gemeinen für die Zeit der ersten Besiedlung annehmen, ist in der Folgezeit verlorengegangen. Wir beobachten noch im Mittel- alter in Verbindung mit Erbregelungen ein zunehmendes Tei len des bäuerlichen Besitzes, das zu Beginn der Neuzeit größere Fortschritte machte. Es zeigte sich immer deutlicher, daß die alte feudale Produktionsweise in der Landwirtschaft mit der Zunahme der Bevölkerung in eine ernste Krise geraten war. Auch eine weitere Aufteilung der Güter reichte nicht mehr aus, um die Menschen in den Dörfern mit genügend Land zu ver sehen. Diese Krise verschärfte sich weiter, als unter dem Ein fluß des aufblühenden Bergbaus in den deutschen Mittelgebirgen die Getreidepreise stark anstiegen. Im Zusammenhang mit der sich entwickelnden Agrarkonjunktur veränderten sich die Be sitz- und Vermögens Verhältnisse grundlegend. Die Feudalklasse, die anfänglich von der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche meist nicht mehr besessen hatte als zur Deckung ihres persönlichen Bedarfs erforderlich war, ging unter Ausnutzung ihrer politischen Machtstellung dazu über, Bauerngüter aufzukaufen und Bauern zu legen, d. h. von ihrem Land zu vertreiben, und Vorwerke und Rittergüter anzulegen, um dadurch auch unter den neuen Verhältnissen ihre wirtschaftliche Grundlage zu sichern und aus den stark erhöhten Getreidepreisen Nutzen zu ziehen. Sehr deutlich sehen wir diese Bestrebungen, einen landwirtschaftlichen Großbetrieb auszubauen und durch die Herausbildung von be sonderen Ausbeutungs- und Arbeitsverhältnissen zu untermauern, in Großschönau, wo unter der Herrschaft des allgewaltigen Dr. Ullrich von Nostitz neben kleinen Vorwerken aus früherer Zeit ein stattliches Rittergut mit einer beträchtlichen geschlosse nen Anbaufläche von rund 200 Hektar entstand, die systematisch aus Bauernhufen gebildet worden war. Damit steht gleichzeitig, angeregt durch die steigenden Wollpreise, eine beträchtliche Schafhaltung auf dem Großschönauer „Hof“ in engem Zusam menhang. Die Bauern wurden gezwungen, auf den ihnen ver bliebenen Feldern die „Schaftreibe“ zu dulden. Auch ein großer Teil des Bauernwaldes (Büsche) wurde aufgekauft und in „Hof büsche“ zusammengefaßt. Im Zuge dieser Entwicklung ver schlechterten sich die bäuerlichen Rechtsverhältnisse, aus freien