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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192308098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230809
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230809
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-08
- Tag1923-08-09
- Monat1923-08
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 09.08.1923
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Bürgermeister Dr. Külz-DreSden zu feiner Verurteilung. Der ReichStagßabgeordnete Dr. Külz (Demokrat), zurzeit Bürgermeister von Dresden, der als Kompagniefiibrer und Bataillonskommandant den Krieg im Westen mitgemackt hat, ist nach bekannten Meldungen der französischen Presse vor kurzem „in Abwesenbrit" zum Tode verurteilt worden und zwar wegen Bandendiebstahl. Brandstiftung und Plünderung. Der Abgeordnete Dr. Külz bat daraufhin an den MrichStagSvräsidenten folgender Schreiben gerichtet: Vochzuverehrender Herr Präsident! Nach Meldungen der französischen Press» bin ick von einem Kriegsgericht in Nancy wegen Plünderung, Brandstiftung und Banden diebstahl zum Tode verurteilt worden. Da sich das Urteil gegen einen RrichStagSabgeordneten richtet, halte ich er für meine Pflicht, ,n Ihrer und des Reichstages Orientierung folgender mitzutrilen: Von der Eröffnung eines Verfahrens habe ich niemals Mitteilung erhalten. E« würde mir sonst mühelos möglich gewesen sein, alle mir etwa zur Last gelegten Fäll« restlos aufzuklären, da ich vom ersten bis zum letzten Tag« de» Krieges ein ganz genaue», auch im Druck veröffentlichte» Kriegstagebuch geführt hab«. Ich erklär« bei Ehr«, Pflicht und Gewissen, daß ich bri allen Maßnahmen gegenüber der französischen Bevölkerung mit äußerster Schonung vorgegangen bin, mich streng an die in Betracht kommenden Vorschriften gehalten hab« und auch bet der mir unterstellten Trupp« stet» mit äußerstem Nachdruck darauf geachtet habe, daß Offiziere und Mann schaften di« Grundsätze der Menschlichkeit nicht verletzten. Urbrrall dort, wo ich bei französischen Einwohnern in Quartier grlegen hab«, haben mich mit der Bevölkerung au«nahm»lo» sehr bald menschlich-eng« Beztebungen ver knüpft, di« in häufigen Beweisen der Dankbarkeit der französischen Bevölkerung ihren Ausdruck gefunden haben. In Ehrerbietung grz. Dr. Külz. Gerichtssaal. ».Schwurgericht Dresden. Gemeinschaftliche räuberische Erpressung bildete den Gegenstand der Anklage, die fick gegen die Arbeiter Paul Gustav Schwibs, geboren 18S6 zu Rohna, Friedrich Ernst Perl, geboren 1604 zu Bockwitz und Heinrich Otto Noack, geboren 1903 zu Schwepnitz, richtete. Nack dem EröffnungSbeschluß haben dir Angeklagten am Abend des 7. Dezember vorigen JabreS gemeinschaftlich in Ponickau dem Gastwirt Oswald Pönitz mit vorgehaltene» Schuß waffen über 10000 Mark Geld abgenötigt. Als erster An- geklagter wurde Noack eingehend vernommen, der unter anderen folgende Angaben machte: Wir waren im Früh jahr 1922 gemeinschaftlich zusammen als Arbeiter in Dolst- beida wohnhaft. Schwib« erzählt« un» vom Gastwirt Pönitz in Ponickau, den er au« einer früheren Stellung gut könnt« und der nach sein«n Angaben geizig und vermögend sei, dabei auch Wucherpreise nehme. Dadurch sei der Ge- dank« entstanden, dorthin zu sahrrn und ihm sein Geld ab- zunebmen. Nach längerem Zögern wurde am 7. Dezember votigen Jahre» die Fahrt angetreten. Schwib» »nackte den Aufpaffer, seinen Revolver übergab er Noack, der mit Perl die Gastwirtschaft aussuchte. Letzterer war gleichsall» im Besitze einer Schußwaffe. Gegen 9 Uhr abend» wurde di« Zech« brzablt. Perl .hielt plötzlich dein erschrockenen Gast- wirt den Revolver vor die Brust und sagte: „Geld raus oder e» knallt!" Darauf habe der Wirt den Bestand seiner Kaffe in Höhe von über 10000 Mark auSgehändigt. Aus dem Wege zur Oberstube, wo da» andere Geld geholt werden sollte, sei er entwischt und hilferufend zu Nachbar»» geeilt. In dieser Situation wollen sie dann geflüchtet sein und später den Raub geteilt haben. Im Frühtahr sei die An- oelegenhett plötzlich zur Kenntnis der Behörde gekommen. Di« übrigen Angeklagten gaben ähnlich« Darstellungen. Gastwirt Pönitz gab al» Zeuge an, daß nach den Worten: „Geld rau« oder «» knallt!" noch and«r« Drohungen fielen. Einer der Angeklagten habe geäußert: „Zeuge solle keinen Lärm machen, «» ständen noch ander« Genossen vor der Gastwirtschaft, sonst flieg« di« ganz« Bude in di« Luftl" In der finster«» Hausflur war der 61 Jahr« alt« Zeuge ge- flüchtet und laut nach Hilf« rufend zum Vorstand geeilt, hinter ihm her seien zwei Schliffe gefallen. Noack gab hier zu an, ihm sei au» Dersehen ein Schub los gegangen, Perl bat seinerseits auch einmal di« Waffe abgefeuert. Nach längerer B«rhandlung»dau«r wurd«» die Angeklagten unter Zubilligung mildernder Umstand« im Sinn« de» EräffnungS- deschluffr» und »war Schwib» »u drrt Jahren, di« beide» anderen zu je zwei Jahren srch» Monate»» Gefängnis, all« »drei auch zu je fünf Jahren EhrrnrechtSoerlutt verurteilt. g. Landgericht Dresden. Eine langwierige Verhandlung richtete sich gegen den aus Zwickau gebürtigen Landwirt Wal ter Ludwig Otto, der sich, als verantwortlicher Betriebs leiter mit der Dienstbezeichnung „Amtmann" in seiner Stel lung im Remonte-Depotgut Dallwitz eines groben Ver- trauensbrucheS schuldig gemacht haben soll. Der Angeklagte, der auf Dienstvertrag angestellt war, soll nach dem Eröfs- nungSbeschlutz beim Verkaufe von Kälbern am 16. März insgesamt 609 900 Mark unterschlagen und sich weiterhin des Verbrechens nach Len Paragraphen 268 und 269 des Reichs strafgesetzbuches schuldig gemacht haben. Der Beschuldigte be stritt jede strafbare Handlung, es lieg« nur ein Versehe,» vor, er habe nicht daran gedacht, sich zu bereichern. Haupt zeuge in dieser umfangreichen Untersuchungssache war der Gastwirt und Viehhändler Schuricht aus Foldern. Letzterer hatte Mitte März fünf Kälber zum Zentnerpreise von 809 009 Mark vom Remonte-Depotgut Dallwitz gekauft und am 16. Mär» seinem Sohn mit fünf Millionen Kaufgeld zur Abboluna den Dler» »um LaaeLaato» . SLlbe» Ei« Uevergriff Litauens. Di« Litauer haben im Memelgebiet «inen neuen Gewalt streich verübt, der versucht, Deutschland wieder einmal vor eine vollendete Tatsache zu stellen. Schon seit geraumer Zeit laufen di« Vorverhandlungen wegen der Uebergabe der deutsch«« Eisenbahnen im Memelgebiet an Litauen. Die Entscheidung hierüber liegt beim Obersten Rat in Pari«, wo scheinbar die Uebergabe davon abhängig gemacht worden ist, daß Litauen bindend« Erklärungen über den Memeler Hafen den Polen gegenüber abgeb«, und daß die Litauer ferner den Memelstrom internationalisiere«, also die Memelschiffahrt freilaffen. Auf dies« Forderung wollen di« Litauer Polen nicht eingeben: sie haben den Bevoll mächtigten der deutschen RrichSrisenbahnverwaltung in Memel ganz einfach durch »in« Depesche verständigt, daß die Eisenbahnen im Memrlgebiet von Dienstag mittag ab zur Verwaltung dr» Kownoer Eisenbahnministerium» ge hören. Gleichzeitig wurd, der gesamt« Zugverkehr au« dem Memelgrbirt nach Deutschland eingestellt. Ueber di« Frag« der baldigen Wiederaufnahme de» Verkehr» finden Verhandlungen statt. Die Königsberger Reichsbahn direktion gibt die ZusichKung, die Züge wieder zurückzu- führen, da «in» Vrrk«hr«einstellung lediglich di« Bevölkerung in unang«n«bmrr W«is« trifft. Im übrigen ist da» R«ichs- verk«br»minifterium in Berlin sofort von diesem Schritt Litauen« verständigt worden. Was di« deutschen Eisenbahn beamten im Memelgrbirt betrifft — sämtliche Stationen sind noch mit deutschen Beamten besetzt —, so hat Litauen erklärt, wer nicht in den Litauer Dienst «intreten will, könne seine Entlassung nachsuchen und dürfe sein« Wohnung noch «inen Monat behalten. Im übrigen werde Litauen Eisenbahner bereit halten, um etwa entstehende Lücken sofort auszufüllrn. «in französtscher Debtsetr-la« auf der AdrüftungSkauferruz. M Di« gemischt« AbrüftungSkommission de« Völkerbund«» hat ihr« Arbeit«»», betreffend verschieden« Abrüstung«»»» lagen gestern in Paris zu End« gefübrt. Bekanntlich war in der letzten Sitzung de« Völkerbund«» dl« Red« davon gewesen, «inen Garantievrrtrag vor Beginn d«r Abrüstungen aufzuft«ll«n. Di« Kommission hat «tn«n Plan studiert, der von d«n Franzos«» «ina«bracht wurde. Diesem Wan li«g«n bestimmte und besonder» D«vis«nabkommen zu Grund«. Einem von «in«r ander«»» Macht angegriffenen Land würd« unverzüalich materiell« Hilfe geleistet werden. Di« Blind- ni»o«rträa« hab«n mit d«m vorgeleoten Blau nicht» gemein, da Le.nicht der Kontrolle des Völkerbünde» unterstehen und »wiftven den Regierungen un«r n« adgilchloffest werden. Der rumänisch« Delegiert« macht« unter allge mein«« v«isall d«n Vorschlag, daß d«r Plan in seinen Grundzügin der Sowjrtr«gi«rung zur K«nntni»nahme mit« Werde« do« vdMschei» Offiziere*. ' Unter der Ueverschrtft ^Sowjetstern und Hakenkreuz* veröffentlicht brr „Vorwärts" einen kommunistischen Plan zur» Werben um völkische Offizere. In dem Plan ist vorge sehen, mit einige» höheren Offizieren, die durch ihre nativ- naltstische Gesinnung bekannt seien, die jedoch nicht zu de»» faschistischen Organisationen gehören, in unmittelbare Be rührung zu kommen. Bei den Verhandlungen soll über die Möglichkeit einer gemeinsamen politischen und dann even tuell auch praktischen Plattform gesprochen werbe»». Partei theoretische Dtfserenzvunkte seien möglichst zu umgeben. Der Ton bei den Besprechungen solle höchst höflich (mit Exzellenz anreben) un- liebenswürdig sein. Durch indirekte Propa ganda soll die Bearbeitung der ganzen OfstzterSkretse vor sich gehen, womöglich sollen bereits bestehende militärische Orga nisationen ohne ausgesprochener» faschistischen, aber mit na tionalem antifranzösischeu Charakter, wie die Organisation für die aktive Sabotage im Ruhrrevter, gewonnen worben. DaS Endziel der Sache sei, die Beteiligung einer großen Zahl rein national eingestellter Militärversonen und Orga nisationen im Bürgerkrieg auf faschistischer Sette zn verhin dern, ferner, möglichst diese Personen und Organisationen im Bürgerkriege für die kommunistische Sache auszunutzen. Später, auch bei der Verteidigung der eroberten Staats macht, wenn sie nicht mehr nötig seien, sollen sie gbgeschobeu werden, IS. Welt-Ss-erauto-Kousretz. In der »weiten Arbeitssttzung wurde der Jahresbericht der Esperanto-Weltorganisation (UEA) verlesen. AlSdan» wurden -le Arbeitsmethode« der einzelnen Länder bespro chen und der Kassenbericht genehmigt, ferner mitgeteilt, daß auf Veranlassung der Esperanto-Weltorganisation (UEA.) zr» Pfingsten 19'K in Venedig eine Handelskonferenz abge halten worden ist, auf der sämtliche Weltmessen, eine große Anzahl Handelskammern, Touristenorganisattonen und größere Handelsorganisationen vertreten waren. Die Er gebnisse dieser Konferenz wurden in Buchform, u. a. von der Frankfurter Messe, heransgcgeben. Zum Vorsitzenden des HanptauSschusses wurde Dr. Privat (Genf) gewählt. Die auf dem Kongreß zusammengekommenen Frauen verschiedenster Nationen versammelten sich unter dem Vor- sitz der Frau Supichowa aus der Tschechoslowakei zur Be sprechung der Frage, wieweit die Frauenwelt zur Erhal tung friedlicher Vczichungeu zwischen den Völkern wirken könne. Frau Jktrücker (Holland) betonte besonders die Notwendigkeit der Erziehung der Jugend zu friedlicher Gc- Lav.keneinstellung. Nach längerer Debatte wurde folgende Entschließung angenommen: „Wir Teilnehmerinnen de» Frauenkonscrenz auf dem 15. Esperantokongreß in Nürnberg wissen sehr wohl, daß wir unsere Kinder nicht im Sinne der Menschenliebe und internationalen Solidarität erziehen können, wenn die offizielle Erziehung in den Schulen unS täglich widerspricht. Wir fordern darum alle Frauen auf, kräftig und unermüdlich an ihrem Teil mitzuarbeiten, -atz die Lehrprogramme der Schulen geändert und -en.Grund- fäyen der Brüderlichkeit und Menschenliebe angepatzt werden." Die Kongreßteilnehmer versammelten sich in größerer Anzahl z»r einem gemeinsamen Festessen, auf dem zahlreiche Ansprachen gehalten wurden. Unter anderem feierte der Vertreter der italienischen Negierung Vaona den Leiter des Kongresses, Professor Dr. Dieterle, Tie Höhe der Kohlentzreise. Die lehre Fes:' nug der Kühlcnprcise, die bei einem Dollarstande von c.was über einer Million erfolgte, hat den .Anschein erweckt, als ob d,c Kohlenpreise in Deutsch land den Friedensstand um unaefäbr 25 Prozent Über ¬ nehmer ungeheure Gewinne erzielen müßte», da »a die Produktionskosten infnlae der weit unter den» Friedens niveau liegenden Arbeiterlöhne weit geringer seien als vor 1914. Hierzu ist zu sagen, daß bereit» seit vier Jahren die Kohlenpreise nicht mehr von ven Unterneh mern festgesetzt werden. Die Regelung erfolgt durch den Reichskohlenverband in Gemeinschaft mit den» großen Aus- schuß des RetthskohlenrateS, und gegen den gemeinschaft lichen Beschluß steht dem ReichSwirtschaftSmintster Ein spruchsrecht zu. Schon hieraus ergibt sich, daß eine Ueber- Vorteilung der Kontumenten zu Gunsten'der Unternehmer nahezu ausgeschlossen ist. Bei der Preisbildung ist zu beachten, daß die Zu grundelegung des Friedenspreises notgedrungen zu aanz falschen Schlußfolgerungen führen muß. Es ginge viel leicht an, die Weltmarktpreise, die gegenüber der Frie densreit um zirka 60 Prozent gestiegen sind, zum Vergleich heranzuztehen. Aber auch ein solcher Vergleich würde hinken, denn auf der deutschen Kohle ruhen Lasten, die die Kohle anderen Ursprunges nicht »»» tragen hat. Da ist zunächst die 30prozentige Kohlensteuer, die Umsatz steuer von 2 Prozent, die Abgaben für BergmannSsied- lungen, der HandrlSzuschlag und so weiter. Die Ruhr- kohle wird außerdem durch die im Ruhrgebiet herrschende Teuerung noch um ungefähr 30 Prozent gegenüber den Kohlenpreiscn anderer Reviere in die Höhe getrieben. Bei den Löhnen ist zu beachten, daß der Berechnung nicht der Stundenlohn de» Arbeiters zu Grunde zu legen ist, sondern der Betrag der Lohnkosten für die Tonne. Im Jahre 1913 kam auf einen Untertagearbeiter im Ober bergamtsbezirk Dortmund eine Leistung von 1195 Kilo gramm pro Kopf und Schicht: kurz vor dem Ruhrcinbruch betrug die Leistung, die vorübergehend noch weit niedriger gewesen ist, 792 Kilogramm. Die Absatzmenge ist von 820 Kilogramm pro Kopf der Gesamtbelegschaft auf 545 Kilogramm zurückgegangen, Die Löhne im Bergbau haben außerdem mit der Teuerung in einem Grade Schritt gehalten, daß die Behauptung, ihr Realwert läge weit unter dein Friedenslohn, absolut irreführend ist. Die Gewinne der Zechen sind keineswegs so hoch, wie allgemein behauptet wird. Im Jahre 1913 konnte eii» Aktienbesitzer mit der Dividende für eine Aktie fein Haus den ganzen Winter hindurch beheizen. Im lebten Geschäftsjahre reichte sie nicht einmal zur Heizung eines Zimmers für zwei Tage. Sonderausschüttungen in Ge stalt von wertvollen Bezugsrechten nsw. sind den Aktionären des Bergbaues im Allgemeinen nicht gewährt worden. Im Gegenteil: In der Nachkriegszeit sind riesige Kavitalien neu investiert worden, die dazu dienen sollen, durch Verbesserung der maschinellen Einrichtung die Pro duktion zu verbilligen. Kritische Lage im Zwickauer Bergbau. S »Zwickau. Nachdem in der Montagssitzung, die, wie bim Telunion-Sachsendienst gemeldet wird, bi» spät in di« Nacht dauerte, «ine letzt« Einigung zwischen den beteiligten Gewerkschaftsvertretern und den Unternehmern unter Mit wirkung der sächsischen Regierung und de« Oberbürger- «eisters von Zwickau zustande gekommen war. di« vorsab, >aß denjenigen Arbeitern, di« am Mittwoch früh di« Arbeit wt«dir aufnehmen, größer« Wirtschaftsbeihilfen »utril werden sollten, ist die Lage insofern kritischer geworden, rl« di« Strrikleitung nicht in der Lag« war. «s zu geord neten Verhandlungen und Abstimmungen kommen zu lassen. ES bildeten sich im Lauf« de» Dienstag» neben der Haupt- ftr«ikl«itung noch verschieden« wilde Streikleitungen, die im Lauf« de« Nachmittag» und de» Abend« di« Bureau» d«» Bergbaulichen Verein» belagerten. Gegen Mittag kam «in größerer Zug von einigen tausend Bergarbeitern mit vi«len rotrn Fahn«n und mehreren Mustkkapell«n und «iniaen Hundert Radfahrern von Luaau-O«l»nitz nach Zwickau marschiert, wo der Drmonstratton«zug «inen unheilvollen Einfluß auf di« btrsige Belegschaft au«übte und zwar inso fern. al» «» in Zwickau ohne dies« Einwirkung zur Wieder aufnahme der Arbeit gekommen wäre. Nach Abzug der Orl«nitzer Arbeiter noch am vorgeftriaen Abend sah «» in Zwickau so au», al» ob gestern morgen Abstimmungen statt finden würden, die sicherlich die Wiederaufnahme der Arbeit ergeben hätten. Jedoch ist oeftern morgen wiederum «in« größer« Anzahl Lugau-O«l»nttz«r Bergarbeiter «tngetroffen, di« di« Abstimmung vereitelten. Da di« Brrhandlung»- grundlagen erschöpft sind, ist die Lag« außerordentlich kritisch, in»b«sondrre auch noch Schwierigkeiten in der Metallindustrie hinzukommen. Nach den letzten Berichten, die inzwischen au» Zwickau eingetroffen find, ist «» im Laus, de« gestrigen Tage» zu schweren Ansammlung«»» und ««-- schreitungen gekommen, bet welcher Gelegenheit verschlrden« Geschäfte geplündert worden sind. , Gutscheine Über im om und 569969 Mark auSzugeben. Der I schritten! hätten. Man folgert kfleraüS, daß die Unktt- Meichssinanzminister hat nunmehr nach anfänglicher Wei- nehmer ungeheure Gewinne erzielen müßte», da »a die gerung die Ausgabe dieser Notgelbscheine genehmigt. ----- . -- „ . . * Dresden. An» 8. August starb nach längerem Leiden im 68. Lebensjahre Oberjnstizrat Dr. Stöckel. Der Verstorbene war Ehrenbürger der Stadt Dresden und be kleidete 20 Jabre lang von 1899 an das Amt dr» Stadt- verordnetrnvorsteher« Bon 1899 bis 1904 gehört« Dr. Stöckel der 2. Kammer des Laubiges al» konservativer Abgeordneter an. Aus der Lausitz. Ain Freit cg fand vor dein Amts gericht Ostrisi die erste Verband! uu-z wegen der Strafver fügungen statt, die gegen die am Schulstreik beteiligt ge wesenen Eltern erlassen worden waren. Angcklagt war oer StiftSst.mdikuS Hocke vom Kloster Marienthal, der, wie auch die übrigen Eltern, richterliche Entscheidung über die ergangenen Strafbefehle beantragt hatte. DaS Schöffen gericht unterließ ausdrücklich jede Nachprüfung der Frage, ob das Gebetsvcrbot des sächsische» Kultusministers zu Recht besteht oder nicht. ES prüfe lediglich die Frage der vorsätzlichen Verschuldung der Schuiversäumnis und stellte sich auf den Standpunkt, daß der Streik der Eltern eine aichterlaubte Handlung sei. Das Gericht kam infolgedessen M einer Verurteilung des Shndikns Hocke im Sinne der Strafverfügung zu 3000 Mark Geldstrafe. Genen das Ur teil ist sofort Berufung eingelegt worden. Obwohl der Schulftrerk während der Ferien ruhte, steht für den Wie derbeginn des Unterrichts eine neue Verschärfung bevor. Das sächsische Knltusministermm hat nämlich in der Zwischenzeit nnn auch für die evangelische Volks schule in Ostritz, die eine ausgesprochen konfessionell« MinderheilSschnle ist und infolgedessen bisher das Schul gebet noch zugelassen war, das gleiche Geb et S Verb ot wie für die katholischen Schulen des Ostritzer Bezirks erlassen. )( Cbemnitz. Die gestern abend geführten Einigung«» verhandlungen im Buckdruckerstreik haben zur Beilegung se» seit Dienstag voriger Woche andauernden Streik» ge führt. Die Arbeit ist heute früh wieder ausgenommen worden. Glancka ». Zwischen -em Stadtrat und der Flcischer- innnng Glauchau ist vereinbart worden, -atz die Fleischer- kädcn, nm einer geregelten Versorgung der hiesigen Vcrbran- eberschast mit Fleisch zn genügen, nur noch an folgenden drei Tagen geöffnet sind: Mittwochs, Freitags nnd Sonnabends Groitzsch. Das schwere Eisenbahnunglück in Kreiensen bat eine hiesige Familie in furchtbarer Meise betroffen: Werkmeister Ludwig Keil hat den Tod der ge samten Familie seines Bruders, des Oberstewards Bruno Keil, der gerade von einer Amerika-Fahrt zurttckgekchrt war, zu beklagen. Getötet wurde Bruno Keil, dessen Ehe frau, eine Tochter und eii» Sohn, sowie die Mutter der Frau Bruno Keil. Die Fanrilie ist in Newhork ansässig, während die Mutter Keils zur Zeit sich in Groitzsch besuchS- jpcisc aufhält. Berfüuffachuu- der Postgebühren. Im Laufe dr« oestrlaen Vormittao« trat im Reicks« vvftministerium der VrrkehrSbeirat der Rricksvoft zusammen, um 8 Vorlagen zu beraten. 1. Di« Einführung von Grund« gedübren, die je nack der Geldentwertung mit einem Jndexzuscklog vervielfältigt werden sollen. 2. Einführung einer Gebübrenerhöhung zum 1. 9., die «in« Berfünffackung der jetzigen Gebühren vorsirht und 3. eine Vorlage über die Erhebung eine« Ruhrzuschlages. Die Eevtembervorlag« ist neben der Einführuna wertbeständiger Posttarifr not wendig, weil die Vorarbeiten für diese wertbeständige»» Pofttarif« bi« zum 1. 9. nickt beendet werden können. Gegen die Verfünffachung wurden vom DerkehrSbeirat keinerlei Einwendungen erhoben. Auch di« Einführung der Grundgebühren und deren Multiplikation mit dem jeweils feftzusetzenden Index fand grundsätzlich allgemein« Zustim mung. Dagegen wurde»» im Ausschuß gegen den Ruhr- »uschlag Bedenken laut, weil dieser Zuschlag auch von den Rubreinwohnern selbst getragen werden müßt». Beim Fernsprechwesen sollen mit der Neuregelung spätesten» bi« mm 1. Oktober di« Grundgebühren abgeschafft werden und durch «in« Sprechgebübr in Höbe von 20—50 Gesprächen monatlich, je nach Größe de« Orte», ersetzt werden. In längeren Darlegungen gab der ReickSpoftminifter Stingl »in Bild der augenblicklichen Lag« und wie« dabei insbe sondere auf dir erheblick wachsende Arbeit«- und Dienst- freudigkeit der Beamten bin. die stellenweise sogar »um Ber eicht auf Urlaub geführt haben. Im Lauf« der weiteren Beratungen wurde von verschiedenen Seiten im Verkehrs- beirat darüber Kritik geübt, daß dem ReickSpostmintster bisher vom Reichstag« nicht genügend Vollmachten zur Erhöhung der Tarife gegeben worden seien, wie dem Reich«. verkebrSminifter. Au« diesen Vorwürfen heran« wird di« verspätete Erhöhung der Postgebühren nur zu einem geringen Teil dem Reichrpostminister »ur Last fallen. Auch di« Ver fünffachung der Postgebühren vom 1. 9. ab wird keinen Ausgleich an die inzwischen «ingetreten« Geldentwertung bringen können, erst di« Einführung der Indexziffer kann p»»br Nutzen bringen.
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