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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191607215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1916
- Monat1916-07
- Tag1916-07-21
- Monat1916-07
- Jahr1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1916
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BMa-e Mw „Riesaer TageMstt". ««Äagr La«-»r » Wiuterlich, Aiefa. VeschSstSftler «eethesireßr SV. B«cmtu>ortlich sür Mrdakttoa: Arthur Höh—». Mrs«; ft, 6S. Jatzrft 167 ^reita^ 2l. Jnli 1S16, nvenss wiederum trotz stärkster Feuertätigkeit nicht geglückt, mögen ihm auch in dem hin- und berwoaenden Kampfe — um den Preis «roher Opfer — örtliche Erfolge beschieden sein. Rest los alwewiesen können dagegen schon jetzt die französischen Angriffe südlich der Somme gelten; die Franzosen vermochten trotz heftigster Anstrengungen abermals nicht ihre Kcil- stellnng westlich und südöstlich Peronne zu verbreitern. Von der übrigen Front ist die Fortdauer der heftigen Feuertätigkelt und der Patronillenkämpfc zwischen Nordsee und Ancre zu melden. Bei Fromelles — westlich Lille — setzten die Briten auch zu einen» stärkeren Vorstoß an, wurden aber gänzlich zurückgeschlagen. Ob sich aus diesen Artillerie kämpfen und Einzelunternehmungen des Feindes größere Angriffsstöße entwickeln, ist heute noch nicht zu sagen. An gedeutet wurde ja schon wiederholt, daß die Äriten noch an anderen Stellen losschlagen würden. Doch kann es sich auch nur nm Versuche handeln, unsere Aufmerksamkeit «ach an deren Frontabschnitten abzulenken. Es wird verlorene Mühe sein. Im Osten konnten die Unseren in Wolhynien nach der Zurücknahme der Front südwestlich Luck auf einem Teile dieses Frontabschnittes erneut zum Angriffe übergehen: nachdem sich unsere Stellungen südlich der Liva als haltbar erwiesen, konnten die bei Gorochow an den Lipaabschnitt anschließenden Kräfte wieder vorgenommen werden, ohne sich der Gefahr einer Umfassung aussetzen zu müssen. Sie haben dort bereits wieder die Linie Tereszkowiec (30 Kilo- meter südwestlich Luck) —Jelizarow erreicht. Die russischen Angriffe südöstlich von Riga mehrten nur die Verluste des Feindes. Wer hat die Initiative der Kriegführung? Gegenüber einem in der „Nerv-Nork-Wnrld" entstellt wte- dcrgegebcncn Bericht des Herrn von Wiegand über die Lage der Mittelmächte schreibt die „Nordd. Allg. Ztg.": Es ist ein trügerischer Schluß, wenn unsere Feinde heute behaupten, den Mittelmächten das Gesetz des Handelns durch ihre jetzige Offensive vorzuschrciben. Sie ist sowohl hinsichtlich des Zeit punktes deS Beginns als auch der Art der Ausführung we niger ein Ergebnis der freien Initiative unserer Feinde, als vielmehr ein Ergebnis der Erfolge der Deut sche» vor Berdun und der Oestcrreicher und Ungarn in Tirol. Nicht die Ententemächte, sondern die Mittelmächte sind mithin Herren der strategischen Lage, in ihrer Hand liegt daher auch nach wie vor die Initiative der Kriegführung. Der amtliche französische Bericht von Mittwoch Nachmittag besagt: Die Nacht war ruhig auf dem größten Teile der Front. Zwei deutsche Handstreiche gegen kleine Posten in der Gegend von Paschendaele in Belgien und gegen Paissy nördlich der AiSne scheiterten in unserem Feuer. Auf dem rechten Maas-Ufer hält der Ar- tillerickampf im Abschnitt von Fleury sehr lebhaft an. Die Franzosen hatten einige Fortschritte im Handgranatenkampfe bei Chapelle St. Fine zu verzeichnen. — Amtlicher Bericht von Mittwoch abend: Südlich der Somme ermöglichte uns eine kleine von uns südlich Eströe durchgeführte Unterneh mung, einige Schützengräben zu nehmen und etwa 60 Ge fangene zu machen. An der Front von Verdun Beschießung unserer ersten und zweiten Linien im Abschnitte der Höhe 304. Lebhafte Artillerietätigkeit in dem Abschnitte von Fleury ohne Jnfanteriegefecht. In Eparges wurde ein Angriffsversuch auf einen unserer kleinen Posten abge schlagen. — Flugwesen: Ein deutsches Flugzeug wurde durch das Feuer unsere»? Abwehrgeschütze in der Nähe von Braine östlich Soissons zum Absturz gebracht. Die Insassen wurden gefangenaenommen. — Belgischer Bericht: Unsere Batterien aller Kaliber nahmen Mittwoch das Zerstörungsfeuer auf die deutschen. Werke irr der Gegend von Boesinghe-Steen- strate wieder auf. Erkundungen durch unsere Truppen stellten die vollständige Zerstörung der feindlichen Arbeiten fest, die durch unser früheres Feuer nördlich von Dixmuiden und bei Het SaS hervorgerufen worden war. Aufschub -cs französischen Vorstoßes. Der au der Somme kommandierende Generar Koch sah sich zum weiteren Aufschub seines am letzten Sonntag durch eine Havas-Note als unmittelbar bevorstehend angekündtg- ten größeren Unternehmens genötigt. Die Ursache der Ver zögerung ist keine andere als das Fehlen Ser wichtigsten Voraussetzungen für die Erneuerung des französischen Vor stoßes, denn abermals blieb die Hoffnung auf einen für Len Froutausgleich entscheidenden Gcländcgewinn Haigs uner füllt. In Paris ist gründliche Enttäuschung unverkennbar. Amtlicher englischer Bericht. Reuter meldet amtlich von» 19. Juli: Haig berichtet: Nach sehr heftigen Angriffen der Deutschen in sehr dichten Massen auf unsere Stellungen östlich von Bazcntin, die gestern nachmittag 3 Uhr 30 Min. begannen, wurde die ganze Nacht hindurch gekämpft. ES gelang dem Feinde, nachdem er sehr schwere Verluste erlitten hatte, »nit Hilfe von bedeutenden Verstärkungen die Stellung im Walde voll Delville zurückzuerobern und an der nördlicher» Peripherie von Longueval festen Fuß zu fassen. Der Kampf ar» diesem Punkte ist noch immer heftig. Sonst brachen die feindlichen Angriffe einschließlich dreier selbständiger Sturm läufe auf den Bauncrhof vor» Waterloo vollständig in unserem Feuer zusammen. Ein weiterer amtlicher Bericht von» 19. lautet: Nördlich der Somme geht der schwere Kampf noch in» Dorfe Longueval und im Delville-Gehölz weiter. An beiden Stellen haben wir zum größten Teil das in der vergangenen Nacht verlorene Gelände wieder erobert. Heute Nachmittag zerstreuten mir durch unser Feuer eine große deutsche Truppenmacht, die sich aus der Richtung voll Guillemot zum Angriff auf die Waterloo- Farm sämmeltc. Militärische Ehrung deutscher Helder». Daily Chronicle meldet, daß die Engländer der kleinen deutsche»» Garnison von Ovillers, die trotz doppelter Um fassung mehrere Tage das Dorf verteidigte, nach der Ge- fangennahme militärische Ehrer» durch Präsentieren des Ge wehrs erwiesen. Die schweren Kämpfe cm -er Westfront. Aus dem Großen Hauptquartier meldet Georg Oueri Sen» „Berliner Tageblatt" unterm IS. Juli über die Kämpfe Ser letzten Tage an der Westfront u. a. folgendes: Deutsche Offiziere erzählten mir, Saß ihre Leute ost schon währe«- -es TrommclfencrS sich ans die Brustwehr legten, um -e« Ucber- raschungsvers»lchen des Feindes znvorzukomme«. Und mit dem Schweige»» der Artillerie und mit de« Begin« deS An griffs setzt ciir deutsches Schützcuseuer ei«, Las dem Eng ländern die furchtbarsten Verluste zufügte. Ich sprach dieser Tage einige verwundete Ofsizjcrc «ud Mannschaften, die »nit eigenen Angen die von den E«glä»deru geopferten Heka tombe»» von kräftigen junge»« Mensche« gesehen hatte«. Sie schildert» die Kämpfe als ungewöhnlich schwer, aber die Offi ziere betone«, daß nach diese« endlose« Monate« und diese»« grauenhaste»» Wochen plötzlich wieder ei« Schlachteueiser ent brannt sei, wie man ihn nur in der« erste« Wochen dieses Krieges sehe« und verstehen konnte. Die Leutc wisse«, «m was es sich hcnte handelt. Sie sehen in dem englische» An- greiker ihre« »ekiibrliMe« «ud tchnldiM«« Sntnt. tve«« ihn wendet sich ihr höchster Mnt und ihre äußerste Kraft. — Geschosse aller Art sind in ständiger Verwendung. Eng- länber wie Franzosen arbeiten »nit zahlloser» Mtnenge- schütze». Es tauchen wieder Minen nener Art auf und leider auch wieder explosive Jnfanteriegeschosse. Ein Offizier zeigte mir eine aus seinem verwundeten Arm herausgeschnittene Gefchvßspitzc, Sie glücklicherweise nicht in der gewollter» Wüise explodiert war. Die unerhörte Hetze gegen den deutschen Soldaten mag an solcher» Erscheinungen schuld sein. Noch immer oder jetzt besonders wieder glaubt der Feind, in uns Mörder sehe» zu müssen. Die „Beherrscher der See" in Aengflcn. Den Briten verursachen unsere Streifzttge an die Ost küste ihres meermnschlnngcnen Vaterlandes wieder einmal peinliche Beklemmungen. Dein gab das Parlamentsmit- alied Wing Ausdruck; Herr Wrng forderte besondere Var- sicbtsmaßregeln, um die Angriffe von deutschen Untersee, booten oder andere»» Fahrzeugen unmöglich zu machen; aus seinen Worte»» ging deutlich hervor, daß unser jüngster An griff auf Seabam, ist er auch nach englischer Versicherung „mißglückt", John Bull »viedcr in seiner selbstgefälligen Ruhe aufaestört hat. Der Vertreter der Negierung, der Parlamentssekretär der Admiralität Mac Nainara, konnte dein besorgten Ansfrager nnr die Antwort geben, die Re gierung werde sicher ihr Möglichstes tun, sie habe Maß regeln getroffen, welche ein Vorgehen für die U-Boote minder gefährlich machen, aber vollkommen ließe»» sich solche Angriffe nicht verhindern. Wir wissen nickt, ob Herr Mc. Namara bei seiner Antwort schon non dein jüngsten Vorstoß unserer U-Boote an die englische Ostküstc Kunde hatte, als er diesen Trvstspruch zum Besten stab. Die sccks Fischerei- dampfer, die uns dort am 17. Jul, wieder zum Onser fielen, erhärtete», jedenfalls die Hinfälligkeit des britischen Bc< wachungsdicnsteS von neuem. Denn diese Fischere^dampfcr sind ja nichts als bewaffnete Kttstenwachschisfe; die Wächter konnte», sich also nicht einmal selbst bewachen, lind darum werden auch die beruhigende», Versicherungen deS Ncgierungs- rnanneS John Bulls Beklemmungen schwerlich mildern. Erregung über die rnssischen Ncutralrtätsverletzüngen. „Stockh. Dagbladet" veröffentlicht unter dem Titel: „Die Lage wird ernster" einen scharfen Aufsatz gegen die letzte russische Nentralitätsverlctzung Schwedens. - Das Blatt schreibt: Niemand kann die Erregung mißverstehen, von der letzt alle Schwede»» erfüllt sind. Rußland muß nicht allein eine Entschuldigung und Genugtuung geben, sondern auch seiner Marine bestmimte Befehle erteilen, die Neutralität Schwedens streng zu achten. Außerdem schlägt das Blatt eine klug erwogene, aber kräftig angemcndete Repressalien politik vor und. meint, daß Schweden schärfer über seine Neutralität wachen sollte. Das Blatt sagt weiter, die Lage würde ganz einfach unerträglich werden, wenn Schweden nicht mit allen Mitteln seiner Neutralität Achtung verschaff!. Den Russen müsse eingeschärft werden, daß Schweden nickt Griechenland ist. Bon der Ostfront. Der Militärkritiker des „Neuen Bester Journal . Auf dem russischen Kriegsschauplätze herrscht noch immer, von unserem äußersten rechten Flügel abgesehen, verhältnits- mäßig Ruhe. Aus ihrer ziemlich langen Dauer, die nur durch örtliche Vorstöße unterbrochen war, läßt sich schließen, daß der Feind nicht nur eine Umgruppierung seiner Kräfte vornimmt, weil diese ja große Verluste erlitte», hatten und in ihrem Zusammenhalt stark erschüttert waren, sondern daß er auch nach Möglichkeit Reserve und Munition heranführt, um an irgend einer Stelle wieder »nit voller Kraft die Offen sive aufzunehmen. — Einstweilen bemühen fick die Russen, wieder auf ungarischen Boden zu kommen, schon deshalb, um dies nach Paris, London und Rom telegraphieren zu können. Für eine militärische Kampfaktion fehlen aber dort alle Vorbedingungen, es müßte denn sein, daß die Russen glaubten, von dort aus auf Rumänien einen stärkeren poli tischen Druck ausüben zu können. — Wern, die Russen wie der einmal versuchen sollten, statt einer militärische», eine politische Offensive zu machen, so könnte das uns nnr recht sein, weil sie dann manche Neberraschung erleben dürften. Der österreichisch-ungarische Generalstabsbericht. Amtlich wird aus Wien verlautbart, den 20. Juli 1916: Russischer Kriegsschauplatz: In der Bukowina und nordöstlich des Prislop-Sattels keine Ereignisse von Belang. Bei Zabie und Tatarow hielt auch gestern die Kampftätigkeit in wechselnder Stärke an. An der galizischen Front nördlich des Dnjestr stellenweise Vorpostengcfechte. In Wolhynien drängten deutsche Truppen den Feind west lich der von Zwiniacze nordwärts führenden Niederung zu rück. Jin Stochod-Knie südöstlich von KaSzowka überfielen österreichisch-ungarische Abteilungen eine vorgeschobene Schanze der Russen. Italienischer Kriegsschauplatz: Die Gefechts- tätigkeit war im allgemeinen gering. Nur einzelne Nb- schnitte der Tiroler Ostfront und des Kärntner Grenzgebietes standen zeitweise unter lebhaftem Feuer der feindlichen Artillerie. Südöstlicher Kriegsschauplatz: An der unteren Vojusa Geplänkel. Die Besatzung einer süddalma tinischen Insel schossen eine»» italienischen Flieger ab. Das Flugzeug ist verbrannt; die Insassen wurde»» gefangen. Der Stellvertreter des Chefs des GencralstaüK, v. Höfer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse zur See: V» Her Nacht vom 14. auf de,» 15. Jnli wurde vv« unsere»» Torpedoboote» in der mittlere» iLldria ein italienisches Unterseeboot, 18 Stunden später in der südlichen Adria ein Unterseeboot «»»bekannter Flagge vernichtet. Von beider» Bemannungen konute niemand gerettet werden. Unsererseits keine Verluste. Am 1». Juli früh überflogen 3 italienische See- flngzeuge das nördliche Jnselgcbiet und warscn einige Bomben auf Oertlichkeiten und gegen verankerte und fahrende Dampfer, ohne den geringste» Schade» anzu richten. Zwei Flugzeuge wurde»» zum Nrcdergeheu ge zwungen, davon das eine ganz unbeschädigt von einem Torpedoboote eingebracht, die Insasse,» beider Flugzeuge, 3 Offiziere und ein Unteroffizier, ««verwundet gc- fangengenommeu. Flotlenkommando. Der amtliche russische Bericht von vorgestern nackmittag besagt: Westfront: Gestern Morgen warfen 4 feindliche Flugzeuge 13 Bomben aus Reval ab. In den Rigaischen Stellungen dauert der Artilleriekampf an. Ain Miadziol-See »nächte unsere In fanterie in gutem Zusammenwirken »nit der Binncnslottille deS Leutnants Olschewski einen nächtlichen Ileberfall auf die Deutsche»», der unter ihnen eine große Panik hervorrief. Südlich der Düna bis zu den Pinsker Sümpfen war die Fliegertätigkeit deS Feindes sehr rege. Am Stochod haben sich stellenweise Artilleriekämpfe entwickelt. Nördlich des Sumpfes bei Obzyr Kilometer nördlich Stobyckwa» wurde ein feindlicher AnariffSversuch durch unser Feuer vereitelt. — GaWen: Nach Angegangenen Meldungen ist L« Pegel Les Laiektr tnwlae des Legens beinah« nm —— Politische Schwüle in Eogland. Die Anzeichen mehren sich, daß das Vertrauen der englischen Oeffentltchkrit zu Herrn ASquitb und seiiien Freunden langsam schwindet. Törichterweise verschlim mert der Premierminister durch unnütze VcrschlcicrungS- versuche yoch die Lage seines Kabinetts. So hat cs viel böse- Blut gemacht, daß er sich weigerte, die amtlichen Berichte über den Feldzug auf Gallipoli und besonders über die Lage in Mesopotamien bekanntzilgeben. Eine ähnliche Wirkung hatte schon das lange Ausbleiben des Berichtes JellicoeS über die „siegreiche Schlacht bei Jüt land" auSgeübt, und jetzt, wo dieser vorltegt, zweifelt man umso weniger daran, daß die Regierung der Oeffent- lichtest diesen Bericht nur deshalb solange vorenthielt, weil sie ihr viele peinliche Tatsache» verschweigen wollte und erst prüfen mußte, welche davon sie mit Aussicht auf Erfolg zu verheimlichen suchen dürfe. Die deutsche Ant wort auf den Bericht JellicoeS wird inzwischen den kritisch aestimmten Gelullter» Anhaltspunkte genug gegeben ha be,», den Grad der Vertrauenswürdigkeit deS verspäteten .Seeschlachtberichtes zu ermessen. Wie sechr der Boden unter dem Kabinett, das sich be kanntlich seit Kriegsbeginn von seinem liberalen Ursprung schon recht weit entfernt hat, bereits unterwllhlt ist, läßt die klägliche Niederlage erkennen, die eS sich im Unter haus«; holte, als sei», Antrag Vortag, eine Kommission zur Beratung der Frage der allgemeinen Wahlen zn ernennen. Asquith zog den Antrag, den der Staatssekretär des In nern Samuel begründet hatte, zurück, als Carson gegen ihn aufgetreten war und mit einer Abstimmung nur ge droht hatte. „Daily News" bezeichnet diesen Vorgang als eine „ernste Niederlage" der Regierung: »nit Recht, denn abgesehen davon, daß das Unterhaus ine Negierung hierbei mit einen» sehr wichtigen und schwierigen Problein im Stich ließ, handelt es sich auch um eine grundsätzliche Auflehnung gegen dis Gepflogenheit des Kabinetts alle möglichen politische», Angelegenheiten während des Krieges durch Ausschüsse erledigen zu lassen. „Evening Nelvs", die die Negierung deswegen verhöhnen, stellen fest, daß es bereits 102 Kommissionen für Kriegsangelegen- heiten gebe. Die Massen, die das Ministerium Asquith bei der «großen Offensive" in Frankreich opfern ließ, bildeten den letzten Trumpf, den es gegen die Unzufriedenen iin eigenen Lande auSzuspielen hatte. Noch braucht diese Offensive nicht als abgeschlossen zu gelten, noch kann man durch ihre letzte», Auswirkungen Hoffnungei, auf baldige größere Erfolge bei leichtgläubigen Gemütttn erwecken, und doch sieht man die leitenden Staatsmänner in Dow- ntngstreet nm nichts ängstlicher bemüht, als um die Vor bereitung der Verteidigung ihrer Stellungen gegenüber den zu erwartenden Stürme», öffentlicher Entrüstung »re gen so gewaltiger, vergebens vergeudeter Volkskräfte. Am bezeichnendsten sind hierfür die Verbote, die das englische Kriegsaint jetzt sür bestimmte Zeitschriften und Zeitungen erlassen hat. Es handelt sich dabei nach einer Meldung aus Holland ausschließlich um oppositionelle und friedens freundliche Blätter, darunter Labour Leader, New Age und auch das militärische Organ War Office Times, „weil die Ausführungen dieser Blätter ungünstige Eindrücke bei den Neutralen und Feinden erwecken könnten." Wenn einnial das öffentliche Vertraue!, für eine Ne gierung gründlich erschüttert ist, Pflegen selbst ihre guten Leistungen verkaimt und in Mißgriffe umgedeutet zu iverden. Die Steuerpolitik des Kabinetts Asquith mit ihrer starken Belastung der wirklich Vermögenden — die Einkommensteuer ist verdreifacht worden — ist gewiß zu rühmen. Dennoch muß sich ASquith noch mit Arbeiter vertretern hernmzcmken, die ihm vorwerfen, die Besitzen den bei der Steuerbelastung noch viel zu sehr geschont zu haben. Man merkt üluS alledem eben, daß sich das Kabinett Asquith überlebt hat. Wenn es den Krieg über dauern sollte, so gewiß nur deshalb, weil es an Männern fehlt, dis sein Erbe vor dem Friedensschluß cm treten möchten. Die englischen Kriegslasten. »TimeS" schreiben im City-Bericht: Die beiläufige und Unerwartete Erklärung, welche der Schahkanzler gestern im Unterhaus machte, daß die täglichen Kriegskostei» jetzt über ö Millionen Pfund betragen, wirft viele Kalkulationen um und macht deutlich, daß ernste Anstrengungen erforderlich sind. Die Nation mutz spare»» und ihr Geld dem Staate leihen, denn es scheint, -atz das Schatzamt dies Jahr 1600 Millionen wird borgen müssen statt 1820 Millionen, wie ursprünglich berechnet worden war. — Der Schatzkanzler beantragte im Unterhaus, die -ritte Lesung der Finanzbill am Tage nach der Bewilligung der Kommissionsberatuug stattfinden zu lassen, da die Kriegslage eine Beschleunigung nötig macht. Die täglichen Kriegslasten betragen jetzt über 6 Millionen Pfund und die Bollmachte»» der Regierung zu Darlehen seien am Mittwoch oder Donnerstag erschöpft. Carson sagte, die Negierungsrede»» bekäme man satt, sie beriefen sich immer auf die Notlage deS Krieges, wenn etwas anfgcschoben wer den sollte. Je früher die Negierung wüßte, Satz die No rton und das Parlament aufgewacht seien, desto Vesser. Der Regierungsantrag wurde darauf in der Abstimmung mit 147 gegen 20 Stimme»» angenommer». Die teuren Fleischprerse in England. „Times" sagen im City-Bericht, daß die teuren Fleisch preise in England in» wesentliche», darauf zurückzuführcn seien, daß Australien infolge von Dürre sehr viel weniger Fletsch ansführen konnte. Die australische Fleischausfuhr ist im letzten Jahre um mehr als 2 Millionen Hammel und Lämmer und um etwa 700 000 Niuöcrviertel hinter der Aus fuhr des Vorjahres zurückgeblieben. Mn inMsimMn Mm in Zs«. Ne»»es Vorgehen bei Luck. Von einem militärischen Mitarbeiter wird uns geschrieben: Die Frankobriten haben an der Somme erneut »nit einem starken Angriffsstoß eingesetzt: er erstreckte sich auf die gesamte Front vom Fourneaux-Wäldcheu (östlich Pozieres an der Straße Albert—Bapaume) bis zum Flusse, gewann somit eine Ausdehnung von etwa 10 Kilometern Luftlinie, wobei jedoch zu berichten ist, daß die wahre Frontlänge erheblich ausgedehnter anzunehmen ist, da sie keineswegs geradlinig, sondern in mancherlei Windungen und Biegun gen verläuft. Drückte dock unser erfolgreicher Gegenstoß bei Longueval die neue britische Front an einer wichtigen Stelle nicht unerheblich ein. Hier die Front wieder auszu gleichen, das war denn auch das nächste Ziel der Briten; aber sie vermochten fick, nnr in einem Teile des Dorfes und des anschließenden Gehölzes Delville wieder festzusetzcn. Der Kampf geht hier weiter: der feindliche Massenangriff ist noch nicht zum Abschluß gekommen, aber der erste Ansturm — immer der gefährlichste für den Verteidiger — wurde zum Stehen gebracht. Unsere Front ru überrennen ist rem Semde K
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