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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010127010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901012701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901012701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-27
- Monat1901-01
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.01.1901
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öerugrgebahr: «Meliirlnlliti i Mt «o Vs«.: »mL die Voll» M. Die -k retdmr diachrtckten' Eetncn >i»U« dir Brzirher i» Dierdcn und der »Elen Umsebun». ro dir äunaaun, durch ctarne Boten otrrtomnnliwnLrr ersvlal. erliaNe» t»r Bla» an Wockienlagkn. die n Liaui Sonn- »derSeierlase l«I,en. Ul,«» rdkilnudaaben Bdeud» und Morgen« «uaelirlll. «t, RMade rinueiandler ELrttt- dülte leine Berbindlichleit. 8erni»rechanichlud: «um I N». u und Nr. «VVS. Iele»ramm-8drelle: Nuchrichtru Dresden. Se-rünkel 1856 ÄL L«. Hoklieknrrtvteu Lr. vkajesILt üe« von paeksen. L7LoosI»ckoLl, L7»e»os, Dsssv^H». tümrslvyrliiiuf Idee»«!«», ^lliii»nl»t 2. Telegr.-Adresse: Nachrichten. Dresden. ltligo üonck Uuklieksrnnt ! 8e«8lr. 4, Lick« Lakusx. -strilwple r. -Lr^e, z, -llLliäsekuds -Vsdersedrrdv ^ r/n tsL'^ö oLv E kjedlelei ^ Vtill Or»VLttv>» ! VoUstäiieNsv «Isv-. . .. ^iisriiVliiNKvi» liolorl N liimLv, 4ltiuarlt1, Hr»tl»I»au«. 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Iannar NW1. 1?Vr <j»o Z/onake «m? aüoun!>er» ck»e Iieser r» ^/V5//s-7 ////// Ä-zv/Zs/k ier cker //att^kALsc/ta/^sskc^« L/an'ensk»'. ^6 «nck cksr» u^e> - i>c/r«^/c/re» u4n>ra/tmeäk«//en L«»i IVel'se ron / HA r/eii Tk'aiser^rc/ra» ^o«^a>rs^a^e» r»r Derr^se^e» lkker'c/ls- -,cf,iech r^ercken Lcsks^rtNAen au S in Oeske/rer'c/r- f.',>Fa>'>r «kt 2 Llronen S§ Fe^e»'» a>rFeno?-r«re-r. ?'»»' -a emen 2/orra^ sic/t Äer LesktAsxren irr /Ir eok/eir urra! I^ror-kerr ar</ S6 u?/A., rrrr üek'c/ks^0LkAök-t'e< »'</ 7 M'. in Oes^rett./t-l/ikAttr-rr a«/ 2 L>. ^6 //e^cr'. KösollLttgstvIlg üei „viö^äilsi NLodriodioL". Zum S7. Jmiuar. Wie vor einem Jahre, als daS Ableben der Mutter unserer !?»>eri» dem Berliner Hose schweres Leid brachte, fällt auch tneumal aus des Kaisers Geburtstag der dunkle Schatten des rodcs. und der Glanz dieses nationalen Festes wird mit dem Flor >er Trauer verschleiert. In ernster, von Schmerz getrübter Stunde, s,w vm, der Heimath und seiner Nation, beginnt der Vannerherr der L entsetzen Reiches das neue Lebensjahr. Für das Empfinde», dos Kaiser Wilhelm in der Trauer um seine ihm so theure Groß mutter an seinem diesjährigen Wiegenfeste bewegt, hat das deutsche !Mk mit seinem starken Familiensinn volles Verständnis; und es nimmt aufrichtigen Antheil an dem Verlust, den sein kaiserliches Oberhaupt und das Haus der Hohenzollern erlitten hat. Solche Aiitheilnahiuc erheischt das rein menschliche Mitgefühl, das stark >Mlg ist. um an der Bahre der Königin Victoria von England kritische Regungen des dcutschnationalen Bewußtseins und Gewissens einigermaßen zurückzudrängen, die ja auch schwerlich dem Anlaß, aus dem heute allenthalben in den deutschen Landen des Kaisers gedacht wird, entsprechen würden und der Huldigungs- ikimmung, die das kaiserliche Wiegenfest gebietet, Eintrag thu» könnten. Unser Kaiser liebte die Königin Victoria nicht bloS als 'eine Großmutter, er verehrte in ihr die höchste Vertreterin einer Nation und einer Großmacht, die seinen zur Zeit obwaltenden persönlichen Neigungen und politischen Ucberzeugungen am aller nächsten steht. Daher erklärt sich sein impulsives Bedürfniß, nicht sowohl als Enkel der Verstorbenen, sondem als der intimste mcimd und Verbündete Großbritanniens zu einer möglichst imposanten Trauerkundgebung beizutragen. Sämmtliche verfüg baren deutschen Kriegsschiffe sind zur Theiluahme an der Flotten parade, die zur Beisetzung der verblichenen Königin stattfindet, befohlen, und in einer an unsere Marine gerichteten allerhöchsten Lrdre wird die englische Flotte die „Schwestermarine" genannt, der die deutsche Flotte „in oft bewährter Freundschaft ver bunden" ist. An dem heutigen Festtage ziemt eS iudcß, unserem Kaiser auf iolchen Gcdankengängen zu folgen, die zu dem Herzen deS deutschen Nolles führen und nationale Akkorde auslösen. Inmitten der lauschenden Festlichkeiten, die vor wenigen Tagen das 200jährige preußische Krönungsjubiläum zeitigte, hat der Depeschenwechsel zwischen Kaiser Wilhelm und der Königin Wilhelmine von Holland nicht die volle Würdigung gefunden, die ihm gebührt. Es macht den Eindruck, als ob eS unserem Kaiser in dem Augenblicke, in dem er dieser Fürstin seinen Gruß entbot, ein ganz besonders dringliches HerzenSbedürfniß gewesen sei, gerade dieser Herrscherin und in ihr dem holländischen Volke Huldigung und Werthschähung darzubringen. „Das Fest", sagte Kaiser Wilhelm in der Depesche an die Königin Wilhelmine, .lenkte nächst dem Schöpfer Meinen Blick nach den Niederlanden. Dem großen Oranlergrschlrchte ver danken wir die Tugenden, welche den Großen Kurfürsten schmückten, verdanken wir die herrsche Fürstin, welche Preußen seinen ersten König schenkte." Zur Bekundung der blutsverwandten und freund- -christlichen Beziehungen, die zwischen den Hohenzollern und de» Oianiern, zwischen dem deutschen und de», holländischen Volke bestehen, ertheilte Kaiser Wilhelm der deutschen Kriegsmarine den besonderen Gnadenbeweis, daß sie allein fortan berechtigt sein soll, den alten Ehrcnmarsch der niederländischen Flotte als Präscntir- marsch zu Wasser und zu Lande zu spielen. Ob sich Kaiser Wilhelm, als er an seines Hauses Ehrentage zunächst den Blick nach den Niederlanden richtete, bewußt gewesen ist und daS Be wußtsein zum Ausdruck hat bringen wollen, daß die Buren holländischen Ursprungs sind und daß die Königin Wilhelmine den Präsidenten Krüger auf einem ihrer Kriegsschiffe nach Europa geführt, ihn empfangen hat und in ihrem Lande Gastfreund schaft gewährt, das mag dahingestellt bleiben. Dem deutschen Volk hat cs jedenfalls wohlgethau, durch unseren Kaiser die jugendliche Herrscherin geehrt zu sehen, die unter alle» Monarchen Europas allein den Muth gehabt hat. dem greisen Heldeusührcr des stammverwandten Vurcnvölkchens offen ihre Theiluahme und Freundschaft zu bekunden. Ließ die Sympathie für England der amtlichen deutschen Politik nicht einmal Raum für den dürftigsten Ausdruck einer neutralen Haltung gegenüber dem Präsidenten der Transvaal-Republik, so liegt immerhin ein Trost und ei» Hoffnungsschimmer darin, daß die offensichtliche Parteinahme für Großbritannien doch nichr so weit geht, um eine solche hochherzige Huldigung, wie sie Kaiser Wilhelm vor wenigen Tagen der Königin der Niederlande und zugleich ihrem Volle zu Theil hat werden lassen, zu verwehren. Das deutsche Volk braucht es sich nicht zu versage», über diese kaiserliche '.Huldigung hinaus- zugchen zu einer Würdigung der Haltung, welche die Niederlande während des südafrikanische» Krieges beobachtet haben. Holland hat in der Ertenntniß seiner uumitielbacen Interessen und seiner Machtstellung offiziell den Standpunkt der strikten Neutralität gewahrt, ohne doch zugleich den nationalen Idealismus, der zur Sympathie für die Buren zwingt, zu verleugnen. Nur das ist echte, wirklich gesunde Realpolitik, die dcc sittlichen Weltoidnung und ihren ewige» Gesehen Rechnung zu tragen vermag. Am Ende giebt es doch keine realere Macht in der Weltgeschichte als das Walten der sittliche» Mächte, und besonders die Geschichte der Hohenzollerirkrone beweist es in eindringlichster Sprache, daß Preußen und mit ihm Deutschland zu seiner jetzigen Größe nur emporgcwachsen ist im innigsten Verein mit den lebendigen Kräften des nationalen Idealismus und des nationalen Willens! Daß Kaiser Wilhelm dieser durchaus rcalpolitischen Einsicht trotz seines stark entwickelten Souveränetätsgefühls keineswegs unzugänglich ist, hat er in den Worten erkennen lassen, die er jüngst an den Präsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses gerichtet, als dieser ihm die Glückwünsche zum Königsjnbiläum darbrachte. Er sei sich wohl bewußt, sagte der Kaiser, daß die Könige von Preußen nicht das hätten leisten können, was sie in der Weltgeschichte geleistet haben, wenn sie nicht ein solches Volk hinter sich gehabt Hütten, ein Volk, das ihnen die Ossiziere und Soldaten, die Beamten aller Klassen in einer Vortresslichkeit geliefert hätte, wie sie ein anderes Volk kaum besitzt. Weiter gab der Kaiser der festen Zuversicht Ausdruck, daß der Geist, der Preußen in der Geschichte aus seine jetzige Hohe gebracht habe im Volke bleiben werde sür alle Zeiten, sür seine Nachkommen und für die Nachkommen des Volkes, wie es bis jetzt gewesen sei. Diese Zuversicht beruht aus der Wahrheit, daß keine gedeihliche Politik geführt werden kann ohne das Volk, wider de» Willen des Volkes, daß das Heil unserer Zukunft begründet bleiben muß aus der unlösbaren Einheit deS monarchischen und des nationalen Willens. Möge daS neue Lebensjahr unseres Kaisers in diesem Sinne gesegnet sein! Neueste Deahtmeldmigeir vom 26. Januar cSSmintliche «Mt als Privat Meldungen aekcin,zeichnete» Tevelchc» stammen von WM's Tel. Bureau: die mit ' vmelieneii sind wälirend des Drucks einocaaiiacii., Berlin. <Pciv.-Tcl.) Reichstag. Das ichwachbesetztc Haus setzt die Berathung des Etats des Reich Samts des Innern, Titel Staatssekretär, fort. — Abg. Dr. -Hitze tCentr.) weist die sozialdemokratischen Angriffe auf das Ccntrum zurück. Wenn Vollmar grundsätzlich in Abrede gestellt habe, daß die Sozialdemokratie religionslos sei, >o erinnere er ihn an die Worte Bebei's „Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen, wir haben es nur zu thiin mit der Zukunst aus Erden, und diese Zukunst gehört uns." Volles Vertrauen verdienten dem gegenüber die christlichen Gewerkverciue, sowohl die evanaclilchcn wie die katholischen. — Abg. Stadthagen (Soz.) vertheldigt den Satz -Religion ist Privaffache". Wenn gesagt werde, das sozialpolitische Tempo des sozialdemokratischen Ministers Millerand sei auch nur ein lehr langsames, so erwidere er, daß ein Einzelner in einem Ministerium, welches sonst ganz anders gestellt sei, nalmlich nichts erreichen könne; er halte deshalb auch den Eintritt Milleraud'S in daS Ministerium sür einen Fehler. Redner wendet sich dagegen, daß Berufsgenoffenschasten dem Ceutralverbande beitreien und Beiträge an denselben zahlen, daS sei gesetzwidrig. Ebenso sei cs unzulässig, daß der Vorsitz in einzelne» Beriifsgenosseuschaslcn Männern übertragen sei, welche überhaupt nicht mehr in deni betreffenden Berufe aktiv thälig seien. Di« Unfallversicherung würde ein ganz anderes Gesicht erlangt baden, wenn das Eenirum nicht die verschiedenen sozialdemokratischen Anregungen immer nicdcrgcstlmmt hätte. Unerhört sei dir Sprache, welche der Ceutral- verbanv und KommiS desselben, z. B-Herr Bäumcr, in einem Falle gegenüber den Königs. Grwcrberälhcn zu führen wagten. Wie könne die Aufsichtsbehörde das dulden? DerCeutralverbaud sich., thatiächlich eine Nebciiregiermig. Gegen diele Macht des lim sturzes müßte eingeschrilte» werden, wozu die bestehenden Gele! , ausreichlcii, wen» die Regierung nur die Autorität der Gewerbe räche energisch gegen die Unternehmer wahrte, und der intim Umgang von Ministern mit den Unternehmern aushvrc. — Al S t v ck e r lfraktionsl.) erwidert dem Vorredner, Religion leide» Sozialdemokraten nicht Privatsache, sür sie sei vielmehr Parole ^ Republik, Komnuiilismus und Acheismus. Christenlhum und Sozialdemokratie seien wie Feuer und Wasser. Aus Seilen seine. Freunde werde das Koalitionsrecht der Arbeiter ebenso rcspektiit wie bei den Sozialdemokraten. Was die Arbeiter etwa den Letz teren zu verdanke» hätten, das sei viel zu tbeuer bezahlt durch dev; Verlust an vaterländischem Leben und an sittlichem Lebe», bnutz das beständige Schüren des Klaffenhasses und des krassesten Egosi mus. Bon links sei ihm gestern wieder der Scheiterhanfenbrie' vocgcworfen worden. Er habe dabei ein gutes Gewissen, er habe nur gemeint, man solle die Dinge öffentlich in scheiterliausenhcller Beleuchtung darslellen. lLachen links.) Die Sozialdcmokralcn sollten lieber von dem Briese des Bischofs Tucker reden, den Bebel erfunden babe. (Widerspruch links.) — Abg. Reißhau-^ (Soz.): Die Zugehörigkeit der Herren Göhre und Blumhardt zu! unserer Partei beweist am besten, daß bei uns Religion Privat-! sache ist. — Abg. Oertel-Sachsen (kons.) widerspricht einer! Bemerkung des Vorredners, daß die christliche Religionsgemeinsi ichast den Herrn Göhre habe hinausffiegen lassen, sie habe ihm! nur den Charakter als Psarrcr genommen. Was den Tuckerbnesi aulnngc, weshalb komme man denn niit dem Briese nicht heraus,! wenn man einen solchen Brief wirklich besitze. Den VorwärtS- Artikel vom 18 Januar über die Zweihundert-Jahrfeier habe! Stöcker mit Recht als eine Gemeinheit bezeichnen dürfen. Unsere! Sozialpolitik sei im Ganzen ans dem richtigen Wege, sie suche sorgsam einen Ausgleich zwischen den Interessen der Unternehmer! und der Arbeiter. — Abg. v. Siemens (freis. Verein.)! erklärt die Vorwürfe Gamp's wegen der Zulassung so Vielerz ausländischer Anleihen an deutschen Börsen sür unbegründet.! Von den Anleihen der letzten Jahre, welche Herr Ganiv im Auge! hat, sind eine große russische Anleihe, eine mexikanische, eine der Central-Pacisic und der Jllinoisbahn hier überhaupt nicht cmittirt. sondern nur zur Notirung zugelassen. Wollte man im klebrigen das Geld nur im Jnlandc aniegcn, so würde man eine Politik von Poscmuckel treiben. (Heiterkeit.) Gegenüber den gestrigen Aus führungen des Fürsten Bismarck bemerkte Redner, daß weder das Ausland den Zoll trage, noch auch die Zölle der Land-, wirthschait genützt hätten, am allerwenigsten den Bauern. Die Zölle hätten nur den technischen Fortschritt in der Landwirthschaft gehindert. lLachen rechts.) — Präsident Gras Ballestrem: Der Vorredner hat in einer allerdings sehr maßvollen Form bemängelt, daß ich hier über so viele Dinge reden lasse, die mit dem Titel „Staatssekretär des Reichsamts des Innern" so wenig znsammen- hangen. Meine Herren, es war stets Gebrauch, bei diesem Tilel über alle möglichen Dinge zu sprechen, denn über was Alles ließe sich nicht der diesem Titel reden. (Große Heiterkeit.) Deshalb muß ich Sie schon bitten, sich selber elwas mehr Schranken ain- zuerlcgen. (.Heiterkeit.) — Abg. Jäger lCentr.) wendet sich nntcr dem Beifall der Rechten gegen Siemens. — Weiterbcrathung Montag 1 Uhr. — Schluß der heutigen Sitzung nach 6 Uhr. Berlin. (Priv.-Tcl.) Abgeordnetenhaus (Fort setzung.) Abg. Schmidt (Centr.), der für den Antrag Limbu g eintrilt, fährt fort: Die Einfuhr landwirthschaftiicher Erzeug»»v steigere sich fort und fort. Unter diesen Umstände» sei ei» starte, Schutz der Landwirthschaft zum Gedeihen der Nationalwirtbsche.tt dringend nöthig. — Aba. Dr. Barth (Freis. Verein.) meint, dc lonscrvativc Antrag, mit dem der Reichsregicrung sogar durch das Centrnm ihre Arbeit vorgeschrieben werden solle, sei eine Mahn ung an die Regierung: Wenn uns Tein Zolltarif nicht gesät);, wird die Kanalvorlagc nicht bewilligt. Man wolle die Regier»», zur Ueberstürzung dränge». (Widenvruch.) Der Hauptgrund sür seine und seiner Freunde Stellungnalnne gegen den Antrag liege im Interesse der arbeitenden Bevölkerung. Seit Aufhebung dc Identitätsnachweises müsse der Zoll in voller Höhe von dem Ji: lande getragen werden und die Rückwirkung des Zolles ans die Brotprelse sei ja auch zu bemerken. (Widerspruch rechts.) Die Mehrbelastung einer Arbeiterfamilie durch die Zollerhöhung würde 60 bis 70 Mk. jährlich betragen. Bei dieser Sachlage brauchte» seine Freunde selbst vor einer Obstruktion nicht zurückzuschreckc». wenn sie von einer stark ausgesprochenen Meinung im Volte getragen würde. Es würde der Rechten nicht viel nützen, wenn sie hier einen rein formellen Erfolg erreichte. Dieses Klassen Parlament könne sich doch keine Volksvertretung nennen! (Unruhe und Zurufe.) — Abg. Freiherr v. Zedlitz (sreikons ): Die Rede Barths sollte nicht im Hause, sondern außerhalb des Hauses wirken. (Sehr wahr! rechts.) Dickes Arm-in-Arm-Gchcn mit der Sozialdemokratie liegt nicht im Interesse des Vaterlandes. (Sehr richtig! rechts ) Der Antrag kan» nicht anders gedeutet werden, als daß der heutige Zollichutz sür die Landwirthschast nicht ans reicht. Mit dem Antrag wollen wir vermeiden, daß die Land wirthschasl wieder ein Objekt des Marchandircns werde und Andere wieder die Saline von der Vvlkswirthschast abschvpsen. Wichtiger als billige Lebensmittel sind den Arbeitern hohe Löhne und Arbeitsgelegenheiten. Das hat nicht nur ein sozialdemokratischer Arbeiter aus dem Parteitage anerkannt, die Arbeiter belhätigcn es. indem sie aus den Gegenden des billigen Brotes in die Gegenden des theueren übcrsiedel». Gerade sür die Arbeiter sorgen wir. wenn wir in der Landwirthschaft eine kauskrästige Kundschaft für die Industrie erhalten. Barth habe alle liberalen Grundsätze aus gegeben, selbst Maioritälsbescblüsse gelten ihm nichts mehr Aus den gegenseitigen Vorwürfen der Führer der Liberalen, die sich der Lässigkeit beschuldigten, wie die französischen Generale 1870. ist er- sichtlrch, daß es mit dem Schifflei» des Freihandels schlecht lieht. Für diesen Antrag einzntrete» ist unser Recht und unsere Pilicbt und erfordert das Interesse des Volkes. (Bravo.) — Abg Richter (kreis. Volksp.) äußert sich im Sinne Barth's gegen höhere Gctreidezöllc und demgemäß gegen den komervativen Antrag. Wozu brauche die Rechte der preußischen Regierung gegenüber diesen Antrag? Sei diese Regierung de» Agrariern nicht in jeder Weise entgegengekomme» ? Gehe nicht Herr v Miguel mit ihnen im gleichen Schritt und Tritt ? Die Eilfertigkeit und Nervosität, die die Rechte zur Schau trage, sei nur so erklärlich, daß sie fürchte, die Wirkung der Zolllastei,, die hier dem Volke ansgebürdet werden sollen, werde dem Lande ,n früh klar werden. Dann freilich werde sich ein Sturm der Entrüstung erheben und kV D, j mo««sseM-vmvm.rs »»' j msprmcks.rg s.Lssns
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