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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-191903032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19190303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19190303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-03
- Tag1919-03-03
- Monat1919-03
- Jahr1919
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1919
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Verrat von <Sroß-B«rlin aufaetragen wird, al» Veaen. Maßnahme gegen einen Generalstreik die Vürger schäft jeder- gett zu einem Blirgcrstreik aufzurusen. Der Kommandant v«m Berlin und der Kommandanturrat erlassen einen Auf ruf an die Berliner Bevölkerung, der Aufforderung von unverantwortlicher Lette, in Massen auf die Ltraßrn »u ' gehen, nicht ngchzukommen. Nnhe in Weimar. An» Weimar wird unter« 1. Mär» gemeldet: Hier ist alle» ruhig, «herrscht keinttlet Streik. Uederfeli auf eine Kaserne »» «isenach. Et« Trupp von Zivilisten und Soldaten hat in Eisenach eine« Uederfall auf die Kaserne unternommen, um den Lol- daten die Gewehre wegzunehmen. Die Angreifer sind tedoch entwaffnet worben. Auch ein Neberfall auf da» Postgebäud« wurdt abgeschlagen. Für heute haben die Eisenacher Arbet. ter den Generalstreik beschlossen. Revvlte ans einer oberschlrsische» Grube. Auf der Friedensgrube in Oberschlesien revoltierten die Arbeiter gegen die Beamten und mißhandelten einen Berg, vermalter schwer. Die GrubengerLte und Maschinen sind. Lupch di« Kommunisten zerstört worden. Die gesamte Beleg- schäft ist audftiinbtg. Ultra«» über München. Ueber München sind Flieger de» dritten Armeekorps er» schienen und haben Tausende von Flugblättern abgeworfen, in Leven die Arbeiter und Soldaten München» ausgefordert werden, sich von keiner Minderheit terrorisieren zu lasten. SS heißt«» dem Flugblatt: Die Arbeiter und Soldaten von Am berg. Bayreuth, Gulzbach. Straubing, Erlangen, Ingolstadt, Grasenwörth, Nürnberg und Fürth verurteilen die Gewalt herrschaft in München und sind bereit, aeaebenensall» mit Waffengewalt in München einzumarschteren. Der Rätekongreß hat folgende» Ministerium gewählt: Präsident, Inneres und Aeubrre» Segir», Handel», Gewerbe und Industrie: Simon fFürth), KultuS: Nickisch, Justiz: Sn- dre»-Wttrzburg, Finanzen: Jasse. Landwirtschaft Ditr iAn- Hofe»), soziale Fürsorge: Unterlettner, militärische Angele, genhetten: Scheid, Verkehr: Frauenborffer. Braunschweig «och nicht Räterepublik. Al» Sonnabend vormittag der im Braunschweiger Schloß tagende Ausschuß der Braunschweiger Arbeiterschaft zur Beratung weiterer Maßnahmen über die Errichtung der Räterepublik Braunschweig »usammengekommen war, sprach sich Urfeld« nach mehrstündiger Verhandlung dahin au», daß die AnSrufung der Räterepublik verfrüht sei, und beschloß vorlLusig davon Abstand zu nehmen. ES kam zum Aus druck, daß die revolutionäre Arbeiterschaft Braunschweigs nach wie vor auf dem Boden der Räterepublik steht, aber den rechten Zeitpunkt für deren Errichtung in Braunschweig noch nicht als gekommen erachtet. Man müsse die Gewähr haben, -öS Erreichte auch halten zu können. E» wurde ei« neun» glfedrige- Aktionskomitee gebildet. Der »weite Rätekongrrft. Der Zentralrat der Deutschen sozialistischen Republik sa«. M. Cohen) richtet an die Arbeiter, Bauern und Soldaten Deutschland» und DentschösierreichS eine Einladung zum 2. Kongreß der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte, in der e« beißt: Die Entwicklung der Dinge in Deutschland macht den Zusammentritt eines zweiten Kongresses nötig, der hierdurch auf Mittwoch, den 26. März nach Berlin einberuken wird. Damit aus diesem Kongreß die wahre Stimmung de» arbei tenden Volkes znm Ausdruck kommt, sind Neuwahlen kür die Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte absolut erforderlich. Ernste Arbciterunruhen im Elsaß. Wie aus St. Ludwig gemeldet wird, sind in Mülhausen ernste Arbeiterkämpfc ausgebrochen. Die Zahl der Ausstän digen soll. .Sil MM betragen. Infolge der enormen Teuerung der LcocnSmirtcl uintz mit dem Generalstreik im ganze» Lande gerechnet wc dcn. OertlicheS und Sächsisches. Niesa, den 3. März INI 9. Vollsitzung des A.- und S. - Rates. Der hiesige A- und S.-Rnt ersucht uns um Ausnahme nach stehenden. Berichts: Der Vorsitzende eröffnet 6,4ü die Sitzung und berichtet zunächst über die Tätigkeit des Boll- SUgSausschlls'eS während der letzten Wochen. Als positive Evgebuilse dieser Tätigkeit sind z» nennen: 1. die Durch»- führuna der Urbarmachung der Exerzierplätze, di«, nun fo loeit gediehen ist, daß die einzelnen Parzellen vergeben werden können, 2. daß die dem Verderben ausgesetzt gewesenen Kartoffeln auf dem sog. schwarzen Platz geborgen sind, und 3., datz die Lösung der Kohle »frage heute endgültig zu erwarten ist. Ein Probealarm der Hundertschaften hat die absolute Schlagfertigkeit der Truppe erwiclen. — Zu Punkt' 1 der Tagesordnung: „Die gegenwärtige Lage", geht'dbr Vorsitzende näher auf die unleugbare Zuspitzung im ösfentlichen Leben ein. Derselbe nimnir dqnn Stellung zur gegenwärtigen Situation, die durch Bildung einer. Schutzwehr in Westfalen geschaffen worden ist. Der dies bezügliche Bericht meldet, baß diese Schutzwehr alle Sol datenräte absetzc, läßt aber die Frage offen, ob auch das Militär demobilisiert worden sei. Kamerad Becker berich tet sodann über die von Großenhain einberufene Kon ferenz der A« und S.-Räte Sachsens, die dann eme Ab ordnung ins Ministerium für Militärwesen entsandte, dort dw Absetzung aller Offiziere bis zur Klärung dieser Frage durch eine Landeskonferenz verlangte, jedoch vom Mi- nistet eine entschiedene Absage erhielt. Der diesbezügliche vom Ministerium abgefaßte Bericht sei nicht wahrheits gemäß. Kamerad Fels berichtet vom DivisionSvertreter- taa Chemnitz, daß im Anschluß an diese Konferenz die 40: J.-D. dahin ubercinkam, sofort alle Offiziere b»s zur Entscheidung der Frage durch das Ministerium zu beur- laüben und zur Unterstützung dieser Maßnahme in den bet». Garnisonen Protestkundgebungen zu veranstalten. In diesen Versammlungen wurde überall mit großer Majorität dem Vorgehen des DivisionSvertretertageS zugesirmmt. Mi nister Neu ring machte nunmehr das Zugeständnis, daß innerhaib 4 Wochen vollständig demobilisiert sein würbe. Sehr treffend bemerkte im Verlauf dieser Debatte Ka merad KneiS, daß viel wichtiger als di« Abschaffung der Offiziere, die Abschaffung der alten verzopften Geheim- ratS-Sippschaft sei. Die Versammlung nimmt daün Kennt nis von drei eingegangenen Telegrammen. Das erste, vom Minister für Militärwesen besagt, daß keine NegterungS- truppen im Anmarsch seien. Das 2., daß die Entlassung der Offiziere ungesetzlich sei, und baS 3. vom 19. A.-K. fordert zur Beschickung der Dresdner Konferenz am S. und S. März auf. Zwei Genossen der MehrhettSrichtung nehmen dann scharf Stellung gegen die sich hier bemerk bar machend« verderbliche Beeinflussung de» Jahrganges 99 und unterstreichen nochmals die ablehnende Haltung diese« Richtung gegen die jetzt tobende Streikwut, tue prak tisch keinen anderen Erfolg zu zeitigen imstande sei, als di« gegenwärtige furchtbar« Lage noch zu verschlimmern. Dem wird von Rednern der Gegenseite entgegen gebal len, baß die zaghafte Politik der jetzigen Regierung in der SozigNsirrunaSfraae das Vertrauen zu ihr bei den Mas sest untergrabe, die sich dann infolgedessen gezwungen f«he, ihren Forderungen durch Streik-Nachdruck »u ver leben. Auch da» Gebaren der aktiven Offiziere gäbe An laß -nm Nachdenken, und es sei infolgedessen nicht an gängig, die Ofsi-iersfrage als eine untergeordnete »u be handeln. Nachlangerem Hin und Her, währenddessen die gogeufeittgeu Meinungen mitunter rech» scharfen Ausdruck finde», gewkmtt «an den Eindruck, daß die Mehrbelt der Versammlung «ine einseitige politische Beeinflussung der 99 er im Sinne dssr Unabhängigen nicht guthetk^ noch viel weniger, wenn es von einem G.-Rat geschieht, der damit die Tätigkeit der E-Räte in der OessenUichkeit dloßftelle und dieselben in >tbrem ohnehin schweren Ex»- sten,kämpf hindere. Zu Pustjt 2: «Verschiedene»" stand ein vom aktiven Unteroffizier «ingeretchter Wahlprotest zur Klärung, der dahingehend entschieden wurde, daß die Per- fammlung dem Kam. Haufe vollstes Vertrauen für seine bewiesene Zuverlässigkeit, aufopfernd« Hingebung und Ge wissenhaftigkeit aussprach. Dieser Protest stellte sich nach gewissenhafter Klärung der diesbezüglichen Vorgänge als «ine Conspiration gegen die Person Hauses heraus und wurde erfreulicherweise von der Versammlung tn gebüh render Weise als unbegründet zuruckgewiescn. Der allge meine Wunsch der Versammlung äußerte sich dahin, daß Haufe auch weiter al» Garnisonältester fungiere und zeichn». Einen wohltuenden Abschluß gab dieser, manchmal recht stürmisch erregten Sitzung, die mit allseitiger Freude aufge nommene Erklärung des Genossen Scherfsig. daß er, un aufhörlichem Drängen der Arbeiterschaft Rechnung tra gend, sich über die schweren Beweggründe, die für seinen angekündtgten Rücktritt vom Amte des Vorsitzenden des Vollzugsausschusses maßgebend waren, hinweggcsetzt bade, und nunmehr entschlossen kei, dem A- und L.-Nat auch ferner als Vorsitzender angehören zu wolle» . Schluß V,11 Uhr. —* Diamant« neHachzeit. Herr Privat«» August Nauman» in Niesa, Goetbestraße 63, und dessen Gattin be gingen beute das seltene Fest der diamantenen Hochzeit —* L a n dwirtsrbaftliche Versammlung. Der Landwirtschaftliche Kreisverein Dresden hielt an» Sonnabend in der „Elbterrasse" eine Bezirksversammlung ab, die sehr nut besucht war. Vom Direktorium des KrcisvereinS waren Herr Geheimer Oekonomierat Andrä und Herr Geschäfts- sichrer Dr. Mutter anwesend. Herr Geheimrat Andrä er- öffnete die Versammlung mit begrüßenden Worten an die ÄtschienriM», insbesondere an Herrn Geheimrat AmtShaupt- mann Dr. Uhlemanu, Großenhain, und ging sodann zu einer Besprechung unserer gegenwärtiaen wirtschaftlichen Lage über. Er wies zunächst ans die Vorgänge in Mittel-, Süd- und Westdeutschland hin, die zeigten, daß mir in Verhält- niste hiNeiugeworftn seien, die zu den bedenklichsten Aus sichten veranlaßten. Redner berührte hierauf die sich fort gesetzt mehrenden Felddiebstähle. Einbrüche und Unter- schlagunaen, die erkennen ließen, daß die Achtung vor dem Eigentum immer mehr schwinde. Es scheine beute, als ob die seit 1870 71 eingesetzte Entwickelung Deutschlands zur Weltwirtschaft und zum Industriestaat unserem Volke nicht znm Segen werden solle. Ein Aararstaat wie Rußländ werde den Zusammenbruch leichter überwinden al« wir. Auch die Derbandsläuder würden mit dem Bolschewismus noch böse Erfahrungen machen. Was uns not tue, zeigte er an Ausführungen eines Herrn Dr. Mütter lSohn eines früher in Niesa tätig gewesenen Kantors Müller) und an einen» Ausspruch RosseggerS: echter GotteSqlaube und innerliche Erstarkung. Hierauf kam Redner auf die Lage der sächsischen Landwirtschaft zu sprechen. Er erwähnte das Vorgehen der Landwirte in verschiedenen Bezirken, wo die Nichtabliefcrung landwirtschaftlicher Produkte angcdroht worden sei, wenn nicht verschiedeneZwangSmaßregcln znrückgenommcn würden. Redner erkannte die schwierige Lage der Landwirte an, meinte aber doch, daß die Verhältnisse im Augenblick er forderten, daß die Landwirtschaft sich den Anordnungen der Regierung füge, der doch nun einmal die Pflicht obliege, für Brot zu sorgen. Für Getreide «nd Vieh werde die Zwangs- wirtschaft wegen eines gerechten Ausgleiches noch stattfinden müßen, im übrigen aber müsse siir eine Reihe Produkte der Abbau der Zwangswirtschaft gefordert werden. Zur Dünger-, frage bemerkte Redner, datz die Ratschläge zur Erhaltung des Stalldüngers gnt, aber jetzt nicht durchführbar seien. Die Aussichten für die Beschaffung künstlichen Düngers seien nicht erfreulich, nur die Belieferung mit Kali werde in ge nügenden Mengen erfolgen können. Die Schlachtvieh»»», sorderunaen seien noch immer sehr große, und die gezahlten Preise stunde»» in keinem Verhältnis zu den Erzeugungs kosten. Die Vorwürfe gegen den Viehhandelsverband seien aber nicht berechtigt. Für die Kartoffelaussaat seien die Aussichten sehr trübe, weil es nicot gelingen werde, aus anderen deutschen Provinzen Kartoffeln hcreinzubringen. ES sei bedauerlich, daß der Preis für die Kartoffeln der Ernte 1919 wahrscheinlich kein höherer sein werde, denn infolge der Arbeitslöhne und Vertenerung der Materialien sei ein« Erhöhung notwendig. Die sächsische Regierung stehe auf dem Standpunkt, in Berlin beantragen zu sollen, jetzt den Abbau der landwirtschaftlichen Preise vorzunehmen. Es sei zu erwarten, das; die ReichSregierung diesen» Anträge nicht stattaeben werde. Die Pferdezucht müsse gefördert »verden. Viele tausend Pferde seien sm Revolutionsgetriebe dem Schlächker verfallen, die noch gute Gebrauchspferde ge wesen seien. Auch die Viehzucht werde mit alle.» Mitteln gehoben werden müssen. Es solle im Erzgebirge die Förde- rung der Weidewirtschaft betrieben werden, aber nicht nur für dortige, sonder,» auch für die Züchter im Hinterland. Die Schweinewirtschaft zu heben sei aussichtslos, solange die Zwangswirtschaft und der Futtermangel bestehen. Man solle sich die Schafhaltung angelegen sein lassen. Schafhaltungs- aenossenschasten seien begründet morden, doch es fehle an den nötigen Tieren. Zur Frage der Kriegsgewinnsteuer sührte der Redner aus, eS unterliege keinem Zweifel, daß viele Landwirte jetzt mehr Geld zur Verfügung hätten, als zu Anfang deS Krieges, weil ein geringere« Kapital jetzt im Betrieb angelegt sei. Als Mindestsatz würden hierfür IS"/, anzNnehmen sein, Mit der neuen Landarbeiterordnung werde die Landwirtschaft sich abfinden müssen. Würden Schwierigkeiten gemacht worden sein, so wären sicherlich noch härtere Bestimmungen herausgckommen. Die Berard- nung sei nicht so schlimm, wie sie von vielen Seiten gemacht werde, besonders in Anbetracht der bestehenden Verhältnisse. Zur Regelung der Lohnfrage sei in den Amtshanptmann- jchaften die Bildung von freiwilligen Arbeitgeberverbänden in Aussicht genommen, die auf paritätischer Grundlage ver suchen sollen, mit den Vertretern der Arbeitnehmer gewisse Lohn- und Tarisfragen zu regel». Auch dieser Bewegung werd« die Landwirtschaft nicht ausweichen können. Die StedlungSsrage werde für große Teile Sachsens nicht akut werden. Insbesondere Werve schon wegen der Baukosteu- frage «in langsameres Tempo «intreten. In der Aussprache äußerte sichHerrHe ydr, Cottewitz, zu verschiedenen Punkten des Vortrag«». Sogut wie der Züchter enorme Preise er halte, müsse auch der Landwirt, der für die Ernährung sorge, entsprechende Preise erhalten. Den Satz von 1b°/„ der jetzt gegen früher meniaer im Gesamtbetrieb investiert sei, htett er für »u gering. Herr Geheimrat Andrä meinte, daß der Ankauf des teuren Zuchtviehs jetzt überhaupt nicht anzu raten sei. Herr Kommerzienrat Schönherr warnte vor der vielfach verbreiteten Annahme, daß das Uebergreifen de» Bolschewismus auf die Berbandsländer eine Erleichte rung der Verhältnisse in Deutschland herbeiführcn werde. Zur Gteurrsrag« bemerkte er, daß «S keinen Zweck habe, den Koos in den Sand zu stecken, sondern man müße klar tn die Zukunft sehen. Er zog sodann eine Bilanz Deutschland», die mit einer Schuldenlast von nicht weniger als 3S0 Milli arden abschloß. ES sei also kaum zweckmäßig, daß der Streik der Arbeiter auch auf die Bürgerschaft übergreife. Die» sei «in ganz gesährUche» Beginnen. Es sei nicht ab- znsehen, war daraus entstehen könne, sicherlich aber würden wir dann den Bolschewismus haben. Die Macht, diese Krankheit »u kurieren, habe zurzeit in Deutschland r kein Mensch. Man müsse sie sich langsam ausheilen lassen. Sie sei eine Folge deraUeberanstrengung während des Kriege». Zweifellos sei dl« Möglichkeit de» Dnrchßalten« von der Regier««» übergeschätzt worden. Ts sei unmöglich »ew-sen, -daß ein Volk derartige Anftrengungen^anf die Dauer habe au-halten können, e» sei nnr möglich gewesen für eine kurze Zelt. ES sei schon zu Anfang de« Kriege» aesagt worden, - daß der Krieg ein Kamof der Technik sei. Dann hätte man aber in dem Augenblick, al» Amerika in den Krieg ein- trat, fick sagen müssen, datz «„möglich sei, dieser Macht auf die Dauer zu widerstehen. Herr Geheimrat Amtshanpt- mann Dr. Uhlemann Hotz elnaongs seiner Au«füh»ungcn ebenfalls hervor, daß die Entwickelung seit 70 71 den Ma terialismus großgezoaen, den inneren Menschen aber ver nachlässigt habe. Sodann betonte er, daß im Bezirk Großen hain kein Milchzwana sei, «nd legte weiter die Gründe dar, die e« notwendig gemacht hätten, datz Landwirten in dec Nähe von Rieia die Lieferung von Milch zur Pflicht ge macht worden sei. Die LanbarbeitSveroidnung habe sich nickt vermeiden lassen. Dir Wahrnehmung sei zu macken, datz KriegSbeicküdigte.di« etwas Geld in Händen hätten, dieses zum Ankauf eines AnwekenS verwenden machten. Man möge in solchen Fällen Gutachten über den Gntswert sehr vorsichtig ab geben. Es hielt nnnmehrHerr Lierznchtinspektor Dr. Bruchei bolz einen Vortrag über die bisherigen Erfahrungen mit den Matznahmen genügender Futterbcschassuiig in der eigenen Wirtschaft. Infolge des Fehlen« ausländischer Futtermittel werde unsere Tierhaltung den Umfang nickt eindalten können, den sie .früher eingenommen habe. Wir müßten aber mit allen Mitteln die Tierhaltung wieder auf die Höbe zu bringen suchen. Es mutzten bodenständige Tiere gezüchtet werden, nm die hoben Preise für die Tiere im Lande behalten zu können. Auch die Paueriveiden müßten erheblich vermehrt .verden. Die Vermehrung de« Fntter- banes dürfe nicht auf Kosten des Kartoffel- und Brotbanes erfolgen. Allee was man vom Acker ernte und was der Mensch verzehren könne, müsse anch dem Menschen zur Nabruna verbleiben. Die Futterbeschasfnng dürfe aber auch nickt auf Kosten des Reinertrages geschehen. Redner gab sodann einige sehr eiweitzhaltige Futtermittel bekannt, u. a. Leinsamen, RavS, getrockneter Stoppelklee, Luzerne, Gclbklee, Serradelle und Inkarnatklee und besprach die über den Anbau bisher vorliegenden Erfahrungen. So dann kam er auf die Methode des EinsäuernS zu sprechen »nd schilderte hierbei die Schweizer Gärkammcr, die ge wöhnliche Sanerfnttergrube und den Sijoturm. Die Unter suchungen hätten gezeigt, datz bisher kein besonderer Vorzug der Schweizer Gärkammer vorliege, in der gewöhnlichen Sanccsiltterginbe sei daS Futter genau so gut gewesen. Schließlich machte Redner noch darauf aufmerksam, daß dec Fntterverwertung der Tiere das größte Augenmerk zn schenken sei. — Nachdem Herr Hey de. Cottewitz, dein Direktorium des Kreisvereins für seine Tätigkeit den Dank der Versammlung ausgesprochen hatte wurde die Versamm lung gegen '/,8 Uhr geschlossen. —* Konzert Annamarie Land—Professor Georg Wille Was das Konzert der beiden von her vorragender Musikalität erfüllten Künstler besonders wert- voll machte, war die durchaus abgerundete Portransfolge und die vollkommene Interpretation- A n n a m a ri e Land, eine anch in unserer Stadt mit Neckt hochgeschätzte GcsangS- und Klaviervädagogin, besitzt zwar nickt den Glanz und den hohen Schwung eines großen virtuosen Soprans, aber dafür sind ihr vorzügliche Ausdrncksmittel, ursprüngliche . Auffassung, hohe Stimmkultur, tadellose Behandlung des Wortes und eine vorbildliche Atemtccknit eigen In Liedern von Brahms, Franz, Schubert, Strauß und Wolf, trefflich begleitet von Prof. Georg Wille <!), erwies sic von neuem ihte Qualifikation nicht nur zur Lehrerin, sondern auch zur Vortragenden Künstlerin. Brahms' »Immer leiser wird. mein Schlummer" wurde durch stark persönliche Erfassung des Inhaltes znm Erlebnis Beim Hören des zngegebencn Scknbert'schen „Heidenrösleins" legt man fick immer wieder die Frage vor, wie es nur gekommen ist, datz diese reizende '/«-Takt-Melodie verdrängt werden konnte durch den Wer- ner'scken hinkenden Vs-Takt- Als Pianistin bot Annamarie Land die inhaltreichere der beiden Ärabms'schen Rhapsodien. Der heutzutage unmögliche Transport eines Konzertflügels zwang sie, einen älteren Flügel zn spielen, der wohl zu Begleitungen, aber nicht mehr zu solistisckem Vorträge sich eignet. Trotzdem lieh das Spiel die Fähigkeiten eines feinen Anschlages und künstlerischer Anffassnng erkennen. Professor Georg Wille nahm Joh. Seb. Back und seinen Amsterdamer Zeitgenossen Locatelli auf. Ans diesen Werken greisenhaften Alters erblüht unter Wille's virtuosem Griff und unübertrefflicher Bogcnführung neues Leben. Eine eminente Gestaltungskraft sprach aus der Bach'schen Gavotte, der Gigue und dem 2. Satz der Cellosonate von Locatelli. In Stücken von Romberg, Piern« und Fitzen- Hagen lieh der Meister alle Künste springen: Pizzikati, Stakkato-Passagen, akkordisches Flageolett und das ihm be sonders eigene »M-pyosioslli- und «uI-ktsto-Spiel. Mit solcher Selbstverständlichkeit hat sich wohl selten einKonzertpnblikum nach Abscblntz der Vortragtzfolge durch Sitzenbleiben ge- wissermahen solidarisch erklärt in den» Verlangen nach einer Zugabe, wie gestern nach der Fitzenhagen'schen Mazurka, in der — eine Studie für sich — Wille'scher Humor mitklang. Die Zuhörerschaft bereitete den konzertgebenden Künstlern lebhafte Ovationen, die ihren äußeren AnsiMlck in der Ucberreickung von Blumengewinden sanden- I. S —* Gm stspiel der Petrenz - Ovcr. Zu den vor- angegangeNen vorzüglichen Gastspielen der Opern schule Pctrcnz stand die Aufführung von Hnmperdinck'S „Hänsel und Gretel" in einem gewissen Gegensätze. Es ist selbstver ständlich ungemein schwer, mit einer Märchenoper auf dir Wanderschaft zu gehen- Denn alles, was in bühnenmäßiger Darstellung auss Phantastische und Allegorische binauSläuft, ist hinsichtlich der Ausstattung und auch des Spieles für gewöhnlich gebunden an Ort und Stelle der Einstudierung. Das ist aus bübnentecbnischen Gründen nun einmal nicht anders- Deshalb blieb, trotzdem sich Direktor Felix Petrenz mit Herbeischaffnng von Dekorationen und Requisiten die größte Mühe gegeben hatte, schon in dieser Hinsicht mancher Wunsch offen. Aber auch in Spiel und Gesang wurde da» Niveau, ans dem frühere Ausführungen sich bewegten, nicht erreicht- Anfangs schien es, als ob die ungünstige Lage des dem Berichterstatter zugedachten Platzes es verschuldet habe, datz das gesungene Wort vielfach unverständlich blieb; aber auch ein Wechsel des Platzes änderte nichts an dieser Tatsache. Nur das Geschwisterpaar Hänsel und Gretel, Thea Geppert und MlldaGoidberg-Tbiele, entsprach in seiner ungezwungenen Frische und Natürlichkeit musikalisch und darstellerisch höher gerichteten Anforderungen. Sehr hübsch wirkte der Abendkegen von den vierzehn Engeln- Es waren aber blotz zwölf. In die epische Breite der Humper- dinck'schcn Musik und der Dichtung seiner Schwester brachte' im 3- Bild der Chor der Kuchenkinder einiges Leben Auf fallend schön aber war das durch Mitglieder der Kapelle des Sächsischen LandeStheattts verstärkte Orchester. Wenn es auch, im Gegensätze zur Voranzeige, in der Disposition nicht zu „grob" war. so entwickelte es doch unter der hoher Anerkennung werten Leitung Petrenz' ganz hervorragendes Können- Besonders exakt musizierte die Holzbläsergruppe. Der Zuhörerraum wies einige Lücken auf- I. S —* Konferenz der ArmeetorpSsoldaten- rS te; Gestern, Sonntag, den 2. Mär», sand im Volks hause in Dresden eine Konferenz der Armeekorpssoldaten räte des 12. und IS^sächstschen Armeekorps statt, an der auch der Minister für Militärwesen teilnahm. Die Konferenz beschäftigte sich mit der Frage der Demobilisation und nahm nach ausgiebiger Aussprache einstimmig folgende Resolution an: Die Konferenz fordert die beschleunigte ttstlose Demobilisierung des jetzigen Heeres und nimmt Kenntnis davon, daß auch das Ministerium für Militär«
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