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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.07.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240703014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924070301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924070301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1924
- Monat1924-07
- Tag1924-07-03
- Monat1924-07
- Jahr1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.07.1924
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Donnerstag. Z. Zull 1S2« — Dresdner Nachrichten — Nr. 245 Sette 5 Dte Markthalle« ft«h«n »ur ZeU im Zeichen der beginnende« Obsternte. Den süßen Kirschen, deren riesige Zufuhren den Preis gegen, über der Borwoche stark Herabdrücken — die fliegenden Ltraßenhündler verkaufen zwei Pfund bereits mit 8V Pfg. — sind nun auch dt« Sauerkirschen in grüßten Posten gefolgt, für die 3S—4ll Pfg. für da» Pfund gefordert werben. Dt« Erd- beere» gehen langsam zu Ende, wa» sich in der Preissteigerung von S0 Pfg. auf das Pfund audwirkt (70-80 Pfg ). Dagegen sind neben den grünen i3l>—40 Pfg.) jetzt auch die ersten reifen Stachelbeeren auf dem Markt zu sehen <40—k0 Pfg.); auch die Johannisbeeren <40—50 Pfg.» taffen eine gute Mtttclernte er- hoffen. Heidelbeeren scheint es Heuer in Massen zu geben; ihr Preis von 4S Pfg. für das Pfund dürfte in de» nächsten Tagen erheblich sinken. Bon Pilzen waren am gestrigen Tage nur Pfifferlinge zu sehen, für die man, allerdings ausgesucht schöne Ware, VS—75 Psg. forderte. Im übrigen wächst die Auswahl an Frischgemüsen von Tag zu Tag. Während man Spargel nur noch an einigen Ständen zu IM Mk. fetlhält, blüht der Handel mit Schoten «0—80 Pfg.), Karotten (Bündchen lk—SO Pfg.) und jungem Kohlrabi (Stück lv-3» Pfg.». Auf dem Fletsch markt ist nach wie vor das Angebot stark. Die Notierungen sind gegenüber der Vorwoche un verändert. Im einzelnen stellten sich. die Preise (in Mark) am gestrigen Mittwoch in den Markthallen wie solgt: Fleisch und Fletsch«»»»«: Rindfleisch, Hochrippe. Psd. 0.00 bl« l.tll. Querrippe ll.«)-l.ix). Bratensleisch «.00—1,Si>. Gesrierslelsch 0,00—0.05. Hackfleisch 0,«0-1.20. Echos, t.,0—I.4N. Lende, unau». geschält 1,30-1,50, ausgeschält 1,50-1.80. Kalbsletsch. Schnitzelslelsch 1,80-2,20, Keule und »lug 1,20-1,40. übrige Teil« 1,00—1,20: Schweinefleisch, Keule und Bug 0,00—1,00, Karree 1.10—1,40, Bauch 0.00—1.00. Kops 0,00-0.70. Knöchel 0,00-0,00. Pökel 0,00-1,10: Schöpsenfleisch, Keule 1,20—1,4». Bug 1,10—1.20. Koieleiten 1,30 bi» IM. Kochfleisch 1,00-1,40: Siauchsleisch ».«0—1,40. Schinken im Glück 1,00—3,0», Schinken im Ausschnitt 2,110—3,40. Speck, geräuchert, tnl. 1,40—100. Speck, roh 0,00—1,10. Schweineschmalz, ausländ. 0,70 bi« 5,75. Schmer, tnl. 0,«0—1,00, Rindstalg 0,00- 0,80: Zervelatwurst und Salamiwurst 1,80—2,40, Mettwurst 0,0.1—0,70, Blut- und Lcberwurst 1,00—1,80, Kokosfett 0,00—0,08, Speck, gcr., ausländ. 0,70—0.85. Wildbret: Rehwild. Mücken 1.00-2.0«. Blatt 1.20. Keule 1.00-2,00. «eslltgel: Gänse 1,00 -3,00. Hühner 1,00-1.80. rauben «Stück» 0.00 bi» 1.80. Fisch«: (Psd.) Aale 0,00,- Fischwarrn: n» srischc: Seelachs 0,8», Rotbarsch 0,40, Schollen 0.70. Kabellau und Schellfische 0.00, Rotzungen 0,80, Seehecht 0,0»: hl gesalzene, geräucherte, eingemachte: «leler Pöklinge 0,80—0,80. Aale 4.ii». Bollheringc 0,20-0,00, Matjes heringe 0,00—0.70. Brathering« il4 Dosci 0.00. «täucherheringe «Slllcki 0,10—0,20. Sardellen lPsd.» 2.4)»—2.80. Russische Sardinen 0,80. Oel- sardinen ll Dosci 0.20-2.00. Qbst». Süd- und Gartensrücht«: Aepscl ausländ. «Pfd.» 1.00-1.00. Kirschen. lüste 0.20-0,00, saure 0,20-0,4», Erdbeeren 0,70—0,80, Stachelbeeren, grüne 0,20-0,40, Johannisbeeren 0,40—0M Himbeeren 0,70—1,00, Heidelbeere» 0,40, Walnüsse, trockene 1,00, Erdnüsse 0,00—0,00, Haselnüsse »,«0-l,00. Apfelsinen <1 Stück« 0.20—»,00, Zitronen 0,00-0.10. Datieln «Psb.i 000. Feigen 0,00 bi» 0,00, Kokosnüsse <1 Stück) »,00—0,00, Johannisbrot «Pfd.» 0.00 bi» 0.80, Bananen <1 Stück) N.ik—0,40. Backobst: Rtngäpsei «Psd.i 1,10-1,»0, Pflaume» 0,00—0,0«, Gemischtes Obst 0,40-0,0», Aprikose» 1,30—1,00. Houig: 1,80—4,0«. Kariosselu, neue «Salat» 0,30, alte 0,00, neue «italienische) ll,10—0,20, Maltakartofseln 0,21. Grünwaren: Petersilie, gefüllte «Pfund» 1,00-1,20, Petersilie, eins. 0,80-1,00, Spargel 1,30, Svinat 0,12—0,00, Kerbel 0,80—1.00, Möhren «1 Bündchen) 0,40—0,70, Zwiebeln 0,15—0,25, Knoblauch «I Stück) 0,10—0,20, Bohnen, grüne, Inland. «Plnnd» 1,10—1,80, Schoten 0,40 bi« 0,00, Tomaten 0,00—1,20, Karotten, neue «1 Bündchens 0.18—0,00, Blninenkohl «1 Stück) 0,40—0,80, Wcistkraut 0.00. Welschkraut 0.80 bis 0,50, Kohlrabi, neuer 0,10—0.80, Meerrettich «Pfund) 1,80—2,00, Rettiche «1 S4«ick> 0,10-0,30, Rettiche «I Bündchen) 0.07-0,10. Sellerie 0,80-0.50. Kopfsalat, hiesiger «I Stück) 0,07—0,10. Gurken, Salat-, inländ. «Pfund) 0.50—0,00, Gurke», Salat-, auSl. «I Stück) 0,40—0,8», Radieschen il Bündchen« 0,07-0,10, Porree lPsundi 0,2» bis 0,25, Jlhabarbcr <1 Gcbund) 0,10—0,15, Schnittlauch <1 Bündchen) 0,00—0,10. Sauerkraut lPsund) 0,25-0,00, Gurken, saure, neue >1 S-ittck) 0,20—0,40, Gurken, saure, alte 0,15-0,20, Gurken, Pfeiler-, alte <1 Stück) 0,15-0,20. Pilze: Gelblinge sPfnnd) 0,05-0,75, Stein- pilze, getrocknete 8,00. Molkerelerzcugnisie: Molkcrcibutter «Psundi 2,10, Bauernbutter 1,80—2,10, Koch- und Buckbutter 1,40, Milch «1 Dose') 0,40—0,00, Quark «Pfund) 0,25—0,80, Altenburger Ziegen käse <1 Stück) 0,50—0,65, KUinmclkälc iPfund) 0,40—t.N«, Camembert ll Stück) 0,t5—0,55, Harzer Käse 0,08—0,05, Limburger Käse «Psundi 1,00, Schweizer Käse 2,00-2,40, Tilsiter Käse 1,00—IM, Neibkäle 2,00-2,40, Wels,lack l.00,—1,00. Margarine 0,50-NM. Eier: Land- eter »1 Stück) 0,12-0,18, Kalkeier 0,11-0,12. Trockenes Gemüse: Bohnen iPsnndi 0,24-0,30, Erbsen, geschält 0,25—0,80, Erbsen, ungeschält 0,24—0.2«, Graupen 0,22,-0,28, Gries) 0,28. Linsen 0,44 bis 0,55. Reis 0,17-0,56. Brot: Gebr. Braune Mr. I «Psttnd) 0.18. Skr. I I 0.11. Landbrot Nr. I N.,2^. Nr. II 0,11!^. Mehl: Kaiser-Auszug «Pfund) 0,22-0,24, Kaiscr-Äusz.. «riss. 0,28-0.24. MIKroskopisch-Menschenkun-llche Ausstellung im Schulmuseum. Der Sächsische Lchrerverein cröffnete am Sonn abend tn den Räumen des Schulmuscums, Sedanslrasie 19, eine Ausstellung, die „das Nervensiistem und die Sinnesorgane von Tier und Mensch" auf rein mikroskopische Art dem Be schauer näherbringt und außerordentlich lehrreich genannt werden must. Manchem alten Dresdner wird daS mikroskopische Museum, welches Lehrer Schubert mit Bienenfleiß und ge lehrter Gründlichkeit tn einem Hause der Ltliengasse zu sammengetragen hatte, noch tn Erinnerung sein. Der edle Gründer, dem es seinerzeit nicht gelang, das wertvolle Muscuyi an die Stadt zu verkaufen, vermachte es'im Jahre 1906 dem Dresdner Schulmuscum. Hier hat cs nun dank der unermüdlichen Tätigkeit des Oberlehrers Manuel, der die kostbaren Mikroskope und Präparate sorgfältigst bearbeitet hat, am Sonnabend seine Auferstehung gefeiert. Oberlehrer Tamme, der Leiter des Schnlmuseums, begrüßte in seiner Eröffnungsansprache die anwesenden Freunde und Gönner des Museums sowie die zahlreich erschienene Lehrerschaft »nd die Gäste, sprach dem verdienten Bearbeiter Manuel den wärm sten Dank des Lehrervcreinö aus und verfehlte nicht, dem Hygienemuscum für die technischen und wissenschaftlichen Rat schläge zu danken, nach denen die kleine, aber sehr sehenswerte Ausstellung eingerichtet worden ist. Ein Nnndgang durch die Ausstellung wirkt sehr anregend und anschaulich. Auf langen Tischen ist der Reihe nach eine große Zahl Mikroskope von den einfachen Anfangsformcn bis zum vollendeten wissenschaft lichen Apparate ausgestellt. Man steht tn den Mikroskopen die ganze Entwicklung des tierischen und menschlichen Nerven systems und der Sinnesorgane. Bon den niedrigsten Ticr- formen an, bei denen sich weder mikroskopisch noch wissenschaft lich Nerven feststcllcn lassen, bis zum Wunderwerke des mensch lichen Gehirns kann der Laie bis tn die feinsten Einzelheiten den geheimnisvollen Ban der Nerven- und Sinnesorgane des höheren Organismus verfolgen. Auch einige lebende Prä- parate sind zu sehen, so das Lebe» der Infusorien, der Glockcn- tierchen und des Süßwasserpolypen. Jedenfalls ist die Aus stellung ein Schatzkästlcin für wissenschaftliche Weiterbildung von groß und klein zu nennen und zum regsten Besuche zu empfehlen. — Die „Freie Vereinigung »hem. Angehöriger der 40. Laudw.- Vrigah« L. lvl, L. l»8 sBrigadr Gras Pfeils «nd L. 105" vernnstaltct am 5. und 0. Juli ihre Hauptversammlung und WiedcrschenSseier. Sonnabend, 5 Uhr, Kranzniederlegung am Grabe des ehemaligen BrlgabekommandeurS Grasen von Psetl, Nühlau-Waldsrtedhos. — 7 Uhr, JahreShaupiversammlung im „Palmcngartcn". — Sonntag, '/(IN Uhr, FeldgotieSdtciist ans dem Garnisonsrtcdhos. — '/(5 Uhr Frstfeier im „Gcwcrbchaule". — Goethe-Abend in Pillnitz. Schriftsteller Anton Har 1 mann lDrc»den> beabsichtigt, im Schloß-Restaurant von Pillnitz im Juli und Attgust eine Reihe von össentlichcn Borträgen zu halten, die in eine idealistische Welianschaunng einsühren. Heule findet ei» Goethe-Abend statt mit dem Thema: „Goethes Religion". Der Bor- trag beginnt ^8 Uhr. — Don-Kosaken-Vhor Heute 8 Uhr nochmaliges Konzert des berühmte» Do»-Kosake»-Ehors im Saale des Zoologischen Gartens mit neuem Programm. — Karte» bet F. Ries, Secstr. 21. und a» der Zookasie. — Die beiden endgültig letzten Konzerte sind aus Sonn abend, den 5., und Sonntag, den «. Juli, 8 Uhr im gleiche» Saale scstgesevt. Auch dafür sind Karte» schan zn haben. — Wiener Garten-Kasfeehaus „Maximilian", Nah« Pirnaischer Platz, Ring-, Ecke Morltzstraßc. Heute ab 4 Uhr Chinesisches Tee- Fest zum Besten der Klnderheilaiislalt, ttcbcrraschungei, und Illu mination. Tanzkunftsptcle, Säuger und Sängerinnen, Soloauartett Der Moröprozeh Münder. I« seiner Vernehmung tn der Nachmittagsverhandlung de» gestrigen Mittwoch» behauptete Münder, daß er am 8. März 1923 gegen k Uhr nachmittags hetmgekommcn sei und der Mtchalk Borwürfe über den Kohlenverbrauch und die hohe Gasrechnung gemacht habe. Gegen Abend, nachdem Hellmut bereits zu Bett gegangen war. habe eine erregte Aus- etnandersetzuna stattgrfunben: die Mtchalk hätte Münder einen Verbrecher genannt und dafür Ohrfeigen erhalten. Ob die Mtchalk dabet gegen den Ofen geschleudert worden sei und sich Nasenbluten zugezogen habe, sei ihm nicht mehr ertnner- lich. Münder will dann nach dem Beretnshause gegangen lein und einen Bortrag über christliche Wissenschaft angeliört haben. Gegen IN Uhr will Münder hetmgesahren sein, den Fahrschein hatte er bet seiner Festnahme (???) noch im Besitz. Die Wohnung sei unverschlossen und die Mtchalk nicht auf zufinden gewesen, sie müsse während des Vortrages eben ver schwunden sein. Gedanken habe er sich anfänglich nicht weiter gemacht. Am folgenden Tage suchte Münder die Frau Richter auf. wo die Kinder untergebracht waren. Einen Korb mit Wäsche der Mtchalk will Münder in einem dritten Keller auf bewahrt, davon dem Lokalrtchter auch keine Mitteilung ge macht haben. Bei der Dechandt will er sich einen Koffer ge liehen und darin Wäschestücke der Münder zu ihr gebracht haben. Bezüglich dieser Handlungen hatte sich Angeklagter tn verschiedene Widersprüche verwickelt und während der Bor untersuchung mehrfach gewechselt. Längere Erörterungen waren nötig, dies vor den Geschworenen aufzuklären, Münder blieb dabei, der vermißten Mtchalk kein Leid zngefügt zu haben, als wie er bezüglich der Streitigkeiten und Ohrfeigen cingestanben. Hierauf trat eine größere Pause rin. DaS Gericht trat bei Wiederbeginn der Verhandln«» >n die Vernehmung der Zeugen ein. Zuerst wurde Frau Oertel, eine Freundin der MIchalk, gehört, die am Tage vor dem Verschwinden mit ihr gesprochen, später Verdacht geschöpft und schließlich deren Vrudcr in Kenntnis gesetzt hatte. Früher habe die Mtchalk einmal Selbst mordgedanken gehegt, sie sei aber davon völlig wieder ab gekommen. Die Mtchalk habe mehrfach über die Grob heit des Münder Klage geführt. Die Zeuginnen Frau Schubert und Schlosserschefrau Pilz, die im gleichen Hinterhausc mit Münder wohne», hatten mit der Mtchalk am fraglichen 8. März u. I. gesprochen. Die letztgenannte Zeugin hörte dann abends plötzlich einen ver dächtigen, halb unterdrückten Schrei, ein auf fallend hastiges Hin- und Herlausen, da»» sei alles still geworden. Am daraussvlgenden Sonnabend habe Mun de r an einigen Stellen seiner Stube gescheuert: dies sei alles genau wahrzunehmen gewesen. Hierauf wurde die Schassnerschesrau Bernds, vormalige Witwe Richter, gehört, die mit Münder verkehrt war »nd bei der er seine Kinder vorübergehend untergebracht hatte. Dieser Zeugin war aufaefallen, daß der älteste Knabe Hellmut am Morgen des st. März auch noch zu ihr geschickt worden ist. Als weitere Zeugin bekundete die GastwirtSchcsraii Richter, die im Borderhausc auf der Kicfernstraße wohnt, maS sich eines Sonntags mit der verstorbenen Frau zugetragcn, die blutüberströmt vor ihrem Mann — dem Angeklagten Münder — geflüchtet mar »nd »m Schutz bat. der ihr damals gemährt worden ist. Borgennnnte Zeuginnen batten Münder beim MegtranSportvon Suchen in Koffer oder Trag korb nsw. mehrfach beobachtet, dem damals aber keine be sondere Beachtung geschenkt. Bei Vernehmung der nächsten Zcngin, der 48 Jahre alten Kunststlckcrin Dechandt, die in der Paul-Gcrhardt-Straßc wohnhaft ist, kam es zu bemerkenswerte« Zwischenfälle«. Zeugin verkehrte mit Münder schon seit Istlst, sie rechnete mit einer Verheiratung. Wiederholt sei cS zu ernsten Zwistig keiten gekommen. Bet einer solchen Gelegenheit habe sic der Angeklagte Münder geschlagen, ans den Fußboden geworfen und gewürgt, sowie gedroht, sie mit einer Marmvrplattc zn erschlagen. Zeugin schilderte dann die erregte Aussprache mit der Mtchalk und führte dann weiter aus, daß Münder ihr am Tage »ach dem Verschwinden der Miclialk einen größeren Posten Holz und Kohlen abgegeben habe. ES befand sich ferner ein großer schwerer Karton dabei. Zeugin glaubte, er wolle der damaligen Witwe Richter, die ihren Geburtstag hatte, etwas schenken. Unter größter Spannung erklärt die Zeugin Dechandt plötzlich: Herr Richter, ich will die Wahrheit sagen, denn ich stehe hier unter Eid Ich habe mit einem Finger in jenes Paket hincingebohrt, ich wollte mich vergewissern, was darin sei. Ich hatte bisher den Mann laus Münder zeigend!) ge schont. Vorsitzender: Bitte, sprechen Sie sich ruhig und sachlich Zeugin lsortsahrend): Ich hatte das Gefühl, daß ich «N dem Finger eine Art Lüfterstoss berührte, womit Fleisch ««» hüllt war. Borsttzendcr: Das ist für diese Anklagesache etwas ganz neues, bitte, wiederholen Sie uns noch einmal, was Sie be merkt oder gefühlt haben wollen. Zeugin Dechandt: Ich hatte daS Gefühl, daß Fletsch darin verpackt war. Vorsitzender: Hielten Sic Münder dies vor? Zengl«: Jawohl, er sagte mir, ich solle mich ja nicht an dem Paket vergreisen. «Große Bewegung aus den überfüllten Tribünen: Münder ist inzwischen weiß wie eine Kalkwand gemorde n.) Borsitzender: Sie bleiben also bei diesen Angaben stehen? Zengin: Jawohl! Münder erschien mir von dieser Stunde an ganz unheimlich: ich schöpfte Argwohn, ivcil eben am Abend zuvor die Mtchalk plötzlich verschwunden sein sollte. Rechtsanwalt Dr. Franke, der Verteidiger des Ange- klagten: Zeugin, Sie wollen also sofort an einen Mord ge- glaubt und ein Verbrechen verinntet haben? Warum haben Sic keine Anzeige erstattet? Zeugin: Ich erklärte schon, weil ich Münder schonen wollte. Angeklagter «ganz erregt): Diese Zeugin ist schuld daran, wenn ich ins Zuchthaus gekommen bin, sic wollte einen Mann für ihre Neigungen haben: es sei von ihr eine Gemeinheit, es ist alles Lüge und Schwindel. Rcg.-Medizinalrat Dr. Oppc zur Zeugin: Wie schwer war denn der Karton oder das Palet? Zeugin: Ich vermochte es kaum sortzuschleisen. Vorsitzender: Konnten in dem Paket etwa Körperteile, vielleicht gar der Oberkörper der Michalk darin sein? Zeugin: Das war wohl möglich, es war sehr schwer. Rcg.-Med. Dr. Oppe: War der Finger der Zeugin durch das Hinctnbvhren blutig geworden? Zeugin: Nein, es war eine Lüsterumhüllung darum: ich fühlte aber dentlich, daß cs Fleisch sein mußte Nach einer Reihe weiterer Erörterungen wurde der jetzt elfjährige Sohn des Angeklagten, ,dcr Schulknabe Hcllmut, vernommen. Er sagte unter atemloser Spannung aus, am fraglichen Abend habe ihn die Michalk zu Bett gebracht, dann sei er plötzlich wegen eines Schreies von Tante Hanna — Wirtschafterin Michalk — ausgemacht, in der Stube wurde plötzlich das Licht verlöscht, er tonnte vor Angst nicht schlafen, er hörte den Vater in der Linde Knochen hacken. Später wurde es wieder hell. Am Schatten will er ge sehen haben, wie der Vater immer hin und hergegnngcn sei: er kam nicht ins Bet«, Frühmorgens habe er sich auf Vaters Befehl in dessen noch unberührtes Bett legen müssen. Beim Erwachen durste er sich nicht in der Küche waschen, der Vater habe Wasser, Handtuch und die Sachen alle in die Stube ge bracht. Dann mußte sich der Hellmut anziehcn und mit der Straßenbahn auch zur Frau Richter nach Striesen fahren. Beim Weggange will der Knabe in der Küche blutige Eimer und Sachen bemerkt und vorher schon in der Stube unter dem Tische Blntslcckcn gesehen haben. Auf Befragen gab er weiter zu, der Großmutter in Lausa gesagt zn haben, der Vater habe die Tante Hanna getötet. Von den geladenen fünf Sachverständigen machte Pro fessor Dr. Kockel vom Institut für gerichtliche Medizin An- gaben über die chemischen Untersuchungen der Vorgefundenen Blutspurcn, die der Sachverständige als einwandfrei von Menschenblnt stammend bezeichnctc. Direktor Ptctzsch von der Anstalt Marienhof wurde über den Wert der KindcrauSsagcn tm allgemeinen gehört: er bezeichnctc die Angaben des Knaben Hcllmut Mün der als durchaus glaubhaft. Staatsanwalt Ehrenberg hielt im Anschluß daran die Anklagerede, er forderte Bestrafung wegen Körperverletzung mit Todcssolge. Seiner Meinung nach liege hier Totschlag vor. Es dürfte sicher zu ernsten Zwistigkeiten und dabet zu Tätlichkeiten gekommen sein. Für erwiesen gelte, daß Mün der die Michalk vorsätzlich umgcbracht hat. Ein Selbstmord, wie ihn der Angeklagte vorzutäuschen beliebe, komme nicht in Betracht. Möglich könne sein, daß Münder den Tod nicht ge wollt, aber was dann hinterher geschehen, sei alles mit Uebcr- legung und Vorbedacht zur Ausführung gekommen. Der Ver teidiger Rechtsanwalt Dr. Franke plädierte in längeren Ausführungen gegen eine Verurteilung des Angeklagten. Der Schuldbeweis sei nicht lückenlos geführt. Das kurz nach 6 Uhr abends verkündete Arleil lautete im Sinne der Anklage wie solgt: Münder wird zusätzlich zn dem Urteil des Schössen» gerickito Dresden vom ii. Mai 1923 wegen schwerer Einbrnch- d cbstähle von 2 Jahren k Monaten Zuchthaus wegen Körperverletzung mit TodcSsolge zu weiteren 3 Jahren Zuchthaus, demnach zu S Jahren 8 Monaten Zncht- auS, wir wollen hier die reine Wahrheit von Ihnen hören. Haus Gesamtstrafe verurteilt. Vereine und Veranstaltungen. — Der Deutschlibrral« Jugcndbnnd »Jngcndgruppe der Deutschen Volkspartei) veranstaltet heule Donnerstag, abends Uhr im KitnstlerhauS, Albrechtstraße. eine Kundgebung anläßlich der 'llns- jährigcn Wiederkehr des Tages von Versailles, bei der Dr. G ii r l c r — Zittau. Die Differenzen im hiesigen Bau gewerbe sind entgegen unserer letzten Meldung nicht bcz- gclegt. Die Arbeitnehmer, die einen wilden Streik eröffnet hatten, haben sich zwar bereit erklärt, einem ganz unverbind lichen EinigungSvorschlagc des Oberbürgermeisters Zwingcn- cinen Bortrag iiber: „Vom FriedenSvcrtrag von Versailles bis zum zuznstimmen. Die Arbeitgeber sind aber aus »rate Sachverständigengutachten ha t Bor und nach dem Vortrag mun- eilen lZZriinden oeriniinaen diesen Eii,!a,,,,al kalische Vorträge durch ein Kiinsllerguarteit der Feicreis-Kapelle. Gewerkschaftsbund der Angestellten «G. D A.i Heute 8 Uhr im Hauvtbahnhos. Meißner Saal, Außerordentliche Hauptversamm lung der gesamte» Ortsgruvoe Dresden. — Jugcnddnnd, Jungen- gruppc. Freitag. 8 llbr, im Heim, Jokann-Gcorgen-Allec 18, Vor trag: „Unsere nähere Heimat". — SameradschastSvereinigung Reserve - Felbartlllerie - Regimen« Nr. SS. Heute 8 Uhr Monatsvcrsammlung im Restaurant „Bienen korb". Bericht über den Gedenktag. — Christlicher Verein Junger Männer, Ammonstraßc 0. 8 Uhr Bibelbesprcchnng der Hauptabiciliin-- Stephanus. — Lommatzscher Landsmannschaft. Heute abcnb 8 Uhr Monats- uersammlung. Bärcnschänke. — Militärvereiu Sächsisch« Husaren. Morgen 4 Uhr: Wohl tättgkeitsveranstaltung im Walbschliißche». Sonnabend !^7 Uhr Sitzung des GcsamtoorstandcS: 8 Uhr: Monatsversammlung lm Pirnaische« Hos, Schrelbergasie. — Vereinigung «hem Schitlerincn der Neust. höheren Mädcheu- schiile. Freitag, 7 Uhr, Katerbummel vom Sommerfell im Dampf schtfshotcl Vlasewitz. — vereinigt« Kavallerie-Verein«. Freitag 4 Uhr „Waldschlößchcn"- Terrasse, Schillcrstraßc «8, zum Besten der hilfsbedürftige» Kame raden und deren Hinterbliebenen Wohltätigkeitsveranitalinng, be stehend ans Konzert der Kapellen des Reiter-Regiments 12, Artillerie Regiments 4 „nd Fahrerabteilung 4. )48 Uhr Ball und Abend- konzert. — Uuud für LebeuSerueuerung. BundeSabcnd, Freitag, 8 Uhr, Wtnckelmannftr. 4, Dr. Alice Rühle-Gerstel über LebenSernenernnq im Lichte der modernen Psychologie für alle Neurastheniker — an seelisch-körperlichen Depressionen Leidenden mit Fragenbcantnwrtiing — SIneritaS, gesellschastliche und srcundschastliche Vereinigung Freitag Tanzabend tm Italienischen Dörfchen. Beginn Z48 Uhr. — Freibcrg. (Ri e se n sch w e i n.) Durch Sen Vieh händler Otto Roll von hier wurde dem hiesigen Schlachthofe ein Schwein im Gewichte von 8 Zentnern zngeftthrt. DaS Tier ist vom Rittergut Hirschfcld bei Deutschcnbora. — Mittelbach. iVon der Mangel zcrguetscht.) Die Ehefrau eines hiesigen Werkmeisters geriet in die elektrische Mangel und erlitt so schwere O.nctschniigcn am Kopf und Oberkörper, daß sie sofort verstarb. — Oclsnitz i. E. (Todes fall.) Am Montag verstarb hier Bürgermeister t. R. Lammcrrat Beck im Alter von 67 Jahren. Kummerrat Beck hat 32 Jahre lang die damalig« größte Landgemeinde Sachsens, Oclönitz i. E., mit bestem Er folge geleitet. Infolge seiner Erkrankung trat er am 1. April dieses Jahres in den Ruhestand- — Rosse«. Der Mörder des in voriger Woche tm Zellaer Walde ermordeten Maurers Alfred Wolter aus „ P^ne ^ durch die zuständigen Kriminal- und Gendarmeric- drr StaatSoper, Künstler-Konzert mit Jazzband. Shin'es. Sängcrchor beamten in Frcibcrg, Nossen und Stcbcnlehn am Mittwoch tn Originaltracht. ermittelt worben. riellen wie formellen Gründen gezwungen, diesen Einigungs- Vorschlag abzulchnen. Sie sind weiterhin nicht in der Lage, die auf Grund der wilden Streiks ausgesprochene Aus sperrung auszuhebcn. Die Arbeitgeber werden nur einer Regelung zustimmen, die sich auf das ganze Land erstreckt. Einigungsvcrhandlnngen nach dieser Richtung hin sind vom Schlichter für den Freistaat Sachsen cingcleitet. Was bringen die Kinos? Vaterland - Lichtspiele. „Das Abenteuer von Sagossa" zieht diese Woche alle Besucher in seinen Bann. Tagvssa ist ein kleiner Phantasic-Balkanstaai, dessen Fürsten haus bankrott ist. Durch eine reiche Heirat soll das be schmutzte fürstliche Wappen wieder blank geputzt werden, wie das bei Balkansürsten manchmal so Vorkommen soll. Was aber in Wirklichkeit kaum Vorkommen dürfte, geschieht in dem scchsaktigen Schauspiel von A. Schtrokaucr und Fr. Seitz: das bankrotte Fürstenhaus erhält das rettende Geld vom steinreichen künftigen Schwiegervater,- die erkorene fürstliche Braut aber heiratet nicht den ungeliebten Fürsten, sondern ihren Herzallerliebsten, den Adjutanten des Fürsten. Wie das zugeht, ist höchst abenteuerlich, aber äußerst geschickt und spannend mit einem Schein von Glaubhaftigkeit umwoben. Maria Mindszentn ist eine bildschöne fürstliche Braut, Ernst Nückert ein kaum minder schöner und zärtlich liebender Adjutant, Wilhelm Diegelmann hervorragend in der Dar stellung des um den fürstlichen Schwiegersohn und um die Mitgift geprellten Schwiegervaters. — Der voraußgehende Dresdner Sport film und eine echt amerikanisch auf- gcmachtc zweiakttgc Groteske: „Die geteilte Wohnung" finden gleich der orientalischen Haupt- und Staatsaktion viele stark interessierte Liebhaber. — Vom 7. Juli ab bleiben die Vaterland-Lichtspiele auf kurze Zeit wegen Umbaus ge schlossen. T-Ioplion 2292» vr»I- unil lriiitilunnl«!
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