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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.06.1904
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040620029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904062002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904062002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-20
- Monat1904-06
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Anzeigen-Preis die 6 gespaltene PetitzeUe LS Reklamen unter dem Redakttonsstrich («gespalten) 75 4, »ach de» Familiennach- richten (V gespalten) 50 4^ Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Ossatenannahm« 85 45. Extra-Vetlagen gesalzt), nnr mit der Morgen-Auegabe, ohne Postbesürdauug ^tl 60.—, mit PosthefSrdernllg >ll 70.—. Snnahineschlns, f»r Anzetgr«: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen find stet« an die Expedition z« richten. Die Expedition ist wocheiuagS uumtterbroche» geöffnet von früh 8 bis abends 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Potz in Leipzig (Inh. vr. B., R. L W. Kltnkhardtp Nr. 310. Var lvichtigrte vom läge. * König Georg ist heute früh 8 Uhr zum Kur gebrauch inEmseingetroffen. * Zum Gedächtnis König Alberts fand beute in der katholischenHofkirche zu Dres den eine Trauerfeier statt. (S. Sachsen.) * Generalleutnant v. T r 0 t h a soll wegen der ernsten Lage in Südwestafrika bedeutende Der stär kungenverlangt haben. „kinlacd". Unter der Ueberschrist Einfach brachten die „Fliegen den Blätter" einmal einen recht niedlichen Witz. Ter Hauptmann befiehlt dem Feldwebel, 20 Soldaten in die evangelische und 20 in die katholische Kirche zu schicken. Der Feldwebel läßt die Kompagnie antreten und zählt die Soldaten ab: eins — zwei — drei — usw., bis zwanzig links schwenkt, marsch in die evangelische Kirche, 21 — 22 — 23 usw. bis 40 rechts ab marsch in die katho lische Kirche. Nach diesen: Prinzip will jetzt die sächsische Sozialdemokratie bezüglich des Abonnements der sozial demokratischen Wählerschaft auf die Zeitungen verfahren. Ter Genosse Schöpflin macht einen Vorschlag über eine Neueinteilung der sächsischen Agitation-sbezirke. 8 3 des Schöpflinschen Entwurfs lautet: . „Ter 10. und IS. Wahlkreis werden gleichzeitig vom Ver breitungsbezirk der Chemnitzer Volksstimmc abgetrennt, und der 10. Wahlkreis dem Verbreitungsbezirk der Volkszeitung für das Muldenthal, der 19. Wahlkreis dem VcrbreitungSbezirk des sächsischen Volksblaites zugeteilt." Die „Sächsische Arbeiterzeitung" ist mit diesem Vor schläge ganz einverstanden. Sie zweifelt zwar nicht, das; die Kreise der „Chemnitzer Volksstimme" wegen des zu erwartenden Nbonnementsvcrlustes dem Vorschläge hef tige Opposition machen würden, aber sie meint, dies Blatt würde immer noch Abonnenten genug behalten, um gut sortbestehcn zu können, während dem Zwickauer Partei organ eine Vergrößerung seiner Abonnentenzahl sehr wohl tue. Dem Dresdener Blatte kommt überhaupt gar nicht erÜ der Gedanke, ob eS einein Teile der bisherigen Leser des Chemnitzer Blattes recht sein werde, statt der Zeitungen, an die sie sich gewöhnt haben, nunmehr eine andere zu lesen. Der sozialdemokratische Feldwebel kom mandiert eben auch: eins — zwei — drei usw. bis 20 links ab zur „Chemnitzer Volksstimme", 21 — 22 — 23 mw rechts ab zum „Sächsischen Volksblatt" i» Zwickau. Cs geht doch nichts über den Respekt vor der individuellen Freiheit bei der Sozialdemokratie. Und diese Partei, die Tag für Tag in geistiger Beziehung ihre Truppen Parademarsch üben läßt und jeden Manu in Arrest steckt, der die Nase um einen halben Centimeter zu weit aus dem Glieds hcrvorstreckt, diese Partei ereifert sich ebenso Tag für Tag über den „militärischen Drill" in dem verhaßten Klassenstaat. Montag den 20. Juni 1904. 98. Jahrgang. ver Humana aer Herero. Ein Brief a«» Otjihaenena. Einem uns freundlichst zur Verfügung gestellten Briefe eines Reiters der Schutztruppe an feine Leipziger Verwandten entnehmen wir folgende Stellen : Oft haben wir hier große Strapazen durchzumachen, denn ersten- ist hier großer Wassermangel, zweiten« am Tage starke Hitze und Nacht« ziemliche Kalte Die Herero, mit Schußwaffen Modell 88 gut ausgerüstet, kämpfen mit einer kolossalen Frechheit, wa« sie auch in den Gefechten vom S. bis 13. April bewiesen: Der Feind kam, nachdem die Geschütze keinen Schuß Munition mehr hatten, bis zn un« in die Schützenlinie. Nach dem die Hauptmacht des Feindes durch starke Patrouillen aufgestöbert war, rückte sie gleich gegen uns vor, wurde aber von der Westabteilung links und von Mannschaften der Ostabteilung rechts in der Flanke angegriffen. Nachdem die Haupt-Ab teilung schon gänzlich vom Feinde eingeschlossen war, denn wir zahlten nur 1000 Mann, begann unser Angriff. Nach achtstündigem Gefechte wurde der Feind auf Okatumba zurückgedrängt, wo am 13. April abermals ein sechzehn stündige« Gefecht stattfand, in dem der Feind eine völlige Niederlage erlitt. Sein Verlust wird auf 1100 Mann geschätzt Abermaliger Aufschub -er Operationen. Die im Morgenblatte wiedergegrbene Meldung des Generals v. Trotha über die nächsten Absichten der deut schen Heeresleitung wird ergänzt durch folgende, dem „L.-A." zugegangene Drahtmeldung feines Berichterstatters: Lwikokorero, 18. Juni. Gouverneur Oberst Leutwein bricht heute auf Wunsch des neuen Truppcnkommandeurs General leutnants von Trotha von hier »ach Okahandja auf, um dort seine Unterstützung zur Verfügung zu stellen, beziehungsweise in Windhuk die Geschäfte des Gouvernements zu über nehmen. Zu entscheidenden Schlägen gegen den Feind soll es nicht kommen, bis auch die neu eingetroffenen Truppen operatton«- fähig sind. Die alten Truppen rücken in drei Abteilungen möglichst nahe an den Feind heran, um ihn zu beobachten und sein etwaiges Entweichen zn verhindern. Ten Anfang damit macht morgen da- Bataillon d?S Hauptmanns von Heyüe mit einer Batterie. Das Kommando über den hier bleidenden Rest, der als eine neue Ab teilung formiert wird, übernimmt Major von Glasrnapp. Ich gehe heute vorläufig nach Okahandja zurück. weitere Verstärkungen nötig! * Breslau, 20. Juni. (Eig. Drabtmeld.) Die „Schles. Ztg." meldet aus Berlin, Generalleutnant von Trotha habe bald nach seiner Ankunft telegraphisch bedeutende Verstärkungen verlangt. Die militärische Lage sei sehr ernst. Vir Entschäbigungrsrage. Zur Fraae der Entschädigung der Ansiedler in Deutsch-Sudwestafrika bemerkt der Ansiedelungskommissar Or. Rohrbach in einem im amtlichen „Kolonialblatt" ab gedruckten Bericht: Wenn nicht billige Entschädigung gewährt wird, sondern nur ein unzureichendes Darlehn oder eine ihrem Wesen nach geringe Unterstützung, so ist es höchst unwahrscheinlich, daß sich angesichts dieser moralischen und materiellen Eindrücke noch eine nennenswerte Zahl von Ansiedlern finden wird, die — mit unzureichenden Mitteln und neuen Verpflichtungen zu den großenteils noch unregulierten alten hinzu — ans Werk des Wiederaufbaues gehen würde. Sie werden es vielmehr vorziehen, wenn auch ganz oder halb ruiniert, das Land zu verlassen und sich anderswo (viele denken jetzt an Argen tinien, Chile, Australien, andere an Rückkehr nach Deutschland) eine Existenz zu gründen. Von welchen Folgen eine solche Landflucht aus den betroffenen Teilen Südwestafrikas rücksichtlich des Eindrucks auf die sonst etwa zur Auswanderung und Ansiedlung im Lande geneigten Elemente zu Hause, damit aber für die ganze zukünftige Besied lung und materielle Entwicklung Südafrikas sein würde, braucht nicht weiter erläutert zu werden. Aber auch darüber hinaus würde der vollkommene wirtschastliche Ruin der zentralen Landesteile, denn nm einen solchen handelt es sich — mit Notwendigkeit auch den Zusammenbruch so vieler anderen Persönlichkeiten, Firmen und sonstigen WtrtschaftSfaktoren im Schutzgebiete nach sich ziehen, daß sich eine ökonomische Katastrophe für da« ganze Land daraus ergeben wird... Dieselbe hochgradige Verbitterung der Leute, dieselbe Berzweif- lung, es unter den herrschenden Verhältnissen in Südwestafrika, je wieder zu etwas bringen zu können, dieselbe Entschlossenheit, das Land zu verlassen, falls nicht doch noch eine günstige Wendung in der Entschädigungsfrage eintretrn sollte, hab« ich an allen auf meiner Reise berührten Plätzen gefunden; in Grootfontein, Outjo, Omaruru, Karibik, sowie unter den hierher nach Swakopmund Geflüchteten. Meinen Bemühungen, die Leute zu beruhigen und zu ermutigen, wurde stet» nur die eine Frage rntgrgengehalten: Können Sie uns Zusiche rungen darüber geben, daß die Aufstandsverlnste ersetzt werden? Psychologisch ist bei dieser ganzen Frage der Umstand noch von besonderer Bedeutung, daß die verloren gegangenen Werte fast aus- nahmslos nicht als fertiger Besitz ins Land mitgebracht, sondern in wirklich harter und entbehrungsvoller Arbeit von den Leuten selbst im Laufe der letzten 5—10 Jahre diesem grade anfangs so steinigen und spröden Boden abgerungen worden sind Weder der Handel noch der Farmbetrirb geben hier leichtes Brot; wer nicht von früh bis spät arbeitet, der kommt zu nichts, und wer zu etwas gekommen ist und Vieh, Haus, Waren, Werkzeug, Geld oder sonstige Betriebsmittel besessen (und jetzt verloren) hat, von dem kann man mit verschwindenden Ausnahmefällen sicher sein, daß dieser Besitz auch eine sittlich äquivalente Arbeitsleistung dar stellte. Hierin vor allen Dingen, daneben freilich auch in der regierungs seitig oft und bestimmt kundgegebencn Auffassung, daß die Kolonie in den zur Besiedelung freigegebeurn Teilen ein pazifiziertes Land sei, liegt der Kern des Anspruchs auf Entschädigung materiell begründet, und wrun denen, die hier gearbeitet haben und der Frucht ihrer Arbeit wie der Möglichkeit zur Weiterarbeit durch den Aufstand der HerrroS beraubt siud, eine Hülfe, die wirklich Hülfe ist, versagt wird, so kann das von den Ansiedlern, wie von den Kaufleuten hier im Lande, die mit ihrer Existenz gegenseitig auf- einander angewiesen sind, nur als eine endgültige Bestätigung ihres wirtschaftlichen Ruin» verstanden werden. Dazu aber ist dieses Land nach seiner wirtschaftlichen Zukunft, bei richtiger Wirtschafts verwaltung, zu gut vrr nlrrircd-iapaisirctze sirirg. Die Lag» in Port Arthur ist russischen Nachrichten aus Liaojang zufolge durchaus nicht besorgniserregend. Es wird über Petersburg be richtet: PortArtbur hatte bis zum 14. Juni keinen Land- oder Seeangrrff abzuwehren. Die Japaner ver suchten zum vierten Male, die Hafeneinfahrt durch vier Sperrschiffe zu schließen. Zwei von diesen wurden von unseren Batterien sofort zum Sinken gebracht. Die beiden andern konnten dem Feuer nicht standhalten und gingen zurück. Die japanischen Nachrichten, daß russische Kano nenboote gesunken seien, sind vollständig unbegründet. Unser G e schwaderinPortArthuristvoll- Hähligundvölligausaebessert. Das Besin- den und der Geist der Garnison und der Bewohner ist ausgezeichnet. Die Soldaten drängen zum Kampf. Alle leben m der sicheren Zuversicht, daß keine Macht sich Port Arthurs- bemächtigen kann. Dis meisten Einwohner sind als Freiwillige eingetreten. 600 Frauen haben dem Kommandanten ihre Dienste angeboten. In Stadt und Festung herrscht musterhafteOrdnung. Der all ¬ gemeine Geschäftsgang hat sich in keiner Weise geändert. Der Handel und die friedlickien Beschäftigungen gehen ihren gewöhnlichen Gang. Port Arthur ist m i t Lebensmitteln für sechs Monate voll ständig versehen, und wenn die Portionen ver ringert werden, sogar für ein Jahr. Während der letzten Tage, die der Belagerung vorangingen, gelang eS, eine große Menge Vieh nach der Festung zu schaffen. Was die Preise betrifft, so kostet ein Pfund Fleisch 25 Kopeken, eine Flasche Bier 60 Kopeken, eine Flasche Champagner 8 Rubel. Die Musik spielt dreimal in der Woche auf dem Boulevard. In Port Arthur befinden sich auch die E i n - wohner von Dalny, welches durch Brandschaden nur wenig gelitten hat. Die Japaner haben an den Staatsgebäuden die Siegel angelegt. Chinesen, die bei der Plünderung der Stadt Dalny betroffen wurden, wur den von den Japanern mit dem Tode bestraft. Die japa nischen Vorposten stehen in einer Entfernung von 24 Werst von Port Arthur und nur 3 Werst von den russischen Vorposten entfernt; es kam bereits mehrmals zu kleinen Scharmützeln. Die russischen Offiziere erklären, die Japaner würden ernstlich für den Versuch, Port Arthur anzugreifen, welches sie für uneinnehmbar halten, ge züchtigt werden. Var Gefecht bei wafango«. „Reuters Bureau" meldet aus Tokio: Ueber das Gefecht bei Wafangau wird noch gemeldet: Die Russen hatten in diesem Gefecht eine bessere Stellung, die durch die Ueber- macht der Japaner ausgeglichen wurde. Die Stellung der Ruffen zog sich von Osten nach Westen quer in einem Tale bin, durch das die Eisenbabn und der Futschaufluß führen. Der japanische General Oku drängte Vie Russen von den hohen Hügeln, die Vas Tal links begrenzen, in daS Tal hinein, indem er nacheinander erst den rechten, dann den linken Flügel zum Rückzug nötigte. Es wurde den ganzen Tag über hart näckig gekämpft. Die Ruffen hielten mit zäher Energie stand und zogen sich erst zurück, als^ sie vollständig eiugeschloffen waren. Sie ließen dabei KOO Tote auf dem Schlachtfeld. Ein anderer Reuter-Bericht lautet: General ^ku be gann den Vormarsch am 13. d. M. in drei Kolonnen mit Kavallerie. Der Kampf begann am 14. nachmittags 3 Uhr mit Artilleriearfrcht. Die Ruffen hatten 98 Geschütze und erwiderten vis zum Abend da« japanische Feuer m lebhafter Weise. Während der Nacht bemächtigten sich die Japaner eines Hügels zwischen Tschongtschiatum und Weng- schiatun und eines Hügels westlich von Tayungkan. Ein Teil der mittleren Kolonne der Japaner rückte längs des Futschufluffes vor und litt stark unter dem russischen Feuer. Eine Abteilung Infanterie und Artillerie wurde schleunigst zur Hülfe gesandt, worauf die vereinigte Streitmacht die Nüssen aus Tafangscheu vertrieb und trotz des anhaltenden Geschützfeuers der Ruffen sich auch der dortigen Höhen bemächtigte und damit den Sieg entschied. Inzwischen wurde der rechte japanische Flügel stark bedrängt. General Oku mußte zweimal die Infanterie-Reserven ein greifen lassen. Die Ruffen machten wiederholt verzweifelte Gegenangriffe; aber in einem sehr kritischen Moment umging die japanische Kavallerie vie russische Stellung und griff in der linken Flanke an. Die Russen zogen Verstärkungen heran und leisteten hartnäckigen Widerstand, bis sie von beiden Seiten einaeschlossen waren. Als sie dann den Rückzug antraten, versuchte die japanische Kavallerie, sie zu verfolgen, mußte aber der Schwierigkeit des Geländes wegen davon abstehen. Dem linken japanischen Flügel gelang es, 900 Mann russische Infanterie, die nack Wutachiatun zurückgingen, abzufangen. Die Verluste der Japaner betragen 900 Maun, darunter 8 Offiziere tot und 14 verwundet. Vie russischen Verlnste bei wasangen. Dem „Reuterschen Bureau" wird aus Peters burg gemeldet, daß 1100 bei Wafangou ver wundete Russen, darunter 55 Offiziere, Liaujang er reichten; der Gesamtverlust der Russen betrage etwa Feuilleton. 2! Oer Fall Milverton. Von A. Conan Doyle. . Uebersetzt von O. Leinitz. Milverton aber war flink wie eine Ratte zur Seite ge sprungen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Ei, ei, Mr. Holmes" sagte er und schlng seinen Rock zurück, wobei der Griff eines großen Revolvers sicht bar wurde, der m der Innentasche stak. „Von Ihnen hätte ich eigentlich etwas wehr Originalität erwartet. Das ist denn doch ein zn alter Trick, damit dürfen Sic mir nicht kommen. Sie können mir glauben, ich bin bis an die Zähne bewaffnet und ick versteh' auch mit den Waffen nmzugebcn, ich batte dazu ja auch volles Recht. UcbrigenS ist Jhcke Annahme, ich trüge die bewußten Briefe bei mir, eine durchaus verkehrte. So dumm bin ich denn doch nicht. Jetzt aber muß ich mich empfehlen, meine Herren. Ich habe beut' Abend noch verschiedenes zu erledigen und bis Hampstead ist ein ziemliches Ende." Damit nahm er seinen Pelz über'n Arm, legte die Hand an den Revolver und schritt zur Tür. Ich griff nack einem Stuhl, aber Holmes schüttelte den Kopf und so stellte ich ihn wieder bin ... . Eine Verbeugung, ein Lächeln, ein unver schämtes Zwinkern mit den Augen und Milverton war draußen. Gleich drauf fiel der Wagenschlag zu, die Pferde zogen an und der Wagen rollte rasch davon .... Holmes war regungslos am Kamin sitzen geblieben, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, den Kopf vornübergebeugt und die Augen starr auf das glimmende Feuer gerichtet. Eine halbe Stunde lang sprach er kein Wort. Dann sprang er auf mit der Miene eines Mannes, der seinen Entschluß gefaßt hat, und begab sich in sein Ankleidezimmer. Kurz darauf erschien er als junger, forscher Arbeiter mit einem Spitzbart, eine kurze Pfeife im Munde, die er an der Lampe anzündete. „Ich komm' bald wieder, Watson", sagte er und verschwand. Ich be griff sofort, daß er den Feldzug gegen Charles Augustus Milverton eröffnet hatte, dock; konnte ich mir natürlich nicht träumen lassen, welchen Verlauf und welch' merk würdigen Ausgang dies Abenteuer nehmen sollte. Mehrere Tage hindurch kam und ging Holmes zu den verschiedensten Stunden und immer in dem gleichen Kostüm, aber außer einer kurzen Bemerkung, daß er seine Zeit in Hampstead verbrächte und zwar nicht ver gebens, erfuhr ich über sein Vorhaben nichts. Nach einigen Tagen jedoch an einem regnerischen und stürmischen Abend — der Wind heulte und rüttelte an den Fenster scheiben — schienen seine Ausflüge nach Hampstead ein Ende gefunden zu haben. Er legte die Verkleidung ab, setzte sich an den Kamin und lachte in seiner stillen, inner- lichen Art vergnügt vor sich hin. „Nicht wahr, Watson, man sieht mir nicht an, daß ich auf Freiersfüßen gehe?" „Nein, wirklich nicht!" „Ta wird es Sie gewiß interessieren, zu erfahren, daß ich mich verlobt habe." „Mein lieber, alter Freund, meine aufrichtigsten .. „Und zwar mit Herrn Milvertons Stubenmädchen." „Holmes, machen Sie keine schlechten Witze!" »Ja, was sollte ich denn tun? Ich mußte mir doch genaue Auskunft verschaffen." „Da sind Sie aber doch entschieden zu weit gegangen." „Aber eS war unbedingt notwendig. Ich habe mich meiner Braut als Bauschlosser vorgestellt, der sich eben selbständig gemacht hat. Escott nenne ich mich. Jeden Abend gehen wir zusammen spazieren und unterhalten uns. Allmächtiger Gott, diese Unterhaltungen! Aber wenigstens weiß ich jetzt alles, was ich wissen wollte. Ick; sage Ihnen, ich kenne Milvertons Haus wie meine Westentasche." „Und daS Mädchen, Holmes?" Er zuckte die Achseln. „Ich kann ihr nicht helfen. Wenn es einen hohen Einsatz gilt, muß man eben so schlau wie möglich spielen. Uebrigens kann ich Ihnen die tröst- liche Mitteilung machen, daß ich einen gefährlichen Neben buhler habe, der mich sicherlich sofort ersetzen wird, wenn ich meine Braut treulos verlasse . . . Eine feine Nacht heute, nicht wahr?" „So ein Wetter gefällt Ihnen?" „Für meine Zwecke paßt es famos. Mein lieber Watson, ich habe nämlich die Absicht, heut' Nacht bei Milverton einzubrechen." Bei diesen Worten, die gan- langsam und im Tone unumstößlicher Entschlossenheit ausgesprochen wurden, überlief's mich eiskalt und mein Atem stockte. So wie uns manchmal mitten in dunkler Nacht «in einziger Lichtblitz jedes Detail einer weiten Landschaft hell erleuchtet, so wurden auch mir in einem Augenblick alle nur möglichen Folgen einer solchen Tat klar. Ich sah im Geiste die Entdeckung, die Verhaftung; ich sah das Ende einer glänzenden Laufbahn und den moralischen Untergang meines Freundes, ich sah ihn ab hängig von der Gnade dieses entsetzlichen Milverton!" „Um Gottes willen, Holms, überlegen Sie doch nur, was Sie tun wollen", rief ich besorgt auS. „Lieber Freund, ich habe alles gründlich überlegt. Sie wissen, ich pflege mich niemals zu überstürzen und ich hätte also auch kein so radikales und gefährliches Mittel gewählt, wenn mir ein andrer Weg geblieben wäre. Wir wollen doch mal den Fall ganz sachlich betrachten. Ich setze zunächst voraus, daß Sie mein Vorhaben vom mora lischen Standpunkte aus für erlaubt halten, wenn e? auch dem Wortlaute des Gesetzes nach strafbar sein mag. Ter Einbruch in Milvertons Haus bezweckt ja nicht? andres, als ihm seine Briefe wegzunehmen und dazu wollte» Sie niir ja selbst behülflich sein." Ich dachte einen Augenblick nach . . . „Ja," erwiderte ich bann, „Ihr Vorhaben ist moralisch zu rechtfertigen, vorausgesetzt, daß Sie nur solche Gegenstände mit nehmen wollen, die zu verbrecherischen Zwecken gebraucht werden sollen." „Das ist selbstverständlich. Sobald "sich aber meine Handlungsweise moralisch rechtfertigen läßt, kommt nur noch das Moment der persönlichen Gefahr in Frage. Und darauf dürfte ein Gentleman doch nur wenig Gewicht legen, wenn eine Dame seine? Beistandes dringend be darf." „Aber Sie selbst bringen sich dadurch in eine schiefe Lage." „Freilich, aber das gehört eben mit zum Risiko. Es gibt nun einmal keinen andern Weg, di« Briese wieder-u-
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