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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.09.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19120927010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1912092701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1912092701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1912
- Monat1912-09
- Tag1912-09-27
- Monat1912-09
- Jahr1912
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 27.09.1912
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Jahrgang, 2V7. »urchdu.wcklN»« tt»m- mlsltdN»,, di. ».»»«>. «kl «inm.lt»»' ,>»- !>>»»' Zu II«Iun, durch »I« PoU Dt« »«,> Lesern von Dresden u. Nma'duna ,m r.»e vorder ,u> «ellellün «d«nd«u». ,od»n »rholien dl« au». «Ilriloen «e,leher mit »er Morgen Autaade eu lammen juaellelll. »lochdruck nur mll d,„l< licher OueNennngode I.,Dr«»d. NachrV'l ,u- lllsl». — Ilnverlongie Monusklple werden nicht ousdewohrl. Telegramm-Asresse: Nachricht«, TreSdtll. Fernsprecher: N ,>«»« « ««Ul. Freitag, 27. September 1912. Aegr^nSeL 185V Druck und Verlag von Liepsch äc Re ich a,.dt in Dresden. femrcdmoclier: , foncks/i?-Ldoco/süe > e/»oco/»lle «-»e lsfel 5Ü^ ' «Be» S/'^Lv- Ldocolocke ) Lsvso ->ee <4 skg. vore 2/,o M. 0esse^ x»e Lsekon 2, 3 v. 4^ sss Anzeigen-Tarif. Mnnahnl«' non Ailklin« diaunsitii lnr nachm. :r Uhr. ^onntaq» nur Mariknbrapr :i»< von l> b,L '/,1 tthi D>e fjnjpolnqe l>-rnnd^'l^ <la. ^ -tlbknj :lO V' . Familien ^tachii«I,ik, f.l'L Drerden 2.', V! - die zweispaltige Zsil«; ou,rer,se,ic 70Pf ^17 iweispalilge Äeklanie .zeile i.I«» 'yl. ^«uimnern nach Sonn una Feiertagen einjpaniste mrundzeil- Pl. F'NMÜe,,. ^iachrtchlen aus Drr^« den die ilisund^ei!? :rn Ps. - '.'lu»wär»,ge Aufträge nur gegen Vorausbezahlung. Iedeü Velegblaii tvstrt 10 Pf. Hauptgeschäfts st cllc: Marieiistranc l<« MlMMIi mil blll'llllillll bereitiet Lcuncklicb ä ÜU IReimix. Verssnck nacb gusvsrts. Lülllgi. llolapotdvbe. vresäsllSooreentor. /idnstiinsa, /lukteischsn. Wisckscsutbänßsn. /zLe/z/i^ s <7^oe/re/' »«.„».»«s«,»»« II Kuillllli Lcliläucke. ?!aNen. Lcknüre, kinge, Klappen, Lukler, VVulren, sowie ^s!!k lilSZektiisiilikäsi'fZ-LrIikkI rn ge«. »iS: Stopldüclisen-Pscliunoen. Lrlksloler, rvoosersloiickoxloskr, tnsscdirienvlc Uelern io Kerlen yuaUIslen divlx.t «« ckrtckll 62/N/77/- bo/77/)SF/7/6 kteintisi-lt 81ieklee L köttxee. vresäen.VVettinerste. S . Lekelliflel'. Lvise-ki'lillL!. Leliemmil. Xriti'i . Vl'g!;leüll8l!kl'M8ii-!iierislMcIiSs! 28 kraZer btrssse 26. Mutinasttichc Witterung: Neblig, teils aniheilcrnö, lnhl. Fn der gestrigen S t a ö t v c r v r ü » c t c n S i tz n n g wurde der Erwerb der in Loschwitz gelegenen „T e n l s ch e n Heilstätte" siir die Stadt Dresden beschlösse». Herr Oberbürgermeister Tr. Beutler trat in der De batte der Auffassung entgegen, dag Dresden mit seiner E i n u c r l e i l> n n g s v v l j i i k die VvrortSgcmcinden bedrohe. Prin z >H cinrich von Prcusten, de,' seit dem 21. Lev- tember in Dlingtan weilt, wird Ansung Oktober die -Heimreise ans dem Landwege „»treten. Anher dem Aeichstanzlcr wird auch Ltaats- sekretär v. ll i ü c r l e u - Äl ä ch t e r an der Bei sehn ng des Freihcrrn v. M a rschall teiliiehuien. Fn Berlin ist eine amerikanische Militär- k o m m ission eingetrofsen. Die Mitglieder des Bundes der Landwirte Kirsten und Krieger, die im Vanütage für Tchwarzbiirg- Rudolsradt einen Sozialdemokraten zum Präsidenten mitgcwühlt hatten, sind ans dem Bund a nSgc s ch l v s s c n worden. Das M i l i t ä r l n s l s ch i f s N " ssvg. gestersi ,v o n <>iotlia nach Atetz, wobei cs uw .Nitometer ln llEus Stunden znrürklegle. Die bayrische K a in m er d e r i'l b g e o r d n c t e n nahm den p r e » h isch - ba n r i s che n L v t t c r i e n c r - trag an. Die i l a l i c n i s ch c u K ricgSkreditc bclauien sich bisher.ans 1»:'. Millionen Lire, wovon !iül siir das Landhccr und 72 für die Marine besiimmt waren. Die Konferenzen von Balmoral. ,„sch liebe sehr England und die Engländer, die mir siimpathisch sin», aber — ich misstraue ihrer Politik." So soll sich .'sar Nikolaus II. zum Fürsten -Hohenlohe aus gesprochen haben, und er hat damit einem liicdanlen Aus druck gegeben, den viele hervvi lagenöc Männer mit ihm geteilt habe». Dieser Anssprnch liegt lange Fahre zurück; ob ihn Zar Nikolaus jetzt noch wiederholen würde? Nikolaus' Minister des Ansjvürtigcn, -Herr Ssa so ll ow. weilt jetzt in Balm oral. Ein kluger Nusie, von dem man sich bei seinem Amtsantritt erzählte, er sei im Eicgensatz zu seinemBorgänger Fsmvlskn, zurzeit Botschafter in Paris, ein warmer Freund Deutschlands. Das Pots damer Abkommen schien diese Auffassung zu bestätigen, die -Herrscher beider Länder reichten sich die Hände und die leitenden Minister einigten sich über Persien und über die Bagdndbahn. Sie sollen auch sonst noch allerlei besprochen baben. doch darüber ist nichts Bestimmtes bekannt ge worben. Der Tag von Potsdam wurde unterstrichen dnrch das Abkommen vom III. August lütt, das die Ergebnist'e der Bcrhandluttgen znsammensastte. Die Zniammenlnnit der beiden -Herrscher bei Baltisch-Pvit i» diesem Fahre nnisttc als eine neue Bestätigung der russisch-deutschen Frcund- schast gelten. Aelter als der deutsch - russische Vertrag ist das eng lisch-russische Abkommen von lllli?. Fswvlskii hat cS noch abgeschlossen in einer Zeit, als Eduard Vll. von England an dem eisernen Nina schmiedete, der Deutschland fesseln sollte. Der Beitrag brachte eine Teilung Persiens in eine englische »nd eine russische Interessensphäre, er war der Preis, den England zahlte, um Nnhlands Hilfe zu er halten. Sir Edward Grcns eigenstes Werk, aus das er noch heute stolz ist. In England dagegen ist in,in von diesem Bertrage nie lehr erbaut gewesen, Grcy ist auf das heftigste nngegrissen worden, er aber kümmerte sich nicht die Spur um diese Angriffe und fertigte seine Tadler im Parlament stets mit einer jener Phrasen ab, an denen die Diplomatie, und namentlich die englische, auch nicht den geringsten Mangel hat. Lsasonow wnhte wohl, welche Vorteile der Vertrag Nuhlaud bvt, und so begann er sich in Nordpcrsicn häuslich einzurichten. Jetzt ist Ssasvnvw in Balmoral, um mit der Negierung tzicorgs V. von England zu verhandeln. Was will der Nüsse in Balmoral? Die Franzosen haben längst die Antwort gefunden. Drei Fragen gelle es Sn lösen, so meint man t» Parts, nämlich die persische Frage, die t r a n S i r g n i s ch c BgYnsrage und die tibetg - n ische Frag c. Vor allem Persien. Das dentsch-russische Abkommen ermögliche den Deutschen, im mittleren Teile Persiens Svndervorteile zu gewinnen. Hiergegen müst'e sich England wehren, und daher bedürfe das englisch-rnsniche, Abkommen einer Eigänzniig. Mit anderen Worten N»st- , land mnn das Poisdamer Abkommen brechen, um England entgegenzukominen. So ein kleiner Vertragsbruch macht den Franzosen keine Schwierigkeiten. Bei der lrans- iianiichen Bahn handelt cS sich um ein Projekt, das eine Bahnverbindung dnrch Persien mit FnSien schaisen soll, ein Unternehmen, das siir England höchst gefährlich werden kann. Fn Nnstland ist man von diesem tzjedanlen aber sehr entzückt, angeblich wegen seiner wniichnstl'chcn Vor teile. Bei der tibetanischen Frage handelt es sich um An erkennung der englischen Ansprüche ans Tibet. Diese Fragen sollen also in Balmoral. der Pariser Presse zu folge, gelöst werden. ,nnd bezeichnenderweise treten die Franzosen energisch siir England ein und reden Nnstland gut zu. nachzugeben. Die Hauptsache sei, dah der Besuch Ssasonows tu Balmoral eine Stärkung des TrciverbandcS mit sich bringe. Fn diesem Sinne sei er eine Fvrt- s c tz n n g der Neisc Poincar >is na ch Petersburg. Sehr viel weniger optimistisch ist man in England selber. Die offiziöse „Westminster Eiazette" sieht sich ge zwungen. Irrens infsensreundlichc Politik zu verteidigen. Sie meint recht zaghaft, wenn auch die russisch englische Verständigung bisher, wenigstens in Persien, noch leinen Ersvig gehabt habe, so dürfe man sie doch auch nicht gls sehlgeschlagen verwerfen. Fn diesem lahmen Tone geht eö weiter. Tie übrigen liberalen Blätter, also sämtlich Organe der Regierungspartei, greifen die per sische Politik 'S re ns dagegen mit den heftigsten Ausdrucken an. Ter „Daily Ehroniclc" nennt sie „schmachvoll", und der „Manchester lSnardian" spricht von einem „recht schmutzigen Geschäft", das zurzeit in Balmoral verhandelt werde. Auch die tomcivativc Presse verhält sich ziemlich ablehnend. Herr Ssaivnow hat also einen ziemlich »n- srenndticheii Empfang in England zu verzeichnen. Fn England ist man sich eben völlig klar darüber, dast sich Nnstland seine Freundschaft teuer bezahlen lästt. Man fürchtet, dast Gren sich breitichlagcn läßt, einen crorbitant hohen Preis zu bezahlen für eine vielleicht recht plato nische Hilfe. Und damit dürften die Briten das Nechte getroffen haben. Herr Lsaionow ist weder Dcntichen- sreiind, noch Biitensrennd. noch Franzosenfrennd, sondern Nnst'e, »nd nichts als Nnffe. Er ist in einer beneidens werten r'agc, die Mächte der Erde buhlen uni seine Gunst. Er weist, was seine Freundschaft wert ist. und so neigt er lächelnd jedem sein Ohr. Er bietet Deutschland bieder die Rechte, ariangieit in Baltisch-Port eine Monarchcn- zusamnienkuiift, und in Paris und London herrscht grvste Bestürzung. Er empfängt Herrn Pvincarö in Petersburg mit grösster Liebenswürdigkeit, und die französische Preise schlägt Purzelbaum vor Freude. Ein russischer Grvstfnrst must gleichzeitig nach Frankreich reisen, um an den grasten Manövern teilzunchmen und den französischen l^enerälen verständnisinnig die Hand zu drücken. Ssasonow reist nach "Balmoral. wo einst des jetzigen Königs Grvstmntter. die Königin Viktoria, frohe Stunden verlebte, nin Georg V. Nustlands Hilfe anznbicten. wenn -- ja. wenn England auch gehörig bezahlt. Vielleicht wird Herr Lsasonow nachher auch in Berlin imserm Kanzler neue Beweise der russischen Freundschaft geben, wenn Deutschland dem Zarenreich ge nügend Zugeständnisse macht. Und so wird sich dieses Spiel svrtsctzcn von Fahr zu Fahr, bis der russische Kvlvst Nordpcrsien und die Mongolei gänzlich verschluckt hat. und die russischen Kosaken den indischen Vvrpvsten gegenüber- stehen. Denn eine wirklich innige russisch-englische Frcund- schgst wird sich nie entwickekn können, beide Länder glauben sich gegenseitig zu nbcrvortcile», in Wirklichkeit aber siegt Nnstland ans der ganzen Linie. Wenn die Briten erst erkennen müssen, dast Nnstland gar nicht daran denkt, ihnen die Kastanien ans dem Feuer zn holen, dast cs ihn: vielmehr lediglich darauf ankommt, die günstige Gelegen heit. Nustlands Position zu stärken, ivahrzuiiehmen, dann wird der Hast der Briten gegen die MvSkowitcr wieder her- vorbrechen. Nur dürste cS dann zu spät sein. DaS Ergebnis der Konsercnzcn von Balmoral wird, wie es auch ausfallcn mag, nur vorübergehende Bedeutung haben. ES kann die diplomatische Lage Deutschlands ver schlechtern, indem eS eine angenblicklichc engere Verbin dung der drei zurzeit liierten Mächte herbeisiihrcn kann. Ob das der Fall sein wird, wird man abwartcn müssen. Wir können jedenfalls nichts besseres tun, als mit Nuhe die weiteren Mass nahmen des Dreiverbandes zu beobachten und dement sprechend Gcgcumastnahmcn zn trcssen. Tas gilt nicht pvr für unsere Stellung in Enrvpa, ivndern auch ftir liniere Fnieresten in Asien, die ungeheure Weile darstellen. Hussen wir. dast unsere Regierung diesen Fiilercsscn Nech nling tragen wird. —m * Nach einer Pariser Meldung verlautet, Herr Siaso now habe angestrengte Versuche gemacht. Sir Edward Gre» für eine Gruppenpoliiil gegenüber den B a l k a n st n a t e n zu gewinnen. Er cmpsahl eine Wiederholung seines vorjährigen Versuches einer von Nnstland geführten besonderen Einmischung der M ächte des dreis ci ch en Einvernehmens. Ti r Edwa r d lg r e u w ider st a n d. Er wollte keine Sonder Politik der Mächte des dreifachen Einvernehmens, ivndern bestand darauf, sich der A nreg n n g Oe st e r r e ichs an n sch kiesten und in Gemeinschaft mit dem rcibnndc ftir die Verhinderung des Krieges ans dem Balkan und für die Durchführung der Versprechungen, die den christlichen Nationalitäten der Türken gemacht wurden seien, einzutreten. Er verteidigte dem russischen Minister gegenüber den Standpunkt, dast diese Dazwiichenkunst eine allgemeine cnrvpäische Angelegenheit und nicht die einer Gruppe von Mächten sei, die sich in einen Gegensatz zn einer Gruppe stellten. Drahtmeldungen vom 26. September. Zum Tode des Freiherr« v. Marschall. Nencrshausen. lPriv.-Tel.j Tic Beisetzung deck Freiherr» Marschall p. Bieberstein findet morgen nach mittag :! Uhr ans dem Stiunmgut NciierShguicn statt. Tie Trauerseierlichkoit wird auf Wunsch der Freifrau von Marschall in einfacher Weise vor sich gehen. Der Grvst- herzog von Baden, der sich zurzeit noch in Badenweilcr anfhalt, wird auf Schloss Neuershansen erwartet. Samt liche deutsche BundeSfürsien haben ihr Beileid in herzlich gehaltenen Telegrammen zum Ausdruck gebracht. Berlin. tPriv.-Tel.) Staatssekretär v. Kiderlcn- Wächter wird den Reichskanzler, der heute abend zur Beerdigung des Freiherrn v. Mnrschalk nach Ncucrs- Hansen fährt, begleiten. Ter biesige englische Botschafter Sir Goschen, ocr sich zurzeit in Klagcnfnrt aus Urlanl befindet, wird dort noch etwa vierzehn Tage verweilen mit daher an der Benetzung des Freiherrn u. Mar schall nichi teilnehmen. Er hat den Botschaftsrat Sir vf Granvillc beauftragt, eiivn Brau,; nach Nenershanien zu schicken. Paris. «Priv.-TelF Nachdem der „F i g a r »"-Redak teur für answürlige Politik Marschall v. Bieberstein reich lich gelobt hat, äustert sich heute der Ebeiredaklenr des Blattes sehr abfällig über den toten Botschafter: „Durch die geschickte Ausbeutung der Schwächen des Sultans," schreibt er, „dnrch die täglichen Opfer von Schmeicheleien, durch unermüdliches Versprechen der Unterstützung, die die von ganz Europa angcklagten und von der ganzen Welt ver urteilten Mistbräuchc verlängerte, erlangte er allerdings von der Verblendung Abdul Hamids Waffen, >!anoneii- licfernugcn und Eisenbahngercchlsame. Freilich erleichterte Kaiser Wilhelm ihm seine Aufgabe eigentümlich, indem er Konstantinopel und Palästina besuchte, um über die wich tigsten Angelegenheiten selbst zn verhandeln, seine Freund schaft für den Sultan zn offenbaren und feierlich die Türke! des deutschen Schutzes zu versichern. Hat aber die Gcsawi heil der Presse aller Länder, sogar Frankreichs, nicht allzu viel Kränze gefluchten und nicht allzu viel Blumen gestreut, als dieser ersolgreiche Botschafter verschied? Mao hat be hauptet, dast er in der diplomatischen Well den Rekord des Prestiges und des Erfolges ausgestellt hätte. Was bleibt aber von de» Werken des Freiherrn v. Marsch all übrig? Die Bagdad-Gerechtsame haben Europa in Aufruhr versetz!, und Deutschland hat doch den Ban der Linie nicht ohne aus ländisches Geld unternehmen können. Die Begünstigung Abdul Hamids bat den inngtiirkischen Aufstand beschleunig!. Die Ohnmacht des Botschafters ist überall zutage getreten. Deutschlands Bundesgenosse Oesterreich hat der Türkei zwei Provinzen ivcggclivmmcn, Ftalien, der andere Verbündcie Deutschlands, bemächtigt sich gegenwärtig Trivoliianieiis, das vttoiiianische Reich wird unter de» ruhigen Blicken der jenigen zerstückelt, der es mit Waffen versehen und ihm Liebe und Beistand versprochen hat. Freiherr v. Marschall war genötigt, Konstantinopcl zn verlassen, während seine ganze Politik ohne Vornehmheit und ohne Zukunft znsam menbrach, wie ein HauS cinstürzt, wenn man die Gesetze der Baukunst verletzt. Der geduldige Gegner, der ani ihn lauerte, England, herrscht jetzt als unbedingter Gebieter in dem Lande, das es in dem italienischen Kriege wirksam und rechtschafsen beschützt. Das ist ein erbärmliches Ergeb nis. Der Tod hat dem deutschen Diplomaten eine» noch längeren und grausameren Anblick dieses jämmerlichen SchissbrnchS erspart, er hätte dessen ganze Tiefe sehr bald im siegreichen London ermessen können, wohin sein Herr ihn strafweise geschickt hat. Bewahren wir nnsere Bewn» derung sür andere Genies. Kaiser Wilhelm, der die Men scheu sehr gut beurteilt, hätte übrigens den Freiherrn von Marschall nach Berlin berufen und ihn dort behalten, statt ihn nach Konstantinopel oder nach London zu schicke», wenn er bei ihm alle die Eigenschaften erkannt hätte, die ci» minder gut nnterrichtetes Publikum ihm verschwenderisch znschreivl. Beglückwünschen wir uns jedenfalls, dast der ol der geschickteste deutsche Tivlvmnt Bezeichnet,: nun ftheittin konnte."
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