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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.07.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090701019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909070101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909070101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-07
- Tag1909-07-01
- Monat1909-07
- Jahr1909
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 01.07.1909
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SS. Jahrgang, ^lr 180. v»iu,«grditdr ,I«t.»»rI. für Lr««. kn kt t»,»q ,w«t. maligirZulraLUn,«,» ».nn- und vtonl^«» nur «Inmal: I,d0 MI, durch auinlörllgriti'm» u.tfstonar« ,.t» 2jt, Bei rinmaltger Zu» »eüu»g durch »i« palt SM ^on»V»II-U,«Id>. Die den Leiern am, Dreeden ». Unijibun«, <nn Dag« vorher «:>< «estelUe» «drnd.Äich- goben erhall«» die »ua- württaen «e>>eher mit der Morgen »A»»hada rufauimen ,ugest«U>. Nachdruck nurmil deut licher Quellenangabe <„D>««d. Nachr "> zu lässig. — Unverlangt«: ManuskrtrNe werden nicht auskwahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. Fernsprecher: 11 . 209« * 8001. Donnerstag, 1. Jnli 1909. Aeg^Lrrr-eL 18SS Druck und Verlag von kiepsch Sc Reicbardt in Dresden. Nllvd-Vdovolaäe iRZVOVv»» vö VV« No. eoo. I Lollislerantou 8r. ülgj. <1. Ldnig» v. Sueksvn. Liurolvoiicauk bro.-iileii, MmLclti. «»leigen-Darts Annahme von Ankllii- distungen drü nachm. > Uhr, Sonntags nur Marunstrcihe 38 von 11 bis '„1 Uhr D's «tnjpatugc Gründete ira. 8 Silben) 2L Pf, W««tlien. -Nachrichten au» Dresden 20 Ps. : Geschäfts-Anzeigen auf der Pnvatfeile ZeUck 30 Pf.; die zweispaltige Zeile a. TextleitetiOPs. — In Nummern nach Sonn n. Feiertagen die einspaltige Grund- zeile 30Pi.. aus Privat- feite 40 Pf., Familicn- Nachrichten a. Dresden die G: unvzeUe 27, Pf. — Auswärtige Aufträge nur gegen Dorau-:bc, zahlung. — Jedes Be- legdlatt kostet 10 Pf. Hauptgeschäfts st ekler Marienstrastc 40. irktumkua8l VKLLVLdf, Viktoriastrasse Z/7. >Vvtnrunxss1nriokdun^6ii ln »Usn k'rslslsxsn. --------- Ortantullnoko unck ävutaod« DaxptoUv. kdotvKr- ^U88tvltunx: Inüu8lrl«-üaIIe, 1. Lt«8n. I l.tim>Srv-Sii«oot,romp>»ttea I1I«,,I v>»lv>. »- l'äinl. »Oll.. H , VaU8tr. 25. K 1 Stltvlr »X>S »larlc ».LS t t»X>« «>b« r-r Sii« »4 fsdrik für Lp«cislfsbri Usger dtt.trln.rLrr.»^« dir, «Letr« «.tnii.rck Lrr.s, LS gobi-iuiebv Ml»» äis lottrehronäou v^rds8N«rt«»„ ^I»olc-nl»i»,1«-r k«USt1i»ojx»i»a8t1Ueli. Kein« besoncksro Oiiit. Iceiiiv ^liiiiilwlig KokonvirlcuiiA LvAsnellm sinrunodmvo, bestor Lrsutr für teuoro Lrullnonlriirsll. Ledaektol 2 ülarlc. ^Ileinvorlcaiit und Verlud Zalomoniz-Ilpoldeke >M Xeuiuurstt M> siki^s Lofov. Mutmaßliche Witterung: Etwas kühler, zeitweise heiter, veränderlich. Dr. Graf von Hohcnthal und Bergen tritt heute von seinem Amt als Staatsminister zurück. Die Leitung der Ge schäfte übernimmt mit dem heutigen Tage Staatsminifter Graf Vitzthum von Eckstädt. Der neue Amtshauptmann von Dresden-Alt stadt. Dr. Streit, tritt heute sein Amt an. Die Dresdner Aerztekammer und die ärztlichen Bezirks vereine Dresden-Stadt und Dresden-Land erklären sich gegen den Entwurf der Reichsversicherungsordnung. Die Mitglieder des Bundesrats traten gestern in, Beisein zahlreicher einzelstaatlicher Minister zu einer vertrau lichen Beratung zusammen, um zur neuen Lage und dadurch bedingten Gestaltung der Finanzreform. Stellung zu nehmen. Der bayrisch« Min ist er rat hat die Verständigung mit der neuen Rcichstagsmehrhcit beschlossen. Die nationalliberale Partei wird heute im Reichstage den Antrag aus Einführung der D i v i d c n d e n st e u e r einbringen, auf sein« Annahme wird nicht gerechnet. Di« Dauerfahrt des „Parscval III" nach Frank furt a. M. wird am Montag erfolgen Cinfuhrscheine und Getreidezölle. Im Reichstage stand gestern eine sozialdemokratische Interpellation zur Debatte, in der unter Hinweis aus den „durch die Teuer»»« der Lebensmittel verursachten Not stand weiter Bolkskreisc" eine zeitweilige Aufhebung der Getrcidezölle und der Zölle aus Futtermittel, sowie des 8 ll des Zvlltarisgcsetzes vom 2ö. Dezember 1002 über die Erteilung von Einsulirscheinen angeregt wird. Es handelt sich dabei um Forderungen von sehr verschiedener Art und Tragweite- Das G e t r e i d e e i n s u h r s ch e i n s y st e m, um mit dieser besonders auch für das Königreich Lachsen bedeutungsvollen Einrichtung zu beginnen, ist im Jahre 1804 mit der Aushebung des Identitätsnachweises für Gc- treidc zur Einführuna gelangt. Vvm Jahre 1870, also seit dem Nebcrgang der Bismarckschen Wirtschastspolitik znm Schutzzollsystem, bis zum Jahre 1804 bestand die Praxis, daß eine Zollvergütung bei der Ausfuhr von Getreide Sann erfolgte, wenn der Nachweis erbracht wurde, daß dasselbe Getreide vorher aus dem Auslände ins Inland eingesührt wurde. Mit dieser Praxis ist im Jahre 1804 aus verschie denen Gründen gebrochen worden. Die spärlich bevölkerten östlichen preußischen Provinzen konnten in guten Erntc- jahren ihren Ueberschuß an Getreide entweder an die ande ren Lanüesteile oder im Wege des Exports an das Aus land abgeben. Dem ersteren AuSkunftsmittcl stand die Höhe der Getreide-Eisenbahnfrachten entgegen, die, nach dem sie zeitweilig in Preußen ermäßigt wurden waren, aus Antrag der bayerischen und der sächsischen Regie rungen im Bundesratc, die nur unter dieser Bedingung ihre Zustimmung zu dem -Handelsvertrag mit Rußland > vn 1804 geben zu können erklärten, ans die alte Höhe wieder heraufgesctzt wurden. Um nun de» anderen Weg. den des Exports an das Ausland, gangbar zu machen, wurde die Einrichtung getroffen, daß dem Getreide-Exporteur, und zwar für alles Getreide ohne Unterschied, auf seinen An trag von der Zollbehörde ein Einsuhrschcin erteilt werde» kann. Der Westen des Reiches sollte für den Fall einer schwachen Ernte durch den Erwerb von Einfuhrscheincn in die Lage gesetzt werden, die benötigten Mengen Getreide aus dem Auslande, dabei unter Benutzung der billige» Seefrachten, heranznziehen. Dazu kamen endlich ncch Handelsinteressen der Ostseestädte, besonders von Königs berg, Danzig und Stettin. Die Sache bekam aber ein anderes Gesicht, als im 8 11 des neuen Zolltarifs die Berwendbarkeit der Einfuhrschctne außer ans Roggen und Weizen auch ans Spelz, Gerste.Haser.Buchweizen, Hlllscnfrlichte, RapS und Rübsen erstreckt wurde und als der Bundcsrat ermächtigt wurde, djc Berwendung der Einsuhr- schetne nach Maßgabe ihres ZollwcrtcS auch zur Begleichung von Zollgcfällen für andere Waren zu gestatten. Der Bundcsrat hat davon Gebrauch gemacht, und es können fetzt Einfuhrscheinc auch bei -er Einfuhr vvn Kaffee und Petroleum im vollen Betrage für den zu entrichtenden Zoll in Anrechnung gebracht werden. In Verbindung mit den billigeren Auslandstarifen der deutschen Eisenbahnen für Gctreidetranspvrte hat diese Einrichtung einen starken Anreiz zur Vergröße rung der Ausfuhr gegeben. Sv hat in den acht Monaten von August 1008 bis Ende März d. I. eine Mehr- auSsuhr an Roggen vvn nahezu 4.1 Millionen Doppelzent nern stattgefundc», ein Vorgang, dxx allerdings in der starken Jnlanüsernte des Jahres 1008 seine teilweise Er klärung findet. Aber vom volkswirtschaftlichen Stand punkte aus kann cs unmöglich wünschenswert sein — ganz abgesehen von der Frag« der Preisbildung für- Getreide und der Rückwirkung auf die Reichseinnahmen —, daß dem deutschen Markte so große Mengen Inlandsgetrcide im Wege des Getrcideausfuhrgefchäfts entzogen werden. Es war ein Vertreter der D r e s d n c r G ew c r b e ka m m e r, der aus dem 9. Deutschen Handwerks- und Gewerbekammcr- tag in Breslau im August v. I. beantragte, die Verwen dung der zollfreien Einsuhrscheine auf die Getrcidcarten zu beschränken, bei deren Ausfuhr sie erteilt sind, und ihre Gültigkeit von « auf 3 Monate herabzusetzc». Das K ö n ig r e ich Sachf«n, dessen eigener Getreidebau kaum für «inen Halbjahrsbedarf der sächsischen Bevölkerung an Brotgetreide ausreicht, hat allerdings ein dringendes Interesse daran, noch dazu, da mit der Möglichkeit einer Steigerung der Massensrachten durch Einführung von Schisfahrtsabgaben gerechnet werden muß, jeder Er schwerung beziehungsweise Verteuerung des inländischen Getreideverkehrs entgegenzuarbeiten. Es stehen bei dieser Frage der Bolkscrnährung auch wichtige Mittelstandsinter- essen auf dem Spiel, die zweifellos gefährdet werden, wenn, wie es in den letzten Jahren der Fall war, die Ge- treidc-Einsuhrscheine Gegenstand nngesiinder Spekulativ» werden können. Hier muß Rückkehr zu dem Zustande, in dem die Einfuhrscheinc ausschließlich dem G e t r e i de v c rk eh r dienen, Wandel schassen. Auf der anderen Seite hieße es. der deutschen Landwirtschaft, speziell der deutsche» Getreideproduktivn einen wichtigen Faktor ihrer gedeihlichen Entwicklung entziehen, wenn man das System der Einsiihrscheine gänzlich beseitigen wollte. Einsuhr und Ausfuhr und damit auch die Preise regeln -sich letzten Endes nach Angebot und Nachfrage. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, daß unter dem Freihandel, che cs Getrcidezöllc und Einfuhrscheine gab, die Hletreide- prcts« erheblich höher waren als unter der Herrschaft des erhöhten Schutzzolls. Für die Preisbildung find eben ganz andere Dinge, vor allem der Weltmarktpreis, der sich nach der: jeiveiligen Ernteerträgnissen richtet, »nd die Frachten- verhältnissc in erster Linie ausschlaggebend. Aber einer auch nur zeitweiligen Aushebung des 8 11 des Zolltarifgesctzcs das Wort zu reden — wer wollte übri gens die Frist fMetzcn! — verbietet sich aus allgemeinen Gesichtspunkten. Es ist eine allgemcinwirtschaftlich und technisch-landwirtschaftlich fahr erfreuliche Erscheinung, daß die deutsche Getreideernte, der deutsche Futtcranbau und die deutsche Vichivirtschaft im Ansteigen begriffen sind. Es ist dies eine Folge des intensiveren, durch modernisiertes Verfahren bedingten Wirtschastsbctriebs. Zn der An passung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der deut schen Landwirtschaft an die Bedürfnisse der Gegenwart gehört notwendig auch ein höheres Maß der geschäftlichen Bewegungsfreiheit. Wenn der Getreidebau lohnend bleibt, wen» seine Erträgnisse im allgemeinen gewinnbringend verwendet werden können, kann auch die Steigerung der inländischen Getreideproduktivn sich sortsctzcn, die mit einer so bemerkenswerten Verbesserung der Anbauverhültnissc begonnen und aus die Entwicklung der Biehwirtschnst gün stig etngcwirkt hat. Das Deutsche Reich ist nicht wie Großbritannien in der Lage, auf Sie produktive Leistungs fähigkeit und die konsumptivc Aufnahmefähigkeit einer starken landwirtschaftlich tätigen Bevölkerungsgruppe ver zichten zu können. Handel und Industrie in Deutschland werden niemals davon abgchen dürfen, das Schwergewicht auf den deutschen Jnlandsmarkt zu legen. Es ist ein un gemein beredtes Symptom, daß die letzte industrielle Krisis, die erst fetzt allmählich sich abzuschwüchen beginnt, die englische Industrie sehr viel empfindlicher getroffen hat als die deutsche, und das, obwohl die starke, mit den Verhältnissen in England gar nicht vergleichbare Vvlksver- mehrung in Deutschland säst ebenso angchaltcn hat wie in de» gute» Jahren. Wer die Landwirtschaft in Deutschland in ihrer bisherigen Entwicklung erhalten und unterstütze» will, muh ihr auch die Möglichkeit geben, die Früchte ihrer gesteigerten Leistungsfähigkeit zu genießen. Und dazu ge hört, genau so wie für die Industrie, volle Bewegungs freiheit auf dem Weltmärkte. Noch weniger wird sich jemand, dem es ernstlich um den inneren Friede» und das ungestörte Gedeihe« unseres Wirtschaftslebens zu tun ist, mit dem Gedanken einer all gemeinen, wenn auch nur zeitweiligen Aushebung der Zölle auf Getreide und Futtermittel befreun den können. Diese Zölle sind ein integrierender Bestand teil der deutschen Handels- und Wirtschaftspolitik. Theore tisch klingt es allerdings sehr plausibel, daß mit ihrer Aus Hebung ein Preisrückgang mindestens um die Höhe des Zollbctrages eintrctcn müßte. Aber in der Praxis bestim men auch hier ganz andere Momente, in erster Linie wiederum die Weltmarktvcrhältnisse, die Preisgestaltung. Das französische Publikum hat, als vor etwa 10 Jahren dort der Wcizciizoll aufgehoben wurde, die Er fahrung gemacht, daß nach einer kurzen Periode niedrige, rer Preishaltung das frühere Niveau bald wieder erreicht wurde. Diese Erfahrung dürste die italienische Ne gierung vor etwa einem Monat in dem Entschluß be stärkt haben, den in der Depiiticrtcnlämmcr cingebrachten Antrag auf Aushebung des Getrcidczolles abziilchnen. Die deutsche Regierung hat sich gestern selbstverständlich gegenüber dem erste» Teil der Interpellation aus all- gcmeinwirtschaftlichen Gründen auf denselben Standpunkt gestellt. Die in den Handelsverträgen und in den neuen Zusatzantrügen übernommenen Verpflichtungen, sowie die Rücksicht auf die Reichssinanzreform schließen jedes Ein gehen auf den sozialdemokratischen Antrag völlig aus. Auch ist ein angemessener Zollfchutz für die deutsche Landwirt schaft unter den heutigen Verhältnissen einfach unent behrlich. Znr inneren Krisis. Eine vertrauliche Besprechung der Mitglieder des Bundesrats. Berlin. (Priv.-Tel.I Heute vormittag waren die Mitglieder des Nundcsratcs im Beisein za>hl- rcichcr einzclstaatlicher Minister zu einer vertrauliche» Besprechung versammelt, um zu der neuen Lage und der «dadurch bedingten Gestaltung der Finanzrcsvrm Stel lung zu nehmen, lieber das Ergebnis der Beratungen wird vorläufig strengstes Stillschweigen beobachtet. Berlin. fPriv.-Tcl.) lieber die heutige» vertrau lichen Besprechungen des Bnndesrates will man erfahren haben: Ein Teil der Vertreter führte ans, daß der Bundcsrat doch feierlich erklärt habe, eine Rcichs- fitianzresorm ohne Erbschaftssteuer nicht annehmcn zu iön- ncn. Dem wurde eutgegengchalten, daß doch auch der Reichskanzler einem kaiserlichen Wunsche sich füge und die Reichssinanzreform ohne Erbschaftssteuer noch unter seiner Kanzlerschaft zum Abschluß bringen wolle. Von einer Aus lösung des Reichstages scheu die verbündeten Regierungen vornehmlich in Rücksicht gnf die süddeutschen Staaten ab. denn dort ist die Pression des Zentrums auf die Minister groß. Die Sachsen hätten lieber eine Ablehnung des Steuer bukctts der jetzigen Mehrheit gesehen, eine Vertagung des Reichstages bis zum Herbste und Einbringung eines eines neuen Stcuerbukctts. Vvn seiten der verbündeten Negierungen könne aber davon heute keine Rede mehr fein. Einzelne Bundcsratsmitglieder scheinen sogar geneigt, die Kvtierniigssteuer in veränderter, angeblich gemilderter Form anziinchmen. Mühlcnumsatzstcuer und Kohlenaus- fuhrzoll dürsten wahrscheinlich zurückgezogen werden. Zum „Umfall" des Bundrsrats. Berlin. (Priv.-Tel.) Nach dem „Preß-Tel." entspricht die Meldung der ,,Köln. Ztg." von einem Um fall des Bundesrats nicht den Tatsachen. In der strikten Ablehnung der Kotierunassteuer, der Mühlenumsatzstcuer und des Kcchlenaussuhrzollcs sei der Bundcsrat vollkommen einig mit dein Kanzler. Und gerade diese Solidarität habe es dem Fürsten Biilow ermöglicht, im Amte zu bleibe», dis der let-,1« Versuch gemacht worden ist, den Finanzreformtorso unter Dach zu bringen. Die völlige Uebereinstimmung des Bundesrates mit dem Kanzler gebe so weit, daß mit Zustimmung des Kaisers der Reichstag ausgelöst wird, sobald die Reichstogsmehrheit an den genannten Steuern festhalten oder sonst die Annahme der Reform ohne diese Steuern unmöglich machen würde. Sei somit keineswegs an einen Umfall des Bundesrats zu denken, so könne im Gegenteil scstgestcllt werden, daß in Bundesratskreisen zeradezu Genugtuung darüber herrsche, daß Fürst Bülow nicht ofori aus dem Amte schied, daß der Kanzler nicht den Bundes- rat im Stiche ließ in diesem kritischen Augenblick, wo nur völlige Solidarität im Bundesrate selbst die Resorm annehmbar ge kokten könne. — An einer Meldung der ,.S a a l e - Ze i t u n g", wonach Fürst Bülow die kaiserliche Auflösungsorder in de: Tasche gehabt habe, daß über der Bundesrat feine verfassungs mäßig« Zustimmung zur Auflösung der am Mittag des 24. Funi adgehaltenen Sitzung nicht erteilt habe, ist nach halbamtlicher Versicherung kein einziges Wort wahr. Bcrli n. sPrtp.-Tcl.) Zu der Meldung der ö l n. Z t g." über den „N in fa l l d « s Bn n d e s ra t e s" schreibt die „Deutsche Tägesztg.": Dem Bundcsrat bleiben doch nur drei Wege: Entweder ein« Vertagung der Reform oder eine Auslösung des Reichstages oder endlich eine Ver ständigung mit der gegenwärtigen Mehrheit. Da die ente ren beiden Fälle dem notleidenden Reiche schweren Schaden bringen würden, ohne auch nur die geringste Aussicht auf eine „bessere" Reichssinanzreform zu eröffnen, fo mußte sich eben der BundcSrat zu dem dritten Wege entschließen, denn im Bundesrate «sitzen nicht Parteien, die es mit ihrer Pflicht Lrmkl ktwiLs NILeL!
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