Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.05.1930
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1930-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19300520021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1930052002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1930052002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1930
- Monat1930-05
- Tag1930-05-20
- Monat1930-05
- Jahr1930
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Heute Auflösung -es GSchMen Landtags Sn IM EinlgimgSvkkiu» ae<»ri»ttl Dresden, 20. Mai. Ja den interfraktionellen Verhandlungen der Parteien des Sächsischen Landtags am heutigen Vormittag ist die end gültige Entscheidung darüber gesallen, daß der Sächsische Land tag ausgelöst wird. Gestern haben noch zwischen den Demo kraten, der Deutschen Bolkspartet und den Sozialdemokraten Verhandlungen stattgesuuden, um festzustcllen, ob es sich er möglichen lasse, den Haushaltplan noch zu verabschieden und die Auslösung des Landtags aus den Herbst zu verschieben. Am Schlüsse der heutigeu Besprechungen haben aber die Sozialdemokraten diesen Vorschlag abgelehnt und erklärt, daß sie ihren Auflösungsantrag ausrcchterhalten. Nachdem auch die Nationalsozialisten zu seiner Unterstützung sest ent schlossen sind, ist die Annahme in der heutigen Landtagssitzung so gut wie sicher. * Kic wir ersahren, war die Sitzung dcS LandtagS- »orstandes heute mittag von kürzester Dauer. Es wurde lediglich mitgetcilt, daß zur Tagesordnung selbst nichts weiter zu sagen sei. Die Freisahrkarten der Ab geordneten lause« a« nächsten Montag ab. während tierheaterkartenbereitsmorgen ihxeGültig- keit verliere». Kein Abgeordneter fehlt Schon vor Beginn der entscheidenden Landtagssitzung war die Auslösung eine beschlossene Sache. Der letzte Ver such, -cm Parlament noch eine Gnadenfrist bis zum Herbst zur Verabschiedung des Etats zu erwirken, also eine befristete Auflösung zu beschlichen, war im Laufe des Dienstagvvr- mittag am Widerstand der Sozialdemokraten gescheitert. So sehr diese Lösung im Staatsinteresse einerseits zu begriihcn gewesen wäre, so wenig braucht mau ihr anderseits aus allgemeiupolitischen Gründen nachzutrauern. Denn die Etats arbeit wäre im Schatten des Wahlkampfes gestanden, die Par teien hätten sie unfehlbar in den Dienst ihrer Agitation ge stellt und von Sachlichkeit hätte keine Rede sein können. Nachdem sich die Parteien fcstgelegt hatten, hing also das Sein oder Nichtsein des Landtages höchstens noch von Zu fälligkeiten ab. Davon, ob auch alle Abgeordneten zur Stelle sein, ob nicht da ober dort Lücken im Hause auftauchen wür ben. Denn an zwei Stimmen mehr oder weniger hängt die Entscheidung. Aber es gab keine Ucberraschung. Die VolkS- boten waren vollzählig erschienen, um das vorläufige Todes urteil ihrer parlamentarischen Existenz zu fassen oder ent- gegcnzunehmen. Der sozialdemokratische Berichterstatter über die Auflösungsanträge konnte unter diesen Umständen nichts Neues bringen. Daß er seine neutrale Stellung als Bericht erstatter gleich dazu benützte, um kräftig Wahlpolitik zu machen, liegt in der sozialdemokratischen Einstellung und braucht deshalb nicht weiter wunberzunehmen. In dasselbe demagogische Horn stieb eine vom Abg. Liebmann ver lesene Erklärung der sozialdemokratischen Fraktion, die schon wie ein schlechter Wahlaufruf klang. Trotz des Ernstes der Lage breitete sich unter dem Eindruck dieser roten Phrasen allmählich Heiterkeit übers Haus. Mit noch gröberen Mitteln arbeitete dann der kommu- nistisclze Wortführer. Während seiner Rede entwickelte sich der übliche Bruderkampf der Marxisten, gleichfalls als leichter Vorgeschmack für den beginnenden Wahlkampf. Bon der Linken herauSgeforüert, marschierten nun auch die bürger lichen Parteien aus. Als Redner der Deutschen Volkspartei wandte sich zuerst der Abg. Dieckmann vor allem gegen die Nationalsozialisten und deren Haltung im letzten Stadium der Krise. Hier kündigt sich ein anderer Grundzug des Wahl- ganges an: das Ringen um die Seele des Bürgertums. « Der Verlauf der Sitzung M. Sitzung D r e S d e n, den 20. Mat 1080. Aus der Tagesordnung der heutigen Landtagssitzung stehi als einziger Punkt die Mite Beratung der AiMimgSantrSoe. Die kommenden Dinge haben In der Wählerschaft grobes Interesse geweckt, denn die Tribünen sind schon lange vor Beginn der Verhandlungen völlig übersüllt. An den Rcgierungstischen nehmen Platz Ministerpräsident Schleck mit den Staatsministern Dr. Mannsselü und Dr. H e - r t ch. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Präsidenten veckel erteilt dieser sofort das Wort dem Abg. Hartsch lSoz.s, ber zum Berichterstatter ernannt worden ist. Er geht aus die Haltung der Parteien gegenüber de» AuslösungSaiiträgen ein und unterscheidet hierbei drei Gruppen: die Sozialdemokraten und Kommunisten, die die Anträge gestellt haben und unbedingt für Auslösung seien: die bürgerliche» Parteien, die die Auslösung ablehnten besonders im Hinblick aus die bevorstehende Etatsbcratung: die National sozialisten, die sich nach ihrer Erklärung aus die Auslösung freuten, von denen aber eine ossizielle Stellungnahme nicht vvrliege. Eingehend rekapituliert der Redner die Landtags verhandlungen in voriger Woche und die Gründe, die von den Parteien für und wider die Auslösung vorgebracht morden sind. Er sei zu der Ueberzeugung gekommen, daß eine Mehrheit für die Laudtagsauslösnng vorhanden sei. Infolgedessen schlage er vor. den zuerst cingcgnngcnen Antraq der Sozialdemokraten aus L a n d t a g s a u s l v s u n g au- zu nehmen und den gleichlautenden Antrag der Kommu nisten als erledigt zu erklären. Abg. Liebmauu sSoz.) gibt nun eine sehr lange Erklärung -er SND. Fraktion ab, in der scl-arsc Kritik an der Negierung Büngcr und den bürgerlichen Parteien geübt wird. Der Auslösungsanirag der Sozialdemokraten setze dem Landtag ein Ende. Das Par lament sei gescheitert an den grotesken Widersprüchen der Bürgerlichen und der klassenverräterischen Haltung der Kommunisten. Die Regierung Bünger sei ein sozial- reaktionäres Kabinett gewesen und habe einen Hungerctat vorgelrgt. Das neue Beamtenkabinett sei nichts anderes als der Beauftragte der Deutschen VolkSpartct und des Ver bandes Sächsischer Industrieller. Seine, des Redners, Partei kämpfe für einen neuen besseren Landtag und rufe den brciie» Massen zu. sich zu sammeln unter der roten Fahne der Sozialdemokratie. „Grat zeMlin" mi» Sevilla. 20. Mai. Vas Luftschiff „Graf Zeppelin" ist heute vormittag 9.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit ;u seiner Südamerikafahrt aufgestiegen. An Bor- befinden sich 19 Passagiere. Der Start erfolgte bei herrlichstem Wetter. Das Luftschiff entschwand nach kurzer Zeit in südlicher Richtung den Blicken. „Gras Zeppelin" überflog v,85 Uhr San Lucar und S,SV Uhr Cadiz. * DaS Luftschiff war während ber Nacht das Ziel einer zahllose» Menschenmenge. In unabsehbaren Scharen waren die Einwohner der Stadt und ber umliegenden Ortschaften nach dem 10 Kilometer von der Stadt enfernten Flugplatz ge kommen, um den Lustriesen zu bewundern Auf allen Zu fahrtsstraßen stauten sich die Automobile, so daß ein Vorwärts kommen nur schrittweise möglich war. Zu Ehren der Offiziere und der Mannschaften des „Graf Zeppelin" wurde Montag abend ein Bankett veranstaltet. Einige Journalisten versuchten, Dr. Eckener zu interviewen, aber dieser lehnte jede Erklärung ab. Dr. Eckener soll iedoch einigen in Sevilla wohnenden Deutschen gesagt haben, dass er diese neue Reise deshalb unternommen habe, weil sic eine endgültige Probe sür die Errichtung regelmäßiger Lustfahrtverbiudungen mit Südamerika darstellt, und auch weil zum ersten Male der Zeppelin den Acquator überfliegt. 10,30 Uhr MEZ. sind bas Sonderpostflugzeug der Luft hansa und die Junkersmaschtne mit den deutschen Journalisten Me Rewdteö überlallen Salles»» Ralieaalloziallftea WeißenselS, 10. Mat. Zwischen zwei Gruppen von Halleschcn Nationalsozialisten, die zu einem Tressen nach Zeitz wollten und Halleichen Kommunisten, die ihnen den Weg ver- legen wollten, kam eS gestern zu einem Zusammenstoß. Ein mit Nationalsozialisten besetzter Kraftwagen, der mit Stein- würfen angegriffen worden war, geriet -abet tn den Straßen graben. Der Führer des Autos wurde von den Kommunisten durch einen Hieb über den Kops so schwer verletzt, daß er in bedenklichem Zustand in das Krankenhaus gebracht werden mußte. Weitere sechs Verletzte konnten nach kurzer Behandlung wieder entlassen werden. Das Polizeipräsidium hatte zweimal ein Uebersallkommando von je 30 Mann ent sandt. Alle Teilnehmer wurden untersucht. Waffen wurde« aber nicht gesunden. 285 Kommunisten und 180 Nattonal- sozlaltsten wurden sisttert und nach Vernehmung gruppen- weise wieder entlasten und nach Halle abgeschoben. Das Treffen tn Zech selbst vpeltos ruhig. Abg. Nenner (Komm.) wendet sich namentlich gegen die Sozialdemokraten. Diese, nicht seine Partei, hätten Klassenverrat getrieben. Darüber könnten sie die sächsischen Arbeiter nicht hinwegtäuschen. Als Beweis hierfür nennt der Redner auch den Dresdner Finanzdezernenten Dr. B »ihrer, der neue Steuern einsühren wolle und die soziale Fürsorge cinschränke. Die Ausführungen Renners ruscn oft heftigen Widerspruch bet den Sozialdemokraten, hin »nd wieder auch schallestdes Gelächter des mäßig besetzten Hauses hervor. Weiter beschäftigt sich Renner mit den National sozialisten, deren Praxis die Unterstützung des Finanz kapitals sei. Die Kommunisten würden in den Wahlkampf ziehen mit der Parole: „Klasse gegen Klasse." Abg. Dieckmann lDNv.ß betont namens seiner Partei, baß diese darauf verzichten könne, ihr Programm barzulegen, nachdem die Sozialdemo kraten, Kommunisten und Nationalsozialisten sich zusammen- gcfunüen hätten, das Land in den überfiüssigen, unsinnigen Wahlkampf zu stürzen. Das Programm seiner Partei sei un abänderlich und tn aller Kürze dieses: daß wir uns bemühen, dem Lande ein arbeitsfähiges Parlament zu geben und damit eine Regierung zu erreichen, die Ruhe und Ordnung im Lande aufrechterhält und dafür sorgt, daß das Land anständig, sauber und ordentlich verwaltet wird. Der Redner nute.'zieht dann die Haltung der Natio nalsozialisten einer Kritik und stellt u. a. fest: Alle Parteien seien sich mit dem Ministerpräsidenten darüber einig gewesen, baß an eine Beseitigung des Arbeitsministeriums nicht gedacht werde. Es handle sich nur für eine Uebergangszeit um den Versuch, einige Ministerien gemeinsam zu verwalten. Wetter be mängelte ber Redner die Kampfesweise und den Ton der Nationalsozialisten. Was die Nationalsozialisten hier getrieben hätten, sei nichts anderes als Katastrophcnpolitik. (Die Verhandlung dauert bei Schluß der Redaktion an) j Südamerika «stärkt nach einer Ehrenrunde über den am Ankermast liegende« „Gras Zeppelin" gelandet. „Dem neuen Kolumbus" Berlin, 20. Mat. sEtgene Drahtmelbung.s Nach einer Meldung aus Neuyork werden die zumeist aus Deutsch land stammenden Bewohner des Stadtteils Recife in Pernambuko Dr. Eckener nach dem Eintreffen des „Graf Zeppelin" eine goldene Ehrenmedaille überreichen, die die Widmung trägt: „Dem neuen Kolumbus." Pofleepreß-iensle tn Spanten Vroilturvlüuug nnaarar varlluar LvdrUtloitnng Berlin, 20. Mai. DaS Lufthansa-Postflugzeug, das dem „Graf Zeppelin" die Post übermittelt hatte, bleibt zu nächst noch tn Spanten, um in den nächsten Tagen für einen Postexpreßdtenst Barcelona —Cadiz eingesetzt zu wer den, durch welchen dem Dampfer „Kap Arcona" der Ham- burg-Südamerikanischen Dampfschtffahrtsgesellschaft Eilpost »ach den Kanarischen Inseln nachgebracht werden soll. Für die Etappe Eadiz—Kanarische Inseln wird ein Dornier-Walslugboot der Lufthansa eingesetzt wer den, das tn den Tagen vom 17. bis 19. Mai von Travemünde nach Eadiz über Southampton und La Coruna übergeführt wurde. Das Flugboot wird bei den Kanarischen Inseln den von Südamerika kommenden Dampfer „K a p P o l o n i o" ab- warten, um dann von diesem Post nach Cadiz vorauszubringen. Aus der Strecke von Eadiz nach Deutschland übernehmen dann Landflugzeuge der Lufthansa die Weiterbeförderung. Zwischenfall vor dem mMchen Seneralkeasiüat tn Mn Köln, 20. Mai. Am Montagabend kam es vor dem eng lischen Generalkonsulat zu bedauerlichen Vorgängen. Es er schienen auf Fahrrädern etwa zwanzig Burschen, die mit Steinen und anderen Gegenständen Fensterscheiben etnwarfen, wobei sie laute Schmährufe gegen die Regierung Macdonalds ouöriefcn. Sodann beschmierten sie den Bürgersteig vor dem Konsulat tn seiner ganzen Breite mit groben Aufschriften in roter Farbe: „Hände weg von IndienI Nieder mit Macdonaldl" Die Bewohner des Koittulals riesen sofort daS Uebersallkommando herbei, das in kurzer Zeit am Tatort er schien. aber keinen ber Demonstranten mehr fasten konnte. Die Täter waren mit ihren Rädern tn der Dunkelheit ver schwunden. ES handelt sich um Burschen, die Windjacken und Schirmmützen trugen. Man vermutet, baß eö sich um Kom munisten handelt. Die Polizei hat sofort Ermittlnngen angestellt, um die Täter zu fassen. Hat jedoch bisher noch keine» Erfolg gehabt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite