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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1901
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010915021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901091502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901091502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-09
- Tag1901-09-15
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Dir I wattige ttttuna- «eile <«a, « Silben) 20 Pia, A». tündiouugen aui derPnvalieile ?,ette 2b P>„ ^ die 2ivail>ge Zeile ai« „Etugeiaudt" oder auf Lrrticitt so Pia. zgn Nuinmeni »ach Soll» und Hei« - lagen I de«, LivaUigc Äruiidjciten 2», io de«, «ü und na Pig. nach beiondcrem Larii. AutwärNge Aunrage nur »egen Porauodeaädlung. BelegdliUtcr werden mir L0 Ltg. berechnet. aUopp«« ^ «Rsxä-AILntvl ^ .1 !>?:«>-IIiilv « »u«I ULmIMell« xrNsstv w DMU^ «U»ßx«I - b i W'lvvlitl uns Virol, -iQliIosndtti'rTdtdiv LL, M t nucl I ? Issou orSüllvt - vlLLrrvickru8 Mx kvilerl, 8op!si8li8ll'. r L Nr. 256. Zpiettl: Mac Kinleu 1. Neueste Drahtberichte, Hoinachrichten. Albertinum, Alldeutscher Verband, Fünf Tage Kstail des „Nvrddenlschen Lloyd". Mac Kinlcy ^ Der Präsident der Bereinigten Staaten von Amerika, William Mac Kinlen, ist beute Morgen 2 Uhr verschieden. Die Kugel des anarchistischen Mordbuben, die eine schwere innere Blutung ver ursachte. ist dem Erwählte» des amerikanischen Volkes noch in einem Augenblick zum Verhängnis geworden, wo alle Welt den Präsidenten schon als gerettet glaubte anseben zu dürfen. Der Mann, dessen sterbliche Ueberreste »rin in Buffalo, fern über dem Öcean, auf der Bahre ruhen, darf bei der Würdigung seines slaatsmännischen Wirkens durch die Zeitgenossen einer unparteiischen und gerechten Beurtheilung sicher sein, obwohl er in seiner öffentlichen Thätigkeit dem Auslände viele Wunden schlug Die Triebfeder seiner Handlungen schützt ihn vor unnachsichtiger Härte der Kritik; denn was ihn leitete, war der redliche Wunsch, seiner Nation zu dienen. Diese Ausgabe löste er mit Hille der impulsiven Faktoren, die er in der öffentlichen Meinung seines Landes vorsand, indem er die nach neue» Gestattungen ringende politische und wirthlchastlichc Energie des Amerikanerlhums in ein praktisches Programm hiiieingoß und sie so zwang, statt erfolglos zu verpuffen, eine feste zielbewusste Arbeit zu verrichten, wie etwa der Dampf, der ireigelaffen in die Lüste entweicht, aber in Kolben und Bentile gepreßt und von Menschenhand überlegen gelenkt, gewaltige Wirkungen hervorruft. Wen» Mac Kintey so handelte, >o ist darauf mit vollem Fug das Prädikat einer nationalen Politik vom amerikanischen Standpunkte anzuwenden, und dem muh auch das fremde Nrtheil. soscr» es Anspruch auf geschichtliche Betrachtungsweise erheben will, gerecht werde». William Mac Kinleu wurde am 28 Juni 1814 in Niles im Staate Ohio geboren. Er machte 1801—180.', den Krieg gegen die Südstaaten mit und ließ sich dann als Rechtsanwalt nieder. Im Jahre 1877 wurde er von der rcpnhlikaniichen Partei in den Kongreß gewählt, und dort setzte er im Jahre 1890 den nach ihm benannten Hochichutzrolltarii durch. Bei der Präsidentenwahl I8W wurde Mac Kinleu als republikanischer Kandidat gewählt und 1000 berief ihn das amerikanische Volk abermals mit »och größerer Mehrheit als das vorige Mal in das Weiße Haus zu Washington, Seine politischen Freunde batten die Absicht, ihn auch noch für einen „dritten Termin", wie die Amerikaner sagen, auszmtellen. Daraufhin batte aber Mac Kintey noch kurz vor seinem Tode die bestimmte Erklärung abgegeben, daß er keinesfalls eine dritte Kandidatur annehmen werde. Er handelte damit in lleber- einstimmung mit einer festen Tradition, die sich im amerikanischen Staatsleben demusgebildet hat und kraft deren es nun konstitutio nellen Gewohnheitsrecht geworden ist. das; kein Präsident zum dritten Mal unmittelbar hintereinander das höchste Amt der Nation ausüben darf. In der Verfassung der Vereinigten Staaten selbst ist dieser Fall nrcht vorgesehen: doch vertritt die Hebung hier vollständig die Stelle des geschriebenen Gesetzes, Die eigentliche politische Earriäre Mae Kinlen's begann mit dem nach ihm benannten Hvchschutzzolltarif. Man ist nachträglich mit der Behauptung hcrvorgereten, Mac Kinleu habe damals überhaupt noch io gut wie nichts von wirthichastspolitüchen Dingen verstanden und lediglich dem zusälligen Umstande, daß 'Mac Kinleu damals Vor sitzender der Tariskommiision war, sei es zu danken gewesen, das; der Tarif den Namen des jetzt verstorbenen Präsidenten erhalte» habe. Dieser Darstellung steht indessen entgegen, das; Mac Kinlc» gerade wegen seiner vorhergcgangenen wirthschastspolitische» Thätigkeit zum Vorsitzenden jener Kommission gewählt wurde. Er batte bereits vorher einige Briefe über die Nothwendigkeit einer strammen e! u — „ es Programm, dessen praktische Verwirklichung fortan daS Ziel seines Lebens bildete. Richtig ist. daß der verstorbene Präsident nicht zu den großen Geistern gebürte, die mit eigenen starken Ideen arbeiten und ihrem Volke aus eigener schöpferischer Initiative neue Wege bahnen Auf der anderen Seite war er aber auch nichts weniger als eine bloße Marionette. Vielmehr ist es sein unzweifelhaftes persönliches Verdienst, das; er die wirst, schastlichc Nothiagc seines Landes begriff, das Mittel zur Abhilfe scharfsinnig heraussand und zugleich klar erkannte, daß der natio nale Instinkt seines Volkes verlangte, aus de» Weg geführt zu werden, den Mac Kinleu bereit war. ihm zu wehen. Andere wären vor der Größe der Ausgabe vielleicht zurückgcichrectt, weil sie gefürchtet hätten, sich durch die Empfehlung einer sclmtz- zöllneriiche» Politik die öffentliche Gunst zu verscherzen, Mac Kinleu aber sah nicht nur die Nothwendigkeit eines Umschwunges ein, sondern fühlte auch die günstigen Chancen eines solchen richtig heraus, iammeltc alle ichntzzöllneriich gesinnten Elemente um sich und führte aus diesem Piadc die nationale Arbeit seines Landes von Sieg zu Sieg, von Erfolg zu Erfolg. Eine Besonder heit der wirthschaftspolitischen Bcthätigung Mnc Kinley's war leine Fürsorge für alle Zweige der nationalen Erzeugung ohne Unter schied, Er har durch seine Hochichntzzollpoiitik nicht blos die heimische Industrie entwickelt und, indem er sie absatzfähig machte, auch dem Handel gedient, sondern ihm verdanken auch die Finanzen der Bereinigten Staaten und das ganze amerikanische Kreditwesen einen neuen mächtigen Ansschwung nach einer Zeit längeren Darniederlicgens, »nd -- zuletzt, nicht am wenigsten — bat Mac Kinlen anch die Interessen der amerikanischen Landivirth- ichaft und Viehzucht mit großem Ersolg wahrgcnommen und die Löhne der arbeitende» Bevölkerung sind unter seiner Führung wesentlich gestiegen Das Alles hat dem nationalen Wohlstand der Bereinigten Staaten so reichlich fließende Zuiuhranellen eröffnet, das; heute Amerika sich anschickt, die Rolle des „Wclt- banlicrS" für alle übrigen Staaten zu übernehme». In engem Zusammenhänge mit dieser von Mac Kinleu klug geförderte» wirthichastlichen Animürisbewegung steht die politische Entwickelung der großen transatlantischen Revnblik zum Imverialis- muS, zn der aktiven Anthcilnahmc an der Weltpolitik, Man kan» sagen, daß das Eine mit nattirgeietziichcr Nothwendigkeit ans dem Anderen gefolgt ist. Als die Vereinigten Staaten noch als rein kontinentale Macht von mittlerer wirthlchaftlicher Bedeutung waren, hatte man sic in Europa eine Zeit lang säst vergessen und die Amerikaner fühlten auch selbst keinen Drang in sich, aus dem politischen und wirthichastlichen Halbdunkel, in dein sic standen, derauszntreten. Als dann aber die Mac Kinleu'iche Hochichntz- zollpolitik dcm amerikanischen Volke einen mächtigen Ueberichus; an wirthlchaftlicher und nationaler Kraft gegeben hatte, da erwachte alsbald in der Nation die Sehnsucht, in der Weltpolitik eine Rolle zu spielen und größere Ziele in's Auge zu fassen. Auch viele Regung der amerikanische» Volksseele batte Mac Kinleu begriffen und er zauderte wiederum nicht, den rechten Augenblick zur Ver wirklichung der imperialistischen Pläne thatkrämg zu ergreifen. Dem Kriege mit Spanien war nach der ganzen Sachlage nicht mebr nuszuweichcn »nd so ließ er sich denn, wenn auch persönlich nicht okne sichtliches Widerstreben, zur Hcrgabe 'eines Placet bereit finde». Kaum hatten die Amerikaner den Fuß aus Euba und die Philippinen gesetzt, da traten sic auch schon in Ostasien als gleichberechtigte Macht aus den Plan, und weiter richteten sie ihre Absichten auf die dänischen Antillen sowie auf den Isthmus von Panama: mit den, weltpolitiichc» Drange ging eine Ner schärfung der Monroevoktrin in dem Sinne der ausschließlichen Herrschaft der Vereinigten Staaten nicht blos über den ganzen amerikanischen Kontinent, sondern anch über alle anliegenden Inselgruppen Hand in Hand. Diese Entwickelung hat Mac Kinleu nicht geschaffen. sondern die bereits vorhandene, die aus dem amerikanischen Volke selbst unter dem Einflüsse des wirthichastlichen Aufschwunges hcrauSgewachien war. organisirt und zu seiten Zielen geleitet. Mit Mac Kinleu werden daher Hochschntzzoll und Imperialismus in den Vereinigten Staaten nicht von der Bild fläche verschwinden, sondern aller Voraussicht nach noch weiter aus absehbare Zeit die amerikanische Politik bcberrschen. Der Name Mac Kinlen aber wird mit dem wirthichastlichen und weltpolitische» Umschwünge in den Vereinigten Staate», der sich am Ende de-S 19. Jahrhunderts vollzogen hat, stets in enger Verbindung genannt werde». Neueste Drahtmeld,rügen vom 14 September. Danzig. Der Kaiser begab sich heule Vormittag 11» Uhr mittlest Svndcrzuges von Neusahrwasser »ach dem Danziger Hauvtbahnbofe. wo großer Empfang durch die Militär- und Eivil- behörden slattiand. Auf dem Bahnsteig hatte eine Ehrenwache vom Grenadier-Regiment „König Friedrich I." Ausstellung Lomitiig. 15. September 1961. genommen. In der Feststraßc bewegte sich eine ungeheure Menschenmenge. Die Truppen der Garniio», Kricgervcrcinc und Schulen bildeten Spalier. Das Wetter ist trübe. Danzig. Ter Kaiser richtete nachstehendes Tele gramm nach Buffalo: „Staatssekretär für Auswärtige An gelegenheitcn. Buffalo Amerika . Tiefbewegt durch die Nachricht von dem vorzeitigen Tode des Präsidenten Mac Kinleu. eile Ich, Ihne» die tiefste und herzlichst gefühlte Svmpathic des deutschen Volkes ffir die große amerikanische Nation anszudrücken. Deutsch land trauert mit Amerika um den edlen Sohn Amerikas, der in der Erfüllung seiner Wicht gegen sein Land und sein Volk sein Lebe» verlor, (gez.) Wilhelm." — AnFrau Mac Kintey: „Die Kaiserin und Ich selbst bitten Sie, den Ausdruck Meiner aufrichtigsten Trauer bei dcm Verluste entgegenzunehmen, den Sie durch den Tod Ihres von ruchloier Mörderhand gefallenen ge liebten Gatte» erlitte» haben. Möge Gott, der Ihnen io manches Jahr des Glückes an der Seite des Dahingeichiedencn schenkte. Ihnen die Kraft geben, um den schweren Schlag zu verwinden, mit dem er sie heungeiucht bat. igez.s Wilhelm," Fra n ks» rt n M. Indem aus der Großen Friedberger straßc gelegene» Hanie der Trogen- und Materialwaarenhandlnng von Glocke ». Ticharnke erfolgte beute Morgen eine Benzin ervloslo n', wodnrch das Haus stark beschädigt wurde. Bis Mi Uhr wurden 1 Tobte und ein Verwundeter nus dem Hanie befördert. Ei» Vorübergehender wurde durch die Erplosion über die Straße ge schlendert und sofort grtödtct In dem gegenüberliegenden Geschäftshaus«: von Hermann Schmoller u. Eo. wurden durch die Ervlosion säst inmmtliche Fenster'cheibcn zertrümmert. Tic Feuer wehr und die Rettungsgesellichast waren sofort zur Stelle, M era n. Ein mit einem schweren Gewitter verbundener Wolkenbrnch richtete in der Stadt große» Schaden an. Die Wossermenge erreichte stellenweise eine Höhe von 7 Mctcr», Madrid. Nach einer Tevciche aus St. Sebastian ist der Dolmetscher der Gesandtschaft in Marokko mit einer Note Spaniens und einer Kollekiivnote der Mächte für den Sultan von Marokko nach Maccates abgegangen. London. General Butler ist zum Kommandcur des nach dcm neuen Resormplan in Aldcrihot gebildeten Armcckorvü er- nannt worden. London. „Tailu Mail" meidet aus Kapstadt unterm 28. August: Die Lage in der Kapkolonic ist höchst düster. Im Innern des Landes schließen sich ganze Feldkornetschaften dcm Feinde an. Heute trifft die Nachricht ein, daß der ganze Nord- westcn, alio Theile der Bezirke Fraserburg, Willislon, Sutherland, Earnaroon. Baurhvnsdors und Clamvilliam, in offenem Ausruhr sei, j London. Dem kleinen Pctroleumdamvfer „Deutschland" > der Deutsch amerikanischen Petroleningcsellichaft. der sich ans der l Fahrt von Rotterdam nach New Vork befand, ist bei St. John die Schraube abgebrochen. ! Halifa z. Der Dampfer „Erik" mit Frauicin Pcaru. einer Tochter des N ord p o I sa h rers Pcaru. welcher bei ausgezeich neter Gesundheit am Kap Sabine überwintert, ist bierber zurück gekehrt. Sie berichtet, das Schiff habe die äußerste Norvwinc des grönländischen Archipels umfahren und seine nördliche Breite von 88 Gr. 10 Min. und 30 Sek. erreicht. Es werde beabsichtigt, im nächsten Frühiahr den Versuch zu machen, den Nordpol zu erreichen. New Aork. Die Anklage gegen Joh. Most gründet sich lediglich ans einen Artikel der ^Freiheit" vom 7. September. Der Pvlizcirichtcr bat die Verhandlung auf Montag vertagt. Most konnte keine Bürgschaft leisten »nd wurde in's Gefängnis; zurnckgefnhrt. W a sh ingto n. In der amtliche» Meldung über das A b - leben dcS Präsidenten Mac Kinleu wird als Zeitpunkt desselben 2,l."> Uhr Morgens angegeben. Buffalo «'Priv.-Tel.s A>S Mae Kinlen suhlte, daß seine Kräfte abnahmen, bat er. seine Frau möge kommen. Frau Mac Kinleu verblieb ll'e Stunden am Sterbebette. Hand in Hand mit ihrem Gatten, der sic zu trösten Nichte und sagte: „Gottes Wille, nicht der unierigc geschehe" Mac Kinleu's lebte Worte waren: „Näher, mein Gott, zu Dir. und sei es anch ich,»erstich, ist mein beständiges Gebet," Dann flüsterte er noch vor sich hin: „Wäre ich zu Hanie und frei von Sorge," — Als die Nachricht Kunst «nd Wissenschaft. 4* Wochen spiclplan der Königs. Hoftheatcr. Obern- Haus. Sonntag: „Der polnische Jude". Montag: Geschlossen. Dienstag: „Das Rheingold". Mittwoch: „Der Barbier von Sevilla". Donnerstag: „Die Walküre". Freilag: „Rigolctto". Sonnabend: „Siegfried". Sonntag: „Aida". - Schauspiel haus. Sonntag: „Tartüff" «neucinltudir»: „Ter eingebildete Kranke" (neu cinstudirt). Montag: „Glück bei Frauen". Dienstag: ^Der geheime Agent". Mittwoch: „Das Käthchen von Heilbronn". Donnerstag: „Hcrostrat" (zum ersten Male). Freitag: „Tartüss": „Der eingebildete Kranke". Sonnabend: „Herostrat". Sonntag: Zur Vorfeier von Körner's Geburtstag: „Znnn". , 7* Tou 1 ouie - Lautres. der geniale Karrikaturist und Placatier, der u. A. durch leine intercssanteii Lithographien, die im vorigen Winter ini „Säcbi. Kunstvcrcin" ausgestellt waren, sich auch in Deutschland einen Namen gemacht hat. ist in Paris im Irrenhauie im Alter von ttö Jahren gestorben. Er stammle von der berühmten Familie der Grasen von Toulouse ab. die sich mit den Königen von Frankreich öfters verschwägerten. Die aristokratische Abstammung sah man freilich dein Künstler nicht an. denn er war ein mißgestalteter Zwerg mit großen« dicken Kopse. Er verkehrte nur aus den Höhen des Montmartre und fand dort die Modelle für seine genialen und oft schrcckenerregendcn Karrikn luren, die in allen Pariser Witzblättern Aufnahme fanden. Am bekanntesten wurde er durch die Assichen, die er für das O'abarot artistlguv von Aristide Bruant zeichnete. Er versuchte sich auch in der Oelmalerei. aber mit weniger Glück, und hinterläßt gegen vierzig Bilder. Die Trunksucht führte ihn zwei Mal in'S Irren haus und beim zweiten Mal auch zum Tode. Fünf Lage Gast des „Norddeutschen Lloyd". m. An Bord dcS ,.Kronprinz Wilhelm". In der Zwischenzeit batte auch auf dem „Kronprinz Wilhelm" reges Leben geherrscht, lieber 1000 Besucher waren aus Bergen gekommen, uni sich unseren stolzen Dampfer anzusehc»: sogar die «schulen hatten deswegen „Ferien" erhalten, wovon ivir den Hoch genuß in Form eines endlosen HurrahgeschreiS der lieben Jugend, die alle Straßen krönte, zu koste» bekamen: selbst die italienischen Offiziere fehlten nicht und sprachen sich in Ausdrücken der höchsten Bewunderung über die Vollkommenheit oller technischen Ein- rkchtnngen ans dein Koloß nuS. die in ihrer Gcsammtwirknng immer wieder die Ueberzeugung bekräftigen, daß der Lloyd hier etwas geschaffen hat, das gualitatiu ein >on plus ultra darstellt. Doch da tönt die Dainvfpfeite zum letzten Mal: »och ein wehmüthiger Abschiedsblick aus die schöne Stadt, in der die Zeit uns viel zu mich verflossen war. und schon durchttog das Schiff das eigenthümliche Erzittern, das den Gang der Maschine anküudigt. Kaum waren wir aus den schützenden Felsen der norwegischen Küste heraus, da änderte sich das bisher io ruhig gewesene Sec- bild: die Wogen gingen höher und höher und wir lernten nun das Rolle», Stampfen und Schlingern kenne», das die Magen- nervcn so rebellisch mackst. Ein seiner Rrgcn sprühte auch her nieder und die Sec ließ jede Rücksicht sahrcn, indem sie zöchend eine Sturzsee »ach der anderen über nnS hinaoß. Bald lagen überall „Leichen" umher, die dem fcmnisch lächelnden Neptun oas Würgopfer brachten, und als Herr Generaldirektor Wiegand beim Diner die Häupter seiner Lieben zählte, da mußte er die Reihen auffchließen lassen, so klaffend waren die Lücken, die allüberall unter den sonst io wackeren Essern gähnten. * Ein spannender Moment war cs, als wir auf hoher See die italienischen Schulschiffe überholten, die vor uns aus Bergen ab- gcdampft waren. Dir Mannschaften der Italiener waren „auf geentert". d. h. sie standen in Positur in der Takelage, und liniere SchiffSkavelle ließ grüßende Weisen hinüber schallen. So zogen wir vorbei in schlanker Fahrt, und bald waren die Italiener am Horizont verschwunden. Ich stand noch „seefest" bis weit in die Nacht hinein auf dem obersten Deck »nd blickte mit Ehrfurcht zu der gebietenden Gestalt unseres Kapitäns Stürmer empor, der ganz auSsieht wie ein kommcindicender General: in Wirklichkeit ist er ja auch etwas Aehnlicbes, ja nocb mehr. Wenn er oben auf seiner Brücke steht und den Lauf des Schiffes lenkt, ruht eine Ver antwortung aus seinen Schultern, die einen gewöhnliche» Menschen erbeben machen würde. Die Kapitäne unserer deutschen Handels marine sind aber durchweg wahre Helden und von jenem todes- , der sie lieber mit ihrem Schiffe untergeben als " ' So war es imtthiaen Schlage. , es selbst in der letzten äußersten Noch verlassen beißt. anch mit dcm Kapitän der s. Z. im Kanal nntergegaiigencii „Elbe", den der englische Lootic vergeblich zur eigenen Rettung zn bewege» suchte. Der Kapitän blieb aller Bitten ungeachtet aui der Kommandobrücke und sah dcm sicheren Tode gefaßt in's Auge. Da brach der Lootsc beim Scheiden, hingerissen von solchem Herois mus. in die vewundernden Worte aus: -,Vc»i ciio a hyw. eaptain !" „Sic sterben wie ein Held. Kapitän '" So sind sie alle uiiiere deutschen Kapitäne, und deshalb fühlt sich das reisende Publikum auch so ungemein sicher in der Hut ivlchcr tüchtiger- wahrhast wackerer Männer. Während ich io meine» Gedanken nachhing, ging plötzlich ein langgczogencs Pfeife» durch die Lust und als ich mich »ach der Ursache nmjehen wollte, bekam ich auch schon die leuchte Antwort: eine mächtige Svritzwelle. die direkt vom Bug aus üver das Schilf stürzte, faßte mich scheitelrecht und dnrchnäßlc mich vom Kops bis zn den Füßen, io daß ich ichlcnnigst in die Kvie rclirircn inußtc. Ta nahte aber auch alliogleich die Katastraphc, indem die cigenthümlich beklemmende Luit, die selbst in io vorzüglich ventilirtcn Schiffsräumen, wie der „Kronprinz Wilhelm" sich deren rühmen darf, nicht ganz zn beseitigen ist, prompt ihre Wirkung tbat und mich den übrigen Opfern des Meergottes nachschicklc. Die Leiden der Seekrankheit wurde» übrigens den Fahrgästen wesentlich gemildert durch die fürsorglichen Aufmerksamkeiten der Stewards, die überhaupt »i jeder Beziehung in ihrer Art ein ElitekorPS daistcllen: jeder Mann ist höflich, dienstfertig und zuvorkommend bei allen Gelegen Heiken und niemals sah ich ein verdrossenes Gesicht unter den Leuten, auch wenn der Dienst die höchsten 'Anforderungen an die Einzelnen stellte. Die Stewards haben die Besonderheit, daß sie zugleich Musiker sein und die Schiffskapclle bilden müsicin Jede» Vonnittag von 10 bis 11 Ubr eoneertirc» die dienstfreien Stewards ans dem Promenadendeck und bieten den Fahrgästen manchen hübschen Ohrenschmaus, der insbesondere anch auf die durch die Seekrankheit erschlafften Nerven höchst anregend cinwirkt. Ter hohe Seegang und der Sturm dauerten die ganze Nacht an und die Wellen hausten io ungeberdig, daß ma» manchmal das Gestühl hatte, man würde aus der Bettstatt herauSgeschleudctt werden. Dazu machte sich Nebel ans. in den die Damvfsircne unaufhörlich von Minute zu Minute ihre» warnenden Hcultvn hinausfanchrc. Dienstag früh heiterte der Himmel sich wieder am
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