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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19041212010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904121201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904121201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-12
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Anzetgen-VretS die 6gespaltene Petirzeile 28 Reklame« nnter dem Redakttonsstrich (»grspalte«) 7K >4, nach den Familiennach- richten lkgespalten) 50 -«L- — Tabellarischer und Ziffernsatz werden entsprechend Häher be rechnet. — Gebühren für Nachweisungen nod Ojjrrtenaanahme 25 -L. Annahmeschlutz für Anzeigen. Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag» 4 Uhr: Anzeigen sind stet» an di« Expedition za richten. Extra-Beilagen (»ar mit der Morgen- Ausgabe) nach besonderer Vereinbarung. Die Er»«»ttt« ist wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck and Verlag von G. Nah in Leipzig (Inh. ttr. lS^R. ät W. Lttakhardtl Nr. 831. Montag den 12. Dezember 1904. Var Mchligrte vsm rage. * Der Senior der nationaHiberalen Partei, Dr. Hammacher, ist gestern in Berlin gestorben. * Ja «ietzerstetna bet Pnl-uttz i. G. find bei eine« Brande auf de« Gehöft des vauernguisbesitzers Freudenberg sieben Personen ums Leben gekom men. Der Schwiegersohn Freudenbergs, Ttetnbrnchbesitzer Domschke, wurde unter dem Verdachte des Mordes und der Brandstiftung verhaftet. (S. Sachsen.) * Die Einführung der Berufung in Straf- fachen kann als gesichert gelten. (S. Dtsch. Reich.) * In Petersburg fanden gestern auf dem Newski- Prospekt regierungsfeindliche Kund gebungen von etwa tausend Studierenden statt. (S. Letzte Depeschen.) vr. Isammackrr P. Berlin, 11. Dezember. Dr. F. Hammacher ist heute vormittag gestorben. Was vor mehreren Wochen schon bevorzustehen schien, aber noch einmal glücklich abgewendet wurde, ist jetzt leider Tatsache geworden: Der Senior der natio nalliberalen Partei, Dr. F. Hammacher, ist am Sonntag vormittag in Berlin aus dem Leben ge schieden. Wenige Monate ist es erst her, seit unter leb haftester Anteilnahme der ganzen nationallrberalen Partei Deutschlands der Tag gefeiert wurde, an dem er das 80. Lebensjahr vollendete. War er auch infolge der Beschwerden des Alters aus dem aktiven Parlaments' rischen Leben ausgeschieden, so galt er darum doch nicht minder als der Senior der Partei, der er lange Jahre hindurch ein stets bewährter Führer gewesen ist. Wir haben am 1. Mai d. I. seiner zahlreichen Verdienste ausführlich gedacht, können uns deshalb heute kurz fassen und lediglich die Hauptdaten seines Lebens hier zusam menstellen. Friedrich Hammacher wurde , am 1. Mai 1824 zu Essen geboren und widmete sich nach Absolvierung des Gymnasiums 1842—45 dem juristischen Studium auf den Universitäten Bonn und Berlin. Noch sehr jung, kaum 21 Jahre geworden, trat er in den Staatsdienst. Die Bewegung des Jahres 1848 fand in dem jungen .Hammacher einen eifrigen Parteigänger, und seine Be teiligung am politischen Leben war so intensiv, daß er 1850 auf einen „Wink von oben" die staatliche Lauf bahn quittieren mutzte. Da er aus einem Bergbau- und Industriebczirk gebürtig war, interessierten ihn diese Berufszweige naturgemätz am meisten, er widmete sich ihnen ganz und gar, und auch mit vielem Erfolge. Leine geschäftlichen Unternehmungen erwiesen sich als sehr gewinnbringend, er kam verhältnismäßig bald zu einem grohen Vermögen und erwarb sich eine einfluß reiche, geachtete Stellung in seiner Heimat, was sich auch darin zeigte, daß er bald Vorsitzender des Vereins für die bergbaulichen Interessen im Bezirk Dortmund wurde. Die berufliche Tätigkeit führte ihn auch bald in die parlamentarische: 1864/65 war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und in den Legislatur perioden 1871—1873, 1877—1879, sowie ununter brochen von 1881—1898 Mitglied des deutschen Reichs tages. Dort schloß er sich der nationalliberalen Partei an und wurde bald einer ihrer anerkannten Führer Seine glänzende Beredtsamkeit, seine große, ein dringende Sachkenntnis und sein scharfer weiter Blick in politischen Dingen sicherten ihm stets die allgemeine Aufmerksamkeit, wenn er im Parlament sprach, was be. sonders dann der Fall war, wenn es sich um Erörte rungen über Handel, Industrie oder Eisenbahn angelegenheiten handelte. 1898 kandidierte er aus Rücksicht auf fein Alter nicht wieder, blieb aber gleichwohl in lebhaftester und engster Fühlung mit dem Parteileben. Die national liberale Partei hat in ihm entschieden einen ihrer besten und einflußreichsten Führer verloren, dessen Tod eine sehr schmerzlich einpfundene Lücke hinterläßt. Bis ins hohe Alter hinein hing er mit Leib und Seele an der Partei und war einer der leider verhältnismäßig wenigen, die ü-er der Kartellpolitik nicht vergessen hgben, daß in dem Namen der Partei neben dem „national" auch das „liberal" steht. Seine Hoffnung war und blieb die Jugend, er sah mit Recht in ihr die warmherzige Trägerin der Zukunft, und stand der kräftig einsetzenden jungnationalliberalen Bewegung sehr freundlich und fördernd gegenüber. „Die Extreme berühren sich", das zeigte sich auch in seinem Leben: dem Greis ging das Herz auf, wenn er erzählen hörte oder erzählen konnte von dem frischen Geist der neuen Gene- ration, die aus-ckbauen berufen ist, was in schweren Zeiten geschaffen wurde. So wird denn sein Andenken stets in Ehren bleiben als das eines echten deutschen Mannes, dem ein hervorragender Anteil an der parlamentarischen Ge- schichte Deutschlands gebührt, und der als solcher von Freunden wie politischen Gegnern stets hochgeschätzt worden ist und über das Grab hinaus geschätzt werden wird. Möge ihm die Erde leicht sein! vr. ?. Der Hvklana in Ziiaivrrtattflrs. Die Stempel. Ueber den unglücklich verlaufenen Patrouillenritt deS Leutnants v. Stempel gegen Jakob Marengo berichtet ein Mitkämpfer in einem Briese an seine in GoSlar wohnenden Angehörigen interessante Einzelheiten. Die Patrouille v. Stempels sollte die Fühlung mit Marengo aufrecht erhalten, v. Stempel schickte den Briefschreiber mit zwei Reitern nach Kohanas vor. In Kobanas angekommen, sahen wir plötzlich Marengo mit etwa 50 Hottentotten vor uns. Im Nu war die kleine Abteilung umzingelt und wurde heftig unter Feuer genommen. Der Erzähler selbst und ein Bure entkamen glücklich, mehrere wurden erschossen. Dabei ereignete sich etwas Un glaubliches: der eine von den deutschen Reitern lief zu den Hottentotten über! Wie der Schreiber des Briefes ausdrücklich hinzufügt, war etwas derartiges in Südwest afrika noch nicht passiert. Der Ausreißer wurde aber später wieder eingefangen und saß bei Abgang des Berichts in Unter suchungshaft. Auf die Kunde vom Ueberfall begab sich Leutnant v. Stempel mit seiner 25 Mann starken Abteilung selbst nach Kohanas. Kurz vor Kohanas erhielt die Abteilung plötzlich Feuer- saß ab und machte sich gefechtsbereit. Aber schon in demselben Augenblick erhielt Leutnant v. Stempel einen Schuß ins Herz und starb mit dem Seufzer: „Mein Gott, mein Gott!" Tann empfing Sergeant Stoll einen Schuß in die Brust (durch sein Notizbuch) und zuletzt noch der Gefreite Arndt fünf Schüsse, einen in die Kinnlade und vier in die Brust. Sergeant Stoll hatte einen sehr schweren Tod. Die Abteilung mußte schließlich der Uebermacht Weichen. Ein Verwundeter, den sie leider zurücklassen mußte, wurde später ermordet aufgefunden; er war mit Steinen erschlage» worden. LÜLaritzbucht. Nach Lüderiybucht gehen immer neue Transporte an Mannschaften, Pferden und allerhand Bedürfnissen ab. Als anfang Juli dort ein Woermanndampfer mit Insauterie und Artillerie, sowie ein Houstondampfer mit Pferden aus Kap stadt eintraf, mußte die beschädigte Landuugsbrücke schnell auSgebefsert und der außer Tätigkeit gesetzte Dampfkrahn wieder aufgestellt werden. Hierauf ging die Landung der Fracht von beiden Dampfern flott von statten, die „Lucie Woermann" konnte in 4'/s Tagen 2500 Tonnen Landung löschen. Auch die Entladung der später eingetroffenen Dampfer vollzog sich leicht, deshalb ist zunächst die dortige Einrichtung genügend. Doch läßt sich, nach Meinung der „Dtsch. Tages- ztg." voraussehen, daß in absehbarer Zeit in Lüderitzbucht weitere dauernde Hafcnbauten gemacht werden müssen, haupt sächlich auch schon deshalb, weil im Hasen eine Eisenbahn nach dem Innern ihren Anfang nehmen soll. Die Bedeutung der Lüderitzbucht nimmt dadurch rasch zu, und bereits jetzt wird es in Swakopmund und Windhuk schmerzlich empfunden, daß mit der südlichen Bucht keine regelmäßige Berbindung besteht. Der Wunsch nach der Stationierung eines Kriegs schiffe» in Lüderitzbucht wirb laut, daneben würde sich die Beigabe eines kleineren Dampfers empfehlen, der als D.peschenboot alle Meldungen in kurzer Zeit nach Swakop mund bringen und sonstige Dienste leisten kann. Die Ber bindung der Lüderitzbucht mit dem internationalen Kabel an der afrikanischen Westküste dürfte Wohl nicht lange mehr auf sich warten lasten. Wie unhaltbar die VerkchrSzustände im südlichen Großnamalande sind, gehl wohl am deutlichsten daraus her vor, daß die deutschen Beamten und Offiziere in jenem Landstriche gezwungen sind, ihre Meldungen auf dem um ständlichen Wege über Kapstadt zu uns gelangen zu lassen. Lüderitzbucht hat bisher außerhalb allen Berkehrs gelegen, jetzt wirb es ralch und mit großer Krast in denselben hinein gezogen. Der Aufstand im Süden macht der Stagnation ein Ende. Bemerkenswert ist, raß die Inseln in der Lüderitz bucht wie die an der nördlich und südlich gelegenen Küste noch unter britischer Herrschaft stehen. Der ruttirch-japamsche flrieg. Die Friedensverniittlung «n- -ie Dar-anellenfrage. Am Donnerstag berichteten einige Londoner Agenturen, Lord Lansdowne und der französische Botschafter hätten eine längere Unterredung gehabt, woran der Attorney General, der Berater der Krone in Völkerrechts- und Staatsvertragsproblemen, teilnahm. Man schenkte in diplomatischen und anderen Kreisen der Nachricht einige Be deutung und fragte sich, worüber man verhandelt haben könnte. Dem Londoner Korrespondent der „N. Fr. Pr." wird jedoch versichert, daß der Generalprokurator nur zufällig mit dem französischen Botschafter im AuS-wärtigen Amte zusammentraf. Gegenstand der Besprechung soll die Lage von Port Arthur gewesen sein. Die Frage der Mediation ist nämlich allen gegenteiligen Meldungen zum Trotze seit ihrer ersten Anregung zu Ansang des Iabreö von der Diplomatie immer im Auge behalten worden. Der Krieg kann und dürfte nur durch freundschaftliche Ein mengung der Mächte sein Ende finden, und eS ist nicht un möglich, daß noch in den letzten Tagen des laufenden JabreS in dieser Beziehung entscheidende Schritte erfolgen. Nie mand hat geglaubt, daß Port Arthur sich so lange halten werde, die besten Freunde Rußlands in Europa am allerwenigsten. „Ich erkläre Ihnen nunmehr", sagte der Gewährsmann Ihres Korrespondenten, „daß das Prinzip, in welcher Weise die in Frage kommenden Mächte die Mediation einzuleiten beabsichtigen, fest steht. Der Plan ist fixiert und zu Papier gebracht. Der Inhalt und das Wesen der Vermittlungs- aktion werden aber gewiß nicht vorzeitig der Oeffentlichkeit übergeben werden. Zur Dardanellenfrage übergehend, be merkte der Gewährsmann, sie sei nicht ernst zu nehmen. Rußland werbe die Durchfahrt nicht versuchen. Nur diejenigen russischen Zeitungen, die von der kriegslustigen Clique inspiriert werden, versuchten einen neuen „Bluff". Die Aufrechterhaltung des Berliner Vertrages bilde zur jetzigen Stunde eine Garantie des europäischen Friedens, und diesen Frieden zu bewahren, sei das dauernde Ziel aller Bemühungen der europäischen Mächte. Man hat in diesen Tagen viel von der Tätigkeit der Weltmächte gegen etwaige Friedensstörer gehört. Diese Tätigkeit entfaltet sich bereits sehr wirksam in Europa dank dem bestehenden System der politischen Freundschaften. Verurteilung de» Ttapitäns Klado. Der Großadmiral Großfürst Alexis hat, wie eine er gänzende Meldung besagt, folgenden Tagesbefehl erlassen: „Der Kapitän Klado veröffentlichte in der „Nowoje Wremja" eine Reihe von Artikeln, in welchen er sich erlaubte, das Marinearsenalfrech zu beschuldigen, und dabei Tatsachen entstellt. Für dieses grobe Disziplinar vergehen gebe ich dem Kapitän Klado einen vier zehntägigen Arrest auf der Hauptwache. — Klabos Bestrafung macht nicht allein großen Eindruck in Marine kreisen, sondern in der ganzen intelligenten Bevölke rung. Klado ist Professor und gilt als einer der gelehrtesten russischen Marineoffiziere. Er wurde, wie bekannt, von Bigo aus mit dem gesamten Material betreffs des Nordsee-Inzidenz nach Petersburg gesendet. Neber die Fahrt des Ne« Yorker Schiffs händlers Lharles Flint erfährt der Konstantinopeler Korrespondent der „Franks. Ztg." aus zuverlässiger Quelle folgendes: Flint traf vor mehreren Tagen in Konstantinopel ein und wurde beim ersten Sekretär des Sultans eingesührt, erhielt aber nicht die ge wünschte Audienz beim Sultan. Flint verlangte nicht, wie mehrere europäische Blätter melden, baß die von Rußland in Südamerika angekausten Kriegsschiffe sich der türkischen Flagge bedienen dürften, sondern er unter breitete ter Pforte einen Plan, wonach die Türkei mehrere KriegSsckiffe amerikanischer Staaten erwerben sollte. Dies wurde abgelehnt, worauf Flint sofort adreiste. Die Schiff-zerstorungen vor Port Arthur. Wie der Kommandant der japanilchen Schiffs artillerie nachTokio gemeldet hat,wurde durch dieBeschießung am 9. d. M. die „Bajan" in Flammen gesetzt; sie fiel darauf 25 Grad nach Backbord über und kenterte beinahe. Die „Retwisan" und „Poltawa" sind bei Hochwasser bis zum Kommandoturm unter Wasser. Die „Pallada" und „Pobjeba" haben sich stark nach Backbord, beziehungsweise Steuerbord übergclegt und zeigen so ibren Rumpf, der lonst unterhalb der Wasserlinie liegt; bei Hochwasser ist ein Teil ihres Oberdecks unter Wasser. Die „Pereswjet" ist bei Hochwasser am Heck bis zum Gang, am Bug bis zu dem über Wasser liegenden Torpedorohr unter Wasser. Die „Giljak" liegt dicht unter Land, hat starke Schlagseite, und man glaubt, daß sie auf Grund sitzt. Die „Ssewastopol" verlegte bei Tagesanbruch ihren Ankerplatz nach der äußeren Reede, vermutlich um unseren Schüssen aus dem Wege zu gehen. Auch die japanische Blockade-Flotte vor Port Arthur hat einen empfindlichen Verlust erlitten, indem, wie kurz gemeldet wurde, der Kreuzer „Saiyen" durch russische Minen zerstört wurde. Der „Saiyen" war nach dem „8.-A." in Stettin für Rechnung der chinesischen Regierung gebaut worden, lief 1886 vom Stapel und nahm am Kriege 1894/95 als chinesisches Schiff an den Seekämpfen bei Asan, an der Ialumündung und bei Weihaiwei teil. Am 12. Februar 1895 siel er in die Hände der Japaner und wurde ihrer Kriegsflotte einverleibt. Einen großen Gefechtswert besaß das Fahrzeug nicht mehr. veutschrs Keich. Leipzig, 11. Dezember. * Berufung in Strafsachen. Nach dem biSberigen Ver laus der Beratungen der Reichskommission zur Vorprüfung von Fragen der Revision des Strafprozesses ist mit Sicherheit zu erwarten, daß der nach Abschluß der Sach- verständigen-Beralungen auszustellende Entwurf wegen Ab änderung der Strafprozeßordnung die Einführung der Be rufung enthalten wird. ' * Krankengel» währen» »er Verdutzung einer Freiheits strafe. Auftauchenden Zweifeln gegenüber, ob ein Kassen mitglied Anspruch auf Krankenunterstützung hat, wenn es ivährend der Krankheit eine Gefängnisstrafe verbüßt, darf festgestellt werden, daß der Anspruch auf Krankengeld auch während der Verbüßung einer Freiheitsstrafe fortdauert. * Berlin, 11. Dezember. * Ter Kaiser stattete am Sonnabend nach der Rückkehr von Schwedt a. O. dem Reichskanzler Grafen v. Bülow einen Besuch ab und hatte mit ihm eine längere Besprechung. * Die »eutsch - österreichische Handelskrisis. Bon Wien ging am Sonnabend an den Botschafter Szoegyeny nack Berlin eine neue Note bezüglich der VertragSverbandlungen ab, welche die Antwort auf eine Note der deutschen Regie rung darstellt. Man hofft nunmehr in maßgebenden Kreisen Wiens, daß im diplomatischen Wege die Beratungen so sehr verein'acht werden, daß nur einige Fachreferenten behufs teckmischer Formulierung sich nach Berlin werben begeben müssen. Für die Hauptschwierigkeit der Viehkonvention soll sich auch hereits eine AuSgleichSsormel ergeben haben, welche in gleicher Weise Richtung gebend für österreichisch-ungarische Exporteure wie für deutsche Behörden sein soll.' * Mne neue Kolanialbah« für Kamrrun wird in den „Münch. N. Nachr." angekündigt. Die Studien über die Kamerunbabn seien abgeschlossen, der Anfangspunkt sei sest- aelegt. Eine Vorlage an den Reichstag würde sofort vor bereitet. Bisher hieß es iinmer, daß die in Kamerun ge planten Bahnen ohne Reichsgarantie aus Privatmitteln er baut werden sollten. W. Jahrgang. * Die „Kreuz,eitung" un» die Wahl t» Hof. Der Münchener ö-Korrespondent der „Kreuzztg.", der sich ebenso durch zarte Rücksichtnahme auf daS Zentrum, wie durch fana tischen Haß gegen den Liberalismus auszeichnet, will schon jetzt die Nationalliberalen dafür verantwortlich machen, falls etwa bei der Ersatzwahl im Reichstagswahlkreise Hof der sozialdemokratische Bewerber zum Siege gelangen sollte. Er erklärt es für einen groben Fehler, daß die National liberalen einen sreihändlerischen, freisinnigen Kandidaten unterstützen wollen. Die einfachste politische Klugheit lege die Pflicht auf, einen Mann auf den Schild zu heben, dessen wirtschaftliche Stellung das Vertrauen aller bürgerlichen Parteien des Wahlkreises genieße. Unserer Meinung nach legt die einfachste politische Klugheit zunächst die Verpflichtung auf, nichts zu verlangen, was nicht erfüllt werden kann. Einen Mann zu finden, dessen wirtschaftliche Stellung allen bürgerlichen Parteien deS Wahlkreises genehm ist, ist heutzutage in kaum einem Wahlkreise des Reiches möglich, gelchweige denn in einem Wahlkreise wie Hof, in dem die agrarischen und die antiagrarischen Interessen auf das schärfste einander gegenüberstehen und sich ungefähr die Wagschale halten. Von den 7500 Stimmen, die bei der letzten Wahl dem stark schutzzöllnerischen rechtS- nationalliberalen Bewerber zufielen, waren etwas über 4000 agrarischen Ursprungs. Der antiagrarische frei sinnige Bewerber aber hatte ebenfalls über 4000 Stimmen erhalten, woraus aber hervorgeht, daß nicht nur bei den ohne weiteres antiagrarischen Sozialdemokraten, sondern auch bei der bürgerlichen Wählerschaft des Kreises starke frei händlerische Strömungen vorhanden sind. Die bürgerlichen Freihändler haben bei der letzten Wahl trotz ihrer Gesinnung in der Stichwahl Mann für Mann für den schutz zöllnerischen Kandidaten gestimmt, um den sozial demokratischen Kandidaten nickt zum Siege gelangen zu lassen. Damit wird widerlegt, was der ö-Korrespondent in ecktcr „KreuzzeitungSbescheidenheit" als spezielles kon servatives Verdienst in Anspruch nimmt, wenn er die Be sorgnis aussprickt, die Agrarier des Wahlkreises würden >u der Stichwahl event. nicht für den freibändlerischen Bewerber stimmen, weil sie politisch nicht konservativ seien, also der Besonnenheit, im konkreten Falle einer politischen Pflicht zu genügen, nicht ohne weiteres zugänglich seien. Die Wähler, die bei der vorigen Reichstagswabl für den fortschritllicken Kandidaten gestimmt batten, waren ja auch politisch nicht konservativ und traten in der Stichwahl doch für den schutzzöllnerischen Kandidaten ein. Wenn die Agrarier bei der Ersatzwahl nicht ebenso handeln wollen, so werden sie nur beweisen, daß sie au politischer Eiüsicht hinter den Fortschrittlern zurücksteben. Auf dem Wege zum RcichsarbritSamt. Auf eine Interpellation des Zentrums antwortete Staatssekretär Graf Posadowsky am 30. Januar 1901 im Reickstag: „WaS schließlich die Frage der Errichtung eines eigenen Reichs arbeitsamtes betrifft, so kann es sich nur darum handeln, die arbeitsstatistische Abteilung deS Statistischen Amtes des Reichs in gleicher Weise auszubauen zu einer unter dem Rcichsamte des Innern stehenden selbständigen Behörde. iLb und wann ein der artiger Schritt getan wird, wird von der Etatsgestaltung künftiger Jahre abhangen." Die Forderung eines Rcichsarbeitsamts ist in Deutsch land etwa 90 Jahre alt. Zuerst bat sie Professor v. Schönberg (Tübingen) wissenschaftlich vertreten, ihm haben sich zahlreiche Nationalökonomen und Sozialpolitiker an geschlossen. Auch der Reichstag hat sich wiederholt dafür ausgesprochen. Arbeitsämter haben England, Frankreich, Belgien, Italien, die Staaten der nordamerlkanischen Union, Kanada, die australischen Staaten, neuerdings sogar Spanien eingerichtet. Das Deutsche Reick hat 1892 die aus Ver tretern der Regierungen und des Reichstags zusammengesetzte Kommission für Arbeiterstatistik begründet; ihre anfangs sehr rege Tätigkeit schlief später fast völlig ein. Auf Drängen des Reichstags entschloß sich hierauf die Regierung, im Kaiserlich Statistiichen Amt eine eigene arveiterstatistische Abteilung zu errichten, der dann unter Auslösung der früheren Kock mission ein in ähnlicher Weise wie diese besetzter Beirat bei gegeben wurde. Der nach von Scheels Tod an die Spitze des Statistischen Amts berufene Präsident Wilhelmi hat sich dem Ausbau dieser Abteilung mit großem Eifer gewidmet; ihr Organ ist bas „Reichsarbeitsblatt". Wilhelms starb im Januar 1901. Der neue Präsident van der Borghl behielt ebenfalls die Oberleitung der arbeitsslatistischen Abteilung bei. Jetzt aber schlägt die Regierung im Etat vor, eine neue Direktorstelle im (statistischen Amt zu schaffen; begründet wird die Forderung damit, „daß die Dienstgeschäfte in der Abteilung für Arbeiterstatistik u. a. auch durch die Ausdehnung auf die Berufs- und Gewerbe statistik und auf die übrige Sozialüatistik an Umfang und Be deutung derartig zugenommen haben, daß für den geordneten Fortgang und die gedeihliche Weiterentwicklung der Abteilung die Schaffung einer eigenen Direktorenstelle und die Vermehrung de» höheren Beamtenpersonals unabweisbar erscheint." Damit ist wieder ein Schritt weiter gemacht worden — zunächst zwar nur in der Richtung, die Gras Posadowsky angedeutet hatte. Aber der einaeschlagene Weg führt doch schließlich zu einem selbständigen Reichsarbeitsamt. Für des neuen Direktorposten ist Geheimrat Dr. Zacher vom Reichs versicherungsamt in Aussicht genommen; er hat sich bisher angelegentlich mit dem Studium und der Darstellunff der Ärbeiierversichcrung im Inland und im Ausland beschäftigt. — Die Frage, ob Kriegervereine in ihrer Mitte Angehörige sozialdemokratischer Gewerkschaften dulden sollen, ist nun mehr von der Leitung d. ) Deutschen KriegerbundeS im ver neinenden Sinne entschieden worden. Im Kriegerverein „Hannover" teilte, dem „H. E." zufolge, der Vorsitzende mih daß nach einer Entscheidung der Bundesleitung diejenigen Krieger vereinsmitglieder, die zugleich Mitglieder einer sozialdemokratischen Gewerkschaft sind, bis zum 1. Januar ihren Austritt aus dieser zu erklären habe». Tim sie das nicht, so haben sie bis zum I. März aus dem Kriegerverein auszutreten, widrigenfalls sie auS- znschließen sind. Es ist nur gestattet, einer christlichen Gewerkschaft oeizutreten. * * Hamburg, U. Dezember. Der verstorbene Dr. v. Go de ff roy, der Teilhaber der Firma Ienisch Godeffroy
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