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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19271111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927111101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927111101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-11
- Tag1927-11-11
- Monat1927-11
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 11.11.1927
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vre»d«er Nachrichtev" «r. »rs r-ile z FrgKag. 11 Hovember 1S27 Ser Schwindel mit ungarischen Goldrentenbriefen Tschilscherin an Drock-orss-Aanhau. Keller Kultskers beieiligi. 1»,«dt«,>»»»,»»!»,,rv»el»,rr«chr»»1l,!»««,.> verli«, 10. Mo«. Dt« Echt«»««««» mit uugartsche« «,ld. rmtenbriese« scheinen nach den neuesten Feststellungen einen «,ßer»rde«tlich groben U«sa»g angenommen zu baden. Aus jeden Fall ist durch dt« Verhaftungen eine weitere Schädigung »es ungarischen Staates verhindert worden. Bekanntlich trat die Berliner Polizei an der Aufdeckung insofern mttgewirkt, al» sie die Anzeige, die von einem Russen ausgegangen war. »er den Sotzmann-Bartels-Prozeß mit angehört hatte, an die zuständigen ausländischen Behörden weiterleitete. Blumen» »ei«, dessen Vermögen aus 10 Millionen Dollar geschäht wird, und die Gebrüder Doobint, die seinerzeit wegen ihrer Ver mittlerrolle in dem Schein,«erkauf des Hanauer Lagers durch ltllttSker an eine rumänische Rcgterungskommission aus Deutschland geflüchtet waren, haben vermutlich schon seit ähren den Aufkauf der ungarischen Golbrentenbriese in den achsolgeltaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie, aber auch in Deutschland betrieben. Da in diesen Ländern diese Wertpapiere durch den unglücklichen KriegSauSgang fast wert. Io- geworden waren, aus Grund deö in Ungarn geschlossenen Friedensvertrage» aber für Angehörige der Enientestaaten aus etwa KN Prozent des Goldwertes aufaewertct werden muhten, verstanden eS die Schwindler, die für ganz geringe Beträge aufgekauften Nentenbrtese durch französische Mittels männer alö Eigentum von Franzosen bet öffentlichen Kassen in Part» zur Abstempelung zu bringen und de» Betrag von Ungarn aus Grund des Fricdensvcrtrages unter entsprechen- der Aufwertung auSzahlen zu lassen Von französischer Seite wird die Behauptung, das, ein bekannter französischer Politiker in diese Affäre verwickelt sei. energisch bestritten. Auf der anderen Seite wirb aber in etngewcihten Kreisen daraus hin- Legiim -es Prozesses gegen Manvileseu. Bukarest, 10. Nov. Die KricgSgerichtSverhandlung gegen MauoileSe« hat heute vormittag begonnen. Den Vorsitz sühn Oberst VladeSeo. In der Nähe der Kaserne, in der La» Kriegsgericht tagt, waren nur wenige Neugierige zu sehen. Der polizeiliche Uebermachungödicnst wurde mit grober Zurückhaltung auSgellbt. Als Manoileocu in den Saal ge- führt wurde, machte er einen ruhigen Eindruck. Beim Aus- ruf der Zeugen meldeten sich von 87 Zengen nur vier. Von den Verteidigern wurde darauf eine neue Vorladung der Zeugen beantragt, womit sich der Vorsitzende einverstanden erklärte. Im Verlauf der Sitzung kam es zu einer Dis. kussion über die Zuständigkeit des Kriegsgerichts, da von seiten der Verteidigung der Standpunkt vertreten wurde, dab der Belagerungszustand illegal sei. Die heutigen Blätter sind augenscheinlich wegen des Be ginnes des Manoilescu-Prozesses wieder sehr stark zensuriert erschienen. Das offiziöse Blatt der Nationalen Bauernpartei. „Dreptates", und der „Cuvantul" weise» an Stelle der Leit- arttkel Annoncen auf. Der „Envantiil" wollte be richten. dah der Prozeb Manvileseu, der heute begonnen hat, in zwei Tagen beendet sein soll. Von den 120 Ver teidigern werden nur fünf zu Worte kommen und Zeugen überhaupt nicht erscheinen. Slurrn in -er rumänischen Kammer Ein Ausnahmegesetz zur Ausrechtcrhaltung der Ordnung. Bukarest. 10. Nov. In der gestrigen Sitzung der rumäni schen Kammer kam e» anläßlich einer Interpellation des Ver treters der Nationalen Bauernpartei, Magyar», über die Wiedereinführung der Zensur zu stürmischen Szenen. In Beantwortung der Interpellation begründete der Innen minister Duca die Wiedereinführung der Zensur damit, dab die Zeitungen ihr Versprechen, die Carol-Fragc nicht mehr zu behandeln, nicht gehalten hätten. Die Regierung übernehme für ihre Maßnahmen die volle Verantwortung. Hieraus legte Minister Popescu der Kammer den Entwnrs eines Gesetze» zur Ansrechterhaltnng der Ordnung vor. Der Entwurf sieht vor, dab jede Aktion gegen die gegenwärtige Regierung und die Thronordiiiing mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu fünf Jahren oder mit einer Geldstrafe von IllMO bis zu 100 000 Lei bestraft werden soll. Beamte, die sich gewiesen, daß die Abstempelung der Papiere, «och dazu in groben Beträgen, bet gewöhnlichen Privatpersonen zu mindest nicht ohne Schwierigkeiten und ohne sorgfältig, Beleg« über die Eigentumsverhältnisse in Part» hätte erfolgen dürfen. Ebenso bestreiten französische Meldungen die Höbe der bis. her genannten Schaden-zisser und behaupten, dab es sich nur um ein bi» zwei Millionen Goldmark handeln könne. Neuer dings hat man aber in einem Tresor in einer Pariser Bank wieder für »0 Millionen Franke» ungarischer Goldrenten- brtcfe beschlagnahmt, die in derselben Weise verwertet werden sollten. Sin mthglürkier Versuch Llumensleins ln Deulschland. Zu der BetrugSassäre mit den ungarischen Rentenbriesen berichtet ein Berliner Blatt, dab die Betrüger ihr Glück zu- nächst in Berlin versucht hatten. Der Ungar Blumen stein und der Budapest» Bankier Weinreb. sein Schwieger vater. weilten vor etwa 10 Monaten in Berlin und beaus- »ragten eine» Notar, beim NelchSwtrtschastsininisterium und bet der ReichSkrcditanstalt Erkundigungen einzuztehcn, ob und aus welchem Wege es möglich wäre, eine gröbere Anzahl von ungarische» Goldrentenbriefen zu deutschem vder anderem ausländischen Eigentum erklären zu lassen. Die Palpere waren in zwei Kisten aus Budapest nach Berlin ge bracht und bet einer Bank hinterlegt worden. Die Sondie rungen hatten aber keinerlei Ersolg. Das Blatt will weiter wissen, das, es nicht ausgeschlossen ist, dab sich in Berliner Banktresors noch erhebliche Beträge von diesen Wertpapieren befinden, die Blumenstctn und Tvrbtni nach und nach eben falls nach Paris schassen wollten. Da sich einige der Beteilig ten in Berlin befinden, könne mit bevorstehenden Verhas- tungcn seitens der Berliner Kriminalpolizei gerechnet wer den, die an der restlosen Aufklärung der Zusammenhänge weiter arbeite. dieses Vergehens schuldig machen, sollen sofort des Amtes enthoben werde» und sämtliche Gehallsansprüche verlieren. Der amerikanische Gesandte besuch! Wanotieseu. Pari», 10. Nov. Der Gesandtcder Bereinigten Staaten tn Bukarest hat sich nach Jeliwa, wo ManotleScu in- hafttert ist, begeben und gab bei der Gcsängnisdtrektion seine Karte für Manvileseu ab. Tic rumänische Negierung hat hierauf eine Demarche in Washington unternommen, um gegen dieses Vorgehen deS amerikanischen Gesandten zu protestieren. Ein „perverser" Pakriolismus. Eine englische Stimme gegen die faschistische Politik in Ttidtiroi. London. 10. Nov. Der „Manchester Guardian* schreibt zu der Innsbrucker Meldung, wonach die italienischen Behörden auordueten, das, die Inschriften aus Grabsteine» nicht mehr in deutscher Sprache abgefabt sein dürfen, dab eine solche Ent scheidung so absurd wäre, dab man kaum an sie glauben könne. Wenn sich die Nachricht aber öewahrheitcn sollte, so würde daS faschistische Regime, das damit versuche, Gott selbst als italienischen Schutzherrn sür sich in Anspruch zu nehmen, durch die Oesscntlichkeit zum Verzicht auf eine solche Maß- nahme gezwungen werden. Es sei eine Art perverser Patriotismus, der seine Opfer bis znm Grab« und darüber hinaus versolge, und wenn es möglich wäre, sie zwingen möchte, in den elyseeischen Gesilden aus eine Sprache z« ver, zlchten, die sie ihr ganzes Leben lang sprachen. Politische Verhaftungen in Siidlirol. Innsbruck, 10. November. In TanserS in Südtirol wnrbcn 81 Männer verhaftet, die beschuldigt werden, am Jahrestage des Marsches nach Nom Plakate mit dem Bild nis Mussolinis sowie Ausrufe mit Oclsarbc überstrichen zu haben. Endgültige Niederwerfung -er mexikanischen Aevolie. London. 10. Nov. Nach Meldungen an» Mexlko-EIty sind nunmehr sämtliche militärischen Führer der letzten revolu- tivnären Bewegung bis auf die Generale Almada und Medina gefangengenommcn nnd hingcrichtet worden. Die beiden letzteren werden in den Bergen von Berakrnz verfolgt. »«Sk««. 10. Nov. In einer Ansprache, die der russische Außenkommisiar Tschitscherin bet einem von ihm zu Ehre» de» deutschen Botschafter» vor einigen Tagen gegebene» Essen gehalten hat, hcibt eS: Namen» unserer Regierung überbringe ich Ihnen die aufrichtigsten Glückwünsche oiiläi. ltch Ihrer sünsjährtgen, in hervorragendem Matze ersolg reichen Tätigkeit »um Wohle unserer beiden Länder» lowie den Ausdruck der Anrrkennung für Ihre unvergebliche» Leistungen aus dem Gebiete der Befestigung und Entwicklung unserer Freundschaft. Unsere Regierung ist sich voll bewußt der außerordentlichen Bedeutung Ihrer persönlichen Be mühungen für uiiler gemeinsames Werk, sür die Entwicklung unserer Beziehungen und die Ucberivindiing der Schwierig keiten, die uns oft genug aus unserem Wege entgegenstandeu. Voll ausgerüstet mit geistigen Massen und politischen Mittel >, haben Sie ein offenes Auge sür die Dinge der Zukunft »»!> infolgedessen politische Intuition für die Gegenwart. Aus der Vergangenheit entsprossen, sind Sie der Zukunft nicht ver schlossen. In seiner Erwiderung führte Gras Brockdorss-Nantza» auS: Ich weib sehr wohl: inan soll Politik nicht mit de», Herzen machen, und dennoch glaube ich. dab cs auch der Poli tik nicht schaden kann, wenn das Herz etwas dabei mitspricht. Unsere SchicklalSgemeinschast und unsere gemeinsamen Inter esse» haben mich zu dieser Gewibbeit geführt. In ihr habe ich mein Amt hier verwaltet. Ungebetene Ratschläge habe ich niemals erteilt, weder nach links, »och nach rechts. Aber sür mich steht fest: Unfehlbar ist niemand und das Erkenntnis- monvpol der letzten Wahrheit ist niemand beschicken. Ich meine, dies sollte zuletzt jeder bedenken im Kampfe der Geister und der Gewalten, möge es sich nun um Politik handeln oder um höchste Probleme grober Schicksalsfragen der Menschheit. In dieser Ueberzengung arbeite ich. <W. T. B.) Ein neuer Berliner Kochschulkonflikl. Berlin, 10. Nov. In der Berliner Linksprcssc werden gegen den Berliner Universitätsprosessor Dr. v. Möller, der Vorlesungen über deutsche Nechtsgeschichte hält, wegen im Kolleg getaner Aeuhernngen schwere Borivüric erhoben. Professor v. Möller soll die Hochschulpolitik des prcubischen ünltusmlnistcrs Becker einer abfälligen Kritik unterzogen haben. Ferner soll er sich über die republikanische Staatssoruc despektierlich geäußert habe» und sür einen Zusammenschluß der christlichen Bevölkerung in Deutschland gegen die uichl- christliche clngctrcten sein. Diejenigen Studcnlcn, die ihr Mißfallen über seine Aeutzerungen kundgabcn, soll er zuin Verlassen des KollcgS aufgcfordert haben. Eine Prüfung der Angelegenheit ist sowohl von dem Universitätsrcktor. Gchcimrat Professor Dr. Norden, als auch von der zuständigen Stelle des preußischen Kultusministeriums cingcleitct worden. Wie wir weiter hierzu erfahren, soll Professor v. Möller nach Verlesung der Erklärung, die die deutsche Studenten schaft gegen den Kultusminister erlassen hat, bemerkt haben: „Ans der einen Seite stehen die dcntsche Studentenschaft und die gesamten deutschen Professoren, soweit sie Christen sind — anf der anderen Seite steht ein Mann, der anch kein Halb gott ist." Ein Teil der Hörerschaft habe sich zu diesen Ans- subriingen sehr beifällig geäußert, dann aber habe sich Pro fessor v. Möller angeblich Beschimpfungen der Republik er laubt, nnd als dann einige Studenten protestiert hätten, habe er ihnen deutlich gemacht, daß cs besser wäre, sie verließen den Hörsaal. Ueberkrilt eines MsoziaMen zum Stahlhelm. Berlin. 10. Nov. Wie der „Jungdcutsche" meldet, hat der Parteisekretär der Ortsgruppe Berlin der Alten sozia listischen Partei, Bernhard Rausch, sein Amt niedergclegt. Er geht nach Halle zum Landesverband Mitteldeutschland des Stahlhelms, wo er, wie verlautet, Sozialrcfercnt unter Düsterbcrg werden soll. „Oie beste V^are ist auk ckie Dauer die billigste". Dsnnenckeclien kettvvärcbe liscstgeckeclce Müller L Q Itüel Prager Ltr. 35, Lctce VlorcrinsIcz'Ltr. Vralianus Kamps gegen -ie Karolinen. Berliner Akademie-Ausilellunq. Die Herb st schau der Preußischen Akademie am Pariser Platz brachte, wie üblich, Zeichnung und Skulptur. Weitaus überwiegt die Zeichnung, nicht nur, weil von den etngesandten Plastiken eigentlich nur die Namen R. Scheibe sein nobler Knabenakt). M. StntweiS und I. Sckrtffner lbolzstguren) etwas Wesentliches bedeuten, sondern vor allem, well im Graphischen die deutschen Künstler jeder Richtung heute ihr Bestes geben. Das ist nun schon längst Herkömmlich und sollte dem Sammler von Qualität ein will- lommcner Wink sein. Hauptstllck im Mittelpunkt bilden die beiden großen Säle mit Handzctchnungcn und Graphik von Käthe K o l l w t tz, als Ehrung zu ihrem 00. Geburtstag mit Sorgfalt und Liebe -llsammengcbracht. unter Beihilfe mehrerer grober Kiipfcr- siichkabinctte und Prlvatsammlcr Das LebenSmerk dieser großen Künstlerin liegt aufgcschlagcn vor »ns. vom ersten Selbstbildnis 1880 und dem Wcberausstand bis zn den LtthoS und Handzelchnungcn der letzten Jahre. Es ist rein graphi scher Art und auch tm Gegenständlichen einseitig auf Ge staltung deö Elends gerichtet. Dab ein so starker und reiner Eindruck von ihm ansströmt, liegt an der Größe der iiiinsileitn, die für eine Frau ganz außergewöhnlich ist nnd auch absolut von höchster Gestaltungskraft zeugt. Auch die zweite Sondcrausstellung gilt einem reinen Graphiker, der gleich bei Kollwtk nie gemalt hat: Alfred Kubin szu seinem 00. Ekburtstag». Die zwei Dutzend Federzeichnungen, die ein glänzendes Programm darstcllen, können die ungeheure Welt dieses Pessimisten nicht er. schöpfend darstellen. Aber sie geben eine Ahnung, wie er denkt und bildet, wie düster seine Vision ist, und wie kräftig und ausdrucksstark seine Handschrift. Die übrigen 100 Künstler, re,«räseiitlert durch 000 Nummern und noch weit mehr Blätter, bilden leid-r ein hossnungslos durcheinander geratenes Chaos: man hat sich nicht getraut, die Fülle sinngemäß zu ordnen, und der Genuß, dies alles zu betrachten, wird von allen Dämonen der Unorbniiiig und des Widerspruchs getrübt. ES gibt Oasen, die heiteren Blumen- sträuben gleichen. Das sind dann die LandschaftSaauareNe von den ausgezeichneten Philipp F r a n ck. Ulrich Hübner. Nich. Sachs oder Röhricht die köstlich wie Juwele» funkeln und auch treffliche Nachfolge finden, bezeichnet durch die Namen KranSkopf. Ga well, Kath. Ncnfordt, Kameke, Unold und manche andere. ES gibt dann Fanatiker des Naturalismus, die man sich znsammensuchcn miß. allen voran Rudolf Schlichter, der ein Meister in objektiver Darstclluna geworden ist neben dem G. Groß verblaßt und die anderen ..Veristen" rin wenig an Lange- weile erinnern wie W. Schmid. Sehrimvs, G r o st b c r g, Fritsch: Ausnahme bildet die Neuerscheinung von Xaver Fuhr mit seinen geistreichen, den Raum öffnenden Agna» «llcn. Da sind die bekannten Erscheinungen der Dett» «an». Ltebermann, Jäckel. Orltr. Deguer. der nazarentsch schüchterne Meseck. der stark charakterisierend« Pech st ein. der märchenhaft innige Heinrich Schwarz mit seinen geliebten Tterlein, die allesamt einen wundervolle» Bogen zwischen der frei schweifenden Phantasie und akadcmi- scher Korrektheit spannen. Es gibt noch die Gruppe von E. L. Kirchner tder selber ein wenig unpersönlich und ab- geschlissen anmutet): Hcrbig. Kerschbaum er, Erodel. Es gibt die prächtig vitalen Illustrationen von Slevogt, H a n s M e i d, Z t l l e denen sich das iieuauftauchende Talent der Maria Braun anreiht Noch existiert Nazarenischeö und Erotisches. Umdiistertes und Heiteres, „eine ganze Welt versammelt sich an gedachtem Orte". Man genießt sie bummelnd oder lehnt sie teilweise ab, cs ist eine Lust, unter so reichen und vieldeutigen Begabungen zu leben: seine Lieb- ling« muß man sich wahllos herauöhcben. Dr. Paul F. Schmidt. Kunst und Wissenschaft. Don allen und neuen Thealerdestoralionen. Vortrag im Literarischen Verein. Paul Alfred Merbach, Berlin, der in zwei jähriger mühevoller Arbeit -ie wissenschaftliche Abteilung der Magdeburger Theaterauöstclliing schuf, hat die nun wieder in alle Winde zerstreuten Modelle, Pläne und Bilder deutscher Thcaterdckorattonen in einer Sammlung von Lichtbildern zu- saminciigchalten, die, weil sic in solcher Vollständigkeit noch nirgends vorhanden ist, von ganz einzigartigem kultur geschichtlichen Werte ist. Davon durften sich die Mitglieder des Literarischen Vereins am Mittwochabend im kleinen Saale der Kaufmannschaft gelegentlich eines Vortrages über zeugen, den Merbach über die kulturgeschichtliche Entwicklung der Theaterdekoration hielt. Nicht Regieprobleme, sondern die kunstgcschichtlichen Zusammen, hänge der deutschen Bühne und eine Art Wegweiser durch den Wirrwarr der Gegenwart wollte der Vortragende geben Gewisse Absichten und Ziele kehren immer wieder. Bo» den deutschen Mysterienspielen des Mittelalters, soweit sie in der Kirche stattsanben, ist nichts Bildliches erhalten. Wohl aber kann man aus Holzschnitten, Gemälden und Miniaturen, die sicher in Anlehnung an Ausführungen ent- standen sind, sich ein Bild machen von der Art. wie sich die »viele vor der Kirche, auf den Plätzen und Straßen der Städte vollzogen. Anscheinend herrschte da« Wanderprinzip vor: der Weg vom Himmel durch die Passion zur Hülle wurde straßauf, straßab dargcstellt. Einzelne Szenen waren ans Wagen aufgebaut. Eine zweitägige Ausführung aus dem Wcinmarkt zu Luzern im Jahre 1082, dessen Häuser heute »och die gleichen sind, ist sogar i» Bildern und Regte» anwelsungcn vorhanden. Die Etagen . Bühne Eduard Devrlents ist also ein Irrtum. Im Dretßtgjährtgcn Kriege kamen englische Somöbtanten mit Shakespeare- Stücken nach Deutschland. Ihre Bühne besaß über der Spiel fläche zu ebener Erde, die von zwei Türmen, mit Türen flankiert, war, eine Galerie, so daß von unten nach oben und non oben »ach unten gespielt wurde. Die Meisterstnger- Bühne in der Katharlnenkirche zu Nürnberg zog, wahr scheinlich nach Bedarf, Ehor, Sakristei und Schiff in ihr Be reich. Tie R c n a i s s a n c e - B ü h n c bringt den ersten Ver such eines szenischen Rahmens. Den Hintergrund bildete zu erst ein Haus mit Türen, die durch Vorhänge abgeschlossen waren. Einen großen Schritt vorwärts tat der Italiener Serlio mit der Erfindung der Vühnenpcrspektivc. Auch das farbige Licht zog er mit herein. Die Seilenkiilissen enl- wickelte der Ulmcr Baumeister Furttenbach nach italienischem Borbilde zn dreieckigen Gebilden i„Telarten"), die durch Drehung um die Längsachse eine neue Dekoration zeigten. Der Hintergrund wurde seitivärts anöelnandergezogcn. Auch Versenkungen kannte man schon, und um 1520 war es wahr scheinlich Livnaröo, der den Vorhang schuf. Damit war „das Theater" geschaffen. Vervollständigungen bringt die Mottörc- Bühnc, vor allem das geschlossene Zimmer. Die höchste Prachtcntfaltnng brachte in Oper und Ballett die Barockbühne. Der Mensch ist nur noch ein Teil der Dekoration. Der Theater-Ingenieur schasst die komplizier testen maschinellen Vorrichtungen. Ein Teil der Dekora- tioncn wird plastisch hcrgestcllt. Erstaunliche Bilder aus den Schätzen der Wiener Nationalbibliothek belegten diesen Prunk stil. Eine erhebliche Vereinfachung brachte das bürger liche Drama durch Schröder und Jsfland. Daneben schuf aber FucnteS für die Frankfurter Over seine antikisierenden Dekorationen zn den Opern von Spontint, Schinkel zur „Zanberflöte" und „Jungfrau von Orleans". Um 1800 ent stand unter Einfluß von Düsseldorf die Romantische Bühne. Mehr Naturwirklichkcit war die Losung Blechen», der auch das Zimmer mit drei Wänden versuchte. Hier schließt sich der Echthcitöwille der Meininger an, die mit ihrer Peinlichkeit deö historischen Details die Entstehung der Sttlbühne als Gegenwirkung zeitigte. Marter st eigS Entwürfe, La u t e » s ch l ä g e r S Drehbühne, PirchanS Tnmbvlismus. Schöpfungen von Pankok, Hasaits Licht- bildversnche, AravantinoS auf Licht und Schatten ober mechanistische Vereinfachung gestellten Versuche, Tairoffs mechanisches Theater, Kubismus zu Hebbels „Nibelun gen" veranschaulichten die schöpferische Mannigfaltigkeit der neuen Zeit. Neueste Schöpfungen der Bühnen zu Leipzig, Münster und Düsseldorf bezeugten neben dem Willen zum Symbol den Trieb znm Wesentlichen. Gegenüberstellungen älterer und neuester Bühnenbilder belegten die Wandlungen der Ansichten, deren Gedankenreichtum das Wc"st vom Nieder gang des deutschen Theaters Lügen strafte. — Mit herzlichem Dank für solchen Anschauungsunterricht großen Stils schied die Versammlung von dem Vortragenden, und viele würbe« gewiß Merbach und seine Lichtbilder gerne noch ein zweite» Mal hier sehen. —<K»—
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