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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191607215
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19160721
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19160721
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1916
- Monat1916-07
- Tag1916-07-21
- Monat1916-07
- Jahr1916
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1916
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L'/, Meier orstieoen. Der Fluß hat alle vrückenunt^r- stÜtzunaen und die Führen der Oesirrrelcsier weggespült. — Linker Flügel: Im Raume »wischen dem Ezarny- und Kialy- Lzeremos» (südwestlich Kutni »nachte unsere Infanterie auf das Gebirge »u einige Fortschritte. — Kaukasus: Der rechte Flügel der KaukasuSarmee gewann bet Gevtzlik südfich Trapezunt, bet Beiburt und westlich davon erheblich Ge lände. Die feindlichen Nachhuten wurden überall geworfen. In den letzten Tagen brachten unsere Kolonnen 8» türkische Offiziere und mehr als 1200 Soldaten, ein fchweres Geschütz und S Maschinengewehre ein. Französische „Gnade-. Nach einer Meldung de« „Tecolo" aus Saloniki über gab General Garratl anlässlich des französischen National feste» die 10 verhafteten griechischen Offiziere dem General MoSkopulo», damit Griechenland die Bestrafung selbst vor nehme. Mit Genehmigung der Athener Regierung verur teilte MoSkopulo« 4 aktive Offiziere zur Dienstentlassung und 6 Reserveoffiziere zu 5,5 Tagen Festungshaft. Damit hat der Zwischenfall seine Erledigung gefunden. Weitere KrieMrachrichterl. Ein KrtesSernShrungSamt in Rußland. Unsere Gegner, die noch immer wähnen, das Kroegs- alück zu ihren Gunsten wenden zu können, haben sich durch ihr Verhalten im Grunde längst al« die Besiegten bekannt. Sie zogen gemeinsam au«, um das Deutschtum zu zwingen, seine gefährlichen Methoden im internationalen Wettbewerbe sich abzugewöhnen und sic sind inzwischen dazu übergegangrn, diese Methoden nachzuahmen, weil sic noch während deS Krieges daran verzweifeln mußten, sie uns zwangsweise abzugewöhnen. Wie in England der preußische Militari». muS, so macht jetzt in Rußland das deutsch« System der Kriegswirtschaft Schule. In einem Kronrat im Haupt quartier des Zaren ist beschlossen worden, ein neues Amt zur Bekünwfuna der Teuerung zu beschaffen. Als dessen Leiter soll der bisherige Vorstand der Abteilung für (zivile Angelegenheiten im Stabe de« Höchstkommandierenden, Fürst Obolenski, ernannt sein. Daß es in Rußland um die Lebensmittelversorgung sehr schlecht bestellt sei, wußte man natürlich längst. Immerhin überrascht es, daß in diesem riesigen Lande, das im Frieden gewaltige Mengen von Getreide auSfÜhren kann, die Schwierigkeiten der Volks ernährung schon einen solchen Grad erreicht haben, daß ein besonderes KriegSernährungLamt geschaffen werden muß. Erwägt man, wieviel weniger als bei uns sich die Regie renden im autokratischen Rußland nm die NahrnngSsorgen der breiten Mafien zu kümmern brauchen, so läßt sich er messen, welchen Grad die allgemeine Not erreicht haben muß. Mißernte in verschiedenen Teile« Rußlands. Wie die russischen Blätter melden, teilte Stürmer einer besonderen Kommission für NahrungSmtttelbeschafsung mit, das; nach im Ministerium des Innern eingegangenen Nach richten In diesem Inhre in verschiedenen Teile» Rußlands eine Mißernte zu erwarten sei, namentlich in den Gouver nements Orenburg und Samara, sowie im Ural- und Turga- gebicte. Um die Bevölkerung vor Hungersnot zu schützen, schlägt Stürmer vor, die Ausfuhr von Getreide und Futter- Mitteln aus den bedrohten Gouvernements zu verbieten und de» Ankauf von Vieh für diese Lanüesteile möglichst zu er höhen. . , Der italienische Ministerrat verschöbe«. Der sür gestern angcsagte italienische Minlsterrat wurde deshalb verschoben, weil Bifiolati und Carcano noch nicht noch Rom zurückgekchrt sind. Von dem Ministerrate wurde eine allgemeine Klärung der deutsch-italienischen Beziehungen erwartet« Ein Erlaß, durch den deutsche, türkische und bulgarische Staatsangehörige in der Be handlung den Oesterreichern gleichgestellt werden sollen, gilt allgemein als Repressalie gegen die letzten deutschen Maßnahmen und als Vorbote der Kriegserklärung. „Corriere della Sera" schreibt: Das Kabinett hat seinen Weg ge wählt und die Entscheidung läßt nicht mehr lange auf sich warten. Die Presse aller Parteien, die der offiziellen Sozialisten ausgenommen, spricht sich für die Kriegser klärung ans. Diese Propaganda wird sichtlich von oben begünstigt. Der rnmänische Gesandte bet Grey. „Aftonbladct" meldet aus Christiania: Die Londoner Zeitungen teilen auf der ersten Spalte mit, daß der Lon doner rumänische Gesandte gestern ins Auswärtige Amt be rufen wurde, wo er eine lange Konferenz mit Lord Grey hatte. Vavter»««»el 1« R«ßl««d. o»r«u»tand wird zurzeit di« Hohe der Papiervroduttion feftgrftellt, um danach den Papierverbrauch zu bestimmen. Der Dapiermanael nimmt andauernd zu. La» Manifest Rußland» au die Pole«. Da» jetzt au»aearbeitrte Manifest Rußland» v»e Polen ist auf den sehr bestimmten Wunsch der Verbündeten anläßlich der Pariser Konferenz zurttckzufübren, die darauf drängten, daß sich endlich die polnische und jüdische Frage in Rußland entscheide. . - Russische Bedenke« gegen die Pariser Beschlüsse. ' Im Petersburger .Djen veröffentlicht Professor Sagorski den ersten einer Reib- von Aufsätze», die eine Kritik der verflossenen Pariser WirtschaftSkonferenz zum Gegenstände haben. Schon die einleitenden Sätze de« ersten Artikels be- weisen, daß allmählich in Rußland sich ernste Stimmen gegen das üble englische Gemisch von blindem Deutschenhaß und Vereicherungsdurst hernorwagen, das Europa nach Be- endiguna des Weltkrieges in ein wirtschaftliches Cbaos zu stürzen droht. Sagorski führt auf Grund von geschichtlichen und wirtschaftspolitischen Tatsachen aus, daß die Beschlüsse der Pariser Konferenz Rußland an Händen und Füßen binden würden, ohne daß sie Deutschlands Wettbewerb auf dem Weltmarkt auch nur im geriiigstcn elndämmen könnten. Die Strafe für Sagorskis ruhige und offenherzige Worte ist denn auch nicht auSgeblicben: Einen Tag nach Erscheinen des Aufsatzes wurde der „Dien" auf Befehl des neuen Ober kommandierenden de« Petersburger Militärbezirks für die ganze Daupr des Krieges der Pränentivzensur im vollen Umfange des Blattes unterworfen. Englische Stenern. Asquith hat einer englischen Arbeilerdepntatton, die eine höhere Besteuerung des großen Vermögens verlangte, Einzelheiten mitgeteilt, aus denen ersichtlich sei, ein wie hoher Prozentsatz — in einigen Fällen bis zu 60 Prozent bei einem höheren Einkommen als KOO Pfund — von den Steuerzahlern entrichtet werden müsse. Asquith sagte, daß «S sicherlich kein Land auf der ganzen Welt gebe, welches von seinen eingesessenen Bürgern seit Beginn des Krieges soviel gefordert habe, als England. Der Premierminister fügte hinzu: Ohne Bedenken erkläre ich. daß die Last der erhöhten Besteuerung wirklich wie Blei auf die Industrie des Landes gedrückt bat. Die Besteuerung wird von jedem, der darunter fiel, jedoch mit der größten Freude aufopfernd und mit Loyalität getragen. Beaufsichtigung der französische» Negierung durch das Parlament. Wenn dl« französische Regierung auch keine Verlustlisten veröffentlicht, so weiß man in der militärischen «nd poli- tischen Welt natürlich doch, zu welch enormen Verlusten die Kämpfe bei Verdun und an der Somme geführt haben. Die Zeitungen dürfen nur Drivattodesanzeigen veröffentlichen, aber au» diesen immer länger werdenden Listen ergibt sich da» Anwachsen der Verluste. Die Zunahme der Verluste wirkt natürlich ancb auf die Stimmung der politischen Welt zurück und der politische Mitarbeiter des radikalen „Bonnet Rouge" betont die Notwendigkeit, den Krieg in Sparsamkeit zu führen, nicht nur an Geld und Material, sondern auch durch Schonung der Mannschaften. Für Frankreich sei es notwendig, an das Ende des Krieges zu denken und an die Zukunft des Landes, das sich durch augenblickliche Erfolge über die Schwierigkeiten des Krieges täuschen läßt. In dem Artikel wird darauf hingennesen, daß die deutsche Heeresleitung mit Recht für sich das Verdienst in Anspruch nimmt, die feindlichen Tagesberichte vertrauensvoll dem deutschen Publikum zu unterbreiten. Wenn die deutsche Heeresleitung sich hierauf berufe, so erteilt sie damit der französischen Heeresleitung einen direkten Verweis. Das französische Volk habe eS jetzt mehr wie je nötig, über die Wirklichkeit unterrichtet zu fein und insbesondere sei eS die Pflicht des Parlaments, die Negierung zu beaufsichtigen. Die Tapfere« vom „Weddigen". Ueber den tragischen Abschluß einer kühnen Seefahrt berichtet die „Nordd. Alla. Zta.": Kapitänleutnant von Möller befehligte bet Ausbruch de? Krieges das Kanonen boot „Tsingtau" in den ostastatischen Gewässern. Bekannt lich wurde das Kanonenboot, da zum Kampfe viel zu schwach, im Hafen von Kanton außer Dienst gestellt. Möller begab sich nach Java. Hier wurde er von der niederländischen Regierung interniert und ihm Batavia, später Soerobaya als Aufenthaltsort angewiesen. Mit Hilfe dort ansässiger Deutscher gelang es ihm, einen sehr alten Segelschoner von nur 42 Tonnen Wasserverdrängung, der den stolzen Namen „Wrddigen" erhielt, aurzurüUe« fünf deutsche Reservisten, Gründler, von Arnim, Deike, Schwarting und Man, die der Krieg in Java überrascht batte, fanden sich sofort bereit, mi: Möller den Versuch za wagen, auf diesen: Schiff die Heimat zu erreichen. Trotz größter Schwierigkeiten gelang e» dem kleinen Fahrzeug» »wchdem »in erster Versuch entdeckt' und die Mannschaft vor» den niederländischen Behörden über einen Monat znrückgchalte» worden war, nm 11. Dezember ISIS di« W!yr See zu gewinne» und Kurs nach Arabien zu nehmen. A»» 8k tägiger Fahrt, Lei der eine Strecke über 6000 See- Meiktzn durchquert wurde, gelang »S endlich am 3. März dt I. an der arabischen Südküste bei Lahatsch, südlich von Aden, zu landen. Hier sanden die todesmutigen Seefahrer bei den Türken die freundlichste Aufnahme. Bon hier au» wurde zur Küste marschiert und die Reise zu Wasser fort gesetzt, nm zunächst Konsuda, einen Hafenplatz am Roten Meer, anzulnnsen. Konsuda wurde darauf nach dreitägigem Kamelritt am 28. April erreicht. Von dort geht der Marsch weiter nach Djidda, etwa in der Mitte der arabischen Küste des Noten Meeres gelegen, einem Hafenplatz von Mekka, das am 16. Mai erreicht wnrdc. Dann ist daS letzte, wa» >nni» von den sechs deutsche» Wikkingcr vernimmt, da» Telegramm des syrische» Armeekorps vom 3. Juni: Wir habe» zu unserem Bedauern erfahren, daß Kapitänleutnant von Möller und seine Begleiter, neun Stunden von Djidda entfernt, von Arabern ermorder sind. — So fand der kühne Versuch der deutschen Seeleute-, die Heimat zu gewinnen, nach sechS'nonatiaen harte» .stumpfen mit den Elementen, nach schwerster Mühsal und Gefahr zu Wasser und zu Lande, schließlich unter den Waffen räuberischer Beduinen im Wüstensande Arabiens sein Ende. Ein Glanz unver- welklichen Heldentums umstrahlt auch das Andenken der Tapferen vom „Weddigen". Richtigstellung einer ReurermeMmg. Der Berliner Vertreter des „New 8)ork America»»", Herr William Bayard Hale, hat seinem Blatte über eine Unter redung berichtet, die er vor einigen Tagen mit dem Staats sekretär des Auswärtigen Amts, Herrn von Iagow, über das HandelS-Nbovt „Deutschland" hatte. Der hierüber von Reuter verbreitete Auszug, in dem u. a. dem Staatssekretär die Worte in den Mund gelegt werben, der Kapitän des Un terseeboot« versuche, einen amerikanischen Passagier zum Schutze seines Bootes an Bord zu nehmen, ist nicht zntref- send. Tie Frage der Mitnahme von Passagieren ist, wie die „Telegraphen Union" witteilt, in dein Gespräch überhaupt nicht berührt worden. Ten Anlaß zu der Unterredung bot di« durch die Londoner „Times" verbreitete Meldung, daß die Rcgieung de/ Vereinigten Staaten kcinch» Einspruch erheben wurde, wenn sich die Kriegsschiffe der Alliierten von der „Ehesapcaker Bückt außerhalb der 8 Meilcn-Zoue versam melten. um die „Teutschland" in den Grund zu bohren. De? Staatssekretär erklärte hierauf, daß er die Meldung indie« ser Form nicht für glaubwürdig halte; zunächst sei es we nig wahrscheinlich, baß die amerikanische Regierung ihre Stellungnahme zu einem hypothetischen Fall im voraus be- kanntgcbe, auch sei nicht anzuuehmen, daß eine verantwort liche Stelle in Washington eine Erklärung avgeöe, die im Ef fekt einer Aufforderung zum Angriff aus ein deutsches Han delsschiff gleichkomme. Sollte es tatsächlich zu dein von den Ententemächten angekündigten Vorgehen kommen, so könne er nicht glaube,», daß die amerikanische Negierung cs unter lassen werde, gegen eine derartig feige Tat im Namen der Zivilisation und Menschlichkeit Protest einzulegcn. Im wei teren Verlauf der Unterredung wies der Staatssekretär noch auf den Erlaß deS amerikanischen Staatssckctärs Fish an den amerikanischer» Gesandten Mashburn in Paris vom 4. Okto ber 1870 hin, in dem das Patrouilliere»» vor» Kriegsschiffen vor den großen amerikanischen Häfen zu dem ausgespro chenen Zweck, feindliche Handelsschiffe abzufangen, als ,uu» freundlicher Akt" bezeichnet wird. -c- «- * Zur Heimfahrt der „Deutschland". Reuter meldet aus Baltimore vom 18. JuN: Die „Deutschland" lag am frühen Morgen noch immer am Pier, obwohl gestern abend alle Anzeichen dafür sprachen, das; sie bereit war, jeden Augenblick auszufahrcn. Ein Schlepp dampfer liegt unter Damvf an -er Seite deS Unterseebootes. Eine Barkasse, die im Hafen patrouillierte, ersuchte Bar kassen mit Journalisten dazu zu bewegen, sich zu entfernen. Es wurde den Journalisten bedeutet, daß sic die Pläne des Unterseebootes störten. Das FlaggciiticS. Roman aus der Gegenwart von Alex vo« Soff«, 10. Fortsetzung. Nachdem Mister Salway Mieke lange stumm angese hen, bis eS ihr fast unerträglich zu werden begann, fragte er mit gleichgültiger Stimme: „Wissen Sie, warum man Sie verhaftet hat, MißRbeinS- -erg?" i »Vermutlich, weil ich Deutsch« bin." / „Da» gebe»» Sie also zu." »Selbstverständlich." „ES kann Ihnen jedoch auch em andrer Grund nicht un bekannt sein: Sie haben häufig die Klippen zum Ziel Ihrer Spaziergänge gewählt. Geben Sie das auch zu?" „Gewiß. Ich wußte nicht, daß das verboten war." „ES war das durchaus nicht verboten," sagte der Rich ter, und seine Stimme wurde schärfer. „Sie haben e» sich nur selbst zyzuschrcibcn, wenn Sie durch diese Spaziergänge sich verdächtig gemocht haben." Er machte eine Pause, bog sich vor und sah Mieke in die Augen. „Wer ist der Herr, mit dem Sie wiederholt in den Klippe,» zusammengetrof- fen sind, Miß Rheinsberg?" fragte er weiter. Furchtlos hielt Mieke seinen Blick aus. „Wer behauptet, baß ich mich dort mit irgend jemand getroffen habe?" fragte sie kurz und warf stolz den Kopf in den Nacken. „Das ist ohne Bedeutung, Tatsache aber ist, daß man Sie dabei beobachtet hat." „Das ist unmöglich! Ich habe niemals irgend jemand verabrcdeterweise in den Klipper» getroffen." „Also zufällig?", „Zufällig? — Vielleicht — ich bin doch nicht die ein zige, die hier und da in den Klippen spazierengeht." „Mit wem find Sie in letzter Zeit dort, wie Sie sagen, zufällig zusammengetroffen?" „In letzter Zeit ist mir dort niemand begegnet." „So leugnen Sie, am Morgen der Beschießung auf die Klippen geeilt zu sein, nm dort einen großen Herrn von »nilt- tärischcm Aussehen getroffen und längere Zeit mit ihm ge sprochen zu haben?" „Ich leugne durchaus nicht, an dem betreffender» Mor gen auf den Klippen gewesen zu sein." „Auch nicht, daß Sie mit dem Fremden gesprochen haben?" „ES haben mich verschiedene Menschen angesprochen." „Wahrscheinlich. Aber besonders lange sollen Sie sich mit einem Herrn unterhalten haben, der sehr groß war rknd wie ein Militär auSsah. Daran werden Sie sich doch gewiß erinnern." Mieke wnrde bei den immer mehr präzisierenden Fra gen ««ruhiger, aber äußerlich bewahrte sie noch immer vollkommene Selbstbeherrschung. ich mit ei«,» solche« Herrn sprach, «aber MMchst «vst, Hs »mr auch «ock -aw- LärNmerig und neblig, und daS furchtbare Donnern -er Kanonade betäubte mich. Ich habe kaurn auf die Leuie geachtet, die mich ansprachen." ' Der Richter lächelte. ES war ein kaltes, böses Lächeln. „Sie verstehen «S gut, ausweichend zu antworten." sagt« er langsam. „Ich bitte Sie, mir meine Frage mit einem klaren Ja oder Nein zu beantworten: dabei mache ich Sie, wie eS meine Pflicht ist, darauf aufmerksam, daß Sie Antworten, die Die belasten könnten, verweigern dür- fen. Nun frage ich Sie «och einmal: Erinnern Sie sich, am Morgen der Beschießung auf den Klippen mit einem großgewachsenen Herrn von militärischem Aussehen gespro chen zu haben?" Mieke» Her- pochte so heftig, daß sie kaum zu atmen imstande war, dabei überstürzten sich ihre Gedanken. Sollte sie die Antwort verweigern, überhaupt jede weitere Ant wort? Aber würde nicht gerade daS sie verdächtig machen? Sollte sie mit Ja antworten oder mit Nein? Dann fiel ihr plötzlich ein, daß sie Charley gegenüber bereits zu gegeben hatte, mit dem großgewachsenen Fremden gespro- chen zu haben. Vielleicht sollte die Frage eine Falle sein. „Ja," sagte sie endlich, nachdem der Richter längere Zeit auf ihre Antwort gewartet hatte. Sr nickte befriedigt und gab dem Schreiber einen Wink, diese Antwort im Protokoll zu vermerken. „DaS heißt," fügte Mieke schnell hinzu, „ich erinnere mich nur, baß ein ziemlich hochgcwachsener Mann, ebenso wie andre, mit mir gesprochen hat. Ob sein Aeußercs mi-' litärisch war, darauf habe ich nicht geachtet." „Sprach er englisch?" „Ja natürlich." „Ich meine, ob er englisch wie ein Engländer sprach?" „Sicherlich; andernfalls wäre eS mir ausgefallen." „Sprach er wie ein Londoner oder vielleicht mehr wie ein Schotte oder Irländer?" „Das kann ich nicht sagen. Als Ausländerin vermag ich den Unterschied kaum herauSzubören." „Würden Sic den Betreffenden miedcrcrlennen?" „Jedenfalls nicht mit Sicherheit. ES mar, wie ich schon sagte, noch Halbdunkel und neblig." „So haben Sie auch Mister Doscy nicht gesehen?" „Ich kannte Mister Doley nicht." „Aber er kannte Sie, und er hat Sie auf -en Klippen gesehen und erkannt." »Ich weiß eS. Er sprach mit mir davon, als Mister Sharlen Bvthwell ihn mir gestern vorstclltc. So ist es also Mister Dolen, dem ich meine Verhaftung verdanke?" ' „Nein, dieser junge Gentleman hat Sie nicht angezeigt, obgleich daS vielleicht seine Pflicht gewesen märe, aber er »<küe bereits in dieser Angelegenheit verhört, nachdem et« Mister Hall Sie al- verdächtig bezeichnete." ^Sie kenne« ihn?" „Nei«, und ich hoffe auch, diesen Gentleman niemals ktfHHtWpnktrn rn." „Das wird Ihnen kann» erspart bleiben," lächelte Mie- keS Peiniger. „Es »nutz festgestcllt werden, ob wirklich Sie eS waren, die von Mister Hall ar» zwei verschiedenen Mor gen in der» Klippen beobachtet wurde. Einmal allein und einmal in Begleitung des Fremden." . „Dann werde ick, wohl auch diesen Unbekannten ken- nenlerncn? fragte Mieke ruhig. „Hoffen Sie das?" fragte -er Richter und blickte Mieke durchdringend an. „Gewiß," erwiderte sie ohne Zögern, obgleich sie alles andere mehr wünschte als bas, „dann würde ja sehr schnell "festgestcllt werde»» können, daß er mir ebenso fremd ist wie irgendein anderer, der air dein bewußten Morgen auf -en Klippen war." Sie lächelte dabei zuversichtlich, und Mister Salway runzelte ärgerlich die Brauen. ES war der jungen Dame nicht beizukommen. „Diese Genugtuung werde ich Ihnen wohl verschaffen können", sagte er, während er wieder begann, in den Akten herumzublättern. Mieke aber wollte das Herz sttllsteüen vor Schreck. Also war Hutten auch bereits verhaftet?! „Warum nicht sogleich?" fragte sie schnell. „Liegt Ihnen so viel daran?" „Ja, natürlich. ES würde -och meine Befreiung ve^ schleunigen." Da sah der Untersuchungsrichter wieder auf, «nb ei« seines, böseS Lächeln schlich um seine Lippen. „Damit werden wir uns noch gedulden müssen", sagte er kalt, und dann fragte er noch, gewissermaßen der Form halber, ob Micke cnglandfeindliche Gefühle hege, und sie erwiderte ruhig: „Im Augenblick gewiß, da ich mich als Deutsche feind selig behandelt sehe." — Damit war dieses erste Verhör beendet, gerade als Mieke sich kaum mehr aufrecht zu halten vermochte. Ter Richter klingelte, ein großer, grimmig auSsehcnder Polizist trat ein und führte die Gefangene ab. Ihnen voran ging ein uniformierter alter Mann, der eine schmale Tür auf schloß. Micke mußte cintrcten und sah sich in einer kaum zwei Meier langen Zelle mit hoch angebrachtem, stark ver gittertem Fenster. Hinter ihr schloß sich mit dumpfen Laut die Tür! » «- * ES war bcreiiS ganz dunkel geworden, als zum ersten Male die Tür zu MickeS Gefängnis sich öffnete. Mieke fuhr auS einem Halbschlummcr auf, in den sic, am Tisch sitzend, erschöpft gesunken war; erschrocken blickte sie sich um, ohne im erste» Augenblick zu begreifen, wo sie war. Der alte Mann kam mit einer Laterne herein, die er an der Wand befestigie. „Wir haben kein GaS", sagte er kurz, „weil die Deut schen die Gasleitung zerstört haben." Daun fragte er- »S Mieke etwas z« essen baden wollte. Fortsetzung kolsK
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