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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192605265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260526
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260526
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-05
- Tag1926-05-26
- Monat1926-05
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 26.05.1926
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Berliner Vries. Die Flucht au« »er «»»ßftabt. / Die «lpenlänter »,«««, »ach Verlt«. / Prater «n» L»«ap«rr. Sonntag, den S». Mat IMS. Scho» zwei Lage vor Pfingsten waren sämtliche Son« ber-üg« und Klugzeuge von Berlin nach allen Teilen de» Reiche» hi« auSverkaust. Die amtltchen Wetterpropheten Haden schon in der ganze« vergangenen Woche di« Vevülke- r««g de,»glich de» zu erwartende« Wetter» t« rosige Träume gehülltz und so kam «S. bah e» wohl heute kein» Berliner Familie gibt, di« nicht mehrere Mitglieder au» de« Mauern der Grobstadt hinan» in» Freie entsaudt hätte. Die Ktlometerzahl, die dabet »urückgelegt wird, richtet sich nach dem jeweiligen Portemonnaie. Auch die Flugzeuge nach Basel, Stockholm, Wien oder Budapest waren au»verkauft, et» Zeichen, datz'e» sich di« ganz Bo- gitterten nicht nehmen ließen, die Pfingstseiertage irgend wo recht fern vom Schuß zu verbringen. Der andere, wettau» größer« Teil der Pfingftreisenden, hat die Sonder« züge nach der See, den schlesischen Bergen ober dem Har» gestürmt, und schließlich bleiben für die Bororte — Bahnen und die Autobuslinien »och immer Hunberttausende von Ausflügler« übrig, die der Großstadt entfliehen wollen. Am Freitag und Sonnabend sind die Lebensmittelgeschäfte stark in Anspruch genommen worden, denn die ungeheure» Massen an Stullen, die di« Pfingstseiertage verbraucht wer« den, bedingen große Mengen an kaltem Aufschnitt, Butter und dergleichen. In den Straße» herrschte ein Geschäfts« verkehr, wie zur schönsten Weihnachtszeit, denn eS gab keinen, der nicht noch schnell irgendetwas an seiner Früh lingsgarderobe zu vervollständigen batte. Bet den Reise büro» wurde Schlange gestanden, in allen Bahnhöfen Ber lins geht eS schon seit Tagen lebensgefährlich zu. Der moderne Großstädter von heute hat eS gar nicht mehr notwendig, in Kurbäder zu reisen, da ihm die Kur entweder frisch und fertig ins HauS geliefert wirb, oder aber bet der Bxnnnenverwattung des Zoologischen Garten absolviert »erden kann. Das ist aber noch nicht»! Neuer- dingS haben eS die unzähligen Minderbemittelten sogar nicht nötig, eine Reise in die Alpen, nach Oberbayern ober Oesterreich zu unternehmen. Kommen die Berliner nicht zu den Alpen, bann kommen die Alpen zu ihnen. In der großen Funkyalle am Kaiserdamm ist eine alpenlänbische Tommerschau, die von bayrischen und österreichischen Ver- kehrSgesellschaften errichtet wurde, etabliert. In der rie sigen Halle kann man die schönsten Aussichten, die die Alpen zu bieten haben, in naturgetreuer Nachahmung, in feen hafter Beleuchtung bewundern, die Bergbahnen sausen in zierlichen Modellen über meterhohe Abgründe, eine ganze Stirnwand der Halle nimmt ein Modell der österreichischen Semmeringbahn ein und nach allen Regeln der Beleuch- tungSkunst geht Tag für Tag oder Abend für Abend, je nach Bedarf, die Sonne als blutigroter Ball hinter den schneeigen Berggipfeln auf und unter. Die ganz« weite Fläche dcS Erdgeschosses ist aber von einer Nachahmung des Wiener Praters bedeckt, mit all seinen berühmten Herrlichkeiten, die er zu bieten vermag. Johann Straub, der Großneffe des WalzcrkömgS, dirigiert ein echtes wienerisches Orchester, da? die schönsten Lieder der Donaustabt erklingen läßt. Bor den einzelnen Buden er tönen die Stimmen der Ausrufer in original wienerischem unverfälschtem Dialekt, und daß große Publikum, das die Lieder mit anstimmt, bemüht sich redlich, den gemütlichen süddeutschen Tonfall zu treffen, auch wenn bas den Berli nern nicht immer gelingen will. Jedenfalls geht eS recht fröhlich zu, in der Mitte der Halle wird getanzt, und zwar nicht nur nach Wiener Walzern, sondern auch nach hoch modernem Foxtrott, wie das eben auch im „echten" Wiener Prater der Fall ist, wo das Waschermadl von ihrem ReichSwehrkorpvral nicht mehr allein auf die Strauß'schen Klänge, sondern noch viel lieber auf die Irving Berlins ober eines anderen Schlagers hcrnmgedreht wird. DaS alles tut mehr für den Anschlußgedanken als irgendeine gelehrte Abhandlung oder eine politische Demonstration in Keinem Kreise. Der Berliner, der einmal von diesem wienerischen Rhythmus erfaßt worden ist, in seiner Funk halle die Prateratmosphärc, jenes Gemisch von Flieder parfüm und heißem Würstl-Dampf erlebt, und dazu die laute Gemütlichkeit der Brüder aus dem Süden mitgemacht hat, der wird Zeit seines Lebens eine gewisse Vorliebe für diese Art von Menschen empfinden und darnach streben, sie in den Bereich der vaterländischen Grenzpfähle zu be kommen. Derrn e» ist ein gewaltiger Unterschied, zwischen -er süddeutschen Fröhlichkeit, die in der Funkyalle verkündet wird, und etwa jener, die man in dem Berliner Gegenstück zum Wiener Prater, dem Lnnapark, empfinden kann. Schon die Tatsache, daß der Wiener Prater, ein eigener Stadtteil der Volksbelustigung, auf ein historisches Alter zurückblickt, während der Lunapark eine Schöpfung der letzte» Jahre ist, bezeichnet den tieferen Sinn der beiden Arten von Volksbelustigungen. Der Berliner unterhält sich lieber jeder für sich, unbemerkt und unberührt von de» anderen, im Gegensatz zum Wiener, der die Masse braucht, daS Mitleben all seiner Mitbürger, die er wie eine große Familie betrachtet und mit denen er jederzeit bereit ist, ein fröhliches Familienfest zu feiern. Der Berliner Luna park, der in diesem Jahr am ersten Mai mit einer Reihe neuer Attraktionen eröffnet worden ist, bietet so ganz daS Bild einer planvollen Anlage und nicht etwa eines aewach- serren Organismus. Seine glänzenden imposanten Türme 'eines Todestages . - ... . . . -Denn e» im 17. »erhaupt wahre Dichter gibt, so zählt zu Paul Gerhardt. Zu seinem 250. Todestag, 27. Mai 1926. Don E. Fründt. qu DaS evangelische Deutschland schickt sich an, in diesen Tagen das Gedächtnis seines größten Kirchenlied- dichterS au» Anlaß der 250. Wiederkehr sei " ' festlich zu begehen, Paul Gerhardts. W Jahrhundert überhaupt wahre Dicht« ihnen Paul Gerhardt. Er macht sich frei von den der- schrobenen Neuerungen der weltlichen, gelehrten Dichter, von dem Trübsinn und der Schwarzsichtig(eit der Geist lichen, von den Tändeleien und den Plattheiten der Lie derdichter. In ihm waltet der Geist Luthers fort, und ftt seinen Gesängen tritt das VolkSgefühl weit anspre chender hervor als dre Korrektheit der Dichter, lne sich um Martin Opitz scharten. Paul Gerhardt wurde am 12. März 1607 zu Gräfen hainichen in Kursachsen geboren, erhielt 1651 ein geist liches Amt zu Mittenwalde in der Mark Brandenburg, da» er 1657 mit einem Diakonat an der Nikolai-Kirche in Berlin vertauschte. Hier nahm er an den Verhand lungen zwischen Lutheranern und Reformierten teil, deren Bereinigung vorzüglich durch seine Unbeugsamkeit nicht zustande kam. Da er sich dem Toleranzedikt de» Großen Kurfürsten nicht fügen wollte, wurde er nach fast zwei jährigen Verhandlungen 1666 abgesetzt, und im Jahre darauf erlangte zwar seine Gemeinde seine Wiederein setzung, aber schon nach einem Monat entsagte er frei willig seinem Amt. Im Jahre 1668 folgte er von Berlin au» einem Rufe als Archidiakonus nach Lübben in der da mals sächsischen Lausitz. Hier starb er nach einer reichge segneten Wirksamkeit am 27. Mai 1676. Ginzelne von den Gemeinden, die mit der Lebensge schichte des Sangers in einem besonderen Zusammenhang uu» »er-aff«, «» ke-nkk«« Bolk««MMß »« eftcheln« «tz lagen, Haven «richt» Gleiche» in Europa, «ver ttvera» merkt man so etwa» wie ve« preußisch«« Orbnung»sinn. Die einzelue» Stände mit tze» unzähligere Vlück»sptelrn, SHeibenstänben, SebrnSwürdtgkett«, «sw. fftrb hüvsch 1« Reih u»v Glte» georbuet ««h gleiche« einander wie «in El dem anderen. Da» Volk schiebt sich schön einer «ich dem andere« a« diese« Stände« vorbei, recht» gehr«, link» vorfahren, mit einer i« vl«t fitzenden Ord«u«g u«d Dt- sztpli«. «Le» ist hart arreftranver, leb« Eck« « auSgerrützt, und «» ist eigentlich unmöglich, irgendein« der »ayllose» Nummern zu übersehen, de«« da» Gtmz« ist so überstchtltch geordnet, daß der kleinste Baiazzo-Automat de« Blicken de» Zuschauer» nicht entgeht. I« «teuer Prater, der auch nicht abgeschlossen ist, wie der Srnra-Park, sonder« ak- eigener Stadtteil jedermann freie« Zugang dielet, ist alle» kuntervunt durcheinander, überall eine a«d«r« Musik, kleine verschlungen« Gäßchen, daß da» Ganze a« sich schon al« Irrgarten wirkt, und dort schiebt sich da» Volk plan- lo», gedankenlos, heiter und fröhlich durcheinander, ma« stößt sich, aber man schimpft nicht, einer betrachtet den anderen al» Bruder und alle» ist erlaubt, weil man im Prater ist. Im Berliner Lunapark fehlt dies« Massen- vsychose de» Fröhlichsetn». Jeder freut sich für sich, und da» geht den anderen absolut nicht» an. Er freut sich des halb nicht weniger al« der Wiener und er hat an setner Freude keinen geringeren Genuß. Die Must! klingt hier ebenso heiter wie dort, da» lustige Geklingel, Schieße« und Stampfen, da» Rattern der Maschinen, da» Quieken an der Berg- und Talbahn, da» Gurren de» großen Flieger- karussell», läßt hier wie dort die gleich« Symphonie der Bolrrbelusttgung erschallen. Nur baß man in Berkin eine schärfere Dost» im Gebotenen braucht, um »um gleichen Grad der Lustbarkeit zu gelangen. Man steht im Berliner Lunapark über den Wassern de» Halens««» alltäglich ein Feuerwerk, da» man anberSwo ganz gewiß al» seltene Sehenswürdigkeiten betrachten würde. Und wenn die neue Leuchtfontäne, die man au» Part» bezogen hat, auch nicht gerade, wie angekündigt wurde, hundert Meter hoch springt, so ist st« immerhin «in Kunstwerk, da» wenig Gleiches in seiner Art hat. Erich Boyer. vermischtes. Elf deutsche Seeleute in letzter Stunde gerettet. Aus Kopenhagen wird gemeldet: In ESbjerg lst der dänische Traveller „Christa" mit 11 Mann der Besatzung de» deutschen Traveller» „Felix" aus Cur- haven eingckommen, der in der Nordsee gesunken ist. Als die „Christa" an der Unglücksstelle eintraf, stand die Be satzung de? sinkenden deutschen Schiffes bereit» bi» unter die Arme im Wasser. Zwei Menschen durch Starkstrom getötet. Die Frankfurter Zeitung meldet ans Oberkatz in der Rhön: Hier flog eine GanS gegen den Draht der elektrischen Neberlandzentrale. Der Draht riß und fiel auf die Erde. Der Gänsehirt wollte den Draht an? dem Wege räumen, wurde aber durch den Strom getötet. Al» daun ein Land wirt den Verunglückten aus dem Draht befreien wollte, erhielt er gleichfalls einen Schlag, der ihn auf der Stelle tötete. Erst al» daS Ortsnetz auSgeschaltet war, konnten die Leichen geborgen werden. Mefserattentat einer Frau. Auf einem der Berliner Wochenmärkte wurde am Dienstag nachmittag die Händlerin Wanda Loßner aus Breslau, Bölkhavel- straße 9, von der anscheinend geistig gestörten Ehefrau Kunz hinterrücks überfallen und mit einein Messer in den Rücken gestochen. Sofort nach dem Attentat durchschnstt sich Frau Kunz die Pulsadern. Beide Frauen wurden zunächst zur Rettungsstelle und von dort in ein Stanken- baus gebracht. Die überfallene Händlerin hat eine schwere Lungenverletzung davongetragen. In einen FelSspalt gestürzt. Wie die Bres lauer Neuesten Nachrichten berichten, brach im Heuscheuer gebirge am zweiten Feiertage bet einer Führung durch die Wilden Löcher eine über eine schmale Schlucht füh rende Holzbrücke zusammen, als zehn Personen sie be traten. Die Mehrzahl der Touristen, sie sich am Anfang der Brücke befand, siel auf das Felsplateau. Nur eine junge Breslauer Geschäftsfrau stürzte zehn Meter tief in einen FelSspalt. Mit Hilfe von Seilen und Tüchern wurde sie befreit. Sie hat erne Gehirnerschütterung und einen Nasenbeinbruch erlitten. Sin weitere» Opfer der Haßlocher Explo siv«. Der bei dem ExplofionSunglück m Haßloch ver letzte Werkmeister Wilhelm ist geswrb«n, so daß jetzt zehn Todesopfer der Katastrophe zu beklagen sind. Explosion in einer polnischen Pulver fabrik. In der großen polnischen Munitionsfabrik tn Zagozdzon unweit von Radom flog gestern infolge einer Explosion ein großes Arbeitsgebäude rn die Lust, wobei eine Person getötet und neun schwer verwmidet wurden. Unter den Schwerverwundeten befinden sich auch ein fran zösischer Major und ein französischer Unteroffizier. Wettlauf mit dem Tode. Am Montag untev- nahm eine Gesellschaft von vier Männern und einem Knaben von Duhnen bei Cuxhaven eine Wanderung durch das Wattenmeer zu der etwa 6 Kilometer entfernten Nord see. Infolge heftiger Böen setzte die Flut überraschend ein. so daß di« Spaziergänger in die größte Not ge rieten. Außerdem machte dichter Nebel die Orientierung Ueber Galgo Tarja« . _:r Wolkenbruch nieder, . Wohnungen tn einigen Mt- der Stadt stehen ganze Straßen rzende Wand tötete 2 Arbeiter. ' ' 77 Zu dem bereit» Tokachi auf der Insel . 7-.7771.7, 7_7 rn der --- -- Eisenbahn tn einer Ausdehnung von 2 Krlometer Länge zerstört und 10000 Acre» Reis felder verwüstet wurden. Amtlich wird ZeitunaSmeldungen zufolge die Zahl der Toten auf über 100 geschätzt. Wei- teren Meldungen zufolge sind 2000 Bauern in die Berge woße AuS- "srte eine et« OberfW«, lenkte durch Rots§üs^ die Aufmerksamkeit de» Strandvogt» auf dre Gesellschaft. Der Strandvogt, «in Grenzbeamter und et« Hotelbesitzer eilten aus Pf«, den, den in Not Geratene« »u Hilfe, dH im letzten Augen blick vor dem Ertrinken gerettet werden konnten. Lochwasser der Wolga Der Wasserst««» der Wolga bet Saratow ist 14 Meter über de« normale« Stand. In Sysran sind 2000 Menschen und in Pokrow», der Hauptstadt der Republik der Wolgadeutschen, 12 MO Menschen obdachlos. Verluste an Menschenleben sind bis her nicht »u beklaaen. Da» Wasser steigt Wetter. Mordübersall auf «inen Zollbeamte«. Saarbrücker Lande»,eiftlng meldet: Auf der Straße Michelbach—Bettingen Überstelen am Pfingstmontag abend ungefähr 20 Raubolde von Thailen bei Neunkirchen eine» deutschen Zollbeamten und versetzten ihm über 20 Messer stiche in Ke Her,-und Bauchgegend, an deren Folgen der Ueberfallene auf der Stelle verstarb, von den Unholden sind neun Mann in Hast genommen. Unwetter in Ungarn. Ueber Salgo Tarja« ging gestern vormittag ein heftiger Wolkenbruch nieder, der die niedriger gelegenen Wohnungen tn eimaen Mi nuten überschwemmte. In " unter Wasser. Sine einstifl ... Der Au-bruch de» Tokach«. Z gemeldeten AuSbruch de» Vulkan» Tokachi auf bei Hokkaido in Nordjapan wird weiter berichtet, daß Nähe de» Vulkans die Eisenbahn in einer AuSd selber verwüstet wurden. Amtlich wird ZeitunaSmellnrngen zufolge die Zahl der Toten auf über 100 geschätzt. Wei teren Meldungen zufolge sind 2000 Bauern in die Berge geflüchtet. Im ganzen fanden gestern drei groß« Aus- brüche des BuskanS statt. Jeder AuSbruch silhrte eine Menge Felsen und Lava zu Tal und verursachte zahlreiche Erdrutsch«. 50 Armeetngenieure und 800 Hilfsarbeiter sind in das Ausbruchsgebiet abgegangen. Etwa» vom St. Bürokratius. Die Stadt Krefeld sandte einem Bürger einen Steuerzettel für 1926 über drei fällig« Grundvermögenssteuern für ein unbe- nutzte- Grundstück, die am 15. jeden Monat» zu entrich ten sind. Der also Beranlagte verspürte jedoch ein mensch liches Rühren und entrichtete den JahreSbetrag der Steuer mit 36 Pfennigen im voraus. Wenn man die 10 Psg. Porto al» TranSvortkosten der Veranlagung in Anrech nung bringt und die Schreib- und sonstigen behördlichen Gebühren für die Feststellung dieser „Steuersumme" be achtet kommt die Stadt Krefeld bei diesem Geschäft be stimmt inS Defizit. Der ewige Lützow-Prozeß. Der Prozeß gegen den Pädagogen Baron v. LÜtzow wird in Berlin noch immer fortgeführt. Gleich zu Beginn der Dienstag-Ver handlung erklärte der Vorsitzende, Amtsgerichtsrat Feutz- ner, daß er emen Brief erhalten habe, den er zur Ver lesung bringen müsse. In diesem Briefe heißt es: „Weit- Kreise der Öffentlichkeit haben die Ueberzeugung ge wonnen, daß das Gericht durch die ganze Art, wie der Prozeß behandelt wird, sich bemüht, einen Verbrecher feiner Strafe zu entziehen." Der Briefschreiber erhebt dann, wie die „B. Z." meldet, schwere Anschuldigungen gegen Lüvow und erklärt, der Hauptbelastungszeuge W., der sonst sehr zurückhaltend sei, habe durchaus die Wahr heit gesagt. Weiter heißt eS dann in dem Briefe: „Da vom Gericht keine Gerechtigkeit gegen diese Jugendver derber zu erwarben Ist, so haben wir als frühere Schüler der Anstalt LÜtzow eine Schülerverschwörung ge bildet. Mr sind 15 junge Leute. Jeder von uns hat einen neuen Revolver, und wir »verden nun an Lützow da» Strafgericht selbst vollziehen. Es wird ihm so gehen, wie dem polnischen Minister Witos und dem Schriftsteller Äettauer in Men." Der Vorsitzende erklärte zu diesem Brief: „Ich enthalte mich jeder Kritik dieses Geschreibsels. Im übrigen aber geht aus dem Briefe zur Genüge her vor, waS für Feiglinge e» gibt." Der anonyme Brief steckte allen Prozetzbeterligten noch schwer in der Erinne rung, als tm Zuschauerraum plötzlich ein lauter Knall ertönte. Die große Bestürzung löste sich aber sofort ii- Heiterkeit auf, als sich herauSstellte, daß das Geräusch dadurch verursacht wurde, daß ein Zuhörer, der offenbar noch unter der Nachwirkung der Pfingstfeiertage stand, sich versehentlich neben die Bank gesetzt hatte. Dan« wurde der ewige Prozeß fortgesetzt. Wie sah e» am Nordöol au»? Die OSloer Zei tung Aftenposten erhält von Nome ein Spezialtelegramm, in dem die Mitglieder der „Norge-Expeditron" die Rich tigkeit der von amerikanischer Sen« veröffentlichten Mit teilungen bestreiten, daß die Expedition beim Nordpols Klippen festgestellt habe. Der Amerikaner EllSworth be- zeichnet diese Mitteilungen als rein« Lügen und erklärt: DaS Einzige, was wir sahen, war etwa» Wasser und eins Masse BlaueiS. Wir bemerkten kerne Eisberge und kein Leven oberhalb deS 32. Breitegrade». Dte Reise um die Erbe in 80 Tagen. Diens tag abend um 9Z0 Uhr landete auf dem Berliner Flug- Hafen Tempelhof mit einem Sonderflugzeug der ameri kanische Journalist John Goldstrom, der den Weltrekord für die Umkreisung des Erdballes auf 30 Tage drücken will. Goldstrom fliegt noch heute nacht um 2 Uhr mit dem regelmäßigen Nachtflugzeug der deutschen Lufthansa nach Königsberg weiter, wo er den Anschluß an die Deru- Lustmaschme nach Moskau erreicht. stehen, haben ihre Feiern denn auch für den 27. Mat m Aussicht genommen, jedoch bestehen «och immer Mei nungsverschiedenheiten, ob der 27. Mat wirklich der Todestag ist. Häufig wird al» solcher der 7. oder der 17. Juni angegeben. Nach neueren Forschungen aber fiept unzweifelyaft fest, daß Paul Gerhardt am 27. Mai 1676 gegen 2 Uhr nachmittag» heimgegangen ist. Sein Amt»- bruder Hutten teilt bereits am 30. Mai dem Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg mit, „daß Gott Herrn Paul Gerhardt Archidiakon um dieser Kirchen allhter am nächstverflossenen 27. Mai abgefordert." Man rechnet« in der Niederlaukitz bereits nach vem Gregorianischen Ka lender, der hier schon bald nach 1582 in Geltung war. In Preußen dagegen richtete man sich noch bi» »um Jahre 1701 nach dem alten Julianischen Kalender. Wäre Paul Gerhardt also in Berlin gestorben, so müßte man den 17. Mai als seinen Todestag feiern. Dte Eintragung Pin dem Lübbener Begrabenenregister von 1676 lautet: „Den 7. Juni Herr Paul Gerhardt Siebenjähriger, treu fleißiger und wohlbekannter Archidiakonus dieser Kirchen im 70. Jahre seines Leben»." An diesem Tag«, dem ersten Sonntag nach TrinitatuS ist die Beisetzung in der Kirche erfolgt, ohne daß die Stätte durch ein bleibeicke» Denkmal ausgezeichnet worden wäre. Weil man den BegräbniStag für den Todestag ansay, hat man dann den 7. Juni als Todestag gerechnet. Noch heute und für ewige Zetten lebt und wirk Paul Gerhardt in der evangelischen Kirch«, fortlebend durch feine Lieder, dte im Gegensätze zu den BekenntniSltedern der ReformationSzeit einen fast durchweg erbaulichen Charakter tragen. In feinen 120 Liedern, wahren Mu- stern des evangelischen Kirchenliedes, hat er den volkS- mäßigen Ton wieder angeschlagen, den die Kunstdichtrr ausgegeben hatten, und er wurde, da er zugleich auf Ver- edelung der Form bevacht war, der zweite Schöpfer deS deutschen Kirchenliedes. Don der Lutherschen Auffassung trennt« er sich darin, daß er die subjektive Anschauung begründete und weniger da» kirchliche Gemeindebewußt, sein al» die besondeven Beziehungen de» Menschen zu Gott behandelt. Der unerschütterliche Glaube an Gottes Liebe ist der Grundgttxmke seiner Lieder, und es ist be greiflich, daß dieser Glaube gerade in der trostlosen Zeit oeS Jammers und deS Elend», unter dem alle Stämme Deutschlands seufzten lebendig werden mutzte. Geryardt hat in der Tat in seinen Liedern nur ausgesprochen, was Millionen Herren fühlten. Aber er hat e» al» Dichter, daS heißt in ttner Weise ausgesprochen, datz jeder dann die geheimsten Empfindungen seiner ««le wieder erkannte und mit einer Klarheit und Lebendigkeit ausgesprochen fand, wie er sie selbst nie hätte in Worte Neiden können. Viele von seinen Liedern sind Gemeingut der evan gelischen Christen geworden, Die bedeutendsten seiner Lie der sind: „Dach' auf, mein Herz, und finge;" „O Haupt voll Blut und Wunden," das er nach einer lateinischen Hymne umdichtete; „Nun ruhen alle Wälder" und vor allem „Befiehl du deine Wege", da» sich an Psalm 37,5 auch in den Anfang-Worten der Verse anschlietzt. Au» der wuchtigen Wahrheit, dte m Gerhardt» Lie dern lebt, ist e» auch zu erklären, daß sich die stet» ge schäftige Sage schon früh ihrer bemächtigte. DaS uner- schütterliche Vertrauen auf Gottes Güte und Lieb« tritt tn dem schönen Gesang: „Befiehl du deine Wege" so mäch tig hervor, datz sich dte Legens« bildete, Gerhardt habe die- se» Lied in der traurigsten Zeit feine» Leben» auf der Flucht gedichtet. Die» trifft iedoch nicht zu, da e» bereit» im Jahr """ .77—7—7- 7.7—7 höchst einfach, oft wahrhaft kindlich unk send wie das Volkslied, fo datz manche vern echte Volkslieder geworden find; ai ,— isst ietzoch nicht zu, w ... " -re 1659 entstanden ist. Gerhardts Darstellung Ist »öchst einfach, oft wahrhaft kindlich und mächtig ergrei- . ' 7 7 "7777 .7, 7-7 77- von seinen Lie- v,»» echte Volkslieder geworden sind; autzer „Befiehl du deine Wege" besonder« da» innig-schöne Abendlied.
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