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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192605314
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19260531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19260531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1926
- Monat1926-05
- Tag1926-05-31
- Monat1926-05
- Jahr1926
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 31.05.1926
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Seht es Wieder «,ft»rrt»? qu. Berit«. Da» Institut für Lonju»kturforschu«», vaS vor etwa einem Jahr mit Staatsmittel» uudtnVer- btnduna mit den -roßen Arbeitgeber. und Arbeit»«-«», verbünden geschaffen worden tft. hat jetzt eine Betrachtung «tber die deutsche Wtrtschaft-konjunktur erscheinen lassen. Wir haben Veranlassung genommen, «ine« bedeutenden Wirtschaft-sichrer über diese Schrift »u befrage«. Er ««Gerte sich dahin, dab da» Institut feststen, die wirtschaftliche De pression in Deutschland habe ihren Tiefstand erreicht. u«d dies begründet mit der Tatsache de» Nachlassen» der Sah- lunasverlegenheiten und der Lrdett»loNgk«tt, auch mit dem Aufschwung i« der Nohetse«. u«d Walzwertterzeugung. Zugleich seien die Gelbsätze gesunken, u«d die Surfe der Aktien wie der fesiver,tn»ltche« Geldwerte Hütte« sich wesentlich gehoben. Aber, so sagt« unser Gewährsmann, da» alles seien doch nur TruageLild«, den« die wichtigste und schwierigste Seite de» Problem» der Sonjuakturfor. schung, nämlich die Gchütznng der Kapitalbildung u«d Verwendung werde von dem Institut völlig beiseite ge schoben. Darum lasse sich au» diese« „Forschungen" gar nichts erkennen. Aber andererseits dürfe man nicht über sehen, dab das Ausland hungrig auf Deutschland»»«« sei. Diese Konjunktur gelte es auSzunutze«, selbst tu dem Ye- wutztsetn, die alte Stellung aus dem Weltmärkte auf abseh bare Zeit nicht wieder erringen zu können. Nur da» eine müsse noch betont werde«: Deutschland hat gute Konsunk- turauSsichten, nur muß e» wisse«, im A««er» N«he im halte«. Jede innerpolitische Erschütterung Deutschland beweise seine staatliche und damit a«ch wirtschaftliche Schwäche, und La» gelte e», zu vermeiden. Darin, so schloß unser GewührSmann seine Ausführungen, sind alle Vor aussetzungen für die Fragen, ob e» in Deutschland endlich wieder aufwärtSgehe. enthalten. Vtt» «ra»t„f »0 Jahre alt. Der bekannte Schriftsteller und Kunsthistoriker Otto Grau- tosf feiert am 31. Mat seinen SV. Geburtstag. Grautoff hat «amentlich viel über französische Kunst geschrieben und eine Monographie seiner Vaterstadt Lübeck veröffentlicht. Auch in führenden Zeitungen findet man oft seinen Namen. Jetzt ist er Dozent an der Handelshochschule und an der Lessinghochschule in Berlin. Der Man« mit de« UM Patente» Der berühmte Erfinder Edison feiert das eigenartige Jubi läum seines 1000. Patentes, das er in Washington erhol-" hat. Der Zauberer von Melonpark, wie die Amerika ihren bedeutendsten Erfinder nennen, hat aber seim Lebensarbeit noch immer nichts beendet. Er ist gerade dabei, mehrere neue Erfindungen zu machen, die der Menschheit grobe Fortschritte verschaffen sollen. Tie Gesamtsumme, die er bisher für seine Erfindungen bekommen hat, wird von Fachleuten auf 25 Millionen Dollars geschätzt. Da» deutsche Loreto. Die Gnadenkapelle von Altötting. — Der verübmte Wallfahrtsort Altötting in Oberbayern, das .deutsche Loreto'» Mit seiner Gnadenkapelle, Stifts- und anderen Kirchen sowie geistlichen Instituten und 2 Klöster», wird alljährlich von vielen Pilger» besucht, die dort in der Gnadenkapelle Heilung von allerlei Gebrecken erbitten und Buhe tun. Die Gnadenkapelle stammt aus dem 8. Jahrhundert, hat «in altes Mutter gottesbild und birgt die Herzen der bayerischen Landessurften. Um die »Goldene Base von Vrooklauds". DaS sportliche Hauptereignis de» 2. Pfingstfeiertages waren in England die Rennen aus der VrooklandS-Bahn. Das Haupt-Rennen Um die „Goldene Vase tzon BrooklandS* über 5'/« Meilen wurde von Captt Millers auf Snbeam gewonnen. «WM» jährlich. Mammi läßt sich ganz leicht behandeln- wenn man es nur versteht, sie zu nehmen." „Ute,* mahnte ihr Bruder. Sie gab sich einen kleinen Klaps auf den Mund. „Zu offenherzig wieder mal? Fräulein von Dessen, ich beicht« hier gleich meinen Generalfehler, wenn es einer ist, daß man zu gem die Wahrheit sagt. Anstößen will ich nicht damit und wundere mich dann, wenn die Leute sich zu weilen beleidigt erklären. Jetzt also meine ich bloß. Sie sollten nicht bangen vor allzu gestrengen Pflichten. Mama hat ja freilich zu leiden von diesen fatalen Nerven, indes ist's doch nicht gerade schwierig für ihre Umgebung. Und wie gesagt, wir sind nun drei, die sich in ihre Pflege und Unterhaltung teilen werden. Das bringt keinen um. Aber da kommt Ramme mit Ihrem Gepäck. Vorwärts nuu, Gela wird schon auslugen.* Sie ließ Hedwig den Vortritt, eine Herzenshöflichkeit, die wieder für die kleine muntere Dame bezeichnend war und für sie «innahm. Just als Hedwig sich zurechtsetzte, Ute neben ihr Platz Nahm, während der junge Hadring den Führersitz bestieg und, den feiernden Chauffeur neben sich, das Auto in Be wegung setzte, zog ein vorüberkommender Herr den Hut, insbesondere Hedwig dabei ins Auge fassend. „Kenn' ich nicht,* meinte Ute achselzuckend. „Der Gruß schien Ihnen zu gelten, Fräulein von Lessen. Haben Sie hier Bekannte?* Hedwig verneinte kurz. Dennoch war ihr der Herr nicht fremd, sie hatte den Finder ihrer Tasche erkannt. Daß sie ihm nochmal» begegnete. Es machte sie betroffen, und zugleich fiel ihr wieder di« entwendete Karte ein. Aber sie hätte nicht darüber reden mögen. Sie kam auch nicht zu einem auftlärenden Wort, das Auto sauste fauchend davon. „Halt, halt,* schrie Ute und packte den Bruder am Aermel, „Fräulein von Testen muß erst Schleier und Brille Haden.* „Sie wird den Firlefanz gar nicht bedürft».* brummte er, stoppte aber gehorsam und geschickt sein Fahrzeug. „Ich danke. Bei deinem Rasen. Soll sie sich Trief augen holen? Himmel, wo hab' ich denn di« dummen Dinger?* Ungeduldig kramte Ute in den Seitentaschen der Sasfianpolster. „Na endlich. Meine Gedanken sind leider wie flüchtige Pferde, aber Gela hat vorgesorgt. Sie denkt an alle». So, Fräulein von Testen, nehmen Sie die Scheuklappen vor. Greulich sieht man drin au», aber Zweckmäßigkeit geht über Schönheit, wie Väterchen immer ßgt. Nu lo», Rolf. Und bedenk' auch, daß wir nicht Kautschuk sind.* Hedwig lachte. „Ich mag da» Autoen gem und bst» nicht empfindlich.* „Dicht' ich mir,* nickte der schneidiae, junge Mann anerkennend und dreht« kräftig die Kurbel. Ein« Unter- baltuna schien fetzt ausgeschlosten und Sedwia dielt Um schau, so wett da» anging. „Das ist mal ein liebes Mädel,* Lachte sie. „Wie alt Mag sie sein? Höchstens achtzehn. Na ja, da möchte man noch die ganze Welt umarmen.* Und dann sah sie, Ute Hadring selber hatte keineswegs die Sportfigur, die ihr ein Vorzug erschien; sie war nur mittelgroß und ihr Wuchs eher gedrungen, hatte aber dabei rasche, gewandte Bewegungen. In ihrem runden blühenden Gesicht standen sonnige Blauaugen. Die hatten einen offenen und heiteren Aufblick. Und wieder etwas Bestimmtes, Eigenwilliges. Auch das merkte Hedwig, die in Gesichtern zu lesen verstand, sogleich und sagte sich dabei: „Sie weiß sich durch zusetzen, und die Verhältnisse haben ihr das immer leicht gemacht." Ein Diener nahm Hedwigs Handtasche, den Gepäck- chein an sich, während die junge Herrin, mit schnellen, esten Schritten LemAusgang zustrebend, immerfort orauflos- ilauderte. Landläufige Fragen nur, die man an einen Ankömmling stellt, der dauernder Hausgenosse werden soll; aber die liebenswürdige Ungezwungenheit war wie eine Drücke, die sicher über La» Fremdsein hinwegführte, und Hedwig fühlte erfreut, es war ein gegenseitiges Gefallen auf den ersten Blick. Draußen harrte ein vornehme» Automobil, in dem ein gleich schicker junger Mann saß. „Mein Bruder Rolf," stellte Me vor. „Gela wäre auch mit hergekommen, wenn sie nicht das Schnaufer! zu arg haßte. Mein Bruder ist aber nun mal in sein geliebter Ungetüm verschaffen, und da mußt' ich mit hinein.* „Alles möglich, Mamsell Eigensinn," lachte der, „denn du schwörst ja nur auf die Jucker." „Die ich auch sehr bald prima fahren «erde, nur muß ich sie erst bester kennen. Bin nämlich eben erst au» der Pension nach Haus gekommen," schattete sie, zu Hedwig gewandt, ein, „und habe drum auch noch nicht Zeit ge funden, mich für Rolfs Benzinkasten zu begeistern. Er wird wohl meistens allein drin sitzen masten." „Wollens abwarten. Fräulein von Testen schehet aür auf einer kultivierteren Höhe de» Geschmack» zu stehen.* Er hatte Augen gemacht, al» er die vornehm« Rafse- erscheinung der Gesellschafterin neben der kleinen Schwester sah. Dis schlanke, geschmeidige Figur ging ja wie quf Federn. Die mußte im Sport trainiert sein. Ganz sicher. Liese federnde Elastizität ihre» Sange, interessierte ihn stärker, als das feine, ebenmäßige Gesicht mit dem ernsten Ausdruck und den ruhigen, klugen Augen. Da» be fremdete ihn eher. „Merkwürdige« Iunamädelgesicht*. dachte er in einer fast unbehaglichen Lmpflndüng. „Sie wird doch kein Frosch sein bet dieser famosen Sportfigur?* „Gleich werden Sie bekennen müssen, ob Sie in Tennt» perfekt sind und Golf lieben," lachte Ute gemütlich. „Ich werde kaum Zeit hierzu haben, da Ihr« Uran Mutter leidend ist." „Ach, das findet sich schon, vir wechseln UN, ab. Jetzt hat Gela Dtenstwacke. Ab« ha, ist nicht so ge- rm der Nächsten Straßenbiegung bekam sie zum andern- mal einen Gruß. Wie auf Posten stand da eine große, hagere Mannesgestalt. Unter seltsam lächelnden Lippen sah sie leuchtende Zähne blinken. Nur wie eine blitz schnelle Vision wars gewesen und dennoch fühlte sie be stürzt : Wieder war ihr der Amerikaner begegnet. Aber auch Ute hatte scharfe Augen und das lebhafte Aufmerken der Jugend. „Sie scheinen eine Eroberung ge macht zu haben, Fräulein von Testen," meinte sie neckend. „Sind Sie eine gefährliche junge Dame?" Hedwig schüttelte lachend den Kopf und war dennoch froh, als man nun die Stadt hinter sich ließ und das Auto eine Space nahm auf der freien Landstraße, daß einem Hören und Sehen verging, wie Ute seufzte, die sich nun resigniert in die roten Polster zurücklehnte. „Es war die letzte Begegnung, der Mann müßte denn die wunderschnelle Kraft von Schwalbenflügeln haben," dachte Hedwig befriedigt. Don der schönen Gegend hätte sie anderseits gern mehr genossen als es bei dieser Bliggeschwindigkeit möglich war. Sie hatte die herrliche Kasseler Landschaft, das lieb liche Fuldatal viel rühmen gehört. Sie liebte die Natur und hatte sich gefreut, auf das Land zu kommen und gar in eine so anmutig gelegene Gegend. Nun, das konnte nachgeholt werden. Es würden sich andere Fahrmöglich keiten zu intimerem Genuß ergeben. Der junge, schlank» Meirich do vor ihr schien mehr als Kilomrtersiesser imponier«« io wollen. Und sie mußte sich sagen, er mochte eln» gut» Figur und handhabte seine Maschta« mit ztelbewußler Meisterschaft. Mit dieser kraft- volle«Wcheeb^» würde er sich vermutlich auf jedem Sport feld «bumpeen. dieser leidenschaftliche Verehrer körperlicher Ueb"" - « «^>n,idtgk«it. „Er hat etwas Diszipliniertes, militärische Straffheit," fand sie, „und darin erinnert er an Lothar. Vielleicht ist er Reserveoffizier." Schon nach einer knappen Zwanzig-Minutenfahrt kam man Lem Ziel nahe. Jetzt verlangsamte Hadring das Tempo, und Hedwig sah hohe Fabrikschlote zwischen riesen haften Werkstätten und weitläufigen Lagerschuppen auf ragen. Man kam durch eine Arbeiterkolonie. Da fanden sich eine große Zahl netter, gartenumhegter Häufer, zu meist gesunde Einzelwohnungen. Das alles ließ auf gerechtes Wohlwollen des Arbeitgebers schließen. Nun ging es durch einen wundervollen Gartenöark, in dem König Lenz schon frühen Einzug gehalten, denn allerorten grüßten seine schimmernden Siegesstandärten das Auge wie eine frohlockende Botschaft, und endlich bog Hadring in eine Doppelallee sprossender Kastanien ein, die auf da» Marienwalder Herrenhaus in gerader Richtung unübrte. (Fortsetzung folgt.)
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