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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192306223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19230622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19230622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1923
- Monat1923-06
- Tag1923-06-22
- Monat1923-06
- Jahr1923
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 22.06.1923
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rungen nur zu elncm gerrnaen «vruwttlr werrgemawr wer den konnte. Innerhalb weniger Wochen ist bereits im An. fang diese- Monats der Preis beS ZeiinnaSpopiereS »»» rd. IS Millionen auf rd. LS Millionen Mark sttr don SÄ«»«» ne- stiegen. Da die Preisbildung deS Papier- infolge der Mit verwendung von an-ländischem Hol» von dem Dollarkur» stark beeinflußt wird, so muß im Zusammenhang mit den zwischenzeittgen Steigerungen der Kohlenprrise und der Markentwertung mit wetteren entsprechenden Papierpreis» Verteuerungen gerechnet werben. Dazu kommen die allge» «eine« stürmischen Preissteigerungen aller anderen Kosten der Tageszeitungen, vor allem des Nachrichtenwesen-. Im Auslande haben sich die Zeitungsleser an das Vielfache der setzt in Deutschland geltenden Bezugspreise längst gewöhnen müssen. Die deutschen Zeitungen und ihre Leistungen für die Bolksgesamtheit können nur erhalten werben bei Bezugs preisen, die einigermaßen den alle bekannten Teuerungszif fern wett überschreitenden Mehrkosten der Zeitungen gerecht werden. —* Winke für den Reiseverkehr. Vor Eintritt »,« stärkeren Reiseverkehr« wird erneut auf die «-tägige Gültigkeit der Fahrkarten biiigewiesen. ES wird daher dringend empfohlen, von dem Vorverkauf der Karten au«, giedtgsten Gebrauch zu machen. Der Vorteil ist darin zu suchen, daß den Reisenden bei starkem Andrange längere«, jedoch nnoermtidlichr« Warten am Schalter erspart bleibt und außerdem eine Gewähr für rechtzeitige« Eintreffen am Zuge gegeben ist. Auch wird hierher dein reisenden Publikum sehr empfohlen, sich auch mit kleineren Sorten Geldscheinen versehen, am Schalter einzufinden, damit auch dem Kaffenbeamten der Vorteil der schnelleren Abfertigung gegeben wird. Oschatz. Hier sind dieser Tag« gegen 400 Rubrkinder angekommen. Sie stammen sämtlich au« dem Bezirk Essen- Land. Der größere Teil der Kinder ist Mädchen. Im allgemeinen war ihre Stimmung bei der Ankunft aut und auch da« gewöhnliche Heimweh verflitchtete sich bald, al« di« Kinder sahen, daß man auch i» Sachsen mit ihnen umzugehen weiß. An den gut gedeckten Tischen im Bahn- hofsrestanrant entwickelten sie nur wenig Appetit, weil sie erst in Leipzig verpflegt worden waren. Bei der Verteilung der Kinder unter dir Landwirte zeigte sich »ine Vorlieb« für Mädchen. Doch eS wurden auch Knaben begehrt. Wanzig. Einbrnchsdiebstäble wurden vor kurzem hier Lei dem Gutsbesitzer Ewald Jentzsch und Hau-brsitzrr Eduard Kessel verübt. * Dresden. Seit Mittwoch ist der Preis für rin« Strahenbahnfahrt von 500 ans 800 M. gesteigert worden, aber schon wieder werden ^»e befristeten Fahrkarten für den 20. Juli gekündigt. Tn au: ist zu schließen, daß die Per- waltung der Straßenbahn eine neue Erhöhung der Tarife plant. Dresden. Da« amtliche Ergebnis der Glternrat«- wählen. Bl« gewählt gelten: 478 Elternratsmttglieder der christlichen Listen für die l. bi« 78. Volksschule und die Hilfsschulen (1622: 449). 68 EltrrnratSmitglirder der christ lichen Lilien für die katholischen Volksschulen und di« katholische Hilfsschule (1922: 68). 518 ElternratSmitgliedrr der weltlichen Listen (1922: 515), 10 Eltrrnrat«mitgliedrr einer neutralen Liste (1922: 10), 7 Elternrattmitglieder einer Komproiniß-Liste. 2 Elternratimitglieder einer kom munistischen Liste. Bischofswerda. Bei Bischofswerda hielt sich seit einigen Wochen eine Zigeiniergesellschast mit zahlreiche» Wagen auf, die jetzt behördlich zur Abreise gedrängt wurde. Al« Abschluß des Aufenthalts fand eine große Zigeuner- Hochzeit mit ihren eigenartigen Sitten lind Gebräuchen statt, welche im großen SchiitzenhauLjaale gefeiert wurde. Höchste Eleganz in Saint und Seide mit Gold- und Brillant schmuck paarte sich hier mit lumpiger Schlappheit. Bräutigamsvater war der reiche Zigeunerhauptmaun Petermanu au« Berlin-Weißensee. Im Laufe des AbcudS wechselte die Brant viermal ihre seidenen Kleider zum Entzücken der weiblichen Zuschauer. Da die Zeche nur in Wein und Sekt bestand, so betrug sie viele Millionen. Unglaubliches leisteten die Zigeuner im Vertilgen von Braten, Kuchen usw. Bautzen. Die Oberlausitzcr Heimattage, dir infolge der Unruhen abgesagt werden mußten, finden nun am 23. und 24. Juni statt. * Löba u. Dem KontrollauSsckuß gelang r«. auf dem hrrsigen Bahnhöfe 2 Kisten mit 124 Stück Butter zu be schlagnahmen, die von einer hiesigen Butterhandluug, die kein« GroßhaudelSrrtaubnis besitzt, an einen Weidenberger Empfänger gehen sollte, der gar kein Äutterhändler ist. Gs konnte ein» Rechnung mit beschlagnahmt werden, in der da» Stück Butter mit 7400 M. berechnet war, also dem Doppelten de» sächsischen Höchstpreises, weil die Butter aus Preußen stammen sollte. Auf der Rückseite der Rechnung stand geschrieben: »Habe morgen mehr Butter, muß 19000 M. pro Pfund selber bezahlen. Verkaufen Tie da« Stück nicht unter 7800 M. Butier ist knapp und wird noch teuerer." Flammen. Roman von Hans Schulze. 19. Fortsetzung. Er halte etwas ungemein Liebenswürdiges In fernem ganzen Wesen, sei es daß er Fräulein Grigoleit ern paar freundliche Worte über die künstlerische Höhe ihrer kulinarr- schen Leistungen sagte, oder Herrn von Alsleben in verbind lichster Form über eine landwirtschaftliche Kreisangelegen- heit Auskunft gab. Gegen Herta war er von vollendeter Aufmerksamkeit und doch entging es der stillen Wachsamkeit Dr. Reinwaldts nicht, daß seine Blicke sich zuweilen verstohlen zu Hella ver irrten, mit einem leise werbenden Augenaufschlag, der seine langen, dunklen Wimpern sehr vorteilhaft zur Geltung brachte. Immer wieder fesselte ihn der wunderbare Zusammen klang in den Farben seines Gegenübers: da» flimmernde Gold des Haares, das Türkisblau der Augen, das kecke Rot des üppigsüßen Mundes, aus dem zuweilen von den Zähnen ein weißes Blitzen aufschimmerte, wenn sie den schweren Römer mit dem bernsteingelben Steinberger Kabinett an die Lippen führte. Und quälend bohrte sich der Gedanke in sem Hirn, wo er dieser prangenden jungen Schönheit schon einmal be gegnet war, die ihm gleichsam geboren schien, für ein Da sein voll Glück und Rausch in der ganzen bunten Luxus- Phantastik der großen Welt, und die hier auf dem ein samen märkischen-, Gut in der Stellung einer bezahlten Gesellschafterin bescheiden dahinlebte. Unterde« saß Herta, ein leichtes Kopfweh vorschützend, still seitab. Mit dem sicheren Instinkte des liebenden Weibe» hatte Herta vom ersten Augenblicke an einpfunden, wie der Bräu tigam von dem dämonischen Retz getroffen worden war, der die schöne Feindin so seltsam verführerisch umweht«. Das Herz krampfte sich ihr zusammen, daß sie selber Zeugin sein mußte, wie er sich allmählich häunger mit dem Sektkelch zu Hella hinüberneigte und mit seinen heißen Blicken da- dunkle Blau ihrer Märchenaugen suchte. Die ein reißendes Tier hatte auf einmal Re Eifersucht über sie Gewalt gewonnen und den leidenschaftlichen Unter grund ihrer Natur i:> fernen geheimsten Liefen aufgewühlt, daß sie knim auf eine besorgte Frage der Schwester Bescheid zu geben rber sich ein gequäktes Lächeln abzuringen ver mochte, als Leutnant von Tettau die ein wenig sektselige Trub« mit Kasernenh^'witzen biblischen Alters zu unter- !.ic_ kalten, besann. Liebenwerb a. Ein bedauerlicher UnglückSfall er- eignete sich in einem vor einigen Jahren erbauten Kreis- beamtenhause am Grünen Gang. In einem unbewachten Augenblick erklomm bas etwa zwei Jahre alte Töchterchen des KreiSauSschutzasststenten Büttner bas offene Fenster und stürzte aus dem 1. Stockwerk auf den gepflasterten Hof hin ab, wo es ohne Besinnung aufgehoben würbe. Leider ist baS Kind an den Folgen des erlittenen Unfalls gestorben. * Edemnitz. Ank dem Dach« der Vetrlkirch« wurden nacht« S Uhr von Polizeibkamten zwei Dieb« entdeckt, die mit Mobrschneider und Zana« au«g»rüft,t. berumkletterten. nm Vlltzableiterdräht« zu fteblen. Li« Verbrecher waren in Strümpfen am Blitzableiter »mporgekleitert, während «in Dritter unten den Aufpasser spielt«. tzll« di« Dieb« sich entdeckt sahen, flüchteten sie. konnten aber später feit- genommen werden. Sie hatten beritt« zwei Spitzen de« vlitablelter« entwendet und L>« Vlatmspitzen heraus- gebrochen. Zwickau. Die Erwerbslosen begaben sich am Dien«- tag vormittag bei strömendem Reaen im geordneten Zuge nach dem Marktplatz« und entsandten «In« Abordnung in La« Nathan«, um erneut die Forderung nach einer «In» maliaen WirtschaftSbeibllfe zu erbeben. Di« »um Schützen fest anwesenden Schausteller, Karuffellbrsitzer, Händler und Gastwirt« haben kür die Erwerbslosen eine Geldsammlung veranstaltet und 721000 M. ausqebracht. Tie Schützen- gesellschaft bat den Betraa auf 1000000 M. erhöbt, *Oel«nitzi. V. Nahezu 98 Jahr« alt verschied am Dlentag abend in Görnitz die Landwlrt«wltwr Frau Lbriftlan« Friederike Dunaer geb. Adler, wobl di« älteste Perlon im oberen Boatlande. Sie btnterläßt ö Kinder, dl« 40 Nachkomme» — 20 Enkel und 20 Urenkel — besitzen. Falkenstetn. Der birsiaen Kriminalpolizei ist e« am Dienstag aelimaeu, eine freche Diebin feftzunebmen. E« ist «ine ledige Frauen«person namens Helen« Seidel von hier, di« bet einem hiesigen Altwarenhändler beschäftigt war und den Betrag von 800000 M., der kurz vorher von der Bank erhoben wurde und zur Ablieferuna an ihren Arbeitgeber bestimmt war, unterschlagen hat. Mit diesem Betrag war sie flüchtig geworden. Von der Kriminalpolizei wurden zunächst die Bahnhöfe der Umgebung unter Veoh- achtung gestellt. Die« hatte zur Folg«, daß di« Flüchtig« auf Bahnhof Treuen, wohin sie mit dem Zuge von Sich gekommen war, festqenommen werden konnte. Von Falken» stein bis Eick hatte die Diebin den Weg zu Fuß »urück- aelrgt. Dir Festqenommen« batte von dem unterschlaaenen Gelbe eine Handtasche im Werte von 160000 M. und ein Paar Schuhe für 110000 M. eingekattft. Bei ihrer Fest- nahm« wurden von dem unterschlagene» Geld« noch 800000 M. vorgefunden. Nach ihrem Geständn!« hat sie größere Summen Gelder, ein« Handtasche, Uhren, zwei Halsketten und derql. von ihren Arbeitgebern gestohlen. * Plauen. Nach einer gestern vormittag vorqrnom- menen Urabstimmung ist dir Belegschaft der Voqtländlschrn Maschinenfabrik, A.-G., kur» nach 12 Uhr in den Aurktand getreten. Die Arbeiterschaft fordert bezirksweise Verband» lungen in der Lohnfrage, während der Verband der Metall industriellen zentrale Verhandlungen in Dresden wünscht. Uebrr dies« Frag« wurde eine Urabstimmung vorgenommen. Da di« Mehrheit der Arbeiterschaft sich für bezirksweise Verhandlungen entschieden hatte, wurde die Arbeit nieder gelegt, um der Forderung mehr Nachdruck zu verleihen. Leipzig. Am Dienstag früh fand ein Spaziergänger ans dem Schrrbelberg im Rosenthal neben einer Bank oi« Leichen eines jungen Rrichswebrsoldaten und eine« Mäd chen«. Durch die von ihm sofort benachrichtigte Polizei wurde in den Toten ein 17 jährige» Dienstmädchen au« Leipzig-Stötteritz, das im Ranstädter Steinweg in Stellung war, und ein flüchtiger RrichSwehrsoldat der Nachrichten abteilung 4 ermittelt. E» steht einwandfrei fest, daß der ReichSwehrsoldat erst da« Mädchen und dann sich selbst erschossen hat. Liebeskummer scheint der Grund zur Tat grivrsen zu sein. GerichtSsaal. In dem Bericht über die Schwurgericht-Verhandlung, betr. den Urberfall im Blockbaus, bandelt e« sich um den au« OelSnitz (AmtSh. Großenhain) gebürtigen Schlaffer A. O. Walther. Dem Andenken Schlageters. Reichskanzler Dr. Cuno sandte am die Gemeinde Schönau, den Heimatsort Schlageters, folgende- Tele gramm: Dem aufrechten und getreuen Sohn Ihrer Ge meinde, der nun im Boden seiner Heimat die letzte Ruhe findet, rufe ich den AbschtedSgruß nach: Der ist in tiefster Seele treu, der die Heimat liebt wie du. Mit starren Augen sah sie über den weichen Dämmer glanz der Tafel in sie dunkle Weite des SpersesaaleS, aus der die Rundbogen des riesigen Büfetts in träumerischer Verschwommenheit feierlich-ernst hervorschauten. Sie fühlte sich so tief gedemütigt und in den heiligsten Empfindungen ihrer jungen Liebe verletzt, so elend, verzwei felt, daß sie am liebsten von ihrem Stuhle aufgesprungen und in den nächtlichen Park hinausgelaufen wäre, irgend wohin, wo sie niemand fand, um sich in einem stillen Win kel so recht von Herzen satt zu weinen. — Hella schien den tiefen Eindruck, den ihre faszierende Persönlichkeit auf den jungen Grafen ausübte, kaum zu be merken, oder doch absichtlich zu übersehen. Ihr schönes, stolzes Gesicht behielt den gleichen, kühlge lassenen Ausdruck, sie mied nach Möglichkeit sie huldigenden Blicke ihres Gegenübers und suchte mit ihrer Unterhaltung immer wieder bet ihrem nächsten Ttschnachharn, vor allem bet der Baronin Anschluß, die mit Alsleben in ein lebhaftes Gespräch über ihre Winterreise gekommen war. Die Namen Nizza, Mentone, Monte Carlo schwirrten durcheinander; der ewigblaue Himmel der Rtvtera leuchtete über dem azurfarbenen Mittelmeer. Dr. Reinwaldt. der längere Zeit in Süditalien gelebt hatte, schalt auf das gleisnerische Paradies menschlicher Sünde und Spielerleidenschaft und pries dafür die reinere Schönheit des Golfs von Neapel, wenn die Sonne über der Tiberiusinsel versinkt und der Vesuv ferne roten Fackeln über die glücklichen Lande zu fernen Füßen erhebt. Auch Alsleben trat allmählich mehr aus ferner Zurück haltung heraus. Die SehnsuchtSsttmmung der Erinnerung beflügelte seine Phantasie und gab seinen Worten Glanz und Plastik, als er jetzt von dem Orchideenzauber in den Urwäldern Trinidads sprach und über den unvergleichlichen Eindruck zur Einfahrt in die Bai von Rro berichtete, wenn das Schiff ganz still und langsam durch die schwimmenden Morgen nebel gleitet, als fürchte es mit dem Schrei der Dampf sirene das Duftgebilde einer Fata Morgan« zu zerreißen und dann auf einmal das Märchen der gewaltigen, strahlen den Stadt au- den blauen Fluten des Atlantic ausfteigt; Rio de Janeiro mit seinen Bergen und Wäldern, seinen Buchten und Inseln, immer neue Blicke entschleiernd in einer Fülle «w.g-wechselnver Gesichter. Graf Eickstädt, der vor Jahren an einem IagdauStlug nach Indien teilgenommen hatte, erzähite von ve.i tolen KönigSstäüten der SingLalesen und rühmt« ihre längst im Dschungel versunkenen Wunderbauten. ihre Stauseen. Tal» !eb mit Vermischtes. r-S«im lecken Book. Sine Geschichte von Schtflbruch, Heldentum und furchtbaren Entbehrungen wirb tm Melbourner Herold erzählt. Die Nein« »art »An« Turner" verließ /inen australischen Hafen tm Mär» Rests Jahres, um nach Manila zu segeln. Nicht weit von der Insel Dap «litt sie m einem furchtbaren Taifun Schiff- drum. Der Kapitän, der seine jung« Frau mit sich hatte, weigerte sich, ins Rettungsboot zu gehen und blieb mit seinem Weib auf dem sinkenden Schiss. Sein letzte» Wort war ein Warnungsruf an die Mannschaft, mit dem Boot fortzufahren, bevor das Schiff sänke. Acht Matrosen gingen mit ihm unter. Die vier andern versuchten, mit dem Boot die Philippinen zu erreichen. Aber der Wind war gegen sie und trieb sie in der Nußschale, dte bald leck wurde, auf dem Ozean herum. Die Männer, die all- mählich zu erschöpft wurden/ um noch rudern zu können, verbrachten furchtbare Tage und Nächte in dem winzigen Tchiffletn. Am 14. Tage fingen sie einen Delphin und aßen einige Tage sein Fleisch roh, um sich ihren letzten Vorrat an Konserven zu bewahren. Da st« kein Wasser mehr hatten, litten sie an schrecklichem Durst. Doch siel ein barmherziger Regen, der ihnen dte ausgetrockneteu Kehlen auffrischte. So kam der L». Tag heran, seitdem sie auf dem Ozean berumtrieben. Sie belaßen keinen Zwie back mehr und nur noch eine Büchse mit Fletsch. Mit der letzten verzweifelten Anstrengung griffen sie zu den Rudern; ein leichter Wind half ihnen, und am nächsten Morgen sichteten sie Land. E» war die Insel Mindanao in den Philippinen. Ein rätselhaftes Verbrechen beschäftigt di« Liegnitzer Krtminalponzei. Die Besitzerin einer Villa in der Martinstraße, Frau Fabrikbesitzer Gaebler, erhielt die- fer Tage eine Einladung zum Besuche deS Sommertheaters Beigelegt waren der Einladung »Wei Freikarten. Daö Schreiben war unterzeichnet: Die Direktion. Frau Gaebler besuchte auch die Vorstellung. AIS sie zurüakehrte, fand sie ihren 16 jährigen Sohn mit Stricken gefesselt in seinen« Blute. In einem Nebenzimmer lag dar Dienstmädchen mit Bettüchern gebunden und anscheinend besinnungslos. Sämtliche Räume warm durchwühlt. Große Mengen an Juwelen und sonstigen Wertgegenständen waren geraubt. Der herbcigerusene Arzt ordnete dte Üeberführunq deS jungen Mannes in daS Krankenhaus an. DaS Dienst mädchen, das in ein eingehende- Verhör genommen wurde, sagte aus, daß gleich nach dem Fortgang der Frau deS HauscS drei junge Leute Einlaß begehrten. Beim Oefinen der Tür wurde, wie daS Mädchen angibt, der Sohn nieder geschlagen oder anaeschossen. Danach wurden sie beide gefesselt. Dem Jungen wurde eme ätzende Flüssigkeit ins Gesicht gegossen. Die Telephonleitung hatten die Ver brecher durchschnitten. Konsul Hammer stellt seine Expedition Amundsen zur Verfügung. Nachdem Amundsen seinen Nordvolslua aufgegeben hat, hat Konsul Hamme» beschlossen, mit seiner ersten Expedition an Land zu gehen. Er hat Amundsen telegraphisch mitgetetlt, daß das Flug zeug und die Mitglieder der Expedition zu einem Flug von Spitzbergen nach dem Nordpol zu seiner Verfügung stehen. Bis dieser Flug zustande kommt, stehen Flugzeug und Expeditions-Mitglieder zur Verfügung der staatlich wissenschaftlichen Expedition nach Spitzbergen, besonder» für kartographische Arbeiten. Merkwürdige Uhren. Das Abbrechen der Nor maluhren in Berlin ist von der Bevölkerung schmerzlich empfunden worden, denn der Großstädter war an dies« getreuen Zeitmesser gewöhnt, und dte Kett spielt ja in det Großstadt eine ganz andere Rolle als etwa auf dem Lande. In früheren Zeiten war dte Uhr, die am Kirchturm oder Rathausturm angebracht war, für den größten Teil der Bevölkerung der einzig« Zeitanzetger, und mit dem Schlagen der Stunde wurde vielfach i rgend ein anmutige« automatisches Schauspiel verknüpft, daS dte Menge staunen bewunderte. Solche alte Uhren, aus denen beim Stundet» schlag die Apostel hervortreten, sich vor LhrrstuS verneigen dte Engel posaunen oder der Hahn kräht, gibt es noch i« manchen alten Städten. Es sei z. B. an Prag und GoSlat erinnert. Aus Großvätertagen klingt noch zu unS her über das feine Läuten der Repetieruhren, deren Klingen bisweilen wohl mit einem ganzen Glockenspiel verbunden war. AIS Knaben lauschten wir dem Kuckucksruf der Schwarzwälderuhren. Die merkwürdigsten Uhren finden sich wohl an den Kirchen der Dörfer auf PLalta. DaS arm« Volk, das sich hier seine Gotteshäuser erbaut, kann kein«; richtige Uhr am Turm anbringen, und so wird denn nur ein Zifferblatt auf den Turm gemalt mit zwei feststehen den Zeigern, und diese gemalten Zeiger künden nur zwei mal rn 24 Stunden die richtige Zeit. sperren und Kanäle, deren riesige Trümmer noch jetzt dar Staunen der europäischen Reisenden erregen. „Wissen Sie übrigens, meine Gnädigste," wandte er fick dann in einer kleinen Gesprächspause wieder an Hella, »daß mir damals auf der Heimfahrt über die Riviera ein» leibhaftige Doppelgängerin von Ihnen begegnet ist?" Den ganzen Abend habe ich s-chon darüber nachge- sonnen und jetzt, wo allerlei alte Erinnerungen in mir ankltngen, fällt eS mir plötzlich wie Schuppen von den Augen." Eine feine Röte stieg langsam in Hellas Gesicht, ihr« schmalen Nasenflügel vibrierten leise. i ,,Jch schmeichelte mir bisher, nur in dieser einen Originalausgabe auf Erden zu existieren." Graf Eickstädt wiegte bedauernd den Kops. „Es tut mir leid, Ihren Glauben zerstören zu müssen Doch je länger tch Sie betrachte, um so schlagender scheint mir die Aehnlichkeit. Auf einmal sehe ich das blasse, erregst Gesicht jener Dame wieder in voller Deutlichkeit vor mir, wie sie sich im Fieber des Spiels über das grüne Tuch deS Roulettetisches neigte und mit einem unbeschreiblich leiden schaftlichen Ausdruck das breite Holzschwert des Croupiers verfolgte, wenn er gleichmütig die Berge von Noten und goldenen HundertfrankSstücken für seins Bank einzog. Sie setzte nämlich geradezu sinnlos und verlor eigentlich immer." „Wer war denn die interessante Dam«, Herr Gras?" fragte Dr. Reinwaldt, Hella scharf beobachtend, in diesem Aug.-nblick unvermittelt dazwischen. „Sie galt für dte Gattin eines norddeutschen Aristo kraten. Der Name ist mir leider entfallen. Das auffallend schöne und elegante Paar befand sich angeblich auf der Hoch zeitsreise »und verspielte, wie man sich erzählte, Re gcm?e Mitgift der jungen Frau. Sie waren überall zu sehr», beim Laubenschießen, in Lvndaine, im Ieteepalast rn Ni'.za, im CasS de PariSk" „Und was ist auS den beiden geworden?" Eine marmorne Blässe lag auf einmal wieder über Hella- Gesicht, und ihre Stimme klang ihr selber fremd und fern. Der Graf zuckte die Achseln. »Eine» Tage- waren sie verschwunden. Nach riesigen Spielverlusten. Mit einem Billett der Dank, wie es hieß Wo sie geblieben sind, wer weiß c- und wer fragt den» auch danach in dem ewigen Mann-über-Bord-Svrel de? Lote VAzur." Por tletzuna MM.
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