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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191410316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19141031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19141031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Enthält nur Beilage "Erzähler an der Elbe"
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1914
- Monat1914-10
- Tag1914-10-31
- Monat1914-10
- Jahr1914
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1914
- Autor
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n I begann das getvaltige Ringens das heute sieben Tage dauert. 40000 Franzosen — 30000 Deutsches Am schlimmsten ging es zu an dem Tage, an dem (ich das Eiserne Kreuz erhielt. Wir lagen schon den ganzen Tag in gräßlichem Granatfeuer, ganz hilflos, da unsere Artillerie die feindliche nicht finden konnte. AbenoS um 7 Nhr erhielt mein Hauptmann den Befehl, eine Patrouille auf eine Bergspitze, die von Gejchossen buchstäblich übersät War, zu senden, da mau von dort die feindliche Stellung übersehen konnte. 7,Freiwillige vor!" Ach sprang vor. Der Hauptmann drückte mir die Hand! Ach kroch auf allen Bieren vor. Glücklich kam Ich oben an, ivurde hier aber entdeckt und unter ein Feuer- genommen, das jeder Beschreibung spottete. Ein Granaisplitter, etwia Faustgroße, zertrümmerte meinen Helm, eine SHrapnellkugel zerriß meinen Tornister, eine andere mein^linke Patronentasche. Unterdessen habe ich die feindliche Stellung mit Bärenruhe durch mein Glas betrachtet und in die Karte eingezeichnet. Ich krieche zurück zu unserer Artillerie, die sofort ihr Feuer dort hin richtete. Nach genau sieben Minuten schwieg das französische. Ich wieder auf die Höhe. Alle französischen Geschütze nmgestürzt- Die Mannschaft tot- Da kommt ein französisches Bataillon, um seine Geschütze zu retten- Aus cin verabredetes Zeichen gibt unsere Artillerie eine Salve ab. Neber die Hälfte liegen tot und verwundet, das flieht Hals über Kopf, und den Tag sah man keinen Franzosen mehr. Am andern Morgen fand man dort annähernd 300 Tote und Verwundete. 82, »oaren durch Granaten zerrisse», und ich erhielt das Eiserne Kreuz. Die nächsten Tage ivaren fi'rr uns noch hart, doch heute ist unser glänzender Sieg entschieden. Ich und wir alle haben fürchterliche Tage durchgemacht; Ent setzliches und Erhabenes gab es in Fülle. Die ganze Menschen- und Volksseele >yar offen. Alles in allem muß ich sagen, wir haben herrliches Menschenmaterial. Doch auch alle Achtung vor den Franzosen, die unS diesmal gegenüberstanden. Wir hatten schlvere Verluste. Aber noch mehr, viel mehr Feinde mußten dran glau^ ben, und 1600 Gefangene hat mein Regiment allein ge macht- Das spricht Bände! Obwohl ich etlva fünfzehn- mal getroffen bi»,, habe ich nur zwei leichte Ver letzungen. Kugelfest! Nun lebt Wohl! Möge unser Blut ein herrliches -Reich schakfen, das für immer den Frieden garantieren kann." " Das Postamt Ser Gefangene«. EK. lieber die erfolgreiche Wirksamkeit des Roten Kreuzes im Vermitteln der Beziehungen zwischen Kriegs gefangenen und Verwundeten mit ihrer Heimat und um gekehrte wird dem „Rieuwe Rotterdamschen Courant" Näheres aus Genf berichtet. Anfangs konnten einige Mitglieder vom Roten Kreuz und.etiva zehn Mitarbei ter die tägliche Zufuhr von Telegrammen, Paketen und Postanweisungen bewältigen. Bald aber nahmen die Ein gänge derart zu, daß die Zahl der Mitarbeiter bis auf 200 wuchs und man das frühere Städtische Museum als Geskbäftslokal beziehen mußte. Der Wirkungskreis be schränkte sich nicht nur auf die Beförderung von Korre spondenzen usw.- sondern erstreckte sich mehr und mehr vor allem auf das Auffinden von Verwundeten, Kriegs gefangenen sowie Vermißten im allgemeinen. Das Ar« . beitsseld mußte daher große Erlveiterungen erfahren. Von den dutzendtveise einlaufenden Telegrammen wer- wen täglich Hunderte befördert. Die zuströmenden Briefe, die man anfangs zu zählen versuctze, häuften sich zu Uokeien an, und diese nahmen Forme,, an, daß sie nur mach nach Maß abgeschätzt werden konnten; für den /Tag ergaben sich so! 16 0M Briefes. D-n meisten Briefen ! Lind internarional» KspowPostmarketv (u 30 » für die Mickchrkwort ÄrigWk Äka jeüoch das JnstnÄMons- büro füy Krj«gsg^Nchene-.tz»ch>s und mehr Lekänckt zü' >oerden verdient- frei von Porto bleiben soll (nach den Bestimmungen des Weltpostkongresscs Rom 1906), so bilden diese Einlagen eine nicht zu verachtende Un terstützung, die dann auch mit Dank einbehalten wird! Am zahlreichsten sind natürlich die französischen und deutschen Briefe. Danach kommen die österreichischen und belgischen,- die letzten meist flämisch geschrieben. We niger zahlreich sind englische Briefe, inährend russische und serbische die Minderheit bilden. Mles, was Be ziehung zu Rußland- Oesterreich ober Serbien hat, tvird -uni Roten Kreuz nach Kopenhagen gesandt,- alles an dere jedoch in Genf erledigt. Die Tausende von Brie fen müssen also an der ersten Stelle alle gelesen »verden, womit ein besonderes Personal von über hundert Per sonen beauftragt ist. Schnell tvird alles, tvas Bezug hat auf Soldaten, die man unverwundet in Feindesland vermutet, rot unterstrichen. Tie Angaben müssen so aus führlich wie möglich sein, vor allem möglichst die Schlacht mittcilen, in der der Mann vermißt oder verwundet wurde. Dann erhält der Absender einen Fragebogen zugesandt, der Breies aber tvird vernichtet- Waren die Angaben als ausreichend befunden, so geht ein Em pfangsschein zurück mit der Versicherung, daß alles Mögliche zur Feststellung der erfragten Umstände getan werden soll. Daß die Ermittelung von Auskünften,- mit wieviel Eifer sie auch betrieben tverden mag, meistens äußerst langsam vor sich geht, ist selbstverständlich, zumal es sich hier um eine ganz neue Einrichtung han delt, die ohne jede Erfahrung in der Geschwindigkeit organisiert werden mußte. Viel einfacher ist natürlich die Beförderung der Korrespondenzen, sobald das Hospi tal oder der Ort der Gefangenschaft des betreffenden Soldaten angegeben tverden. Das Gesagte gilt nur von Briefe» oder von Militärpersonen. Mer auch Zivilisten steht die Agentur offen. Dafür existiert eine besondere Abteilung; die vielleicht weniger Verbreitung fand. Anßeroem ist eine besondere Abteilung für Telegramme sowie eine andere für Geld eingerichtet. Die Organi sierung der Geldabteilung war besonders schwierig,- zu mal von den Hunderten der täglich einlaufende,, Geld sendungen viele an noch vermißte Soldaten gerichtet sind. An kleinen Sendungen bis zum Betrage von 20 Franks, die zugleich mit dem Anfragebrief abgingcn, kamen an einem Tage allein 600 Franks ein. Größere Beträge sind meist Geschenke für das Rote Kreuz, .weil an den Soldaten prinzipiell nicht mehr als 50 Franks täglich zugestellt »»erden dürfen, was kostenlos geschieht. Tas Rote Kreuz erhielt aber zur Verteilung an die verschiedenen Abteilungen bereits zweimal eine Summe von 10000 Fränks. Einen weiteren Sonderdienst hat ferner die Paketabteilung, und auch hier besteht die Möglichkeit, daß derartige Sendungen, deren Höchstge wicht 5 Kilogramm - beträgt, vorläufig unbestellbar sind. Gcrmauia. Stolz stehest Du, „Germania", Run stürmen sie von fern und nah, Von rechts, von links, von allen Seiten Auf Dich hinein I Zum Vorbereiten Will man Dir keine Zeit mehr lassen. Man sperrt Dir alle Zufuhrstraßen. — Doch stolz stehst Du, „Germania". Empfängst mit jubelndem „Hurra" Die Rußen, wie die welschen Horben, John Bull, den Freund im hohen Norden! Im Osten, wie im Westen mehren Erfolge sich, die deutlich lehren: „Daß, tritt der Ernst an Dich heran. Du felsenfest auf jeden Mann, Auf.welchem Platz er immer steht, Vertrauen kannst, so früh, wie spät! — Und alle brennen voll Begier, Zn zeigen ihre Stärke Dir!" Wir hoffen, daß in diesem Ringen . Wir alle Widersacher zwingen.'— / - Md iükyirr mÄg'ft Du stehe« -da: : . Stolz, hehr und groß, „Germania l" A. Vch: Druck und Berka» vor» Langer L Winterlich, Riesa, — Mr di« Redaktion verantwortlich: Arthur Hähne!,''Ries«. Erzähler an der Elbe. Belletr. GrattSveilage zum „Riesaer Tageblatt". »r. 44. Ei« Opfer. Roman 0. M. Gräfin v. Bünau. — Fortsetzung. Oertzin biß sich auf die Lippen. Fräulein v. Karlowitz bemerkte seine Verstimmung, r,Finden Sie es nicht etwas seltsam, daß Fräulein von Haustein ganz allein mit Herrn v Geldern Bälle be sucht? Er ist doch noch sehr jung!" fragte sie, harmlos '»end. Oertzin zuckte zusammen. Seine eigene Empfindung von fremden kippen be- staigt zu hören, berührte ihn höchst peinlich. -,Fran von Geldern ist krank," antwortete er aus weichend. 7,Ja, sehr krank! Da begreift man es erst recht nicht, daß Fräulein v. Hanstein die Schwester allein läßt." „Sie ist seit Wochen kaum vom Krankenbett fort gekommen," sagte Oertzin hastig. „Sie bedarf auch einmal einer Erfrischung." -,Hm — ich sollte denken, wenn man sich um eine geliebte Kranke sorgt, müsse man nicht in der Stimmung sein, Bälle zu besuchen. Aber freilich, Frau von Geldern ist eigentlich gar nicht Fräulein v. Hausteins Schwester. Es sind merkwürdige Verhältnisse! Wenn man es recht bedenkt, fährt also die junge Dame mit einem ganz srcmben Herrn im Lande herum." „So kann man es doch nicht auffassen! Sie rechnet eben Gelderns als ihre nächsten Verwandten- Sie lebt ganz bei ihnen — und steht sich mit ibm, Herrn von Geldern/ ausgezeichnet." -.Ja, das merkt man. Ter scharf zugespitzte Ton traf Oertzin wie ein Schlag. Er wollte schon eine heftige, Antwort gebe», aber er bezwang sich. Was lag an den hämischen Reden der bissigen alten Jungfer, die sich wahrscheinlich vor Reid über Ilses Jugend und Schönheit nicht zu fassen ivußie! Aber trotzdem inußte er den Bemerkungen eine gewisse Berechtigung Anerkennen. Auch er sand es unpassend, daß Ilse allein mit Geldern hierher kam. Sie hätte sich wenigstens Langens anschließen können. Er wollte ihr das auch sagen: Es war seine Pflicht. Um ihret- und seinetwillen durfte sie sich solcher Kritik nicht auSsetzen. Der Walzer verklang. Oertzin brachte seine Dame, das dreißigjährige Küken? auf ihren Wunsch „znr Mama", die vom Drachenfels aus voller Stolz konstatierte/ daß ihre beiden Töchter den ersten Walzer getanzt hatten. Ein seltener Fäll! Sie fing eine lange Begrüßungsrede an, aber Oertzin entschuldigte sich mit seinen Pflichten als Arrangeur und entwich geschickt. Es war Ilse noch nicht gelungen, bis zu den alten Damen vorzudringen, um ihren Knix zu Mächen. Ein ganze Reihe Herren stand vor ihr. Man riß sich gegen seitig die Tanzkarte des jungen Mädchens fort, nm den Namen zu notieren. -.Ter erste Galopp hat ein Kreuz! Was soll das heißen- mein gnädiges Fräulein — doch nicht etwa,im voraus vergeben?" 7,Doch! Ich bin das Kreuz," lachte Geldern, de- nicht von der Seite seiner Schwägerin wich. -Als vorsichtiger MM«, hahe ich mir^ ^en reserviere^ wsseq." Milios finde ich stark. Mit seiner Schwägerin braucht man überhaupt nicht -u tanzen," meinte Herr v. Rethen stein verdrießlich „Wer von den jungen Damen tanzt denn gern mit verheirateten Herren?" Er kritzelte seinen Namen in der bekannte« unleser lichen Manier hinter die erste Quadrille und wollte die Karte mit einer Verbeugung zurückgeben; aber Oertzin, der gerade dazu kam, nahm sie ihm einfach aus dec Hand. Er verbeugte sich vor Ilse — Geldern ignorierte er vorläufig — und sagte kurz: -.Fräulein von Hanstein, Sie haben es hoffentlich nicht vergessen Souper und Kotillon gehören mir?" Ilse errötete. „Rein, ich habe es nicht vergessen." -.Meine Schwägerin wird den Kotillon kaum ab warten," fiel Geldern ein. „Meine Frau ist leiden», wir wollen nicht so spät nach Hause kommen." Oertzin behielt die Karte in der Hand. Er tat- als überhöre er Gelderns Worte, und schrieb ruhig seinen Rainen hinter die beiden Tanze. -.Also Sonperwalzer und Kotillon! Wenn Sie früher nach Hause sahne« wollen, Herr v. Geldern," — sein Blick streifte Kurt- Uniform — eitler Narr! —, „so kann Fräulein v. Hau stein sich irgend einer Familie anschließen. T» fahren mehrere von den Herrschaften über Glockenburg und nehmen sie gern mit. Das ist leicht gemacht." Ilse sah eine schroff abweisende Antnwrt auf Kurts Gesicht und lenkte schnell ein: „Ach, bis nahin ist noch lange hin! Jetzt muß ich vor allen Dingen 'Fran von Rosen guten Tag sagen." „Ich auch — komm." Kurt bot ihr den Arm. Die Herren macht?« Platz Das Paar ging allein durch den großen Saal. Oertzi» sah, wie aller Augen ihnen folgten. Er wäre am liebsten vorgestürzt und hätte Ilse gewaltsam von Gelderns Arm sortgecissen- Eine heiße Blutivelle stieg in sein Gesicht. -.Lein mache ich heute noch ein Ende," sagte er mit kaum be herrschtem Zorn vor sich hin. „So geht s nicht weiter." Er glaubte zu bemerken, daß die älteren Damen, mit Ausnahme von Frau v. Langen nnd Frau v. R »sei», sämtlich mit einer gewissen steifen Zurückhaltung grüßten. Es mochte ja Aerger sein über ihre Schönheit, die heute abend besonders hell strahlte und alle übrigen in den Schatten stellte. Aber mit den jungen Mädchen schien es auch nicht besser zw sein. Ilse war freilich mit niemand intim befreundet. Sie kam sehr selten ans Glockenburg fort Wie geschlossene Glieder einer Kette stemmt?» sich die einheimischen junge,» Damen gegen die «en An gekommene und steckten die Köpfe zusammen. Diese Gänse! Sollte das aber wirklich nur Eifersucht sei»? Oder mißbilligte man es allgemein so stark, daß Ilse nur unter Gelderns Schutz den Ball besuchte? Er sollte nicht lange im unklaren bleiben? Tie Trompeten schmetterten zum Galopp. Er »vac froh, daß seine Dame viel zu Extratouren geholt wurde. Ihm »var alle Lust am Tanzen vergangen Er erwiderte mechanisch die Verbeugungen der Kameraden, die die niedliche Aommändeursnichte unaufhörlich hol ten, und sah »Vie gebannt auf die schlanke, tveitze Ge stalt, die beständig im dichtesten Strudel der Tanzen den schwebte. - Das blendende Weiß von Ilse» Toilette, Geldern» rote Aufschläge der. Vlanka leuchteten zwischen den bunten Kleidern und den blaue« Milas deutlich b?>^or. Man lountebeide leicht in» Auge behalten.
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