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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041219016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-19
- Monat1904-12
- Jahr1904
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Sette 2. Nr. «44. S8. A-Hr«. veiPMrr ra-e-le«. Moulag, 19. Dezember 1994. größere Summe zur Bestreitung der Kosten der für den SchiffahrtSverkehr erforderlichen Stromverbesse- rungeu angesammelt wird. — Scherl in Oesterreich. Dir „StaatSdürgerzettuna" will wiffen, daß August Scherl unter allen Umständen nmchloffrn fit, sein Zeitung-monopol aus Oesterreich auszudehnen, trotz der Ab sage, die er vo» der Wiener „Zelt'* erbte». Sein» Unterhändler bereisen nach der „Staatsbürger,ettung" die ganze österreichische Monarchie und wagen sich sogar in dat national erregt« Inns bruck. Geplant sind zunächst Anzetgrn-Kopfbliltter für alle Provinzhauptstädtc. — Herr Arthur Dix, Thesrrdakteur der am Leben erhaltenen „Nationalzeüung", erklärt an der Spitz» der Sonntagsnummer, daß die redaktionelle Leitung des Blattes dieselbe bleibe und der alle Redaktion-stab, auch für den politischen Teil, sowie der Mttärbeitrrkrei« keine wefrptllch» Veränderung erfahre. — In der konstiluirendrn Sitzung des Komitees zum zweiten Deutschen Kolonialkongreß im nächsten Jahre wurden einstimmig zvm Präsidenten HerzogJohann Albrecht zu Meckl rnburg und zum stellvertretenden Präsidenten Sxrellenz von Holleben gewählt. *-a«Ut«rß, 17. Dezember. Dir Hamburg-Amerika- linie hat, wie der ^Frkf. Ztg." aus Kopenhagen gemeldet wird, mit der Bereinigten DampsschiffS-Gesellschaft Verband- lungen über da» Ausyören des Konkurrenzkampfes geführt, die ei» günstiges Ergebnis hatten. Es wird ein Vergleich geschloffen unter der Bedingung, daß die dänische Gesellschaft den Transport russischer Emigranten aufgrbe. * Bielefeld, 17. Dezember. Durch mehrere Zeitungen geht die Nachricht, daß Pastor v. Bodelschwingh,.der neuerdings wegen seiner Landtags re den viel genannte Altkonservative, eine theologische Schule mit ausgesprochen positiver Tendenz in Verbindung mit seinen Anstalten in Bethel errichten will. Sie soll zunächst für junge Theologen bestimmt sein, die soeben vom Gymnasium kommen und „sich im Worte der Wahrheit befestigen möchten", wie Herr von Bodelschwingh sagt. Das vorgeschriebene akademische Trieuuium soll nicht abgekürzt werben. Die Schule soll auch andere« Studenten offen stehe. * Gelsenkirchen, 17. Dezember. Die „Emscher Zeitung", ein national-liberales Blatt, welches seil einer reich lichen Zahl von Jahren eine wackere Borkämpferin der Partei gewesen ist, soll, wie der „National-Zeitung" gemeldet wird, eiugehe». * Metz, 17. Dezember. Der Bischof Benzler weilt nicht mebr in Rom. Wie sich der „L.-A." berichten läßt, ist der Zweck seines Aufenthaltes, sein Vorgehen in den ver schiedenen Angelegenheiten seiner Diözese klarzulegen, erreicht. Im Vatikan soll anerkannt worden sein, daß die Diözese Metz eine der schwierigsten Deutschlands sei, und man soll ibn gebeten haben, sich nicht durch diese Schwierig keiten abschreckeu zu lassen. Sollteer, der bisher „weltfremde" Abt, einmal in Zweifel geraten, welchen Weg er einzu schlagen habe, so möge er Weisungen von Rom ein holen und abwarten. Man warnte den Bischof, Ein flüssen nachzugcben, die auf das gute Verhältnis zwischen der Kurie und der Reichsregierung trübend einwirken können, und sagte ihm, daß die Straßburger Fakultät kein papierenes Zugeständnis des Papstes gewesen sei. Man legte ihm dringend ans Herz, eine Anzahl der besten Schüler vom bischöflichen Seminar in Metz alljährlich zum Studium an der Straßburger Fakultät zu entsenden, damit diele Studenten als deutsch durchgebildete Lehrer später an dem Metzer Seminar wirken könnten. * München, 17. Dezember. Am Montag begebt Professor Lujo Brentano, der „sozialliberale" Politiker und namhafte volkswirtschaftliche Dozent der diesigen Universität, die Feier seines sechzigsten Geburtstages. Die „Münch. N. Nachr." bringen aus diesem Anlaß einen Leitartikel, worin sie — in HuldigungSstimmung — dem Verfasser des Werkes über die „Arbeitergilden der Gegenwart" bescheinigen, sein sozial politischer Optimismus habe sich durch die Entwicklung der Sozialgesetzgebung wie auch des industriellen Deutschland in entscheidenden Punkten als berechtigt erwiesen, „und wenn er heute wie vor Dezennien an d,e Möglichkeit der Versöhnung herrschender Gegensätze zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern glaubt, so teilt er diesen festen Glauben mit all' denjenigen, die wie wir an der sozialen Arbeit der Zukunft nicht verzweifeln wollen. Auch der Frei händler Brentano wird gewürdigt; am Agrar - politiker wird hervorgehoben, daß er jür die Not wendigkeit des selbständigen kleinen Bauernstandes ein- getreten ist. fistle. * SchtffSd«»rgua>«n: Kaiserliche Marine D. M. S. „Bussard" ist am Id. Dezember in Dar-eS-Salaam ein- getroffen. Konteradmiral Graf von Moltke hat am 16. De zember die Geschäfte des 2. Admirals dcS KrcuzevgeschwaderS vom Kontreadmiral von Holtzrndodff übernommen und ist am 17. Dezeniber mit S. M. S. „Hansa" von Wusuna nach Tsingtau in See gegangen. S- M. S. „Tiger" ist am 16. Dezember in Hankau am Nangrse eingetroffen. Zt M. S. „Iltis" ist am 17. Dezember von Hankau nach Kiukiang mn Uangtse abgegangen. L. M. L. „Luchs" ist am 17. De zember von Canton nach Hongkong in See gegangen. D. M. s. „M ecklcnburg" ist am 16. Dezember in Wuhekmshaven eingetrvffen. - Kurlanck. Oesterreich Ungarn. * Abänderung de» nirdrräfterreichischrn Schulgesetze». Wie nach einer Depesche der „Frkf. Zig." von christlich sozialer Seite bestätigt wird, soll der niederösterreichifche Landtag am nächsten Donnerstag fsu einer kurzen außerordentlichen Session zusanunentreten, um einige Aenderungcn an dein sängst beschlossenen Schulgesetz vor-unehmcn, da die Regierung dessen Sank tion verweigert. Frankreich. * Klage des Doktors Barna», gegen den Mörder Sy- vetons. Wie dem „L.-A." aus Paris gemeldet wird, bringt beute der Tr. Barnay eine Klage gegen den Mör- der Syvetons ein. Dadurch soll die Veröffentlichung des Dossiers oder die Einleitung einer strafgerichtlichen Untersuchung erzielt werden. Barna», will die Verhaf tung der Frau Syveton durchsetzen. Barnay, ein scliarscr Nationalist, trügt seiner Schwägerin unter anderem ihren Bricff an Lemaitrc nach, worin es heißt: „Mein Mann ist ein Opfer Eurer Politik geworden". Amerika« * Der Panamakanal. Es wurde wiederholt erwähnt, daß mit der Ablösung Panamas von Columbia und feiner autonomen Stellung die Schwierigleiten inbetreff des Ver hältnisses dts neuen Staatswesens zu den Vereinigten Staaten keineswegs behoben waren. Mit der Prüfung der ichwebenden Streitfragen war der frühere Zivilgouverneur der Philippinen Taft beauftragt. DaS Ergebnis war, daß die Republik Panama sich den Wünschen gefügt bat, die betreffs der Währungssrage, der Enenbahntarife und deS Postverkebrs von den Vereinigten Staaten geäußert wurden. Andererseits hat nach den „H. N." die Republik Panama hinsichtlich der Erhebung der Zölle und des Anteils an diesen Einnahmen gewisse Zugeständnisse erhalten. End lich ist vereinbart, daß während der Zeit der Bau- auSsübrung die in den Bereich der sogenannten Kanal;»ne eingesührten Güter abgabenfrei bleiben sollen. Es ist weder ersichtlich, ob von vieler Bestimmung uur solch« Materialien betroffen werden, die beim Bau de- Kanals Verwendung finden, noch auch, ob lediglich Erzeugnisse amerika nischer Herkunft oder auch Waren andere» Ursprungs diese Bevorzugung genießen. -kur Zackre». * DreStzen, 18. Dezember. -e- Vom Königlichen Hofe. Der König, die Königin-Witwe, Prinz Johann Georg, Prinzessin Mathilde und die Prinzensöhnc besuchten heute vormittag Len Gottesdienst in der katholischen Hofkirche. Darnach empfing der König einige Abordnungen in Audienz. Nachmittags fand bei dem König» im Taschenberapalais Königs, Fami- lientafel statt, an der die Königin-Witwe teilzu- nehmen behindert war. vrtz«»»erlettzu«ge». Der König hat den nachgeaan«t«i Offiziere« die Erlaubnis zar Anlegung der ihnen verliehene« AuSreichnungen erteilt und zwar: de« K»mmandeurkreu,r« 2. Klaffe des Königlich Schwedischen Schwert-Orden«: de« Oberstltul. Frhrn. v. Milka«, Kommandeur des 1. Ulcur.» Regt«. Nr. 17 „Kaiser Franz Joseph von Oesterreich, König von Ungarn"; des Ritterkreuzes 1. Klaffe desselben OrdenS: dem Hauptm. Rothe, Führer der 1. Maschinengewehr-Abt. Nr. 12. * VafUr z« wohUSttgen Zwecken. I» der Wohnung der Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk trat eine größere Anzahl Herren uud Damen aus allen GesellschastSkrelsen zusammen, um über die Veranstaltung eines großen Ver- kauf».Basar- mit Lotterie und anschließendem Ball zugunsten deS Kinderhospital- auf der Chemnitzer Straße, de« Maria Anna-Kinverdospital-, des Sächsischen Krüppel- Heim- (Königin Carola-Stiftung) und de6 Säuglingsheims in Dresden zu beraten. Die Königin-Witwe vat die Uebernahme des Protektorates für die Veranstaltung zugesagt. Nach längerer Aussprache wurde beschlossen, die Festlichkeit zu Anfang de« nächsten Winter-, nämlich am 4., 5. und 6. November 1905 in sämtlichen Räumen des städtischen AussteUungepalasteS zu veranstalten. Dem Feste soll die Idee eine« Winterfeste- am Hose Augusts des Starken in Warschau zu gründe gelegt werden, verbunden mit theatralischen Ausführungen verschiedener Art. Z Musikschriftstellrr Professor Hermann Starcke, der erste Vorsitzende des „Vereins Dresdner Presse, begeht am 13. Januar sein 40 jähriges Z chr i ft stel l e r j u b i l ä u m. Die „Dresdner Presse" beabsichtigt, ihren Vorsitzenden durch ein Bankett zu ehren, das am Sonntag, den 15. Januar, nachmittags 3 Uhr, auf den» Königlichen Belvedere der Brühlschen Terrasse stattfinden soll. * -o- Aus der sächsischen Schweiz, 17. Dezember. Den Witwen verunglückter Steinbrecher und anderen Bedürftigen wird auch in diesem Jahre eine Weihnachtsfrcude Meil. Die erforder lichen Mittel kommen hauptsächlich aus Gebirgsvereins, kreisen. * Töbcl«, 18. Dezeniber. Der im Juli 1802 im hiesigen GaSanstallSgrundstück gemachte Münzenfund ist vom königlichen Münzkabinett zu Dresden unleriucht und als werlvoll befunden worben. Der Direktor deS Münzkabinetts stellte fest, daß es sich um eine große Zahl von Braktealen aus dem 12. Jahrhundert bandelt, bereu Auffindung für die Münzgeschichle SachienS von ungewöhnlicher Bedeutung ist. Ein Teil der Braktealen ist für da« königliche Münzkabinett angekaust worden, ein anderer Teil ist für da- hiesige Sladt- muieum bestimmt und der Rest soll an Liebhaber verlaust werden. * Chemnitz, 18. Dezember. Die hiesigen städtifäsen KolkWien haben wie in früheren Jahren auch für das Jahr 1905 wiederum 2000 zur Verteilung an wür dige, in unverschuldete Not geratene Veteranen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 be reit gestellt. — Dr. Phil. Ewald Winkler von der Höheren Töchterschule hier ist als Oberlehrer an die Lüisenschule in Düsseldorf berufen worden. * Werdau, 18. Dezember. Die Stadtverordneten haben den Anschluß der Gemeinde Ruppertsgrün an das städtische Gaswerk genehmigt. — Kommer zienrat W. Hempel im benachbarten Teichwolframs dorf hat anläßlich des Ablebens seiner Gattin mehreren gemeinnützigen Anstalten namhafte Stiftungen gemacht. Die Kirchgemeinde empfing zur Ver schönerung der Kirche 3000 die Schulgemeinde zur Beschaffung von Schulbüchern für arme Kinder 1000 die politische Gemeinde 3000 zur Unter stützung Armer, der Landesverein für innere Mission 1500 zugunsten der Siechen und Blöden und ebensoviel der Verein für Krüppel- fürsorge in Thüringen. * Zwickau, 17. Dezember. Zum Vorsitzender» der Kammer für Handelssache« bei dem hiesigen KLnigl. Landgericht ,st an Stelle des nach Dresden versetzte« Lanvaericht«rat« Dr. Richter der LandgerichtSrat Dr. Degen hiersrldst er nannt worden. —e— Pulsnitz, 18. Dezember. DtesiebenOpfer der Lbersteinacr Gchreckensnacht wurden gestern nachmittag 4L4 Uhr auf dem hiesigen Friedhose bestattet. Die auf so tragische und grausame Weife um ihr Leben gekoinmenen Glieder der Freudenbergschcn und Thomschkeschen Familien wurden in sechs Dätgen in ein großes gemeinschaftliches Grab gebettet. Mehr als tausend Personen waren Zeugen dieses Massen begräbnisses. Dem Leichenzug voran schritt der Kgl. Sachs. Militärverein für Obersteina mit Schießabteilung und Fahne. Herr Pfarrer Schulze hielt die Trauerrede. Treuen, 18. Dezember. Infolge des günstigen Standes unserer städtischen Finanzen sollen im nächsten Jahre nur drei Steuertermine erhoben werden. * Schöneck i. B., 18. Dezember. Der Gemeinderat hat die Einführung der Umsatzsteuer beschlossen. I. Johanngeorgenstadt, 17. Dezember. Nach dem von. Stadtgemeinderare genebmigten StadthauSbaltplan auf das Jahr 1905 sind insgesamt 51 643 .4 durch Anlagen zu deckende Fedlbeträge vorhanden. Die Anlagen werden im nächsten Jahre wieder nach Höbe von 3 v. H. erhoben, doch hofft man für 1906 auf eine Ermäßigung zukommen zu können. Neu erscheint für das Jakr 1905 tue Rechnung der Gasanstalt, die mit einem Ueberschusse von 1199 „L abschließt. -km Zackrenr Umgebung. * Belgern a. d. E., 18. Dezeniber. Die Stadt verordneten genehmigten die Magistratsvorlage, be treffend Vergrößerung des Elbausladc- Platzes, ferner den Etat der zu errichtenden Fort bildungsschule, und erteilten dem bisherigen Pächter der Elbsähre, Fährmeister Degen, ans sein Höchstgebot von 3940 den Zuschlag. Wettin, 18. Dezember. Um die hiesige Bürger in e i st e r st e l l c haben sich 94 Bewerber gemeldet. Kunstkalender für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Im Neuen Theater wird heurc das bei seiner Premiere mit größtem Beifall aufge nommene Schauspiel „^Ims Mater" von Victor Stephany wiederholt. Morgen geht L'Arrongcs gemütvolles Lim,piel „Doktor AlauS" in Szene. — Im Alten Theater er scheint heute „Die Fledermaus" mit Frl. Toni Braun ersrmals in der Partie der „Rosalindc" und .vcrrn Grinzenberger vom Dresdener Residcnztheater in der Rolle des „Falke" als Gast aus Engagement. Morgen wird Lehars Operette „Der Rastel - binder" aufgcführt. — Zum ersten WeihnachtSfeierlag wird im Neuen Theater NeßlerS „Trompeter von Säkkingen" neu einstudicrt. Auch wird für die beliebte Oper ün Atelier des StadttheaierS eine neue Ausstattung hergestcllt, insbesondere für das Maifcst-Ballelt, welches Frl. LlrengSmann neu enr- wirft und in großem Stil arrangiert. Mir Interesse dürste auch die am selben Tag im Alten Theater stattfindcne '^re- mierc von Gustav Kadelburgs neuem Lustspiel „Ter Familien- tag" erwartet werden, das gegenwärtig täglich im Berliner Lustspielhausc gegeben tvird mit einem Erfolg, wie er einem Werk der heiteren Muse seit langem nicht mehr beschieden war. Bereinigte Leipziger Schauspielhäuser. Heute, Montag, und Freitag wird LchnihlcrS Schauspiel „Der einsame W c g" wiederholt, und Dienstag geht im 17. Mirtivoch-Abonne- ment Ludwig WeberS Schauspiel „Kain" in Szene. — Im Theater am Thomasring sind heutc und Freitag Wiederholungen von „C r a i n q u e b i l le" und „Jephtas Tochter". Dienstag gehr als volkstümliche Vorstellung bei halben Preisen „Die Grille" in Szene. Bergnülkiingen. Den Bogel abaeschoksen hat gestern der bekannte und be liebte Komiker der SeiLel-Liinger. Herr Raimunv Bennewitz mit seiner urkomischen parodistiichen Nummer als lebende Pappen- Feuilleton. Theater. Schauspiel in 4 Akten von Victor Stephany. Ersluttttthnnig im „Neuen Theater" > ,» LeiVzia am 17. Dezember 190-1. Die Pädagogik und die militärische Disziplin auf der Bühne; Tragödien, die auf den Gymnasien, Universitäten, in den Kasernen spielen — das ist das Neueste. Und in diesem Fahrwasser gleiten gemächlich auch schlecht kalfaterte Kähne zum erwünschten Ziel. Die Götter schenken ihnen günstigen Fahrwind, die Agenten sitzen am Steuer; die Di rektoren bringen sie in ihren Haken. Vom „Zapfenstreich" und anderen Soldatenstückea wollen wir hier nicht sprechen. Die „XlwL water" führt uoS auf daS Gebiet, wo die Jugend und ihr« Lehrer sich tummeln. Da haben wir ein Stück aus den Kreisen der Volksschule mit einem kriminalistisch angekränkelten Helden, „Flachsmann als Erzieher". Dann wieder spielen die Gymnasiallehrer ihre Rolle, wie im „Probekandidaten" und neuerdings im „Traumulus", wo ein Primaner zum tragischen Helven gemacht wird und ein Lehrer zum tragikomischen. Nachdem nun die dramatische Muse daS Abiturieuteaexamen glücklich bestanden hat, be zieht sie die Universität. Schon Roderich Benevix Hal m seinen Lustspielen, zuerst im „Bemoosten Haupt", dann im „Alte« Magister" und in den „Relegierten Stu- deuten" akädemischeS Leben auf die Bühne gebracht; er wußte wohl, daß auf unser» Universitäten ein deutsch-nationaler Geist weht, welcher dem Auslande fremd ist. Doch er brachte uur ewige Ausschnitte an- diesem Leben, er wollte uu» nur die geifisiae Quintessenz desselben geben. Neuer dings erschien auf de» weltbedeutenden Brettern „Alt- Heidelberg" mit einem Bombenerfolg — und diese Lorbeere« ließe« andere Dichter nicht schlafen. Der burschi kose Hartleben brachte ein verunglücktes Stück, über dessen Grab die grüne Linde von Jena raufcht. „Jung-Heidelberg" zog mit Sang uud Klang in die Hallen ThalienS ein . die Operette wollte nicht zurückbleiben, wo das Schauspiel solche Triumphe gefeiert hatte, uud jetzt folgte „^Iwa marer", eine Sammlung lebender Bilder aus der Studentenzeit, frisch, gesinnung-tüchtig, aber an einen dürftigen Faden fragwürdiger Handlung gereiht. Die Heldin ist «ine junge Büffettdame, di« m>l zwei Studenten angebänvelk hat. Der erste, den sie liebt, ist fort gegangen, ohne lange Zeit etwa» von sich hören zu lassen, der andere will sie heiraten und sie ist damit einverstanden. Heiraten hat ja feinen eigenen Wert — nnd mit der Liebe nicht allzuviel zu tun. Doch der erste Freier kehrt un verhofft zurück, die alte Leidenschaft erwacht in dem Mädchen. Wie da- Sasernensräulein im „Zapfenstreich", besucht sie den Geliebten zu später Stunde auf seinem Zimmer und wie dort, werden di« Liebend«» von dem zweiten überrascht, nur daß der Stubeut sei» Liebchen nicht wie der Leutnant in »emrm Schlafgemach versteckt, sondern eiae Treppe höher. Zwischen d« beide«, dem kaltgeftellteu Bräutigam und b» Hwtzenseaabmm von früher kommt «S nu« zu einer ernsten Aussprache. Der erstere hat allen Grund, za glauben, daß daS Büffettfräulein hier ins HauS geschlüpft ist; der zweite leugnet das natürlich und läßt sich zuletzt durch das heftige Drängen des Freundes verleiten, sein Ehrenwort zu geben, daß das Fräulein nickt bei ihm ge wesen sei. Ein anveres Mal aber überrascht der Bräutigam die Treulose, wie sie sich von dem Freund abküssen läßt. Nun folgt eine Forderung auf Säbel; dock im letzten Moment erklärt der Geforderte, daß er sich unwürdig fühle, einen ritterlichen Kampf zu bestehen; er habe sein Ehrenwort ge brochen. Da wenden sich alle von ihm „mit Grausen" ab und der ehrlos Gewordene sucht mit seinem Liebchen den Tod. In der Szene zwischen den beiden Freunden herrscht dramatische Spannung und dramatisches Leben. Leider aber ist eS dem Dichter nicht gelungen, die Seelenzustände der Susi, die all vas Unheil anrichtet, uns recht verständlich zu machen, noch weniger aber mit dieser Haupthandlung vie studentischen Vorgänge der water in drama tischen Zusammenhang zu bringen. Und doch sind diese nicht blos der Hintergrund, sie sind Selbstzwecks sie drängen sich vor mit aufdringlicher Detailmaler«, Der Bierkoment, der für Außenstehende wenig Sympathisches hat, wird mit allen seinen Eigenheiten und KunstciuSvrücken breit ausgemalt; wir wohnen einem Kommers bei, hören der» LandeSvater singen und einen Professor eine an sich ganz schöne Rede halten, die aber keinen Bezug auf unsere Heide«, die Studenten Bayer unv Klein und das lebensgefährliche Büffettinäbcken Susi hak, ja die Naivetät, »somit der Autor feinen undramatischen Photographenkastxn aufstellt, geht so weit, daß er uns iiu letzten Akt ein Sähelduell zwischen zwei Studenten vorjührl, bas ohne alle Beziehung auf die eigent.» liche Handlung des Stückes ist, nickt- als ein breit nnge» schobenes Schaustück. Die Darsteller gaben sich alle Mühe, das Schauspiel zu halten. Am schwierigsten ist dies bei der Rolle der Susi; diese gefühlvollen Biermamsellen mit ihrer Büffettlyrik sind zwar ganz „modern" und die „Revolution der Literatur", welche die alten Heroinen köpfte, begann damit, dies« Heben der Bierstuben auf den dramatischen Schild zu heben; doch wo die Sache tragisch wird, da hapert eS etwas mit solchen Heldinnen. Fräulein Wüst hat Routine in diesen Rollen; die Affcktszenen brachte sic wirksam zur Geltung; wo sie sich aber mit ihren Gefühlen auseiuandersetzt, da verfiel sie in ein zaghaftes Piano, als müßte sie das Publikum damit langweilen. Sehr gut war Herr Hahn als der solide stürmische Ehemann Klein, er hatte Temperament und Feuer, Herr Schny führte die schwierige Rolle deS Georg von Bayer mit Gewandtheit durch. Der Geheimrat Bopper de« Herrn Brunow war ein durchgreifender begeisterter Redner, Herr Walter als Wimpfling präsidierte dem KommerS mit Energie; Herr Häuseler al« Rother war ganz ergötzlich in der emsigen humoristischen Szene de« Stückes. Die Korps- diener der Herren Zad eck und Prost, der Wirt de« Herrn Biebrach, der muntere Backfisch Lore de« Frl. Balbry und dz« Studenten der verschiedenen Korp« halsen ein Ensemble bilden, welche« Herr Hellmuth-Dram lebendig gruppiert und mit bezug auf die studentischen Zeremonien und Kostüme mit peinlichster Treue an allen DetmlS ausgestattet hatte. Kackalk vo« Sottaalwll. Der einsame weg. Schauspiel in 5 Alten von Arthur Schnitzler. cirslauftühruna im Letvctger Schau spielhaus am 17. De;emv«r 1901. Der „einsame Weg" ist ein Titel, den Schnitzler dem Kollegen Philippi scknöve vorweggenommen dat: der „goldene Käfig", daS „dunkle Tor", der „grüne Zweig", aber: der „Dornenweg". Unv könnte doch gerave fo gut der „einsame Weg" beißen. So fehlt ein Stück an der Uniform des Dra- matiku« Philippi. Andrerseits wird der ebenso zugkräftige a>S jymboliscke Titel die Enttäuschung nickt Welt machen tonnen, die Schnitzler« neues Stück allen denen bereiten muß, die an den Verfasser der „Liebelei" unv des „grünen Kakavu" hohe lsterariiche Ansprüche stellen. Es ist ein unausgereifteS, nicht in die Tiefe gedachtes und dramatisch unwirksame« Werk. Der Mangel an dramatischem Leben, den auch zwei drei Tote nicht zu verdecken vermögen, ergibt sich schon aus der Wahl deS Stoffes. Ein vornehmer Junggeselle hat einen außerehelichen Sohn. Die Mutter zieht ibn als ehelichen aus unv weiß zeit ihre- Lebens ihrem Gatten die Tatsache ver borgen zu halten, daß er nicht Blut au« seinem Blut in den Adern hat. Als die Gute dann stirbt und das Ge heimnis ebenso vornehm wie klug mit ins Grab nimmt, erwacht da« Vatergefühl deS Junggesellen von neuem heftig. Er will sich die Liebe des jungen Mannes erzwingen. Um sonst. Die Stimme des Blute« klingt nicht. Zweifellos ist dieses Quentchen Handlung vo« Sch uitzler so zart und poetisch wie nur möglich ungefaßt. Ohne Frage findet sich im Dialog manch« Feinheit, in den Situationen aus der Szene mancher erwärmende Moment, der völlige Mangel an dramatischer Spannung aber, die breite« und ganz prosaischen exposttionellen Gespräche zwischen den einzelnen Personen, die mäßige Aufdeckung der psycho logischen Triebe schließlich, da« alle« laßt den Zu schauer nicht recht in den Stoff dringen. Schnitzler hätte sicherlich eine in jeder Beziehung schätzens werte Novelle aus diesem Vorwurf gestatten köanen, auf der Bühne versagten ibm fast alle Figur»». Sympathisch berührt in feinem Stück vo« neuem die Seelen aristokratie ver handelnden Personen, diese lautere unv reite, von Schönheit gesättigt« Denkweise der materiell gut Ge- stellten. Ein ganz äußerliche» Moment jedoch gefährdet Szene für Szene den Ernst der Situation: alle Personen Haven Cylinder auf den Köpfen. Mau sollte e« nicht für möglich ballen, wie irritierend ei« curscheineud so neben sächlicher Umstand wirken kann. Besonder» dann, wenn diese ladello« gewichsten Cylinder in einen Wettbewerb ver Farbe mit den weHen Gartenrnöbeln treten, die im ersten, dritten und letzten Akt Milieu markieren. Am Sonnabend abend verhielt sich da« Publikum ge messen. Sektionsweise« Rutsche« uud Veränver« de« Körper« auf den Plätzen zeigte dem Theaterhabiwb deutlich an, daß man sich hin und wieder langweilte. Ein vollgepfropfte« Haus setzt diese Verlegenheit gegenüber dem Autor gern in Heiterkeit um. Ich la»n mir denken, daß am gestrige» Souoiag di« Haltung de« Publikum« ei«« gauz andere war al« die der Premierenbrsucher. Ab« keine de« Dichter vor- teilhafttre. Scknitzler berührt sich diesmal leicht mit Maeterlinck. Seine Personen sind am besten gezeichnet da, wo sie schweigen. Die Bebusiamkeit deS Dialogs, die ständige Reserve im Aus druck, die schamkafte Aeußerung der Empfindungen, daS alle» getaucht in eine melancholische, um nicht zu sagen weinerliche Atmosphäre, macht den Schauspielern ihre Ausgaben schwierig. Wcnn das Ensemble des SchauspielbauseS weder das Wiener Kolorit noch die Lebenswahrheit der Perionrn zu verdeutlichen vermochte, so ist daS von sich bedauerlich, in großem Zusammenbang gesehen aber entschuldbar und begreiflich. Welches Ensemble wird rem Maeterlinck-Stil überhaupt gerecht? Herr Mehnert fand sich noch am besten »urecht, besonders im letzten Alt, wo er eine glücksiche Mischung von lächelnder Selbstironie unv philosophischer Rübe bot. Auch Herr Eggeliug gab wenigstens eine glaubhafte Figur. Dagegen versagte Herr Müblhoser in seiner wichtigen Rolle vollständig. Und sowohl Herr Bornstedt wie Fräulein Reicher batten so undankbare Rollen, 'daß sie gar nicht in die Lage kamen, ihre Kräfte spielen zu lassen. Fräulein Im misch schließlich lieb einer belanglosen Nebenfigur etwa- Farbe, ybne doch mehr geben zu können, al- ihr der Autor er möglichte, und Herr Böttcher zeigte zwar viel Ernst uud gutes Verständnis, aber gleichzeitig auch die Unfähigkeit, eine wichtige Rolle beute schon durchzuführen. Außerdem sprach er so leise, daß er stellenweise ganz und gar unverständlich blieb. So war denn der Abend im Ganzen eine Enttäuschung. Die Bekanntschaft mit dem neuesten Schnitzler war in;edem Falle recht interessant und wir wissen Herrn Direktor Hartmann Dank für die Aufführung, die ein Symptom »einer fortschrittlichen Bühnenleitung ist, eine herzliche Freund schaft aber verbindet un« mit diesem Schnitzler nickt. Und daß der sonst fo originale Dramatiker so gar kein Bedenken trug den Dr. Rank au« Ibsen« „Nora" un« nochmals abzukouterfeien, und dazu noch recht mittelmäßig, könnte uns fast bewege» untere Hochachtung für ibn etwa- zu mindern. Aber schließlich: ,n einer Zeit, da Plagiate al« geistige Großtaten erklärt werden und Maximilian Harden sich den kleinen Jacobiobn auf den Schoß setz:, um idm die Härchen zu streicheln, die ihm die bös« Presse gekrümmt, in einer solchen Zeit überlegt man sich'S zehnmal, ehe man einen Dieb einen Dieb und einen GedächiniSathleten einen Pla giator nennt. „Da parole » St» ckouvb« ä I'kamma paar cke^uiser »» vensbo," sagte Tayllerand einmal: „Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seme Gedanken zu verbergen." Lspieott sat. 2sokorlied. Lheater am Lhamasring. Leipzi«, 18. Dezember. „Eraiuquebille", rin dreiaktige« Schauspiel von Anatole France ging beute abend zwar nicht mit unbestrittenen, aber doch gutem Erfolge erstmalig in Szene. Da« Ganze ist eine Satire auf die Polizei und die Rechtsprechung Frankreichs. E« enthält gute Vzenen, doch kommt nicht alle« mit jener durchschlagenden Kraft zum Ausdruck, wie eS bei einer guten Komödie eigentlich der Fall sei« sollte. Dir kommen aus Stück uud Aufführuna «och «»mal zurück. I» V.
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