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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040611011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904061101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904061101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-11
- Monat1904-06
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eine solche von L Meter erkalten müssen. Die Kosten für den Schleusend»» sino auf 63 LOO veran schlagt. Hiervon sind lO OOO auf die Stadt zu üdernekmen, ivährend 53 500 später von denjenigen GruntilückSbesitzern getragen werden sollen, die ihr Grundstück infolge des Schleusenbaues baulich auszunutzen vermögen. Die Höhe der Beiträge wird noch in einem be- besvnderen Ortsgesetz festzusetzen sein, das auch Bestim mungen über das Beilragsgebiet treffen wird. * Die Stiftungen, die im ersten Vierteljahre 1904 be kannt wurden, erreichten den Gesamtbetrag von 2 436 985 Davon kommen zu gute: 96 700 -K der Kirche und kirchlichen Zwecken, 35 265 der Heiden- Mission, 234 860 der inneren Mission, 6600 „1k dem Gustav Adolf-Verein, dem Gotteskasten und der Bibel gesellschaft, 84 690 der Schule und erziehlichen Zwecken, 214 000 <-2 der Kinderpflege, 3000 „1k den Frauenvereinen, 50 200 den Fabrikpensionskassen, 636 250 -4k der Fürsorge für Alter, Krankheit, Unglücks fälle, 377 450 -4k sonstigen gemeinnützigen Zwecken. * Trauerfeier für Geh. Justizrat vr. Fels. Der am Dienstag morgen infolge eines Schlaganfalles jäh aus dem Leben geschiedene Rechtsanwalt beim Reichsgericht Herr Geheimer Justtzrat Ur. Fels wurde heute nach mittag auf dein Johannislriedhose zur letzten Ruhe be stattet. Die Trauerfeier fand nachmittags 4 Uhr in der Parentationshalle statt, ihr wohnten mit der Gattin, den vier Söhnen und der Schwägerin des Verewigten n. a. bei die Herren Reichsgerichtspräsident Ur. Gut brod, Excellenz, Senatspräsidenten Ur. Löwen st ein und Förtsch, sowie mehrere Räte des obersten Ge richtshofes, Geh. Justizrat Patzki und die Mitglieder der Anwaltskammer, Stadtverordneter Rechtsanwalt Ur. Iunck und zahlreiche weitere Mitglieder der Rechts anwaltschaft beim Reichsgericht, Generaloberarzt Ur. Düms, Vorfitzender des Samaritervereins, dem der Verewigte als Vorstandsmitglied allezeit das regste Interesse zuwandte, sowie Vertreter anderer gemein nütziger Bestrebungen, denen Geb. Rat Fels gleichfalls ein Förderer war. Gesang des städtischen Grabgesang- vcreins: „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende" leitete die Trauerfeier ein. Dann entwarf Herr Pastor Ur. Krömer ein Lebens- und Charakterbild des Ver ewigten, von dem das Wort des Psalmisten gelte, „daß er einherging in der Kraft des Herrn", und zwar in Be zug auf seinen Beruf, seine Familie und in seiner Zu gehörigkeit zu Staat und Gemeinde. Gesang beschloß den feierlichen Aktus, worauf die Ucberführung nach der achten Abteilung des Friedhofes und dort unter Gebet und Segen die Beisetzung erfolgte. * Einweihung der vierten Herberge zur Heimat. Die im Grundstück Arndtstraße Nr. 51 vom Verein für Innere Mission eingerichtete vierte Herberge zur Heimat wurde gestern nachmittag cingeweiht. Zur Feier, die um 5 Uhr ihren Anfang nabm, hatte sich ein zahl reiches Publikum eingefunden. Unter den Anwesenden befanden sich die Herren Bezirksschulinspektor Schulrat Dr. Müller, AmtSbauptmann Heink, Professor vr. Otto Mayer, Rektor Professor Ur. Vogel, die Geistlichen der Nndreasparochie und verschiedene Jnnungsobermeister. Nach einleitenden! Gesänge hielt Herr Pastor Dr. R o ch die Weiherede. In dieser gab er ein Bild von dem Wirken der christlichen Herbergen. Auf der Grundlage des Glaubens suche man diejenigen, die in den Her bergen zur Heimat eine gastliche Stätte suchten, einer arbeitsfrcndigen Tätigkeit zu erhalten oder, wenn sie das Arbeiten verlernt, einer solchen Tätigkeit wieder zuzusühren. Als Perthes vor einem halben Jahrhundert die erste Herberge zur Heimat in Bonn begründete, da sprach man von einem totgeborenen Kinde. Aber sie ent wickelte sich zu einer fruchtbringenden Mutter. Am Schlüsse des vorigen Jahres waren 462 Herbergen zur Heimat mit 19 500 Betten in Deutschland vorhanden. Niemand werde heute mehr in Abrede stellen wollen, daß von diesen Herbergen ein wohltätiger Einfluß ausgehe. Auch in Leipzig fei dein Werke der Inneren Mission viel Anerkennung entgcgenaebracht worden und Tank der zu teil gewordenen Hülst' sei es möglich, heute die vierte Herberge zu weiben. Verbunden mit derselben sei ein Männerheim für solche Personen, die sich wegen Gebrech lichkeit oder aus anderen Umstünden schwer selbst helfen können und deshalb der besonderen Fürsorge bedürfen. Gleichzeitig solle noch die neue Werkstütte f ü r Arbeitslose eröffnet werden, zunächst als Filiale des Hauvtwerkvlatzes in der Hoivitalstraßc, nach dessen Eingehen sie die eigentliche Werkstütte bilden solle. Mit dem Wunsche, daß allen, die die heute geweihten Stätten benutzen, Segen ersprießen möge, schloß Herr Pastor vr. Roch seine warm empfundene Rede. Nach abermaligem Gelange sprach Herr Pfarrer I>r. Schumann das Ge bet, worauf mit dem Gesänge des Liedes „Nun danket alle Gott" die Feier ihren Abschluß fand. An dieselbe schloß sich ein Rundgang durch die Räume der Herberge und der Werkstütte für Arbeitslose. Die erstere enthält außer dem geräumigen Gastzimmer 14 Schlafräume mit 67 Betten. Die Einrichtungen fanden bei den Teil- nehmern des Rundganges allseitige Anerkennung. * Die militärische Platzmusik wird am Sonntag, den 12. d. M., vom Trompeterkorps des 7. Feldartillerie- Regiments Nr. 77 vor der Wohnung des kommandieren den Generals ausgeführt werden. Beginn: 11 Uhr 30 Minuten vormittags. 4- TaS Leipziger Arbettersekretarial ist im Monat Mai von 466 Personen in Anspruch genommen, die erstmalig in 495 Fällen Auskunft erbielten. Dazu kommen 319 Besuchswieder- holungen. 405 Fälle wurden mündlich, 61 Fälle schriftlich erledigt. 118 Auskünfte bezogen sich auf die Arbeiterversicherung, 93 auf den Arbeiter-Dienstvertrag, 147 auf das bürgerliche Recht, 39 auf das Strafrecht, 84 auf das öffentliche Recht rc. Jubiläum. Heute, den 11. Juni, begeht die lithographische Kunsrauftalt Theodor Eismann ihr 25jähriges Geschäfts jubiläum. Die Firma, deren Inhaber und Gründer Herr Theodor Eismann ist, entwickelte sich aus bescheidenen An fängen zu hohem Ansehen in ihrer Branche. ff Unfälle. In einer Maschinenfabrik in Leipzig- Reudnitz wurde ein 17 Jahr alter Arbeiter aus der Queck- straße in L.-Lindenau, während er am Krahn beschäftigt war, plötzlich von dem zurückfchlagenden Drehling mit solcher Wucht getroffen, daß er einen Schlüsselbeinbruch davontrug. — Auf einem Zimmerplatze an der oberen Münsterstraße in Leipzig-Reudnitz stürzte ein 55 Jahre alter Zimmerpolier aus der Gustav Adolf-Straße beim Aussuchen von Brettern etwa 6 Meter hoch von einem Schuppen herab und zog sich hierbei außer einem Arm- bruche und einer Schulterverletzung anscheinend einen Beckenbruch zu. — Auf einen« Neubau am Täubchenweg in L.-Reudnitz stürzte ein in der Ewaldstraße in Leipzig- Volkmarsdorf wohnhafter, 31 Jahre alter Gelegenheits arbeiter beim Sieinetreiben von einem Stoß Steinen in das Kellergeschoß hinab und zog sich eine Verrenkung des linken Schultergelenks zu. j ß Ein schwerer Nnglückssall ereignete sich gestern vormittag auf dem Südsriedhofe beim Bau einer Brun nenanlage. Der daselbst mit arbeitende 32 Jahre alte Brunnenbauer Georg Kainer, wohnhaft L.-Thonberg, Riebeck-Straße, war an der Winde beschäftigt, als plötz lich das Seil riß und er dadurch das Gleichgewicht ver lor und etwa 4 Meter tief in die Grube hinabstürzte. Kainer, der bei dem Sturze anscheinend schwere innere Verletzungen davongetragen hatte, wurde in einen! Krankenwagen dem Stadtkrankenhause zu St. Jakob zu geführt. Vereine und Versammlungen. * Neuer Leipziger Tierschutzverein. In der Juniver- sammlunq des Vereins berichtete der Vorsitzende Herr Conrad Dünckel nach vorangegangener Begrüsiuna der Anwesenden über den Verlauf des vom 25. bis 27. Mai hier abgehaltenen Verbandstages deutscher Tierschutzvereine und bemerkte ein leitend, dah, La der Neue Leipziger Tierschutzverein dem Welt- Kunde zum Schutze der Tiere und nicht dem Verbände der deutschen Tierschutzvereinc angehöre, ihm zu seinem Bedauern die Beteiligung an den Debatten versagt geblieben sei. Im Uebrigen gab der Redner ein interessantes Stimmungsbild über den Verlaus der Verhandlungen, wobei er auf einige der gehaltenen Vorträge näher einging. Als besonders verdienstvoll hob er hervor den Vortrag Les Herrn Schuldirektors Stoll-Eisenach über Ab änderung des sog. Tierschutzparagraphen des Reichsstrafgcsetz- buches, die Ausführung der Herren Rabe-Leipzig und Schlachthof direktor Heiß-Straubing über Betäubung des Schlachtviehs, sowie die Vorträge der Herren Direktor Schaufuß-Meißen über Maß nahmen gegen das Toupieren der Pferde, Schuldirektor Äunad- Tresden über Jagdgrausamkeiten mit besonderer Berücksichtigung der Parforcejagden und Stenz-Berlin über die Bekämpfung der Tierquälereien in Italien. — Weiter brachte der Vorsitzende die in vorletzter Monatsversammlung beschlossene Eingabe an Bundesrat und Reichstag um Erlaß eines Verbotes des Cvu- stierens der Pferde zum Vortrag, der sämtliche deutsche Ab teilungen des Weltbundes zum Schutze der Tiere sich an geschlossen haben. Ferner gab der Vorsitzende bekannt, daß sich vor tnrzem in Berlin ein internationaler Frauenbund für Vogelschutz gebildet habe, dessen Vorstand sich zum größten Teil aus Frauen der hohen Aristokratie zusammensetze und der namentlich gegen die Unsitte der Verwendung von Vozelleichen zu Modezwecken Stellung zu nehmen gedenke. Der Vorsitzende sorderte die zahlreich anwesenden Damen auf, sich diesem Bunde anzu- fchließen und er brachte zum Schluß noch die Antwort des Reich s- Eisenbahnamtes zur ilenntnis, die dem Verein aus seine Eingabe, die Versendung von Hunden und Katzen tn zu kleinen und wenig luftigen Behältnissen betreffend, geworden ist. Danach sind dem Bundesräte vor kurzem neue Besmnmungen über die Beförderung von lebenden Tieren zur Beschlußfassung vorgelegt worden. (Wdh.) ch Der Verband der Holztndustrtellen und des Arbeit geber-Lchuyverband es der dentschen Tischlermeister und Vvlzindustrtellen, Bezirk Leipzig, hielt am Mittwoch unter Vorsitz des Herrn Or. Stoll im Restaurant Kitzing Helbig seine ordentliche Quartalsversammluna ab, die sehr gut besucht war. Es erstattete zunächst der Verbandsfekretär Herr Auerswald eingehenden Bericht über den Verkehr im Arbeitsnachweise während des ersten Vierteljahres 1901. Es bewarben sich 987 Holzarbeiter aller Branchen, sowie eine Anzahl Hilfsarbeiter um Arbeit, für die 576 Stellen zur Ver fügung standen. Von den restlichen 411 Arbeitern erhielt ein nicht geringer Teil Arbeit durch andere Nachweise, oder sonst ohne Ver mittlung des Arbeitgebernachweises. Ein Teil schlug die angebotenen Stellen aus oder die Arbeiter mußten als ungenügend für den Platz abgewiesen werden. Tischler für bessere Möbel waren sehr gesucht. Gegenüber dem ersten Vierteljahr des Vorjahres kamen 120 gegen den gleichen Zeitraum des Jahres 1902 aber 245 Stellen mehr zur Besetzung, ein Beweis, daß sich die wirtschaft liche Lage bedeutend gebessert bat. — Mit ganz beson derem Interesse folgten die Anwesenden den Ausführungen des Vorsitzenden Herrn k>r. Stoll über die noch fortdauernden Streiks in Eilenburg und Wilsdruff. Tie Versammlung zollte den Eilen burger Arbeitgebern, die dem Schutzverbande angehüren und die zwecks Verhütung des Streikausbruches ganz nennenswerte Zuge ständnisse gemacht batten, "vollste Sympathie. Anders lagen die Verhältnisse in Wilsdruff, woselbst die Arbeitgeber sich bis in die neueste Zett dem Schutzverbande ferngehalten hatten. Diese konnten aus Prinziprücksichten in keiner Weise unterstützt werden. Diese Lücke in den Reihen der Arbeitgeber verstanden die organisierten Holzarbeiter sehr gut auszunutzen. Auch diese Arbeitgeber haben nunmehr um ihre Aufnahme in den Schutz- verbano nachgefucht und dürfte ihnen nunmehr durch Eingreifen der Zentralleitung ein Rückhalt geboten werden. Im Laufe des Jahres sind eine größere Anzahl Neuanschlüsse an den Verband erfolgt, auch stehen noch eine Anzahl Anschlüsse von Lokalverbünden "in Aussicht. — 15 Mitglieder wurden neu ausgenommen. Weiter wählte die Versammlung 3 Delegierte für die am 3. August in Braunschweig stattfindende Generalversammlung des Deutschen Arbeitgeber-Schutzverbandes rc. — Herr Auerswald berichtete schließlich noch über die Einrichtungen und Verbällnisse des Holz arbeiterverbandes. (Wdh.) ch Die Gesellschaft für psychische Forschung ließ sich in einer gestern Abenv im „Italienischen Garten" abgehaltenen Ver sammlung durch Herrn Hypnotiseur Parthey einen Vortrag über das Thema: „Ter Spiritismus und seine praktische Bedeutung" halten. Der Redner führte hierbei aus, daß der größte Teil der Menschheit von der materialistischen Weltanschauung beeinflußt werde. Dieser Einfluß, welcher den göttlichen Glauben verwerft, müsse durch die spiritualistische Weltanschauung bekämpft werden. Dieselbe lehre den Glauben an die Unsterblichkeit und an einen persönlichen Gott und sei auf Grund dieses Glaubens in der Lage, die erschwerenden Umstände des Lebens überwinden zu können, weil sie den Trost besitze, in Zukunft dafür entschädigt zu werden. Man könne, obwohl wissenschaftliche Beweise für die spiritualistische Lehre noch nicht erbracht seien, bestimmt behaupten, daß Beweise anderer Hirt vorhanden seien, die sich in übersinnlichen Erscheinungen (Ahnungen, Visionen rc.) offen bart Hütten. Die spiritualistische Weltanschauung habe viele An hänger gefunden, sie bringe Heil und Frieden für die Seelen der Menschheit und müsse aus diesem Grunde nach Möglichkeit gefördert werden. Vergnügungen. Vom Leipziger Palmengarten. Nach der überaus wohl- wollenden Aufnahme, die das neubegründete Willy Wolf- Orchester im Leipziger Palmengarten gefunden hat, ist dasselbe auch für den keutigen Sonnabend Nachmittag und Abend zur Ausführung des Konzertes verpflichtet worden. Morgen Sonntag findet von 1 bis 3 Uhr die übliche Tafelmusik statt, während deren Diners schon von 2 ab an kleinen Tischen geboten werden. Bemerkt sei hierzu, daß von 12 bis 4 Uhr an den Tageskassen gelöste Dinerkarten zum einmaligen freien Eintritte berechtigen. Nachmittags und abends konzertieren die beliebten 179er unter I. Kapitains Leitung. Theater-Terrasse. Heute 2—4 Uhr großes Extra-Militär- Konzert. Sonntag großes Frühschoppen« und Abend-Konzert. Für den vorletzten Tag seines Auftretens im Schützenhaus L.-«ellcr Hausen hat Herr Direktor Oscar Junghähnel noch ein besonders schneidiges Programm zusammengestellt; dasselbe be steht durchgängig ans Len Elitennmmern des Gcsamtrepcrtoircs. Tas heutige Konzert beginnt ebenfalls um 8'/« Uhr, um es jeder- mann zu ermöglichen, auch dem Anfang mit bcizuwohnen. Tie äußerst gün'lige Straßenbahnverbindung und der rechtzeitige Schluß des Konzertes ermögliche» es auch dem Publikum aus ferneren Stadt teilen, die Junghähnel-Vorstellungen zu besuchen. Morgen finden zwei Abschiedsvorstellungen statt. Nur aei Umgegena. * Leutzsch, 10. Juni. Bei der hiesigen Spar- kasse wurde am gestrigen Tage das 10000. Spar kassenbuch ausgefertigt; das Einkegerguthaben betrug an diesem Tage rund 4 725 000 gegen rund 4 150 000 am letzten Jahresschlüsse. — Aus Lebensüberdruß e r - häugte sich ein hier wohnhafter 60 Jahre alter Hand- arbeiter in seiner Wohnung. 1! Oetzsch. 10. Juni. Ein s ch w e r e r U n g l ü ck s- fall ereignete sich heute vormittag beim Bau des Wassert» rnls dadurch, daß infolge Reihens eines Drahtseiles ein ca. 3 Kilogramm schwerer Eisenkloben aus einer Höhe von 28 Meter herabfiel und den unten arbeitenden, 42 Jahre alten Kesselschmied Adam Johann Wilhelm Lins, der nicht schnell genug auf das Warnungs- zeicheu ausweichen konnte, mit solcher Wucht auf den Klops traf, daß er bewußtlos zusamenbrach. Mittels Kranken wagens wurde der Schwerverletzte, der anscheinend einen Schädelbruch davougetragen hatte, in das Leipziger Stadtkrankcnhaus übergeführt. Zschzen. * Dresden, 10. Juni. ' Ter Präsident des Landeskonsistoriums von Z a h n ist von Eisenach nach Dresden zurückgekehrt. Der Bize- Präsident Oberhosprediger Ackermann hat sich nach Ems znm Knrgebrauch begeben Z Ter österreichische Gras de Miramont, der vor einigen Tagen verhaftet worden war, weil er verdächtigt wurde, sein eigenes Kind so mißhandelt zn haben, daß es starb, ist gestern ohne Kaution aus der Unter- suchungshaft e n t la s s e n worden, da sich die ser Verdacht in keiner Weise bestätigt hat. Die ganze Geschichte ist wieder einmal auf öden Klatsch zurückzu führen. Tie hiesige Maschinengewehrabteilung hielt am Mitt woch Abend eine interessante Nachtschieß- Übung ans dem Königsbrücker Gesechtsschießplatz ab. Zuerst wurde das Feuer auf einen Gegner, der eine Brücke überschritt, eröffnet und dann wurde ein mörde risches Feuer auf eine feindliche Feldwache, die durch ein weithin sichtbares Wachtfeuer gekennzeichnet war, abge geben. Tie Ma'chinengewehre schossen aus einer Ent fernung von 750 Meter. Die Trefsresultate waren vor züglich. Tic Verkaussangelegcnheit des Dresdner Adreßbuches beschäftigte das Stadtverordnetenkollegium in seiner gestrigen Sitzung. Bekanntlich hatten die städti schen Kollegien die Erwerbung des Vertragsrechtes des Dresdner Ädreßbuctzes aus den Mitteln der Güntzstiftung für den Preis von 200 000 beschlossen. Damals wurde ausgeführt, daß das Angebot des Verlegers des Adreßbuches gewissermaßen auf eineu lokalpatriotischen Akt hinansliese, da die Firma August Scherl in Berlin für die Erwerbung des Dresdner Adreßbuches einen Preis von 200 000 geboten habe. Die Firma be streitet dies jedoch und behauptet mit dem Verleger des Dresdner Adreßbuches, Herrn Schönfeld, überhaupt nicht in Verhandlungen gestanden zu haben. Besonders habe die Firma Scherl für das Trcsdner Adreßbuch niemals 200 000 geboten, sondern dasselbe sei höchstens 80 000 bis 100 000 wert. Jni Verlaufe der Verhandlungen hat sich nun herausgestellt,, daß ein Frankfurter Agent namens Härter nach den Angaben des Verlegers Schön feld mit Auftrag der Firma Scherl, nach den Angaben dieser aber ohne ihren Auftrag mit Schönfeld verhandelt und auch den Preis von 200 000 .kl bewilligt habe. Eine Klarstellung dieser Widersprüche ist nicht erfolgt und das Königliche Ministerium des Innern genehmigte den An kauf des Dresdner Adreßbuches für den obengenannten Preis nicht. Infolgedessen ging der Verleger des Buches, Herr Schönfeld, mit dem Preise um 20 000 herunter und nunmehr kaufte die Stadt das Dresdner Adreßbuch für den ermäßigten Preis von 180 000 Das Stadt- verordnetenkolleginm beschloß gestern Abend, eine noch malige Prüfung dec Angelegenheit durch den Rechtsans- schuß vornehmen zn lassen. Anläßlich des 50 jährigen Jubiläums der öffentlichen Handclslehransmlt der Dresdner kinusniannschnft be- willmtc das Stadtverordneteutollegiuin die Summe von 10 000 .< nm von den Zinsen dieses Kapitals Schülern der Anstalt Stipendien gewähren zn tönnen. Wassermangel herrscht zur Zeit in den höher ge legenen Straßenzügen der Vorstadt Plauen, so daß den Bewohnern Wasser durch Wagen zugesührt werden muß. Das Hochreservoic mußte mittels der herbeige- rufenen Tampsivritze aus den Wassecsträngen gefüllt werden. Zunächst soll Abhülfe durch ein elektrisches Feuilleton. Tie Ausstellung des Künstlerbundes in München. Besprochen von H. Eyßen (München). Nachdruck verboten. Es Hilst nichts; so seht inan sich auch aus durchsichtigen Gründen Mühe gibt: die I. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes ist nicht das tünsllerische Ereignis dieses Sommers. Gewiß macht sie einen guten Eindruck, gewiß enthält sie manches repntablc Wert. Auch über den ge schlossenen nationalen Charakter kann man sich freuen, den man sogar noch weiter als nölig getrieben hat. Allein darüber hinaus bedeutet die Ausstellung doch kein Pro gramm, sie ist auch nicht eine tatfrohe Antwort auf un berechtigte Angriffe. Allerdings bleibt zn berücknchtigen, daß der Künstlerbund außer in München noch in zwei oder drei anderen Kunststädten unter der Firma der besonder» örtlichen Sezession ausstellte. Immerhin, gar so arm selig, wie das in München geschehen ist, hätten manche der nchrenden deutschen Sezessionisten auf der I. Ausstellung des Künstlerbundes nicht vertreten sein dürfen. Mit feierlichem Ernst bat man die Erledigung der Frage der Beteiligung außer in München wohl nur noch in Stutt gart und Karlsruhe behandelt; von Berlin aus hat man sich so eu bÄ^atellk- beteiligt, so kN vc»-xue, als ob inan die Münchner und chre Sezession noch immer nicht ernst nehme und ihr den jahrelangen Zwiespalt nachtrage. Mlcrdings hat Berlin hier Gleiches mit Gleichem vergol ten, weil auch die Münchner die Ausstellung der Berliner Sezession mit Werken aus früheren — Stilperioden be schickt haben. Immerhin: MarLiebermann, dessen Ruhm iu der Zunftpresse in allen Tonarten gesungen wird, den man aber in München verhältnismäßig noch recht wenig kennt und der seine Hauptwerke bei uns noch so gut wie gar nicht zur Ausstellung gebrockt hat, hätte die Aus stellung des Künstlerbnndes wohl mit einigen Arbeiten schmücken können, die mehr zu sagen haben, die mehr von der Absichtlichkeit dieses Programm-Malers zur Schau tragen. Es sind von ihm drei Bilder, unzweifelhaft äl teren Datums, da: eine Reiterscene am Strande (zwei halbwüchsige Burschen, die in die Flut traben), dann ein „Wirtshaus in Laren" und schließlich die „Papageien allee im Zoologischen Garten zu Amsterdam". Von ihnen allen läßt sich wenig sagen; daß sie geschickt gemacht sind, fällt auch bei oberflächlicher Betrachtung auf. Allein eine Vertiefung oder Lösung malerischer Probleme bedeuten sie nicht. Höchstens fesselt die „Papageienallee" durch allerhand koloristische Reize, die teilweise sogar nicht ohne absichtliches Raffinement über die Tafel ausgestreut sind. Dicht neben den Liebermanns hängt die „Villa im Grünewald" von W a l t e r L e i st i k o w. Es ist merk würdig, mit wie geringen Mitteln Leistikow Wirkungen zu erzielen sucht; er stilisiert die Landschaften auch da, wo wie in der „Gebirgslandschaft" allein die Unmittelbarkeit der Empfindung den konkreten Landschaftscharakter aus- Zulösen vermag. Weit bedeutender gibt sich M a x S l e v o g t, der vor Jahren mit zn den ursprünglichen Talenten der Münch- ner Sezession zählte; er war ihr stärkstes koloristisches Talent, und seine malerische Energie scheute selbst vor den kühnsten Problemen nicht zurück. Vor Jahreu ist Sle- vogt nach Berlin übergcsiedelt; in München hat er nur noch wenig ausgestellt, so daß es eines gewissen pikanten Reizes nicht entbehrt, die Wirkungen des Berliner Milieus ans die künstlerische Individualität Slevogts fest zustellen. An und für sich ist sein „Andrade als Don Juan" eine respektable Leistung; nur stört, daß der sorg fältig und prachtvoll modellierte Kopf, in dem jeder Nerv lebt, au-Z einem wahllosen Hintergründe förmlich hervor schießt. Dabei kommt keine rechte Illusion auf, zumal ein empfängliches Auge durch manche sonstige Unaus geglichenheiten der Tafel beirrt wird. Louis Corinths „Salome mit dem Haupt Jo- hcmnes des Täufers" verträgt in den Details gewiß viele Korrekturen. Wenn es Corinth gefällt, Akte zu malen, sollte er die Illusion, die er wecken will, nicht gewaltsam stören. Das gilt von den lichten und blütenweißen Fleischtönen der Akte; die reale Existenz dieser lichten Fleischfarbe will uns nicht einleuchten, wenn gleichzeitig die Sonne heiß und sengend auf die Steinfliescn des Hofes brennt. Der Präsident des Kllnstlerbundes, Graf Kalckreuth, der in Stuttgart Akademiedirektor ist, hat drei nicht durchweg gleichwertige Arbeiten gesandt, darunter ein Knabenporträt „Wolf" und eine riesengroße Tafel, „die Waldenburg" im württembergischen Franken. Außerdem lernt man Kalckreuth noch als Radierer kennen; einzelne Blätter, wie „Aehrenleserinnen" und „Walden burg bei Nacht" haben etwas vom Geiste und der Technik Willes an sich. Einen neuen Mann lernen wir in dem Stuttgarter Amandus Faure kennen, der mit einer „Salome" debütiert, die nicht nur eine koloristische Glanz- leistung ist, sondern auch eine Reihe prachtvoll charakteri sierter Typen ausweist. Auch die tanzende Figur der I „Salome" ist durchaus individuell gesehen und vorzüglich I in den Raum hineinkomponiert. München kann sicher mit Fug und Recht die Ehre des Tages für sich in Anspruch nehmen. Fritz v. Uhdes „Im Hausgarten" löst starke Wirkungen aus; drei junge Damen im Frieden des häuslichen Gartens, in dessen Grün sich die Sonnenstrahlen brechen. Das ist alles poetisch gesehen und empfunden und wie ein verklärender Hauch eines starken Glückes liegt es über der Scene. Aehnlich gut, ungleich besser als seit Jahren, ist auch FranzStuck vertreten. Ein paar weibliche Studien köpfe, zu denen nur er die Handschrift besitzt, eine rassige „Spanische Tänzerin" und eine neue „Susanna im Bade" von unleugbar starken koloristischen Effekten, sowie schließ lich das Porträt eines jungen niederbayerischen Bauern mädchens, als Gratulantin, das außerordentlich warm im Ton und schalkhaft und humorvoll zugleich geschildert ist. Weniger gut repräsentiert sich Albert v. Keller; seine Bildnisstndicn nach der Schlaftänzerin Madeleine G. haben wenig Apartes. Es ist kein übermäßig interessanter Frauentypus und Keller hat offensichtlich nicht viel mit ihm anfangen können. Sehr gute Porträts von Leo Saniberger dokumentieren, daß dieser Künstler sicher und stetig zur künstlerischen Vollendung reift. Stark und vielseitig sind seine Ausdrucksmittcl, gehoben durch eine sichere Jntuktion, die jeder Personenschilderung die Note höchster Monumentalität verleiht, ohne daß der fein sinnige Reiz modernen Empfindens dabei zn kurz kommt. Die Ausstellung des Künstlerbnndes in München. 3 Samberger ist durch und durch eine künstlerische Indivi dualität; wie hoch steht seine Porträtknnst über der O t t o Hierl-Deroncos, der sich neuerdings bemüht, in seinen Porträts etwas von der Eleganz Sargcnts zur Schau zu tragen. Auf der Ausstellung ist ein Doppel porträt von ihm, so süßlich im Vortrag und Farbe, daß man andere Mängel gar nicht erst aufsucht. Merk würdig ist, daß die Porträts auf der Ausstellung dürftig vertreten sind. Außer Samberger gefallen höchstens die Damenbildnisse der Berliner Maler L. v. König und L e p s i u s. Von A. L e v i e r in München ist ein großes Porträt eines Malers da, das aufdringlich wirkt, weil es eine Art beruflicher Ueberrepräsentation ist. Ganz und gar fällt auch Mar Kuschel ab, der sich abguält, das Böck- linsche Jdeengold in gangbare Scheidemünze umzn- wandeln, und dabei nicht mehr erzielt, als einige technische Sonderheiten Böcklins aufgefangen und wiedergegeben zn haben. Die Karlsruher sind mit Hans Thoma, Wilhelm Trübner und Carlos Grethe gut vertreten. Hans Thoma hat drei Arbeiten gesandt, dar unter zwei biblischen Charakters, die alle gleich auf den Ton schlichter Innigkeit und eines frommen natürlichen Empfindens sind. Aus D r e s d e n hat G o t t h a r d K u e h l zwei In- terieurs der Ausstellung überlassen, die sich den besten Arbeiten dieses feinsinnigen Malers zur Seite stellen. Tie Pastellzeichnnngen des Düsseldorfers OttoSohn- Rethcl muten nach Vortrag und Erfindung recht mani- riert an. Unter den Landschaftern ist Bernhard Butter- s a ck wohl an erster Stelle zu nennen. Sein „Birken hain" ist voll Dust und sommerlicher Poesie und zeugt da bei von feinsinnigem Studium der Natur. Man spürt, daß das „bildlich" empfundene Motiv so gut wie gar nicht nmkomponiert wurde; iu seiner vornehmen Natürlichkeit hat es etwas von dem bestrickenden Reiz der oberbayeri schen Vorberge. Die Worpsweder haben sich ziemlich vollzählig, wenn auch nicht mit durchweg gleichwertigen Arbeiten eingesnnden. Hervorragend ist Overbecks „Im Moor", das ganz die schwervcrhaltene Stimmung der niederdeutschen Moorlandschast atmet und diese Stim mungen nuancenreich zu verifizieren weiß. Tie Malerin Pauline Eigner, die schon in der heurigen Früh- jahrsansstellnng durch ein flott heruntergemaltcs Bild Aufsehen erregte, hat auch zur Sommerausstellnng Zu gang gefunden: ihr „Weibliches Bildnis" ist indessen aller Delikatesse des Vortrags bar und so robust gemalt, wie das nur eine Männerfaust in den stärksten Tagen der Ucbergangsperiode vermag. Nicht unabsichtlich wird an letzter Stelle Max Klinger angeführt; er hat der Ausstellung eine ganze Reihe Studien und Skizzen überlassen, die einzeln und zu sammen recht dürftig wirken und in dieser Repräsen- tativ-Ansstellnng deutscher Kunst eigentlich nicht am Platze sind. Einigermaßen wird man entschädigt durch Lithographien und Radierungen Otto Greiners; es sind keine größeren Kompositionen, sondern in der Hauptsache Porträts und ein geistreicher Kupferstich „An Arthur Haferkorn". In der graphischen Ab te i l u n g findet sich auch sonst noch manches Schöne, wie die Aquatintaradierungen Oskar Greifs (Freiburg) und die gelungenen Tierstudien von Paul Neuenborn. Tie plastische Abteilung ist an und für sich recht kümmerlich ausgefallen. Man muß sich schadlos halten dadurch, daß man die schönen und geschlossen komponierten Büsten Alexander Opplers (Paris) bewundernd studiert und die feinsinnigen Porträtbüsten Webers und C. A. Bermanns betrachtet. So weit ein Ueberblick. Ist die Ausstellung zwar viel- fach erfreulich und bedeutend, immerhin ist sie k.ein glatter Sieg und sichert an sich den Sezessionen n i ch t die künstle rische Superiorität.
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