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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.08.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050815012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905081501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905081501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-15
- Monat1905-08
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WVWWWWWWMW ftWM'Mk VezussS-Prei» i» H» H«vt«rp<dttto» «da da«, A Kaab» pelle» «d,«d,It: o1«n»liädrltL ^s ».—, det twrtmaltgr» täglich« F»Ü«tt»»> WS tzauS ^il K.7L. D»rch di» Poft bezöge» für Deutsch» la»d ». vrfterretch oteN»l>ädrlich ^S 4^ für di» übrige» Länder laut stelloaasprei-llste. Dief» Kummer koktel 4/ßML aut «lle» VadahSte» «ab III I bet de» tirtzangs-Verkäufer» I * Aedakno« »ar ErpeSttto« LÜL tzenfprech» LLt Zobauaidgap, L, Ha«pt»<tztl,au Drräbem Marteostraß, 84 E«r»fprecha LnU I Siu 1718^ d««pt»AU»a»» Perlt«? k«rlD»»iter, Herzgl.vayrHofbrchbaM^ Lüpowftrab» tO ssftnlsprecher Amt VI Sir. 46lM> Nr. 412. Morgen-Ausgabe. MpMer TagMalt Handelszeitung. Lmtsklalt -es Äönlgk. Land- ««d des ÄSnlgk. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und -es Dolizeiamtcs der Stadt Leip>ig. Dienstag 15. August 1905. Anzeigen-PretS die Sgespaltene Petitzeile 25 Familien- und Etellen-Anzeigen 20 M»anztell» Nnzetgra, Sesihast-aazetgr» unter Text od« «» beionberer Stell» nach Laris. Di» 4 gespalten» Reklamezett» 7ü-ch. ««»atzmefchluß Mr ««zeige«. Ibi»d-A»«gabe. oannMag» 10 llhr. M»r-»»-«ll«aod«: «achmUtag» 4 llhr. U«zetg«n it«d Net« a» dteLrpevttlo» zo richte». Ertra-Vetlagr« ?»»» »u d« Morgen. AuSgaba) »ach befoodera verrtabarung. Die Srpealtl«» kl wocheutaa« onoalerdrochro gröffart von früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck and Verlag vo» G. Polz l» Leipzig <J»H. l)r. «.. R. St iL »llatdardtl Herausgeber» vr. Victor ltliuthardt» 89. Jahrgang. Var lvicbtigrle vsm Lage. * Da» niederländische Ministerium ist jetzt unter de Merster, dem Vizepräsidenten des Rate« vou Nieder- laadtsch-Judie«, gebildet worden. (S. Ausland.) * König Eduard VIl. ist, nach einem Londoner Telegramm, gestern vormittag 10'/, Uhr nach Marieubad abgereist. * Die französische Flotte bat gestern früh mit der Ausfahrt aus dem Hasen von Portsmouth begonnen. Erne große Menge batie sich am Ufer versammelt, die dir Schiffe mit Hochrufen begrüßte. * Bei Sevilla und Ossuns plünderte« 3000 hungernde Arbeiter nacht« Güler und Dörfer, raubten das Vieh, griffen die Höfe an und verlangten Freiheit. Dir Gendarmerie ist nicht im Stande, die Plünderungen zu verhindern. kttadrungen in unterer lleurrcben ffolonialpolM. Seme Anschauungen an der Hand der Erfahrung berichtigen, schändet niemand. Auch Deutschland kann ruhig zugeben, Irrtümer gemacht zu haben. Nicht ein mal in altvertrauten Zweigen der Staatsverwaltung kann Unfehlbarkeit beansprucht werden, wie viel weniger denn in einer für unser Vaterland so neuen Materie. Die schwere Prüfung, die uns betreffs unserer südafrikanischen Besitzung auferleqt ist, zwingt unS förm lich zur Untersuchung, ob und wie weit Deutschland auf dem rechten Wege gewesen ist. Dabei schwirren natür lich die Urteile bunt und widerspruchsvoll durcheinander Mit Hellen Trompetenstößen, jedoch nicht zum Gruß sondern zum Kampf, setzen meist die „Praktiker" ein, Leute, die ihr Gut und ihre Zeit daran gewagt haben, um sich in deutschen Besitzungen eine Existenz zu schaffen, die das jedoch nicht erreicht haben und nun die bürger- liche oder die militärische Verwaltung oder die Geimai oder die Missionen für ihr Mißgeschick verantwortlich machen. Die Mission pflegt mit Abwehr und Gegenan klagen nicht zu kargen und den „Händlern" einen großen Teil der Schuld beizumessen. Auch die Verwaltungen finden ihre Verteidiger gegenüber den „Praktikern", die untereinander oft auch vollkommen entgegengesetzte Ansichten über die notwendig gewesenen Maßregeln ent wickeln. In diesem Wirrwarr die Stellung eines maßgebenden Richters zu beanspruchen, kann uns nicht einfallen. Dazu gehört eine Beherrschung deS Materials und eine Kennt nis der Persönlichkeiten von Anklägern und Vertei digern, die wir uns nicht zuschreiben dürfen. Vielmehr scheint es unS ratsam, den Blick von den Enzel- heiten abzulösen und mehr auf dasAll- gemeine zu richten. Alle müssen wir anerkennen, daß bei Eröffnung der Kolonialpolitik unser Herz zu freudig gepocht hat und mit unserm Verstände durchgegangen ist. Der gute Wille betätigte sich im ganzen Volke, aber eS mangelte an Kenntnissen. Vollkommen das Richtige traf Fürst Bis- marck mit seinen ersten Grundzügen für die Kolonial Politik. Er wollte anfänglich in gar keine staatliche Ver- waltung für die neuen Besitzungen eintreten, sondern diese den beteiligten Kaufleuten, Pflanzern, Unter nehmern, Ansiedlern selbst überlasten und nur Schutz gegen äußere Gewalt gewähren. So haben fast alle anderen Länder, namentlich aber die erfolgreichsten Holland und England, die Sache cmgefangen. Die deutschen „Kompagnien" in Ostafrika und Neuguinea waren nach den Vorbildern auS diesen Ländern geschaffen Unglücklicherweise hat man sich davon abdrängen lassen. Di« Veranlassung dazu lag in dem Irrtum über das wa- die Kolonien „tragen konnten". Für ein Bauern gut darf man nicht einen Verwaltungsapparat ein- richten, wie für ein großes Fideikommißgut. Unfern neuen Besitzungen wurde ein Mantel umgehängt, als handle eS sich um so ergiebige Länder wie Bengalen oder Java. Die Interestenten weigerten sich bald, solchen Anforderungen zu entsprechen. Die Landesverwaltung mußte ihnen nun wieder abgenommen werden und wurde auf Andrängen von allen Seiten, nicht zum wenigsten auch von den Derwaltungsbeamten selbst, immer mehr erweitert. Damit wuchs nun wieder das Vertrauen geschäftlicher Kreise (meist mit Ausnahme der skeptischen Hanseaten, die doch zum urteilen am be- rufensten waren), so daß immer wieder neue Unter- nehmen gewagt und namentlich neue Projekte aufge- stellt wurden: wir nehmen an, daß sie meist von gut- gläubiger »Seite kamen. Aber grausame Fehlschläge blieben nicht auS. Wir nennen nur die Neu-Guinea- Kompagnie, die von Anfang an mit den umfassendsten kapitalistischen und wissenschaftlichen Mitteln gearbeitet hat und doch ihr ganze- Kapitol verloren bat. Dabei ist Neu-Gumea noch ein fruchtbare» Land: eS hat äußerst wertvollen Tabak und ganz hervorragende Baumwolle erzeugt. Leider sind die zur Kultivierung geeigneten Ebenen zu klein, das ganze Land ist durckzrus „gefaltet", in Berge und Täler aufgelöst. Gold- oder Edelsteinfunde von Belang hat man nicht gemacht-, wenn nicht etwa von dieser Seite ein großer Glücksfall ein tritt, ist nicht abzuseben, woher eine Rentabilität kom men soll. Fruchtbarkeit allein ist noch keine Bürgschaft für wirtschaftliche Ertragsfähigkeit, sonst müßte Bra silien, das das Amazonenbecken besitzt, das reichste Land der Erde sein. Das Amazonenbecken ist eine einzige Ebene von ganz erstaunlichem Bodcnreichtum, eS ist durchströmt von dem größten Fluß der Erde mit einer ganzen Anzahl Nicsenströme, die ihm dienstbar sind: alle sind bis weit hinauf, teilweise bis an den Fuß der peruanischen Kordilleren, schiffbar: die Seeschiffahrt geht bis Tabatinga stromaufwärts, d. h. bis an die Grenze Perus. Trotz alledem ist das Amazonas-Tief- land erst jetzt durch die Kautschukgcwinnung in den An fang wirtschaftlicher Ergiebigkeit eingetreten, und auch dies bezieht sich noch kaum auf den Osten des Landes. Vierhundert Jahre hat man nichts damit anzufangen gewußt. Deutschland ist nun einmal durch das Verhängnis seiner Geschichte zu spät getommen. Es mußte sich mit dem begnügen, was die anderen Völker hatten liegen lassen. Dieser Unterschied konnte durch keinerlei Auf opferung und guten Willen wieder gutgcmacht werden. Am besten geht es noch mit Westafrika, wo die findigen Hanseaten schon vor Eröffnung der Kolonialpolitik, also auf eigene Hand, gewinnbringende Niederlassungen ge schaffen hatten. Sie tasteten sich hier an der Hand ihrer geschäftlichen Erfahrungen vorwärts und brachten es zu etwas. Aber Südwestafrika ist und bleibt ein trockenes Land, das mit einer sehr extensiven Wirtschaft eine gewisse Anzahl Ansiedler — man schätzt sic auf 50 000 — ernähren kann, aber nicht nn-hn: auch dies nur, wenn eine umfassende Stauweiher-Wirtschast d:e unzulängliche Wassermasse sorgsam zusammenhält. Das Land ist sogar gefährlich insofern, als es, wie Australien, gelegentlichen verderblichen Dürren unterworfen ist, die unter dem soeben erst mühsam herangezogenen Dich- stapel furchtbar aufräumen. Etwas beller ist Ostafrika. Die Hoffnungen auf bäuerliche Ansiedelungen im Hochlande des Kili mandscharo sind gänzlich fchlgeschlagen. Die Versuche mit Kaffeebau mußten aufgegeben werden, obwohl die erzeugte Ware vortrefflich war: gegen die Hemileia- krankheit konnten die Pflanzer nicht kämpfen. lieber den Wert deS Geländes an den drei großen Seen kann noch nicht das Urteil gesprochen werden. Erst die Eisen- bahn kann entscheiden, ob lohnende Kulturen eröffnet werden können. Weite Flächen, meist die östliche, der Küste nähere Hälfte, haben nur Saisonrcgen und werden in der Trockenzeit so dürre, daß selbst tief wurzelnde Pflanzen, Bäume, nur in nächster Nähe der Flußbetten (die natürlich zeitweilig trocken sind) aus- dauern können. Im übrigen kann die Vegetation nur aus Pflanzen bestehen, die während der Regenperiode eines Jahres Samen zur Reife bringen können, der bis zur nächsten Regenperiode liegen bleiben kann. Die Landschaft ist also meist Tropensteppe. Mineralische Funde können natürlich den Wert von Südwest-, wie von Ostafrika mit einem Schlage ändern. Vorläufig steht man hier vor dem Unbekannten. Die kleineren Nachbarinseln von Neuguinea stehen noch kaum in den ersten Anfängen der Kulturversuche. Samoa steht auf einer ungleich höheren Stufe, doch muß man sagen, daß das unaufhörliche Streiten zwischen den Ansiedlern und der Verwaltung einen unerquick lichen Eindruck macht. Kiautschau steht auf einem ganz anderen Brett. Kiautschau hat eine große Zukunst. Mit unserer mehr als zwanzigjährigen Kolonial politik sind wir nun dahin gelangt, mit südwestafrika- gischen Eingeborenen anderthalb Jahre einen Krieg führen zu müssen, der viel Menschenleben, viele Kultur anfänge vernichtete und Hunderte von Millionen ge kostet hat, und besten Beendigung noch nicht gerade in allernächster Zukunft winkt. Die Ausgaben der Kolonialverwaltung (ohne den südwcstafrikanischen Krieg und ohne den im Marinebudget liegenden Posten) be tragen für 1905 20 059 000 haben aber 1904 schon 22^ Millionen überstiegen. Nennenswerte Einnahmen hat die Kolonialverwaltung nur auS dem Ersatz der chinesischen Kriegskosten. Ter Handel der Kolonien, ohne Kiautschau, daS eine Ausnahmestellung einnimmt, spricht sich in folgenden Zahlen auS: Gefamtelnfuhr noch: VesamtauSfthr an«; Ostafrika . » . 11 188 000 ^4 7 054 000 ^4 Kamerun . » . 9 426 000 ^4 7139 000 ^4 Togo .... S105 000 8 616 000 ^4 Südwestafrika . 7 981000 ^4 8 444 000 ^4 Afrika zusammen ^4 650 0Ö0 Hs 253 000 Tüdse« zusammen 6 946 000 ^4 3 885 000 ^4 zusammen . . 41 596 000 ^4 25 138 000 Darin ist der Handel unserer Kolonien mit anderen Ländern eingeschlossen: er ist bei weitem größer als der mit Deutschland. Aus Afrika kamen 1903 nur 6,8 Millionen Mark nach Deutschland: auS Deutsch- Australien nur 500 000 ^4. Die Entwickelung ist also auch hinter mäßigen Er wartungen weit zurückgeblieben. Das soll uns wahrlich nicht veranlassen, in den Ruf einzustimmen: Fort mit den Kolonien. Wohl aber betonen auch wir, daß die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Kolonien, nun sie näher ergründet ist, auch bei den Ausgaben und bei neuen Kapitalaufwendungen sorgsam berücksichtigt werden sollte. Und noch eins: Unsere Ausfuhr nach Afrika betrug 1903 nur 12,1 Millionen Mark, nach Deutsch-Australien nur 0,9 Millionen, zusammen nur 13 Millionen Mark unter einer Gesamtausfuhr von 5315 Millionen Mark. DaS ist etwa ein Viertel- Prozent. Darin liegt eine ernste Mahnung, nämlich nicht in Hoffnung auf eine zukünftige und ganz unbe kannte Entwickelung der Kolonien die Handelspolitik mit den fremden Ländern zu unterschätzen. Als Ab satzmärkte sind diese uns zweihundertfünfzigmal so wichtig. ver HuManO in Liiamrtattilra. Ein Swift in Windhuk. Zwischen der Zivilbevölkerung von Windhuk und dem miliiärilchen Gouvernement der Schutzgebietes bestanden schon seit längerer Zeit ernste Meinungsverschiedenheiten, die jetzt einen akuten Charakter angenommen haben. Der doitige Beirai bat, wie die neueste Nummer der „Deutlch-Südwest- asrikanischen Zeitung" berichtet, sein Amt nievergelegt. Der Beirat hatte mit dem RegierungSvertreter schon von anfang an über die Giengen der Oeffentlichkeil der Beirats- sitzungen manchen Strauß ausgesochien. Bor kurzem batte nun Generalleutnant v. Trotha die Verwaltung angewiesen, die W ncbuk.7 Nackrickkcu wegen ihrer av bestunmleu Regie- »ungSmaßregeln geübten, übrigens durchaus maßvollen Kritik keine amtlichen Mitteilungen mehr zukommen zu lassen. Iniolged. ssen sollte auch die Veröffentlichung der SitzungSproiokvlle deS Beirats in jenem Blatte nickt mehr erfolgen. Hierin erblickien die bürgerlichen Mit glieder deS Beirats eine uniulässige Beschränkung ver Oeffent- lichkeit. Sie stellten ihre Teilnahme an den Sitzungen ein und beriesen eine Versammlung deS Wmdhuker BezirtSvereinS, in der sie ihr Verhallen rechtsertigten. Einstimmig wurde ihnen hier ein Vertrauensvotum erteilt. In der Debatte wurde der Beirat in seiner bisherigen Bildung und Zu- ständigkectSbegrenzung als eine Institution bezeicknet, die auch nicht im mindesten dem entspreche, was die Bevölke rung von ihr ei warten könne und müsse. Denn Erfolge in dem Sinne, wie ein Beirat, dem die Vertretung der Inter esten der Bevölkerung als wichtigste Ausgabe zujalle, sie er geben müsse, lägen überhaupt nicht vor. Zu mehreren wich tigen Fragen sei der Beirat überhaupt nicht herangezogen worden. Im Verlause feiner Tätigkeit habe der Beirat die Ueberzeugung gewonnen, daß das bestehende System die Ein richtung zu einer wertlosen mache. Und zwar l) weil der Be»rat keinen Anspruch darauf habe, m wichtigen Ent scheidungen gehört zu werden und 2) weil er keine beschluß fassende Stimme besitze. Ein anderer Redner gab der Hoff nung Ausdruck, daß die Verhältnisse für die Zivilbevölkerung sich bester gestalten möchten, tobalv Herr von Lindequist, zu dem das Schutzgebiet Hobes Vertrauen habe, erst fern Amt angetreten habe, was hoffentlich bald zu erwarten sei. Stoff zur Mißstimmung in der Hauptstadt deS Schutz gebietes liefert ferner ein Vorgang, über den wie folgt be richtet wird: „Än Windhuk beabsichtigt man, auS Anlaß eines neuerlichen Spesialsalle«, in dem die käufliche Ueber- lassung eines Bauplatzes in der Honoratiorengegend — wie man dort scherzhaft das sogenannte Beamten viertel nennt — abgelehnt wurde, die uralte Frage bei den maßgebenden Stellen in Berlin zur Entscheidung ;u bringen, mit welchem Recht das Gouvernement di« Grund stücke in der besten und schönsten Lage Windhuks nicht bloß für BureauS und Dieasträume, sondern auch für die Woh nungen seiner Beamten unter grundsätzlicher Ausschließung der Zivil-Bevölkerung in Anspruch nehmen darf. Diesem Vorhaben ist ei« voller Erfolg zu wünschen. Man vermag eS Wohl zu verstehen, wenn ein bestimmtes Terrain für BureauS reserviert wird, weil dabei ein gewiße- StaatSintereffe obwalten kann. ES ent spricht aber sicher nicht dem StaatSintereffe, daß man die Beamten in den privaten Bedürsniffen, dre sie mit allen gemein haben — und dazu gehört die Wohnung — vor der Zivilbevölkerung bevorzugt. Da- erzeugt Erbitterung, weil ,n solcher Maßnahme eine durch nicht« gerechtfertigte Zurück setzung der Bevölkerung und eine Ueberhebung de» Beamten tums erblickt wird. Auch der Zivilbevölkerung muß da» be kannte Plätzchen an der Sonne gegönnt werden." Maharer» nnv Hendrik witboi. Nachrichten auS dem Norden deS Schutzgebietes zu folge soll Samuel Maharero, der Oberhaupt- linq der Herero, jetzt nordöstlich von Nehalcs Gebiet im Ovambolande, scheinbar auf der portugiesischen Seite, sitzen. ES heißt, daß er ursprünglich im Betschuanalande habe bleiben wollen. Als er aber dort seine Gewehre Habe abgeben sollen, sei er wieder weggezogen. ES wird vermutet, daß er bei dem Trupp gewesen sei, dem eS seinerzeit gelang, bei Grootfontein vorüberzukommen. Die Kapitäne Lazarus Zwartboi von Franzfontein, Ian Uichamab und der Polizist Geisib auS Zeßfontein, gegen welche ein gerichtliche» Verfahren wegeg Hoch, und Landesverrat», Mord und Anstiftung zum Morde schwebte, sind, wie Generalleutnant v. Trotha mitteilt, vor Abschluß der Untersuchung gestorben. In den letzten Nachrichten über Hendrik Nit boi wurde bemerkt, daß er mit Geld reichlich versehen sei. DaS würde damit im Einklang stehen, daß m^n zu Beginn deS Aufstandes im Süden berechnete, daß bei d^i ermordeten Farmern etwa 20 000 Pfund Sterling oder 400 000 Mark in baarem Gelde vorgefunden und den Räubern als Beute zugefallen sein mochten. Es war eine gute Geschäftszeit im Süden, man hatte viel Diel verkaufen können. Die Buren, die ja ein großes Kon tingent zu den Ermordeten gestellt hatten, pflegen, wie bekannt, ihr Geld immer bei sich zu behalten. Von einigen wußte man auch, daß sic gerade größere Zah- lungen vorhatten, so daß für die damalige Schätzung eine Reihe sicherer Unterlagen vorhanden war. Neuer Truppentransport. Ter nächste Militärtransport nach dem küdwestasri- kanischen Kriegsschauplatz wird 719 Mann umfassen. Die Sammlung der Truppen hat am Montag begannen, aber nicht auf dem Döberitzer Schießplatz, sondern auf dem Militärübungsplatz bei Munster in Hannover. Be- dem letzten Transport noch Südwestafrika standen der Militärverwaltung 1000 Pferde zur Verfügung, von welchen jedoch nur etwa 600 nach dem Kriegsschauplatz n,itging«n. Tie zweite Hälfte soll nun mit deip Trans Port in den letzten Tagen dieses Monats nach Ostafr ka gesandt werden ver rusrirch-japanirche Weg. Di» Asnferenz. DaS Bureau Reuter meldet aus Portsmouth: In der Sonnabendsitzung erklärte Minister v. Witte bei der Ver handlung über Korea, Japan- wahre Absicht sei, aus Korea eine japanische Provinz zu machen. Rußland habe gegen die Besitzergreifung durch die Japaner nicht- einzuwenden, aber Japan solle die Ab- sichien in vollem Umfange zugestehen, damit die Welt über die Lage im klaren sei. Japans Absicht lause den Interessen Europas und Amerikas zuwider; wenn jedoch Japan diesen Interessen Rechnung trage, so werde Rußland keinen EinIPruch erheben. Baion Komura widersprach den Aeußerungen Wille- in bestimmter, aber freundlichster Weise und erklärte, Japan suche in Korea nur kommerzielle und industrielle Vorteile, wozu eS berechtig: sei, und bestrebe sich, dieses Land vor der Anarchie der Verwal tung zu schützen. — Nach dem Bericht de- Bureaus Reuter ist die Stimmung allgemein etwa» hoffnungsvoller. Den Hauptgrund bildet die Vermutung, daß Japan entweder be reit fei, in den Fragen der KriegSrntichädigung und der Ab tretung von Sachalin nachzugeben, oder daß eS glaube, der Weg werde gesunden, die Einwendungen Rußlands zu widerlegen, sobald e- zur endgiltigen Ent scheidung kommt. Angeblich werden von außenber bei beiden Parteien starke Einflüsse geltend gemacht. Für den Augenblick ist daS Bestreben darauf gerichtet, Zeit zu gewinnen. — Der Berichterstatter der „Time-" in Ports mouth fragte einen rulsischen Vertreter, ob der Entschluß, gewiss« Forderungen Japan- abzulehnen, durch Ereignisse in der Mantschurei, die sich währeod der Verhandlungen ergeben könnten, berührt werden würde. Die Aniwort lantete: „Niemals!" Es sei einerlei, was auf dem KiiegSschauplatz geschieht, einerlei, ob Sieg oder Nieder lage, einerlei, ob die Russen von einer neuen Kata strophe ereilt werden oder nicht. Gew ffe Forderungen Japan« würden niemals angenommen werden. — Die Diskussion verläuft in folgenden Formen: Die Delegierten erörtern zunächst zwölf Grundsätze (prineiples); daraus erst sollen im Protokell „terms" (Bedingungen in allge meinen Umrisse«) werden und aus diesen endlich die „con- ckitioi,»" (spezielle Friedensbedingungen) sich entwickeln. Nach Pariser Meldungen aus Amerika erhält sich dort die Meinung, daß die in Portsmouth weilenden, häufig mitKomura und Takahrra verkehrenden amerikanischen Bankier- Japan- einem finanziellen Arrangement mit den russi schen Bankier- geneigt waren, falls die beiderseitigen Diplomaten über die politischen Grundlagen der Kombination einig geworden seien. Von russischer Seite wird darauf hin «arbeitet, daß Japan seinen Einfluß in Peking geltend mache, damit der zwischen der transsibirilchen Bahnstrecke und dem Amurlauf gelegene Bogen de« norvmantschurischen Gebiet- russisch werde. Gegen diese- Zugeständnis, sür welche« China auf Sachalin (?) entschädigt werden könnte, würde Rußland diese Insel abtrrteo. Witte behält sich bei gün stigem Fortschreiten der Verhandlungen einen augenblicklich nicht näher zu erörternden Vorschlag vor, welcher be zweckt, Japan auf Jahre hinaus bedeutende Zolleinnahmen zu sichern. Diese künftigen Vorteile möchte Witte schon jetzt m Rechnung stellen, um die japanischen Forderungen teilweise zu kompensieren. Als gleichfalls wichtige« Kompensations objekt wird russischerseit« die durchaus privaten Charakter tragende, also völkerrechtlich vor einfacher Beschlag nahme geschützte ostchinesische Bah» betrachtet. Diese und noch andere Wittesche Ideen werden offiziös, daS heißt vollkommen unverbindlich, von japanischen Fachmänner« ge prüft werden. Witte an» Werk. Herr v. Gottbery meldet dem „L.-A.": Ich konnte den sich überstürzenden Worten diese- urwüchsigen, scheltenden Riesen nicht mehr folgen, so faszinierend war der Anblick dieses fast tobenden, kraftvollen Naturmenschen in groben Schuhen und an den Knieen bauschigen Beinkleidern. Doch unterbrach er sich plötzlich: „Halt, meine Herren, ja, ich habe Ihnen etwa« zu sagen: ,ch erwarte, daß Sie in der knappsten, förmlichsten und kategorischsten Form dementieren, daß ich, wie überhaupt jemand auf russischer Seite, je de» Versuch gemacht habe, einen Waffenstillstand herbeizuführen. Ich sage da«, weil eia amerikanische« Blatt mir an dichtet, ich hätte Komura fast fußsällig um Einstellung der Feindseligkeiten gebeteu." Rauh, heiser und mit nahezu zum herrisch befehlenden Anbrüllea er hobener Stimme wurde« diese Worte gerufen, nicht gesprochen. Dann plötzlich kam wieder der liebenswürdige Witte zum Durchbruch, der als Vertreter deS autokratischen Ruß lands offener als je ein republikanischer Minister in Washing ton sprach. Er sagte, daß er selbst nnr zu gern uns m»t allen Phase« d«S große« historische« Ereignisses, da» sich «t»
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