01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040423015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-23
- Monat1904-04
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 Reklamen unter dem Rrdaktionsstrich (»gespalten) 75 /L, nach den Famtliennach- richten (6 gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Offertenannahme 25 Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-AuSgabr, ohne Postbefvrderung 60.—, mit Postbefvrderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morgen-AuSgabr: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zn richten. Die Expedition ist Wochentag- uunnterbrochrn geöffnet von früh 8 bi- abend- 7 Uhr. Druck uua Brrlag von E. Val» in Leipzig (Inh. 1)r. B., R. L W. Kitukhardt). 98. Jahrgang. va; Wichtigste vsm tage. * In der gestrigen Sitzung der Sächsischen Zweiten Kammer wurden für das Gesetz über den Staatshaushalt (Komptabilitätsgesetz) 51 Stimmen abgegeben. Mit Rücksicht auf die darin ent- haltens Verfassungsänderung mutz noch einmal abge stimmt werden. — Bei der Abstimmung über das Gesetz, betr. die Oberrechnungskammer, ergab sich die Anwesenheit von nur 55 Abgeordneten, weshalb auch darüber noch einmal abgestimmt werden muß. * Die Budgetkommission des Reichs tags nahm einen Antrag Spahnan, nach welchem den Bundesstaaten die Reinerträge der Tabakssteuer und der Branntweinverbrauchsabgabe, sowie die Neichsstempel- abgabey überwiesen, dagegen 8 8 des Zolltarifgesetzes vom 24. Mai 1885 aufgehoben werden soll. Damit ist die Stellung des Zentrums zur Reichs- finanzreform festgelegt. * Der Prinz und die Prinzessin von Wales treffen heute in Stuttgart zum Besuche des königlichen Hofes ein. * Die Session des dänischen Reichstages wird heute geschlossen. politische Psychologie. p<-zwsiologis, c'ost in psrtio äivivs äo Is, xuerre, so soll ein Wort des ersten Napoleon gelautet haben. Der Krieg aber ist, nach Clausewitz, nur eine Fortsetzung der Politik. So liegt es nahe, die unverbürgte, doch jeden falls gut erfundene Aeußerung des ausnahmsweise ein mal philosophisch gestimmten Imperators auf die Politik zu übertragen, und einem jeden steht sogleich vor Augen, welche Erfolge die beiden größten Realisten der Neuzeit, Bonaparte und Bismarck, ihrer psychologischen Intuition verdanken. Nun sollte man meinen, ein Volk, dem die Ge schichte die Bildungsschule seines politischen Urteils gewor den ist, sollte aus so überzeugenden Beispielen zu der Er kenntnis gelangen, daß die Befähigung zu praktischer Psychologie für jeden Politiker ein unerläßliches Er fordernis sei. Indessen dem ist nickt so: wir brauchen nur flüchtig über die jüngste Vergangenheit Ueberschau zu halten und willkürlich diesen oder jenen Vorgang heraus- zugreifen, und ein Grundmangel unserer Politik wird sich uns offenbaren. Individuen und Massen richtig einzu- schätzen, das ist die vielleicht wichtigste Begabung für einen leitenden Staatsmann. Und die Betätigung dieser Begabung, die vielleicht latent vorhanden ist, vermissen wir seit einigen Jahren. Demnächst wird die Kanalvorlage aufs neue das Par lament beschäftigen. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sie längst unter Dach und Fach wäre, wenn ein gewisser Minister etwas mebr politischen Tastsinn, ctw^s mehr psychologische Feinfühligkeit besessen hätte. Was war es anders als Mangel an seelischer Sondierungskunst, wenn der biedere Herr von der Recke die konservativen Beamten in zwölfter Stunde so brüsk haranguierte, daß sie jedes Kompromiß ablehnen mußten? Cortez, der die Schiffe hinter sich verbrannte, war ein Psychologe, v. d. Recke, der die Schiffe hinter den Feinden ver brannte, war .... weit weniger hellseherisch als Cortez. Doch er hatte immerhin nur Einzelindividuen, nur eine Partei verkannt. Jetzt haben wir trauernd erlebt, daß der Kanzler selbst nicht ahnte, wie es um das Em- pfinden des deutschen Volkes steht. Er „fand nichts dabei", daß der zweite Paragraph des Jesuitengesetzes aufgehoben wurde, er hätte sicherlich auch nichts dabei ge- funden, wenn das ganze Gesetz ausradiert worden wäre. Es erhob sich eine frische Brise — von einem Sturm wollen wir noch gar nicht sprechen — und der Kanzler, allen Ernstes nichts ahnend, unschuldig, schalt erbittert auf die Winde, die ibn so rauh anfaßten. Mein Gott, was war denn eigentlich geschehen? Garnichts war geschehen, als das eine, daß der Kanzler sich als ein schlechter Kenner der Volksseele erwiesen hatte. Ein anderes Beispiel. Es ist wunderlich, daß man den gekennzeichneten Gesichtspunkt niemals auf die Sozialdemokratie angewendet hat. Eine naheliegende Uebcrlegung muß zur Verwerfung aller Repressiv-Maß- regeln führen: es ist die folgende: Augenblicklich haben sich zwar weite Kreise der Arbeiterbevölkerung von den alten Satzungen der politischen und religiösen Folgsam- keit losgelöst, aber das Dogma der Marr und Engels ist ihnen zur neuen Religion geworden, hat ihnen einen neuen, in ihrer Auffassung idealen Lebensgehalt gegeben. An die Stelle des einen Sittengcsetzes ist ein anderes getreten, womit übrigens keinerlei Vergleich gezogen sein soll, und daher haben wir vorläufig, so lange die Entwickelung sich ruhig vollzieht, nichts Ernstliches von ihr zu fürchten. Wie aber, wenn — wie dies jetzt be ginnt — die Masten an der Allgüte und Allweisheit ihrer Führer und damit, wie dies so Meuschenart ist, auch an der Sache selbst zu zweifeln und naturgemäß zu der- zweifeln beginnen? Wenn dieser Prozeß sich vollzogen hat, so wird in Millionen unseres Volkes eine bittere Skepsis, ein greller Hohn die einzige Empfindung sein, und dieser anarchische Zu st and erst be droht un s mit revolutionären Zuckungen. Diesen Zeitpunkt müßte eine weise Regierung voraus sehen, diesen psychologischen Moment mußte sie erwarten, ihre ganze Politik mußte dazu angetan, darauf angelegt sein, daß die Enttäuschten dann die Möglichkeit, die Not- Wendigkeit fühlten, sich zu dem zurückzufinden, was die Schwalbe sang, was die Glocken der Dorfkirche geläutet hatten, zu dem einfältigen Pflichtenkatechis- mus , über den auch die Größten unter uns nie hinweg- kommen, und den gerade sie am strengsten üben und am willigsten anerkennen. Im Hinblick auf diesen völlig un- ausbleiblichen Moment der Wandlung muß alle Scharf macherpolitik verdammt werden; sie ist unpsychologisch und daher unpolitisch. Auf dem Gebiete der auswärtigen Politik lassen sich fast alle Fehler, die wir begangen haben, unter diese Rubrik subsumieren. Die peinliche Situation, daß der alte Fritz seit Jahr und Tag in der Union ein Ahasver- Daseinführt, wärevermiedenworden, wenn man die Psyche der Nation, die man beschenken wollte, einer unbefangenen Prüfung gewürdigt hätte. All unser heißes Bemühen, die Franzosen zu „versöhnen", war eher schädlich als nützlich: die Kommentare der französischen Presse über den Gesundheitszustand des Kaisers beweisen das unwider leglich. All unser guter Wille, uns dem mürrischen Protzenvetter jenseits des Kanals als Blutsverwandte anzubiedern, war eher schädlich als nützlich, Beweis: die unveränderte Mißgunst der englischen Presse. Am betrübendsten und auffälligsten bestätigt sich die These auf dem Gebiete der inneren und der äußeren Kolonisation, gegenüber Kos zielski und Samuel Maharero, gegenüber den Polen und den Herero, die natürlich — es sei hier gesagt, um Mißdeutungen vorzubeugen — nicht etwa auf die selbe Stufe gestellt werden sollen. In beiden Fällen eine geradezu verblendete Vertrauensseligkeit mit vereinzelten Anfällen von Polen- und Tropenrage, ein Schwanken zwischen zwei Extremen, vor allem aber ein erstaunlicher Doktrinarismus, der Menschen und Dinge wie Prokrustes in das Bett eines Systems zwängt. Man vergesse aber nicht, daß eines schlimmen Tages Herkules des Weges kam und das nivellierende Scheusal nach eigenem System ins Jenseits beförderte. Herkules . . . das ist die Macht der Tatsachen. Das Gleichnis lehre uns, Menschen und Dinge vorurteilslos betrachten, ihre Seele suchen und er- kennen und nach dieser Erkenntnis handeln. Die Be waffnung der Eingeborenen in Deutsch-Südwestafrika be weist, wie teuer uns der Mangel an politischer Psychologie zu stehen kommen kann. 6. ver ssulstantl cker Hereros. Die Lntschä-igungrfrage, deren Beratung gestern im Reichstage begonnen wurde, wird in der „Köln. Ztg." nochmals erörtert. Eine Zuschrift an das Blatt erklärt sich völlig der Ansicht, daß der Kommissions beschluß, der in die EnlschädigungSfrage den Begriff der „Bedürftigkeit" hineinschleppt, im südwestafrikanischen Schutz gebiete Erbitterung und Enttäuschung Hervorrufen wird. Der Verfasser hält es sogar an sich für völlig unmöglich, daß die Verwaltung der Kolonie in gedeihlicher Weise die Ent schädigungsfrage lösen kann, wenn sie mit dem Um stande der „Bedürftigkeit" bei der Festsetzung der Ent schädigungen zu rechnen hat. Der Staat kann sich nur auf den Standpunkt stellen, daß er eine allgemeine Ent schädigungspflicht, die juristisch für ihn nicht vorliegen dürfte, aus moralischen Gründen in Südwestafrika anerkennt oder nickt. Im ersteren Falle stellt er den an gerichteten Schaden fest und entschädigt die Betroffenen im Ver hältnisse der bereit gestellten Mittel ganz oder gleichmäßig mit einem bestimmten Prozentsätze. Im zweiten Falle könnte er vielleicht aus einem zu diesem Zwecke geschaffenen Unter stützungsfonds Beihülfen gewähren zur Wiederansiedlung, ohne auf eine besondere Feststellung de» erlittenen Schadens oder der eigentlichen „Bedürftigkeit" einzuaehen. Wenn man in der EntschädigungSfraae die Bedürftigkeit mitsprechen lasse, werde eine heillose Verwirrung entstehen. Schließlich werden für die späteren Verhandlungen folgende Vorschläge zur Lösung der Entschädigungsfrage gemacht: Die Entschädigungspflicht der deutschen Verwaltung den Geschädigten gegenüber wird ohne Ausnahme grundsätzlich anerkannt. Zur Entschädigung erhält, indem entgangener Gewinn außer Ansatz bleibt, aus den Mitteln, die der Reichstag auf Grund oberflächlicher Schätzung zur Verfügung stellt, jeder Geschädigte einen Ersatz von 50 Prozent de» fest- gestellten Schadens. Eine Bedingung wird an die Auszahlung der 50 Prozent nicht geknüpft. Zur Hebung des ersten Notstandes und zur Stärkung des in der Kolonie arbeitenden Kapitals werden an die Geschädigten 20 Prozent des angemeldeten Schadens sofort ansgezahlt auf Grund einer Bescheinigung der lokalen Verwaltungs behörde, daß die auszuzahlenden 20 Prozent deS angemeldeten Schadens zweifellos nicht mehr als 50 Prozent des wirklichen Schadens betragen. Eine Entschädigung über 50 Prozent wird nur als Ansiedlungsbeihülfe für solche Geschädigten gewährt, die im Lande als Farmer bleiben. Nach Maßgabe der vorhandenen Mittel werden hierbei zunächst ärmere Leute, dann aber auch, da eS sich hier um eine Förderung der Ansiedlung handelt, andere Farmer, in erster Linie solche, die sich bei der Niederwerfung deS Ausstandes besonders ausgezeichnet haben, berücksichtigt. Bei diesem Modus würden für die Entschädigung über 50 Prozent die Gesellschaften und die im Handelsregister als Kaufleute eingetragenen Personen, da sie nicht unter den Begriff Farmer fallen, von selbst außer Be ttacht bleiben, und es würde in erster Linie der Besiedlung des Landes in einer einwandfreien Weise Vorschub geleistet werden. Für die Farmer würde damit aber doch die Frage der Bedürftigkeit wieder aufgeworfen, wenn auch in wesentlich beschränktem Umfange. Lisenbahnbau bei Gkahanbja. Eine der ersten und wichtigsten Aufgaben, die unsrer Truppen nach dem Ausbruch des Herero-Aufstande» harrten, bestand darin, die teilweise zerstörte Eisenbahn zwischen Okahandja und Windhoek wieder fahrbar zu machen. Einer der dabei beschäftigten Pioniere namens Emil Stephan, der am 1. März mit der „Lucie Woermann" in Swakopmund eintraf, hat am 12. v. M. aus Waldau (20 km westlich von Okahandja) an seine in Liegnitz lebenden Eltern einen Brief gerichtet, aus dem das „Liegn. Tagebl." folgendes mitteilt: In Okahandja stellten wir vom 4. März ab täglich die Wachen, bis wir am 7. die Besetzung der Bahn übernahmen. Nun begann unsere Tätigkeit als Eisenbahnpioniere. Ich bin mit dem Ser geanten meiner Kompagnie und 13 Mann der Station Waldau zu geteilt. Hier sind ein sehr schönes Stationsgebäude, rin Maschinen schuppen und zwei schöne Farmen gewesen; jetzt natürlich sind es nur noch die Reste einstigen Fleißes. Waldau war mit eine der größten Stationen. Wir sind nun bei der Arbeit, die Station wieder herzustellen, vor allem den Maschinenschuppen. Nun müssen wir aber auch während der Arbeit noch sehr auf der Hut vor dem Feinde sein, der sich rings um uns herum aufhält. Alle zwei Tage stehen wir vier Mann Posten und dann gehen alle Tage Patrouillen nach einem naheliegenden Berge. Mit dem Gewehr in der einen und dem Hammer in der anderen Hand er- Feuilleton Boot in das Wasser förmlich hineinsog, erforderte zuviel Maschinenkraft. Neuerdings wendet man meist das erste Verfahren an, versieht aber den Kiel mit schweren Ge wichten oder befestigt ihn selbst nur lose, so daß er im Augenblieck der Gefahr gelöst werden kann, worauf das Boot emporsteigt. Die dritte, wohl die größte Schwierig keit liegt im Sehen unter Wasser. Der Führer muß jederzeit wissen, wo er ist und der Kompaß gibt bloß die allgemeine Richtung der Fahrt. Man muß also ein künst- liches, über Wasser ragendes Auge nach Art der Osmans, obsoui-a konstruieren, das durch eine Röhre nach unten ein Bild der Umgebung wirft. Diese Apparate sind aber alle noch sehr gebrechlich und unvollkommen. Auch zwingen sie das Fahrzeug, dauernd in einer nur mäßigen Tiefe zu fahren. Daß diese wiederum fortgesetzt gleich- mäßig eingehakten wird, erfordert eine nicht einfache Tiefensieuerung, die zum Teil automatisch arbeiten muß. D'e Aufgaben, die ein gut gebautes Boot lösen karln, sind dann allerdings sehr mannigfaltig. Außer dem un bemerkten Heranschleichen an ein feindliches Schiff und Absendung von Torpedos werden sie vornehmlich bei der Hafenverteidigung heranqezogen werden können. Ihnen ist es möglich, die unter Wasser schwimmenden, feindlichen Minen ungefährdet zu suchen und unschädlich zu machen, eine Aufgabe, die sie, paarweise mit einer Leine verbunden, nebeneinander fahrend, ziemlich rasch und sicher erledigen. Sind sie außerdem noch mit einer Kammer versehen, die es erlaubt, daß ein Taucher unter Wasser das Boot ver läßt, so können sie Kabel unbemerkt zerschneiden oder zer schnittene in aller Ruhe ausbessern. Auch vermögen sie, durch ein kleines Kabel mit dem Lande verbunden, weit vor dem Hafen Beobachtungsposten zu beziehen und können jede Wahrnehmung telephonisch melden. Bis zu weiterer Vervollkommnung wird ihr Schwer gewicht jedenfalls bei der Verteidigung liegen, für einen Angriffskrieg macht sie ihr kleiner Aktionsradius noch ungeeignet, aber gerade deshalb sind sie vielleicht berufen, auch für unseren Küstenschutz eine hervorragende Rolle zu spielen. Unter dem Wasser. Etwas über Unterseeboote. Wie soeben aus Kiel gemeldet wird, haben die wieder aufgenommenen Versuche der Germania- Werft mit Unterseebooten so günstige Ergeb nisse gezeitigt, daß man in Marinckreisen nicht mehr abgeneigt sein soll, diesen Schiffstypus in die Flotte aufzunehmen. Auch in allen anderen Marinen wird diesen Schiffen jetzt erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt. Die Russen behaupten, der „Petropawlowsk" sei infolge Angriff eines javanischen Unterseebootes untergegangen und bestellten selbst schleunigst 12 Stück dieser Schiffe bei der Holland Unterseeboot Kompagnie, für jedes vor acht Monaten abgeliefertc Boot 75 000 Dollars Prämie ver sprechend Auch in England ist man von den Versuchen hochbefriedigt und auch der kürzliche Unglücksfall hat die günstige Meinung in keiner Weise beeinträchtigt. Die Vereinigten Staaten veröffentlichen gleichfalls einen offiziellen Bericht, der den vielseitigen Wert der Fahrzeuge lobend hcrvorhebt. Der Gedanke, unter den« Wasser zu fahren, ist ja nicht neu, doch erst nach jahrzehntelangen Versuchen ist man der technischen Schwierigkeiten einigermaßen Herr ge worden. Eine der schwierigsten Fragen war die der Ma schine, die das Fahrzeug treiben soll, während die Luft frage für die Besatzung leicht zu lösen war. Erst ver suchte man cs mit Akkumulatoren und elektrischem Betrieb. Tas hatte eine zu große Beschwerung des Bootes zu«. Folge, sein Aktionsradius blieb zu klein und dann mußte es immer wieder an eine Ladestelle zurück. Später baute man dann in die von anfangs 60 Tonnen auf 100 Tonnen vergrößerten Boote Gasmaschinen ein, die man zur Fahrt auf dem Wasser verwendete und die währenddem auch die Elektrizitäts-Sammler für die Unterwasserfahrt luden. Als zweite Frage kam die des Tauchens hinzu. Das einfachste war, man füllte eine Kammer des Schiffes mit Wasser, doch da lag die Gefahr nahe, daß beim Versagen der Pumpe das Boot nicht wieder hoch konnte. Em lmoer«» System, bei dem ein« wagereihte Schraub« da» Wissenschaft. 0. x 8i« hinterlaßene» Dokument »es Polarforschers daran To». Tie „Petersburger Zeitung" veröffentlicht die Ab- schrift eint« von Leutnant Kalt schal am 4. August 1S03 in der ZuflnchtSpätt, Toll» ans Venu et-Land gefundenen Dokuments. Der Wortlaut Les in russischer und deutscher Sprache abgefaßten Originals ist folgender: „Es wird gebeten, dieses Dokument dem Präsidenten der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Peters burg zuzustellen. In Begleitung des Asttonomen F. Seeberg und zweier Jäger, des Tunguscn N. Djakonow und des Jakuten Wassili Gorochow, verließen wir den 23. Mai (5. Juni) den Winterhafen der Sarja (Seehundsbai der Insel Kotelny). Entlang der Nordküste der Inseln Kotelny und Fadejew marschierten wir zum hohen Kap der Insel Neu-Sibirien. Von dort nahm ich am 30. Juni (13. Juli) den Kurs zur Bcnnet-Jnsel. Die Eisdecke befand sich in vorgeschrittenem Zustande der Auflösung. Am 12. (25.) Juli — es war drei Seemeilen vom hohen Kap — wurde die Eisdecke vom Sturm völlig zerschlagen. Da wir uns jetzt auf ausschließliches Kanoefahren vorbereiteten, töteten wir hier die letzten Hunde. Auf unserer Lagerscholle wurden wir im Laufe von 4V, Tagen 48 See meilen getrieben und zwar in unserem Kurse. Nachdem wir be merkt hatten, daß die Scholle nm 10 Seemeilen nach Süden zurück getrieben war, verließen wir sie am 18. (31.) Juli. Die übrig- gebliebenen 23 Seemeilen legten wir glücklich in den beiden Kanoes zurück und landeten am 21. Juli (3. August) beim Kap Emma. Die Bennet-Jnsel ist, wie die topographische Aufnahme F. Seebergs ergibt, nicht größer als 200 Quadratkilometer. Hier sowohl als auch unterwegs sind von Seeberg die magnetischen Elemente und zwar an zehn Punkten bestimmt worden. Die größte Höhe der Bennet-Jnsel übersteigt nicht 1500 Fuß. Ihrem geologischen Bau nach erscheint die Insel als Fortsetzung des mittelstbirischen Jnscllandes. Sie ist nämlich -aus cambrhchen Schiefern aufgebaut, die von Basalten durchsetzt und überdeckt werden. An einigen Stellen sind unter den Basalten Braunkohlenflötze gelagert; im Zusammenhang damit sind Baumreste (Koniferen) erhalten. In den Tälern der Insel finden sich vereinzelt die Reste quartärer Säugetiere. Als heute lebender Bewohner der Insel erwies sich das Renntier. Ein Rudel von 30 Köpfen lebte auf den felsigen Weiden. Wir haben uns von Renntieren genährt und die zur Rückkehr notwendigen Sckuhe und Kleider aus ihren Fellen genäht. Infolge unklaren Horizontes konnte Land Heuer ebensowenig gesehen werden, wie da? Ssannikow - Land während der Schiffahrt des vorigen Jahres. ES bleiben hier folgende Instrumente zurück: ein Kreis von Pistor und Martens nebst Horizont und Jnklinator von Krause, 1 Anemometer, 1 photographischer Apparat. Heute treten wir unfern Rückmarsch nach Süden an. Unsere Rcisekost reicht für 14—20 Tage. Alle sind gesund. Baron E. v. Toll. Paul Köppenbai, Bennet-Jnsel, 26. Oktober (8. November) 76" 38' und 149" 4'." Inzwischen sind auch direkte Berichte von Leutnant Koltschak in Petersburg angelangt. ES wird darin mitgeteilt, daß Koltschak bei der Ankunft auf der Bennet-Jnsel am 4. August 190S bei Kap Emma eine von Baron Toll errichtete Pyramide aus Eteinblöcken fand, mit einem aufgerichteten Ruder al- Zeichen und in diesem eine Flasche mit drei Papieren: 1) eine kurze Aiiaabe Baron Tolls über seine Ankunft auf der Insel; 2) eine Kartenskizze dar Insel, entworfen vom Astronomen Seeberg med datiert vom 26. Augast, mit kurzer Beschreibung »ad Angabe der Lage der damals projektierten Zufluchtsstätte am flachen Nord- ost-Kap; 3) eine kurze Notiz des Astronomen Seeberg vom 3. Ok tober mit der Bezeichnung der allendlichen Lage des Hause- am Ostufer. Die Insel hat die Form eines rechtwinkligen Dreiecks. Die Ostküste endet im Norden in einer flachen Halbinsel, auf der viel Treibholz liegt. Alle Dokumente sollen photographisch verviel fältigt werden. D. Die Pest in drei Erdteilen. Die Lage auf dem Kriegs schauplätze der Pestcpidemie ist noch immer sehr bedenklich, vielleicht ist sic sogar jetzt bösartiger als je zuvor. Sicher trifft das zu bei Indien, wo in dieser Jahreszeit die Seuche immer ihre größten Verheerungen anzurichten pflegt, in diesem Jahre aber noch weit über das Maß der früheren Jahre hin- ausgewachsen ist. Ziffern von 30—40 000 Todesfällen an Pest allein innerhalb einer einzigen Woche sind Tatsachen, die auch in dem dagegen fast untätig, und ergebungsvoll gewordenen Indien Aufsehen und Entsetzen erregen. Noch immer mar schiert die Präsidentschaft Bombay an der Spitze der trau rigen Liste, wird aber dicht gefolgt von dem von der Natur so reichgesegneten Pundschab, und die Präsidentschaft Ben galen, die früher verhältnismäßig verschont geblieben war, hat jetzt auch bereits 4—5000 Todesfälle an Pest in einer Woche aufzinveisen. Nur in den Großstädten Bom bay und Kalkutta sind die Zustände in diesem Frühjahre weni ger schlimm, als man sie nach früheren Erfahrungen erwartet hatte, dagegen hat die Millionenstadt Allahabad furchtbar zn leiden, und auch der drittgrößte H.afen Indiens, Karatschi, an der Mündung des Indus, ist wieder aufs schärfste heimgesuwr worden. An derartigen Nachrichten, ob sie murr in Abwechselung etwas schlimmer oder etwas besser lauten, ist man von Indien her bereits gewöhnt worden. Bedenklicher und überraschen der berührt die Kunde auS den beiden anderen mit Pest be hafteten Erdteilen, Afrika und Australien. In Australien schien die Beulenpest schon ziemlich erloschen zu sein, nachdem in Neusüdwales im vorigen Jahre nur zwei Fälle unter den Menschen ausgetreten waren, während freilich unter Ratten und Mäusen die Pest erhebliche Verheerungen anrichtete. Man darf sich über die Vernichtung dieses Ungeziefers durch die Pest nicht einmal freuen, weil sie für den Menschen selbst eine dauernde Gefahr bedeutet. Deshalb hat die neuerliche Auf findung pestkranker Mäuse in Sydney wie ein Alarmschuß ge wirkt. In Queensland ist die Pest tatsächlich wieder auS-- gebrochen, und aus der Hauptstadt Brisbane werden fünf neue Erkrankungen gemeldet, weitere au» anderen Städten der Kolonie In Victoria hat die Regierung einen Erlaß an alle Gemeinden gerichtet, um die Ausrottung der Ratten herbeizu- führen, aber im ganzen haben nur sechs Ortschaften der wich tigen Anregung Folge geleistet, und die tatsächliche Tötung von 29 000 Ratten im letzten Vierteljahre wird nicht viel zur Ab wendung der Pestgefahr beitragen Noch peinlicher wirkt namentlich aus uns Europäer die Nachricht von einem Wieder- aufflackern der Pest in Vegvr-ten. also vor den Toren unsere» Erdteil». Da fett langer Zeit in OberLgypten, wo Hw W» -
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