Blick über die Dresdner Eisenbahnbrücke, Lithografie J. Riedel, nach 1852 dem Gefüge der alten Gesellschaft herausgefallen waren, ohne dass sie schon in das neue System integriert waren. Besondere Brisanz erlangte die Diskussion dadurch, dass die Veränderungen auch die Mitte der Gesellschaft betrafen. Und genau wie heute war es nur schwer vorstellbar, wo diese Entwicklung endet, und ob es gelingen würde, die neue Schicht der Armen und der Absteiger wieder zu integrieren. Die gewaltige Auf gabe ist schließlich im Großen und Ganzen gelungen-allerdings erst, als man sich weit gehend von alten Lösungen verabschiedet hatte. Der Übergang zur Industriegesell schaft bedeutete einen ähnlichen Paradigmenwechsel wie der heutige Übergang in die globalisierte Welt. Und die Anforderungen an die Menschen, die in diese Entwicklung hineingerissen wurden, waren nicht minder anspruchsvoll als jene Aufgaben, vor denen wir heute stehen. Welch gewaltige Entwicklung sich damals vollzogen hat, zeigt ein ver gleichender Blick auf die alte Residenzstadt Dresden am Anfang des 19. Jahrhunderts und auf die Halbmillionenstadt am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Die Geschichte der reichen Sammlungen der bildenden Kunst, der Meisterleistungen der Technik und der Wissenschaften hat zu allen Zeiten wissenschaftliche Beachtung gefunden. Auf die Geschichte der Armen und Ausgestoßenen trifft dies weniger zu. Die stadtgeschichtliche Forschung über Dresden hat sich dem Thema Armut während des Durchbruchs der Industriegesellschaft bisher kaum genähert. Die Defizite der Forschung finden auf musealem Gebiet ihre Fortsetzung. Im Stadtmuseum Dresden ist die Anzahl der gegenständlichen Hinterlassenschaften der Minderprivilegierten - der Stadtarmut, des Dienstpersonals etc., aber auch der Arbeiter - gegenüber der Vielzahl der oft präch-