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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.07.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030722016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903072201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903072201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-22
- Monat1903-07
- Jahr1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 22.07.1903
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Dresdner Nachrichten. 201. Seite S. ^ Mittwoch. 2». Juli LVV3 Danzig, lPrio.-Tel.) Leutnant v. Puttkamer. der am Sonntag bei dem Rennen des Weslpreustischen Reiter-Vereins mit seinem Pferde so unglücklich stürzte, daß er allster einem Schädelbruch eine schwere Gehirnerschütterung und eine Lungen, wetzung erlitt, ist heute vormittag gestorben, ohne das Bewußt- jein wiedererlangk zu haben. Tandern, >Priv.-Tcl) In einem (Gehölz bei Kiel wurde zwischen dem praktischen Arzt Dr, med, Karsten in Tondern und dem Gerichtsassessor Schütze insolge politischer Meinungs- verschicdenheilen anlästlich der Reichstagswahlen ein Säbel duell ausgekochten, bei dem beide Gegner Verletzungen erhielten, Aachen, sPriv-Tell DaS Kric'gsaericht der 15, Division hat de» Sergeanten Erocplin und den Unteroffizier Wiese von der 9, Kompagnie des 60. Regiments wegen vorschrifts widriger Behandlung Untergebener zu 6 Tagen Mittelarrest und zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt, Tie Angeschnldigten wurden überführt durch Sticheleien und Drohungen den Rekruten Goebeis, der vor zwei Jahren Selbstmord beging, in den Tod getrieben zu habe», Breslau, Kardinal Kopp ist abends mit seinem Geheim» sekretär Tr. Steinmann nach Rom ab ge re ist. Reisse, lPrio.-Tel > In'olge neuer Regengüsse herrscht wieder in vielen Gegenden Hochwasser, das großen Schaden anrichtete. In Langenbrnck lKreis Reustadls sind 16 Häuser spurlos verschwunden, 26 Häuser sind Ruinen mit wenig Mauer werk, rel! suspendiert. Paris, Tie Schiedsgcrichtsgruppen des französischen Par- lamenis. der 86 Deputierte und Senatoren angehören, ist heule vormittag nach London abgereist, uni an der sranzösisch- englischen S ch ied sge r i chts ko n fere n z teilzunehmen. Paris, sPcw-Tettt Der Sekretär der französischen Bot- schalt im Vatikan de Ravenne gab einem Korrespondenten des ..Matin" eine Schilderung der letzten Augenblicke des Papstes, Um da-Z Bell des Papites befanden sich wegen der u>. dem engen Gemache herrschenden erstickenden Atmosphäre gegen I Uhr nur ilenlra, Lcipvoni, der päpstliche Hausprälat und zivet Renen des Papstes, Bon letzteren mnstte Camillo Pecci, dem infolge Aufregung und Hitze unwohl geworden war, das Zimmer verlassen. Die Diplomaten warteten un Thronsaal. die Kardinäie in der Bibliothek, Um 2 Uhr öffnete der Majordomus die Tür des Slevbeiilnniers und verkündete, da» das Ende nahe. Alle Kardinäie traten ein und knieten um das Bett nieder. Der Papst war bei Bewnsttsein. erkannte sie. konnte aber infolge furchtbarer Hustenaiifalle nicht sprechen. Der Majordomus lieb dann eine Anzahl Robelgardisten in das Zimmer einlreten. die die Aus gabe haben, den Leichnam zu überwachen, bis er dem Kardinal Eamerlengo übergeben wird. Das vollgedränyte Zimmer glich einem Backofen, Plötzlich machte der Papst eine letzte An- Mengung, um sich zu erheben und sank zurück. Er war tot. Auf der Uhr des Herrn de Ravenne war es 2 Uhr 58 Minulen, Brüssel. General Brialmont ist heute vormittag gestorbe n, London Unterhaus Ter Staatssekretär für Indien erklärt, die indische Regierung gedenke nicht der Zuckerkon- venrion beizntreten, Kolomalmmister Ebamberlain erklärt sodann. Last keine Kolonien mit Selbstverwaltung der Zucker- konvenlion sich anzuschliesten beabsichtigte». Aus eine andere An frage erwidert Ebamberlain, er gewahre keinen Grund, warum England nicht alle ,Fabrikate liefern sollte, die gewöhnlich von fremden Ländern in die Kolonien eingeführt werden. lBeifall bei den Ministeriellen,s London, iPriv.-Tel.s Auf Haiti ist das Standrecht proklamiert, um eine drohende Revolution abzuwehren. Mehrere Minister legten ihre Aemter nieder, Streitkräfte werden gegen die Regierung zusammengezogen, Das deutsche Kriegsschiff „Falke", das im Hasen von Kingstown liegt, erhielt Befehl, nach Port an Prince zu gehen, Kingstown, Ter K önig und die Königin sind gegen II Uhr vormittags von Bord gegangen und festlich empfangen worden. Die ihnen zu Ehren für den 24, Juli eingesetzte Fest- vorsiellunq des Königlichen Theaters zu Dublin ist infolge des Todes des Papstes abgesagt worden, Kingstown, In der Erwiderung der an ihn gerichteten Empfangsansprache sagte der König, der Tod des Papstes habe sein eigenes Herz und die Herzen einer grosten Zahl seiner Unter tanen betrübt Er kenne den Anteil, den Se, Heiligkeit an dem Wohlergehen deS oritischen Volkes in jeder Hinsicht genommen l habe. Der König fügte hinzu, sein Besuch in Irland falle in cinen Zeitvunkl, da glänzende Hoffnungen genährt würden, dast sich eine neue Aera des Gedeihens vor dem Lande auftnc. Er bete uinigst zu Gott, dast diese Hoffnungen erfüllt werden möchten. Kopenhagen, lPriv.-Tel.s Ter Kommandant und der erste Dffizier des dänischen Kreuzers .,Ingolf" wurden wegen Mistbrauchs der Tienstgeivalt zu 4 Wochen Festungshaft ver urteilt, Sie halten durch allzu strenge Strafen einen Schiffs bäcker zum Selbstmord veranlaßt, Riol de, Ter Kaiser fuhr gestern morgen gegen 9 Uhr mit den Herren des GesolgeS aus dem Torpedoboot „Sleipner". in den Romsdal-Fjord. Zn Wagen wurde dann das Romsdal besucht, Tie Rückkehr nach Molde erfolgte gegen 6 Uhr, Tie Partie wurde vom schönsten Wetter begünstigt. Heute abend acht die „Hohcnzollcrn" nach Moranen-Fjord. von wo aus dem nächst nach Anlauf einiger südlicher norwegischer Häsen die Rück reise angctreten wird, Sofia, T-ie „Agcnce Telegraphigue Bulgare" meldet: Das von ausländischen Blättern verbreitete Gerücht, dast Fürst Ferdinand ans Anraten der Regierung infolge der »'achtenden Unzufriedenheit der Bevölkerung die Hanvtstadt verlassen habe, ist vollkommen falsch und beruht ans Böswilligkeit, jvranlsnrt a. M. (Schluß ) .NiLdit 209.10. Ti-Lkonto 187.70. Dresdner Dank N7.7". 3tantsbl,l)n r.'omGarden . Laurcihuttc —. Ungar. Olold — Portugiesen —. Trirkenlose . ^est. — Der Gefliigelhändler Förster. „ August Kfchöcke! in Dresden, hat das Ptäd ra»^e liefet erhalten. Inhaber der Firma dikat «Königlicher Hof- Nente 97 47",. Italiener 102 15 Spanier 01.ly. 32.95. Titrlenlose 129.50. Lttomanbaiie 591.—. Vatis. Uhr nachm. Portugiesen 30.90. Türken —. Staatübahn —Lombarden SO.—. Behauptet. Paris. Produktenmarkt. Wenen per Juli 24.05. per Septbr.'Deibr. 22 15. ruhig. Spiritus per Juli 43.25. per Levr.-Tezember 36,2S, stramm. Ruböl per Juli 50,25, per September-Tezember 52.25, stetig. Amsterdam. Produkien - Bericht. Weiten per Roobr. —per Mar; . Roggen per Lktober —per Marz —SeschüstSloS. Lertliches und Sächsisches. — Ter König besichtigte den Kunstsalon Emil Richter (Prager Strohes und nahm die neue Ausstellung der Vereinigung jüngerer Düsseldorfer Künstler in Augenschein, sowie auch die plastischen Arbeiten von Jul. Genthe (Leipzigs, u, a. die lebens große Büsle des kommandierenden Generals des 19, Armeekorps, General der Infanterie v. Treitschke, — Se, Königs, Hoheit der Kronprinz ist am Tstnstag mit seinen aus Sibpüenort zurückkehrenden beiden ältesten Söhne» in Zittau eingetrofsen, um mit ihnen eine gemeinschaftliche mehrtägige Partie durch das Lausitzer Gebirge zu unternehme». — Dem Thcaterwachtmeistcr Thie me in Dresden und dem Obcrschasfner a, D, Preustker in Pirna ist das Albrechtskreuz verliehen morden, Tic vom 1 August 1903 an erfolgte Uebertragung einer Hilfsreferentenstelle bei der Kaiserlichen Obcr-Postdirektion in Dresden an den Postinsvektor Hübner in Meisten hat die landes herrliche Bestätigung erhalten, — Tie Assessoren Große beim Amtsgericht Freiberg und Brodaus beim Landgericht Chemnitz sind vom 1. August 1903 an zum Amts- bez v. Landrichter bei diesen Gerichten ernannt worden. — Prinzessin Mathilde bat dem HandelSaärtner Konrad, Inhaber eines Blumen- u«d PflanzenverkaufsgeschäftS in Dresden, das Prädikat „Hoflieferant" verliebe». — Die am 5. September auf dem Lindentkaler Exerzierplatz stattsindende Kaisrrvarade nimmt voraussichtlich 10 Uhr vor mittags mit einer Aufstellung des ganzen 19. Armeekorps dessey Front der Kaller und der König adretten werden, ihren Anfang. Danach soll ei» zweimaliger Vorbeimarsch stattsinden. Der ganze Exerzierplatz wird durch einen Trahtzau» abgeschlossen. Wagen, Retter oder Fußgänger dürfen den Platz nicht betrete». Auf der Südseite des Platzes wird eine Tribüne gebaut, von der aus die Ausstellung des ganzen Armeekorps und der Vorbeimarsch bequem übersehen werden kann. — DaS Ministerium deS Innern ist in Verfolg «Ii.eS Ge suches de« Landeskutturratrs. „darauf dinwirken zu wollen, daß die Haftpflicht für die bei den staatlicherieitS angeordnkte» Pscrdemuste rungen und gelegentlich deS Zu- und Abganges zu und Vvn denselben, sowie bei „uhrlcistniigen für die bewaffnete Macht entstehenden Unfälle vom Milttä rstskuS übernommen wird", mit dem KriegSministklium in» Vrriiednie» getreten. Daraufhin bat daS letztere nunmehr die Erklärung abgegeben, dast es in Uebkreinstininiung mit den vrenstüchen Militärbehörden eine Rotwcndigkcit zu der angeregten Geietzesändciuttg nicht anerkenne» kann, namentlich auch weil von der Abgrenzung kleiner Musternngs- bczirke. wie sie bei dem nruen MusteriingSveriahren stgtlsinvet, eine erhebliche Einschränkung der Unfälle erhofft wird. Bei Er hebung von Ansvrüchen tür erlittene Unfälle der fraglichen Art tollen nach wir vor aus BilligkcitSaründen Entschädigungen aus Militärfvirds bewilligt werden, sofern die Unfälle nicht aus ein grobes Verschulde» der beteiligten Personen zurückzusühre» sind. WaS die Eriatzbilicht für Verluste und Beschädigungen bei Vor spann- und Spairndicirstleisinnacir anlangt, bat daS Kriegs ministerinm milgeteitt, das; dieselbe »ach 8 9,1 Abiatz 4 deS NaluraUerslungsgeietzeS vom 24, März 1898 in gewissem Umsange der Militärverwaltung bereits auferlcgt ist. — Das „Dresdner Journal" veröffentlicht eine amtliche Bc- kanntmachriiig, die Ausübung der Heilkunde seitens irichtcrp probierter Personen usw, betreffend. Danach haben Personen, welche — ohne approbiert zu sein — die Heil kunde gewerbsmäßig crnsüben wollen, dies vor Beginn des Ge werbebetriebes dem Bezirksarzle desjenigen Medizinalbezirks, in we'chenr sie sich nicderlasse», unter 'Angabe ihrer Wohnung an- znzeigen und gleichzeitig die erforderlichen Mitteilungen über ihre Personal"crhält»isje zu machen, Tie Personen, welche zurzeit bereits die Heilkunde ansüben, haben diele Anzeige und Mit teilung binnen 14 Tagen nach Erscheinen dieser Bekanntmachung zu bewirken. Desgleichen ist bei Wohnortsveränderung der Wechsel binnen 14 Tagen nach dem Umzüge dem Bezirksarzt anzuzciaen, auch die Ausgabe der Ausübung der .Heilkunde und der Weg zug aus dein Bezirke demselben binnen gleicher Frist zu melden, Oeffentliche Anzeigen von nichtapprobierlen Personen, welche die Heilkunde gewerbsmäßig ausüben, sind verboten, sofern sie über Vorbildung, Befähigung oder Erfolge dieser Personen zu täuschen geeignet sind, ober prahlerische Versprechungen enthalten, Tie ös'entliche Ankündigung von Gegenständen, Vorrichtungen, Methoden oder Mitteln, welche zur Verhütung, Linderung oder Heilung von Menschen- ober Tierkrankbeiten bestimmt sind, ist verboten, wenn: 1, den Gegenständen, Vorrichtungen, Methoden od^r Mitteln besondere, über ihren wahren Wert hinausgehende Wirkungen beigelegt werde» oder das Publikum durch die Art ihrer 'Anpreisung irregesührt oder belästigt wird, oder wenn 2, die Gegenstände, Vorrichtungen, Methoden oder Mittel ihrer Be- schassenheit nach geeignet sind, Gesnndheitsbeschädigungen ncrvor- znrusen, Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften werden, so weit in den bestehenden Gesetzen nicht eine höhere Strafe vor gesehen ist. mit Geldstrafe bis zu 150 Mk, oder mit entsprechender Hast bestraft, — A» der Tierärztlichen Hochschule beginnt das nächste Wintersemester am 19. Oktober. Tie Immatrikulation erfolgt vom 15. Oktober ab. — Ter Bericht der Dresdner Handelskammer sar 4 9 02 bemerkt über die allgemeine Lagevon IndustIie und Handel folgendes: Gegenüber den großen Zninmnien- brüchen, die 1!M das wirtschaftliche Leben bewnders im König reich Sachsen schwer erschütterten, waren die ZaliliingSeinstcllungcn größerer Firmen des Kammerbezirkes im Berichtstahre nur noch von verhältnismäßig geringfügiger Wirkung, Ter Konkurs der Vereinigte» Radeberger Glasbntten überraschte kaum nach jemand, da die Lage der Gesellschaft schon längst lehr bedenklich war. Auch der Beschluß der Allgemeinen Industrie Aktiengesellschaft zu Dresden, in Lianidation zu treten, kam bei der engen Ver bindung dieser Gesellschaft mit der Ereditanstalt für Industrie und .Handel nicht ganz uneiwartet, Tic Zahlungsschwierigkeiten end lich. in die ein altes, bedeutendes Dresdner Privat ban k g e s ch ä s k geriet und die es ebenfalls nötigten, die Liqui dation einzuleiten, waren vornehmlich durch die Frstlegung großer Kapitalien in zur Zeit schwer verkäuflichen, Grund besitze veranlaßt Im allgemeinen kann man dabei wohl tagen, baß die Grundlagen des sächsische» Wirtschaftslebens sich besser be währt baden, als man bei dem Zulammcndrnche der Leipziger Bank, der Ereditanstalt für Industrie und Handel ln Dresden »nw, zunächst glaubte aniiebmrii zu dürfen, TaS ist um so erfreulicher, als die allgemeine Geschäftslage leider im Berichtstahre durchaus nicht günstiger war als I!>Ol. Tie Industrie des KammerbczirkeS litt »ach wie vor unter starkem Mangcl an Aufträgen, Ta noch niemand Vertrauen auf eine baldige günstigere Entwicklung fassen wollte, insbesondere auch der Kampf um das Zustandekommen des neue» deutschen Zolltarils weste Kreist be»iinihiale. so beschränkte» die meiste» Kunde» ihre Bestellungen aus das nnbedingk und sofort notwendige. Das Baugeschäst lag namentlich im Dresdner Bezirke »och sehr darnieder, so daß auch die zahlreichen für das Baugewerbe arbeitende» Industriezweige nur schwach beschäftigt waren. Dazu kam »»n »och das naßkalte Wetter während des größten Teiles des Sommers, durch das die 'Rachfrage nach viele» Geiilißmittel» uns nach den in der Geniißmitteliiidnstrie benötigten Ware» stark znrückgliig. Infolge dieser schwachen Beschäftigung mußten die meisten davon betroffene» Betriebe die im Vorjahre vvrgenvmnic- neir Betriebseinschränkungen »och aufrecht erhalten. In einzelnen Betrieben machten sich sogar »och weitere Beschränkungen not wendig. und in der Ziegelindnstrie zogen cs manche Unternehmer vor, den Betrieb rnbcn zu lassen, um nicht mit Verlust zu arbeiten. Ta die Nachfiage sehr gering war, entspann sich allgemein um die einzelnen 'Aufträge ein außerordentlich heftiger Wettbewerb. Tarans. ob die Bestellung noch Rntzen ließ, durfte kaum mehr gesehen werden. Stärker als bisher wird ferner darüber geklagt, daß die Bergelmiig an den Mindeslfvrdernden bei öffentlichen Ausschreibungen von Behörde» manche Bieter zu völlig »»lohnenden Angeboten veranlaßt«. hierdurch aber die Preise überhaupt gedrückt wurden. Infolgedessen erzielte» nur wenige Unternehmer auch nur einigermaßen befriedigende Ergebnisse. 'Rur wenige Zweige der vielgestaltigen Industrie unseres Kammer bezirkes wurde» von diesen mißlichen Verhältnissen nicht in Mit- leidenjchast gezogen. Besonders in einzelnen Teilen der Textil industrie nahm die 'Auswärtsbewegung, die schon im Vorjahre ein gesetzt hatte, einen gesunden Fortgang. Im übrigen aber sind es nur einzelne Svezialsabrikcn, oder unter besonders günstigen 'Verhältnissen arbeitende Betriebe, die im Berichtsjahre erfreuliche Ergebnisse anfweijen, z, B. die Fabrikation von Maschinen für die Tapetenindustrie, vni Strickmaschinen, Auszügen, Feuerspritzen, namentlich von Nähmaschinen und Näbmaschmentcilen, von Schreibmaschinen, Blechwaren, Trahtnägeln, Metalltuch, Zinn- spiclwaren, Steingut, Tafelglas und einige andere mehr. Diese Ausnahmen können aber den allgemeinen ungünstigen Eindruck von der Lage der Industrie des Kammcrbezirks nicht verwischen. Ter Handel und zwar iowohl der Groß- wie der Kleinhandel wurde natürlich durch den ungünstigen Geschäftsgang in der Industrie und die dadurch verursachte Verminderung der Kaufkraft breiter Volksschichten erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Auch die bcssergestellten Kreist legten sich in den entbehrlicheren Waren größere Einschränkungen auf als im Vorjahre. Die bedeutende Schiffahrt des Bezirkes hatte einen so schlechten Geschäfts gang, wie seit vielen Jahre» nicht. Die Personenschfffabrt litt unter der andauernd ungünstigen Witterung, die Frachtschiffahrt unter dem Mangel an Frachtgütern und unter austerorventlich heftigem Wettbewerbe, der auch zur Auflösung deS bisherigen Kartell« für die Bergfahrt führte. Trotz, teilweise aber aller dings wohl auch wegen des schwachen Geschäftsganges in Handel und Industrie war di« Laar des Geldmarktes verhältnismäßig «r nissen zum Ausdruck, die sich gegenüber dem Vorj fach noch verschlechterten. Vereinzelt wird wohl daß die Geldknappheit nicht mehr so groß w hebilch günstiger als im Vorjahre. Im Kammerbezirke w nur eine einzige Aktiengesellschaft gegründet. Diese Lage des Ge marktes kam auch in den ZahlungS- iznd Kredit» fahre viel- tzsmrk». . , , . .. groß war und die Zahlungen daher besser einamgen: überwiegend aber folgten sie sehr langsam. Selbst von großen, leistungs- lahiaen Kunden wurde daü Ziel voll ouSgenutzt. Birlsach wurde auch erbeblich längerer Kredit als früher beansprucht und selbst dieser nvch überschritten, oder es wurde mit Wechseln gezahlt, die erst nach Monaten fällig wurden. Die Zahl der Konkurse im Kanlmerbezirre verringerte sich von 482 auf 883 und die Zahl » . .. ' - - > von gio«j aus . «n bisherigen Grenze». Neue Verbindungen mit dem Ausland« waren kaum anzuknüpfen, da hier der Wettbewerb womöglich noch stärker war als im Iiilandc. Ohne daS Ausfuhrgeschäft waren die Betriebs- tinschränkungen noch stärker und die Lage der Arbeiter jedenfalls noch ungünstiger gewesen, als sie schon so waren. Weitere Herab- setzungen der Lohnsätze kamen allerdings nur selten vor, aber auch ohne dies war der Lohnverdicnst insolge der Feierschichten und der Verkürzung der Arbeitszeit jedenfalls in vielen Fallen ge- ringer als in früheren Jahren. Namentlich scheint hrervon die Arbeiterschaft in und bei Dresden betroffen worden zu sein, da hier das eingeschätzte Einkommen an Gehalt und Löhnen um über 2 Millionen Mark zurückging, während es im übrigen Kamwer- bezirke noch um ein geringes stieg. Die ungünstige Lage der Ar- betterschaft »i Dresden wird auch durch die starke Zunahme der Bestrafungen wegen Bettelns und Landflreichens und durch die stärkere Inanspruchnahme des städtischen LeihamteL bestätigt. Am deutlichsten wird aber die Verminderung des Ver- dienstes durch den Rückgang in der Lebenshaltung bezeugt. So trübe nun auch hiernach das Bild des Geschäftsganges im Jahre 1M2 ist, so zeigt es doch insofern wieder einen sehr erfreulichen Zug, als sich im letzten Vierteljahre deutliche Anzeichen einer vegi nn enden Besserung bemerkbar machten. Die Auf- träge gingen zahlreicher ein, ohne das; allerdings eine Erhöhung der 'Verkaufspreise möglich gewesen wäre. Daß die Beschäftigung in ocr Industrie sich besserte, ergibt sich aus dem Steigen der Zahl der Versicherten tun der Ortskrankenkasse in Dresden svon 74M Ende 1901 .auf 77645 Ende 1902. Es scheint, als ob der tiefste Punkt überschritten sei und eine vorläufig sreitislz noch sehr langsame 'Ailswärtsbewegung wieder eingesetzt habe. Den für viele Waren erheblich« Zollerhöhungen bringenden neuen deutschen Zolltarif haben Rußland und die Schweiz mit dem Erlaß bedeutend erhöhter Tarife beantwortet. In Oesterreich liegt den gesetzgebenden Körperschaften ein Tarisentwurf vor, der ebenfalls teilweist außer ordentliche Zollerhöhungen für deutsche Waren bringt. Kanada hat den Zollkrieg gegen Deutschland eröffnet: die neu erworbenen englischen Gebietsteile in Südafrika wollen Großbritannien Bor- zugszölle gewähren, und in England selbst ist ein gewaltiger Kamps darüber entbrannt, ob Großbritannien beim Freihandel ver bleiben oder namentlich mit Rücksicht auf die Kolonien und gegen Deutschland zur Schutzzollpolitik übergehen soll. Gegenüber diest» unsere Ausfuhr und damit unsere Industrie überhaupt auss schwerste bedrohenden Erscheinungen kann man nur wünschen, daß cs gelingen möge, durch günstige, langfristige Handelsver träge, insbesondere durch Tarifverträge eine gedeihliche Entwicklung des deutschen Ausfuhrhandels zu sichern." — In Waldheim fand am Sonntag die Hauptversammlung des Verbandes sächsischer Kaufleute und Gewerb» treibender statt. Den Verhandlungen wohnte als Vertreter des Ratskolleaimiis Herr Stadlrat Luckweil bei, welcher den^von auswärts erschienenen Herren den Willkoinmcnsgrust der Stadt entbot. Vertreten waren die Städte Annaberg, Äugustusburg, Chemnitz, Erimmitschau, Döbeln, Dresden, Greiz, Meisten, Min- Weida, Rochlitz, Sebnitz, Waldhcim, Wurzen und Zittau durch im ganzen 18 Herren, Mit allgemeinem Interesse wurde ein Be richt entgcgengenommen, den Herr Bernhard Baumann-Wald- hcim über die Entwicklunq und die Erfolge des RabattsparvereinS- wesens erstattete. Bei Erörterung der Frage wegen der Neu gestaltung des Petroleumhandels wurde allseitig betont, dast man ircie Konkurrenz der der Lieferanten bestehen lassen müsse. Der »un folgende Berick" >.oer den nun auch in Deutichland erstände- neu Tabaktrnsl brachte die Auslassung zur Geltung, dast der Per band ein Vorgehen gegen denselben den hauptsächlich dadurch ge schädigten Zigarettenfabriken überlassen müsse, Bon der Pro', Suchslandschen Broschüre über die Mittelstandsfrage, in der die Bekämpfung der Konsumvereine und die Unterstützung der Ge werbetreibenden verlangt wird, beschloß man eine größere Partie cinzukausen und an Zivil- und Militärbehörden und geeignete Vereine zur Verteilung zu bringen. Als nächstjähriger Ver sammlungsort wurde Rochlitz bestimmt, — Eine im Palasthotel in Leipzig statt gefundene Versamm lung von Baumaterialienbändlern beschloß die Gründung eines „Verbandes deutscher Baumaterialienhändler" mit dem Sitze in Leipzig, zu welchem Zwecke ein zunächst aus sieben Herren bestehender Ausschuß, der das R?cht bat, sich nach Bedarf zu kooptieren, gewählt ivurde. Dieser Ausschuß hat die erforderlichen Vorarbeiten vorzunehmcn und die Einberufung einer Generalversammlung für den Herbst diests Jahres zu ver- aolassen, Auster Leipzig waren in ver Versammlung vertreten: Halle, Gotha, Meisten, Geringswaldc, Halberstadt, Poestneck, Schkeuditz usw. Das provisorische Verbanosbureau befindet sich Leipzig, Kronprinzstraste 54. — Der Personenverkehr war auf dem Hauptbahnhose auch am Montag noch sehr stark, jedoch mehr im Abgang, als im Eingang. Während auf der Äodcnbacher und Chemnitzer Linie die Verstärkung der fahrplanmäßigen Personenzüge genügte waren die Vorkehrungen für die Riesa-Leipziger Linie umfassen der, da es galt, den größten Teil der am Sonntag von Leipzig mit, den drei Sonderzügen eingetroffenen Reisenden zurückzn- schaffen Es wurden deshalb für diese Linie Vorzüge erforderlich. In umgekehrter Richtung wurde dem 11 Uhr 38 Mm. vormittags von Leipzig über Riesa abführenden Personenzug ein Vorzug bei- gegebcn. - Die Hauptversammlung des Deutschen Müller- bundcs beschloß folgende Erklärung: Die sonst so wohltätige Versicherung gegen Unfälle durch die Berufs-Genossenschaften ist durch die Bestimmungen des 34 des Gewerbe-Unfall-Versichc- rnngs-Gesctzcs betr. Erhöhung des Reservefonds zu einer migecchnten Härte geworden. Der Reservefonds für die Müllcrei- Berufs-Genossenschaft soll danach in den Jahren von 1901 bis 1920 durch besondere Zuschläge auf 29 Millionen Mark gebracht ivcrdcn. Das bedeutet eine außerordentliche Belastung der heute mit den schwierigsten Erwerbsvcrhältnissen kämpfenden Klein- mühlen, die beständig in ihren wirtschaftlichen Verhältnissen zurückgchen, weil ihre Grobkonkurrenz durch gesetzgeberische Mast- regeln begünstigt ist Den Nutzen von dielen anzusammelnden Reservefonds werden die meisten kleinen Mühlen nickt mehr ge niesten, da sie bei der Fortdauer der heutigen wirtschaftlichen Ver hältnisse cingchen werden, wie schon Tausende von ihnen im letzten Jahrzehnt verschwunden sind Diese unteraehenden Betriebe sollen also ans ihrer Tasche einen Fonds bilden helfen, dessen Nutznießung später wahrscheinlich nur den die wirtschaftlich« Krisis überdauernden Grohmühlen zu gute kommt. Diese Sachlage wird als eme schwere Ungerechtigkeit empfunden. Die Belastung trifft besonders diejenigen Klcinmühlen-Äesitzcr sehr hart, ine eine Selbstversicherung für ihre eigne Person eingegangen sind. — Ter Deutsch« Müllerbunld beauftragt daher seinen Vorstand, wegen Aufhebung des 8 34 bei dem Bundesratc und dem Reichs tage vorstellig zu werden. Weiter erblickte die Hauptversammlung ein heilsames Mittel zur Hemmung der industriellen Ueberspekula- tion und der damit verknüpften wirtschaftlichen Zerrüttung in der Einführung einer Betriebs- und Umsatzsteuer für alle industriellen und kaufmännischen Großbetriebe, die mit der Gröste des Betriebes ftciffelförmig anwächst. Eine solche Steuer ist besonders in der Mühlen-Jndustvie die einzig gerechte Steuer, und sie ist in Bayern für Mühlenbetriebe bereit- mit Erfolg eingeführt. Die Steuer must fo bemessen sein, daß sie eine gesunde Entwicklung nicht hindert, aber der maßlosen Spekulation und wirtschaftlichen Vergewaltigung anderer einen wirksamen Damm entgegensetzt. lDie 25 bis 30 müllerischen Großbetriebe, die hier in Frage kommen, repräsentieren etwa eine Kapitalanlage von 30 oiS 40 Millionen Mark, während die 44000 Mittu- und Kleinmühlen snach ihren Versicherungswerten! «in NationalKger- mögen von 1100 bi» 1200 Millionen Mark darstell««.)
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