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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.02.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19010216018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901021601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901021601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1901
- Monat1901-02
- Tag1901-02-16
- Monat1901-02
- Jahr1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 16.02.1901
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Februar 1901. -1«/ cksn Ztonot adonnw's»» «iie L«r«- »» ^/v5/r^-7 bar äe»' //«^p/Asse^ä/tksafeüs A/rrr^nstr-. ZS wn«i cien aüe»-- roär'is be/i»»«Urcä«»» ^wrrrr^mesks/^m -wm ^rerse vor» Iss» «isn ^arae^/reb«, />oL<„r».s<qtt«»r rm D«r/sobs»r Kero^s- Aebrete «oesri«, /Ies/e/!tr«Aon au F ^/aeL, «w Oe^sveio^- ^„Aaem «r r L>on« ^6 //e/keev» anAsnowrm«». 6«odLtt88tMs ä«r „DrssLasr HLüLiioktsn". Sozialdemokratie mid Freisinn. Tie Sozialdemokratie Ist zur Zeit im preußischen Landtage noch nicht vertreten. Früher legten die Umstürzler daraus kein besondere» Gewicht: au» eigener Kraft vermochten sie ein preubiiche» Landtagsmandat nicht zu erobern, und bi» zum Eintritt de» neuen Kurie» bestand zwischen der Sozialdemokratie und den bürgerlichen Parteien eine io tiefe Kluft, daß leibst die den Revolutionären nächst» stehende Gruppe der Freisinnigen nicht gewagt hätte, für die Wahl eine» Sozialdemokraten tn da» preußische Abgeordnetenhaus offen ein zutreten. Neuerdkng» geht da» Streben der Sozialdemokratie dahin, ihre Vertreter auch in die parlamentarische Körperschaft de» größten deutschen Einzelffaate» zu entsenden. Die Aussichten dafür sind besser geworden: denn inzwischen ist die Jntrressen- iolidarität zwischen der Singer'ichen Partei und dem Freisinn soweit grdieben, daß ein sreisinnig-sozialdcmokratisches Wahlkartell bei den nächsten preußischen Landtagswablen mit Sicherheit zu er warten ist. Nöthig ist es eigentlich nicht, daß die Umstürzler eigene Vertreter im preußischen Abgeordnetenhaus? haben. Infolge der Intimität, die jetzt zwischen ihnen und den Freisinnigen herrscht, werden dort die Geschäfte der Sozialdemokratie von den manchester- lichen Genoffen mit einem Eiker besorgt, der für die Um stürzler nicht» mehr zu wünschen übrig läßt. Der freisinnige Adg. Dr. Barth, der bekannte Vorkämpfer des Monchesterthum». geberdet sich seit einigen Tagen im preußischen Abgeordnetenhaus« so. a>» ob zwischen Freisinn und Sozial demokratie ein wesentlicher Unterschied überhaupt nicht mehr bestände. Nachdem er dort vorgestern dorgelegt batte, daß die Sozialdemokratie den übrigen Parteien in jeder Beziehung vollkommen gleich berechtigt sei und daß lbre Anhänger sowohl formell als materiell aus dieselben Rechte Anspruch «Heden könnten, wie olle übrigen Staatsbürger, kam er zu dem Schluß, daß. wenn der Minist« des Innern die Sozialdemokraten zur Bekleidung von kommunalen Remtern für unfähig halte, er eines Tage- auch die Freisinnigen hinzu für ebenso unfähig «klären könne. D« Abg. Dr. Barth hat in der That vollkommen recht: unter dem staatSrrhaltenden Gesichtspunkte verdien«, die Freisinnigen nicht viel and«» bewerthet zu »«den. al» ihre sozialdemokratiichen Brüder und Waffengrnoffen, und der gegenwärtige preußische Minister de» Innern hat auch bereits die praktische Konsequenz gezogen. Frei sinnige, welche die sozialdemokratischen Bestrebungen unterstützen, weder al» unmittelbare noch als mittelbare Diener des Staates zu dulden. Freiherr v. Rhelnbaben erklärte zwar, daß er mit Ausnahme dn Sozialdemokraten, die selbstverständlich nicht fähig sind, als Dien« der Staates diejenige Ordnung im Amte zu stützen, die sie grundsätzlich bekämpfen, die Angehörigen keiner Partei von vornherein als nicht geeignet für ein Kommunal amt erachte, aber er zögerte auch nicht, sich zu dem Grundsatz zu bekennen, daß sich auch Diejenigen, die ohne Zugehörigkeit zur Sozialdemokratie deren Bestrebungen zu fördern suchen, des Recht» verlustig machen, mittelbare Staatsbeamte zu sein. Von ein« so konsequenten antilozialdrmokratiichen Politik, wie sie d« gegenwärtige preußische Minister des Innern vertritt, haben di« Freisinnigen gemäß ihrem mancheiterllchen Standpunkt de» völlig ungehinderte» GewährenlassenS natürlich niemals etwas wisse» wollen: heute sind sie aber zur Bekämpfung einer solchen Politik um so mehr verpflichtet, als e» ja ihre eigenen Partei- interrffen sind, die zugleich mit denen der Sozialdemokratie auf dem Spiele stehen. Uns« Freisinn hat sich io weit entwickelt, daß er bei der Auffassung de» bürgerlichen Radikalismus in Frankreich angelangt ist. der di« Sozialdemokratie al» regierungsfähig be handeln muß. weil er ohne deren Hilfe sein« Position nicht läng« mehr z« behaupten vermag. Den französischen Radikalen gilt dn revolutionäre Sozialismus ai» StaatSretter und ebenso glauben auch unsere Freisinnigen, daß d« Staat ohne di« Sozialdemokratie nicht mehr bestehen kann. Dem Abg. Dr. Barth ist diese Auf fassung schon so in Fleisch und Blut übergegangen, daß er «klären muß, absolut unverständlich sei ihm der Standpunkt des Ministers Freiherrn von Rhelnbaben. wonach die Sozialdemokratie eine Gefahr für den Staat sein soll. Er wie- ausdrücklich auf Frank reich hin. wo man, um den Staat zu retten, sich auch nicht genirt habe, einen Sozialdemokraten in'S Ministerium zu berufen. Das Heil der Zukunft. daS hat der Abg. Dr. Barth ganz offen erklärt, beruht aus dn bedeutenden Verstärkung der Sozialdemokratie. Hierzu brkzutragen ifl nach ihm das gegenwärtige Aktionsprogramm des Freisinns. Dn freisinnige Führer versicherte, wenn er tn die Lage kommen sollte, zwischen einem Agrarier und einem Sozial demokraten zu wählen, n stet» kür den Letzteren stimmen werde, und er hoffe, daß alle seine Freunde ebenso handeln würden wie er. Bon Engen Nicht« ifl das wohl bestimmt zu erwarten: denn auch n hat sich vorgestern im preußischen Abgeordnetenbause leb haft für die Umsiurzpartei in'S Zeug gelegt und der Genugtbunng Ausdruck gegeben, mit der Sozialdemokratie in eine Kampfeslinie gedrängt zu sein. Den Freisinnigen bleibt jetzt nur »och ein Nein« Schritt übrig, der sie von den Sozialdemokraten trennt: sich mit Kind und Kegel unter die Führung der Bebel und Singer zu stellen. Der Sozialdemokratie wird eS keine allzu große Mühe kosten, diese spärlichen Reste dn stammverwandten bürgerlichen Demokratie vollständig zu absorbiren. Eine io ousgesvrochen antisozialdemokratische Auffassung, wie sie der augenblickliche preußische Minister des Innern vertritt, ist gewiß erfreulich. Nicht immn Kaden in den letzten Jahren die Berliner Minister eine solche Auffassung mit Entschiedenbeit und in voller Konsequenz vertreten: bat sich dock schließlich der vorige Reichskanzler, als alle aesetzgeberiichrn Versuche rur Verwirklichung einer antiimialdemokratiichen Aktionsvolitik kläglich scheuerten, zu der Ansicht betelitt, daß die Sozialdemokratie eiue voiüörrgehende Erscheinung sei. die sich auStohen wnde. Wenn dir sozialdemo kratische Bewegung vorubngeht und sich austobt, warum soll man sich dann noch unnütz anstrengen und sie bekämpfen ! Ob auch der jetzige Reichskanzler so denkt wie sein Vorgänger, steht noch dahin. Vor vier Wochen bat der koniernative Führer Graf zu Limburg- Stirum im preußischen Abgeordnetenhause die preußische Regierung ausgesordett. den Kampf gegen die Sozialdemokratie mit Ent schiedenheit aiifzunehmen. „lieber dielen Kamps", sagte er, .kommen wir nicht hinweg, und wenn auch jetzt sehr viele Theile im Reichstage und im Lande die Lösung auf anderem Wege er warten und glauve». die Sozialdemokratie werde sich zu einer oppositionellen bürgerlichen Partei umgestalten. so tbeilen mir dieie Auffassung nicht. Wir erwarten, daß man deu Kamps mit Eut- ichiedeiihrit ausnehme» wird, ehe es zn spät ist." Eine Antwort ist bisher hieraus nicht erfolgt: alS eine solche können auch die jüngsten Erklärungen des Ministers des Inner» nicht angenchen werden, da die Nichtbestätigung von Sozialdemokraten und deren freisinnigen Gönnern als kommunale Beamte noch nicht die Austiahme eines entschiedene» Kampfes gegen die Nmsturzbewcqung bedeuten kann So scbari auch Minister v. Rbeinbnben die Sozialdemokratie als eine revolutionäre, ttanisfeiadliche Partei gekennzeichnet hat. io bleibt doch die Befürchtung bestehen, daß die Berliner Regierung nicht die Energie sinden wird, oer Auffoidening des Graten ,» Limburgs Stimm Folge zn leisten und den Kamt» gegen die Sozial demokratie proglammmäßig zu prvklamrren und durchzusühren. Neuere Drahtmeldunften vom 15 Hcbruav * Budapest. Mehrere tarnend Arbeitslose durchzogen heute Nachmittag die Hauptstraßen der Stadt unter Hochrufe» auf die internationale Sozialdemokratie und Absingung der Arbeiter marseillaise. Im Zuge wurden Takeln mit der Aufschrift Brot! Arbei l Neckte!" getragen. Die Demonstranten begannen alsbald die Spiegelscheiben der Restaurants. Casehäuier und einzelner Ge schäfte einzuschlagen. Die Ladeuvesiker schlossen erichreckt die Läden. Die Polizei hatte moße Müde, die Ruhestörer auseinander zu treiben; viele derselben wurden verhaftet. Berlin. iPriv.-Tel.l Reichstag. Auf der Tages ordnung steht zunächst der Nachtragsetat für China. — Ada. Bebel <Soz.) fragt, wie denn eigentlich die Dinge in Chrna augenblicklich stehen. Alles warte ans den Abschluß des Frieden», am meisten aber wohl Gras Walderiee: deren Tele gramm : Endlich Aussicht aus Frieden! iei der Jubehchrei einer viel geprüften Seele. Das Deubche Reich habe seit 200 Jahren keinen traurigeren und beschämenderen Krieg gehabt, als den jetzigen tn China. lPräsidcnt Gras Ballcstrem: Herr Abgeordneter. L-ie dürfen einen Krieg, den dasReich führt, nicht beschämend nennen.i Nach kompetenten Berichten sei daS Gebiet zwischen Taku und Peking zur Wüste gemacht: so ungefäbr müsse es in Deutschland zur Zeit des Miähngen Krieges ansgesehe» haben. Solche Dinge, wie wir sie in China in de» letzten Monaten erlebt haben, seien eine Schmach für die Menschheit. Dir menschliche Bestialität habe sich dabei wieder einmal ko recht offenbart. Redner verliest zum Belege hierfür Stellen aus Soldatenbriefen. Er konstatire mit Genugthuung. daß in letzter Zeit offenbar gegen ein solches Schreiben, wie es auS den Briefen hervorgehe, mit aller Energie seitens der Militärverwaltung eingcichritten worden sei. Diese Briefe bewiesen den außerordentlichen moralischen Tiefstand, auf dem ein Tdeil der dortigen Soldaten sich befinde und welcher durch das chinesische Milieu mitverichuldet sei, aber auch durch die zu Beginn deS Krieges ausgegebene Parole: .Pardon wird nicht ge geben l" Ein erfreuliches Zeichen des neuerlichen Einschreitens gegen rohe Ausschreitungen sei die Verurtheilung eines Ein- lähiigen. der einem Chinesen «ine goldene Uhr gestohlen hatte, zu 5 Jahren Zuchthaus. WaS nun m und mit China weiter ge schehen werde, wisse noch Niemand, nur das wisse man. daß wir letzt 152 Mill. Mk. bewilligen sollen, daß eine wettere Forderung skr China in Höhe von rund 100 Mill. Mk. schon in Vorbereit- nna sei. Das Ende wnde sein, daß daS. was Deutsch land dort vielleicht mit großen Opfer» an Geld und Blut ausgebaut habe, Rußland skr sich in Anspruch nehmen wnde. Ter Platz an dn Sonne werde uns dort auch in noch außerordentlich theun zu stehen kommen, l' — KrirgSministn v. Goßier:, Wenn Herr Bebel etwa eikall.) meint. daß die Ermorduisg unseres Gesandten in China noch kein Grund zn kriegerischem Einschreiten sei. dann möchte ich wissen, wozu wir Kriegskunde treiben. «Beifall rechts ) Auch über Gra! Waldersee bat Bebel geurtbeilt und gesagt, ein preußischer Feldwebel wäre an seiner Stelle besser »u verwenden gewesen. Ich denke, wir können dem Grasen Waldersee nur dankbar dafür sein, daß er dem Befehle seines obersten Kriegsberrn gehorcht bat. Es ist ihm auch thatiächlich gelungen, die Ordnung wird« her- »ustellen. Zu meiner Freude bat Herr Bebel den Ausdruck ge braucht: Unsere Truppen fechten dort gegen revolutionäre Elemente. «Sehr richtig!) Herr Bebel wird dann ab« auch zn- geben müsse», daß gegen derartige Elemente keine Schonung geübt werden darf. Dann hat Herr Bebel Hnnnenbriefe verlesen und von Bestialität und Gemeinheit gesprochen. Er ist von mir schon wiederholt aufgefordert worden, mir die Briefe zuzustellen. Wenn er der Regierung die Möglichkeit versagt, die Verbrechen zu bestrafen, !o macht er sich in meinen Augen zum Mitschuldigen dieser Verbrechen. (Lachen links.) Der Minister weist dann an einem der Hnnnenbriefe aus Shanghai nach, welcher Uebertreib- ungen sich solche Briefschreiber schuldig macken. Er selbst habe den Eindruck, daß in China geradezu eine Lügenfabrik bestehe. An groben Vergehen deutscher Soldaten seien laut Mittheilungen Walderiee» nur drei vorgekommen und diese seien sofort streng be straft worden. In dieser Hinsicht lasse unsere Disziplin nichts zn wünschen übrig Auch englische Auslassungen dortiger Korre spondenten bestätigten daS. Er brareise nicht, wie ein deutsch« Abgeordneter deutsche Truppen, die in ko schwer« Lage ihre Schuldigkeit thun. in solcher Weise verunglimpfen könne. (Beifall.) — Abg. Stöcker: Daß ein Abgeordneter sich nicht scheue, dn- aestalt wie Bebel auf uniere Armee auf unbeglaublgte Nachrichten hin Schimpf und Schande zu Hausen, da» komme sonst In keinem anderen Lande vor. Auch nach England gelangten so manche ähnliche Nachrichten aus China, aber dort mache sich dieselben kein Abgeordneter durch Vorbringung im Parlament zu eigen. Redner wendet sich dann noch gegen die vorgestrigen Bebel'ichen Auslass ungen über das Mi'sionarwesen in China und dessen Mitschuld an den dortigen Wirren. — Abg. Bebel erwidert. « habe nichts gegen die Miisionsthätigkeit, aber der Staat solle nichts damit z» thun haben, und Politik sollten die Missionare nicht treiben. Was Chamberlain seitens der Ooposition zu hören be kommen habe, gehe weit über liniere Opposition hinaus. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) 134 Abgeordnete hätten dem englischen Parlament das Kriegsbudget verweigert. WaS die Hnnnenbriefe anlange, so sei cs doch sehr aut möglich, die Blätter, welche solche Briete veröffentlichen, zur Verantwortung zu ziehen. Weshalb töne denn das der Herr Knegsminister nicht? Offenbar weil er selbst im Inneren diesen Briescn glaubt. — Minister v. Koßler erklärt, wenn er solche Dinge in den Zeitungen lese, so lasse er sich stets erst Bericht erstatten, und je nachdem dieser ansialle, gehe er gegen die Zeitungen vor. Ebenso verfahre er diesmal. Er Hube die betreffenden Mittheilungen an das Ober kommando in China gesandt und warte den Bericht ab. Treffe dieier ein nnd sei dann die Sache für die betreffenden Blätter nicht verjährt, so verspreche er dem Aba. Bebel, daß er unnach- sichtlich gegen diese Blätter Vorgehen werde. Im Üebrigen mache er die Armee und Diejenige», ans denen sie sich ergänze, darauf auf merksam. in wie unerhörter Weise hier Osnziere und Mannschaften ohne den Schatten eines Beweises angegriffen worden seien. — Der Nachtrags-Etat wird gegen die Stimmen dn Sozialdemo kraten angenommen. Es folgt die zweite Lesung des Post- Etats. — Bei dem Titel Gehalt des Staatssekretärs klagt Abg. Müllcr-Sagan über mangelhafte Pnslbeftellung. Man habe den gelammten Privatposten-Veikebr übernommen, ohne das Personal entiprechend zu vermehren. Die Eintheilung deS Nachbar- vrlsvrrkehrs berücksichtige den wirthschaftlichen Zusammenhang nicht ausreichend. In Grob-Lichterseide seien an einem einzigen Tage 30 Mk. Strafporto erhoben worden, weil massenhaft Fünf- P'eniiig-Bnefe cinginae». — Staatssekretär v. Vodbielski entgegnet, es seien in Berlin seit dem l. April v. I. mehr Leute neu emaefteUt worden, als die Privawost hier an Perional besessen habe ilederkanpt sei seit >8 Jahren die Personalvermebning bei der Postverwaltung eine ungeheure gewesen. In den letzten drei Jahren seien 13865 etatmäßige Beamte mehr angestellt worden. Feftanftellung erfolge spätestens fünf Jahre nach der ersten An stellung. Er bekenne offen, ein zu frühes Heirathen halte er nicht für richtig. Was die vom Vorredner gewümckte einheitliche Größe der Postkarten anlange, so könne er nicht noch Beamte aiiftcllen, um die Karten zu messen. Ob bei dem starken Abendverkehr noch mehr Schalter zu öffnen seien, darüber würden Erwägungen statt- fiiiden. Die neunmalige Bestellung in Berlin sei doch ledenfalls mehr als die frühere viermalige der Privatpacketsahrt-Gesellschaften. Ueberall in den Hauptstädten der anderen Länder sei die Anzahl der täglichen Bestellungen kleiner als in Berlin. — Abg. Graf Stoib erg lkons.) berührt die Frage der Adressen mit polnischen Ausdrücken. Die Post »olle zwar nicht politische» Zwecken dienen, ebenso wenig solle sie sich aber von der polnischen Agitation miß brauchen lassen. — Abg. B a s s er in a n n <nl.) erklärt Namens seiner politischen Freunde, daß mit der Einrichtung von Nebersetz- ungsstellen in Bromberg und Preußen bis an die äußerste Grenze der Konzeision gegangen worden sei. Unter keine» Umständen dürfe darüber hinaus gegangen werden. Die Vermehrung der polnischen Adressen binnen kurzer Zeit um 42 Prozent iei ein deutlicher Beweis für die polnische Agitation. Unseren Beamten werde dadurch eine übermäßige Arbeitslast ouferlegt. — Staats sekretär v. Podbiclski: In der Presse hat man mir vor geworfen, ich hätte vor den Herren, den Polen, kapstulitt. Wo lütt die Kapitulation liegen? Wir haben durch unsere Anord nungen die Bestimmungen für die Sicherheit des Betriebes nur verschärft. Die Uebermittclung der eingeschriebenen Briefe und Werthsachen an das Neberietzunasburean hat zur Folge, daß natur gemäß die Bestellung solcher Briese längere Zeit in Anspruch nimmt. Ich bin überzeugt, die Wirkung dieses Uebelsctzuiias- bureaus wich sein, daß die Zahl der Postsachen mit polnischen Adressen viel rascher abiiehmcn wich. Daß ich alS alter Militär vor solchen Bewegungen nicht kavitulire, das können Sie mir schon Zutrauen. — Adg. Singer (Soz.) erklärt cs für eine Uebrrtreibring. wenn man überhaupt ln den Polen und ihren Be strebungen eine Gefahr für das Reich erblicke. Ein zu großer FormastSmuS iei eS, wenn eine Postkarte mit Strafporto belegt werde, weil aus Ihr das Wort Postkarte fehle. So lange die Bestell ung noch mangelhaft sei. seien noch nickt Beamte genug eingestellt. Redner bemängelt weiter gelegentliche Verwendung von Soldaten im Dostdtenst. Es gebe doch Arbeitslose genug. Den energischsten >
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