Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040528016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904052801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904052801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-05
- Tag1904-05-28
- Monat1904-05
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Reichspostamteö die Abgeordneten, die die Sache im Reichstage zur Sprache gebracht hatten, um ihr Material und bekam darauf auch vier völlig erhaltene, also beweis kräftige Briefumschläge, die unter den obwaltenden Ver hältnissen einen hohen geschichtlichen und Sammelwert repräsentierten. Ueber das, was nun weiter geschah, er zählt A. S ch o w a l t e r , der Eigentümer von drei der er wähnten Briefumschläge, in Nr. 242 der „T. R." eine nicht gerade erbauliche Geschichte, deren Hauptinhalt der ist, daß er von seinen drei Briefumschlägen einen gar nicht, die beiden anderen durch Ablösen, bezw. Heraus schneiden der Marke entwertet zurückerhalten habe. Eine amtliche Klarstellung der Angelegenheit ist dringend ge boten, und bis sie erfolgt, muß billig die Kritik zurück halten. Ein Totschweigen der Angelegenheit wäre jedoch verfehlt, denn es kommt hier der höhere oder geringere Wert des Gegenstandes erst in zweiter Linie in Betracht. * Aameck. In der Presse wird von vielen Seiten mit Genugtuung darauf hingewiesen, daß der Bischof Benzler da» gegen den Friedhof von Fameck ausgesprochene Interdikt ohne jede Bedingung zurückgenommen habe. Diese Auf fassung ist allerdings insofern berechtigt, al» e» noch schlimmer hätte kommen können; immerhin aber ist sie doch allzu be scheiden. Unserer Ansicht nach ist diese Lösung gänzlich selbstverständlich. ES wäre noch schöner, wenn der Bischof sich nicht löblich unterworfen hätte, und wir können unS nicht entschließen, die Regelung der An gelegenheit als einen besonderen Erfolg zu bucken. Denn diese Regelung ist leider nicht einmal definitiv. Wa» gestern geschah, kann morgen wieder geschehen und wir können uns erst dann dazu verstehen, die Lage der Dinge als würdig und angemessen zu bezeichnen, wenn es dem elsässischen KleruS gesetzlich unmöglich gemacht ist, seiner Unduldsamkeit die Zügel sckießen zu lassen. Es müssen durchaus Mittel und Wege gefunden werde», um die Bestimmungen aufzubeben, die dem Bischof Benzler seine den Protestantismus tief ver». letzende Handlungsweise ermöglichten. * Sürst viStnnrck und das allgemeine Wahlrecht. Der ehemalige Regierungspräsident von Wiesbaden und Mitglied deS Herrenhauses v. Diest veröffentlicht in der „Kreuzztg." eine Unterredung, die er im Sommer 1867 mit dem Fürsten Bismarck über das allgemeine Wahlrecht gehabt hatte. In dieser Unterredung hatte v. Diest dem Fürsten Bismarck den Vorschlag gemacht, daS allgemeine Wahlrecht zu beseitigen und durch das Dreiklaffen-Wahlsystem zu ersetzen. Bismarck erwiderte ihm darauf u. a.: „Sobald unser alter herrlicher König die Augen schließt, wenn ich dann überhaupt in meinem Amte bleiben will, muß ich der Majorität in den Volksvertretungen sicher sein, diese Majorität aber erlange ich jetzt nur durch ein solches Wahlsystem. In der Theorie stimme ich Ihren Gegengründen vollstängig bei, und wenn das Wahlsystem in einigen Jahren nicht mehr nötig sein wird, und wenn es mir nicht mehr gefällt, dann nehme ich es mir wieder zurück." Am Schluffe der Unterredung habe Fürst Bismarck wiederholt, daß er daS System der direkten geheimen Urwahl wieder ändern werde, falls der richtige Zeitpunkt gekommen sein würde. Herr v. Diest e»ählt dann weiter, daß er im Jahre 1870/71 den Fürsten Bismarck nochmals habe ver anlassen wollen, das allgemeine Wahlrecht zu ändern, aber Fürst Bismarck wollte nicht, „vielleicht aus denselben Gründen wie 1867". * Zu« Ableben des Herzogs Paul Friedrich von Mccklen- bürg. Der Herzog Paul Friedrich, Vater, hat die Ver siegelung der von seinem verstorbenen Sohne bewohnten Zimmer veranlaßt. Der militärische Begleiter Oberleutnant zur See von Arnim wird na'ch der Heimkehr von der Trauerfeier nähere Bestimmungen treffen und den Nachlaß ordnen. Die von einem Berliner Lokalblatte gebrachte Meldung über die Versiegelung der Villa ist nach dem „B. T." unzutreffend, die Hausgenossen des Verstorbenen bewohnen nach wie vor die Vrlla. * Reue Matz- und GcwichtSorduung. Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht den den Bundesregierungen vom Reichskanzler zur Prüfung mitgeteilten Entwurf der neuen Maß- und Gewichtsordnung nebst Erläuterungen. * Der Kaiser traf gestern Nachmittag 2'/, Uhr in Marien burg ein. Zum Empfange waren erschienen der Landrat Frhr. Senft v. Pilsach, Bezirkskommandeur Schönholz und der Kommandeur des Fußartillerie-Halbbataillons, Major Müller. Die zahlreich angesammelte Menschenmenge be grüßte den Kaiser mit brausenden Hochrufen. Nach der Be grüßung begab sich der Kaiser, der Iagduniform trug, nach der Marienburg und besichtigte da» Ordensschloß. Um 4 Uhr erfolgte die Abreise nach Danzig. * Stuttgart, 27. Mai. Der König empfing gestern an- läßlich der hier tagenden Landesversammlung der inter nationalen kriminalistischen Vereinigung den Unter staatssekretär z. D. Professor vr. von Mahr-München, Geheimen Iustizrat Prof. vr. von LiSzt-Berlin und Pro fessor vr. Heimberger-Bonn in Audienz. v. Stuttgart, 26. Mai. Die Abgeordnetenkammer hat in der heutigen Sitzung die Kommissionsantrtiae zu dem Antrag Haua, betr. eine Lande-taffe für Renten- anleheu auf ländliche Gebäude angenommen. Diese Anträge fordern Verhandlungen zum Zweck der Beseitigung der Erschwerungen für solche Pfanddarlehen bei den bestehen den Hypothekarkreditinstituten des Landes, Erhebungen über die Abneigung der ländlichen Bevölkerung gegen die Form deS Rentendarlehens und Erwägungen über Versuche, durch Verbilligung de» Hypothekarkredits mit Hülfe des Staat» die Seßhastmachung der ländlichen Bevölkerung zu fördern. * München, 27. Mai. Wie die „M. N. Nachr." hören, kam in der heutigen Audienz des Ministerpräsidenten PodewilS bei dem Prinz-Regenten auch die päpst liche Protestnote zur Sprache. Huslanck. Frankreich. * Der Mintsterrat, der am Freitag abgebalten wurde, beschäftigte sich mit den Interpellationen über die päpst liche Protestnote und beschloß, daß Delcasse in der Kam mer eine genaue Darlegung der ganzen Angelegenheit geben und dabei mitteilen soll, daß der Botschafter Nisard nicht beurlaubt, sondern abberufen worden sei. Minister präsident CombeS wird sich sodann über die Tragweite der Abberufung äußern. Man nimmt an, daß die Besprechung der Interpellationen zwei' Tage dauern wird. Spanien. * Ueber eine Reise des Königs nach Paris sollte sich Madrider Blättern zufolge Ministerpräsident Maura aus gesprochen haben. Die Meldungen sind unrichtig. Maura unterhielt sich mit niemandem über die Reise. Die Regierung hat darüber noch keine Erwägungen angestellt. Türkei. * Verschwörung gegen den Sultan. Vor einigen Tagen wurde in Konstantinopel eine Verschwörung gegen da» Leben des Sultans entdeckt, deren Haupt Dschellal Eddin Pascha war. Seine Verhaftung wurde in aller Stille vorbereitet, es gelang ihm aber, nach Pest und weiter nach Paris zu flüchten. Die Verschwörung gegen den Sultan war die kühnste, die bisher geplant war. Nur wenige wissen, in welcher Gährung sich,die Türkei befindet. Der unmittel bare Grund zu der Verschwörung ist die Intrige Fehim Paschas gegen den Vater Dschellals, der einen Ordensschwindel im großen Stil enthüllte, durch den viele Höflinge kompro mittiert wurden, deren Zorn sich gegen seinen Vater wandte, bis dieser schließlich auf einem französischen Schiffe, dessen Kapitän Pierre Loti war, flüchten mußte. Unter den Beamten, bei denen sein Vater große Sympathien besaß, entstand eine große Erbitterung, und die Folge war die Verschwö rung. Unglücklicherweise geriet ein Teil der geheimen Korre spondenz rn die Hände Fehim Paschas, der sofort feststellte, daß Dsckellal und Kemal Pascha an der Spitze der Ver- chwörung standen. Kemal wurde mit mehreren Genossen estgenommen, während Dschellal und ein Teil seiner Ge ährten noch rechtzeitig flüchten und nach Paris reisen konnten, wo sie bei der Liga der Iungtürken freundliche Aufnahme finden. ' . leipziger ftngeiegrnbeiien. * Leipzig, 28. Mai. Frühjahrvrennen. * Heute und morgen finden die ersten dies jährigen Rennen auf dem grünen Plan am Scheibenholze statt, und bald wird es entschieden sein, welcher Flachrennstall diesmal denLeipzigerStif- tungspreis oder den großen Teutonia preis einheimscn wird. Daß es an Vertretern des edlen Rennsports aus allen Gegenden unseres deutschen Vater landes nicht fehlen wird, brauchen wir nicht besonders zu betonen; denn nach unserem Leipzig kommen sie alle gern. Das erweist auch diesmal wieder die überaus zahlreiche Annahme für die einzelnen Rennen. Auf dem Rennplatz selbst war man aller Enden rührig, ihn würdig für das Leipziger Frühjahrsvvlksfesp vorzubereiten. Das Gras ist auf den Strecken, wo die einzelnen Rennen statt- finden, gemäht und abgefahren; die Tribüne ist geöffnet und durchflutet von goldenem Sonnenschein, bereit zur Aufnahme der sportfreudigen Gäste. Auch die einzelnen Rennställe waren schon längst fleißig an der Arbeit und belebten den taufrischen Rasen. Früh um 7 Uhr schon rücken sie an und bewegen die Konkurrenten für die ein- zelnen Rennen auf dem Teile des Rennplatzes, der hinter den Gebäuden gegenüber der Tribüne liegt. Hin und wieder wird auch ein flotter Renngalopp geritten, wenn auch noch nicht „alles aus den Pferden herausgeholt wird", was sie hergeben können. Daß es an Zuschauern nicht fehlt bei der Morgenarbeit, ist selbstverständlich, und sie kommen alle auf ihre Kosten. Bis jetzt haben die Trai- ners keinen Grund gehabt, mit dem Wetter unzufrieden zu sein, und so ist denn auch die Arbeit flott von statten gegangen. Ist auch der Leipziger Rennklub an seinen beiden Festtagen von dem altherkömmlichen Wetterglllck begünstigt, dann dürfte das Scheibenholz heute und morgen eine Völkerwanderung zu Fuß und zu Wagen sehen, wie seit langem nicht. Und ein „volles Haus" ist dem Klub von Herzen zu gönnen; denn er hat dafür ge sorgt, daß die Teilnahme an den einzelnen Konkurrenzen reckt zahlreich werde. So erhält, wie schon erwähnt, der Sieger im M aienrennen beute außer dem Geld- preise einen Ehrenpreis in Gestalt eines kostbaren Renaissance-Pokals in getriebener Arbeit und im Ger maniarennen der Reiter des ersten Pferdes einen massiv-silbernen Weinkühler, der Reiter des zweiten Pferdes eine Renaissance-Kanne in getriebener Arbeit. — Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, daß das Ge- läuf der Rennbahn, das infolge der hohen Tempe ratur der letzten Tage ziemlich hart geworden war, von gestern nachmittag an von der städtischen Feuer wehr gesprengt worden ist, so daß sich die Bahn heute in dem von den Rennstallbesitzern gewünschten Zustande befindet. Auch sei darauf hingewiesen, daß d i e Rennenan beidenTagen nachmittags pünkt lich um 3 Uhr ihren Anfang nehmen. * Ortskrankenkasse und Aerzte. In dem Vertrage, den die König!. Kreishauptmannschaft zu Leipzig auf Grund des § 56», Abs. 2 detz Krankenversicherungsgesetzes namens der Ortskrankenkasse für Leipzig und Umgegend mit den beiden hiesigen ärztlichen Bezirksvereinen abge schlossen hat, war vorgesehen worden, daß die Kasse mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln (Verhandlung, Kündigung) darauf hinwirkcn solle, die mit den Distriktsärzten geschlossenen Verträge, nötigen falls unter Fortgewährung der ihnen zugesicherten Be züge, baldmöglichst in allgemeine Kassenarztverträge um zuwandeln. Hierzu war ferner in den Ausführungsbestim mungen vereinbart worden, daß, wenn mit den Distrikts ärzten auf dem Verhandlungswege zu einem befriedigen den Abkommen nicht zu gelangen sei, dieselben dann nach Wahl der Königlichen Kreishaupt mannschaft durch Verzicht auf ihre Dienste oder auf sonstigem gesetzlichen Wege (vergl. z. B. 8 626 des Bürgerlichen Gesetzbuches) aus der Kassenpraxis zu ent fernen seien. Es haben hierauf zwischen der Königl. Kreishauptmannschaft und den Distriktsärzten Ver handlungen stattgefunden, in deren Verlauf die Distriktsärzte erklärten, an den mit der Ortskrankenkasse abgeschlossenen Verträgen festhalteu zu. wollen. Wie die „Leipziger Volkszeitung" nun mitteÜt, hat die Königl. Kreishauptmannschaft am Donnerstag Nachmittag einer Kommission der Distriktsärzte erklärt, „daß alle Distriktsärzte, die bis Freitag abend 6 Uhr auf eine Um wandlung ihrer Verträge nicht eingegangen sind, unter Zuhülfenahme des 8 626 des Bürgerlichen Gesetzbuches sofort gekündigt werden". Dieser Paragraph lautet: Das Dienstverhältnis kann von jedem Teile ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist gekündigt werden, wenn ein wichtiger Grund vorliegt. Die Distriktsärzte haben hierauf in einer sofort ein berufenen Versammlung beschlossen, auf das Recht, aus schließlich die in ihren Distrikten wohnenden Personen zu behandeln, zu verzichten, und sic haben sich zugleich ver pflichtet, die Kassenmitglicder in demselben Umfange zu behandeln, wie das seitens der anderen seit dem 7. Mai zugelassenen Aerzte geschieht. Dagegen erklärte die Ver sammlung, daß eine unterschriftliche Voll- ziehung der ihnen von der Königl. Kreishauptmann- schäft vorgelegten Verträge nicht erfolgen solle, um sich nicht der Rechte zu begeben, die den Distriktsärzten auf Grund ihrer jetzigen Verträge gegenüber der Kasse zu stehen. Schließlich teilt noch das genannte Blatt mit, daß der Aktionsausschuß für Aerztesachen beschlossen habe, bei einer Kündigung der Distriktsärzte sofort mit der Gründung einesSanitätsvereins (für die Behandlung der Familienangehörigen) vorzugehen. * Ortzen-ivefen. Der Reichsanzeiger veröffentlicht die Verleihung des Königlichen KronenordenS IV. Klaffe an den Eisenbahnstations-Assistenten a. D. Eduard Franke zu Leipzig. * Leipziger Steuerwesen. In den letzten beiden Jahren bezifferte sich der Gesamtbetrag aller in Leipzig erhobenen Steuern und Abgaben auf nachstehende Summen: 1902 1903 1) Gemeindesteuern 13 475 559 ^il 13 190 623 ./L 2) Staatssteuern 10563 284 . 10 664538 - 3) Verschiedene Abgaben und Beiträge 1689 031 - 1734 434 - zusammen: 25 727 874 ^l 25 589 595 Wenn im Jahre 1903 der Gesamtbetrag der Steuern geringer war als im Vorjahre, so ist das darauf zurückzu führen, daß im Jahre 1902 die Gemeindeeinkommensteuer mit 140 Prozent, im Jahre 1903 aber nur mit 135 Prozent des NormalsteuersatzeS erhoben wurde. Ein Prozent deS NormalsteuersatzeS ergibt aber in unserer Stadt schon den ansehnlichen Betrag von 'rund 77 000 so daß also fünf Prozent zu einer Differenz von 385 000 sich erhöhen. Unter den verschiedenen Abgaben, die erhoben wurden, befinden sich, wie bemerkt sei, Brandversicherungsbeiträge, Kirchenanlagen, Handels- und Gewerbekammerbeittage u. dgl. * Eine Turner-Spende. Unserem Turnverein der Süd- Vorstadt spendete der frühere Inspektor der Brauerei Riebeck L Co., jetzt deren Aufsichtsratsmitglied, Herr Ernst G uhr, ein Freund Les Turnwesens, Mitbegründer und Ehrenmitglied deS Vereins, an läßlich feines 25jährigen Dienstjubiläums eine namhafte Geld summe. * Beihülfe an die Kirchgemeinde L.-Lößnig. Nach- dem mit dem 1. Januar 1904 das früher exemte Ritter gut Lößnig in das Stadtgebiet ausgenommen wurde, ist der Beitrag, den die Stadtgemeinde als Eigentümerin des Rittergutes zu den Bedürfnissen der Kirchgemeinde zahlte, in Wegfall gekommen. Durch diesen Beitrag wur den zwei Drittel des Fehlbetrages gedeckt, der nunmehr ganz durch Kirchenanlagen aufgebracht werden muß. Die angestellten Erörterungen haben nun ergeben, daß, obwohl sich der Stadtteil L.-Lößnig In steter Ent wicklung befindet, die Kirchenanlagen in diesem Falle in einer Höhe erhoben werden müßten, wie sie in keiner an deren Parochie des Stadtbezirkes anzutreffen ist. Die persönliche Kirchensteuer würde sich auf fast 25 Pro zent des Normalsteuersolls der Einkommensteuer be ziffern, und als dingliche Kirchensteuer würden etwa 83 Pfg. auf jede Grundsteuereinheit kommen. Der Rat hat deshalb vorbehältlich der Zustimmung der Stadt verordneten beschlossen, zu dem Fehlbettage der Kirch gemeinde L.-Lößnig, der sich für 1904 auf 2118 be läuft, eine städtischeBeihülfe von 1000 zu ge währen. Tie dann noch zu erhebende Kirchensteuer würde ungefähr 14 Prozent des Normalsteuersolls, bezw. 31,5 Pfennig für die Grundsteuereinheit betragen. 6. Sommer-Theater „Drei Linden". Die Donners tagsvorstellung brachte in neuer Einstudierung das drei aktige Schönthan-Kadelburgsche Lustspiel „Goldfische". Die vom Oberregisseur Carl Treptow vortrefflich in- scenierte Aufführung gefiel ungemein und erzielte einen schönen Erfolg. Ein besonderes Interesse bot die Vor stellung dadurch, daß sie Gelegenheit gab, den artistischen Leiter des Sommertheaters in einer seiner besten Rollen zu sehen. Der Wolf von Pöchlaar-Benzberg wurde von Carl Treptow in ganz vortrefflicher Weise charakte risiert, die wirksamen feinkomischen Scenen kamen zu vollster Geltung, das humorvolle, natürliche Spiel des geschätzten Darstellers erweckte ihm rasch vollste Sympa thien. Eine tüchtige Partnerin fand er In Marianne Pawlow, die als Matilde von Koßwitz den leichtlebigen Kavalier zu beherrschen verstand. Gertrud Burchard wußte in den ersten Akten die gesellschaftliche Sicherheit und Ueberlegenheit der jungen Dame wirksam zur Gel tung zu bringen und in den Gefühlsscenen der letzten Akte das Publikum zu packen. Für den Oberleutnant von Felsen traf Emil Janson den rechten Ton, der Oberst a. D. hatte in Claudius Meyer einen an gemessenen Vertreter gefunden. Der Martin Winter Felix Seidels zeigte sich keineswegs als tyrannischer Feuilleton. Va» Schlagwort. Malt Einer hentzutag Natur, Erfüllt von ihrer Schönheit nur. Und bringt er diese zu Papier Ganz ohne Schrullen und Manier, Mit nicht der mindesten Verzwicktheit Und keiner Spur von Hirnverrücktheit, Wenn auch mit feinster Künstlerhand — So fragt nur solch „modernen" Fant. Der dreht vor'm Bild und windet sich Und spricht zuletzt süß-säuerlich: „Ganz nett! Nur ein» steht nicht im Lote: Ihm mangelt die persönliche Note". 6eorg Lütticber. Krmst. 8 Ser verficherun-phert der Großen Kunstausstellung Dresden 1KV4. Welch em Wert in Len Kunstschätzen der Aus- stellung aufgespeichert ist, kann man aus den Versicherungssummen erkennen, die für die Kunstwerke auSaeworfen sind. Die Ver sicherung beträgt Sechs Millionen Mark gegen Feuer und eine Million Mark gegen Schäden beim Transport. An dieser Gesamtversicherung sind 35 deutsche Versicherungsgesellschaften be teiligt unter Leitung des Herrn Direktor Ahlbelm in Dresden von der Norddeutschen FeuerversichrrungSgesellschaft. Läßt sich der materielle Wert noch annähernd angevrn, so ist der künstlerische Wert einzelner Werke überhaupt nicht abzuschätzen. Die Teilnahme des Publikums an der Ausstellung, den Kunstwerken und den an genehmen Abendkonzerten ist reger als je. ch Neue Monumentalbauten in kiel. Zur weiteren Förde rung des Rathausbaues in Kiel sind die drei Architekten, die bei dem früheren Wettbewerbe den zweiten, den höchsten zur Verteilung gelangten Preis erhalten hatten, aufgefordert worden, je ein neues generelles Projekt einzureichru unter Berücksichtigung der auf Grund ver Resultate de» Wettbewerbs ausgestellte« besonderen Bedingungen. Sie haben sich bereit erklärt, dieser Aufforderung bis zum 1. Sep tember d. I. zu entsprechen — Für den Theaterneubau in Kiel ist von den Stadtkollegien ein abgecknderter Entwurf unter Er höhung der Bausumme von 1,3 auf l,5 Millionen Mark ausschließ lich der zur Anschaffung de» Grund und Bodens erforderlichen Mittel genehmigt worden. Da» spezielle Projekt zu dem Bau soll bis Oktober dieses Jahre» bearbeitet werden. ** Zur Heidelberger Schl»ßb«lfr«ge schreibt die „Südwest deutsche Korrespondenz : Nach der soeben veröffentlichten Zuschrift des badischen Finanzministers a» die Zweite Kammer unterliegt es keinem Zweifel mehr, daß der Wiederaufbau des Heidelberger Schlöffe» bei der Regierung beschlossene Sache ist. Diese Kund« dürft« auf» neue in ganz Deutschlgnd die Gemüter erregen, und die Freund« dieser herrlichsten Ruine in den deutschen Landen werd«» sicherlich alle» versuchen, um di« drohend« Gefahr noch im letzten Angenblick abzuwenden. * Von der Düsseldorfer Kunstausstellung wurden durch» den „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen" zwecks Ver-1 losung unter seine Mitglieder 106 Kunstwerke im Gesamtwerte s von 45 500 angekauft. In der Hauptsache fanden hierbei rheinische, insbesondere Düsseldorfer Künstler Berücksichtigung. Eine Lenbach-AuSstellung. Das ZentralcomitS der 9. internationalen Kunstausstellung in München 1905 beschloß, im Jahre 1905 zu Ehren des verstorbenen Meisters Franz von Ltnbach eine im größten Maßstabe gedachte Ausstellung von Bildern Lenbachs zu veranstalten, die das ganze Lebenswerk des großen Künstlers umfaßen soll. WUerrschast. 1. Die Nervosität im Hochgebirge. In der Regel halten es alle Leute, die aus irgend einem Grunde nervös geworden sind, für das Rechte, wenn sie ins Hochgebirge gehen, und ver sprechen sich vom dortigen Aufenthalt eine sichere Besserung ihres Leidens. Daß diese Anschauung in ihrer Allgemeinheit durchaus nicht zutreffend ist, weist auf Grund ausgedehnter Erfahrungen Professor Eichhorst aus Zürich in der „Zeit schrift für diätetische und physikalische Therapie" nach. Die Frage, ob man Nervösen unter allen Umständen dazu raten» solle, die Berge aufzusuchen, ist danach zu verneinen, womit selbstverständlich nicht gesagt werden soll, daß nicht der Auf enthalt im Gebirge und ganz besonders im Hochgebirge solchen Kranken von allergrößtem Nutzen sein kann. Ob dies im einzelnen Fall sich zeigen werde, hängt aber von gewissen Vor bedingungen ab, deren Auseinandersetzung das Hauptverdienst des Eichhorstfchen Aufsatzes ist. Zunächst sind die allgemeinen Wirkungen des -Klimas in Höhen von mehr als 1000 Meter in Rücksicht zu ziehen, wie sie sich auch bei ganz gesunden Menschen bemerkbar machen können. Sie bestehen in einer Art von zeit weiliger Bergkrankheit, im besonderen in Herzklopfen, Atem not, Störungen des Schlafes. Bei Gesunden gehen diese Er scheinungen durch Anpassung an die dünnere Höhenluft in etwa einer Woche vorüber. Halten sie dagegen darüber hinaus an, so ist das ein Zeichen, daß der Betreffende daS Klima nicht verträgt und gut daran täte, das Hochgebirge zu verlaffen. Es ist aber durchaus nicht der Fall, daß Nervöse stets solche Zustände durchmacken müssen, vielmehr fühlen sie sich in der Regel vom ersten Tage an außerordentlich wohl. Da ist frei lich vorausgesetzt, daß unter den Krank?» bezw. Erholungs bedürftigen schon durch ärztliche Beratung eine gewisse Aus lese getroffen worden war oder daß sie sich vielleicht vorher eine Zeitlang in weniger hohen Gebirgen unter 1000 Meter aufgchalten hatten. Ungeeignet für Behandlung im Hoch gebirge sind Nervöse, die an Schlaflosigkeit, Herzklopfen oder an einer allgemeinen Schwächung des Körpers leiden. Ter Schlaf insbesondere wird in der GebirgSluft leicht gestört, doch tragen viele daran selbtz die Schuld, wenn sie sich nämlich gleich sam sofort auf die Berge stürzen und lange Märsche und auf regende Klettereien unternehmen; anstatt sich erst an die An strengungen zu gewöhnen. Wer aber schon vorher mit Schlaf losigkeit zu kämpfen gehabt hat, kann ziemlich sicher sein, daß diese im Hochgebirge nicht gebessert, sondern schlimmer werden wird, wenigstens sollte er keinesfalls eine vorbereitende Kur im Mittelgebirge unterlassen. Aehnliches ist vom Herzklopfen I zu sagen. Auch alle die, deren Körper durch Ernährungs ¬ störungen heruntergekommen ist, sollten vorher in weniger hohen Gegenden Kräftigung suchen. Mn Aufenthalt im Mittel gebirge wird meist gerade solchen Kranken sehr dienlich sein, obgleich sie sich auch dort vor Ueberanstrengungen im Spazieren gehen, namentlich in der ersten Zeit, in Acht nehmen sollten. t. Gehirn und Verns. In neuen Experimenten hat vr. Mathiega in Prag untersucht, wie das Gehirn mit der Intelligenz Les Menschen wächst. Das männliche Gehirn wiegt im Durchschnitt 1400, das weibliche 1200 Gramm. Im einzelnen sind nicht unbeträchtliche Unterschiede je nach dem Beruf zu erkennen. Tie Ergebnisse sind allerdings teilweise sonderbar. Nach den Tabellen von vr. Mathiega würde das Gehirngewicht den Bettag von 1400 Gramm bei folgenden Be rufsklaffen überschreiten: bei Tagelöhnerns?), dann bis 1433 bei Handwerkern, bis 1436 bei Portiers und Wächtern, bis 1450 bei Mechanikern, bis 1468 bei Kaufleuten, Photographen usw., bis 1500 bei Aerzken und anderen Gelehrten. Anderer seits hat sich vr. Mathiega bemüht, den Einfluß de» Alkohol- mihbräuchs auf die Intelligenz am Gehirngewicht nachzu weisen. Ein Mittel zur Beurteilung gab die Untersuchung an Personen, die bei der Fabrikation oder beim Verkauf alkoho lischer Getränke beschäftigt gewesen waren. Bei Brauern, Schankwirten, Kellnern fand sich in der Tat nur ein Gehirn gewicht von 1419 Gramm, dagegen bei Tischlern ein solche» von 1442, bei Schuhmachern ein solches von 1446, bei Schmie den und Schlossern 1447 usw. Für zuverlässige Schlüffe aus die Bedeutung de» Berufs für die Entwicklung des Gehirn gewichts scheinen diese Erhebungen doch nicht auszureichen. 2Z Internationale Tuberkulosen-Konferenz i« Kopenhagen. Die Verhandlung der zweiten Internationalen Tuber- kulosen-konferenz begann am Freitag mittag nach der feier- lichen Eröffnungsrede de» Ministerpräsidenten vr. Deuntzer in Anwesenheit de» Kronprinzen, der Prinzen Waldemar und Christian von Dänemark, de» diplomatischen Korps und vieler aeladener Gäste. Professor Brouardel-Pari» führt« den Lor- sttz. Der Kronprinz und die Prinzen von Dänemark statteten später der mit der Konferenz verbundenen Tuberkulosen- anSstellnng «inen Besuch ab. ' t Die nächste Expedition Peartz». Der amerikanische Grön- landforscher und Polarfahrer Leutnant Pearh hat da» Segelschiff „Eagle" zu einer Fahrt gechartert, die sich nord wärts bis zur Littleton-Insel erstrecken soll. Die Ausreise ist auf den Juli, die Hermkehr auf den September festgesetzt worden. Im nächsten Jahre will dann Pearh wieder auf vier Jahre in» arktische Gebiet hinaufgehen, und die jetzige Reise ist zur Vorbereitung dieser großen Expedition bestimmt. Die VepälkertMß AapMl». Die jüngsten Veröffentlichungen des Kaiser!. Statistischen Amtes von Japan teilen über die Bevöllerungsziffer diese» Reiches der „Gaea" zufolge folgen de» mit: Die Bevölkerung-Ziffer betrug am 31. Dezember 1900 -44 800 000; da» bedeutet gegen da» Vorjahr eine Zunahme von 550 000, auf je 100 Einwohner von 1,23. Seit 1891 hat die Bevölkerung um über 4 Millionen zugenommen. Zu den 44 800 000 kommen noch die Bewohner Formosa» und der PeScadores mit insgesamt 2-L Millionen hinzu; darunter! 38 000 Japaner und 2 700 000 Eingeborene. Tic Zahl der Ainu auf Hokkaido betrug 1901 17 600, gegen da» Vorjahr! 400 mehr. Nur acht Städte haben über 100 000 Einwohner, nämlich Tokio l'/L Millionen, Osaka 800 000, Kyoto 350 000, Nagoya 250 000, Kobe 200 000, Dokohania beinahe 200 000, -Hiroshima 120 000 und Nagasaki etwas über 100 000. Die Zahl der Eheschließungen, welche von 471 000 im Jahre 1898 aus 297 000 im Jahre 1899 gefallen war, ist 1900 auf S45 000 gestiegen. Die Zahl der Ehescheidungen zeigt seit 1898 eine ständige Abnahme. 1897 sind noch 124 000 Ehe scheidungen verzeichnet; 1898 betrug ihre Zahl 99 000, 1899 66 000 und 1900 63 000. Die starke Abnahme der Eheschei dungen ist wohl auf die Einführung des Bürgerlichen Gesetz buches im Jahre 1898 zurückzuführen. Auffallend gering ist — abgesehen von den Ainu und den Eingeborenen auf For mosa und den PeScadores — die Zahl der Fremden in Japan. Es sind im ganzen nur 13 500. Das Hauptkontingent stellen die Chinesen mit 7300; es folgen die Engländer mit 2100 und die Amerikaner aus den Vereinigten Staaten mit fast 16'00. Die Zahl der Deutschen beträgt 603. Attnftkaleirder für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Im Neuen Theater geht heute als zehnte und letzte Vorstellung im Shakespeare-Lullus neu einstudiert „Imogen" in Scene. Für morgen ist „Mignon" anaesetzt. Im Alten Theater erscheint heute die Operette „Der lustige Krieg". Morgen nachmittag '/,3 Uhr geht als Vorstellung für den Arbeiterverein „Fattnitza" in Scene. Abends 7 Uhr erscheint Hervds Operette „Mamsell Nitouche". Leipziger Schauspielhaus. Als volkstümliche Vorstellung »u halben Preisen wird am Sonnabend und zum letzten Mal Max Halbes Drama „Der Strom" gegeben. Sonntag nachmittag gcht al» Vorstellung für den Gewerkverein H.-D. Lessings „Minna von Barnhelm" in Scene. Ein Billettverkanf hierzu findet nicht statt, während abends Walter BloemS erfolgreiches Schauspiel „ES werde Recht" auf dem Spielplan erscheint. Montag wird al» volkstümliche Vorstellung zu halben Preisen Sudermanns Schau spiel „Die Ehre" gegeben und am Dienstag gelangt als sechste Vorstellung im Klaffiker-CykluL „WaS Ihr wollt" zur Auf. führnng Felix Philippi» Schauspiel „DaS große Licht" er scheint am Mittwoch zum 30. Male auf dem Spielplan. Donnerstag findet als 7. Vorstellung im Klassiker-CykluS eine Aufführung von „Maria Stuart" statt. Am Freitag gastiert Herr Heinrich Matth ar» vom Deutschen Theater in Hamburg als Adalbert Bender in „Ein toller Einfall". Sonnabend wird Lessings „Nathan der Weise" als 8. Vorstellung im Klassiker4kyklus gegeben. Sonntag Abend wird „Ein toller Einfall" mit Heinrich MatthaeS al» Gast wiederholt. In Vorbereitung für die nächste Zeit befinden sich „Rosmersholm", „Kollegen" und „Ackermann" mit Herrn Emanuel Reicher als Gast. Zentraltheater. Nächsten Mittwoch, den 1. Juni, zieht in da» Zentraltheater „Madame X" ein, welche in der letzten Wintersaison der Kassrumagnet des Berliner Trianon-Theaters war. DaS Berliner Baudeville-Ensemble wird seine dies- maligen Vorstellungen mit diesem Stück eröffnen. Heute, Sonn abend, find« die erste Wiederholung von Fedorows modernem ! Drama „Lebenshunger" mit Frl. Schiff in der weiblichen Hauptrolle und Herrn Direktor Meßtbaler als Arved ! von Linden statt.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder