DER LEINEWEBER UND SEIN UMGEBINDEHAUS Die Leineweberei breitet sich aus Wir haben gehört, daß von alters her Ackerbau, Viehzucht und Waldwirtschaft für die Siedler im Zittauer Gebirge die Haupt nahrungs- und Erwerbsquelle gewesen sind. Der Kampf um diese alten Waldgerechtsamen zieht sich auch späterhin unter geänder ten Verhältnissen wie ein roter Faden durch die Geschichte unserer Dörfer. Ihre Nachkommen haben niemals anerkannt, daß sie nicht mehr die eigentlichen Herren in „ihrem“ Wald sein sollten. Sie nahmen sich oft weiter, was ihnen der Wald bot, und wurden deshalb von den Feudalherren zu Wild- und Holzdieben erklärt. Später, im 16. Jahrhundert, ist zeitweise sogar nach Erzen in den Bergen gegraben worden. Wirtschaftlich wichtiger waren hingegen die Mühlsteinbrüche von Jonsdorf und die Sandstein brüche an der Lausche. Der weichere Sandstein von Walters dorf eignete sich auch zu Bildhaucrarbeiten, ebenso wie daraus so mancher schöne Türstock in Waltersdorf und Großschönau von den Steinmetzen gearbeitet worden ist. Kostbarkeiten aus Waltersdorfer Sandstein sind die Skulpturen an der Gruft in Hainewalde und in der Spitzkunnersdorfer Kirche, die wir der Meisterschaft des Bildhauers Franz Biener aus Schirgiswalde verdanken, der im 18. Jahrhundert an den Barockbauten in Böhmen und in Wien seine große Kunst zeigte. Manche andere Erwerbszweige haben vorübergehend und auf die Dauer den Menschen Nahrung und Brot gegeben. Am entscheidendsten wurde das Dorfbild und das soziale Gefüge verändert, als sich in Verbindung mit den großen wirtschaftlichen Umwälzungen die Leineweberei im 17. Jahrhundert auch auf den Dörfern aus breitete. Bereits im 16. Jahrhundert war die herrschende Adelsklasse bemüht gewesen, in den Dörfern die gewerbliche Arbeit zu ent wickeln. Sie wollte damit vor allem der Abwanderung der brei ten Schicht von Landarmen und Landlosen (Hausgenossen) ent gegentreten, die mit der allgemeinen Bevölkerungsvermehrung