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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1920
- Erscheinungsdatum
- 1920-12-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192012011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19201201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19201201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1920
- Monat1920-12
- Tag1920-12-01
- Monat1920-12
- Jahr1920
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 01.12.1920
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fer Schah dorthin gekommen ist. Angenommen wikd, daß die verporbeu« Ehcsrau des Besitzers dieses Versteck oewähtt hat. 11. orüknIIRe «W.-IO. LMtMsür. Am Dicustag begonu die Beratung Uder den EMvttirs der neuen K»r<!-svme«udeorduuug für die cv.-luch. Landes kirche. Tcr Eucwurj des Laudestonsiporm«»» ist derett- nach der «ommcrtagung der XX Landesiyuvöe der AUgewetu- beit zugäilycich gemacht und liegt uun i» einem vom Versas- sunge>aue>ichug nutgeardeitedru Anträge vvr. Der vertcht- eriratter des Auojcyustcs D. Evrdeo-Lcipzig wirs einleitend daraus hin, dost die Synode nuumrbr au ihre Hauptaufgabe heranaehe, ciue» Versostuugsbau zu schassen. Damit sei nicht nur ern vöycpunkt des synodale» Ledens, sondern auch ein Wendepunkt in der Geschichte der Laudeokirche erreicht, Zu» nächst geiie es, einen Unterbau jür die ttirchgemeindeorduung zu scl»ssen. lieber 70 Gesuche und triugaben seten aus dem Lande dazu ringelausen und vom BerjasiungsauSschuß t» 22 Sitzungen bei ziveimaliger Leiung dcS Entwurfs, -. T. in dranratisch-bewegten Beryanüiuuge» verarbeitet worden- Schwere Beü-rnkcn batten sich erhoben gegen dir Schaffung einer Uirchgemetndeordnung ohne die übrigen Teile deS Ber- saiiungSwcrkes. Das Kirchcnrcgiment aber habe Wert daraus gelegt, die Kirchgeineindeordnung unabhängig davon zu belassen, weil sic die Voraussetzung des übrigen Versassunas- wertes sei. Die Mehrheit des Ausschusses habe dieser An schauung zugestimmt, ei» Ausgleich aber sei nicht erzielt. Auf die einzelnen Abschnitte eingehend, bemerkte der Berichterstatter folgendes: Die INrchgemeindeordnung soll allen Konfirnwnden, wenigstens aber allen Wahtmünüige« t» die Hand gegeben werden. Daher sei aus eine gut« sprach liche Fassung im l. Teil besonders Wert gelegt worden. I» 8 8 wird die Stellung der Pfarrer zu etnauder geregelt, di« Amtsbezeichnung .DiakonuS" fällt weg. Kerner wird fest gelegt die Stellung des LirchenvorstdndeS »um Pfarramt, Sie Beseitigung der sogen. Zwergparochien, die Lockerung des ltirchspielzu-angs. Die Bestimmung im Entwurf d«S Kirchen rcgimentS über den Schuh der kirchliche» Minder helte» ist gestrichen worden. In Abschnitt tl wird die kirch liche Verwaltung behandelt. Sie soll Selbstverwaltung sein. Eine Kirchgemcindeversammlung als Unterbau, die alle Wühler umfastt, soll mindestens jährlich einmal berufen werden. Sie tagt an einem Sonntag und wird mit einer gottesdienstlichen Feier eröffnet. Sie wählt den Kirchenvor» stand, der gegenüber der jetzigen Zusammensetzung stark criocitcrt wird, vor allem durch die in der Gemeinde tätigen Kräfte. Ei» Drittel der Mitglieder wurden berufen. Den infrage kommenden Berufsgruppen und Vereinen soll nach Möglichkeit das Siecht zustchen, ihre Vertreter selbst zu er nennen. In allen Kirchgemeinden ist ein besonderer Aus schuss für die inneren Aufgaben der Kirchgemeinde zu bilden, in gröbere» Ekmeinden ist eine besondere Helfcrorganisation vorgesehen. Da in groben Gemeinden der Kirchenvorstand zu schwerfällig wird, ist in allen Gemeinde» von 2000 Seelen an ein Aeltcstcnrat zu bilden, der nach ähnlichen Gesichts punkten zusammengesetzt wird wie der Gcmeindckirchen- vorstand. Wahlberechtigt sind alle konfirmierten männlichen und weiblichen Mitglieder der Kirchgemeinde, die alljährlich in die Wählerlisten ausgenommen sind. Wählbar sind Mitglie der der Kirchgemeinde, die das 80. Lebensjahr vollendet haben und keine Gründe gegen sich haben, die vom Wahlrecht auS- schtt-ßen. Nengeordnct werden auch die Bestimmungen über die Mitwirkung des KirclTcnpatrons, dem von jetzt an die gesetzlichen Laulastcnpslichten mit ausliegen sollen. Abschnitt lii handelt dann von der Finanzvcrwaltung, Abschnitt IV bringt Schlust- und UcbergangSbestimmungcn. Synodale Jentsch-Ehemnitz erläutert dann im einzelnen die cingegangenen Gesuche und Anträge zur Kirchgemetnde- ordnung. Zu Beginn der allgemeine» Besprechung dankt zunächst Konsistorialpräsident TDr. Böhme für die mühsame und auf opfernde Arbeit des Ausschusses. Besonders begrüßt er di« Ausnahme von 8 1, in dem das Arbeitsgebiet der Kirchge meinde umfassend dargesrcllt ist. Das Kirchcnregtment stelle mit Befriedigung fest, daß in der Hauptsache Ueberelnstim- mung über den Entwurf erzielt worden ist. Ueber 4 Punkte werde sich jedoch noch eine eingehende Besprechung nötig machen, nämlich über den Schuh der kirchlichen Minderhei ten, über das Beschlußrecht der Kirchgemeindeversammlung, über die Frage, welcher Körperschaft zweckmäßig die Pfar rerwahlen zu übertrage» sind und endlich als schwierigste» Punkt das Verhältnis zwischen Aeltestcnrat und Kirchen» vorstand. Besonderen Wert legt das Kirchenregiment auf baldige Verabschiedung der Vorlage. Dr. jur. Schultze -Leipzig betont die Tatsache, daß die Kirchgcmeindcordnung nur den Unterbau des Verfassungs werkes bedeute. In sämtlichen anderen Landeskirchen, die diese Fragen bisher geordnet haben, ist bi« Gesamtverfasiung als ganzes und die Kirchgemetndeordnnng als zweites neu- geordE morde». Gewiß siege« di« Verhältnisse »« Sach, sen schwieriger, aber auch hier ist die Berabschledung einer Grsamtversaffung dringend zu wünsche». E, stellt daher de» Antrag: »Die Berat»»« der K. G.-Vrbnuni, zur Zelt auf di« 1. Leiung zu beschränken, die 2. Beratung und Beschlußfas- sung über dl« Grsamtversaffung der Landeskirche zu verbinden." Synodal« Dr. Schröder-DreSde«, teilt mit,.daß der ver- saffungSautschuß sein« Beschlüsse einstimmig gefaßt hab« und daß nur in b«n von Synodale» Dr. Schultze-Leipzig aus geführten Punkten MeinungSverschtedenheiten bestanden niittrn. Das Kirchenrrgiment habe z. L. in den Ausschuß- sitzungen eine andere Stellung eingenommen, als eö beute t« der Srklllrüna de» KonNstorialprästdenten »um Au»dr-tck gekommen set. Einer Aufschiebung der 2. Lesung dr» zur Beratung stehenden Entwurfes kann er nicht znstimmen, da die ««denken von Syn. Dr. Schultz« dafür nicht schwerwie gend grnttg seien, «» set bedauerlich, wenn die Verbesserun gen, bi« durch die neue Kirchgemetndeordnung unzweifelhaft geschaffen werden, auf unbestimmte Zeit verschoben bleiben. Präsident DDr. Böhme betont demgegenüber, baß der Borwurf de» Synodalen Dr. Schröder gegen da» Kirch««- regtment aus einem Mißverständnis beruh«. Di« Aussprache danerte bi« kl« Nhr. Nächste Sttznng Mittwoch, den 1. Dezember, norm. Ist Nbr. Tagesordnung: Fortsetzung der veratnng über den Entwurf -er neuen Kirchgrmeindeorbnung. Neueste Nachrichten und Telegramme vom 1. Dezember 1920. Der Gisenbalmerltretk in Norwegen. )k Kopenhagen. Di» Elsrnbabnbedienktrten und die Führer der Mrwrrklchaffen hielten in der vorletzten Nacht eine Sitzung ab, die einen sehr lebhaften Berkaus nahm. Einia» Teilnehmer waren für eine Ber»Saernng de» Stre k». Trotzdem wurde beschlossen, den Streik soiort zn beginnen. Die Eisendabnbedlensteten legten gestern die Arbeit nieder, und von beut» morgen au wird der Eisenbahuvertehr l» ganz Norwegen eingestellt. Et» Gemeindrbans von englischen Arbeitslosen brsetzt. )< Amsterdam. Das Neutericbe Büro meldet an» London r 700 Arbeitslose beaaben sich nach dem Gemeinde haus» von Tottenham nnd besetzten es. Sie aadrn bekannt, daß sie dort überwintern wallten und richteten an das Publikum da» Ersuchen, sie mit Lebensmitteln zu versorgen. Vom Völkerbund. )(Genf. I« der bentiarn KammissionSsitzuna ist die Zust mmnna der Tstßcckw-Slowakei für die Ausnahme Oesterreich» in den Völkerbund ansaesvrokben worden. Die Zulassung Oesterreich» kann als gesichert gelte». st Genf. Der Uutercmsschnß für Blockadefragen hat folgende Entschließung iiir die sofortig« Durchführung einer eventuellen Blockade angenommen: Wenn der Völkerbnndrat die Mitaliedstaaten von einer Verletzung de? Vertrages in Kenntnis setzt, so liegen diesen folgende Verpflichtungen ob: 1. die diplomatischen Beziehungen mit dem schuldigen Staat abzubreclirn, 2. so rasch wie möglich Maßnahmen zu treffen, die erforderlich sind und mit der Verfassung verein bar sind, um den Landesbewohnern alle Beziehungen mit den Bewohnern des Staates zn verbieten, gegen den sich die Blockade richtet. Di« Kommission beschloß, dem Völker- bnndrat ihren Wunsch zn übermittel», es möchten die Lebrnsintrrrffen der die Blockade dnrckmihrenden Länder gewahrt werden. Die amtliche Mitteilung betont, daß dies« Möglichkeit eine Anwendung nnd Durchsührnng des Wirt schaftskrieges zu Gunsten des Weltfriedens vorbereitet. WirderanknLtzfung der Beziehungen Frankreichs «um Vatikan. )( Daris. (Kammer.) Ein Antrag, der die Entsendung eines Botschafters zum Vatikan ohne Reziprozität verlangt, wnrde abgelebnt. Hieraus wurde das von der Regierung eingebrachte Gesetz, durch das die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan wieder ausgenommen werden, mit 375 gegen 209 Stimmen angenommen. Li« griechische Ara««. )( Bari». Der Sonderberichterstatter der Agene« HavaS. in London meldet nnterm 30., man werde erst heute in einen MeinuirgSauStausch über die griechische Frage ein treten. Die Engländer schienen aber nur Garantien dafür verlangen zu wollen, daß die deutschfreundlichen Oistziere und Beamten entfernt würden und datz Griechen land sich verpflichte, nicht ohne Einwilligung der Schutz mächte irgendwelche Verträge zu schließen und Abmachungen zu treffen. Außerdem vertrete man in England den Stand punkt, daß der Vertrag von Sevres nur im Einverständnis mit allen Unterzeichner» geändert werden könne. Erst wenn der Friedensvcrtrag hon SevreS zusammenbreche, weil Griechenland das ihm anvertrante Mandat nicht erfüllen Nnntz zeige man sich von englischer Seit» geneigt, de« Per-" trag je nach deu Ereignissen abznändern. «in deutscher Dampfer in Algier. X Barl». Nach einer HavaS-Meldunq au» Algier ist «eitern vorinlttaq da« erste dentsche Schiff, da« seit >9l4 den Hasen anaelansen bat. anaekommen. E« bandelt sich um deu Dampfer »Smyrna-, der nach Hamburg gebt. Die wirtschaftliche Lag« Polen». ' «Marsch« n. Der ohnehin sehr hohe, im letzten Jahre mehrfach erhöhte Eisenbahntarif für Personen nnd Güter wird ab 1. Dezember wiederum um hundert Prozent erhöbt. Die Zqhl der in Reparatur oehruden Lokomotiven ist letzt hin von 42 Prozent ans 48 Prozent gestiegen. Mangelnde Trantzportinogllchkelt bewirkt bedrohlichen Kohleninangel. In Warschau liegt das Gaswerk seit zwei Wochen still, im Lande lind bereit« über 80 Industriebetriebe stillaelegt. Der polnische Senat bewilligte »ine neue Emission von 15 Milliarden Noten, nm das Defizit des lausenden Fabre« (acht Milliarden) nnd den notwendigen LebenSmittelankauf (nenn Milliarden) zu finanzieren. Der Notenumlauf, ab gesehen von den Emissionen zmn Umtausch von Kronen in Ga Offen,^^Trviseu und Wechsel» beträgt gegenwärtig Gerüchte übe» de» vormaligen deutsch,» Kronprinzen. )( London. Im Unterbans« erklärte vonar Law auf Anfrage, er wisse, daß vor einiger Zeit Certtchie im Umlauf waren, wonach der vormalig» deutsche Kronprinz zweck» Etürznng der augenblicklichen deutschen Regierung Mit den Führern der monarchistischen Partei in Preußen in Ver bindung gestanden kalzen soll. Viel Bedeutung messe er diesen Gerüchten nicht bet. Er zweifle nicht daran, daß di« niederländische Reglernng ihr« Verantwortlichkeit bezüglich des vormaligen deutschen Kronprinzen ernst ausfaff«. Vermischtes. Einbruch in einem Schloß. In drei Nächten wnrde im Schiveßinger Schloß elinebromen. wobei wert volle» Mobiliar aus der Zeit Karl Theodors gestohlen wurde. - Sport. > Der SckmelliakeitSrekord in der Lust. Den Schnellig- keitSrekord in der Luit zn verbessern, machen besonders zwei srcm'ösiscbe LUeger"Sadi Lecointe nnd Romanet gewaltige AnstrenaungjA. Während der erstere bis setzt den Rekord besaß, bat wn nun Romanet an fick geriffen, indem er 199', englische Meilen in einer Stunde, also mehr als 8 englische Meilen in der MInnte flog. Er hofft, diesen Rekord demnächst nm 10'/» zn verbessern, dach will ihn Lecointe seinerseits Nbertrnmyfe». Bride Flieger baden ihre Rekorde in sehr niedrigen Höben errungen. Ein dritter Flieger Brsguet, der eine neue Maschine mit vier Motoren konstruiert bat. behauptet damit imstande zu sein, in großer Höhe 806 englische Meilen flieaen zn können. Sirgervcrkünduna in der VergaserpriisungSfahrt deS sächsische» Automobilklubs. Nach wocbenlangen schmierige» Berechnungen durch den Vorsitzenden der Technischen Kommission Prof. Wawrzinick von der Dresdner Technischen Hochschule konnten gestern abentz die Sieger in der Konkurrenz der 50 Wagen verkündet werden. Erster Sieger ist Edgar Dietz aus Lelvzig 07/50 1>8. Dux), »weiter Sieger Dr. Jng. Biirgmann, Dresden <28 60 L8 Mercedes), dritter Sieger Koeck, Dresden <22 55 L8. Audi», vierter Sieger Gustav Barthel, Dresden <1890 kü Mercedes), fünf er Sieger Otto Thiers, Dresden 08 50 1'8. Horch), sechster Sieger Wilhelm Herzing, <16 45 1'6. Mercedes). Das - Ergebnis beweist, datz die starken Wagen hinsichtlich ihres Betriebes sparsamer arbeiten, als d e gleichzeitig kon kurrierenden schwächere» und kleineren Wagen. Tie e Tat sache erklärt tickt wissensckastlich daraus, datz die kleineren Motoren eine höhere Trehzaht Haven, die,kleinen Motoren sind meistens Schnelläufer, die einen geringeren mechanischen und thermischen Wirkungsgrad besitzen, als die langsamer laufenden starken Motoren, deren Zylinder sich besser mit Gas füllen und deren Kühiungsverhältnisse günstiger sind. Neubestellungen auf da- »Riesaer Tageblatt" für Monat Dezrmver (M. 4 — ohne Zustellgebühr) wolle man beute noch beim Postamt, bei den Zeitungsträgern oder in der Ge» scbäitsstelle des Riesaer Tageblattes (Goethestratze 59).zur Vermittelung an die Zcitungsträger bewirken. Ueb' immer Treu ..... Novell« von Martha Heuzler. 3. Fortsetzung. Nach solchen Briefen ging seine Mutter ost tagelang wie im Traum umher. Sie lebte in der Zukunft, aus ihren Augen strahlte der Abglanz stolzen Mutterglück». Sie sah den Sohn als Helden der Wissenschaft und sich selbst in der Glorie geheiligter Mutterliebe. Und immer kühner ging sie den Weg ihrer Pflicht. Immer seltener wurden die warnenden Stimmen, die ihr anfangs noch schlaflos« Nächte bereitet hatten. Sie gab dem Sohn mit vollen Händen. Kleinliche Bedenken lagen ihr fern. Sie wußte ja, was das Leben kostete. Verstand die B nuhfreudigkeit eines lustigen Studenten. Das Geld spielte da kelne Rolle. Seine Bervindung war eine der vornehmsten, er mußte es den Reichsten gleichtun, um sich standesgemäß zu be haupten. Das verjchlang schon in der ersten Zeit große Summen. AVer jetzt kam ja der Junge nach Hause, da regelt« sich's wieder auf andere Weise. Sie zählte die Stunden bis zn seiner Ankunft, war rastlos tätig» um sie leichter zu ertragen. Das ganze Haus blitzte und blinkt« in tadel loser Sauberkeit. Luise, ihre jahrlange Dienerin, stand ihr redlich bei. Für sie war ja der Junge auch ein Stück Leben und Da seinsbedingung. Sie hatte ihn sozusagen mlt'großgezogen und liebte ihn tausendmal mehr al» dl« Annelise, die immer ihre eigenen Wege ging und nie nach ihr verlangte. Das ärgerte sie heute noch. .. ... Wie einförmig und öde schlichen die Tage dahin» seit der Junge nicht mehr treppauf, treppab jagte und sie von früh bis spät in Atem hielt 1 Da» brachte di« Lnnelise nicht fertig. Die benahm sich ja mit ihren einundzwanztg Iahren so würdevoll und ernst wie eine alte Dame und war so durchsichtig zart und blaß, daß einem ordentlich bange wurde in ihrer Nähe. Scheu sah Luise zu ihr herüber, als sie heut« in« Zimmer trat und Frau Dahlen «in« Depefche überreicht«. In froher Erwartung blieb sie an der Tür stehen, denn das Telegramm war sicher von dem Jungen und meldete seine frühere AnkunfX Al, aber Frau Dahlen keinen Ton der Freude, Kia HtbtlndtistWort stören lieb, murmeltt st« lelbsioergellen etwa« vor sich hin und verschwand schleunigst au« dem Zimmer. .Der Junge kommt nichts" Mit verhaltener Erregung riest» Frau Dahlen ihr nach und demerlte erst jetzt, daß sie binau» war. Annelise nahm es ruhig auf und Nkcherke eigen vor sich hin. Marie Dahlen reichte ihr die Depesche. Kurz und knapp berichtete Robert: .Mache ein« Rheinreise mit ein paar Freunden. Bitt« per Depesche um den nötigen Zuschuß an meine Adresse. Morgen früh geht'» io». Nähere, im Brief." Marie Dahlen überwand nur schwer ihre Enttäuschung. Aber Robert» Brief, den sie anderen Tag« erhielt, wirkte erlösend und befreiend. Er schilderte das drängende Bitten der Freund« so natürlich und überzeugend, und vertröstete sie mit kernigem Humor auf ein spätere, Wiedersehen, das sie dann um so fröhlicher und glücklicher genießen konnten. Doch di« Ferien gingen zu Ende. Robert kam nicht, bat um seinen Monatswechsel und erzählte nur von köstlich verlebten Stunden und herrlichen Eindrücken. .Wie weit und groß ist doch di« Welt! Wie uner meßlich reich di« Natur an Rätseln und Problemen für den schaffenden und strebenden Seist 1 Ich leb« wie im Fieber, bi- ich mein« Erfüllung finde." So verstossen drei Jahre, und nur einmal durfte Marie Dahlen ihren.Sohn begrüßen. Er war ihr fast «in Fremder geworden. Etwas Rastlose, und Unstete» hastete ihm an. Ihre besorgten Fragen wie« er schroff zurück und entschuldigte sich mit Nervosität und Ueberarveituna, ver mied jede« intimere Gespräch und machte allerlei Ausflüchte, wenn ihn di« Langweil« au» dem Haus« trieb. Jeder versuch, ihm näher zu kommen, blieb erfolglos. Seg:n Ihr« vorwürfe rechtfertigte er sich mit respektloser Offenheit, datz ihm diese ewig« Bemutterung auf die Nerven falle und Lnnelise« Leichenbittermiene ihn zur Verzweiflung bringe. Lnnelise blieb von da an auf ihrem Zimmer. Auch da» half nicht». Eine, Tage, stand er reisefertig vor feiner Mutter. . .Ich muß noch ein paar Wochen ins Gebirge. Der Arzt hat mir'» verordnet." Kurz und hart war der Abschied. Mari« Dahlen rang sich von ihrem Sohne los. Sie fühlte, datz er ihr mehr und mehr entglitt, — und daß sie ihn zuletzt ganz verlieren mußte. Aber sie trug ,» mit stolzer SeibstoerMudlichkeit. Sie fad darin dl« natürlich« Folge einer geistigen Entwicklungsstufe, die sich nur ln unbeschränkter Freiheit voll «ntwiaetn und so zur univer sellen Größe entfalten konnte. Und — hatte sie nicht von oer ersten Stunde an mit dieser Wendung rechnen müssen ? — Ibn der Welt zu eigen gegeben, um einst von ihr den Dank zu empfangen? Was hatte sie noch zu fordern, um ihr Opfer zu entlasten? So setzte sie sich über zeitweilige, selbstquälerische Ge danken hinweg und lebte des Sohnes Zukunft entgegen. Ihr Bemühen, Annelise aufzuheitern und ihr Liebe zu geben, scheiterte an deren starrer Ablehnung. Bei Luise sand sie williges Gehör, wenn sie sich dar über beklagte. Die alternde Dienerin wurde immer verbitterter gegen Annelise. Sie machte sie allein verantwortlich für Roberts Fortbleiben. E» war ja auch ein Jammer, dieses langsaine Htnwelken eine» jungen Menschenkindes mit anzusehen. Zu nichts hatte da» Mädchen Lust. In traurigem Grübeln verbrachte es die Tage. .Schicken Sie sie doch fort, sie hat ja Geld genug, vielleicht bringt sie da, zur Vernunft," riet Luise ihrer Hetrin, al» sie sich «ine» Morgen» wieder über Annelise ärgerte. .Geld genug? Was reden Sie denn da, Luise! Haha, da» Mädchen Geld? Woher, von wem denn?" antwortete Frau Dahlen in abweisendem Ton, lachte kurz und spöttisch auf und beschästlgte sich mit ihren Blumen» reichte Luise eins Kanne und bat um Wasser. Eilfertig lief Luise hinaus. Sie war froh, daß ihr ihre Dummheit so rasch verziehen war. Was ging sie auch das vermögen der Familie an. Solange Annelise nicht hei ratete, brauchte sie'» ja nicht. Ha, und bi» dahin hatte e» noch gute Weg«! E» kam ja keine Menschenseele in» Hau», für Männ-r hatte ja die Annelise sowieso kein Inter esse, und je bescheidener man hier lebte, desto reicher floß «» dem Jungen zu. Kopfschüttelnd ging sie über den Korridor. .Datz ich auch da» vergessen konnte 1 Man wird wi /sich alter», schwach," brummt« sie grimmig in sich hinein, al» st« wieder in» Zimmer trat. Freundlich, mit vollständig veränderter Stimme, ries ihr Frau Dahkeü zu: .Kommen Sie mal her, LutsP und leben Sie sich meine wundervollen Stole« an 1s" S-rtsevung iotgt., <
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