4 Kurfürst Friedrich August III. Kurfürst Friedrich August III. Während Prinz Xaver von ganzer Seele Soldat war, war Kurfürst Friedrich August III. in erster Linie Landesvater. Das Wohl seines Volkes bestimmte alle seine Handlungen. Er war vom Scheitel bis zur Sohle Pflichtenmensch, und da her trägt seine Regierung, vor allem in den ersten Dezennien, den Stempel der strengsten Gewissenhaftigkeit. Der Grundzug seines Wesens war ein unerschütterlicher Rechtssinn 1 ), so dafs er verdiente, den Beinamen des Gerechten zu erhalten. Der Kurfürst trat, noch nicht 18 Jahre alt, die Regierung an. Ihm war zwar sowohl bei Lebzeiten seines Vaters, als unter der Administration eine sehr sorgfältige Erziehung zu teil geworden; aber es will etwas heifsen, als Jüngling so schwierigen Regierungsfragen, wie sie gerade damals an Sachsen herantraten, gegenüber gestellt zu werden. Uns hat hier nur seine Stellung zum Heer zu interessieren. Über die Persönlichkeit und Fähigkeiten Friedrich Augusts ist viel Widersprechendes geschrieben worden. Gretschel- Bülau 2 ) gibt im wesentlichen die einzig richtige Charakte ristik, obwohl der Einflufs des Grafen Camillo Marcolini 3 ) unter schätzt 4 ) wird. Mag Friedrich der Grofse sehr stark übertreiben 5 6 * ), wenn er am 6. April 1774 8 ) an den preufsi- schen Gesandten von Borcke in Dresden unter anderem schreibt: ’) Eine kurze, aber zutreffende Charakteristik des später gekrönten Friedrich August findet sich in: Napoleon I., Tagebuch von St. Helena, geführt von Las Gases. Übertragen und bearbeitet von Oskar Marschall von Bieberstein, p. 2: Napoleon diktiert am 2. September 1816 Las Cases: „Der König von Sachsen, der ehrenhafteste Mann, der je ein Szepter führte. “ 2 ) Gretschel-Bülau III, p. 196/197. 3 ) Dieser war Page bei dem Kurfürsten gewesen, wurde im August 1768 Kammerherr, am 21. Januar 1769 Kämmerer, am 3. August 1772 wirklicher geheimer Rat, und blieb bis zu seinem (Marcolinis) Tod (1814) sein liebster Umgang und Vertrauter (Gretschel-Bülau III, p. 194). 4 ) Gretschel-Bülau III, p. 194: „Keinem Günstling gewährte er staatlichen Einflufs.“ 5 ) Wir werden noch mehr solcher skrupelloser Übertreibungen Friedrichs II. von Preufsen kennen lernen. Alle Persönlichkeiten, die seiner Politik gefährlich werden konnten, sucht er zu bespötteln. 6 ) Politische Korrespondenz Friedrichs des Grofsen, 3ö. Band, p. 235. In demselben Bande, p. 483, wird Marcolini selbst der Unterschlagung von Geldern des Kurfürsten verdächtigt. Die Beweise hierfür fehlen. Damit ist König Friedrichs II. Angabe gerichtet.