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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192002045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19200204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19200204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-02
- Tag1920-02-04
- Monat1920-02
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 04.02.1920
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Bezirksamt in Grasten Kain anzuschließen. Der Rat yät nach Gehör des Beirats des OrtSamteS beschlossen, der »Anregung des KreiöaüiteS nicht stattzugcbeu. Da aber die Arbeiten des Ort-.-amteS einen solchen llmsang angr- nvmmen haben, das, sie van den Beamten nicht mehr mit bewältigt werden könne», soll die Stelle eines Hilfs» expedienten gegründet werden Das Kollegium stininit« dem Raksbeschiusse zu, 1l Mitteilungen. Der Rat teilt mit, daß die Anregung des Kollegiums, deni Bibliothekansschutz eine andere Zusammensetzung zu geben und den FinanzanS- schuß für stündig zu' erweitern, bis zur Neitaussiellung des OrtüstatiuS zurückgesteNt worden sei. — Herr IlkatS« registrator Richter lmt die Wahl in den ErnährunaSauS« schuß aus beruflichen Gründen abgelelmt. — Der Borsteher brachte sodann eine von der Abteilung der Frauen der Sozialbeinokratisckrcn Partei, Ortsgruppe Riesa, zur Woh» nungsfrage gefaßte und dem Rare und den Stcwtveroro- neten übersandte Resolutioll zur Verlesung. Das Kollegium nahm, nachdem noch Frau Stadtb. Schlrm pcrr die Gefahren der Wohnungsnor in gesundheitlicher und sitt licher Hinsicht geschildert hatte, von der Entschließung Kenntnis. Herr Stadtv. Keder soroerle Herrn Stadtv. Zchönsus; ans, aus den Alken festzustellen. da» der ihm von Herrn Tchöufns; gemachte Borwurs, das» er sich gegen den Umbau der Kaserne 1/68 gewendet habe, nicht richtig iei. Herr Stadlv. Schön fuß verlas hierauf die in den Sitzungen vom 1,'. August und 30. Dezciiiber gefast- icn Beschlüsse und bemerkte, dast die Linke habe sofort bauen wollen. Mit dem Erstellen der Wohnungen in den Gebäuden an der Klötzcrstrastc sei nichts getan ge wesen. Den Borwurs, das; Herr Keser sich gegen den Umbau gewendet nabe, habe er nicht erhoben. Herr Stadtv. Ketzer stellte fest, das; das, was Herr Schön sich diesmal ausgeführl habe, das gerade Gegenteil von dem sei, was immer über ilm (Ketzer) gesagt und in der „Bolközcitung" geschrieben werde. - Herr Stadtv. H o f m a n n wies dur- hin, das; Schulkinder in den Pau'en ost darum nachsuckKen, die Lebensmittelkarten holen zu dürsen. Vielleicht könne die Ausgabe der Karlen in der Hcu von vorm. !l Uhr bis mittag 1 Uhr erfolgen, damit ore Schulkinder die Kar len nach Schulschluss noch holen tonnten. - Schluß der Sitzung gegen Hs!) Uhr. * * * —* R a u b n li s a l l. In der vergangenen Nacht ist Herr Pfarrer Wittig ans Pausitz von Straßcnräubcrn be raubt worden. Herr W„ von Leipzig kommend, begab sich vom Bahnhof Riesa durch die Kircbbachstraßc, am Feld- ikblöhrbett vorbei, aus den Nachhauseweg. ES gesellten sich zwei 18jährige Bürschchen zu ihm. Diese haben Herrn W. in der Nähe der Lackmbrik die Reisetasche aus der Hand geschlagen und gestohlen, worauf sie mit ihrem Raub flüchteten. Bon der hiesigen Polizei sind die Burschen aber noch im Laufe der Nacht ermittelt und festgenommen worden. ES sind zwei Arbeiter von: Eisenwerk mit Namen B. und T. —* Te cbn is ck e N otb i l fe Riesa. Mait schreibt uns: Bor neuen schweren ArbcitSkrisen im Zusammenhang mit der plötzlichen hereinaebrochencn Teuerungswelle steht beute unser schwergeprüftes Vaterland. Unverantwortliche Hetzer rüsten sich auch diesmal wieder, die günstige Grteaenheit zu be nutzen, um die erregten Masten zu unbesonnenen und die Allgemeinheit schwer schäd'gendcn Handlungen fortzureisten, damit sie selbst im Trüben fischen können. Für jeden Volks genosten gilt cs daher, klaren Kopf und die unter Brüdern eines Volkes gebotene Rücksichtnahme gegen die unbeteiligte Allgemeinheit zu bewahren. Sollte es' trotzdem zur Ver letzung dieser selbstverständlichen Pflicht gegenüber der All gemeinheit — z. B. durch NickitauSsührung von Notstands- arbeiten in lebenswichtigen Betrieben — kommen, so kann jeder mitbclfen, die Allgemeinheit und Gesamtwirtschaft vor schwersten Schädigungen zu bewahren, indem er der zu diesem Zwecke gegründeten technischen Nothilfe beitritt, die dann die erforderlichen Schutzmaßnahmen ergreift. Melde stelle der Ortsgruppe Ri eia: Stadt. Gaswerk (4 bis 5 Ubr nachmittags). —* Eiu Wnrstfund. Am 3. dss. Mts. sind beim Entleeren der Abortkübel aus dem hiesigen Bahnhofe acht Fleischwürste im Gewicht von ca. 16 Pfund vorgefunden worden. Tic Wurst, die den Umständen nach erst am ge nannten Tage in die Abartoulaae geworfen morden war, dürfte von einem Diebstähle verrühren. Sachdienliches wolle man der hiesigen Polizei melden. —* DiePolizeist n n d e. Während man in Berlin bestimmt mit einer Ausdehnung der Polizeistunde auf 1 !?hr naebis rechnet, ist in sächsischen NegicrungSkreisen von einer solchen Absicht der ReichSregicrung nichts bekannt. Ganz im Gegenteil liegt, wie verlautet, der Reichsregierung «in Entwurf vor, wonach die Polizeistunde auch auf einen früheren Zeitpunkt als 10 Uhr abends festgesetzt werden kann. —* T a ri fv er tr o a iü r H a u s a n g est e l lte. Aus Dresden wird gemeldet: Tie Lohutarifverbandlungen zwischen den Hausfrauen- und Hansangestellten-Organisationen sind soweit gediehen, dast mit einem Abschluß für die nächsten Tage zu rechnen ist. Tie wesentlichsten Bestimmungen des Tarifes sehen eine grundsätzliche Arbeitsbcreitschäft vvn srüh 6 Ubr bis abends 8 Ubr vor. Eine Tätigkeit nach 9 Uhr abends must Ucbsrstundenbczahlung erhalten. An Ausgang soll gemährt werden, ein freier Nachmittag und 2U>end an jedem zweiten Sonntag und allwöchentlich ein kreier Nachmittag von 4 Ubr ab mit anschließendem freien Abend, ferner ein weiterer freier Abend in der Woche. Stach einjähriger BcsÄäitignna haben Hausangestellte Anspruch ans eine Woche Urlaub. Tic MonatsgchaltSsätze sind folgcndermasten vereinbart: Für lernende Hausangestellte 20.— bis 30.-- Mark und Teuerungszulage von 5—10 Mark, für gelernte Hausangestellte 40.— bis 60.— Mark und 10.— Mark Teuerungszulage, für persckte Köchinnen 70.— bis 90.— Mark und 10.— Mart Teuerungszulage. —* Vom Stadtrat wird uns mitgeteilt, daß nach An sicht der Gcneralzolldirektion Dresden in dem Bericht über den da? Uinsntzsteuergeietz betreffenden am 26. Jan. 1920 im Wettiner Hof gehaltenen Vortrag einige Irrtümer ent halten sind. ES wird daher den beteiligten Kreisen em- pkohlcn, bei schwierigen Fragen der Umsatzbesteueruna zur Vermeidung von Unannehmlichkeiten die zuständigen Steuer stellen zu befragen. —* La chic ns Vertretung im ReichSwlrt- schaftörar. Für die Verhandlungen im Reichsrat über die Organisation und Zusammensetzung des endgültigen Reichswirtschaftsrates sind dem sächüscheu Vertreter In struktionen ungefähr im folgenden Sinne erteilt worden: Eachjc» verlangt volle Parität bet der Zusammensetzung, nämlich zu gleichen Teilen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, volle Gleichstellung von Industrie und Landwirtschaft und gesetzliche Festlegung dieser Grundsätze. Endlich fordert Lachsen, das; die Vertreter der Landwirtschaft durch den Reichsausschus; für die Landwirtschaft gewühlt werden sollen, während Preussen dazu neigt, die Wahlen durch die Landwirtschastskammer vornehmen zu lassen. - L and arb e iter w o b n u n g en sind nicht Mietwohnungen im Sinne des MretsrechteZ. Der Verband sächsischer Landwirte hat sich in der Frage der sogenannten Arbciterwolmungen an die Ministerien der Justiz nnd des Innern gewendet, um eine autoritative Ent scheidung darüber zu erhalten, an welche Stellen sich der Arbeitgeber zn wenden habe, wenn insbeiorldece bei Be endigung des Arbertsverhältuisseö der Arbeiter sich wei gert, die ihm -überlassene Arbeiterwohnung zu räumen. Bekanntlich herrscht darüber Streit, ob die Gerichte oder die MietseinigungSämter anzugeöeu seien, ferner, ob die Näumungsurteü^ vollstreckt werden kiMen oder ob sich der Arbeitgeber darauf verweisen lassen müße, daß di« Arbeiter die Wohnung infolge des Fehlen« von Wohnungen weiter benutzen dürfen. Neber diese Fragen ist jetzt Klar heit geschaffen, das luchst,che Justizministerium lmt dar- über eine risitvvduuua erlassen, deren wesentlichste Pe- stnnmungen folgende sind: Wird im landwirtschaftlichen Arbeitsverhältnis die Wohnung an Stelle barer Vergütung gewährt, gehört sie also zum Deputat, so ist das Rechts- Verhältnis zwischen "Arbeitgeber nnd Arbeiter auch hin sichtlich der Wohnung ein Dienstverhältnis; das WohnungS- recht erlischt alsdann obne wettere», nut o«m Dienstver hältnis, Streitigkeiten hierüber gehören nicht vor die MietseinigiingSäinter, sondern vor die Gerichte, denn der Mieterschutz der Verordnung vom 23. 9. 18 ist nur auf das Miet-, nicht auch auf das Dienstverhältnis anwendbar. ES haben daher nur die Gerichte zu entscheiden und auch sie haben nicht die Grundsätze über die Miete, sondern oen Dienstvertrag anzuwenden. Wiro dabei aus Räumung aner kannt, so bat das Gericht allerdings dem Schuldner aus Antrag eine gemessene Frist zur Räumung nachzulassen: außerdem wird auch in den Fällen, wo eine Wohnung infolge vorzeitiger Auflösung des Dienstvertrages zu räu men ist, die Vorschrift in 8 17 der vorläufige» Landarbeits ordnung von; 24. 1. 19 Platz zu greifen l-aben, wonach die Arbeiter mit eignem Hausstand die ihnen überlassene Woh nung noch eine bestimmte Zeit über das PertragSende hin aus benutzen dürfen. —* Vom Lau deSpreiSain t. Das Lanvespreis- amt berichtet über seine Tätigkeit i» der Zeit vom l>. bis 17. Januar wie folgt: Die Buchrevisionen wurden fort gesetzt und hatten, da wieder viel Vieh verheimlicht war- den war, zur Folge, datz 13 Rinder, 6 Stück Jungvieh, 9 Kälber, 36 Schweine, 3 Läufer, 23 Ferkel. 5 Schafe nnd 7 Ziegen beschlagnahmt wurden. »AuS Schwarzschlach- tungen stammend, verfielen der Beschlagnahme 1 Schwein, 4t/s Kilogramm Speck, 24>/z Kilogramm Schweinefleisch und 28 Grützwürste. 2491 Kilogramm Welzen und Rog gen, der als Gegenwert für zu liefernde Kohlen verscho ben werden sollte, verfiel gleichfalls der Beschlagnahme. Wegen Scbwarzmahleus 'am ein Mühlcnbesitzer zur An zeige, die vlme Nachweis tu der Mühle ermittelten Vor räte an 1121 stp Kilogramm Getreide, 1480 Kilogramm Mehl, 821 Kilogramm Kleie und Schrot wurden beschlagnahmt. Besonders zahlreich waren in letzter Zeit vre "Anzeigen wegen unerlaubten Mahlens aus Schrotmühlen. Olm« Ausnahme erfolgt wegen dieser Benschen Anzeige bei dem SlaaiSamvali. Wegen unerlaubten Handels m t Le bensmitteln lainen zur Beschlagnahme 558 Kilogramm Schokolade und wegen Kettenhandels 57 Stück Herren hemden. Ferner wurden in mehreren Fällen wegen Feh lens der GroschandelSeriaubn'S besch'.agnalnnt 10OM0 Stück Zigaretten, 499 000 Stück Schweizer Stumpen und 570 Meier Sami An der sächsisch-böhmischen Grenze wurde ein Schmuggler mir Textilwa en verhaftet. Ein Stra'en- bändler, der Heringe zu Wucherprcifen verkaufte, wm.de zur Anzeige gebrach;. Die bei ihm noch vvrnesuudenen 77 Tonnen ,ä 55>> Stück', Heringe verfiele» per Beschlagnahme. AuS der Fülle wusnger Erörterungen sei noch erwähnt Handel mit Brotmarken, Milchabgabe ohne Marken, Richt- ciubaltuug der Vorschriften beim Verlauf von Schoko lade, Abgabe ii'arkeuEeieu Brote;- und markenfreier Sem meln durck Bäcker,.Lnitosferwnsrkwiudel ufw. An Schleich handel kamen in mehreren Einzeliällc» noch zur Beschlag nahme: 1 Schinken, ul'.- Stück Butter, 177 Kilogramm Margarine, 717 Kilogramm Mehl, 27 Liter Ruin nnd 250 Kilogram ui Schokolade. Z u uabme der B > a u u k v h l e n f ö r de - rung iw Zittauer G r u b e u b e z r r k. Eine erfreu liche Mitteilung auf dein sonst io trüben Gebiet der Kohlen- Versorgung wurde im Bezirksausschuß Zittau gemacht.Aint« liche Erhebungen haben ergeben, das; trotz des Achtstunden tages eme Zunahme der Förderung zu verzeichnen ist. ES sind gefördert worden ans allen Gruben des Bezirks: im Fabre 1917 722000 Tonnen Braunkohlen, im Jahre 1918 869000 Tonnen Braunkohlen, im Jahre 1919 1 086 500 Tonnen Braunkohlen, davon ans dein staatlich» Hirsch- seldcc Werte: 1917 586 Tonnen, 1918 590 Tonnen, 1919 719 Tonnen. In einem ähnlichen Verhältnis sieben die Förderza'ilen bei der Grube „Glückauf" in Olbersdorf und den kleineren Werken. Ratürlsch haben die Arbeiter an Zahl rugenomiiieu. Im September 1917 gab cS im Bezirk »523 Bergarbeiter, im gleichen Monat 1918 1106, ini Sevtember 1919 1228. Daher ist zu bemerken, dast in de;, ersten beiden Zahlen viele Kriegsgefangene enthalten sind. E- sind im Durchschnitt von einem Bergarbeiter beim Hiiuchselder. Werke gefördert worden: im Jahre 1917 84 Tonnen, 19l8 47 Tonnen, 1919 47,70 Tonnen, bei der Grube „Glückauf" kn Olbersdorf: 1917 4.5 Tonnen, 1918 40 Tonnen, 191!» 47 Tonnen. »Aehnlich liege» die Verhält nisse bei den übrigen Gruben. Im Jahre 1918 ist offen bar infolge der traurigen Ernährungslage ein Rückgang der Förderung eingetreieu, der aber wieder ausgeglichen worden ist. ' Troy der guten Förderzahlen wird man sich noch damit zu beschäftige» haben, die Ausbeute nocla mehr zu heben. Leiber wird das gegenwärtig in Hirschfelde und Len Werken in Reichenau, die beide erw'fen sind, nicht möglich sein. Beachtenswert ist in den statistischen Fest stellungen ferner, daß die Tiesbauscbächte im Verhältnis mehr gefördert haben als die Tagebaue. —* Vorsicht beim Erwerb getragener Kleider. Infolge des Mangels au Rohstoffen aller Art und der Preissteigerung auf allen Gebieten des Wirtschafts lebens wechseln viele gebrauchte Gegenstände deS täglichen Bedarfs, insbesondere Kleider, Wäsche, Bctien, Möbel, Spielsachen nstv., bei Todesfällen ober anderen Gelegen heiten viel häufiger den Besitzer als früher. Seit dem Kriege hat ober die Ausbreitung der ansteckenden Krankheiten be sonders der Tuberkulose, und der bas Fleckficber übertra genden Kleiderläuse erheblich zugenvinmen, svdaß ganz be- sondere Vorsicht bei der Wiederbenutzung solcher gebrauchter Gegenstände und besonders der im Altwarenhandel erwor benen dringend geboten ist. Es ist daher unbedingt erforder lich, gebrauchte Kleider, Wäsche, Betten usw. erst nach gründ lichster Reinigung, dir am besten in einer öffentlichen Desinfektionsanstalt erfolgt, wieder in Gebrauch zu nehmen. —* Amnestie für Verfehlungen gegen die Rationierung Sv orschriften. Der Volkskammer ist eine Gesetzesvorlage über eine Amnestie für Verfehlungen gegen die Rationiernngsvorschriften zugegangen, nach der die Amnestie sich nur auf Geldstrafen bis zu 159 Mk. erstreckt. In dem Entwurf heißt es : „Soweit von sächsischen Behörden wegen Verfehlungen gegen solche Gesetze und Verordnungen, durch welche der Verkehr mit Gegenständen des tägliche» Bedarfs geregelt wird, als Hauptstrafe ausschließlich Geld strafe» biS zum Betrage vvn Höchstens 159 Mk. festgesetzt sind, werden die noch rückständigen Geldstrafen und nebeu ihnen die Noch rückständigen Kosten erlassen. Der Erlaß tritt nur ei«, wenn die Straffestsetzung bis zum Lage der Ver- kUnduyg dieses Gesetzes einschließlich rechtskräftig erfolgt ist oder bis zu diesem Tage erfolgt ist und binnen zwei Wochen nach der Verkündung dieses Gesetzes Rechtskraft erlangt. Daö Msetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Mst der Ausführung wird das Justizministerium beauftragt. —* IX Millionen für die U r be rwach ungs- anSschüfst. Die Volkskammer hak sich schon wiederholt mit einer Regierungsvorlage zu befassen gehabt, die die Kosten für die bei den Kreis« und AmtShauptmannschasten eingesetzten IteberwachuagSausschüsse den Kommunalner bänden uud Gemeinden aufcrlegrn will. Letztere wehr«» sich gegen! diese Absicht der Regtenwa mit der «egrtindima, datz ste nicht veranlaßt werben können, di« Kosten für ein Kontrollorgan zu bezahlen, daö ste nicht selbst eingesetzt haben. Im übrigen haben die Gemeinden zum Ausdruck gebracht, datz ihre Finanzen sich t» so schlechtem Zustand be finden, daß ste nur noch stir die allerdringllchsten Aufgabe,, Mittel zur Verfügung Haben. Wie fetzt von gutunterriihreter Stelle mitgeteilt wird, werben die Kosten für die Neber wachnngsausschüsse von der Regierung pro Jahr aus IN Million«« Mark veranschlagt, wvrauS Hervorgeht, datz die Befürchtung der Gemeinden, der von ihnen nnstwbriu- gende Anteil zu den Kosten der NeberwachungsauSschüfie werde stir ihren Haushalt sehr wesentlich sein, durchaus nickt ««begründet war. —* Die neuen E i s c n ba H n t a r i fp l ä n e. Dieser Lage ging ein- Aeutzernng des würitembergischeu Veriehrv Minister» durch die Presse,, in der dieser erklärt Haben soll, daß daS Zwei-Klassensnstem für die Pcrsvuenbesördernug auf de» Eisenbahnen auf dem Marsche sei und -aß cs denn nur uvch eine Klasse mit Polscersitzen und eine solche mit Holzfitzen geben werde. Wie dazu von zuständiger Steile mitgeteilt wird, kann davon, daß daS Zmeiklassensnstem aus dem Marsche sei, gar keine Rede sein. Die Frage ist noch nicht über das Stadium der allerersten Sriirterunacu hinaus gekommen. Der zu diesem Zwecke eingesetzte Siudienau >° schuß ist mit den ersten Vorarbeiten für die Prüfung de, Frage der Umbildung deS Klassensystems noch beschäftigt und bis jetzt zu keinerlei Ergebnissen oder gar Beschlüssen ge kommen. * Falken stein. Eine 38 Jahre alte Bahnwürters- «hefran ans Kottengrttu wurde am Donnerstag auf dem Wege nach Ebersbrunn an einer Waldecke von einem jungen Burschen anaehalten, mit dem Revolver bedroht nnd unter dem Rufe: „Geld her, oder ich schieße!" ihres HandtüsshchenS, in dem sick etwa 100 Mark Geld befand, beraubt. Ter Neberfall geschah am bellicbten Tage. -(Leipzig. 10 500 Aussteller sind bis jetzt zur be vorstehenden Frühjahrsmesse in Leipzig angemeldet und täglich geben weitere Anmeldungen für die allgemeine Mustermesse und technische Messe ein, svdaß mit einer Go- samtbeteilianng von 12 000 Ausstellern gegen 9500 zur letzten Herbstmesse gerechnet werden kann. Tank der groß zügigen Meffcpolitik Leipzigs, daS die technische Messe aus der allgemeinen Mustermesse ausgcsckürdcn nnd eine Reihe neuer Messeansstellungsränme geschaffen hat, können trotz der starken Beteiligung auch die neuhinzukommenden Aus steller noch ohne Schwierigkeiten nnteraebracht werden. Tie allgemeine Mustermesse beginnt am 29. Februar, die koch- Nische Messe am 6. März. Leipzig. Am Montag wurden durch Passanten ans einer Wiese zwischen Quesitz und Döhle» bei Markranstädt die Leiche» zweier junger Männer mit furchtbaren Kops verletzungen aufgefunden. Durch die sofortigen Erötte- tungen der zuständigen Polizeibehörden wurden in den beiden Ermordete» der erst seit sechs Wochen verheiratete, 27 Jabre alte Schneider Abraham Seid nnd dessen 20 Jahre alter Schwager, der Uhrgebäufemachcr Moritz Peczcnik, genannt Segall, beide in Leipzig, Ranstädtee Steinmeg Nr. A3 wohnhaft, ermittelt. Die Ermorvcten sind nm Sonntcm Geschäfte halber nach Markranstädt ge fahren, dort beim Kartenspiel mit einigen polnischen Arbei- trrn znsammengetroffen, von diesen auf eine abgelegene Wiese gelockt und daselbst meuchlings' überfallen uud ver mutlich mit Beilen erschlagen worden. Von der Markran städter Polizei ist ermittelt morden, daß als Hanpttätcr der seit dem Mordtage flüchtige polnische Arbeiter Andreas Nomack, geboren 19. März 1896 in Stepnic, Kreis Wiclon, in Polen, bisher in Markranstädt wohnhaft, in Frage kommt. Die Mordgesellc» haben ungefähr 15 000 »Mark erbeutet. — Ein neunjähriger Knabe hatte sich in Mockau an einen Wagen angehängt und lief, als er losließ, direkt in einen Straßenbahnwagen hinein, der ihn zerriß. Die zerstückelte Leiche konnte nur mit Hilfe der Feuerwehr ge borgen werden. Die sächsische« Stacttslmhncu. Die Uebcrgabc der sächsischen Staatsbahnen an daS Reich bedeutet für den sächsischen Staat einen Vermögensverlust von fast zwei Milliarden Mart. Bis jetzt ist noch nicht bekannt, in welcher Weise Sachsen dafür vom Reiche entschädigt wird. Wir werden in zwangloser Folge in einer Artikelreihe die Geschichte des sächsischen Eisenbahnwesens, den Uebergang zum reinen Staatsbahnbetrieb, den gegenwärtigen Stand der sächsischen Staatseisen- bahnen nnd Rückblicke auf die sächsische Eisenbahn politik bringen. ß. Mit dem 1. April 1929 verliert Sachsen die Hoheit Uber sein Verkehrswesen und damit ist daö Schlußtapiicl iu der Geschichte des sächsischen Staatseisenbahnwesens geschrie ben. Auch hier fehlt der berühmte,und nahezu unvermeid liche „Vorgang" nicht. Gemeint ist der Uebergang der König lich Sächsischen Post in die Verwaltung des Norddeutschen Bundes am 1. Januar 1888. Die „Berreichlichuug" der Sächsischen Staatseisenbahnen hat aber noch eine ganz andere »Bedeutung, alö die des Post- und TclegraphenweseuS. Der sächsische Staat verliert damit einen Besitz im Werte von fast zwei Milliarden Mark, die Staats- nnd Volkswirtschaft Sachsens geht eines gewaltigen Faktors verlustig und der Schwerpunkt der sächsischen Belange auf einem äußerst lebenswichtigen Gebiet erfährt eine ttefcinschueidcnLe Ver schiebung. Ein großer Teil deS sächsischen Volkes, ist sich der weit tragenden und erst später zur Auswirkung kommenden gen dieses Schrittes zur Zeit gar nicht bewußt. Es liegt im Geist« dieser Zeit, sich vom Ueberlieferten und geschickt ' Gewordenen leicht zu trennen, wir leben nun einmal in der Zeit des Neuregelns und LoSlösens vom Alterworbenev. Auf diesem Wege und Schcidepunkt cingelangt — eS ist vom nicht gesagt, daß damit ein Höhepunkt erreicht sei — erscheint cs angebracht, einett kurzen Rückblick auf die Geschichte der Sächsischen Staatseisenbahnen zu werfen. Auch die Eisenbahnen haben ihre uralte Vorgeschichte und diese geht, wie nicht anders zn erwarten, auf die allen Egypter zurück, die schon steinerne Gleise verwendete!!. Schienenwege gab es bereits vor 599 Jahren in Europa, nnd zwar zuerst in Deutschland, in den Erzbergwerken Le- HarzeS. Ob auch die Freiberger Silbergruben solche Ein richtungen hatten, ist nicht bekannt. Tatsache ist jedoch Laa die erste Eisenbahn überhaupt in Sachsen nm daö Jahr auf der Bleizcche „Alte Mordgrnbe" bei Freiberg in Form einer kurzen Förderbahn angelegt wurde. Zur selben Zeic begann der Eiscnbahngeüanke als allgemeines "Verkehre- mittel in Europa greifbare Gestalt anznnehmen. Bon Ena land sprang er auf das Festland über und faßte auch in Deutschland Fuß. Die Welt war vom Eisenbahnsieber er griffen nnd wurde eö nicht wieder loS. Unvollkommene nnd kurze Industriebahnen am Rhein, tm Harz und in Ober schlesien leitete» das Eisenbahnzettalter in Deutschland ein. Diesen zaghaften Schritten folgte als kräftigerer 18W die Pferbeeisenbahu Bndweis—Linz. 1835 mürbe die erste Dampfetscnbahnlinie Nürnberg-Fürth eröffnet und nun gab eS kein Halten mehr. Schon 1883 hatte der Kcucrgetst Friedrich List in Leiv,Za feine aufsehenerregende Schrift „Ucbcr rin sächsisches Eisen bahnsystem" als Grundlage eines allgemeinen Deutschen Eisenbahnsystems nnd insbesondere über die Anlegung einer Eisenbahn von Leipzig nach Dresden erscheine:' taiieu »!-"> damit eine Frage von höchster Bedeutung für Sachsen au, gerollt Bezeichnend ist, datz aber schon zehn Jahre früher
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