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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.09.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19000915021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1900091502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1900091502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1900
- Monat1900-09
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Die „Mornina Post" meldet aus Peking vom 3t. v- M.: Als die Mandschn-Minister gestern die Gesandtschaften besuchten, nm für die Wiederherstellung der Ordnung in der Stadt und im Palast zu danken, wurden sic in der deutschen Gesandt schaft nicht empfangen. Washington. Li-Hnng-Tschang tclegraphirte an den chine sischen Gesandten, das; er Shanghai heute zu verlassen gedenke und sich nach dem Norden begebe. Dies wird durch ein Tele gramm des amerikanischen Konsuls, das gestern beim Staats departement einging, bestätigt. Shanghai. Admiral Huang und General Li. Oberbefehls haber der Streitkräfte zu Wasser und zu Lande in Nanpang, Beide sremdenfeindlich, wurden kürzlich zu dem Vicckönig berufen, um mit ihm über Vertheidigungsmasmahmen zu berathen. Beträchtliche Menge» militärischer Borrüthe wurden aus dem Arsenal von Kiangwan nach Nanking geschickt. Shanghai. Nach Meldungen aus Tschinting-Suifu (im Westen der Provinz Sz'lichwan) wurde daselbst Ausländern ge höriges Besitzthum ausgeplündert und niedergebrannt. In Saifu wurden alle Ausländer aufgcfordert, sich unter behördlichen Schutz zu stellen. Shanghai. Die Chinesen haben grobe Truppenmassen in den westlichen Provinzen cmfgebvtcn. Der Tartcircngeneral Chankeng wurde zum Oberbefehlshaber dieser und der Streitkräfte in Pctschili ernannt. Er soll sic versammeln, »m einem er warteten Angriff der Russen zu begegnen. Der Befehlshaber der Jangtse-Truppen. Chengrenping, ist mit der Streitmacht aus Fühlen in Chingkiang eingctroffen. Shanghai. Eine nach Paotingfn bestimmte militärische Expedition ist letzten Freitag von Peking abgegangen. Eme andere Expedition hat Tientsin verlassen, um die Boxer im Gebiet südwestlich von Tientsin zu zerstreuen. Tokio. Aus Peking wird gemcldct: Der Kaiser von Japan hat seinen Adjutanten General Okaznwa »ach Nordchina geschickt mit einer kaiserlichen Botschaft a» die japanischen Truppen und die dorthin kommandirtcn Eivilbeamteu, nach ocren Gesundheits zustand sich der Kaiser erkundigt. Der General war die ihm vom Kaiser übergebenen Gaben, bestehend in etwa 10.000 Flaschen Wein und Mineralwasser und 750.0M Cigarren und Cigaretten an die Truppen zu tierihcilen. Die Sendung des Mineralwassers erfolgt auf kaiserlichen Befehl in Anbetracht des schlechten Trinkwassers aus deni Kriegsschauplatz. Tokio. Aus Taku wird gemeldet: Nach der Einnahme von Peking hatten sich die in Peking und in der Nabe von Peking befindlichen kaiserlich chinesischen Truppen zurückgezogen. Die Boxer blieben aber uni Tientsin herum. Die Einwohner von Tschenghai, südlich von Tientsin, haben nun die provisorische Verwaltung gebeten, tausend Mann japanischer Truppen zur Unterdrückung der Boxer zu schicken. Darauf verliehen am 8. d. M. die Alliirtcn in Stärke von 3000 Manu Tientsin, um gegen die Boxer vorzugehen. — Es wird berichtet, das; der Kaiser Paotingsti zu seiner provisorischen Residenz gemacht habe, aber der Hof sei bereit, nach Schansi zu flüchten, falls dies durch die Umstände nöthig werden sollte. Tokio. Die politische Lage in Peking ist wenig verändert. Die Russen beginnen mit der Räumung der Gesandtschaft und Kunst und Wissenschaft. Im König!. Schauspiel banse gebt Sonntag, den 16. d. M. neu einstudirt das vieraktiye Bvllsstück „Haie mann's Töchter" von Adolph L'Arronge m nachstehender Be setzung in Scene: Haiemann—Herr P. Ncumann: Albertine— Fr. Wolfs: Emilie—Frl. Gasny; Rosa—Frl. Scrda; Franziska—Frl. v. Pindo; Knorr-Herr Gunz: Körner—Herr Blankenstein: Zinnow—Herr Rene: Klinkert—Herr Husf; Frau Klinkert—Fr. Hildebrandt; Gieseke—Fr. Firle; Klein—Herr Gebühr: Seiler—Herr Eggerth; Anna-Frl. Schcndler: Martha— Frl. Leder: Fritz—Frl. Griebel; Lohmann—Herr Olbrich; Barttch-Herr Walther. ff* König!, -jdofschanspiel. Die erste Premiere der neuen Spielzeit bedeutete eine litterarilchc Thal: die Erstaussübrung von Hebbel's .Maria Magdalene". Ein außerodcntlicker Erfolg lohnte das in jedem Falle löbliche Beginnen, den Nibemngendichter, der ein Menschenalter lang nicht Heimathsrccht mit seinen Dramen auf der deutschen Bülme finden konnte, mit einem seiner hier noch unbekannten Werke zu Worte kommen zu lassen. Ter Beifall, der nach dem ersten und zweiten Alte die Darsteller immer auf's Neue vor die Gardine ries, hatte beinahe etwas Demonstratives — es klang aus chm wie das Bestreben, dem Dichter eine lang vorenthaltene Ehrenschuld doppelt hcinizuzahlen, — ia sogar der letzte Akt, der des Erassen säst zu viel häuft und in das resianirte „Ich verstehe die Wett nicht mehr" trostlos aus- klingt, blieb nicht ganz ohne Applaus, wenn auch die Mehrzahl der Zuhörer das Haus in jenem Zustande verlieh, den Laube einmal als .niedergedonnert" bezeichnet, lieber das Stück selbst, mit dem sich die kritischen Akten der litterarischen Rechten und Linken längst abgefunden haben, ist nur weng zu sagen. Es ist in der Reihe der vollendeten großen Bühnenwerke Lebbel's, abgesehen von dem romantisch burlesken „Diamant", das dritte; es ist im Jahre 1811 begonnen und im Jabre 1843 zu Kopenhagen und Paris vollendet, um 1844 in der Buchausgabe mit einer poetischen Widmung an Christian VIII. von Dänemark, dem der Dichter für ein Reise stipendium zu Tank verpflichtet war, und einem stilistisch recht verunglückten, ästhetisch-philosophischen Vorwort bei Hossmann u. Campe in Hamburg zu erscheinen. Aufgesührt ist das Drama, das ursprünglich nach seiner Heldin „Klara" hieß, zum ersten Male im Oktober 1846 zu Leipzig unter Marr's Leitung, und zwar mit großem und tiefem Eindruck, der dem Werke schon damals einen nicht unbeträchtlichen Erfolg sicherte, zumal auch die Fachkritik energisch für „Maria Magdalene" eintrat. Unter dem Schwall der französischen Jniportwaare. mit der nach 1870 unsere Bühnen überschwemmt wurden, ist das Stück dann vergessen worden, bis man sich in der Mitte der achtziger Jabre wieder auf die realistische Meisterschaft Hebbel s besann und ihn als eine Art Vorkämpfer für die Jungen gerade M diesem Werke in'S Treffe» fühlte. Die Bedeutung d«S Dramas Wien. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Jaslo, Kaiicr Franz Josef habe zu dem Obmann des Polenklubs. Javorski, gesagt, die Auflösung des Reichsrcilhes und die Ausschreibung der Neuwahlen iei das letzte verfassungsmäßige Mittel, das die Ne gierung anwendc. Marseille. Die Heizer. Kohlenvcrladcr und Matrosen drohen neuerdings mit Ausstand, wenn die Rheder die angeblich übernommenen Verpflichtungen nicht cinhalten sollten. London. Tie Vereinigung der Banmwollspinncr in Manchester hat ein Rundjchrcivcn au ihre Mitglieder gerichtet, in welchem sie ihnen empfiehlt, wenigstens au 12 Wochentagen im Oktober die Arbeit in ihren Betrieben ruhen zu lassen. K onstanti» opcl. Tie österreichsich-ungamche Botschaft verständigte die Pforte, das: das Wiener Kabinet bereit iei. die seit mehreren Jahren unterbrochene» Bcrbaudlungcn zum Abschluß eines .Handelsvertrags zwischen Oesierceich-Niigarn und der Tückci wieder auszunehmen, mit dem Beifügen, daß die Pforte vorher mehrere seinerzeit unerledigt gebliebene Tciaiffragcn des Wiener Kabinets beantworten möge. K o iisto n t in o p e l. Bor einigen Tagen wurden zahlreiche griechische Unterthancii hier unter dem Vorwände verhaftet, Sammlungen für die „Ethnike Hetairia" sd. i. die geheime Ge sellschaft. auf deren Betreiben seiner Zeit der griechisch türkische Krieg in's Werk gesetzt wurde) zu veranstalten. Ter griechische Geschäftsträger hat in der Angelegenheit einen Besuch beim Minister Tcwsik Pascha gemacht. Bukarest. Ter Minister des Innern richtete ein vertrau llches Rundschreiben an alle Präfekten, die Beamten bulgarischer Nationalität durch Rumänen zu ersetzen. Die Eiienbahii- verwaltnngen wurde» beauftragt, angesichts einer möglicherweise bevorstehenden Mvbilisirung eine kritische Musterung ihres Babn- Personals vvr;niiehmc!i. Die Türkei zieht an der bulgarischen Grenze bei Serres ein Armeekorps zusammen. In Jassv wurde der Bulgare Gcvrgicw, bei welchem wichtige Briese in »Sehen» schrist vor gesunden wurden, verhaftet und »ach Bukarest transportirr. Budapc ft. Sehr großes Aussehen erregt eine scharfe Rüge, die der Kaiser dem Erzbilchos Stadler von Sarajevo crthcilt hat, weil dieser anläßlich LcS Agramer Kalholikciftages eine» Trink sprnch aus die baldige Bereinigung Kroatiens mit Bosnien und der Herzegowina ansbrachte. In dein Schreiben, das der Direktor der kaiserlichen KabinetSkanzlei Ritter v. Schießl an den Erzbischof gerichtet hat, wird dieser darauf aufmerksam gemacht, daß der Gegenstand des Trinkspruches kein kirchlicher iei und nicht in seinen Wirkungskreis falle, sondern zu den Hoheftsrechtcn des Kaisers gehöre. Dem Erzbischof wird im Allerhöchsten Aufträge die Mahnung crtheilt. sich sowohl in seinen Aeußerungen wie in seinen Handlungen in Zukunft von den politischen Fragen fern zu halten. Das „Ung. Korr.-Bur." bemerkt zu der Angelegenheit: „Wie in politischen Kreisen verkantet, richtet sich die in dem Schreiben ent haltene Mißbilligung ausschließlich gegen die großkroatische Agika tion, die unter dein Patronat jenes Kirchensürften seit längerer Zeit betrieben wird. Das Schreiben ift auf eine spontane Ent schließung des Königs znrückzusiihren." ^ Budapest. Tic gesammte Presse erörtert das Schreiben aus der Kabinctskanzlei an den Erzbilchos Stadler. Ucberwiegenv geht die Meinung dahin, das Schreiben bedeute eine allerhöchste Anerkennung der Regiernnasgrnndsätze der Kallay'schen Benvnlt- ung, die durch Zusammenfassung aller Kräfte die Regenerirnng des Landes mit Erfolg betrieben habe, während Stadler's südilavsschc Propaganda und dessen Proielyteneifer diesen Bemühungen Hinder nisse bereitet und vielfach Bennrukignng licrvorgcruien hätte. Lonnaliend, 15. September 1900. Ocrtlikhcs und Lächsischeö. Dresden. 14. September. —" Sc. Majestät der König erthciltc heute Vormittag im Schlosse zn Pillnitz dem Kaiserlichen Oberpostdirektoc Richter, dem Königl. Kammerhcrrn wahrer v. Sabr aus Ehrcnberg und dem Pcipstl. Kammerhcrrn und Königl Hofkaplan Klein Audienzen. Elfterer meldete sich als Vorstand der Kaiserlichen Oberpostdirektion Chemnitz. Vom Herrn v. Sahr nahm Se. Maiestät die Meldung als Verweser des weltadeligen Fränleinstifts Joachimstein ent gegen und Herr Hoikaplan Klein stattete Sr. Maiestät den Dank ab für ein ihm verliehenes Porträt. —' Zum gestrigen Abcndtiich bei Ihren Königliche» M a j c st äten war der als Erzieher Ihrer Königl. Hoheiten der Prinzen Georg und Friedrich Christian kommandirte Hanprmann Freiherr - Bvrn nebst Oiemahlin mit Einladung ausgezeichnet worden. —' Sc. Grvßherzvgliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden wird morgen Mittag zn Bestich bei Ihren König lichen Majestäten im Schlosse zu Pillnitz eintrcssen. —* Se. Erretten; der preußische Gesandte Wirkt. Geh. Rarh Graf t>. D ö n hoss hat sich nach Berlin begeben. * In der gestrigen Stadtverordneten-Sitzung wurden zunächst mehrere Wahlen antragsgemäß erledigt und als dann der durch Einrichtung elektrischer Beleuchtung in der städtischen Gewerbeschule entstandene Mehranswand von 17,875 Mk. aus Anleihcmitteln bewilligt. Hieran! genehmigt man den Nachtrag zn den Verträgen mit den beiden Slraßenbalm-Gescllschasten über Abgabe clektrsicher Kraft znm Straßenbalmbetricb. — Kollegium erlheilt gegen ! Stimmen seine Zustimmung dazu, daß die in dem Neubau des Herrn Baumeisters Evlditz. Dnppelstraßc 21, an gebotenen Räume vom 1. Avril iOOl ab zur vorläufigen Unter bringung der ;n Litern 1001 zu eröffnenden dritten Meustädter Realschule nm einen jährlichen Miethzins von 7500 Mk. nach Maßgabe des vorlieaendcn Miclhvertrages crmiethct werden. Au» einen Einbalt des St. B. Schumann, der Neubau, weicher jetzt noch im Grnndban ist. könne bis zn Ostern nicht austrocknen, erwidert Referent St.-B. Tictz, die Stadt iei nur dann vervftichtet. das fertig gestellte HauS zn beziehen, wenn der Htadtbezirksarzt keine gesniidbeitlichen Bedenken habe. Die St.-B. Richter. Wiednc'r imd Tr. Hackel äußern jedoch wiederholt Bedenken gegen die rasche Herstellung des Baues. Stadtrath Fischer verweist ans frühere Vorgänge und Oberbürgermeister Beutler betont die Tringlichkcistder Einrichtung einer neuen Realschule in der Neu sladt. Mehr als hundert Söhne Dresdner Bürger seien setzt wegen Ucbcrfiillnng der bestehenden Anstalten abgewiesen worden. Die neue flämische Realschule, bis Ostern 1002 herzustellen. sei ganz unmöglich, da noch kein Plan und kein Ausickußgutachten vor siege außerdem handle es sich um eine Doppelschule. Ein von St. B. Schumann gestellter Antrag. ..das Ausichußgutachten ab zulehiien, dagegen de» Rath zu ersuchen, den Neubau einer Real schule in der Neustadt ans dem dazu bestimmten Bauplatz stieben der Dreikönigs'chule) io weit in die Wege zu leiten, daß derselbe Ostern 1002 besucht werden kann", wurde mit großer Mehrheit obgelehnt. — Ferner-bewilligt man die Begründung mehrerer neuer Stellen, eine Unterstützung von 200 Mk. jährlich an den Verein fiir sächsische Volkskunde, von :M Pik. jährlich an den Ausschuß für den Arbeitsnachweis der deutschen Gewerkvereine und evan gelischen Arbeitervereine, von 600 Mk. an den Stadtverein für innere Mission zur Unterhaltung seines Kindergartens. von1200Mk. an den ersten TrcSdncrFranenvildimgsvercin. — Kollegium ertheikt ferner seine Zustimmung dazu, das; das Marktamt vom 1. ^cvtember d. I. ab aufgehoben, dessen Geschäfte der Hanvtmarktstelle über tragen und bei die»er deshalb eine neue Anfseherballe begründet ist heute vorwiegend eine litterarhistorischc; denn „Maria Magda lene" hat als die wichtigste Etappe auf jener Linie zn gelten, bie von dem bürgerlichen Trauerspiel dcS 18. Jahrhunderts, als dessen vollendelster Typus Schiller s „Kabale und Liebe" hervorragt, zu dem Gescllschnstsstnck unserer Tage führt. Lag in der Tragödie des großen Marbachers noch der Bnrgerstand im Kampf mit den Privilegien der herrschenden Klassen, so hat in seinem Trauerspiel der geniale Wesselburener Schreiber die Tragödie des BnrgcrthnmS selbst gedichtet, dessen Moral in ihrer Gebundenheit und Einseitig keit den tragischen Konflikt mit Nothwendigkeit bedingt. Dabei liegt die Grundidee des Stückes darin, wie Fr. Th. Bücher, der größte Aeslhctiker unseres ausgehenden Jahrhunderts, schon 1817 (Saiwepler's .,Jahrbücher der Gegenwart" 1817. v. 119 f.) in geistvoller Analyse nacbaewieseu hat, daß die beschränkte, schroffe Ehrenhaftigkeit des Vaters die Verstrickung des weiblichen Herzens in eine sühnbare Schuld unlösbar mache, wodurch dann bei der ersten Schwierigkeit ein ganzes Familienleben zn Grunde geht. Die Personen des Dramas haben nach des Dichters eigenen Worten lvcrgl. „Tagebücher" unterm 8. Dezember 1813) eigentlich alle Recht. Daß dem so ist, und daß sie trotz ihres vermeintlichen Recht- Habens und Nechtthnens dcnnvchAllezu Grunde gehen — ein Ansyang, der wutatis mutanciis sich mir mit dem Schluß der Shakespeare schen Hamlettragödie vergleichen läßt —, dafür lassen sich eben nur die konventionellen Lebciisanschauungen einer bestimmten Zeitepoche verantwortlich machen, mit denen der Dichter in so erschütternder Weise sich auseinander setzt. So erscheint Hebbel bereits in den dreißiger Jcchren mit seiner „Maria Magdalene" als ein Prophet der „humanen Revolution", als deren Messias im modernen Drama fünfzig Jabre später Henrik Ibsen auftrat, um mit allen Mitteln einer exakt geschulten Psychologie und Dialektik die Wurzeln der Zersetzung unserer Gesellschaft iiachruweisen. Doch liegen die künstlerischen Vorzüge bei Hebbel offensichtlicher zu Tage, als in den Werken des nordischen Magus. Namentlich die scenische Oekonomie, die hinreißende Energie der Komposition, die meisterliche Charakteristik jeder einzelnen Person und der wunder bar gedrungene, machtvolle Stil erheben das Werk auf eine so hohe Stufe, daß alle Bedenken gegen das Sujet und seine herbe Ausgestaltung der litterarischen Tbat Hebbel's nichts von ihrer Bedeutung rauben können. Von besonderer Wirkung ist in der Nug berechneten Bewegung, mit der die Fabel von der Exposition durch die Verwickelung bis zur tragischen Katastrophe geführt wird, der ja schon der Antike bekannte technische Kunstguss, daß eine so wichtige causa, szzons des Dramas wie Klara s Fall bereits bei Be ginn des Stückes als geschehen dargestellt und erst in seinem spateren Verlaufe motivirt »»o aufgeklärt wird. So sichert sich der Dichter durch den analytischen Gang der Handlung die volle Theilnahme der Zwchauer bis zum letzten Augenblick, da erst dieser eine genügende Aufklärung des Geschehenen bringt. Freilich -gegenüber machtvollen Vorzügen dürfen zwei Einwände nicht versch .„ werde»: das Loustmirte des Werkes in seinem Verlause und das I Magdalene' Geschranvie für seine wichtigste Voraussetzung, für Klara's Fall. Nnr schwer wird der Dichter einen uiibesairgenen Zuschauer zn dem Glauben bringen, daß ein Mädchen von der Wesensart Klara's sich einem so wenig sympathischen Verführer wie Leonhard gerade in dem Augenblick hingiebt, da sie ihren Jugcndgeliebten nach langer Trennung wiedersieht, noch weniger aber zu der Ncberzcugnng, daß die Hausung des Unglücks, das über das Haus des brave», aber wunderlichen Meisters Anton hercin- bricht, eine tragische Nothwenigkeit und kein trauriger Zmall ist. — Die Aufs n hriin g des Stückes setzt für jede Rolle erste künstlerische Kräfte von einer besonderen persönlichen Note voraus., die in der gewünschten Anzahl kaum eine deutsche Bühne bei-, sammen haben dürfte: auch die nnsrigc nicht. Wenn dennoch gestern. Donnerstag Abend, der Eindruck deS Stückes ein so tiefer war. so ist das dem heißen Bemühen aller Darsteller zu danken, nach Möglichkeit auszugchen i» ihren ebew'o schwierigen, wie undank baren jchnnspieleriichenAnfgaben. Am meisten gelang das Frau Sam bach als Klara. Anfangs war die Künstlerin von einem unleidlich falschen Pathos, von einer Gespreiztheit, die dem schlichten Wesen der Heldin schnucrstracks zuwider lies: aber nach und nach fand sic den echten Herzenston wahrer Leidenschaft, um im dritten Akt. ge tragen von dem Genie des Dichters, ein Bild menschlichen Jammers von ergreifendster Eindringlichkeit zu geben, das unbedingt erschütternd wirkte. Umgekehrtes war bei dem Meister Anton des? Herrn Winds zu konstatiren. Er war im ersten und zweiten Akte, da wo es den eisenköpfigen Kleinbürger, den Mann der eng herzigen Philistermoral zu betonen galt, ausgezeichnet und über-: raschte durch eine gewisse Größe in der starren Linienführung seiner Charakteristik. Im dritten Akt, da Meister Anton in einer: einzigen kurzen Scene den ganzen Schluß des Dramas halten soll, war der Künstler dagegen merkwürdig nüchtern, in Sprache und ms ^reireiar, ocm namenuicy ocr criie ruinn gezeichnet gelang, »nd Frobösc, dessen Karl von listischen Lottrigkcit in Sprache und Haltung Gnmand. die der kleinen, aber bedcutimgsvollcn falschen Stolz rühmen dürfen, standen mit s?eißigen Leistungen zur Seite die Herren Wiene als Leonhard, der vor Allem im stummen Spiele seiner großen Sccnen von hoher Bcredtsamkeit war, Rens als Sekretär, dem namentlich der erste Austritt mit Klara aus- ' von einer fast natura > „ war, sowie Frau bedeutungsvollen Rolle der Mutter nach Kräften gerecht zu werden sich mühte. Herrn Lewinger' s Regickunst hatte für ein intimes und stimmungsvolles Milieu Sorge getrogen, und das Spiel aller Mttwirkenden sorgsam ab-! getönt: nur das Tempo schleppte, namentlich i» ersten Akte,) bisweilen gar zu sehr und verlängerte unnütz die Aufführunasdane, des Werkes um eine halbe Stunde. — Die Wiederholungen deSs diesen > Dramas werden es zu beweisen haben, ob Hebbel bei uns verschwiegen besser als an anderen Bühnen gelingt, mit seiner „Maria! ist , - >i i ! - > ---.is festen Fuß zu fassen..
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