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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041216018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-16
- Monat1904-12
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Leipziger Tageblatt. Seite 1». Rr. «39. 98. Jahr«. Heber die Deckung sind wir trotz der Erklärungen des Staatssekretärs gerade so klug wie vorher. Gewiß iilüsien die notwendigen Ausgaben bewilligt werden, aber doch rmr, wenn gleichzeitig die Mittel dazu geboten werden. Deshalb muß die Deckungsfrage betxmLelt werden. Dem Gedanken der Wehrsteuer stehe ich nicht sympathisch gegenüber, weil sie die ganze Wehrgesetz gebung bedenklich berührt. Und glauben Sie denn, Laß durch die Wehrsteuer dauernd 16 Millionen heraus kommen werden? Ich würde mich freuen, wenn der Reichstag bei der Vorlage wegen des Defizits Zurück- Haltung übte und die Regierung zwänge, mit direkten Reichssteuern zu kommen. Einzelne Bestimmungen der Vorlage müssen geprüft und geändert rverden, aber im ganzen ist sie uns sympathisch. Die Beschränkung in der Erteilung des Ziviloersorgungsscheines ist an sich richtig, aber die Behörden werden in der Auswahl mehr be- schränkt werden. Der Vorlage über die Offiziers pensionen stehen meine Freunde längst nicht so fym- pat^sch gegenüber wie der Mannschaftsvorlage. Die Vorlage will durch Aenderung des Pensionsgesetzes die Anziehungskraft des Lffizierkorps verstärken. Ich glaube, die Anziehungskraft stärkt man nicht durch Ver besserung der Pension. Tie älteren Berater der Offi ziersaspiranten betrachten ihren Beruf als solck*en. wie sich ihr Avancement gestalten werde usw. Wenn der Kriegsminister den Offizieren das Abiturlenteneramen vorschreiben würde, so würde das gleiche Bildungsniveau jedenfalls den Anreiz, diesen Beruf zu ergreifen, erheblich steigern. Datz die Pensionsbeiträge der unteren Chargen erhöht werden, halte ich für berechtigt. Eine Erhöhung der Pension für die oberen Chargen, vom Oberstleutnant oder Oberst aufwärts, halte ich für unnötrg. Hinsichtlich der Frage der rückwirkenden Kraft stehen auch meine Freunde auf dem Standpunkt, daß wir über die Regie rungsvorlage nicht hinausgehen können. Ich stimme hierin den Ausführungen des Staatssekretärs und des Kriegsmrnisters bei. Was die Kommission anbetrifft, so würden wir trotz erheblicher Bedenken den Antrag auf Verweisung an die Budgetkommission unterstützen, weil die Vorlage nicht ohne ernstliche finanzielle Erwägungen verabschiedet werden kann. Solche anzustellen, ist in erster Linie Sache der Reichsregierung, und ich hoffe, daß der Reichsschatzsekretär nach Weihnachten uns etwas Näheres über die finanzielle Seite der Vorlagen sagen kann. Abg. Werner (dtsck>. Refp.): Auch uns ist es nicht recht begreiflich, warum die Regierung nicht eine Deckungsvorlage eingebracht bat. Was neue Steuern anlangt, so glauben wir, daß durch eine Reichsein- lommensteuer das notwendige Geld für die Vorlagen auf gebracht werden würde. Tie Forderung der rückwirken den Kraft ist an sich zu verteidigen, aber wlr müssen mit den realen Verhältnissen rechnen, die der Erfüllung der Forderung entgegenstehen. Dem Anträge von Maslow, die Gesetze in eine besondere Kommission zu verweisen, kann ich nur beivflichten. Abg. Speck (Zentr.): Ter Reichsschatzsekretär hat heute wenigstens erklärt, die Initiative auf dem Gebiete der Teckungsfrage bleibe den verbündeten Negierungen Vorbehalten. Mit der Neberweisung an die Budget kommission wollen wir nicht der Vorlage ein Begräbnis bereiten, aber, wenn wir eine besondere Kommission bilden, werden darin dieselben Mitglieder sitzen, wie in der Budgetkommission. Tie Beratung hat auch keine Eile. Tie Budgeikommission kann nach Ostern in Ruhe darüber verhandeln. Ich wiederhole also den Antrag auf Ueberweisung an die Budgetkommission. Ter Kriegs minister bestreitet die allgemeine Erhöhung des Peniions- einkoinrnens, aber der Iahresbetrag des pensionsfähigen Tiensteinkommens wird erhöht. Eine wehere Erhöhung li»gtdarin, daßdieDension mit 20/60 statt 15/60 beginnt. Daß die bürgerlichen Kreise den Luxus in die Offiziers- kreise tragen sollen, hat Erstaunen hcrvorgerufen. Gerade umgekehrt haben die bürgerlichen Kreise eine bedauer liche Nachahmungssucht und wollen alles dem ersten Stand nachmachen. Ich freue mich, daß die Sozialdemo kraten in der Bewilligung für Las Heer von ihrem früheren Standpunkte abweichcn. Ich hone nur, daß die Bereitwilligkeit in der Kommission anhält. Abg. Südekum (Soz.): Tie Opfer des Militaris- mus sind bis jetzt, auch durch die Schuld des Zentrums, nicht so entschädigt worden, wie es notwendig war. Für die Kriegsinvaliden sind wir beständig eingetreten. Wir haben unsere Zustimmung für die Vorlagen an eine Reihe von Voraussetzungen geknüpft. Turch die Aus führungen des Reichsscbatzsekretärs bin auch ich nicht be friedigt. Tie erziehende Kraft des Offizierkorps wäre viel wirksamer Ladurch zu erreichen, daß die ungerecht- sertigte und verfassungswidrige Bevorzugung des Adels abgeschafft würde. Meine Freunde werden für Ueber weisung der Vorlage an die Budgetkommission stimmen, weil das Gesetz in Bezug auf die Finanzlage des Reiches betrachtet werden muß. Sollte das Gesetz nicht rechtzeitig fertig werden, dann trägt allein die Negierung die Ver antwortung, die die Vorlage so spät eingebracht hat. (Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Kriegsminister v. Einem: Nach dem bisherigen Ver lauf der Diskussion bat der Gesetzentwurf für die Mann schaften Zustimmung gefunden, der für die Offiziere eine gewisse Ablehnung. Ich habe das erwartet. Inbezug auf dis Ofsiziersvensionierung ist immer die Meinung verbreitet, es arbeite im Militärlabinett die Guillotine mit ungeschwächtcr Kraft. Demgegenüber möchte ich nur betonen, daß seit etwa 30 Jahren die Armee noch nicht so alt gewesen ist, wie beute. Die Ofsiziersvensionierung beruht auf den Oualisikationsbcrichten, die jährlich dem Militärkabinett cingereicht werden. Dabei wird aus drücklich gewünscht, daß man wohlwollend verfahre. Diese Berichte werden im Kabinett einer Durchsicht unterzogen, dann wird dem Kaiser gewissenhaft Vortrag gehalten, und der Kaiser entscheidet, wie sich in den höheren Stellen das Avancement gestalten soll. Bei der ganzen Zusammensetzung des Offizierkorps wird zum Beispiel ein Hauptmann sehr schwer zu überzeugen sein, daß ein jüngerer Major, der ihm vorgesetzt wird, es besser macht, als er. Er wird bald Mängel an ihm entdecken, d,e er selbst nicht zu besitzen glaubt. Was ist die Folge davon? UnzufriedLnheit und jtritik in der Armee. Eine Altersgrenze kennen wir nickst, sondern wir sehen uns die Persönlichkeit an, ob sie geeignet ist. Entschieden muß ich mich gegen die Bemerkung wenden, daß bei der Be messung der Zulagen für die Kriegsinvaliden die poli tische Seite eine Rolle spiele. Das ist absolut unwahr. Wer den Krieg mitgemackst lxst und eine Zulage erhalten soll, wird nickst gefragt: Weß Geistes Kind bist du? In der Gleichmäßigkeit der Ausbildung des Ofsizierkorps sind wir auf dem besten Wege, vorwärts zu kommen. Abg. Schickrrt (deutschkons.): Die Ueberweisung dec Vorlagen an die Budgetkommission wäre in der Tat ein Begräbnis. Eine einheitliche Regelung der Pensions verhältnisse für die Offiziere und Mannschaften wäre mir sehr lieb. Man soll alles vermeiden, was die Kluft zwischen den Offizieren und den Unteroffizieren er weitern könnte. Möge der Staatssekretär während der Ferien ausgiebig Erholung finden, um später dem Reichstage seine Steuerprojekte unterbreiten zu können. (Beifall rechts.) Nach weiteren Bemerkungen der Abgg. Graf Mirl- zhnski (Pole), Arendt (Reichsp.), Graf Oriola (natl.) und Speck (Zentr.) schließt die erste Beratung. Beide Entwürfe werden der Budgetkommission überwiesen. Für Ueberweisung an eine besondere Kommission stimmte nur die Rechte, die Nationalliberalen und Abg. Strom- beck (Zentr.). Präsident Graf Ballestrem beraumt die nächste Sitzung auf Dienstag, den 10. Januar, an. Auf der Tagesordnung stehen: Fortsetzung der Beratung der Etatsresolutionen, Invalidenversicherung der Hand werker und Befähigungsnachweis. Graf Ballestrem wünscht unter allseitigem Beifall allen Kollegen ein recht frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und ein recht glück liches neues Jahr. Schluß 5?4 Uhr. NIIZ aller Wett. --- Rätselhafter Doppelselbstmord. Aus Zittau wird uns gemeldet: Ein blutiges, in seinen Ursachen noch mcht aufgeklärtes Drama Hal die Einwohnerschaft der böhmischen Nachbarstadt Wamsdors in große Ausregung versetzt. Zwei gut gekleidete Fremde batten sich am Montag abend im Hoffmeisterschen Gasthof in Wamsdorf einlogiert und sich als aus Trauten au in Böhmen gebürtig in das Fremdenbuch eingetragen. Als nun von beiden Reisenden bis gestern nachmittag gegen 2 Uhr nichts mehr zu vernehmen war, ließ der Wirt in Gegenwart eines Polizei wachtmeisters die von innen verriegelte Tür des Fremden zimmers öffnen. Den Eintretenden bot sich ein grauen voller Anblick dar. In dem einen Bett lag, mit dem Kopfe an einer Schnur hängend, der eine der Reisenden tot, während der andere blutüberströmt mit durchschnittenem Halse und eigentümlicherweise auch mit einer großen bis aus den Knocken gehenden Ver letzung der Zehen des rechten Fußes in dem andern Belte lag. Bei ersterem war die Totenstarre bereits eingetreten, der zweite gab noch Lebenszeichen von sich und wurde sofort mittels Sanitätswagens in bas Kranken haus überführt. Belt und Matratzen waren von Blut durch tränkt. Irgend welche Legitimation wurde bei den Reisenden nicht gefunden, Wohl aber Barschaften von 260 und ca. 150 Kronen. Die sofort nach Trautenau gerichteten Erörterungen hatten keinen Erfolg aufzuweisen. — Vom Berliner Großstadtelend. Nahezu vier Tage lang haben Lie Bewohner eines Kellers in Ler Kieler Straße mitLerLeicheeinesTuber k u - lösen z u s a in m e n g e h a u st. In der aus Stube, Kammer und Küche bestehenden Kellerwohnung lebten der arbeitsunfähige, an Krampfanfällen leidende Schuh macher und Almosenempfänger St., Lessen 80jährige Mutter, ebenfalls Almosenempfängerin, seine Ehefrau, die Lumpensortiererin St./ und zwei Schlafburschen in den denkbar ärmlichsten Verhältnissen zusammen. Bis vor etwa 6 Wochen war diese Gemeinschaft noch um zwei Köpfe stärker, nämlich um einen mittlerweile ausgezoge- nen dritten Schlafburschen und um ein Kind des St., das, elend und kränklich, plötzlich am Stickhusten starb. Einer der zurückgebliebenen Schlafburschen, der 43jährige, schwindsüchtige und erwerbsunfähige Almosenempfänger Franz Borngräber, erlag in der Nacht zum vorigen Sonnabend seinen Leiden und wurde von den Wöhnungsgenossen, auf dem zerschlissenen Sofa hockend, tot vorgefunden. In dieser Stellung verblieb die Leiche beinahe volle vier Tage, ohne die durch Elend und Not abgestumpften Hausgenossen in ihren Lebens gewohnheiten zu stören. Ter Gedanke, daß während dieser Zeit, ungeachtet des bis auf die Straße hinaus dringenden penetranten Leichengeruches die Bewohner des Kellers dort weiter zu leben vermochten, ist geradezu grauenvoll, zumal laut Bescheinigung des Arztes An steckungsgefahr vorlag und eine sofortige Beseiti gung der Leiche erheischte. Als der zunehmende Geruch die Kellerbewohner zwang, die Fenster zu öffnen, sam melten sich zahlreiche Neugierige aus der Nachbarschaft an, um beim Schein der Petroleumlampe den unheim lichen Schläfer auf dem Sofa sitzen zu sehen. Dieses traurige Schausviel erregte auf die Tauer großes Be fremden. Tie Polizei soll die Abholung der Leiche mit Hinweis auf die Armenverwaltung, in deren Händen die Sache liege, abgclehnt, letztere aber angeblich wegen mangelnder Papiere ihrerseits die Ausfertigung der Be erdigungsvollmacht verweigert haben. Als Ler Armen- Leichenwagen dann endlich erschien, sargten die Leichen diener den Toten zwar ein, lehnten aber anfänglich dessen Ueberführung nach dem Friedhöfe ab. Erst aus Ver anlassung des schnell aus der Bovenstraßc herbeigeholtcn Armenkommissionsvorstehers fuhren sie mit dem Toten von dannen. " — Ein köstlicher Zwischenfall entzückte dieser Tage bei einer ^nderaufführung der „schönen Melusine" im Berliner Theater die Zuhörer. Tie schöne Melu sine verschwindet im Laufe des Spieles mit ihrem Gatten im Brunnen, dem Reiche ihres Vaters Neptun. Suchend stürzt der Vater des Prinzen auf die Bühne mit den ängstlichen Rufen: „ W o i st m e i n S o h n? Wo ist mein Sohn?" Die Kinderherzchen der kleinen Zuhörer schlagen ängstlich. In der Meilen Reihe des Parketts erhebt sich ein reizendes Kindchen nut braunen Locken und ruft mit erhobener Stimme dem alten König zu: „Ihr Sohn ist eben in den Brunnen ge gangen". Der König machte ein sehr erstauntes Ge sicht bei dieser liebevollen Zurechtweisung, und das ganze Theater lohnte die Kleine Lurch große Heiterkeit. --- Ein interessanter Rechtsstreit um LeoncavalloS Oper „Der Roland von Berlin" hat sich zwischen zwei Berliner Zeitungsverlegern entspannen. Die Firma Ullstein L Co. batte von dem Komponisten das Recht er worben, den Abdruck einer Komposition aus der Oper in der von Bogumil Zepter herauSgegebenen „Musik für Alle" vorzunehmen. In dem schriftlichen Vertrag batte sich Leon- cavallo verpflichtet, keiner anderen Berliner Zeitung dasselbe Recht einzuräumen. Als der Vertreter der Firma vor einigen Tagen bei dem Komponisten erschien, um den von ihm unter zeichneten Vertrag nebst der Partitur abzuholen, wurde ihm er klärt, daß kurz zuvor ihm der Verlag Aug. Scherl zuvorgekommen sei und ein Abdrucksrecht für die „Woche" erworben habe. Herr Scherl war bereit- vor längerer Zeit mit Leoncavallo bezw. seinem Verleger Sonzogno in Verbindung getreten. Die Firma Ullstein <L Co. bestand auf ihrem vertragsmäßigen Recht und ließ ein Verbot an Leoncavallo und den Verlag Aug. Scherl ergeben. Das Verbot traf den Kom ponisten gerade inmitten der Vorbereitungen zu seiner General probe. Dieser antwortete durch Eilbrief an den Anwalt, daß er der Firma Ullstein eine bezügliche Zusicherung nicht ge geben habe, und erklärte sich bereit, ihr daS Recht für den Abdruck einer Komposition aus der Oper in der „Musik für Alle" einzuräumen, sofern sie auf ihr ausschließliches Recht verzichte. Gleichzeitig behauptete aber auch Herr Scherl, daß er von dem Verleger Sonzogno und von Leoncavallo das alleinige Recht zuHesicherl erhallen habe und die Komposition bereits in dieser Woche zu veröffent lichen beabsichtige. Dem Vernehmen nach hat der Verlag Ullstein L Co. zur Klarstellung der Rechtsfrage den ge- rlchttichen Weg beschritten. --- Lcoiieavallos „Roland" auf der Walze. Wie die „Freie Deutsche Presse" hört, werden größere Partien der Oper „Der Roland von Berlin" phonographisch für die italienische „Gesellschaft für Phonotypie" ausgenommen. — Einen Vorgeschmack von der „Roland"-Premiere bekam man Sonntag früh am Platze vor Lem Königlichen Opernhause in Berlin, Las in feiner Umgebung ein merkwürdiges Bild bot. Hunderte von Menschen, junge Kaufleute, Studenten, Dkusikbeflissene, Dienstmänner. Hoteljungen usw., auch Damen stanLen in zwei langen Doppelreihen und erwarteten die Eröffnung der Vor verkaufskasse. Sorglich waren sie behütet von etwa einem DutzenL Schutzleuten: ein Polizeileutnant und ein Wacht meister führten die Oberaufsicht. Es ist beobachtet wor den, Laß von den Billetthungrigen viele von Sonn abend abend ^9 Uhrbis umSonntag vor mittag auf ihrem Platze verharrten. Trotzdem war ihre Ausdauer umsonst, denn es gab so gut wie keine Karten, da die Intendantur über den größten Teil der Plätze bereits verfügt hatte. Tie Vermutung, daß sich unter den Wartenden ein erheblicher Teil von Angestell ten von Billetthändlern befunden hacken dürfte, hat etwas für sich. Wie ein Blatt meldet, hat einer unserer ersten Finanzmänner dem Komponisten einen Betrag von 3000 Mark für einen wohltätigen Zweck zur Der- fügung gestellt, wenn er ihm für die Premiere eine Loge verschaffen könnte. Allein selbst Leoncavallo konnte den Wunsch nicht erfüllen. ---> Eine Flaschenpost fand in Norderney am Südstrande ein Briefträger auf seinem Dienstwege. Sie enthielt mehrere Feldpostkarren von einem Kriegsfreiwilligen namens Peter Sch epp, der auf diese Weise während der Ausreise nach Afrika den Seinigen noch einmal einen Gruß hatte senden wollen. Die Karlen sind von der Post sofort an die Angehörigen des Absenders weiterbefördert worden, denen dieses Andenken umso teurer sein wird, als der Reiter Peter Schepp inzwischen im fernen Süden den Heldentod erlitten bat. — Wie ein deutscher Kriegsmann im Hererolande aussieht, davon kann man sich nach einem Briefe, den ein Angehöriger der Abteilung von Estorfs an seine Schwester richtete, einen Begriff machen. Es heißt in dem Briefe: „Du schreibst, liebe Schwester, Tu habest mich im Traum gesehen: sieh einmal, ob Las Bikd stimmt. Rötlich fahler, wilder Bart, langes Haar, bedeckt mit einem durchlöcherten, längst verblaßten Tropenhut, rechte Seite hochgeklappt mit der Kokarde, links bis aufs Auge herabhängend, darunter das Gesicht oftbiszur Unkenntlichkeit mit Staub bedeckt. Der Anzug von einem allgemeinen Dreckgrau, der linke Aer- mel schon sechsmal ausgerissen und selbst genäht, das Knie der Reithose geflickt, die Stiefel rauh und zerkratzt vom Dornbusch, jetzt seit Wochen nicht mehr geputzt oder gefettet. Taz» ein Sporn, der andere ist längst ver- loren. Tie nie sauber werdenden Finger von Kaf- fernpf.oten kaum mehr zu unterscheiden. Um den Leib Ler Patronengürtel. Dann ein müder Gaul, Gewehr im Gewehrfchuh. Da hast Tu den Schutz- truppler auf dem Marsch." — Tie Wiege des Menschengeschlechts. In einer Frankfurter Schule erklärte der Lehrer den Kindern, so erzählt der „Frkf. Gen.-Anz.". jüngst die Wunder des Para'diescs. Wie die ersten Menschen dort lebten, wie die Schlange und die übrigen Tiere mit ihnen hausten und alle die anderen Geschichten aus dem ersten Buch Mose. In der nächsten Stunde fragte der Lehrer dann: „Also sag mir, Elsa, wo wohnten Lie ersten Men schen, die Gott der Herr erschuf?" Und Elsa antwortete ohne Zögern: „Im Zoologischen Garten!" Freitag 1«. Dezember 190 t. ---- AuSstellungSbriefmarke. Der Hauptau-schuß der be vorstehenden Ausstellung zu Mailand hat soeben einen Wettbewerb für die Zeichnung einer AuSstellungS- briesmarke ausgeschrieben. Diese Sondermarke soll in der Größe von 26 : 50 mm hergestellt und in 5 Millionen Stück gedruckt werden. — Weltausstellung. Die Stadt San Francisco (Kalifornien) beabsichtigt, wie der Pariser „Matin" mitteilt, im Jahre 1913 eine Weltausstellung zu veranstalten. Nsuigketten. Ter Professor der Literatur an der Technischen Hoch schule in Darmstadt, Harnack, ist an die Stuttgarter Technische Hochschule als Nachfolger WeitbrechtS berufen worden. Ler bekannte Orientalist Angelo Fornari, Großrabiner von Rom, ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Der Professor der klassischen Altertumswissenschast an der Wiener Universität Dr. Emil Szanto ist Dienstag nachmittag plötzlich an Herzschlag gestorben. Zn der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen wohnte Mittwoch abend der Kaiser einem Vortrage des Archi tekten Bodo Ebhardt über die Burgen der Hohen- zollern bei. Auch Herzog Ernst Günther, der Erb Prinz von Hohenzollern und die Minister Studt und Hammer st ein waren zugegen. Aus Versehen erschoß der Oberamtmann Hertwig in Pretzsch (Provinz Sachsen) auf der Treibjagd den Schul knaben Tesch. Eine Ltcbcstragödie. In dem städtischen Tieflaaer in Obornik (Provinz Posen) wurden gestern früh der Bau- jchüler Edmund Genning und Alma Beyer tot auf gefunden. Beide batten Schußwunden am Kopf; Genning hatte den Revolver noch in der Hand. Unter schwerem Verdacht. Ein Geselle des Schlächter meisters Silbermann in Meppen ist gestern früh in Unter suchungshaft abgeführt worden, weil er deS Raub mordes an dem Pfarrer ThöbelS in Heldenberge in Oberhessen dringend verdächtig ist. Erlöschen der Wurmkrankheit. Das Saar-Kohlen gebiet ist dem „B. T." zufolge wurmfrei. Diebe plünderten Mittwoch Nacht die Postagentur Preußlitz und erbeuteten 3000 Ei» verurteilter Bankier. Nach dreitägiger Schwur gerichtsverhandlung wurde der Bankier Heinrich Mickalek, Inhaber der Bankfirma Michalek <L Maschke in Reichenberg, wegen betrügerischen BankerottS zu 7 Jahren, und der Buchhalter Zajizek wegen Beihülfe zu 15 Monaten schweren Kerkers verurteilt. Ein neuer Skandal in der Pariser Gesellschaft. Wie ein Privattelegramm des „L.-A." aus Paris meldet, schoß sich dort Graf de Lameth eine Kugel in den Kopf. Er war sofort tot. Die 18jährige Tochter des Grafen liegt in einer Privaiklinik zu Boulogne darnieder. Der Gras war, ähnlich wie Syveton, von der Anzeige eines schweren Sitt lichkeitsverbrechens bedroht. Die MarkuSkirche in Venedig in Gefahr. Der Bericht des UeberwachungsausschufseS über den Bauzustand der MarkuSkirche in Venedig lautet sehr beunruhigend. Eine ungleichmäßige Senkung der Grundmauern wurde fest gestellt, und durch diese Senkung sind zwei Wölbungen und die große Kuppel ernstlich gefährdet. Es wird der sofortige Beginn der Ausbesserungsarbeiteu verlangt, die ungefähr 200 000 Lire kosten dürften. Ium Besten der Verwundeten auf dem Kriegsschauplätze fand Dienstag abend in Petersburg im Adelssaal eia großes Konzert unter Mitwirkung von Adelina Patti, arrangiert von der Groß fürst in Wladimir Maria Paw lowna, statt. Der ganze Hof mit Ausnahme des Kais er- paareS war dem „Berl. Lok.-Anz." zufolge anwesend. „Der Kaiser der Sahara" Lebaudh ist incognito in Rom eingetroffen. Eine Nachricht von Giro». Nach einer Meldung des „B. T." ist Andrö Giron jetzt Beamter in einem Brüsseler Kaufmannshause. Äus dem Geschäftsverkehr. k Wer rin schönes und sehr praktisches Weihnachtsgeschenk kaufen will, den empfehlen wir, eine gute deutsche Nähmaschine zu kaufen. 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