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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050417023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905041702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905041702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-17
- Monat1905-04
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Annahmefchlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgtu-All-gabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe- nach besonder« Vereinbarung. Die Expedition ist Wochentag» anunterbrochrn geöffnet von früh 8 bi» abrod« 7 Uhr. Druck und Berlaa von E. Pol; in Leipzig (Inh. vr. «. R. L W. »ltnkhardtl Herausgeber: vr. Victor AltukharLt. Montag den 17. April 1905. Nr. 196. 99. Jahrgang. Var Wicbtigrle vom läge. * Reichsgerichtspräsident Exz- Dr. Gutbrod ist heute srüh L Uhr gestorben. (T. Leitartikel.) * Die .Patria" meldet, daß eine Zusammenkunft zwischen König Viktor Emanuel und König Eduard von England nach Beendigung von dessen Mittelmeerfahrt stattfindea werde. * Da» Agitation«komitee der italienischen Eisen bahner beschloß, daß der Ausstand in ganz Italien heut« 6 Uhr früh beginnen sollte. (S. Ausland.) * Eine Ministerkrise, die vorzugsweise den Minister des Innern betrifft, ist nach einer Meldung aus Lissabon in Sicht. stelcbtgerichkprstiaent 6ulbl0ck -j-. Ter Präsident des Reichsgerichts, Exzelle«; Gutbrod, ist heute früh 5 Uhr gestorben. Plötzlich und unerwartet kam heute die Nachricht vom Tode des Neichsgerichtspräsidentcn. Noch gestern konn ten wir unsern Leiern mitteilen, daß eine Lungenent zündung, die den nun Verewigten zu Beginn dieses Monats auf das Krankenlager aeworfen, einen guten Verlauf genommen habe und daß -zu Besorgnissen irgend welcher Art kein Anlaß mehr vorliege. Noch gestern lwt Präsident Dr. Gutbrod, allerdings im Bette liegend. Besuche empfangen und dabei erklärt, daß er seiner baldigen Genesung entgegensetz — da nahte sich heute in den ersten Morgenstunden der unerbittliche Tod und rief den unermüdlich tätigen Beamten, den treuen Familienvater ab zur ewigen Ruhe. Karl Gutbrod wurde am 10. Mär; 1844 in Stuttgart geboren. Er studierte in Heidelberg, Leipzig und Tübingen von 1862 bis 1866 die Rechte, bekleidete dann Richterämter in Heilbronn. Göppingen und Stutt gart und wurde im Jahre 1877 in das Reichsjustizamt berufen. Diese Berufung hatte er seiner hervorragenden Befähigung als Ziviljurist zu verdanken. Als Zivil- jnrist hat Karl Gutbrod sich denn auch über 20 Jahre hindurch im Neichsjustizamt hervorragend betätigt. In seiner amtlichen Stellung mit dem Bürgerlichen Gesetz buch während der verschiedenen Stadien seiner Ent stehung beschäftigt, hat er das große Gesetzeswerk unter seiner tätigen Mitwirkung zur reifen frucht heran- lvachsen sehen. Seine Berufung an die Spitze des Reichs gerichts geschah, um die reichen Schätze seiner Erfah rungen aus dem Werdegang des Gesetzes an leitender Stelle zu verwerten. Karl Gutbrod galt als eine her vorragende Arbeitskraft, er war vom frühen Morgen bis zum späten Abend unermüdlich tätig und hat selbst auf seinem Krankenlager die Präsidialgeschäfte, so weit es an gängig tvar, besorgt. Sogleich bei Antritt seines Amtes stand Dr. Gut brod einer ihm allerdings vom Neichsjustizamte aus wohlbekannten Frage gegenüber. Die Errichtung des VII. Zivilsenats reichte nicht zu, die mit Einführung des neuen Rechts verbundene, in der von Jahr zu Jahr wachsenden Zahl der Revisionen zum Ausdruck kommende Erhöhung der Arbeit auszugleichen. Als dann auf Ver anlassung des ReichsjustizamtS eine Kommission berufen wurde, die die innerhalb des Reichsgerichts bestehende Auffassung über die Frage einer Entlastung des Reichs gerichts feststellen sollte, nahm Präsident Dr. Gutbrod mit den Präsidenten der Zivilsenate an den Arbeiten die- ser Kommission hervorragenden Anteil und vertrat mit seinen Mitarbeitern die Meinung, daß eine Errichtung weiterer Senate nicht tunlich sei. So kam man denn zu dem Vorschlag, zur Erleichterung der Geschäftslast der Zivilsenate als das am sichersten wirksame Mittel die Erhöhung der Nevisionssumme zu empfehlen, und die Verhandlungen sind fetzt so weit gediehen, daß sie in der nächsten Tagung des Reichstags hoffentlich ihren gesetz lichen Abschluß finden werden. Dem Spiritus rector des Ganzen. Dr. Gutbrod, sollte es freilich nicht mehr beschieüen sein, den Abschluß dieser für unsere Rechts pflege so bedeutsamen Frage zu erleben. Aber wo immer man von dem neuen Recht sprechen wird, La wird man auch Karl Gutbrods gedenken, der an seinem Zustande- kommen als Redigierender und als Berater hervor ragenden Anteil genommen hat. Sein Name wird mit der deutschen Rechtsgeschichte für immer eng verknüpft bleiben. Ueber den Lebensgang des Verewigten sei noch folgendes bemerkt: Karl Gutbrod wurde im Neichsjustizamt 1880 zum Vortragenden Rat und 1882 zum Direktor befördern Im Jahre 1902 erfolgte seine Ernennung zum Wirkl. Geh. Rat mit dem Titel ExzekM^. Die Universität Tübingen er nannte ihn im Jahre 1896 zum Ehrendoktor der Rechte. AIS Präsident von Oehlschläger wegen eines Augenleidens am 1. November 1903 sein hohes Amt nisderlegt«, wurde Dr. Gutbrod als sein Nachfolger an die Spitze des obersten deutschen Gerichtshofes berufen. Er ist der dritte Präsident des Reichsgerichts gewesen. Seine Vorgänger waren der in zwischen verstorbene Dr. von Oehlschläger und der erste Präsi dent des Reichsgericht Dr. Eduard von Simson. der am 1. Februar 1891 in den Ruhestand trat und am 2. Mai 1899 im 89. Lebensjahre starb. Dr. Gutbrod hinterläßt neben seiner Witwe drei Söhne, die sich bereits in gesicherten Lebensstellungen be finden. Der eine ist Rechtsanwalt in Stuttgart, der zweite ist als praktischer Arzt tätig und der dritte ist Regierungs baumeister in Halle a. S. Vie MsrcMsttagr. Die neue Vast». Aus Parts wird dem „L.-A." depeschiert: Tie doku mentarische Festlegung der in Paris und Berlin in die sen Tagen abgegebenen mündlichen Erklärungen, wo nach das franko-englische und das franko- s panische Abkommen weder die Handelsfreiheit im allgemeinen noch Deutschlands Interessen im beson deren beeinträchtigen sollet', ist beschlossene Sack-e. Ein in diesem Sinne abgefaßtes Rundschreiben an Frankreichs Vertreter im Auslande düz-fte schon dem übermorgigen Mi nister rate zur Kenntnis gebracht werden. Durch dieses Schriftstück, welches auch die er- neute Versicherung von der Integrität des marokka- nischen Sultanates enthalten wird, soll die Marokko- Konferenz überflüssig gemacht werden. Ob auch die Entsendung Tattenbachs nach Fez? Rkm erwartet hier im Ministerium wenigstens einen Ausschub dieser Reise, bis in Fez volle Klarheit darüber herrschen wird, daß keine Macht, auch Deutsch- land nicht, die Notwendigkeit von Reformen in Marokko verkennt. Nach dem „Tcmps" brauchte man sich wegen des Tatbenbachschen Besuchs nicht zu beunruhigen: es Feuilleton. Möblierte Zimmer. Roman von Rudolf Hirschberg-Jura. Nachdruck vrrbotta. Endlich ließen der Geiger und der Klavierspieler die ersten Walzertöne erklingen, die zwischen den Herren und den Damen ausgerichtete Scheidewand versank, vr. Grolich näherte sich mit frischem Mute feiner zürnenden Dame, und Flora gewährte ihm einen kurzen Tanz, blieb jedoch kühl, schaute sich öfters nach Ewald um, der noch immer mit Herrn Mähnert plaudernd in der Tür stand, und sagte dann plötzlich zu ihrem Tänzer: „Herr Doktor, mir scheint, mein Vater verlangt nach Ihnen. Er hat schon ein paar Mal ungeduldig nach Ihnen hingesehen. Gewiß hat er Ihnen etwas Wichtiges mitzuteilen. Sie sind ja heute maltre plrüsir, und ich will Sie Ihrer Aufgabe nicht abspenstig machen." Gehorsam verabschiedete sich der Doktor wieder von ihr, und als er auf Herrn Mähnert zutrat, folgte sie ihm und zog den durch ihres Vaters Gespräch mit dem Doktor freiwerdenden Ewald sogleich an sich: „Sie müssen meinen armen Vater nicht mit geschäft- lichen Gesprächen quälen. Er soll heute Abend mal seine täglichen Sorgen vergessen." „Er scheint aber sehr gern davon zu sprechen, und ich hör« ihm sehr gern zu." „Au» Höflichkeit, Herr Permoser, oder aus Wiß- begier?" „Aus herzlichem Interesse." „TaS wundert mich. Sie gehören doch einer Künstler familie an." „Um so reizvoller sind für mich die neuen Gesichts- punkte Les kaufmännischen Lebens. Ich liebe dieses Leben und bin ja, wie Sie wissen, selbst ein angehender Geschäftsmann." „Es gefällt Ihnen also bei uns?" Ervald lächelte: „Auf eine solche Frage ist das „Ja" einfach ein Gebot der Höflichkeit, hat also keinen über- zeugenden Wert. Ich bin daher lieber so unhöflich, zu schweigen, hoffe aber, daß Sie auS meinem ganzen Wesen, auS meiner Haltung oder aus meinem Gesichte lesen werden, wie sehr es mir bei Ihnen gefällt. Sie sind doch ein wenig Gedankenleferin?" „Ich weiß es nicht. Wir können es ja versuchen. ES kommt nur auf eine Probe an. Aber beim Tanzen ist daS Gedankenlesen schwierig. Führen Sie mich lieber in die Veranda. Dort können wir ungestört plaudern, und ich denke, beim Plaudern erraten sich die Gedanken am leichtesten." Flora hatte bereit» vergessen, daß sie nur, um vr. Grolich für seine Rücksichtslosigkeit zu strafen, so eifrig mit Ewald kokettierte. Was sie aus kluger Bersch- nung begonnen hatte, setzte sie mit wirklichem Wohl- gefallen fort. Ewald war freilich nicht so witzig, wie der amüsante Doktor, aber er kam ihr vornehmer und in jeder Beziehung seiner vor, ufid die ehrlichen Hul- handle sich um einen Höflichkeitsakt, welchen der Sultan durch Entsendung einiger marokkanischer Würdenträger nach Berlin zu erwidern ge denke. Delcassös Unterredung mit Nadolin. welche Donnerstag nach dem Diner in der deutschen Äotsclxrft stattfand, dauerte eine Viertelstunde: sie war bestimmt, die längere Konversation vorzubereitcn. welche am Tage darauf der französische Votsckwfter Bihouro mit dem Unterstaatssekretäc v. Mühlberg im Auswärtigen Amte zu Berlin hatte. — Ter Berliner Korrespon dent des „Standard" telegraphiert seinem Blatte: Es bestätigt sich, daß Herr Delcassö den ersten Schritt unternommen hat, um eine Verständigung mit Deutsch land betreffs Marokkos anzubahnen. Als Delcassö ain Donnerstag abend bei dem deutschen Botschafter in Paris speiste, druckte er den Wunsch aus. am folgenden Tage eine Unterredung unter vier Augen mit Fürst Na- dolin zu haben. Am Freitag fuhr dann der Minister zur deutschen Botsckiaft. um Fürst Radolin den anaekün- digten Besuch abzustatten. Eine Unterredung unter vier Augen fand statt, und der Gegenstand des Ge spräches war Marokko. Delcass6 drückte im allgemeinen den Wunsch aus. daß eine Verständigung herbeigefllhrt werden möge, die Angelegenheit wurde aber nicht ein- gehend besprochen. Es scheint beim ersten Anblick der Sachlage, daß Deutschland einen diplomatisch en Erfolg errungen hat. Die deutsche Negierung er klärte von Anfang an durch ihre Prcßorgane. daß sie keinen Versuch machen würde, eine Aussprache mit Frankreich betreffs Marokkos herbeizuführen. Es war eben sofort bestimmt erklärt worden, daß, falls die fran zösische Negierung den Wunsch hätte, eine Aussprache herbeizuführen. Telcassö selbst die Anregung dazu geben müßte. Nachdem er vier Wochen laug hartnäckig ge schwiegen l>at, gibt nun TelcassS seine Politik. Deutsch land zu ignorieren, auf, indem er das Gespräch über Marokko mit dem deutschen Botschafter in Paris einlei tete. Dadurch gewinnt Deutschland offenbar einen Point im diplomatischen Spiel. Es besteht aber in deutschen amtlichen Kreisen keineswegs die Neigung, die Bedeutung des Gespräches, welches Herr DelcassS einleitete. zu überschätzen. Es wird an erkannt, daß der französische Minister durch die Einlei tung dieses Gespräches eine versöhnliche "'jeiaur.'g' gezeigt hat. Daraus werden aber keine verfrühten Schlüsse gezogen. Die deutsche Regierung wartet einfach die Entwickelung der Dinge a b. Es wird sich erst zeigen, welche weiteren Schritte die fran zösische Regierung unternehmen wird, um die Anbah nung einer Verständigung fortzuietzen. Vie kririr in kurriana. Dar „apokryphe" Verfastungrprojekt, das in erster Linie in der Bulyginschen Kommission zur Be ratung gelangen sollte, ist von der Kiewscben jüdischen Zeitung „Gasman" veröffentlicht worden und wurde dann von der „Nowoje Wremja" reproduziert. Daß auch das Blatt des russischen Konservativismus die Meldung übernommen hatte, fällt auf. Dar „Daily Lhronicl«" behauptet, ohne eine Spur von Beweisen erfahren zu haben, dag Fürst Swjatopolk-Mirsky demnächst wieder in das politische Leben zurückkehren und den Vorsitz des Aus schusses übernehmen dürfte, der beauftragt ist, die nötigen Vor- bereitungen zur Einberusuny der Nationalversamm lung zu treffen. Er sei für diesen Posten an Stelle des Ministers des Innern Bulygin ausersehen. Gsuvernemsntrfemstwsr. Nach der Petersburger Telegraphenagentur beauftragt «ine kaiserliche Verfügung den Militärgouverneur von Irkutsk, Grafen Kutisow, Vorschläge zur Einführung eines Semstwo in dem ihm unterstellten Gebiet auszuarbeiten und diese dann dem Minister des Innern einzuschicken, der wegen dieser Vorschläge, wie auch wegen der Vorschläge für Einführung von Semstwos in den Gouvernements To bolsk und Tomsk das Weitere veranlaßen soll. Au» Russisch-Polen. Wie der „Schief. Ztg." aus Lodz gemeldet wird, soll bei der Nähgarnmanusaktur in Widzew bei Lodz, in welcher die Arbeiter wieder streiken, ein Zusammenstoß zwischen Mili tär und Arbeitern erfolgt sein, wobei einige Ko saken und Arbeiter getötet, einige 20 Personen ver- wundet wurden. Zur Unterdrückung der für die Feier tagswoche angekündigten Krawalle sind in Lodz 2 Jnfanterieregimenter und ein Kosaken regiment eingerückt. ver rurrircd-japanircde Krieg. Lin Moskauer Militärbefreiungrprozetz. Aus Petersburg wird gemeldet, in Moskau werde in dieser Woche ein sensationeller Prozeß gegen verschiedene Aerzte der dortigen Militärhospitäler angestrengt werben, die beschuldigt seien, militärpflichtige Personen vom Militärdienst beireit und Summen von 500 bis 8000 Rubel dafür angenommen zu haben. Ein reicher Kaufmann mußte nach dieser Meldung sogar 20 000 Rubel zahlen. Anderseits sind Fälle vorgekommen, in denen Krank« als zum Mili tär tauglich befunden wurden. Der Geschäftsführer einer Wehrpsllchtbehörde ist ebenfalls stark kompromittiert, da er Aerztcn Militärpflichtige zu führte und sich von diesen nach ihrer Befreiung von der Militärpflicht große Summen zahlen ließ. Von -er russischen Marine. Der Fürst Uchtomski veröffentlicht in seinem neuen Blatt „Rußwet" („Dämmerung") über die hohen Preise, die die russische Regierung gezwungen ist, für Kohlen zu bezahlen. Abgesehen von einer Reche überflüssigerAuSgaben» wird in dem Aussatze eine Reihe Tatsachen angeführt, die eia grelles Licht auf die leichtsinnige russische Verwaltungspraxrs wirft. Der Autor erzählt u. a„ daß bei der Kapitulation von Port Arthur 150000 Tonnen Cardiffkohle vorgesunden wurden, die, obwohl es sich um einen Betrag von mehreren Millionen Rubel handelt, nirgends verbucht waren. Ferner kaufte der russische Gesandte Pawlow in Korea, der jetzt in Schanghai lebt, ein Dutzend unbrauchbarer Schiffe, wofür er enorme Summen zahlte. Den Kauf vermittelte ein früherer sibirischer Deserteur mit Namen Zimmermann, der jetzt amerikanischer Untertan ist. Niemand weiß jetzt mit den gekauften Schiffen etwas anzufangen.—Nach einer Meldung aus Petersburg hat der Sonderausschuß zur Entgegennahme freiwilliger Sammlungen sür die russische F l ock t e n v e r ft är ku n g bis setzt 35 Millionen Rubel zur Verfügung. Es wird behauptet, Rußland habe neuerdings 18 Torpwoboote und 3 Untersee boote bestellt. Die Mittel dazu rührten aus diesen frei willigen Sammlungen her. Vie Einfahrten zu -en grotzen Kampfplätzen, auf denen die Flotten sich begegnen, sind, nach einem Artikel der „Schief. Zlg.", zum Teil befestigt. Die PescadoreS erleichtern die Kontrolle der Formosa-Straße. Von den 20 kleinen Inseln, im engeren Raum von den Inseln Bokoto, Giolo und Hakujato umschlossen, lisgt hier ein qul zu ver teidigender Hafenplatz, den schon die Holländer im Jahre 1622 aufsuchlen und stark befestigten und Len im Kriege der Fran zosen um Tonkmg 1883 bis 1885 der französische Admiral Courbet besetzte und für seine Regierung dauernd in Besitz nehmen wollte. Formosa selbst hat mehrere Häfen, die aber größtenteils versandet sind. Die Ostküste ist stell und wegen vorgelagerter Sandbänke zum landen ungeeignet. Wenn Nofchdjestwensky durch die Riukiu-Jnselkett« in das Oslchinesische Meer sahren sollte, muß er, um nach Wladiwostok zu gelangen, die Koreastraße benutzen. Hier haben aber die Japaner starke Stützpunkte. Die in der Aoreaftrahe gelegene Insel Tsushima ist stark befestigt, und die Nähe der tapanischen Häfen und der an der koreanischen Küste liegenden Befestigungen sFusam, Maiamphos machen di« Stellung für die Japaner sehr stark. Ist iür die Russen der Kampf auf offener See schon schwer, so muß eS noch besonders der Kampf in der Näbe der japanischen starken Befestigungen werden, wo Torpedoboote Unterseeboot« und unterseei'che Minen eine große Rolle spielen Der beschränkte Kohlen vorrat der Schiffe zwingt die Russen zur schnellen Ent scheidung, wenn sie. ohne sich zuerst einen Stützpunkt für ihre Operationen erkämpft zu haben, vorwärts fahren. In jedem Falle ist die Lage für Roschdjestwensky sehr schwierig. Von, Meere. Die „Times" melden aus Petersburg: Hier liegt nicht die geringste Meldung über den Aufenthalt der Flotte Ligungen, die der elegante Pariser der prosaischen Ge schäftswelt darbrachte, schmeichelten ihr nicht weniger, als die, welche ihr persönlich gelten mochten. Während sie an seinem Arm durch die Derandatüre schritt, drehte sich Henny eben mit dem Architekten im Walzer vorbei, bemerkte daS Beiseitegehen der Beiden und lächelte so zufrieden, daß e- ihrem Tänzer auffiel und er diese Zufriedenheit geschmeichelt auf feine Unter- Haltungsgabe und Tanzkunst zurückführte. „Also jetzt wollen wir Gedankenlesers spielen", sagte Flora, indem sie sich dicht neben ihm auf der engen stroh geflochtenen Bank in der Veranda niederließ. Die Bank stand vor dem Fenster des großen Salons, in dem getanzt wurde. Mit einer raschen Bewegung griff sie hinter sich und zog den Vorhang zu. Dann fuhr sie fort: „Aber da ich ungeübt bin und es lernen soll, müssen Sie den Anfang machen. Können Sie raten, waS ich jetzt denke?" „Vielleicht. Sie denken, daß ich mich sehr angenehm bei Ihnen unterhalte, und wundern sich infolgedessen, daß ich diese Gelegenheit, mich so angenehm zu unterhalten, so lange ungenützt gelassen hab«. Stimmt'». " „Es stimmt. Und daS macht mir Mut auch Jh^ Herrn- liches Sinnen auSzuspüren." .Einer so re-enden Spionin öffne ich meine Heim- lichk'iterc gern. Durchspähen Sie die Hoffnungen und Wünsche meines .Herzens. Sie werden nichts finden, was die Entdeckung, was Ihre Mitwisserschaft zu fürchten hätte. An was denke ich?" „Sie denken daran, Ihre lang« Nachlässigkeit wieder gut zu machen, das Versäumte wieder einzuholen, und überlegen nun, wie Sie das am besten und schicklichsten bewerkstelligen sollen." „Richtig geraten. Und nun wäre die Reihe wieder an mir. Aber jetzt läßt mich mein bißchen Ratekunst im Stiche. Ich bin ganz unsicher, wie Sie darüber denken, und ob Sie meine Wünsche fördern oder hintertreiben wollen." »Ja, Herr Permoser, das können Sie natürlich nicht wissen und nicht erraten, wenn Sie auf meine und Ihre Fingerspitzen hernieder sehen. Ins Gesicht müssen Sie mir sehen, in meinen Augen müssen Sie es zu lesen ver suchen. Wenn Sie wirklich Talent im Raten und vorhin nicht nur ein Zufallsglück gehabt haben, dann kann Ihnen meine Meinung nicht verborgen bleiben." Er schaute auf, blickte fest in die funkelnden Augen ihres schmalen brünetten Gesichts und flüsterte siegcs- gewiß: „Sie billigen meine Hoffnungen. Sie erwarten jetzt häufige Besuche von mir. Sie gestatten mir, Ihnen in bescheidenen Grenzen den Hof zu machen, und Sie wollen mir nicht zürnen, wenn ich diese bescheidenen Grenzen gelegentlich Lberspr.'.ge." Ans ihren Blicken blitzte eine schweigend« ver heißungsvolle Antwort; da störte sie ein alter Lohndiener, der mit höflich leisem Schritt an das neben der Bank stehende Tischchen getreten war, einen Teller mit ge schälten Pfirsichen und zwei Champagnergläsern hin stellte, sie aus der mit einer weißen Serviette umhüllten Flasche füllte und dann geräuschlos wieder verschwand.
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