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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191606153
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1916
- Monat1916-06
- Tag1916-06-15
- Monat1916-06
- Jahr1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.06.1916
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raffeln, Butter und andere Lebensmittel aus seinen Be ständen für «inen wohlfeilen Dreis beschaffen zu können. Teilweise forderte er und erhielt auch Anzahlungen auf die bestellten Waren, auf deren Lieferung dir Auftraggeber natürlich vergeblich warteten. In etutgen Fällen hat er auch Lagerdecken an den Mann gebracht, die er durch Dieb- stahl erlangte. Anderen Personen versprach er Militär hosen und Stiefeln nm einen billigen Preis. Leu den. Mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurde der Unteroffizier in einer Maschinengewebr-Kompagnie Erhard Bellmann, der bereit» Inhaber der silbernen Fried- rich-August-Medatlle ist und sich zurzeit im Lazarett Nossen befindet. Zwickau. Bon den 28 französischen Kriegsgefangenen, die, wie gemeldet, in der Nacht vom 1. zum 2. Bringst- seiertag aus dem hiesigen Gefangenenlager anSgebrochen sind, wurden bisher Insgesamt zwölf scstgenommcn und dem Gefangenenlager wieder zugefuhrt. Glauchau. Als Urheber des grasten Waldbrandes im Forst des Grafen von Schönburg-Glauchau ist ein Seminarist ermittelt worden, der einen brennendenZigarren- stammel weggeworfen hatte. Er hat den Grafen nm Ent- sclmldianng gebeten und dieser hat auf Schadenersatz lüber 2000 Mk.) verzichtet, auch Schritte getan, das; kein Straf verfahren wegen fahrlässiger Brandstiftung eingeleitet werde. Geithain. Während fast alle Stadtverwaltungen sich zur Erhöhung des Steuerbctrages genötigt sehen, ist unsere Stadt in dem glücklichen BerhältniS dank der trotz des Krieges günstigen finanziellen Lage den Steuersatz für dieses Jahr von 120 Prozent auf 11ü Prozent herabsetzen zu können. Hallbach. Bom Tode des Ertrinkens rettete ein Ist jähriger Junge hier die 4jährige Tochter eines hiesigen Einwohners. Reichenbach i. D. Infolge eines Schienenschadens sprangen von dem nachmittag 2 Uhr von Mylau nach Lengenfeld fahrenden Zuge im benachbarten Mühlwand 3 Wagen ans dem Gleise. Gin Fräulein Kluge ans Mylau erlitt eine schwere Beinverletzung, alle anderen Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. Penig. Die Patentpapierfabrik hat für ihre Beamten und Arbeiter Teuerungszulagen gewährt und den Arbeit«- inbilaren Ehrengeschenke gemacht, wofür insgesamt 30000 Mark bereitgestellt worden sind. Leipzig. Der öffentliche Kornblumenhandel ist hier verboten worden, damit das Niedertreten der Kornfelder vermieden wird. Gärtnerisch gezogene Kornblumen dürfen jedoch weiter verkauft werden. Aus der Hölle von Varrx. Gefechts stand nordöstlich Varrx, am 8. Juni 1918. Tage und Nächte, Wochen und Monate lang rollt nun schon der donnernde Pankenwirbel um die MaaS; immer wieder war ich hier während dieser Zeit, aber nie schien der Kampf so ungeheuerlich, nie war er so erbittert wie jetzt. Wenn er es an einzelnen Stellen des mächtigen Halbkreises der Schlacht vielleicht war, kamen doch nicht solche Massen von Truppen, Geschützen und Munition zum Einsatz. DteNiesenschlacht nähert sich ihrem Höhepunkt!— Nach vierteljährlichem Toben, und es ist unfatzbar, daß solche Kraftanstrengnng so lange durchgehalten werden kann. Es ist beklemmend und verwirrt alle bisherigen Be griffe von der kriegerischen Macht eines Grobstaates, wenn man diese auf die Spitze getriebene Vereinigung vernichtender Gewalten mit ansieht, unter ihnen lebt. Knapp hinter der Front, aber »och reichlich im Artillerteertrag die emsige, ruhige Arbeit gigantischer Vorbereitung für das, was eine Gcystunde weiter mit Blut und Eisenaeleitet wird. Gerade die Hälfte der gesamten französischen Wehrmacht, schon über 60 Divisionen und viele Tausend Geschütze sind hier nach und nach auf engem Raume in die wütendste, grausamste, unerbittlichste und längste Schlacht der Weltgeschichte ge- treten! — Division ans Division wird hier am selben Fleck in den flammenden Vulkan geworfen, in den ungeheuerlichen Rachen, der Frankreichs Heere verschlingt. Wie viele seiner Korps waren schon nach zwei, selbst nach einen; Tage so elend zusammengcschosscn, daß die Reste schleunigst durch frische Truppen ersetzt werden mutzten! Dieser Moloch Verdun ist unersättlich und der Name der unseligen Festung wird noch von fernen Geschlechtern des ausgebluteten Landes mit Grauen genannt werden. Das Furchtbare für Frank reich ist, datz es unverhältnismäßig mehr blutet, wie Deutsch land — das ist keine Schönfärberei — und datz gerade Frankreich Verluste an Menschen am allerwenigsten er tragen kann. Wieder mutzten, wie schon vor zwei Monaten, neue englische Divisionen im Norden anstelle französischer treten, und so wird die HecreSfront der tapferen Franzosen, die einmal fast den ganzen Raum erfüllte, immer kürzer, sehr bedenklich kürzer! — Nie in diesem Kriege haben die Armeen Frankreichs auf solcher militärischen und persönlichen Höhe gestanden, nie waren sie der Uebertiejerung des groben Napoleon würdiger! Jeder deutsche Offizier, jeder Soldat Friedels Liede. Boman von Anny von Panhnys. 10. Fortsetzung. Sie war doch keine GeleaenhcitSmacherin. Reelle Ab sichten batte der sicher nicht, der grobe Schlacket mit dem hübschen Gesicht. Nein, nein, ein Offizier und eine Schau spielerin! Frau Grobmann verstand nicht viel davon, aber warum die sich eigentlich nicht heiraten durften begriff sie nicht. Anständiger und vornehmer in Denken und Tun wie Magda Bergen konnte da» hochgeborenste reichste Fräulein nicht sein, das in irgend so einer schlotzarttgen Billa -er Bockenheimer Lanbstrabe wohnte. Zu einer Liebelei war die schöne Schauspielerin wahrlich zu schabe. Und weiter beab sichtigte der Graf doch nichts. Hans Buckenbach merkte -le ablehnend« Haltung -er PenstonSinhabertn, doch -aS schreckte ihn nicht. „Darf ich wissen, wohin Fräulein Bergen gereist ist?" wiederholte er seine Frage. „DaS-wetb ich selbst nicht genau. Fräulein Bergen wollte mir schreiben, sobald sie irgendwo Aufenthalt genom men, bis jetzt erhielt ich noch keine Nachricht." Der Leutnant hörte die Lüge au- ihren Worten heran-, aber er machte keine Miene, sich au- dem Gessel zu erheben, den ihm Frau Grobmann vorhin angeboten. Eigentlich hatte er hier nicht- mehr zu suchen, er konnte ausstehen und sich ver abschieden, und die Frau in dem schwarzen Tuchkleib schien das auch zu Erwarten. Verzweifelt suchte Han» nach einem Thema, da- Ge spräch weiterzuspinnen, vielleicht ersuhr er -och noch waS er wissen wollte. Da- düstere Schwarz des Kleide- zog seine Blicke an. Krampfhaft griff er nach diesem Anhaltspunkt. „Verzeihung, gnädige Frau sind in Trauer, hatten Sie einen Verlust in Ihrer Familie?" Instinktiv hatte er baS Richtige getroffen, Frau Grotzmann au- ihrer Reserve herau-zu- brtngen. „Der Tod entrib mir meinen einzigen Sohn." ,Hch bitte vielmals um Entschuldigung, wenn ich traurige Erinnerungen in Ihnen wecktet" Sie schüttelte -en Kopf. „Das tut nicht-, ich denke so wieso immer an meinen Liebling. Er war so schön und so begabt", ihre Stimme schwoll an, „wie hätte der seine Fähig- ketten zum Nutzen der Menschen verwenden können, o, Herr Leutnant, ich sage Ihnen, mein Sohn war —" Was der Sohn Frau GrobmannS noch war, erfuhr Han» niemals, denn neben an ertönte ein laute- Hüsteln. Wie auf Zur Kriegslage. . (Amtlich.) Grotz'e» Ha«ptß«»rtter, 15. Juut 191H. Westlicher Kriegsschauplatz. Auster Artillerielampf und Patroutlleu-Uuternehmungen keine Ereignisse, vestlicher Kriegsschauplatz. Die Armee deS Generals Grasen Bothmer wies mehrere in dichten Wellen dorgetragene russische Angriffe bet nnd nördlich Przewlola glatt ab. Balkans Kriegsschauplatz. Bei den deutschen Lruppen keine Beriiuderuug. Oberste Heeresleitung. ein Zeichen brach da die trauernde Mutter ab. Herr Grob mann schnitt in seiner ihr bekannten Manier -ie weiteren Lobreden auf ihren Sohn glatt ab. Männer sind in Gefühl-fache» roh, fand die Frau. Sie erhob sich jetzt, um die Unterhaltnng zu beenden. HanS hatte nun wirklich keinen Grund mehr, länger zu verweilen. Er machte ein niedergeschlagene- Gefickt. Da» deutete Frau Grotzmann falscheste glaubte, HanS Buckenbach trauere mit ihr um ihren Sohn. Er schien ein gute» Herz zu besitzen, auf solch tiefe- Mitleid war sie noch nie gestoßen in all den dreißig Jahren, seit sie sich in Schwär hüllte. Da» mutzte belohnt werden. Ein leichte», fast schel mische- Lächeln zitterte um ihre schmalen Lippen, und leise, wie ein Geheimnis, sagte sie: „Fräulein Bergen ist für vierzehn Tage nach Soden am Taunus, ihre- Halse- wegen, in letzter Zett war ihre Stimme ein bißchen überanstrengt. Dann glaube ich, reist sie mit ihren Eltern in den Harz." „Ah! ES ist sehr interessant, zu wissen, wo unsere Kitnst- ler ihre Gommerruhe genießen", sagte er und leichthin fügte er hinzu: „Wenn meine Tante kommt, hoffe ich sicher, sie wird Ihre Pension aufsuchen, gnädige Frau." Ein höflicher Gruß, Graf Buckenbach hatte da- Zimmer verlassen. Frau Grotzmann stand am Fenster und blickte dem jun gen Offizier nach, der eilig über die Straße ging. Ob sie recht getan, ihm MagdaS Adresse zu verraten? Jedenfalls gefreut hatte er sich darüber, und wenn sie nicht gesagt, erkundigte er sich beim Theaterportier, -er wußte sie sicher auch. Also in Soden hielt sich die schöne Schauspielerin auf. Han- frohlockte, in -em kleinen Badeort konnte e- nicht allzu schwer sein, Gelegenheit zur Bekanntschaft zu suchen. Soden erreichte man mit der Bahn in einer halben Stunde, mor- gen nachmittag fuhr er mal hinüber. Das Weitere würde sich finden. In ihm war nur der eine Gedanke, sobald al- mög- lich Magba Bergen wieüerzusehen. Ein förmliche- Fieber quälte ihn. Hurra, jetzt war er ja frei! Konnte tun, wozu er Lust verspürte, genau wie Friedel. Die machte aus giebigen Gebrauch von ihrer Freiheit. Schamlos sand er da von einer jungen Dame und geschmacklos, und von der Tante war eS wenig fein, Friedel- Flirten zu unterstützen. In dem Brief stand, Friedel sei jetzt viel schöner als Magda Bergen. So ein Unsinn, schöner konnte keine sein. Mutter- «ttelkeit! dachte er. Am nächsten Nachmittag saß HanS BuckenSach im Zuge, der ihn hinüberführte in- Reich der Taunu-berge. In Höchst stiegen viele Menschen ein und HanS ersuhr, heute sei Rosen fest im Sodener Kurpark, da wäre Milttärmusik, Mädchen ocktet heute diesen tapferen Gegner, der sich verzweifelt schlägt: „verzweifelt", das ist der allgemeine Eindruck, den ich auch selbst durch Gespräche mit zahllosen der fortwährend zurückgebrachten Gefangenen gewonnen habe. Keiner denkt mehr an die Befreiung der Brüder in Elsaß «Lothringen, jeder sagt, „eS seht um Lebe« und Sterben". Das fühlen sie jetzt alle, die ihren großen Leichtsinn verloren haben und der furchtbaren Wirklichkeit in« Auge zu sehen beginnen. Das Bild von Sats entschleiert sich! Und so ist jetzt ein Ringen da zwischen Deutschlands rechtem Arm und Frank- reichs letzter gesammelter Kraft, das bei Verdun entschieden werden wird. Sonderbar ist es zu denken, daß gerade in Verdun vor mehr als 1000 Jahren die Herrschaft des un geheuren Reiches Karls des Großen unter sein« Erben ge- teilt wurde, und daß dieser Vertrag erst die tiefe Kluft »wischen uns und dem Westen schuf. So erfüllen sich hier vielleicht wieder geheimnisvolle Gesetze der Weltgeschichte, deren Zusammenhänge wir noch nickt ergründet haben. — Zwei große Schlachten toben hier, eine westlich, eine östlich, der Maas; jede Schlacht wird selbständig geliesert, trotz des gleichen Zwecks und der gemeinsamen Führung. Jede Schlackt bat ihren Brennpunkt, und hier ist es der Raum um die Feste Vaux. Nur eine einziae Aehnlichkeit gibt es in diesem Kriege, den Monte San Michele am Jsonzo, dem die Ita liener nun schon ein Jahr die unerhörtesten Opfer bringen! Ueber die Kämpfe um Dorf und Fort Vaux im Februar nnd März habe ich schon ausführlich geschrieben. Ich habe dargelegt, daß eS wegen der schweren Flankierung aus dem Caillettewalde von Westen und von Damloup her von Osten unmöglich war, das Kernwerk im Sturme zu nehmen. Die Mannschaften oben halten ein furchtbares Dasein, der ununterbrochenen Beschießung von drei Seiten her ausgesetzt und mit der Unmöglichkeit, sich ausreichend Deckung in dem steinigen Boden zn schaffen. Mit Blut wurde hier gegraben, und wenn es einmal gelang, eine Sappe mannstjef zu machen, daß sie ihren Zweck erfüllen konnte, so flogen die schwersten Minen aus dem Fort und ebneten die müncselige Schöpfung vieler Nächte in wenigen Minuten ein. ES war eine SisykuSarbeit, «ine Zeit schwerster Entbehrungen und unmenschlichster Qualen für jeden einzelnen da oben. Jeder war ein Held! Der äußere Raum blieb denen versagt, die in dem furchtbaren Strich- und Sperrfeuer ihren Kameraden das Essen und die Munition krackten. Wie viele lagen auf diesem Märtyrerwege mit durchschossener Brust neben dem zertrümmerten Kochkessel! — Es war unmöglich, irgend- welche telefonische Verbindung zu unterhalten, die Telefo nisten leisteten Beispielloses an Aufopferung, und einst war die Leitung 17 Mal binnen zweier Stunden unterbrochen! Immer wieder liefen diese Helden den Hang hinab, die zerstörten Stellen zu suchen und die zerissenen Enden neu zu knüpfen. Davon weiß di« Heimat nichts, wie von so vielem, was sich an Größe hinter einfachen Soldatenworten verbirgt! Die paar Kompagnien, die dort oben knapp um das Fort Baur herum klebten und noch die Kraft fanden, alle iran- zösischen Angriffe abzuschlaqen und noch immer nicht welchen wollten, waren in einer Lage, wie ein Kletterer an senk- rechter Dolomitenwand, der mit einem Arme und einem Beine an ihr haftet und sich mit dem anderen noch gegen di« Schnabelhiebe eines mächtigen Raubvogels wehren muß. Dazu keine Unterkunft, außer in den liefen Trichtern der Morserbomben und als Dach, wenn es aut ging, ein Zelt blatt. Und so hielten die Leute, deren Ablösung jedesmal blutige Opfer forderte, denn der Weg hin und her lag noch viele Kilometer wett unter fortwährendem Feuer, noch den ganzen April und Mat in der Hölle von Vaux aus. Nur Wer einmal eine stark vergrößerte Photographie des Mon des gesehen hat, ahnt halbwegs, wie es auf dem Vaux- berge aussieht. Dort oben wirkt der Begrjff eines Schützen grabens beinahe lächerlich: seichte Mulden, die nicht einmal den liegenden Mann vor Sicht decken können, sind eS, und der Weg hinauf führt von einem Granattrichter in den anderen, ein neuer wird gerissen, ein alter dadurch zugedeckt. Der ganze Berg ist durchgeackert und aufgepflügt und ge- sprengt hundertmal. Nicht die Spur eines Grashalmes, von einem Baum oder Strauch nicht zu reden, ist da; nur ein wüster Haufen von Steinen, Betontrümmern, Erd schollen und den großen Stahlscherben der Bomben! Der Hardaumont und die Vaurschlucht ist ja auch reichlich be schossen worden! Aber diese sehe ich nebenan noch in dunk le», und Hellem Grün leuchten, so wie es der Vauxberg einmal tat, als im Vorjahre noch gemäht und Getreide auf ihm geerntet wurde. Millionen Schüsse aller Kaliber haben ihm und seiner Krone das Antlitz vollständig 'er- ändert; häßlich, wüst und lehmbraun ist der zerrissene Hügel. Ein Ort des Schreckens, an dem nicht einmal die Toten ruhen können, denn ihre seichten Gräber werden immer wieder von neuem gesprengt! Das also ist der Vauxberg! Was aber ist auch aus dem mächtigen Fort geworden- Seine hohe starke Umwallung hat jede ,ge- rade Linie verloren, sie verläuft wellig und der Hochwald dahinter ist jetzt ein Dovpelhügcl mit einer tiefen Mulde dazwischen. Ich sehe noch ganz deutlich die Panzerkuppeln, die 'jetzt seltsam lckch erscheinen, weil ihr ganzer Unter bau bloSgelegt und die Betonumrahmung weggesplittert ist. Freilich, sie drehen sich längst nicht mehr, aber in der Höhe »vechselten ununterbrochen die aufmerksamen Beobach ter, die von dort unser ganze- Schlachtfeld mit allen sei nen Straßen wie aus der Vogelschau vor sich hatten. Kaum zeigte sich eine noch so kleine Mannschaftsgrrlppe da unten aus dem Marsche, ein Fuhrwerk, oder gar ein Automobil, so erging die telefonische Verständigung an die betreffenden Batterien mit alten genauen Angaben, und nach wenigen Sekunden wurde die bezeichnete Stelle mit Granaten und SchravnellS zugedeckt. Schon lange sind hier Verwun dungen durch Jnsanteriegeschosse zur grüßten Seltenheit geworden, und jeder ist froh, wenn er einen solch guten Schuß erwischt statt der bösen Verletzungen durch die. klei nen scharfkantigen Svrengstücke. Darum kämpfen auch dis Franzosen heute wieder wie rasend um das zu zwei Dritteln schon verlorene Fort, in den, der Hunger für die Eingeschlossenen beginnt, die sich noch immer >me die Lö wen wehren. Während ick diese- schreibe, hat wieder der fürchter liche Pankenwirbel des französischen Trommelfeuers dort oben eingesetzt, und der ganze Berg ist in Rauch und Schwaden gehüllt wie der wolkenumkrönte Olymp Homers, ans den, die Götter wohnten. Hier oben aber wohnen nickt Götter in abgeklärter Ruhe, sondern kämpfen und dulden Menschen, die größer sind als die Götter Homers. Kurt Freiherr von Reden, Kriegsberichterstatter. Vermischtes. Mauereinsturz. Auf einem Grundstücke in 'der Jagowstratze in Berlin stürzte infolge von Schachtarbeiten eine Mauer um, neben der mehrere Kinder spielten. Die Kinder wurden unter der Mauer begraben. Zwei Mäd chen im Alter von 2 und 12 Jahren wurden getötet, zwei andere schwer verletzt. Schweres Unwetter. Vorgestern zog von Süd osten ein schweres Unwetter über tne Gegend von Trib sees (Neg.-Bez. Stralsund) auf, das sich über Stadt und Umgebung entlud. Dem wolkenbrnchartigen Regen folgte ein viertelstündiger Hagelschlag. Der in den Feldern an gerichtete Schaden wird als sehr bedeutend geschildert. Auch auS anderen Gegenden PommernS werden schwere Gewitter gemeldet. Ueber Oberbayern und Oberosterreich s,nd schwere Unwetter, von Hagelschauern begleitet, nieder gegangen. In Oberbayern find etwa 72 Gemeinden und 10 Städte, ,n Oberösterreich etwa 20 Gemeinde» und ö Städte von dem schweren Unwetter betroffen worden. Es ist nicht möglich, die Einzelheiten dieses HagelschlageS zu beschreiben. In manchen Ortschaften fielen d,e Schloßen ,» Größe bis zu Taubeneiern. Die Obsternte wurde teilweise geschädigt. An den Häusern wurde durch Einschlagen der Fensterscheiben großer Schaden angerichtet. Die Hagelkörner verkauften Rosen und zum Schluffe gäbe eS ein Feuerwerk. Hans lehnte in einer Ecke am Fenster, seine Blick« flogen dem Ziele entgegen. Näher und näher rückten dis Bxrge, die Billen Soden» kamen tn Sicht, sanft an obstbaumbepflanzten Hügeln htngebettst. Rechts, wie ein dunkler, robenber Riese, der Altkönig, und dahinter der Feldbera, die höchste Spitze deS Taunus. Mehr link» schimmerten die weißen Mauern deS Grand Hotel» in Königstein herüber. Dor Zug hielt vor dem sauberen Bahnhofsgebäude. In wenigen Minuten «änderte HanS Buckenbach durch Sie prächtig gehaltene« Kurparkanlage«. Er warf einen Blick auf seme Uhr. Einige Minuten «ach Sechs. Ziemlich be setzt schien «S schon zu sein, trotzdem das Konzert erst um acht begann. HanS vuckenbach schlenderte durch die Wege und stieg, al- ihn -a- zu langweilen begann, die Treppe zur oberen Terrasse hinauf. Hier ließ er sich an einem der weißgedeck- ten Tische nieder. ES war inzwischen fast Siebe» geworden. Er bestellte beim Kellner ein Abendbrot und eine St. Julien. Am BtlletthLuSchen hatte er vorhin die neueste Kurltste ge kauft. Nun blätterte er darin und fand sofort unter Len Namen -er im Kurhaus selbst Wohnenden Gertrud mrb Magda Bergen. Da» «ar ja famoS. Sicher würde er also die schöne Schauspielerin Wiedersehen. Langsam füllten sich die Tische in seiner Nähr. Kurgäste, Sodener und namentlich Bewohner von Höchst und Gries heim, die für et« paar Stunden in Ler reinen Lust deS klei nen BadeS ihre favrikdunstgeschwängertv Lunge erfrischte«. HanS atz, dabet musterte er jeden neuen Ankömmling. Der Kellner räumte die Teller ab, HanS entzündete eine Zi garre. Die Musik spielte LaS erste Stück. Hell schmetternd schwangen sich die Töne eines Marsche- auf. Rechts von HanS befand sich noch ein leerer Tisch, dicht am Hause. Sin üppiger Oleander stand daneben und breitete sich protzig aus. Ein Schild mit „Reserviert" schlug alle, die von dem Tische Besitz ergreifen wollten, tn die Flucht. Und die Blicke Le sungen Offiziers huschten immer wieder zu jenem Tisch. Wie schön, wenn Magda sich daran niederlietze, denn, daß sie - kam, dessen war er gewiß. Dicht von ihm säße sie dann, und er kjjnnte sie ansehen, immerzu ansehen. Da» erste Musik- stück war läygst verklungen, ein zweites, ein dritte- folgte, an seinem Tisch nahm mit einem: „Sie gestatten" ein älterer Herr Platz, -er trug seinen Paletotkrage» hoch aukaeschlaaen und sprach heiser. Fortsetzung folgt.
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