7 »Bettler, der sein Weib im Schubkarren führt«. Monogrammist, 1470 Die Insassen der Dresdner Hospitäler Die Sorge um die Kranken und Heimatlosen, die Armen und Elenden war bis in die Neu zeit hinein kein sozialer, sondern ein religiöser Auftrag, der im Glauben an die Selbst heiligung durch gute Werke und im späten Mittelalter auch in der Angst um das Heil der Seele begründet war. Gemäß Matthäus 25. Verse 35 ff. (V. 40: »Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan«) wurde in jedem Frem den, Armen oder Kranken Christus selbst aufgenommen, versorgt und geehrt. Alle Bedürftigen wurden in der mittelalterlichen Gesellschaft grundsätzlich als legitime Unterstützungsempfänger angesehen; auch das Betteln unterlag keiner Ächtung. Aus diesem christlichen Anspruch heraus war die Fürsorge für Bedürftige im Mittelal ter im Wesentlichen dem Verantwortungsbereich kirchlicher Einrichtungen überlassen. Sozialleistungen im engeren Sinne wie Altersfürsorge und gesundheitspolitische Aufga ben blieben zumindest bis zum Ende des 16. Jahrhunderts tendenziell für die städtischen Haushalte ohne Belang. Die Versorgung für Alter und Krankheit war auch in Dresden im Wesentlichen Sache des Einzelnen, fiel der Familie respektive den Bruderschaften oder den Zünften anheim. Allerdings übertrugen kirchliche Institutionen oftmals die Verwaltung mancher der von Privatpersonen errichteten Almosenstiftungen der Stadt; aus deren Mitteln selbst ver teilte man nur gelegentlich Geld- und Naturalspenden unter Dresdens Arme. Dass Armut allerdings nicht Besitzlosigkeit bedeuten musste, zeigt folgendes Beispiel: Im Jahre 1474