Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192511252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19251125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19251125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1925
- Monat1925-11
- Tag1925-11-25
- Monat1925-11
- Jahr1925
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 25.11.1925
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Riesaer H Tageblatt und Aurelarr (LldeblM «nd Ameiaert. Postscheckkonto: Dretdsn ILSt Girokasse Riesa Nr. V2. Drahtanschrift: Tageblatt Riesa, gernrus Nr^ SO. und Auzrigrr (Llbeblatt »nL Anzeiger). Das Riesaer Tageblatt euthSlt die amtliche« vekauatmachuuien der AmtShau-tmauuschaft Srosseuhai«. des Amtsgerichts, der AmtSauwaltschaft deim Amtsgerichte und des Rate» der Stadt Riesa, dei> Finanzamts Riesa u«d de» HovvtzollomtS Meiste« 278. Mittwoch, 2ö. November 1S2S, abends. 78. Jahra. ^var^esäe^?äg«!lät^?schruU^tr»^?ä^^nd«^^Ih?^nt^üInahm^^e^Lönn^ttlt^vei.!agt. Brt>ää»re!<!^egen*vöräu«zahwnä^mc* cme» Pi-nnig burch Post oder durch Boten. Mr den Fall de« Eintreten« von Produktion-Verteuerungen, Erhöhungen der Löhne und tcrialienpreis« behalten wir un« da« Recht der Preiserhöhung und Nachfocderung vor. Anzeige» kür di« Nummer de« Ausgabetage« sind bi» v Uhr vormittag« auszugeben und im voraus zu bezahlen; eine sähe slir da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird nicht übernommen. Grundpreis sür sie SS mm breite, S ww hohe Grundschrift-Zeu» (ü Silben) 25 tSold-Psennig«; dir SS mm breit« Rella.nezeile 100 Gold-Pfennig«: zeitraubender und tabellarischer Satz 50°/, Aufschlag. Feste Tarife. Bewilligter Rabatt erlischt, wenn der Betrag verfällt, durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Zahlung«- und Erfüllungsort: Nicia. Achttägige Unterhaltungsbeilage -Erzähler an der Elbe". — Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgendwelcher Störungen des Betriebe« der Druckerei, der Lieferanten oder der BeförderungSeinrichtungen — hat der Bezieher «inen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreise«. Rotationsdruck und Verlag: Langer b Winterlich, Riesa. Geschäft«stelle: Gaettzeftraße LS. Ne-ontwortlich kür Redaktion: Heinrich Uhlemann, Riesa: kür Anzeigenteil: Wilhelm Dittrich, Riesa. I - - > IVI, Die erste Lesung der Locarno-Gesetze beendet. * Barlt«. Dar Reichstag beenbete am Dienstag «ach fast «lfftüadiger Berat««« die 1. Lesung des LocarnogesetzcS. Die Borlage wurde dem Auswärtigen Ausschutz überwiese«. Die 2. Lesung ist sür Donnerstag, die S. Lesung für Freitag vorgesetzen. Deutscher Reichstag. (Fortsetzung unseres gestrige» Berichts. vdz. Berlin, den 24. November 1925. Erste Lesung der Locaruo-BertrSge. Abg. Fetzrenbach sZeutr.s gibt sür seine Fraktion eine Erklärung ab, in der cs heißt: Oberstes Gesetz unseres politischen Handelns ist die Wieder- ausrichtnng unseres Dentschen Reiches ans Knechtschaft zur Freiheit, aus Rot und Elend zu wirtschaftlicher Gesundung. Dieses Ziel kann nur auf dem Wege friedlicher Verstänbi- guim in stufenweise sich aufbauenden Teilerfolgen zu er reichen sein, und nur unter harter Selbstzucht und schweren Opfern. Notwendig ist sowohl in der Form wie in der Sache volle Gleichberechtigung Deutschlands. Diese Bedingung ist erfüllt, und auch der Inhalt der Verträge entspricht dieser Forderung. Wir leisten keine neue Unterschrift unter das Versailler Diktat. Die Bemühungen, das unwahre Kriegs schuldurteil auszumerzen, werden wir unbedingt fortsetzeu. Wir sprechen in Sem Vertrag von Locarno auch keinen Rechtsverzicht auf deutsches Land und Volk aus. Er wäre für die Zentrumspartet auch undenkbar, weil er unveräußer liche Rechte und Pflichten des Staates perletzeu und der natürlichen Ordnüng der Dinge widersprechen würbe. Die Schiedsverträge enthalte» keine uneingeschränkte Unterwer fung unter irgend welche Schiedssprüche. Wenn die Ver träge von Locarno als Friedensinstrument wirken solle», mutz alles beseitigt werden, was dem Geiste dieser Verträge widerspricht. Hierzu rechnen wir nicht die Räumung der 1. Zone. In dem langen Hin und Her von Entwaffnungs noten konnten wir nur einen künstlich konstruierten Vor wand erblicken, um ein offenkundiges Unrecht an Deutsch land aufrechtzuerhalten. Wir erwarten, daß im Geiste von Locarno die restlichen Entwaffnungsfragen bald ausgeräumt werden. Aks eine notwendige Auslegung der Verträge von Locarno erachten wir die Befretüng der zweiten und dritten besetzten Zone. In diesen Bezirken vertritt die Zentrumspartei die weitaus größte Mehrheit der Bevölkerung. Sie ist mit dem Reichs kanzler der Ueberzeugnng, daß es mit dem Geiste von Lo carno nicht vereinbar ist, ein an diesem Vertrag beteiligtes Land mit fremden Truppen besetzt zu halten. Auch läßt sich mit dem Vertrag die Hinausschiebung der Abstimmung an der Saar Lis 1925 nicht vereinbaren. Die Zentrumsfraktion sieht daher in den bisher gewährten Erleichterungen keinen Anlaß zu freudiger Genugtuung. Die volle Freiheit der deutschen Verwaltung ist leider nicht erreicht worben. Die Ordonnanz der Rheinlandkom- mtssivn läßt eine weitgehende Beschränkung bestehen. Ve- sonders bedauerlich ist die Fortdauer -er drückenden Ein- schränkung der Pressefreiheit und -er gesamten Kulturve- strebungen. Das Bedauerliche an der Ordonnanz ist ihre Dehnbarkeit und wir hoffen, daß die Handhabung der Ver ordnung anders ausfallen wird als ihr Buchstabe. Auch haben wir noch keine Gewähr dafür, daß wenigstens die Stärke der Besatzungstruppen auf bas notwendige Mindest maß beschränkt wirb. Immerhin sehen wir in den bisherigen Rückwirkungen einen Fortschritt zum Besseren. Locarno bedeutet das Ende der Sanktions- u«d Gewalt politik. In ruhiger und verantwortungsvoller Abwägung der Verbesserungen und Mängel kommen wir zu dem Er- zebnis, daß die Vorteile LeS Werkes von Locarno für Deutschland sowohl wie für Gesamteuropa so erheblich sind, daß man die Beseitigung der Mängel der Zukunft überlassen kann. Auch in der Völkerbundsfrage bedeutet Locarno einen Fortschritt und wir find deshalb bereit, weniger nach der Vergangenheit als im Hinblick auf eine bessere Zukunft zu urteilen. Der Bewertung der Klarstellung hinsichtlich des Art. IS der VölkerbundSsatzung durch die RrtchSregte- rung treten wir bei. A«S alle« dies« Erwägungen tzera«s werd« wir den Verträgen von Locarno mrsere Zustimmung gebe«. Mehr noch als Deutschland können und müssen die groben und mächtigen Staaten das ihrige tun, um dem Pakt von Locarno Gestalt und Leben zu verleihen. Daß dem so sei, das ist unser aller sehnlichster Wunsch und unser ernstes Streben. (Beifall.) Präsident Loeb« gibt dann daS formulierte deutfchnatio« aale Mißtraueuövotnm bekannt. «bg. Dr. Scholz (DBP.) erklärt: Deutschland brauch« jetzt eine Politik, die ihm ge statte, in friedlicher Arbeit wirtschaftlich und politisch ,« er starke«. ES komme nicht darauf an, ob in Locarno mehr herauSzuholen gewesen wäre, sondern darauf, daß das Er reicht« eine Besserung darstelle. (Zustimmung.) Die Ber- träge bringen auch sühlbare Erleichterungen für daS Rhein land. Eine Anerkennung der KriegSschuldlüge ist nicht er folgt. Wir erwarten von ber Reichsregterung, daß sie beim Eintritt in den Völkerbund erneut den deutschen Standpunkt in Lieser Frage barleat. Bon einem Verzicht auf deutsches Land steht Nach unserer Auffassung nicht- im Westpakt. Der Eintritt in den Völker bund darf Deutschland nicht kriegerischen Verwicklungen mit anderen Staaten aussetzen. Deutschland muß allein de- stimme« kö«»en. ob und inwieweit «r den Verpflichtung»» aus Artikel 16 nachkommen will. Eine wesentliche Verkür zung der Besatzung der zweiten und dritte» Zone würde den vielbesprochenen Geist von Locarno in der Praxis zei ge». Die Reparationskrast eines Staates leidet ganz er heblich, wenn weite Teile seines Gebietes, insbesondere in dustrielle Teile dauernd unter militärischer Besetzung frem der Mächte sind. Die Aushebung der Zivildelegierteu ist ber Anfang der Wiederherstellung der völligen deutschen Autorität in Len besetzten Gebieten. Nach Eintritt in deu Völkerbund mutz auch dafür gesorgt werden, baß das Jn- vestigationSprotokoll endlich beseitigt wird. Wir werde« de« Verträgen -«stimme«. Der Redner wendet sich dann den Deutschnatiouale« z» und bezeichnet die Rede Westarps ats „verständig". Wen» die Haltung Ser Deutschnationale» von Anfang an so ge wesen wäre, dann hätten wir einen besseren Boden sür die Verständigung gehabt. Ter Redner weist dann darauf hin, daß man in der Straßenbahn öfter zwei Plakate sehe, deren Inhalt er der Dcutschnationalen Fraktion ins Stammbuch schreibe» möchte. Sie lauten: „Springe nicht ab während der Fahrt!" und „Nimm Rücksicht auf andere!" (Stürm. Heiter keit.) Mit großem Ernst müsse er sich aber gegen die i» einigen dcutschnationalen Zeitungen in letzter Zeit erhobe nen schweren Angriffe wenden, die denen, die nicht leichten Herzens, aber vernunftgemäß für Locarno eintreten, die vaterländische Gesinnung absprechen. Wir nehmen für uns in Anspruch, so schließt der Redner, mindestens ebenso natio nal zu fühlen wie die Deutschnationale Bolkspartei. Wir bestätigen unsere vaterländische Gesinnung nicht durch Schlagworte, sondern, und das hat immer noch mehr ge golten in der Welt, durch die verantwortliche Tat. (Beifall.) Abg. Thälmann (Komm.) behauptet, die Kommunisten seien die wirklich ernsthafte« Gegner des Locarner Vertrages. Hunderte von Millionen Arbeiter würden durch den Vertrag unterdrückt und verge waltigt. Der Westpakt sei ein Frieden mit beschränkter Haf tung unter englischer Garantie. Einen neuen Krieg um die verlorenen Ostgebiete werde die Arbeiterschaft zu verhindern wissen. Locarno sei nicht der Weg zum Frieden, sondern der Versuch zur Einbeziehung Deutschlands in eine europäische Konzentration gegen Ruß land. » Abg. Koch-Weser (Dem.) betont, die Deutschnationalen hätten in der Regierung die Verantwortlichen nur aufgehallen, aber keine neuen Wege gewiesen. Tic Kritik an unseren Unterhändlern sei keine Frage der Gesinnung, sondern eine Frage der Geschicklich keit. Wie könne aber die Rechte auch nur die Geschicklichkeit anzweifcln, wo sie Männer wie Luther etn Jahr lang iu den Himmel gehoben habe. Ohne Vertrauen zu Len selbst gewählten Führern sei keine Demokratie möglich. Ein Ver zicht auf Elfaß-Lothringen sei nicht ausgesprochen. Hinsicht lich des Art. 16 schwören die die Gefahr herauf, die im Deut schen Reichstag dem In- und Auslände gegenüber die Gefahr betonen. Die Hauptsache sei die Gleichberechtigung Deutsch lands. Bezüglich des RheinlanöeS sei noch viel zu hoffen. Die nächsten Anstrengungen müßten der Aufhebung der Be setzung, ber Versrühung ber Saarabsttmmung und dem An- fchluß Oesterreichs gelten. Wenn sich Mussolini dagegen wehre, so sei bas um so beschämender, als Italien seine Be freiung deutscher Sympathie un- preußischer Waffenhilfe mit zu verdanken habe. (Beifall.) Der Redner behandelt dann die Arbeit, die Deutschland im Völkerbund zu leisten haben werde und betont die Not wendigkeit der Schaffung eines Minberheitenrechts. Voraus setzung sei allerdings die Gewährung kultureller Autonomie burch uns an die fremde» Volkssplttter, die noch in Deutsch land wohnen. Das letzte Ziel bleibe die Annäherung Euro pas. Europa sei verloren, wenn eS sich nicht zusanunenfinde. ES werde sich vereinigen oder ber Balkan der Belt werden. Nicht auf dem Wege der Verhandlungen mit Dutzenden vou Ländern über Tausende von Zollpositionen ist ein Erfolg zu erzielen, sondern nur burch eine europäische Zollunion. Die Anregung einer Weltwtrtschaftskonferenz sollten wir nach Kräften unterstützen. Die Regierung hat außenpolitisch einen Schritt vorwärts gemacht, innenpolitisch ein Fiasko erlitten. Selten ist eine Partei so glänzend gerechtfertigt worden wie die Demokratie, als sie im Januar etn Zusam mengehen mit den Dcutschnationalen für unmöglich hielt. Jetzt gilt eS, über alle Gegeusätze hinweg diejenigen zusam- menzmfk^se«. für die Lacarno kein Notbehelf und keine Episode, sonbern «in zielbewußtes Borwärtsftreben ist. (Beifall b. b. Dem.) Reichsautzenminister Dr. Gtresemanu weist gegenüber der Forderung, daß man schon im vorigen Jahre in den Völkerbund Hütte eintreten sollen, darauf hin, daß der damalige Appell des Völkerbundes der deutschen Regierung vollkommen unerwartet kam. Bet dem vierzehn tägigen Aufenthalt zur Londoner Konferenz sei den deutschen Delegierten irgendeine Anregung in dieser Richtung nicht gegeben worden. Das Entscheidende in dem deutschen Februarmemoran dum, so fährt der Minister fort, war dann die grundsätzliche Bereitschaft Deutschlands zum Eintritt, der aber ohne Klä rung einer Reihe wichtiger Borsragen nicht möglich war. Die Regierung Luther ist in keinem Punkte abgcwichen von den Richtlinien, die sie in einer Sitzung unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten Ebert Uber die Bölkerbundssrage aus gestellt hat. In der Frage des StcherheitspaktcS war eS un bedingt Zeit für ein deutsches Eingreifen, wenn nicht etn einseitige- Einareifen der anderen Seite gegen un» erfol gen sollte. Bär« die Paraphierung iu Locarno deutscher seits nicht erfolgt, dann hätte« sich die Alliierte« unter sich geeinigt, und Briand wäre trotzdem nickt mit leeren Händen nach Paris gekommen. (Hört! hört!) Es ist auch nach dem Locarno-Vertrag noch viel Unerträgliches sür Deutschland geblieben, aber nach dem verlorenen Kriege wird es Jahr zehnte dauern, bis alle Unerträglichkeiten sür uns beseitigt sind. Ter Minister wandte sich dann gegen di« Bemerkung des Grafeu Westarp, wonach autoritative Auslegungen vou alliierter Seite im Loearuo-Bertrag eine neue Anerkennung des Berfailler Vertrages erblicke». Er sucht demgegenüber aus dem Vertragstext und aus Erklärungen vou Staats männern uachzuweisen, daß dies nicht der Fall sei, und daß auch der Locarno-Vertrag keineswegs die Möglichkeit aus schließe, die bestehende» Grenzen im Wege friedlicher Ver ständigung zu ändern. Tie Feststellung, -aß der Versailler Vertrag unange tastet bleibt, findet sich, so erklärt der Minister weiter, iu allen Vertrügen, die mir in den letzten Jahren mit Amerika, England, Ungarn, der Tschechoslowakei und anderen Ländern abgeschlossen haben. Gegen diese Verträge, die zum Teil von der vollständigen Regierung Luther abgeschlossen wur den, ist niemals der Einwand erhoben worben, daß sie eine freiwillige Anerkennung -es Versailler Tiklats bedeuteten. Zur Kriegsschnldsrage haben wir unsere Erklärungen bei der Einleitung der Locarno-Verhandlungen io deutlich abgegeben, daß man unter keiuen Umständen in der Unter» fchrift uuter die Locarno-Berträge eine neues Lchnldancr- kenntnis fehe« kann. Mit Absichten, eine Weftorieutieruug gegenüber Ruß land einzugcheu, wäre der kurz vor Locarno erfolgte Ab schluß des deutsch-russischen Handelsvertrages, der so schwere Opfer vou uns verlangt, unvereinbar. Es gebe auch in Deutschland Stimmen, die für einen Pakt mit Rußland ein treten. Dazu gehöre z. B. der Juugdeutsche Orden, der die- fen Gedanken in seinem Organ klar und offen propagiere. Der Minister trar dann weiter der falsche» Anssaffnug entgegen, England beherrsche de» Völkerbund. Tas sei völlig unzutreffend. Ich glaube, so betonte der Minister, daß wir nach den ganz authentischen Erklärungen, die der Reichskanzler gestern hier abgegeben hak, doch erst einmal warten wollen, ob gegen diese Tarlcgungen des Reichskanz lers von denjenigen etwas eingewendet wird, die es angcht. Wir haben ohne Widerspruch festgestellt. Laß die Erklärun gen zum Artikel IS ausschließen nicht nur das Durchmarsch recht, die militärische Hilfeleistung, sonbern auch die Hilfe leistung bei wirtschaftlichen Maßnahmen, weil eine solche Mitwirkung unS in Kriegsgefahr bringen könnte und wir alles ablehnen müssen, was einen Krieg auf unser Land herabziehen könnte. Wenn wir uns nicht beteiligen an kriegerischen Maßnahmen gegen irgendeinen anderen Staat, so haben wir bas Recht der Neutralität. Etwas anderes ist die Frage, ob mir als Mitglied des Völkerbundes eine bestimmte Macht als Angreifer bezeich nen, wenn wir selbst der Meinung sind, daß sie es ist. Auch dann aber sind wir nicht verpflichtet, uns au kriegerischen Maßnahmen gegen diese Macht zu beteiligen. Die Rückwirkungen sind bisher noch nicht iu vollem Um sange eingetreten. Die belgische Regierung hat uns zu der Mitteilung ermächtigt, daß sie beschlossen habe, die Koutu- maciamverfahren gegen angebliche deutsche Kriegsverbrecher nicht mehr fortzusetzen, weil nach der Konferenz von Locarno ihre Fortsetzung geeignet sein würbe, die wünschenswerte Beruhigung der Stimmung -wischen beiden Völkern un nötig zu behindern. Die französische Regierung hat erklärt, sie bereite einen ähnlichen Beschluß vor. — Dann bespricht der Außenminister Las vom Reichsarbeitsminister auf dem Zentrumsparteitag bekanntgegebene Telegramm des Kabi netts an die Delegierten in Locarno. Es habe sich dabei nicht um einen Kabinetlsbeschlutz gegen die Paraphierung ber Verträge gehandelt, sondern nur um eine Meinungs äußerung dahin, Latz die Delegierten doch erwägen möchten, ob es angängig sei, daß, während für die anderen Staaten nur die Außenminister unterzeichneten, für Deutschland der Reichskanzler und Außenminister unterschreiben. Man tonnte darüber verschiedener Meinung sein. Es hat eine Zeit gegeben, in -er hesttgster Protest dagegen erhoben wurde, -aß Deutschland in Locarno nur durch seinen Außen minister vertreten würde. (Sehr wahr!) Dieselben Kreise hätten später einen gegenteiligen Standpunkt vertreten, er müsse deshalb an ihrer Objektivität etwas zweifeln. (Lebh. Zustimmung links.) Zu ber vou Loucheur angeregten Weltwirtschaftskonfe renz habe ich heute schon dem französischen Botschafter er klärt, daß Deutschland sich gern daran beteiligen werde. Das Schlagwort „vereinigte Staaten von Europa" bringe aber deu guten Kern des Gedankens in Mißkredit. De« Weg and dem Zusammenbruch Europas können wir ««r iu fried liche« Zusammenwirken mit de« übrige« Mächten sind«». Das betrachte« wir als de« Geist ,»« Locarno. So wollen wir zur Wiederaufrichtung der wirklichen deutschen Souveränität kommen und damit auch Deutschlands LebenA» Möglichkeit und Freiheit wieder erringen. (Lebh. Beifall bef der Mehrheit.) , Abg. Dr. Bredt («irtsch. V«rei«igg.j betont, seine Freunde hätten schon im ersten Stadium er klärt, daß sie die Verhandlungen über einen Sicherhcitspaki nicht wünschten. Tie Teutschnationalcn hätten damals noch nicht die gleiche Entschlossenheit aufgebracht. Mit dem Ein tritt in den vblkerbuud Hbre Deutschland aus, «tu «eutraleü
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite