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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041229017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904122901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904122901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-29
- Monat1904-12
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VezugS-VreiS i» der tzaupttlpeblttou oder dar» Ausgabe stelle» aharholl: vtertrljährlich ^l >.—, bet zwetmaltger tügltch« Zuftellung w« tzem« L.7Ü. Durch di» Post bezöge« für Deutsch land u. Oesterreich vterrrljährsich 4.50, für die übrige» Läad«, laut ZeituugSprebiltst». Diel, «n»»e» r-ftot auf allen Vahntzvfeu und III bet den ZettuugS-BerkLuferu A" I * «rbatttv« «netz ErZebtttua: 123 Fernsprecher 8W JohaantSgasie 8. H«upt-Ktltale Dre«peu: Marienstratz« S4 (Ferutvrecher Amt l Sir. 1718). duuZt-Kiltulr Verlt«: TarlDuucter, Herzal.Baqr^>ofbuchhaavl^ Lü-owstrastr 10 GernjlMche» »ml VI Nr. »6081 Morgen-Ausgabe. MpMer.TagMaü Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- und des Königliche« Amtsgerichtes Leipzig, des Rates «nd -es Nokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 keklame» unter dem vtrdatttonSftrtch 14 gespalten) 7Ü nach den Famtliennach- richten t«gespalten) bO 4. — tabellarischer und Zisfernsay werden entsprechend hoher be rechnet. — Gebühren für Nachwest uugen und vfterteuanuahm» 2d Au««tz»eschlutz ft» An»«t,rn: j Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. > Morgeu-AuSgabe: nachmittag» 4 Uhr. I Slnzeig« stad stet« a» die Expedition »» richten. Ertra-Beiiage» (nur mit der Morgen- Ausgabe) nach besonder« Vereinbarung. Die Vxpedttto« ist wochentags «nnnterbrochea geSsfnet von früh 8 bi« abend« 7 lHr. Druck und Verlag von ist. Vnlz in Leipzig Suh. Or. v, R. 4b ». »linthardtl Sir. 661. Donnerstag den 29. Dezember 1904. 98. Jahrgang. Var Mchligrte vom lag«. * Herzog Friedrich von Anhalt stiftete für die geschädigten Ansiedler inSüdwestafrikalO 000 aus seiner Privatschatulle. * Die Kanalkommission des preußischen Ab geordnetenhauses ist telegraphisch auf den 3. Januar einberufen worden. Die zweite Lesung im Plenum soll gleich nach der ersten Etatsberatung stattfinden. (S. Dtsch. Reich.) * Der sozialdemokratische Parteitag für Preußen genehmigte eine Resolution, in der ein Reichswohnungsgrsetz, die Errichtung eines Reichs- Wohnungsamtes und vaS allgemeine gleiche Wahl recht für die Kommunalwahlen gefordert wird. (S. Dtsch. Reich.) * Die EinigungSverhandlunaen vor dem Berliner Gewerbegericht zur Beilegung des Ausstandes in der Berliner Holzindustrie versprechen zu einer Einigung, sowie zum Abschluß einer Tarifgemeinschaft zu führen. * Der österreichische Ministerpräsident Ko erb er hat seine Demission durch ärztliche Zeugnisse unterstützt, wonach eine halbjährige Rude für ihn dringend nötig er scheint; die Annahme des Gesuchs ist fast sicher. (S. Ausland.) * Bei der Haussuchung in der Wohnung des Ehepaares Menard sand man Syvetons Testament, worin die Selbstmordabsicht ausgesprochen ist. (S. Ausland.) * In Petersburg hat eine politische Versammlung von etwa 1000 Personen gegen den Krieg und für die Volks vertretung ohne polizeilichen Eingriff manifestiert. (S. Ausland.) * Nach einer Reuterdepesche hofft die Garnison von Port Arthur bestimmt, daß der Entsatz vor dem l. März eintreffen werde. (S. ruff.-zap. Krieg.) politftcbr Vtunnenvergittung. Seit einiger Zeit untersuchen unsere leitenden Staats männer mit philologischer Sorgsamkeit die Ursachen, die zu der beklagenswerten Entfremdung zwilchen dem deut schen und dem englischen Volke geführt haben. Nach dem Satze „Kleine Ursachen, große Wirkungen" haben sie vor allem auf die deutschen Witzblätter verwiesen und selbst dcni „Kladderadatsch" ist eine brunnenvergiftende Wir kung vorgeworfen worden. Wir wollen auch gar nicht leugnen, daß Zwischenträger dieses oder jenes Witzwort, dieses oder jenes Zerrbild dazu benutzt haben mögen, nm die empfindsame Seele eines vor jeder rauhen Zugluft ängstlich behüteten Autokraten gegen uns einzunehmen und es ist ja sogar möglich, daß Eduard der Siebente, seit er den Springinsfeld ablegte, so moros geworden ist, daß er einen guten Witz nicht mehr zu würdigen weiß, wenn er auf seine Kosten gemacht wird. Wir haben auch selbst gegen das Buch des Hauptmanns a. D. August Niemann, in dem ein Weltkrieg zwischen Deutschland und England vorausgesagt wurde, Stellung genommen und sind auch heute noch der Ansicht, daß es klüger ge wesen wäre — im patriotisckxm Sinne klüger — dieses Buch nicht zu veröffentlichen. Indessen die Gerechtigkeit erfordert auszusprechcn, daß drüben wie hüben gesündigt wird. Bekanntlich ist vor nicht langer Zeit in englischer Sprache ein Werk von Henri W. Mischer erschienen: Tas Privatleben Wilhelms II. und seiner Gattin und geheime Geschichten des Berliner Hofes. Nach den Papieren und Tagebüchern von Ursula, Gräfin von Eppinghoven, Hof dame Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin." Auf den ersten Blick möchte man wohl annehmen, daß das Buch aus englischer Feder herrllhrt, da z. B. das be kannte Jagdschloß des Kaisers Nominten beharrlich No- minton geschrieben wird. Ein Deutscher würde diesen durch die englische Aussprache erklärlichen Fehler nicht machen, da jedem, der den Hofkreisen angehört, der Name des Jagdschlosses natürlich wohl vertraut ist. Es wird auch in dem Buche häufig die Anrede „Ew. Gnaden" ver- wendet, die in Deutschland nur in der offiziellen Anrede an einen Erzbischof, nicht aber im geselligen Verkehr üblich ist. Der Verdacht liegt also nahe, daß das Buch von einem Engländer herrührt, der sich bewußt die Auf- gäbe gestellt hat, durch dieses Pamphlet die kaiserliche Familie in England lächerlich und verächtlich zu machen und so die Beziehungen zwischen England und Deutsch, land zu trüben. Indessen sprechen freilich auch manche Indizien gegen diese Annahme. In dem Pamphlet ist mit einem wahrhaft teuflischen Eifer alles zusammen getragen. stxis nur etwa geeignet sein könnte, den Kaiser und seine nächsten Verwandten zu diskreditieren. Noch niemals ist der Kot gegen einen Monarchen so hoch ge häuft worden und der Leser stebt erstarrt vor der In tensität des -Hasses, die aus jedem Worte spricht. Kein Mittel ist der Verfasserin — Stil und Auffassung deuten unverkennbar auf eine solche — zu niedrig und welche Seite man auch aufschlagen möchte, man findet sensatio nelles Material, das die Verfasserin im unschuldigsten Tone vorbringt. Der Hatz der Verfasserin macht nicht davor Halt, die physische Persönlichkeit Kaiser Wilhelm« einer hämischen Kritik zu unterwerfen. Dann erfahren wir wieder, daß die Gemahlin des Kaisers Friedrich von ihrer Schwiegertochter keine hohe Meinung gehabt habe. Uebrigens kommen die fürstlichen Damen alle sehr schlecht fort. Aber am schlimmsten wütet die Verfasserin gegen Auguste Viktoria selbst. Es war uws nicht möglich, die niederträchtigen Verleumdungen von A bis Z durch zulesen. Es möge genügen, daß man es mit einem Buche von gemeingefährlicher Tendenz zu tun hat. Diese Tendenz wirkt umso verheerender, als gar nicht zu leugnen ist, daß die Verfasserin die Hofsphäre, die höchsten Herrschaften und die sie umgebenden Persönlich keiten auf das Allergenaueste kennt und daß kleine Fehler in der sachlichen und formellen Darstellung lediglich zu dem Zweck gemacht worden sind, um hinsichtlich ihrer Persönlichkeit irre zu führen, über die wir uns natür lich jede Vermutung versagen müssen. Man sollte meinen, es läge ganz eminent im Interesse der kaiserlichen Familie, den Autor zu entdecken und womöglich der ver dienten Strafe zuzuführcn, jedenfalls aber durch öffent liche Kennzeichnung seiner Persönlichkeit die Verleum dungen vor aller Welt zu entkräften. Denn man würde sich einem Irrtum hingeben, wenn man glaubte, daß hier das Wort: „Kempor nliquit kaaret" nicht seine Anwendung fände. Tas Buch enthält eine zu geschickte Milieuschilderung, Wahres und Falsches ist zu raffiniert gemischt, als daß es seinen Eindruck verfehlen könnte und der Schaden, den es in England angerichtet hat, ist ganz sicher ungeheuer. Die wenigsten Menschen wenden sich verächtlich vom Klatsch ab, die wenigsten sind imstande die Rezepte zu erkennen, nach denen dieses übel duftende Gebräu fabriziert worden ist. Nun ist aber in der Schweiz im Verlage von Caesar Schmidt in Zürich ein zweites Buch erschienen: „Wilhelm II., wie er geschil dert wird und wie er ist; von einem alten Diplomaten." Dieser alte Diplomat gibt sich den Anschein, als ob er das erste Werk widerlegen wolle. Mit Pathos erklärt er, das deutsche Volk habe ein Recht zu verlangen, daß eine so schamlose Verleumdung seines Kaiserpaares und des ge samten deutschen Kaiserhauses eine gründliche Abfer tigung erfahre". Diese Abfertigung ist wirklich gründlich, denn sie nimmt fünfhundert Seiten ein und fast der gauze Inhalt des englischen Pamphlets ist zum Abdruck gebracht. Ter Verfasser scheint also der Ansicht zu sein, das deutsche Volk habe ein Recht auf die Importierung einer Seuche, nur damit er es nachträglich dagegen immunisieren könne. Wir können uns des Verdachtes nicht erwehren, daß der alte Diplomat genau denselben Zweck verfolgt, wie der Ver fasser des englischen Buches und daß die Widerlegung lediglich geschrieben ist, um dem Inhalt des Pamphletes in Deutschland die weiteste Verbreitung zu geben. Das ist vielleicht auch gelungen, denn das Buch, das sich in einer so patriotischen Absicht einführt, kursiert in den ersten Kreisen der Berliner Gesellschaft und wird wahr scheinlich auch bald im Mittelstand von .Hand zu Hand wandern. Daß das sehr wünschenswert ist, glauben wir nicht. Die Persönlichkeit des Verfassers zu ermitteln, dürfte Wohl in diesem Falle nicht so schiver sein, denn der alte Diplomat nennt an verschiedenen Stellen seines Buches einen Baron von Kottwitz von den Gardehusaren als seinen Detter. Eine solche Angabe, mag sie richtig oder falsch sein, ist wohl geeignet, auf die Spur des Autors zu führen. Jedenfalls wollten wir nicht unter lassen, dem alten Diplomaten etwas unt^r die Larve zu leuchten. Im Interesse der deutsch-eng lischen Beziehungen wäre es von außerordentlicher Be deutung, die Persönlichkeit des Verfassers authentisch fest zustellen, denn hier liegt wohl der schwerste Fall politi scher Brunnenvergistung vor, der seit Jahren die äffend lickte Meinung beider Länder beschäftigt hat. Humana in Zvamstakrilra. Die Ursachen -es Hottent»tten-A«fftan-e». Aus dem Barmer Missionshause werden der „Nat.-Ztg." neuerdings Briefe der Mission des Großlamalandes mit geteilt, die interessante Einblicke in die Entstehungsgeschichte des Hottentottenaufstandes gewähren. Als wichtigste Mit teilung dieser Missionsbriefe erscheint die beiläufige Bemerkung, daß im April alle Hottentottenkapitäne in Gibeon versammelt waren und daß höchst wahrscheinlich an ihren Beratungen ein gefährlicher Heyapostel de« Aethiopia- nismu« teilgenommen hat, alles unter den Augen des Gibeoner Bezirksamtes. Auch vor Ausbruch des Herero- aufstande« im Oktober 1903 fand eine wochenlang dauernde Zusammenkunft der Großleute deS DamaralandeS in Oka- handja statt. So wenig wie BurgSdorff in Gibeon, ließ sich damals Leutwrin durch daS geheimnisvolle Getuschel unter den Eingeborenen in seinem unerschütterlichen Glauben an die Treu« der Witboi« irre machen. Vsrluftttst«. Nach einem amtlichen Telegramm au< Windhuk sind an ThphuS gestorben: Reiter Hermann Demke, geboren am 7. September 1881 zu GodziSzewo, früher Keldartillerie- Regiment Nr. L6, am 20. Dezember im Lazarett Epukiro; Netter Ernst Schulze, geboren am 17. Februar >883 zu Damm, früher Infanterie-Regiment Nr. 41, am 24. Dezember im Lazarett Otjosond«. Am 12. Dezember im Gefecht bei KoeS gefallen: Reiter Philipp Grönninger, geboren am 2l. September 1883 zu Büdesheim, früher Feldartillerie-Regiment Nr. 15. Im Gefecht bei Hudup am 21. Dezember leicht ver wundet: Leutnant Freiherr von Maltzahn, geboren am 27. Januar 1880 zu Köslin, früher Königin Elisabeth-Garde- Grenadier-Regiment Nr. 3, Prellschuß am rechten Ober schenkel; Sergeant Julius Alex, geboren am 11. November 1877 zu Umstadt, früher Infanterie-Regiment Nr. 112, Fleisch schuß in den linken Oberschenkel; Sergeant Karl Scholz, geboren am 31. Mai 1874 zu Erfurt, früher Infanterie- Regiment Nr. 71, Prellschuß am linken Fuß; Unteroffizier Wendelin Frank, geboren am 6. Mai 1878 zu Bern (Schweiz), früher Dragoner-Regiment Nr. 14, Streifschuß an der Nase und am rechten Oberarm. ver luttircd-japanircbe Weg. Neber die bisherigen Nriegraufrvendungen Rutzlaud» bringt das „Echo de Paris" einen langen Artikel au« der Feder seines Petersburger Korrespondenten. Nach den darin enthaltenen Einzelheiten hat vom Beginn des Krieges bi« zum 23. November Rußland 476 Millionen Rubel veraus gabt. Zur Deckung der Kosten bis zum 14. Februar sind 252 Millionen angewiesen, sodaß das ersteIahrdeSKrieges im ganzen 728 Millionen Rubel verschlingen würde. Von der letzten Anleihe und von den Ersparnissen am letzten Budget sind noch 298 Millionen disponibel, so daß am 14. Februar noch 40 Millionen vorrätig sein würden, selbst wenn die bewilligten 252 Millionen ganz verbraucht würden. Man nimmt in Petersburg an, daß der Krieg noch ein volles Jahr dauern unk noch weitere 600 Millionen kosten wird. Hierin sind auch lO Millionen einbegriffen, die für die Legung eines zweiten Gleises der sibirischen Bahn ausgeworfen worden sind. Die Goldreserve im Schatzamt ist nicht an gegriffen worden und man hofft, ohne sie auszukommen. Sie würde hinreichen, die Zinsen der Staatsschuld für die nächsten drei Jahre zu decken. Line russisch-türkische Kombination. DaS „B. T." läßt sich aus Konstantinopel telegra phieren, auf die am 1. Januar 1905 fällige Rate der Kriegsentschädigung wolle Rußland verzichten, wenn die Pforte sich verpflichte, die Sch Warze meerflotte un- gehinvert passieren zu lassen, sobald Rußland den Augenblick für die Aussendung der Flotte gekommen erachte. All das sind zweifellos sensationelle Konjekturen. Anschläge gegen rNilitärtransporte und Monumente. Wie nach einem Lemberger Telegramm polnische Blätter aus Lodz melden, ist zur Verhinderung von Militär transporten die Eisenbahnbrücke bei Pobjeanice unterminiert worden. Eine dieser Minen explodierte ohne Schaden anzurichten, eine zweite Mine wurde von dem Bahnwärter rechtzeitig entdeckt. Die ganze Eisenbabnstrecke wird jetzt von Militär bewacht. In der Nähe der Kirche zu Lodz explodierte eine Bombe, weitere Sprengmittel wurden aufgefunden. Nach Meldungen auS Zenstochau wurde gegen das dortige Denkmal des Zaren eine Bombe geworfen, die den Sockel zertrümmerte. Die Neutralität -er Niederlande. Wie aus dem Haag depeschiert wird, wurden zur Auf rechterhaltung der Neutralität von Niederländisch-Indien in Sabon zwei Linienschiffe, zwei geschützte und ein un geschützter Kreuzer sowie vier Torpedoboote stationiert, außerdem im Archipel drei Linienschiffe. Im Hafen von Nieuwediep wurden zwei Kreuzer segelfertig gemacht, die das Geschwader in Indien verstärken sollen. Kondratenko und Stössel. Eine Reutermeldung aus Tokio, die sich auf eine „glaub hafte Quelle" bezieht, will die Nachricht vom Tode des Generals Kondratenko bestätigen; außerdem wird gemeldet, daß General Stöss el infolge eines Sturzes vom Pferde eine Verletzung erlitten habe und daß General Smilnow verwundet sei. Belagert« «nd Belagerer. Tokioter Reutermeldungen aus Port Arthur besagen, die Besatzung sei der Zuversicht, daß der Entsatz vor dem 1. März eintreffen wird. Ungeachtet ver schweren Verluste im Gefechte am 203 Meter-Hügel am 26. November ist die Garnison fest entschlossen den Kampf b i S auf den letzten Mann fortzusetzen. Es heißt, die Armee habe ausreichende Vorräte bis Februar, auch die Marine habe Proviant für einen Monat. Nach Petersburger Meldungen des „L.-A." sind im Norden und Nordosten von Port Arthur nach Depeschen aus Tschifu die Forts 3 und 12 gänzlich zerstört. Sie wurden während des Kampfes wiederholt von den Japanern erobert und von den Russen zurückgewonnen, bis sie schließlich von keiner Partei mehr besetzt wurden. Die mo ralische Haltung der Japaner ist sehr gesunken, zahlreiche Fälle von Auflehnung sind vorgekommen und einige Dutzend japanische Soldaten wurden deswegen er- s chofsrn. Drei Obersten sind vom Dienste entfernt worden. Japanisch« Verluftliften. In Tokio veröffentlicht die Militärbehörde eine Ver lustliste, nach welcher 33 Offiziere gefallen und 65 ver wundet wurden, wahrscheinlich bei Port Arthur. Die Marinebehörde veröffentlicht eine Verlustliste, nach welcher 9 Offiziere und 65 Mann beim Spezialdienst umgekommen sind. Zeit, Ort und nähert Umstände sind nicht angegeben; man vermutet, daß wieder ein Kreuzer auf eine Mine ge laufen, gesunken oder havariert ist. veulscbes IZeicb. Verlt«, 28. Dezember. * Der Parteitag der preußischen Sozialdemokratie wurde programmgemäß heute im Berliner Gewerk- fchaftShause eröffnet. Unter Len Teilnehmern bemerkte man die Reichstagsabgeordneten Singer, Pfann- kuch, Molkenvuhr, Ed. Bern st ein,Geri sch, Ledebour, Bömelsburg, Zubeil, ferner den früheren Reichstagsabgeordneten und „Dauerredner" Antrick, den Privatdozenten a. D. Dr. LeoArons- Berlin, den aus der früheren freireligiösen Agitation in Berlin bekannten, jetzt in Stettin ansässigen Staotver- ordneten Vogtherr, den früheren Reichsagsabgeord- neten Dr. Braun mit seiner Gattin, der in letzter Zeit wieder viel genannten Tochter des Generals v. Kreisch- inan. Die Eröffnungsrede hielt Abg. Singer, der ausführte, es sei notwendig geworden, auch eine sozial- oemokratische Organisation für Preußen zu schaffen, das der Hort aller Reaktion sei, zumal die preußischen gesetz gebenden Körperschaften es als ihre Aufgabe betrachte ten, die Rechte der Besitzenden zu stützen und unter einem Scheintonstitutionismus die Reaktion und den Bureau- kratismus zu föroern. Vier wichtige Fragen würden den Tag beschäftigen. Tie Wohnungsfrage werde nur gelöst werden können, wenn Grund und Boden in Ge- meinbesitz übergeführt sein wird. Zur Kontraktbruch frage werde die Arbeitersckwft die Gleichberechtigung der länülichen und industriellen Arbeiter verlangen und gegen den Gesetzentwurf protestieren, der bei den länd lichen Arbeitern das letzte Nestchen Menschenwürde er stickt. In der Schulfrage werde der Tag einen flammen den Protest gegen die Bestrebungen der Reaktion, die Schule zur Magd der Kirche zu degradieren, erheben, und keinen Zweifel lassen, daß das, was die liberalen Parteien wollen, nichts als ein elendes, schwächliches Kompromiß sei. Zuletzt werde der Tag aussprechen, daß er verachtungsvoll auf das elende geheime Wahlrechts system herabsehen und nicht früher ruhen werde, bis es gebrochen sei. Die Notwendigkeit, das reaktionäre System in Preußen zu brechen, beweise am besten die Königsberger Schmach. (Beifall.) Zu Vorsitzenden wurden gewählt Singer (Berlin) und Schütz (Breslau). Zum ersten Punkt der Tagesordnung: Wohnungsgesetz entwurf, wurde eine Resolution des Stadtverordneten Heimann (Berlin) angenommen, die folgende Forde rungen erhebt: „Der Parteitag der preußischen Sozial demokratie fordert unter Verwerfung ües preußischen Gesetzentwurfs: 1) Ten Erlaß eines umfassenden Reichs- Wohnungsgesetzes, unter anderem mit Bestimmungen für die in den einzelnen Gegenoen zu erlasfenden Woh nungsordnungen und weitgehendem Enteignungsrecht zu Gunsten der Gemeinden. 2) Schaffung eines Reichs wohnungsamts als Zentralinstanz für die in allen Ge meinden zu errichtenden kommunalen Wohnungsämter. 3) Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechtes für alle Einwohner der Gemeinde. Aufhebung aller Vorrechte für die Hausbesitzer. 4) Völ lige Selbstverwaltung der Gemeinden. Erst wenn diese politischen Vorbedingungen gegeben sind, werden die Ge- meinden die Wohnungsnot ernstlich bekämpfen können. Als hierfür geeignete Mittel kommen in erster Linie in Betracht: s. Erhaltung und Vermehrung des Gemeinde eigentums an Grund und Boden, b. Errichtung durch die Gemeinden von Häusern mit gesunden, dein Bedürf nis der breiten Massen entsprechenden Wohnungen, welche zu Mietspreisen abzugeben sind, bei denen nur die Verzinsung und Amortisation des aufgewendctcn Kapitals, sowie die aus der Instandhaltung der Gebäude entstehenden Kosten in Ansatz gebracht werden, e. Be steuerung des unverdienten Wertzuwachses an Grund und Boden, ck. Aufstellung von umfassenden Stadt- erweiterungsplänen und Erlaß abgestufter Bau- ordnungen. e. Uebernahme der Verkehrsmittel in kom- munale Regie und Planmäßige Aufschließung des Ge meindegebietes. * Tte Kanalkommiffion des Abgeordnetenhauses ist jetzt auf telegraphischem Wege zum 3. Januar einberufen worden, um die fertiggestellten Berichte der Referenten Dr. von Quistorp und Dr. am Zebnboff über die Kanalvorlage festzustellen. Abg. Dr. von Quistorp hat den auf den GroßschiffabrtSweg Berlin—Stettin bezüglichen Teil, Abg. Dr. am Zebnhoff die übrigen Teile Kanalisierung der Oder von der Neissemündung^ bis Breslau, Re gulierung der Warthe und Netze, ^chisfahrtskanal Rhein- Hannover) bearbeitet. Der Bericht des Abg. Dr. am Zehn- Hoff stellt ein sehr umfangreiches Werk dar, er ist 300 Seiten stark und enthält 10 Anlagen sowie verschiedene Illustrations beilagen. Die vollständige Drucklegung des Berichts soll bis zum 10. Januar vollendet sein, und es soll, wie ein Bericht erstatter meldet, die Absicht bestehen, auf die erste Beratung deS Etats sofort die zweite Lesung der Kanalvorlage im Plenum folgen zu lassen. * lllctne Lchadcncrsaß-flicht deS Arbeitgebers wegen versäumter Markcnklebung. Während die Land- und Ober- landeSgcrichte bislang die Frage, ob der Arbeitgeber, der es unterläßt, für seine Arbeitnehmer die Beitragsmarken der Invalidenversicherung zu verwenden, ihnen zum Ersatz^ des ent standenen Schaden« verpflichtet ist, in verschiedenem Sinne be antworteten, die meisten sogar geneigt waren, sie zu bejahen, hat das Reichsgericht kürzlich eine verneinende Antwort erteilt. Allerdings beruht die Entscheidung noch auf ge meinem Recht und deshalb wäre es immerhin nicht aus geschlossen, daß auf dem Boden des Bürgerlichen Gesetzbuch« das Reichsgericht zu einem andern Ergebnis gelangte. Allein das erscheint nicht wahrscheinlich, weil der Gerichtshof aus dem Invaliditäts Versicherungsgesetz selbst die Tatsache entnimmt, daß eine Zuwiderhandlung gegen besten Bestimmungen über die Markenverwendung nicht ersatzpflichtig mache und außerdem daS Gesetz eine privatrechtliche Verpflichtung den Arbeitgebern nicht habe auferlegen wollen. Letztere« nach der „K. Ztg." ohne Zweifel zutreffend, und es kann jedenfalls hierauf die Schadenersatzpflicht nicht gestützt werden. Die Folge dieser Rechtsprechung ist, daß sich der Arbeit nehmer an niemanden wegen seines Ersatzanspruchs halten kann, wenn ihm die Rente, die ihm an und für sich zustehen würde, versagt werden muß, weil die Voraussetzung der ge leisteten Beiträge, und zwar infolge des Verhaltens deS Arbeitgeber« nicht gegeben ist. ES muß der weiteren Er örterung Vorbehalten bleiben, wie es möglich ist, diese
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