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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-01-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191901187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190118
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190118
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-01
- Tag1919-01-18
- Monat1919-01
- Jahr1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 18.01.1919
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rmrrde »aS Eckfenster anfgeriffrn, an einem Stock et« roter Setz«» »«schwenkt, gleich,«-ttg öffnete sich da» schwere Hoftor »»» 1«»«» und Netz das Dienstauto der Behörde mtt einer rote» Fahne a« Führersitz ««- von Bewaffneten besetzt un ter kräftig«» HnpeuHang heran-. Ein vielstimmiges Jubel- ^schrei^der vorüberslutrndeu Maste übergellte daS dumpfe W!« betäubt trat Selchow vom Fenster »«rück. War das Wirklichkeit. Scharf schrillte »eben ihm das Telephon. Me chanisch Hotz er de» Hörer an» Ohr. Eine unbekannte rauhe Stimme meldete sich: »Hier Arbeiter- und Eoldateurat! Um » Uhr erwarte» Sie unsere Abordnung zur UeVergabe!" Weiter »icht». Selchow lauschte noch einen Augenblick. Es »Netz still, «ar e» «in Sp»k? Die fiel fei» vlick auf die starre« Zstge seiner Schreiber. Nei«. «» war WirkNchkeit. i» -err« Inner« hatte sich die aleiche ftirchtbare Erkenntnis vollzogen. Das brachte ihn zur Best»»»»». Er winkte den Schreibern ab. Die Arbeit hatte rnm ja keine« Zweck. Wo blieb sein Ziel, sei» Ehrgeiz, seine hochsliegeude« Träume? Er hatte sich sei« Zivil bringe« laste» und empfing die Pünktlich mit einem Ha»fen Bewaffneter eintrefsende «b- »rdnung. Ei»e Uebergabe war »icht nötig. Selchow erhob sich vo» seinem Sessel, als der Führer der Abordnung mtt einem etsiae» Blick auf ihn zntrat. Eie hatten sich weiter »icht» zu sage», da ein«? des ander« Gedanken im Augen blick wntzte. Selchow machte eine Handbewegung auf fei- »e» Schreibtisch hi«, der Man» an» -em Volke nickte und fetzte sich in de« freigewordenen Sestel. Dann zündete er sich eine Zigarette an. Selchow aber ergriff seinen Hut und ver liest ansrechten Ganges da» Zimmer. Dränst« auf der Stratze sank er in sich zusammen. Wie fröstelte ihn. Heimatlos, verstotzen. geächtet, aller Hoffnun gen bar schloßt« er sich müde vorwärts. Was sollt« «nn wer den» Sei« ganze» Streben und Denken hatte er auf di« eine Karte gesetzt, sich vorwärts zu bringen, höher zu steigen auf »er militärischen Stufenleiter. Rücksichtslos hatte er diesem Ziele alle» geopferl — und nun versank e» wie rin Trng- »U» t» ewig« Nacht! In der Stadt selbst war e» ruhiger geworden. Scheu huschte» vereinzrlt Schatten von Bürger» am ihm vorbei. Soldaten. Matrose« und Arbeiter stapfte« mtt schallenden Schritte» t» breiter Behäbigkeit durch die abendlichen Stratz«». Eie unterhielte» sich laut u»d unbekümmert: «fetzt sitld wir frei, »u» könne» wir »ur letze» — «in« bester« Zeit wird komme» — Bruder. Kamerad —". Wie Messer stiche schnitten diese aufgrsangeur« Worte dem Flüchtigen in» Her^ Er «Ute »ach Hause zu komme«. Endlich war er dort. Berstörl trat«« ihm s«i«e Fra« mtt sei»« greife Mutter a»f de» Flur entgegen. Eisige, zit ¬ ternde Hände streckten sich nach ihm aus. Die traute Heim lichkeit -cS Raumes umfing ihn einen Augenblick wie eine andere Welt. Da fiel sein Auge auf das mächtige Bild im Hintergründe: „Der Geist von 1914", das den begeisterte» Auszug deutscher Truppen darstellte. Ach. diese Welt be stand nicht mehr! Stumm sahen sie sich beim Abendtisch gegenüber. Keiner wollte dem andern von seiner Mutlosigkeit sprechen, um ihm LaS Herz «icht «och mehr zu beschweren. Da krachte plötzlich in die Stille ein dumpfer Fall auf dem Borraum. Hell klang der To« splitternden Glases nach. D'e kleine Frau war flugS hinausgeeilt. Nun kam sie schluchzend zurück: „Unser schönes Bild vo« 1914 ist in tau send Scherben —" und als die beiden andern sich sprachlos ansahen, fügte sie hinzu: „Ich hatte versucht, heute Mittag einen Vorhang über das Bild zu decken, doch hielt er nicht. Dadurch war wohl -er Nagel so belastet worden, -ah er nun nachgegebe« hat —." Stumm nickte die greise Mutter gedankenvoll vor sich hin. währen- Fritz gesicht meinte: „Sah die Scherben. Sie ge hören einer verflossenen Zeit." Und wieder war- «S still im kleinen Kreis. Drunte« rat- terte» schwere Kraftwagen auf dem Pflaster vorüber. Leise klirrte die Glasscheibe -er großen Wanduhr mit. Nun hob -te Uhr zu schlagen an — acht lange rollende Schläge. Beim letzten Schlage gab eS einen Ruck wie wenn ein« Kette reiht, dann einen doppelten schweren Aufschlag. Ein Pendelgewicht hatte sich gelöst. Len Lastcnboden der Uhr durchschlagen und war äuf Le« Boden gefallen. Entsetzt blickten sie sich an. Die Uhr stand. Endlich san dle Mütter mit zitternder Stimme das Wort: „Ist Lies nicht auch e n Symbol, ein Zeichen -eS Him mels? Selbst leblose Sachen wollen diese entsetzliche Zeit nicht mehr ertragen. Die Uhr steht still, Deutschlands letzte Stunde hat geschlagen." Inzwischen war Fritz aufgeftanden und an die Uhr ge treten. Er hatte das Pendelgewicht aufgehoben und die Glasscheibe der Wanduhr geöffnet. Nun wandte er sich zu Len beiden Frauen am Tisch zurück: „Du haft ganz recht. Mutter, cs ist ein Symbol. Aber Deine Auslegung ist falsch. Sieh hier, wie natürlich erklärt sich alles. D!e Kette muhte reißen, weil sie der Rost ge fressen hat. Nie haben wir selbst unS um das Innere un serer schönen Uhr gekümmert, um den Schaden rechtzeitig zu bemerken. Run eS soweit gekommen, sind wir entsetzt. Aber eS soll uns eine heilsame Lehre sein —" damit hängte er das Pendelgewicht an einen höheren Haken der Kette, zog m't kräftigen Drehungen die Uhr neu auf und rückt« den Zeiger vor — „ich habe neue Zeit gestellt!" »Äht Forderungen «fstellte. -eae« sie nicht z»,ustimme« ver möchte »»d statt zur Klarheit gelangt zu sei«, sieht sie sich erst recht i» Zmettzel gestürzt. Uitt dach HUft e» ihr nichts. Durch «uh sie und wähle« »»ch. Richt eindringlich gong kann da» Immer und immer wiederholt werde«, den» mancherorts wird über eine gewisse vahlsorge«. Durch da» dentfch« Bvlk geht nun feit Wochen die tiefste Erregtmg »nd je näher wir dem Tag der Rationalversamm- InngMvahlr» kommen, desto hether werde» die Parteikämpfe. vo» diese» Kämpfe» wtrd »s» müh der Teil -e» deutschen »er bisher, »a» einer verschwindenden Minderheit allem politische« Letze» ferugestanüen hat, er- Franen »der »» genauer zu «mschrHtze». die i Krane«. Die sozialistische« Parteien, auf deren schon feit Jahre» die Fordern«» de» Frauen stimmrecht» steht »nd in deren Parletleben da» weibliche Ele ment mit tätig Ist. sind besser daran al» jene. Ihre Frauen betrete» «icht Neuland. Immer mehh verhehlen wir mtt da» «icht, bemächtigt sich meiter bürgerlicher Krauenkreife ein« gewiss« Wahlangft. Schwerer «nd schwerer lastet die verantwortnng ans -en Fran«, «m deren Seelen von alle» Setten «in harter Kamps rntbramtt ist. da sie «»«risch de» Ausgang de» Rtngens entscheide» werde». Wahlaufruf über Wahlaufruf ergeht an über Rede» »ch«: „ach, ich verstehe ja doch nichts davon" und „a»f mich kommt S nicht an". Ja, eS kommt darauf an. Und tzte Entschuldig»»«, -ah man nichts »erstehe, ist nicht stichhaltig. Den», so mtt wir die Gestaltung des künftige« Geschick» de» «eiche» »nrch die Wahl «Infach Männern ua- irre» Vertraue»» übertrage», ebenso könne» wir Frauen, die mir mtt dnrch de» Hanfgn bedruckte» Papier» «nd all die !, an» auch vo» . tm periönliiKn Ltte» genieste» mtt d«»e» wir eine» weitere» Blick zn- Freihett »icht so ohne weiteres selbftän-ig zurechtfinden ' können. / Die HanSfra« ohne selbstäubiges politisches Interesse wird ja in »er Regel ihrem natürlichen Vertrautem, dem Mann, politische Gefolgschaft leisten. Aber taufende unver heirateter, oder gattenlo» gewordener Frauen fehlt dieser Führer zur Wahlurne. Dennoch aber dürfen sie nicht zu- rückbleibem Denn sie sind eS ja gerade, die die zahlenmäßig ausschlaggebenden sind. ES ist — auch wer -er Frage -es Frauenstimmrechts auch schon »Mtzer Revolution freund lich n«L bejahen- gegenüberftant^vir- das zugeben — ei« Geschenk, Las uns damit gegeben wirb, -as viele bedrücken mutz, und gerade die wertvollsten, -le verantwortungsbewuß testen unter denFrauen, fühlen dteSGeschick mtt vollerStärke. Aber, mag es unS auch noch so schwer fallen, die Auf gabe so unvorbereitet auf uns zu nehmen: wir müssen es tun. Abseits ztt stehen, wäre Fahnenflucht. Wer unter den Frauen sich aber wirklich »« schwach fühlt, aus allereigen stem den Weg zu einer Partei zu sin-en, der lasse sich lieber vo» jemand, -er sein Vertrauen hat, auf ihn führen, als Latz er zurückbleibt. Die Wahlsorge«, so schwer sie auch auf unS lasten mö ge«: noch schwerer wiegt die Wahlpflicht. Ne simlüin ' ,8 tzekklMe nsem syiMtn Wim«. Die Revolution von 1848 ist eigentlich ein Aufstand des Bürgertums, und bürgerlich ist der Grundton und die Grundlage ihres ganzen Verlaufes. Aber in dielen aufgewühlten und unruhig gärenden Zeiten regten sich doch in der Tiefe schon die Kräfte einer neuen Gedanken bewegung, die damals in England und Frankreich bereits ihre Form zu finden anfing: des Sozialismus. So ist denn in der 48 er Revolution in Deutschland zum ersten Mal eine sozialistische Dichtung entstanden, die zwar noch nicht sozialdemokratisch war. da diese Partei damals noch nicht bestand, aber für die späteren Sozialdemokraten «ine geradezu klassische Geltung bewahrt hat. Einige der Re- volutionsdichter von 1848, wie Herwegh, haben sich ja Massemmflage» für AotattaaSdrnck. Saethestrahr R«. tü hält sich zur Anfertigung »ach- stehender Drucksachen btt sauberer Ausführung und billtgsttrPrttS- stellung bestens empfohlen «lotse Adreli» nutz Geschäfts» karte» BrteflSps«, vrtefletstea Bestellzettel Broschüre», Billett TeNarattonea La«ts„»»gs- and EtuladmigSbrtkss Etnlatzkarle» Etikette» aller Art Fakturen, Flugblätter Farmulare tu dtv Sorten Frachtdrtef« SebrauchSanwetsuage» Fremde«,eitel Han»- nu» Fabrik» krdanngru Ged»rt»anzet,en Hochrttttetuladuugen «Zeitungen nu» -Gedichte Kaktenschttder Kostenanschläge Kataloge, Soutrakt« Soutodücher -»-»liste«, Mahutzrtrse Mtttetlmlgrn, Weuu» Musterbücher, Tttas Plakate Programm« Prettkuraut« Postkarte». Luttttmgeu Rabattmarke» Rechmruge» Speise»- uu» Weinkarten Statuteu, Taurkarte» Ettmm», Theater» uud Packzettel Visite«» mtt VerroduugSkart«» Wechsel, Werke Zirkulare, Zeugnisse siisMr fsBIlltt — Amtsblatt — Frrnsprrchstrll« Nr. 29. Telegramm-Adresse k Tageblatt Ries«. Li» Buchdrucker»« oau Langer zMieM später der Sozialdemokratie angeschlossen oder standen ihr wenigstens nahe. Zu diesen Dichtern, die vor allem das soziale Element der Revolution betonten, gehört Frei« ligrath, der während seiner Londoner Verbannung einige der ergreifendsten Stücke der englischen sozialen Dichtung, so Robert Burns „Trotz alledem!" und Thomas Hoods „Lied vom Hemde" übersetzte, und in seinem „Rcquiescat" einen Hymnus auf die Ehre und die Schwere der mo dernen Arbeit sang. Am ergreifendsten vielleicht kommt der soziale Unterton der Freiligrathschen Revolutionsly rik zum Ausdruck in seinen: wundervollen und so we nig bekannten „Lied vom Tode", das er am 20. Okto ber 1848 „den Berliner Arbeitern und Bürgerwehrmän nern zur Totenfeier ihrer gefallenen Brüder" widmete. Da heißt es z. B.: „Doch wir schreiben jetzt Achtundvierzig, ihr Herrn! Und das Wetter ist da und ihr haltet's nicht aukl Und wie ihr euch stellen mögt und sperr«: Es nivelliert bis zu euch herauf! Wolken auf Wolken, und Strahl auf Strahl, Und der Donner kracht und das Echo gellt. Der Odem Gottes wieder einmal Reinigt die faul gewordene Welt!" So wenig die Arbeiter einen eigentlichen aktiven An teil an der Revolution hatten, so lenken doch die furcht baren Zustände in den Industriegebieten die Aufmerksam keit aus das Elend der Massen. Besonders die Not der schlesischen Weber, die dann im Juni 1848 zu dem von Gerhart Hauptmann dramatisch gestalteten Weberausstand führte, beschäftigte die Dichter. Das erschütterndste Werk, das diesen Stoff behandelt, ist Heines grandioses Fluch lied „Tie Weber", das bereits durch den WeberoMfstand von 1844 veranlaßt wurde. 1845 entstand dann düs auch bei Hauptmann verwertete „Lied der Weber in Pelers- waldau und Langenbiela", das in H. Püttmanns „Deut schem Bürgerbuch für 1845" veröffentlicht wurde. Die ses Gedicht eines unbekannten Verfassers, das den Namen „Blutgericht" erhielt und nach der Melodie „Es liegt ein Schloß in Oesterreich" gesungen wurde, ist ein Volkslied von mächtiger, revolutionärer Gewalt geworden. Eben so rief die Not der Arbeiter in den rheinisch-preußischen Jndustricbezirken die Dichter auf den Plan; der Elber felder Kaufmann Adolf Schults verfaßte einige packende soziale Gedichte. Aus der schlesischen Webernot ist üb rigens auch der erste sozialistische Roman Deutschlands entstanden: „Das Engelchen" von Robert Prutz. Stark sozialistische Züge trägt sodann die 1846 erschienene Ge- dichtianimlmkg „Lieder vom armen Mann" von Karl Beck, einem feurigen und kühnen Dichter, dessen Werke zu un recht ganz vergessen sind. Töne, ähnlich denen des kom munistischen Manifestes, erklingen in einem Gedicht, das immer wieder die bohrende Frage erhebt: „Warum find wir so arm?'" In einem anderen Lied wendet sich Beck an Rothschild und ermahnt ihn, sich und sein Kapital in den Dienst der Armen und der Menschheit zu stellen: „Dein Name klingt wie eine Märe — Aus duftiger Tau send und einer Nacht: — Oh wär' dein Werk so schön! Oh wäre — Dein Herz so groß wie deine Macht!" So zialistische Ideen kann man auch in den Gedichten des Berliner Kritikers Titus Ulrich finden, der dgpn später Sekretär bei der Generalintendantur der Berliner Hof bühnen wurde, und ebenso in der Lyrik des später als Kunstkritiker berühmt gewordenen Ludwig Pfau, der mar kige Töne für das Prassen und Schwelgen der Fürsten «nd das Elend des Volkes findet. Das Motiv der Aus wanderer, die in der Heimat nicht mehr Brot finden, klingt bei ihm an, wie in Freiligraths berühmten Ge dicht, und in dem Gedicht „Die letzte Kuh" schildert er die harte Last der Steuern, die dem Armen alles weg nehmen. Die Welt auf Angeln. Nicht nur Lie Erde selbst ist eine sogenannte „Äugel", in Wahrheit hat sie ja nicht völlige Kugelgestalt, sondern sie schließt eine besonöere Welt, eine Welt auf Kugeln in sich. Wie war man doch so lange einfältig, wo man es so bequem hätte haben können! Der Lastträger, der eine Kiste ans einen Wagen ausladen oder einen Stein ans di« Höhe -er Mauer heraufbringen wollte, lehnte zwei Balken an und schob auf diesen seine Kiste in die Höhe. Die Arbeit wurde ihm herz lich sauer. Ebenso ging es dem Fischer, der ein Boot ans Land ziehen wollte. Die Reibung der Flächen aufeinander wirkte bremsend, bis schließlich vielleicht ein Zufall -en richtigen Weg wies. Legt man ein paar runde Hölzer unter, so lassen sich Kiste und Boot viel bequemer in die Höhe oder ans Land rollen. Die vorher gleitende Reibung wird in eine rollende verwandelt und dadurch beträchtlich verringert. Die Arbeit wird erleichtert. DaS wußten schon die alten Aegypter, deren Denkmäler uns Darstellungen zeige«, wo riesige auf Schlittenkufen stehende Steinkoloffe von Tausen den von Sklaven mit Hilke «nterqelegter Rundhölzer vor wärts gezogen werden. Seit -en Zeiten der ägyptische« Könige, bis in unser lechnisch fortgeschrittenes Jahrhundert hinein hat sich aber nichts mehr verändert. Erft um die Mitte des vorigen Jahrhunderts fing man an, die rollende Reibung in ganz neuartiger Weise auSzunützen, und das kam so: Damals gab eS Fahrräder, die derart „stuckerten", daß es auch -er leidenschaftlichste Anhänger de» Radsportes nicht allzu lange auf ihnen aushielt und die man deshalb „Kno- chenschüttler" nannte. Selbst die schönste« untergelegten Kissen vermochten keine Rettung zu bringen. Nun legt« man in die Achsen der Räder kleine Kugeln ein, so dah^ sich -aS Rad leichter drehte. Damit ging die Sache schon, besser, und vsm Beginn der achtziger Jahre de» vorige« Jahrhunderts an wurde LaS „Kugellager" zunächst am Fahrrad allgemein gebraucht. ES besteht tm allgemeinen aus zwei konzentrische« Siahlnngen, einem kleineren uud einem größere«, zwischen denen sich Stahlkugrl» drehen. Dadurq» wird die Reibung beträchtlich vermindert, die Achse «leitet tm Lager, bas Trete» wird erleichtert, daS Fahre» wird angenehm. Seitdem hat sich -as Kugellager die Welt erobert uub ist über daS Setztet -es Radfahrens wett hinaus vorgebruuge«. Die Räder der Automobile drehe« sich auf -en Kugeln, auf denen ihre Achsen aufltegen, die Welle« -er Maschine«, die Achsen der Turbinen und die Schäfte der Propeller vo» See- und Luft.- schissen sowie von Flugzeugen läßt man aus Kugellager« laufen. Wenn sich schwere Geschütze mit einer Leichtigkeit und Schnelligkeit herumschwenken lassen, als ob sie auS Pappe wären, so ist «S nur deshalb möglich, weil sie auf Kugel lagern stehen. Der Kran, der Tausende vo« Kilogramme« mit einer Art von Selbstverständlichkeit im Kreise herum führt, vermag das nur dank -er Kugellager. Die Dreh- und Schiebebühne, die uns nach -er rührsamen Szene in Aennchens Zimmer sofort Lie ganze Grauslichkeit -er WolfS- schlucht vor Augen erscheinen läßt, bewegt sich ebenfalls aus Kugeln. Große, schwere Schiebetüren, von Lenen man glau ben sollte» -aß drei kräftige Männer zu ihrer vedieuuug nötig sind, kann ein Sin- ösfnen und schließe«, weil ihre untere Fläche auf Kugeln gleitet. In unsere Wohnung, in Lie Zapfen von Fenstern und Türen, beginnt das Kugel lager einzuztehen. Die Schubladen neuer Möbel rolle« leicht und geräuschlos aus Etahlkugeln. Ueberall tritt u«S -te Kugel, bald groß, bald klein, entgegen, die heutzutage tn Millionen von Exemplaren tn besonderen Fabriken au» här testem Stahl angefertigt wird. Die Fabrikatton geschieht t« -er Weise, daß man zunächst einzelne Teile des Lagers die sogenannten „Naben" sorgfältig abdreht «nd bann auf das genaueste kontrolliert. Dann werden sie geschliffen «ud po liert wozu Scheibe» dienen, die teilweise Sül» Touren in der Minute machen. In ähnlicher Weise werden die Lausringe der Kugeln hergeftellt. Der schwierigste Teil der Fabrika tion ist aber die Anfertigung -er Kugel« selbst, bet denen eS auch bet den großen Exemplare«, -te die ««gehen re Last der riesigen drehbaren Panzertürme vo« Kriegsschiffen tragen müssen, auf eine Genauigkeit von Tausendsteln vo« Milli metern ankommt. Auch diese Kugel« werden auS beste» ge härtetem Stahl mittelst besonderer Maschine» hrranöge- schnitten, abgedreht, poltert «nd dann mtt HUfe von Prü fungsapparate« kontrolliert, die z« -en feinsten Instrumen ten gehöre», die unsere PräztsionSmechantk herzustellen ver mag. So gelingt e», jede nicht allen Ansprüchen genügende Kugel herauS-ufin-en und sie auSzuschalten. Nur durch dtefe sorgfältige Kontrolle «nd dnrch genau arbettende Apparate, deren Herstellung et« Verdienst -er deutschen Industrie ist, errang das Kugellager jene Verbreitung und jene ausge dehnte Anwen-ung, deren es sich heute allgemein erfreut. Ne Mnkknstq bk MWiip. Auch in den kurzen Tagen des Winters, während de nen die Landarbeit im allgemeinen ruht, darf der Obst süchter nicht feiern und muß bereits für das kommende Jahr Vorsorgen. Eine wichtige Aufgabe ist da für ihn die Bekämpfung der Obstschädlinge, denen auch strenge Kälte häufig nicht das Geringste anzuhaben vermag. Unkraut verdirbt nicht. Die Eier des Frostipanners bedecken zu Dutzenden die Zweige der Obstbaume. Auch der Ringelspanner, der Schwammspinner und der Schlehenspinner oder Lastträger legt auf den Obstbäu- me« seine Eier ab, die daselbst überwintern. Ber diese« Schmetterlingen ist es nun in vielen Fällen möglich, die Eier zu vernichten. Zu Häufchen oder Ringen vereint, werden sie an den kahlen Bäumen in der Nahe sichtbar, und mit der Vernichtung jedes Eierhäufchens ist eine ganze zukünftige Raupenbrut unmöglich gemacht. Besonders im Svalirrobstgarten wird diese Bekämpfung möglich,. Beim Schwammspinner hat man empfohlen, die mit braune» Haaren des Hinterleibs zugedeüten Eierhäufchen, die so genannten Schwämmchen, mit Erdöl zu durchtränken, dem man Alkannin zugesetzt hat, damit man an der roten Farbe erkennt, welche Häufchen abgetötet sind. Weit schwieriger ist die Vernichtung von Eiern, die ««Zweigen und Knospe» abgelegt werden. Besonders Kleinschmetterltnge auS drr
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