejenigen am bedeutungsvollsten, die sich auf Marokko und Aegypten beziehen. Wir teilen sie als geschichtliche Urkunde im Wortlaute mit. Art. 1. Die Regierung Sr. britischen Majestät erklärt, daß sie nicht die Absicht hat, den politischen Zustand Aegyptens zu ändern. Die Regierung der französischen Republik erklärt ihrerseits, daß sie die Aktion Englands in diesem Lande nicht hemmen wird, indem sie etwa eine Frist für die britische Besetzung fordert, oder in irgend einer anderen Weise, und das; sie weiter ihre Zustimmung zu dem Entwürfe eines Erlasses des Khedives gibt, der dem gegenwärtigen Abkommen beigefügt ist und die Bürgschaften enthält, die für die Wahrung der Interessen der Gläubiger der ägyptischen Schuld notwendig erachtet werden, doch unter der Bedingung, daß nach dem Inkraft treten des Entwurfes kerne Aenderung ohne Zu- stimmung der Signatarmächte der Londoner Kon vention von 1885 darin eingeführt werden darf. Es wird vereinbart, daß die Generaldirektion der Alter tümer in Aegypten wie in der Vergangenheit so in der Zukunft einem französischen Gelehrten anvertraut worden soll; die französischen Schulen in Aegypten werden künftig dieselben Freiheiten genießen wie bisher. Art. 2. Die Regierung der französischen Republik erklärt, daß sie nicht die Absicht hat, den politischen Zustand in Marokko zu ändern. Die Regierung Sr. britischen Majestät erkennt ihrerseits an, daß es Frankreich, namentlich als der Macht, die auf einer weiten Strecke Marokkos Grenznachbar ist, zukommt, über die Ruhe in diesem Lande zu wachen und ihm seinen Beistand für alle administrativen, wirtschaft- licken, finanziellen und militärischen Reformen zu leihen, deren es bedarf. Die britische Regierung er klärt, daß sie die Aktion Frankreichs zu diesem Zwecke nicht hemmen wird, unter dem Vorbehalt, daß diese Aktion die Rechte unberührt läßt, welche kraft der Verträge, Abkommen und Gebräuche Großbritannien in Marokko genießt, darin einbegriffen das Recht der Küstenschiffahrt zwischen den marokkanischen Häfen, das die englischen Schiffe seit 1901 genießen. Art. 3. Die Regierung Sr. britischen Majestät wird ihrerseits die Rechte achten, welche kraft der Ver- träge, Abkommen und Gebräuche Frankreich in Aeflypten genieit, darin einbegriffen das den fran zösischen Schiffen zwischen den ägyptischen Häfen ge währte Recht der Küstenschiffahrt. Art. 4. Beide Negierungen, in gleicher Weise dem Grundsätze der Handelsfreiheit in Aegypten und Marokko zugetan, erklären, daß sie sich zu keiner Un gleichheit darin hergeben werden, ebensowenig durch die Einrichtung von Zöllen oder Auflagen wie bei der Festsetzung -er Eisenbahntarife. Der Handel der einen und -er anderen Nation mit Marokko und mit Aegypten wir- dieselbe Behandlung für den Durchgangsverkehr durch die französischen und eng- lischen Besitzungen in Afrika genießen. Ein Ab kommen zwischen beiden Regierungen wird die Be- dingungen dieses Durchgangsverkehrs regeln und die Durchqangspunkte bestimmen. Diese wechselseitigen Verpflichtungen sind gültig für eine Zeit von 30 Jahren. Mangels ausdrücklicher Kündigung, die mindestens ein Jahr vorher mitzuteilen ist, wird diese Zeitdauer von fünf zu fünf Jahren verlängert. In- dessen behält sich die französische Regierung in Marokko und die englische in Aegypten vor, darüber zu wachen, daß die Konzessionen für Wege, Eisen bahnen, Häfen unter solchen Bedingungen erteilt werden, daß die Staatsautorität in diesen großen Unternehmen von allgemeinem Nutzen ganz gc- wahrt bleibt. Art. 5. Die Regierung Sr. britischen Majestät er klärt, sie werde ihren Einfluß dahin geltend machen, -aß die französischen Beamten, die im ägyptischen Staatsdienste stehen, nicht schlechter gestellt werden 'ollen, als die englischen Beamten. Die Regierung der französischen Republik ihrerseits würde keine Ein- Wendung dagegen erheben, daß eine entsprechende Loge für die zur Zeit in marokkanischen Diensten stehenden englischen Beamten geschaffen würde. Art. 6. Um die freie Durchfahrt durch den Suez kanal zu sichern, erklärt die Regierung Sr. britischen Majestät ihr Einverständnis mit den Abmachungen des Vertrages vom 29. Oktober 1888 und mit dessen In krafttreten. Da so die freie Durchfahrt durch den Kanal gewährleistet ist, wird die Ausführung des letzten Ab satzes von 8 1 und die von 8 2 des Art. 8 dieses Ver- träges aufgehoben. Art. 7. Um die freie Durchfahrt durch die Meer- enge von Gibraltar zu sichern, kommen beide Regie rungen dahin überein, keine Befestigungen und sonstige strategische Werke auf dem Teil der marokkanischen Küste zu errichten, der zwischen Melilla und den Höhen- zügen liegt, welche das rechte Ufer des Sebu be herrschen. Diese Abmachung findet indessen keine An wendung auf die Punkte, die setzt von Spanien an der marokkanischen Küste des Mittelmeers besetzt sind. Art. 8. Beide Negierungen, von aufrichtigen freund- schaftlichen Gesinnungen für Spanien beseelt, ziehen in besondere Erwägung die Interessen, die Spanien in folge seiner geographischen Lage und seiner Land- besitzungen an der marokkanischen Küste des Mittel meers hat, und in betreff deren die französische Regie rung eine Verständigung mit Spanien erzielen wrrd. Die britische Regierung ist von dem Zustandekommen einer solchen Abmachung zwischen Frankreich und Spanien in Kenntnis zu setzen. Art. 9. Beide Regierungen versprechen sich den gegenseitigen Beistand ihrer Diplomatie für die Klauseln der gegenwärtigen Erklärung. Am wenigsten befriedigt von diesen Abmachungen ist man in Spanien. Trotz der höflichen Redewendungen hat man in Madrid das Gefühl, -aß Spanien einfach beiseite geschoben und ihm jede Erweiterung seines Einflusses auf Marokko unmöglich gemacht wird. Der „Liberal" schlägt vor, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und Ceuta und Melilla in Handelsplätze und Freihäfen zu ver wandeln, um so Frankreich Wettbewerb zu machen und wenigstens die Früchte friedlicher Eroberung mit zu genießen. ver flrttrisna -er Herero. Da» Gefecht -ei Onganjira veranlaßt die „Nordd. Allg. Ztg." zu folgenden Aus- führungen: „Der Bericht des Gouverneurs Leutwein über den erfolgreichen Angriff -er Hauptabteftung unter dem Obersten Dürr und der Westabteilung unter Major v. Eftorffauf die Stellung der Herero bei Ongan - jira am vergangenen Sonnabend, den 9. d. Mts., läßt erkennen, einer wie schwierigen Aufgabe unsere Truppen gegenüberstanden. Die Zahl der Herero unter Samuel Maharero und seinem Ratgeber Assa Riarua, die sich bei Onganjira angesammelt hatten, muß sehr beträchtlich ge wesen sein, wenn die Zahl der Gewehre allein auf 3000 angegeben wird, also die Hälfte der Zahl, die von Ken nern des Landes für die der Hererokrieger überhaupt an- genommen wurde. Daß die Herero vortrefflich die Bil dung des Geländes zu Verteidigung und Angriff auszu- nutzen verstehen, das haben alle bisher eingelaufenen aus- führlicheren Berichte über die Gefechte mit ihnen erkennen lassen. Diese Schilderungen zeigen, wie unzu treffend die Behauptung war, die zu Anfang des Auf standes mehrfach ausgesprochen wurde und erklärte, es bedürfe „im Orlog" nur eines entschiedenen, kräftigen Stoßes, dann würden die Herero klein beigeben. Kenn- zeichnend für ihre zähe Kampftüchtigkeit ist es, daß der rechte Flllstel der Herero zwei energische Gegenstöße gegen den Angriff unseres linken Flügels machte; die Herero begnügten sich also nicht mit reiner Defensive, sondern versuchten auch durch aktives Vorgehen ihre Stellung zu behaupten, allerdings ohne Erfolg. Das Ergebnis deS Kampfes war, daß die Stellung des Feindes gebrochen wurde, worauf er sich zur Flucht wandte. Die inzwischen eingebrochene Dunkelheft wird eine nachhaltige Verfol gung der Fliehenden unmöglich gemacht haben; doch dürf- ten wir wohl bald nähere Nachrichten über ihren Abzug erhalten, der einen Teil der Scharen in die Richtung führt, in der Major v. Glasenapp steht." Verlustliste. Der Gesamtverlust in Südwestafrika stellt sich wie folgt: Nach einer bis zum 15. März reichen ¬ den Verlustliste waren ohne Owikokorero 1 Offizier, zwei Feldwebel, 1 Sergeant, 7 Unteroffiziere und 11 Soldaten gefallen. Ten Wunden erlegen war der Leutnant Frhr. v. Wöllwarth-Lauterburg. Verwundet worden waren 4 Offiziere, 2 Feldwebel, 2 Sergeanten, 4 Unteroffiziere und 15 Soldaten; vermißt der Reiter Piepho. Bei Owi kokorero wurden 7 Offiziere, 19 Mann getötet, 3 Offiziere 2 Mann verwundet. Am Omatokoberge (Kolonne Estorfs) wurden 2 Mann getötet, 2 Mann verwundet. Rechnet man dazu die Verluste von Okaharui und Onganjira, so ergibt sich Gesamtverlust: Tot: 13 Offiziere, 75 Mann. Verwundet: 9 Offiziere, 47 Mann Die Lreere -er Verg-anrara. Wir haben seiner Zeit einen Brief aus Okombahc, westlich von Omaruru, veröffentlicht, in dem berichtet war, daß die Herero versuchten, den dort wohnenden Häuptling Kornelius der Bergdamara auf ihre Seite zu ziehen. Nun bringt die „Südwestafr. Ztg." nähere Angaben darüber, die interessante Streiflichter auf die Mittel werfen, deren sich die Herero für ihre Zwecke bedienten. ES heißt in der Mitteilung: „Es kamen von den Herero-Häuptlingen fast täglich Briefe an Kornelius, die ihn zum Ueberfall und zur Er- mordung der Weißen zu bewegen versuchten. So schrieb der Unterhäuptling Mutate: „Du bist schwarz, alles was schwarz ist, wird fallen unter den Händen der Weißen, darum müssen die Schwarzen zusammenhalten, und darum gehörst Du zu uns. Ich weiß, daß die Aufgabe, die wir Dir stellen, eine sehr schwierige ist, doch Du wirst sie schäften. Mach aber schnell, denn wir brauchen Dich." — Und Häuptling Michael schrieb: „Mein lieber Kor- neliuS! Hast Du die Arbeit, die Dir zugewiesen ist, noch immer nicht vollbracht? Beeile Dich. Ich, der ich bin der Kapitän Michael, Omuhona." — Dre Hinterlist des Hererocharakters offenbart sich aber in den Briefen deS Unterhäuptlings von Kawab, Johannes. In heuchle rischer Weise schreibt er anfangs: die Weißen sollten vor den Herero auf der Hut sein, er hätte sein möglichste- ge tan, um die jungen Leute zurückzuhalten, aber sie hörten nicht mehr auf das Alter; hätte ihn doch der Herr hinweg genommen vor diesem schrecklichen Kriege. Er sei ein Freund der Weißen und würde jede Botschaft an die Weißen wcitergeben. Sie könnten ihm vertrauen. Seine Spione seien auch die Spione der Weißen und würden alles berichten. Tatsächlich hat Johannes dann auch eine Patrouille davor gewarnt, nach Kawab zu reiten, da sie abgeschossen werden würde, aber bald zeigte er seinen wahren Charakter in einem Schreiben an Kornelius etwa folgenden Inhalts: „Lieber Kornelius I Du mußt so schlau sein wie ich und es nicht so machen wie unsere Leute in Omaruru; wären sie vorsichtiger gewesen und hätten mehr Gift gebraucht, dann wären sie jetzt weiter. Ich habe mich zurückgehalten und habe die Weißen getäuscht und ich werde damit weiterkommen." Häuptling Kornelius hatte auch unter seinen eigenen Leuten eine starke Kriegspartei niederzuhalten, und es ist vielleicht nur dem Entsatz von Omaruru durch die Kompagnie Franke zu verdanken, daß eS nicht doch noch den Weißen in Okombahe schlecht erging. Hervorgehoben zu werden verdient auch die folgende Stelle aus demselben Bericht: „Bezeichnen- für die Falschheit und Heuchelei selbst der christlichsten Herero ist eS, daß diese selben Kerle wochenlang vorher den Missionar ständig mit Vorwürfen überhäuft hatten, daß er seine treue Gemeinde in Kawab Feuilleton. isj Vas Testament des Bankiers. Roman von A. M. Barbour. Nachdruck verbot««. „Die Sache ist nämlich die: Ralph Mainwaring und Thornton Haden ein Vorurteil gegen mich; es würde unseren Erfolg erschweren, wenn ich persönlich mit ihnen in Verhandlung treten wollte. Meine Person muß ver- borgen bleiben. Dagegen kann die Angelegenheit sehr glatt verlaufen, wenn wir beide uns zusammentun und Sie ihnen — unterstützt von meiner Rechtskenntnis und Erfahrung — zu Leibe gehen. Ich zweifle nicht, daß Sie dann geschictt die Drähte handhaben werden, die uns beiden Geld einbringen sollen. Was sagen Sie dazu, mein junger Freund?" „Sie glauben also, daß Ralph Mainwaring und Herr Thornton vor den Geheimnissen, die Sie aufzudecken ver- mögen, einen solchen Schrecken bekommen würden, daß sie sich zur Zahlung eines Schweiggeldes verstehen würden?" „Ich beanstande den Ausdruck „Schweiggeld". Ich will nur versuchen, das zu erhalten, was Hugh Main- Waring mir schuldete. Er hat mich niemals voll bezahlt, und so müssen es nun seine Erben tun." „Do befinden sich die Benefiziaten des vernichteten Testaments?" fragte Skott plötzlich. Hodson sah ihn scharf an. „Die sind schon lange tot. Wie kommen Sie auf diese Frage?" „Nun, ich dachte nur, wenn diese oder ihre Erben noch am Leben waren, müßte es doch das Nächstliegende sein, sich mit ihnen in Verbindung zu sehen. Sie würden sich vermutlich noch am ehesten und leichtesten dazu verstehen, einen hübschen Preis für unser Geheimnis zu zahlen." „Sie haben recht, -aS würden sie zweifellos — aber sie find, wie gesagt, alle tot." „Hinterließen sie denn gar keine Erben?" „Gar keine Leider, leider! Indessen habe ich glück licherweise diese englische Detternfippe so in den Fingern, daß sie mit den Dukaten schon herauSrücken sollen." Die Verachtung, die Skott, so lange Hodson seine Pläne entwickelte, verborgen hatte, trat jetzt, als er sich HStzlich von seinem Stuhle erhob, deutlich auf sein Gesicht. „Was denn!" rief Hobson erstaunt. „Sie wollen doch nicht auf einmal fort? — Setzen Sie sich, setzen Sie sich! Wir haben ja unfern Plan noch gar nicht besprochen'" „Das will ich auch gar nicht", entgegnete Skott mit unverhohlenem Abscheu. „Falls Sie glauben, mich zum Gimpel und zum Werkzeug Ihrer Gaunereien und schur kischen Anschläge machen zu können, da irren Sie sich. Wenn Sie sich einbilden, daß ich in der Absicht hierher kam, auch nur mit einem Gedanken auf Ihre nieder- trächtigen Vorschläge einzugehen, so täuschen Sie sich. Ich kam nur hierher, um mich über einen ganz bestimmten Punkt zu vergewissern. Mein Zweck ist erreicht, und nun habe ich nichts mehr mit Ihnen zu schaffen." Hobson war mit einem Satze aufgesprungen. Furcht, Zorn, Trotz, Haß glitten in rascher Folge über sein Ge sicht und verliehen ihm einen wahrhaft teuflischen Aus druck. „Sie lügen!" zischte er, heiser vor Wut. „Tich habe Ihnen mit keinem Worte eine Auskunft erteilt!" „Das allerdings nicht", erwiderte Skott mit kaltem Spott. „Sie konnten das auch gar nicht, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ich viel mehr von dem Ge schehenen weiß wie Sie. Ja, mir sind sogar noch ganz andere Dinge bekannt, die ein gewisser Richard Hobson uliss Dick Carroll in London verübte." Hobson war bleich geworden. Mit einer blitzschnellen Bewegung seiner rechten Hand griff er unter die auf seinem Schreibtische liegenden Papiere. Im nächsten Augenblick schleuderten ihm zwei kräftige Schläge einen Revolver aus der Hand und ihn selbst zu Boden. Wäh- rend er halb betäubt dalag, nahm Skott den Revolver auf, sicherte ihn und steckte ihn dann in seine Brusttasche. „Den werde ich vorläufig als Andenken an unsere Unterredung behalten; später wird er mir als Beweis dienen." Hobson erhob sich mit gräßlich verzerrtem Gesicht. Bebend vor Wut knirschte er nur zwischen den Zähnen: „Wer, zum Teufel, find Sie eigentlich?" „Das geht Sie gar nichts an", erwiderte Skott, ihn am Kragen packend und nach der verschlossenen Tür ziehend. „Vorwärts, die Tür aufgeschlossen!" Zitternd fügte sich der Elende; Skott wollte sich ent- fernen. „Noch einen Augenblick", flüsterte Hobson, von Furcht und Schrecken wie gelähmt. Glauben Sie nicht, daß Sie mich in Ihrer Gewalt haben. Ich habe nichts gesagt, was Ihnen als Handhabe gegen mich dienen könnte. Auch betreffs Dick Carrolls haben Sie keinen Beweis." .. Skott sah mit Ekel auf die Jammergestalt. „Sie feiger Schuft, nur eins will ich Ihnen noch sagen: Hüten Sie sich, jemals meine Wege zu kreuzen; ich möchte mir nicht noch einmal die Hände an Ihnen beschmutzen. Sollten Sie mich aber dazu zwingen, dann kommen Sie nicht so leicht davon." Er öffnete die Tür und schritt schnell durch das Dor- zimmer, an dem ihn entsetzt anstarrenden Schwarzen vor über, der die letzten Worte gehört hatte. Neue Entdeckungen. An dem Morgen, der der Unterredung mit Hobson folgte, erwachte Skott zu früher Stunde. Er stand auf und sah zum Fenster hinaus. Angezogen von der Schön heit des Bildes, das die Landschaft, von den Strahlen der ausgehenden Sonne übergossen, bot, verharrte Skott eine Weile am Fenster, als ein leichtes Rascheln im Gebüsch am See seine Aufmerksamkeit erregte. Die Sonnen strahlen hatten das »eine Wasser noch nicht erreicht; glatt und kristallklar wie ein Spiegel lag es da. Plötzlich schoß ein leichtes Boot vom Haine her hinaus und brach die glatte Fläche in ein Geriesel glitzernder Wellen. In dem Boote saß Merrick mit einem Manne, den Skott nicht er- kennen konnte, weil er dem Hause den Rücken zukehrte; er schien ein Fremder zu sein. Sie hielten nach kurzem Rudern, einige Schritte vom Ufer entfernt, an und warteten ab, bis die Oberfläche wieder glatt geworden war; dann spähten beide, über den BootSrand gebeugt, aufmerksam in die Tiefe. Kurz darauf ließen sie behüt- sam ein Schleppnetz nieder. Skott lächelte über die Schlauheit deS Detektivs, der die frühe Morgenstunde dazu benutzte, um nach dem Gegenstände zu forschen, den der Kutscher ins Wasser ge- warfen hatte. Dann kleidete sich Skott, der das Boot unverwandt beobachtete, hurtig an, verließ daS Hau- und eilte durch das Gebüsch dem See zu. AIS er den Rand des Haines erreichte, sah er, wie das Boot, langsam dahingleitend, das Netz schleppte, und bemerkte auch den Stalljungen, der, halb verdeckt vom Gesträuch, -en Vorgang mit leb- haftem Interesse verfolgte. Unbemerkt nahm Skott seinen Beobachtungsposten am Fuße einer Ulme, deren Zweige beinahe den Boden berührten, ein. Inzwischen war es Heller Tag geworden, immerhin war es aber noch so früh, daß eine Störung durch andere nicht zu befürchten stand. Merrick und sein Gefährte fuhren fast eine Stunde in beständig erweiterten Kreisen umher, aber resultatlos. Endlich, während Skott das ihm unbekannte Gesicht des Ruderers aufmerksam betrachtete, stieß dieser Plötzlich einen leisen Ruf aus und hielt das Boot an. Das Netz wurde aufgezogen, und als es mit dem aufgefischten Gegenstände an die Oberfläche kam, konnte Skott kaum einen Laut der Ueberraschung unterdrücken. Ehe die beiden Männer aber ihren Fang geborgen hatten, glitt er wieder in die Tiefe. „So, das war ja recht geschickt!" schalt Merrick, wäh- rend sein Gefährte unverständliche Verwünschungen aus stieß. Tann wurde das Netz wieder hinabgelassen und die Fahrt begann aufs neue. Diesmal dauerte es nicht lange, bis sie das Netz wie der in die Höhe zogen und auch den Inhalt glücklich an Bord brachten. Es war aber nicht jener Gegenstand, den sie zuerst heraufzuziehen versucht hatten, sondern ein Re volver. Merrick zog etwas aus seiner Tasche, was er mit dem Revolver verglich. Dabei sagte er zu dem ihm neugierig zusehenden BootSgenossen: „Na, Jim, ein ganz guter Fang, ganz gut, wir wollen aber doch auch den andern Gegenstand hcrausfischen." DaS Suchen nahm seinen Fortgang. Plötzlich zogen sie wieder an. Ein Kasten kam zum Vorschein. Er war zwar schlammbedeckt, Skott aber erkannte in ihm soforr den Gegenstand, der mit dem ersten verunglückten Zuge auf der Oberfläche des Wasser« erschienen war. Nun trat Skott, nachlässig schlendernd und ein Lied chen summend, aus dem Haine heraus, gerade so, als ob er sich in der Morgenfrische so recht erlaben wollte. Ter Fremde im Boot bemerkte ihn zuerst und machte Herrn Merrick ärgerlich aufmerksam; dieser aber tat so, al» ob ihm die Begegnung ganz gleichgültig wäre. Er
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