02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.05.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040514023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904051402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904051402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-14
- Monat1904-05
- Jahr1904
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Leipziger Tageblatt und Anzeiger ------ von deute nachmittag ab gelangt rur Ilusgader ltzalkürc. Zommer-Furgabe >uttag guon. mgrin. «streich »7 Uhr: eise um !rde in tagen Dar ,^>erkehr»b«ch für Mitteldeutschland" wird, um Irrtümer zu vermeiden, nur nach Vorlegen der Abonneinentaqnlttnng in unserer Sauptexpedition kosten lor an die Abonnenten verabfolgt. ., , tnpzig, Iohannirgasse 8- Beilage Sonnabend, 14. Mai 1904. Ne. 214. Abend-ÄuSgabe. aa» dem 2»eh»»t-v-r»ei«h«is r Eisenbahn > Fahrpläne. — Fahrplan der Sächsisch. Böhmischen Dampfschiffahrt. — Fahrplan der Automobil-Omnibus-Ver bindung Leipzig-Merseburg. — Fahrpläne der elektrischen Straßenbahnen. —Droschken- Tarif. — Droschkenhaltestellen. — Dienst. männer-Tarif. — Verzeichnis der Boten fohrleute. — Tageskalender für Leipzig. I. Behörden. II. Geffentliche Bibliotheken. Hl. Museen und Sammlungen. IV. Geffent- liche Gebäude und Sehenswürdigkeiten. V. Wohnstätten berühmter Männer. — Theater und Vergnügungs-Etablissements. Ronzertlokale. — Badeanstalten. — Post, und Telegraphenämter. — Porto-Tarif für den Ortsverkehr. — Sonntagsruhe im Handelsgewerbe. — Hotel - Register. — wohin reisen wir? Bäder, Sommerfrischen und Heilanstalten. — Kalendarium für 1-0- und igos. Mr Zachrenr Umgebung. -s- Halle a. S.» 13. Mai. Es wird vielleicht auch hier einem Konflikt zwischen den Aerzten und der zu emem Konflikt zwischen den Aerzten und der O r tskranken lasse kommen, da man sich über die Honorarsätze nicht einigen kann. Die Aerzte sind sest ent- schlossen, auf ihrem Standpunkte zu beharren. — Die Maurer sind den Vorschlägen der Meister beigetreten, es kommt also hier zu keinem Ausstand. — Die Stein setzer befinden sich noch in der Lohnbewegung, sie kön nen aber mit ihren Forderungen nicht durchdringen. — Die Brauer und Brauereiarbeiter haben durch h« mst. Nrtber- "ortbiusk ebenso »losen Leinen- mknoten Blusen- m. Als en Sieg > Fallen kleinem Vorzügen I erweist k", Uhr: Kelte. Mr Zscdre». * Trestzen, 14. Mai. Da» Befinden der sssrinzesfin Jehan« Georg. (Eigene Drcchttnelduug.) Der heute vormittag erschienene ärztliche Bericht über da« Befinden der Prinzessin Johann Georg lautet: Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johan« Georg haben bis zum Morgen ruhig geschlafen. Die Körperwärme ist auf 37,2, der Puls auf 96 zorückgrgaugen. Der Appetit regt sich und das gute Allgemeinbefinden dauert fort. vr. Leopold, vr. Fiedler. Auch gestern nachmittag weilte der Prinz längere Zeit am Krankenbette seiner Gemahlin. Heute früh 9 Ubr er- schien der Geheime Medizinalrat vr. Fiedler im prinzlichen Palais an her Parkstraße und hielt Sr. Königl. Hoheit Bor- trag über den Zustand der hohen Kranken. <5 Das Königliche Veldetzere der Brühlschen Terrasse wird gegenwärtig mit Genehmigung des Königs durch einen um fangreichen Anbau erweitert. Es handelt sich in erster Linie um die Schaffung neuer Balkonplätze für den Ausblick auf den Elbstrom und die gegenüberliegenden Ufer. Der neue Bau erhebt sich an der Elbseite im direkten Anschluß an da» Hauptgebäude de» Belvedere, dort, wo die breite Treppe nach der bisherigen RestaurationSterrasse heraufführte. Die neuen Räume werden für 500 Personen angenehmen und geschützten Aufenthalt bieten und im Parterre und in der ersten Etage deS Neubaues liegen. Von der ersten Etage aus gelangt man direkt in die oberen Räume deS Belvedere. Die neuen Terrassen sollen zum ersten Male bei dem großen Blumen feste am 11. Zum benutzt werden. * Aufnahme von Richtsachscn in sächsische LaubeSanftaUeu. Die königliche StaatSregierung bat die mit Sachsen-Alten burg, Schwarzburg Rudolstadt, Reuß j'. L-, Sacksten-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha und Schwärzburg- Sonder-Hausen eingegangenen Staat-Verträge wegen Aufnahme von Angehörigen dieser Staaten in königlich sächsischen LandeSanstalten gekündigt. Dieser Schritt ist in Rücksicht auf die Tatsache geschehen, daß die vereinbarten Berpflegsätze nicht mehr den Verhält nissen entsprechen. Außerdem haben die Vertragsstaaten Sachsen-Weimar, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Koburg-Gotha und - Schwarzburg - Sondershausen von ihren Verträgen keinen Gebrauch mehr gemacht und die Zahl der Pfleg linge aus Sachsen-Altenburg ist auf einen, aus Schwarz- burg-Rudolstadt ebenfalls auf einen und au» Reuß s.L. auf drei zuruckgegangen. Nur die Zahl der Pfleglinge aus Reuß ä. L. ist von 39 auf 47 gestiegen. Eine Erneuerung de» StaatSvertrage» mit der Regierung deS Herzogtums Sachsen- Altenburg wegen Mitbenutzung der Anstalt für sittlich ge fährdete Kinder zu BräunSdors und mit der Regierung zu Reuß ä. L. wegen Benutzung der KorrektionSanstalten zu Grünhain und Sachsenburg und der Anstalt für sittlich ge fährdete Kinder zu BräunSdors steht zu erwarten. Zn diese Verträge soll ein Passus ausgenommen werden, wonach die zu zahlenden Berpflegsätze der gegenwärtigen Höh« entsprechen und jede künftige Aenderung des regulativmäßigen Verpfleg- sätzes die Aenderung der von den genannten Regierungen zu zahlenden Verpflegsätze von selbst zur Folge haben soll. ihre Lohnbewegung einige Vorteile erzielt, desgleichen die Schneider. — Sonst gärt es noch hier und da, dockend ernstliche Differenzen nicht zu erwarten. Nutzalftatzt, 13. Mai. Der 28. VerbandStag de» Verbände- Thüringer Konsumvereine, der am 11. und 12. Mai hier stattfand, war von 118 Vereinen mit 256 Vertreter« besucht. Die Arbeiten nahmen einen befriedigen den Verlauf; besonder- der Vortrag de» Sekretärs Kaufmann- Hamburg über den kollektiven Arbeitsvertrag bei Genossen- jchasten fand lebhaften Beifall. Der bisherige Verbands direktor Hebestreit-Zeitz wurde gegen eine starke Minorität wiedergewählt. Zum Sitz de« nächsten VerbandStage« wurde Eisenach bestimmt. Auf Wunsch der BerbandSvereine soll in Erfurt ein Lager der Groß-EinkaufSgenossenschaft Ham- bürg errichtet werden Lis. Mühlhausen t. Thür., 13. Mai. Da» Mittel deutsche Kundesschießen, da« 1903 in Hannover statt fand» wird diesen Sommer hier abgehalten werden. Zn Verbindung damit soll das 500jährige Bestehen der hiesigen Schützenkompagnie gefeiert werden. tt Au« »em böhmischen Grenzgebiet, 13. Mai. Zwischen Woderin und Ciernitz wurde, wie aus Eger gemeldet wird, ein Hei den grab aufgedeckt. Zn demselben fand man 15 Alchenurnen, 3 bronzene Armbänder, sowie andere Bronze gegenstände. L. Pirna, 13. Mai. Von dem Vorstände des Ver bandes deutscher Arbeitsnachweise ist hier die Errichtung einer allgemeinen ö-ffentlichen Arbeitsnach weis st e l l e angeregt worden. Der Rat will nun zu- nächst bei den verschiedenen hiesigen gewerblichen Ver einigungen Erkundigungen einziehen, ob tatsächlich ein Bedürfnis vorliegt. st- Freiberg, 14. Mai. Zn der Frage der Lohnde- wegung der hiesigen Maurer hat die Znnung der hiesigen Baumeister ihrem Statut gemäß mit dem Gesellen ausschuß verhandelt. Es wurde eine Einigung der strittigen Angelegenheit erzielt. — Im kommenden Herbste soll hier ein Kursus zur Erlernung häuslicher Krankenpflege veranstaltet werden. E» sollen dadurch die Samariterkurse nicht ersetzt, sondern nur die praktischen Hülfen, wie sie von Angehörigen des Hauses im täglichen Leben notwendigerweise geleistet werden müssen, gelehrt werden. Zittau, 13. Mai. König Georg hat dem Oybin- Museum für die König Albert-Zagdgruppe dieser Samm lung einen Auerhahn gestiftet, den König Albert seinerzeit in den Oybiner Bergen erlegte. Der Auerhahn ist in Trophäenform präpariert. * Annatzcrg, 14. Mai. Eine Postkarte als Konkurs dividende. Einem hiesigen von einem Dresdner Konkurs in Mitleidenschaft gezogenen Likörfabrikanten ging .vom Ver walter dibses Konkurse« die Mitteilung zu, daß aus dem Konkursverfahren eine Dividende von 0,447 Proz. zur Aus zahlung komme. Die Eröffnung schließt wie folgt: „Sie erhalten daher auf Zhre festgestellte Forderung abzüglich Porto beigebende Karte." Der Konkursverwalter hatte zu seiner Mitteilung eine Postkarte mit Rückantwort verwendet. Die angebogene Karte ist da« einzige, was aus dem Konkurs für den Ännaberger Gläubiger herauSgekommen ist. Hartha, 13. Mai. Für den Betrieb deS städtischen Elek trizitätswerkes, mit dessen Ausführung die SiemenS- Schuckert-Werke, Technisches Bureau Leipzig betraut worden sind, kommen 2 Stück lOOpserdige Dieselmototoren zur Anwendung. Diese Motoren eignen sich besonder« gut zum Antrieb elektrischer Maschinen und haben sich in anderen Werken schon auSgezeicbnet bewährt. — Da« Werk soll bereits am 4. September d. Z. in Tätigkeit treten. * Glauchau, 13. Mai Beim hiesigen Postamt wurde wiederum ein falsche» Zweimarkstück (Munzzeichen X, Bildnis Kaiser Wilhelm-T, ZahreSzahl 1876) angehalten. * Zwickau, 14. Mai. Tie hier errichtete Waggon- und Wagenfabrik firmiert nicht Schumann L Co., wie irr tümlich gemeldet wurde, sondern „Hermann Schu mann, Waggon- u. Wagenfabrik". * Zwickau, 13. Mai. Tie auf heute anberaumt gewesene Verhandlung gegen die ehemaligen Direktoren und den Vor sitzenden de» AufsichtSrate« der fallilen Aktiengesellschaft „Spinnereimaschinenfabrik Z. H. Popp in Werdau" ist bi« auf weiteres vertagt worden. — Die hiesige Staats anwaltschaft bat hinter dem ehemaligen Kassierer deS GewerkschaftskLrtellSinErimmltschau, den Maurer Pclerhänfel daselbst, der im Dezember v. I. nach Amerika auSgewandert ist, einen Steckbrief erlassen. P. hatte das GewerkschaflSkartell durch Unterschlagungen um fast 1000 geschädigt, sich aber später brieflich verpflichtet, den unterschlagenen Betrag zu ersetzen. Plauen i. B., 13. Mai. Die feierliche Bei- setzung des Herrn Geheimen Sanitätsrat und Staüt- verordnetenvorstehers Or. Dillner erfolgte heute nachmittag. Am Grabe sprachen außer dem Herrn Geist- lichtzn die Herren Oberbürgermeister vr. Schmid, der Präsident des Landesmedizinalkollegiums, Geheimer Medizinalrat vr. Busch deck aus Dresden, Sanitäts rat vr. Heynold aus Crimmitschau und Sanitätsrat vr. Wernicke-Plauen im Namen des ärztlichen Be zirksvereins Plauen. Auch der frühere Oberbürgermeister unserer Stadt, Herr Bürgermeister vr. Dittvich- Leipzig, befand sich unter der Trauerversammlung. — In einer von der vogtländischen Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes am Himmel fahrtstage hier abgehaltenen Gauversammlung wurde besonders die Frage der Erwerbuirg von Siedelungs- gebieten in Marokko, sowie die der Vermehrung unserer Flotte sehr eingehend behandelt. Man hielt ein Ein greifen Deutschlands in diese Frage zur Erwerbung von Siedelungsgebieten auch jetzt noch nicht für zu spät. Eine in dieser Beziehung gefaßte Entschließung soll auch der Regierung zugestellt werden. * Plauen i. P., 13. Mai. Einer der ersten Gesang vereine unserer Stadt, der unter Leitung des Lehrer- Otto Reiher stehende „Ossian", feierte a« den beiden letzten Tagen sein 25jährigeS Bestehen durch ein Festkonzert, in welchem al« Hauptwerk Karl Reinecke- „Hakon Jarl" zur wirkungsvollen Aufführung kam. viichertirch. * Moderne deutsche Lyrik. Von Han» Benzmann. Verlag von Philipp Reclam in Leipzig. Benzmann will in seiner Anthologie em möglichst um fassendes und dabei das prägnanteste BUd deutscher Lyrik bieten, wie sie sich in den beiden letzten Jahrzehnten formte: er zeigt sie in den Anklängen, die schwächere Könner noch von Storm und Keller überkommen, er zeigt sie in den bald hasten den, bald schwebenden, immer aber sehnenden Rhythmen, die unsere eigene gährende Zeit geprägt, deutet auf die fremden Einschläge der Poe, Baudelaire und Verlaine und läßt schließ lich noch einige Ausblicke in die Zukunft offen. Ueber knappe Anzahl der uns vorgcstellten Poeten dürfte kaum einer klagen: sieht man von Stefan George ab, der Benzmann auf die Ein- ladung zur Beteiligung schrieb, daß „es ein Irrtum sei, ihn zur modernen Literatur zu rechnen", sind eS weit über hundert fünfzig Lyriker, deren Schassen Benzmann berücksichtigt Da er sich dabei immerhin auf Ausgangspunkte stützen wollte, ließ er auch noch Conrad Ferdinand Meyer und Fontane gleichsam als ein scharfes Gegenspiel von Alten, die längst nach der Jugend hindrängten, mit einigen ihrer besten Vers« vertreten sein — nach meinem Dafürhalten nicht ganz mir Recht, da Bcnzmann ja offenbar Persönlichkeiten und nicht Schulen sprechen zu lasten wünschte, die auch auS der ganzen Anlage der Anthologie kaum deutlicher ersichtlich wären. Die Zahl der einzelnen, eine Individualität umspannenden Proben ist verschieden. Liliencron, Gustav Falke. Dehmel, Hugo von Hosfmannsrhal und Hartleben sind die reichsten und darum wohl auch am schärfsten getroffen. Andere wieder. Arno Holz etwa, dessen „Buch der Zeit" noch manches Wertvolle hätte bei steuern können, oder aus diametralem Wege Isolde Kurz sind allzu spärlich bedacht, indes Karl Büste und namentlich Byron Münchhausen ein wenig über ibre Bedeutung zu Worte kommen Bethae und Bierbaum erschöpfen sich in sieben oder acht Ge dichten zur Befriedigung, bei Felir Dörmann hätte „WaS ich liebe" genügt. Daß Benzmann nicht auch Friedrich Nietzsche von dem elf Gedichte, darunter „An den Minstral" und „Die Sonne sinkt", ausgenommen sind, und vor allem nicht auch den roten Jacobowski vergaß, dürfen wir ihm danken. Ohne sonderlichen Schaden für die Vollständigkeit hätten vielleicht Georg Fuchs, Kurt Geuckc, Margarete Susmann usw. fortbleiben können — wer kennt sie alle? Bei Hauptmann, bei Sudermann und Arthur Schnitzler mag eine Gedichtprobe wohl mehr als Kurio sum gedacht sein. Die beiden letzteren haben sicherlich im Verein nicht über zehn „Poemata" geschrieben, und die sind meist herzlich schlecht. . . . Bedeutsame Dramatiker, waren sie lyrisch weder jemals Neuerer, noch schufen sie Beachtenswertes. Bon Desterrecchern bringt Benzmann neben dem alten Fer dinand von Saar und den beiden Prager Dichtern SaluS und dem allzu bescheidenen Camill Hoffmann noch die Wiener Stefan Zweig, Paul Wertheimer und Franz Karl Ginzkav. Richard Sckaukal gibt sich zum ersten Male in künstlerisch vor nehmer Bollwertigkeit, da offenbar ein anderer für ihn die Selbstkritik besorgte. In seiner Einleitung beleuchtet Benz mann die Entwickelung unserer modernen deutschen Lyrik ,n allen Sonderftrömungen. Die Studie ist brillant geschrieben: daß sie bei der Hochflut deutscher Lyriker charakterisierend mehr ins Große geht, bedeutet ihren besten Vorteil. Sans Benzmann, beute einer unserer Tüchtigsten, hat sich da selbst wobl aus dem Spiele lasten müssen. Daß er also wenigstens auch Kinder seiner Muse mst in dyS Buch hinübergenommen, wird ikm niemand verdenken. 'Schon um der inneren Voll ständigkeit willen, die seine Anthologie vor anderen Werken ähn licher Art auszeichnet, hat er auch seine Person nicht vergessen dürfen. Lari Lr. LovaL. tittag »(wetfy. tznb» mit Frl. Tochter. rd-korb ab hi-.r » 4§0 4,- ypeln. in L- tzeindold Herr deritzsch. t. Bau- Alwine . Frau Leipzig, tzmmnei ssräolein findnch, Feuilleton. Theater. - 0.L Au» »er italienischen Theaterwett. An« Mailand wird uns geschrieben: Die römische Theatrrwelt fit in großer Auf- regnna, denn eS ist etwas Unerhörte» passiert: Der Besitzer des Palle-Theaters bildet jetzt für sich allein einen Tbeatertrust'. Um die Konkurrenz der anderen Theater zu besiegen, hat er von zahl reichen Dramatikern deS In- und Auslandes die „Exklusivität der Ausführung ihrer Hauptwerke" erworben. Aus dem Theaterjargon ins Deutsche übersetzt, heißt da»: nur er allein darf in Rom die Hauptwerk« dieser Herren Autoren zur Aufführung bringen. Tie erste Wirkung dieser Trustbildung hat sich bereits bemerwar gemacht: die Düse durfte im Costanzi-Theater weder Sudermanns „Heimat" noch Tineros „Zweite Frau" darstellen und zog es daher vor, Rom ganz zu meiden und ihre Kunstfahrt in Mailand zu beginnen. Bis jetzt verfügt der unternehmungslustige Theaterdirektor, der ganz allein ein „Trust" ist, über 194 Dramen und dazu gehören die meistgespielten Werke des modernen Repertoires. Ueber die Gesetzmäßigkeit oder Ungesetzlichkeit dieses Dramenmonopols ist in der Presse eine heftige Polemik entbrannt, und die Sache wird den bevorstehenden Tramatikerkongreß in Mailand beschäftigen. Ein Theaterblatt hat inzwischen über die wichtige Frage ein „Referendum" eröffnet und Autoren, Verleger, Direktoren, Schauspieler und Kritiker gefragt, was sie von der Sache halten. — „Uc>Lv rosse'? «Rote Rosem ist der Titel eine» vieraktiaen Dramas von Washington Borg (Pseudonym eines jungen Schriftstellers aus Neapel', das im Teatro Balbo in Turin mst großem Erfolg aufgrführt wurde. Tie Handlung spielt in Neapel in Zuhälter- und Drrnenkreifen: e« ist die Tragödie de» gefallenen Mädchens, da« sich und den Ge- liebten durch ernste Arbeit wieder hochzubringen sucht, bald aber einsehen muß, daß es den übermenschlichen Kampf nickt uchführen kann und mutlos seinem verfehlten Leben rin Ende macht. Ta- Drama erwies sich, wenn man von dem häßlichen Milieu und von mehreren krassen Effekthaschereien absieht, als eine sehr beachtens- werte Arbeit. — In Mantua hatte die neue einaktige Oper „Gaisina"' von Ferrari-Trecat«, Tert von Forzanv, Erfolg. -7- Hauptmann- „Rose Bernd" hatte oft der Aufführung im Alsieri-Theater in, Turin kaum einen sogenannten Acyfuug-erfylg. Nock dem letzten Akt wurde stark gezischt. Die Titelrolle spielte Emma Graryatica. L Deutsche Theater in Amerika. Aus Chicago be richtet man: Nun hat auch das letzte der d eu t s ch c n Volks theater, von denen man hier noch vor wenigen Jahren etwa ein halb« Dutzend hatte, zu existieren aufgehort Tirck- tor Robert Hepner, der seit 24 Jahren hier tätig war und außerordentlich viel für die deutsche Volksbühne getan hat, sagte den Brettern, die die Welt bedeuten, für imtner Lebewohl, da das Publikum dem Unternehmen nicht das nötige Interesse entgegenbrachtc. Als einer der Hauptgründe dafür wird an gegeben, daß viele Vereine, namentlich die in letzter Zeit so ten. . vruft Pfund atzen. :ant. leb mut die KrWelt. Literatur. d »Der LietzeSgsckel" bar Gericht Man schreibt uns aus Halle: Der vor kurzem erschienene Studentrnroman von Wilhelm Gutekunst „Der Liebesgockel", besten erster Teil fick in einem wenig sympathischen Leipziger Milieu abspielt, wird in Halle, da» den weiteren Schauplatz der allerdings gut beobachteten, aber wenig angenehm berührenden Handlung^ bildet, iagar Gegenstand gerichtlicher Verhandlung werden. Mehrere der teils mit richtigem Namen genannten, teil» ohne Namensnennung deut lich erkennbaren Personen, die sich durch die Erzählung beleidigt fühlen, haben Strafantrag gegen den Verfasser gestellt und die Verhandlung wird demnächst erfolgen. Ter Roman wird zudem gegenwärtig im Feuilleton d«S „BolkSblatt" hier abgedruckt, einer der Beteiligten verlangt deshalb vom „BolkSblatt" sofortige Ein stellung d«S Abdrucks, die aber oerweigert wird: einig« bezüaliche Aenderuugen seien bereits vor jener Aufforderung von der Redak tion bewirkt worden ladung, die er an seine Qrcheslerkollegen ergehen ließ (er hatte ein großes Faß vortrefflichen Weines auS Wiesbaden kommen lassen), hatte für einige der durstigsten Musiker bedenklich? Folgen. Bon anderen gesellschaftlichen Veranstaltungen er-- mnere ich mich eines Rosenfestes, welches der Meister Frau Materna zu Ehren in Wabnfried gab und Wcwei jeder Em« geladene verpflichtet war, Frau Materna durch Ueberreichen einer Rose zu huldigen. Dafür gab sie dann im Garten der „Sonne" ein Abendfest mit Gulaich und Pilsener Bier, wobei die Ausgelassenheit den höchsten Grad erreichte. Rasch lvac eine kleine Theaterbude aufgestellt, auf der wir die Produktionen herumziehcnder Komödianten improvisierten. Bei dieser Ge legenheit sah ich die Lilli Lehmann mit dem Dessauer Ballett meister Fricke em regelrechtes „Vs; cke ckeux" tanzen, das von mir am Klavier und von Hermann Levi auf der großen Trommel begleitet wurde. An stilleren Abenden konnte man oft von den Höhen der Thcaterrestauration den Rheintöchtcrgesang in die Nacht hinaus hören. Die Damen Lilli Lehmann, Mari- Lehmann und Lammert hatten ihren Dreigesang in einer solchen Vollendung einstudiert, daß etwas AehnlickeS wohl kaum wiederkommen dürfte. . . . Welches Glück eS für uns war, die herrlichen Orchesterklänge des Nibelungenringes zum ersten Male zu hören, kann man stch wohl denken. Ich entsinne mist, daß ich einmal .— eS war in der TodcSverkündigung Brün Hildens in der „Walküre" — ganz entrückt auf der Bühn stand und lauschte. Der Eindruck dieser feierlichen Scene über wältigte mich so, daß mir die Hellen Tränen in die Augen kamen. Wagner, der mich bemerkt hatte, kam zu mir und sagte lächelnd: „Was sind das für Sentimentalitäten? Die Rührung überlasten wir denen da draußen (dem Publikum); wir biee oben wissen, wie das gemacht wird, und müsten den Kopf hoch halten." Es war überhaupt ein ihm eigener Zug, Momente der stärksten Ergriffenheit mit einem Scherzwort zu unter brechen." zahlreich entstandenen Fraucnvereine, bei Festlichkeiten selbst Theatervorstellungen veranstalten; so daß für eine Volksbühne kein Bedürfnis mehr vorhanden sei. In künstlerischer und finanzieller Hinsicht erfolgreich war die Theatersaison des deutschen Theaters in Cincinnati, die am 24. April zum Abschluß gebracht wurde. Der letzte Abend war der interfseanteste: Frau Bertha F i e b ach - Ma r k b r e i t, die Gattin deS Chefs des „Cincinnatter VolksblattcS", die vor ihrer Verheiratung der Bühne angehörte, trat in einem sclbstver- faßten, einer spanischen Dichtung nachgebildeten „Charakter bilde" in drei Akten aus. Das Stück heißt „Marianela" und stellt sich als das hohe Lied der reinsten, entsagungsvollsten Liebe dar. Marianela liebt einen Jugendfreund, dessen Führerin und Vertraute sie ist, denn dieser Jugendfreund ist blind. Allen Spötteleien zum Trotz stellt sie dem geliebten. deS Augenlichts beraubten Manne treu zur Seite. Da tritt die Katastrophe ein. Ein Augenarzt heilt den Blinden, und, da er wieder sehend ist, verliebt er sich m eine andere, und Maria nela, die ihm ihre Jugend geopfert, geht in den Tod Musik. Felix Mottl» Erinnerungen an Richard Wagner. Felix Mottl ist während seines Aufenthaltes in Amerika unter die Schriftsteller gegangen. Im ^soniuagsblatt der „New Dorker ZtaatSzeitung" veröffentlicht er „Bayreuther Erinne rungen", in denen er erzählt, wie er schon in seiner aller frühesten Jugend ein Verehrer der Wagnerschen Kunst wurde, wie er Richard Wagner in Wien persönlich kennen lernte und wie er durch Hans Richters Vermittelung von dem Meister zu den ersten Festspielproben nach Bayreuth berufen wurde „Am 22. Mai", schreibt er, „dem Geburtstage deS Meisters, kam ick in Bayreuth an und warf mich sofort in Festtoilette, um bangen Herzens meinen Antrittsbesuch in Wahnftied zu machen Wagner war in fröhlichster Geburtstagsstimmung und begrüßte mich herzlich. Scherzhaft nannte er mich, der ich in Frack und weißer Krawatte erschienen war, den „Grafen Almaviva" und meinte, mein Frack müßte bald mit dem Är- beitsrvck vertauscht n,erden, da schon am Nachmittage unsere Arbeiten auf der Bühne beginnen sollten Außer mir waren noch als musikalische Assistenten angestellt: Seidl, Fischer, e>n Herr Zimmer und ein junger Grieche namenS LalaS. Wir wohnten in der sogenannten Nibeluicgenkanzlei, einem kleinen Häuschen in der Nahe von WaanerS Wohnhaus, wo sich zu unS noch Kapellmeister Riemenschyeider gesellte. Mit Fischer wurde ich bald eng befreundet, ivährtnd Seidl sich anfangs ziemlich reserviert gegen den,neuen Kollegen verhielt. In der ersten Bühnenprobc wurden zunächst die verschiedenen Stellungen und Bewegungen der Rbeintöchter festgesetzt. Die damalige Bühnentechnik war noch nicht so weit vorgeschritten, um die eminenten scenischen Schwierigkeiten, wie sic im ersten Bilde des „Rheingold" gegeben sinv, vollkommen zu lösen. 1378 mußten wir uns noch mit den schwerfälligen Schwimmwagen behelfen. Bei jedem der drei Wagen waren zwei Arbeiter und ein musikalischer Assistent beschäftigt, die, vom Publikum un gesehen, das Ganze leiteten. Den Wagen Woglindes führte Seidl, während Wellgunües und FlohhildeS Wagen ich und Fischer übernahmen, Die Genauigkeit und Aufmerksamkeit, mit welcher Wagner diese Proben leitete, läßt sich nicht be schreiben. ... Es wird mir ewig unvergeßlich bleiben, wie er jede Bewegung selbst vormachte. Mes. was er zeigte, war schauspielerisch so bestimmt und charakteristisch, daß es jedem, der an diesen Proben reilnehmen durfte, sofort einleuchten mußt«. Seine Behendigkeit, Frische und Elastizität war nicht genug zu bewundern. Ta war keine Versenkung geöffnet, über die er nicht zum Schrecken des Maschinenmeisters Brandt hinwegsprang. Wiederholt setzte er sich selbst in die Maschine, welche Alber,ch von der Spitze des Riffes in rasendem Tempo i.r die Tiefe führte, um dem etwas furchtsamen Karl Hill Mut zu machen. Einmal ließ er sich sogar auf einem Schwimmwagen hetumführen, um auch das zu versuchen. An einem besonder heißen Nachmittage hatten wir eine Probe des ersten Aktes der „Walküre". Ich hatte es übernommen, das Zeichen zum Aufspringen der Tur („Siebe, der Lenz lacht in den Saal") zu geben. Ich sah den Meister auf der Bühne Herumgehen, als öb er etwas suchte. Sofort fragte ick ihn, ob ichihm mst etwa- dienen könnte, worauf er sagte, daß ihm ein GlaS Bier sehr erwünscht wäre. Ich lief in die gegenüberliegende Restau ration und kehrte bald stolz mit meinem Kruge zurück. In zwischen war aber der Moment gekommen, wo die Tür hatte aufspringen sollen, was, da ich nichc dabei war, unterblieb. Als ich ankam, donnerte mich der Meister mit den Worten qn: „Sind Sie hier als Kellner angestellt? Sie haben die Zeichen auf der Bühne zu geben Trinken Sie Ihr dummes Bier selbst?" Solche Aufwallungen waren bei ihm nichts Seltenes. Als ich einmal bei ihm zu Tisch geladen war, sprach ich dos Wort Sieglinde mit der falschen Betonung auf der zweiten Silbe auS, WaS ihn sehr erzürnte und zu heftigen Ausfällen gegen die Oesterreicher, die jeden Sinn für die deutsche Sprache veüoren hätten veranlaßte. Solche Ausbrüche dauerten aber nicht , lange, sah er, daß der Schuldige dann wie geknickt dasaß, so kam er, klopfte ihm freundlich auf die Schulter und sagte: „Na, Kindchen, so schlimm war's nicht gemeint. Jetzt wollen wir wieder gute Freunde sein!" Wagner war überhaupt von einer unaussprechlichen Güte und liebte «S, nach der Arbeit mit seinen Künstlern im gemütlichen Gespräch« zusammen zu sitzen. Dann kam auch sein nie versiegender Humor zur Geltung. Als es einst bei einer solchen Versammlung in der Theaterrestauration ziemlich spät geworden war, erschien er plötzlich auf der cckeren Galerie. Er hatte ein Bärenfell um seine Schultern gelegt, trug einen Helm auf dem Kopfe und einen Spieß in der Hand und sang von oben die Morte des Nachtwächter» herunter: „Hört, ihr Leut', und laßt euch sagen!" So verging die Probezeit in ernster Arbeit und heiterer Er holung. Eine unendlich« Heiterkeit und ein seltener Uebermui war Uber uns alle gekommen Wilhelms war nicht nur der meisterhafte Führer der Geigen, sondern auch der Erst« im Erdenken und Ausfuhren von lustigen Streichen. Eine Ein» (strkelmbucd für Mitteiaeukeblant!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht