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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192812152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-12
- Tag1928-12-15
- Monat1928-12
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1928
- Autor
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Bücher und Zeitschriften. Bei der Redaktion etngegangen: Der Hundeuarr. 41 lustige Hundebilder von Johannes Lehrmann mit Versen von Leo Lustig heißt ein soeben er» schteneneS höchst amüsantes Karikaturenbuch. In diesen Hundebilder», die eine reiche Quelle köstlichen zeichnerischen Humors sind, schildert Lehrmann liebevoll und mit künst lerischer Sicherheit unsere vierbeinigen Hau-freunde in den verschiedensten spaßhafte» »nd nachdenklichen Szenen. Seine überaus drolligen und schnurrigen Hundeporträts aller möglichen Hunderassen sind wahre Kabinettstücke Hunde» physiognomischer Gestaltung. Das Buch ist zum Preis« von 2 — RM. brosch. und RM. in Leinen geb. vom Johannes Lehrmann Verlag, Berlin W. »2, Nettelbeckstraße 1ö, zu be ziehen. Siu Schrei aus de« Dunkel. von Franz Kern 112 Sei. te« geh. 1.80 geb. Mk. 2.40, Heim-Verlag, Radolfzell a. B. Der Dichter schildert ein Menschenschicksal, das vielleicht Tausenden beschicken sein kann und doch erhebt es sich über das Alltägliche, weil es der Dichter verstanden hat mit gro ber Eigenart aus dem Inneren heraus zu gestalten. Ernst Walter Schmidt, Nur einer kau« «nS führe«, Roman in drei Büchern. Preis Mk. 3—, geb. Mt. 4.—. Nur der, welcher die Wahrheit religiöser Begriffe in sich selbst er- lebt hat, kann mit leuchtender Beweiskraft dafür eintretcn. RuS Krieges Wirren und Not. aus harten Lebensschicksalen weist unS der Dichter dieses Romans den Weg zu Gott, unter besten Guadenbanncr wir uns scharen, in dessen Liebe wir uns verstehen und finden können. „Die Deutschuationalen «nd die Kriegstribute" lautet der Titel einer Schrift, die im Brunnen-Verlag, Karl Winck ler, Berlin SW. 48, erschien. (Preis 2,— Mark. Umfang 84 Seiten.) Kriegstribnte! Ein verpöntes Wort. Ein Wort, das internationalistische Politik aus ihrem Wörter buch gestrichen hat. Aber ein Wort, das mit grausamer Härte die Schleier der Taktik zerreibt, mit der Erfüllungs wahn und Geist von Locarno die harten Tatsachen politischer Wirklichkeit vor dem deutschen Michel zu verbergen suchten. Geheimrat Hugenbcrg ruft den noch verantwortnngsbcwub- ten Volksteil zum Kampic gegen erneute Verschlimmerung des DawcSplancS aus und weist Wege für die Wiedergesun» düng der Landwirtschaft unter Ncnbelebung ihrer wirtschaft. ,lichcn Selbstverwaltung. Geheimrat Qnaatz stellt die Bilanz kraft, säuer'Diktates, die Krieg»schülbNgV,"äüch den Kamps gea ihre materiellen Auswirkungen als Gebot deutscher Ehre. Sagen wir kurz: die nationale Opposition. Vorweiioachtstimmuoa bringt da» «eu« Daheim (SS. Jahr«., Nr. I1i7 Zwei frohe Geschichte« ^ubtS Pfeffer- kuchen" von Maximilian vötcher «nd „Ostereier unter Schneerosen" von Suse Schaeffer, erzählen Erlebnisse au» der «dventszett. Ihnen folgt ein großer illustrierter Auf satz: „Märchen im Film", von W. Nack «sw. Da» Krauen» daheim gibt beachtliche praktische Winke: di« los« beiliegend« selbständige Jugendschrist „Arche Noah" bringt mancherlei Freude in die Kinderstube; der Rätselfreund siudet eine be sondere, reichhaltige Ecke „Zum Nachdenke«". Hervorra- gend schön ist der künstlerische Btldschmuck mit wertvoller farbiger ganzseitiger Kunstbeilage. Karolina Fukarek, Sin Wintermärche«, Erzählung, Preis Pappband Mk. 1,80. Heim-Verlag Radolfzell a. v. Die Verfasserin schildert auf äußerst wirksame Weise die Liebesgeschichte eines jungen Manne» mit tragischem Aus gang. Nach 25 Jahren findet er die Tochter seiner Jugend geliebten wieder, sie wird sein Weib; doch da ein Glück zwischen Alter und Jugend nicht dauerhaft sein kann, fin det bas Buch durch den Tod der beiden Menschen einen weh mütig versöhnenden Abschluß. Hellmuth Süttuu«, Der groß« Ronin, ober: Der Ritter mit den zwei Schwertern und andere». Preis geh. Mk. 2,SY, gebunden Mk. 3,50. Seim-Verlag, Radolfzell a. B. Wenn sich ein Dichter ans historisches Gebiet wagt und da frei nach den Geboten seiner Phantast« gestaltet, so muß er «n» schon Großes zu sagen haben, soll sein Werk anziehend und fesselnd wirken. W. Helekal, Reifehilder, Preis geh. Mk. 2,40, geb. Mk. 3—. Heim-Verlag, Radolfzell a. B. In anmutig fesselnder Form erzählt uns der Dichter seine Reiseerleb nisse. Er gibt anschauliche Schilderungen von Land und Leuten. Friedrich Scbnlze-Lanqenborfs, JohanniSfener, Novel len. Preis geh. Mark 1,40, in elegantem Ganzleinenband Mk. 2,30. Heim-Verlag, Radolfzell a. B. Prof. Dr. Lien hard, der Herausgeber und Schriftleiter „Des Türmer" urteilt in äußerst günstigem Sinne über diese Novellen. der Erfüllung-Politik auf, Oberfinanzrat Bang deckt Re Ueberfrembung und Versklav««» d«, deutsche« Wirtschaft», kraft al» Ziel der Entente auf. Freiherr ». Freotagh-Lo- rtnahooe« stellt «eben de« Kampf »rar« die Ihr de» Ver sailler Diktates, di« «riegSschulblÜge, auch den Kampf gegen irz: die nationale Opposition. >achtsti»m««a bringt da» «mm Daheim st Zwei frohe Geschichte« USubts Pfeffer- Maximilian vötcher «nd „Ostereier «nter Suse Schaeffer, erzählen Erlebnisse au- gleiche« Verfasser «M»«« , . -r, Hannover, die »etde« Romane .Feuerschein" und netster Gravenhorst", aus die wir gleichzeUtg empseh. ^«Rmtr'Kosheumiroff, Mensch«« «u» Asse», au» dem Russisch«» übertraaen vo« Olega^verttug. Preis aehestct Mk. 1,80, geb. Mk. SM Heim-Verla», Radolfzell a. v. Der tun»« russisch« Dichter hat sich herettc .' i. ' len Namen gemacht, er ist Mitarbeit« bebeutenber Z tungen «nd Zeitschriften. Sein Buch „Mensche« «nd Affe umfaßt 22 kleine Skizzen, die im leichte« Plauderte äußeiK fesselnd und anregend geschrieben und deck u. . ne« Geschmack mit volle« Verständnis angepaßt sind... Mk. 'iM'^Hetm-Berlag, ^iabolfzell "a. v. Hier spricht «in junger Dichter zu ««», dessen Schaffen wohl bald die Auf- merksamkett weitester Kreit« auf sich zieh«» wird. Seine Gedicht« sind saft ausschließlich al» Perle« »artefter Lyrik zu bezeichnen. Horst Lange, Nachtgesaug. Sedicht, Pret» Mark 0,80. Setm-Berlag, Radolfzell a. v. Der Dichter bietet «nS 1V Poesien, die ein reiche» Können und starke» Empfinden verraten. Die Behandlung und Form der Verse find von großer Eigenart, alle» atmet glühende» Leben. Harr, Nörten, Schicksals zwet Novellen, Preis »eh. Mk. 1,20, geb. Mk. 1.80. Heim-Verlag, Radolfzell a. V. Das Buch eines geistvollen «nd f«t«stnntgen Dichters. Zwei Krauenschicksale werdut hier vor uns aufgerollt, di« durch die Schuld eine» Manne» oder duxch ei« Verhängnis ihren tragischen AuSgang finden. vom gleiche« verfasse, «richt««« in, vermg vo« Han, Hübner, Hannover, di, »etde« Romane ------ .Baumeister Gravenhorst", au» -t« wir g "ÄÄmIr'vpshemntrRf, M«»s««» »»» »tragen vo« Oleg« „Berttng. «. t» «tue« «hrenvol- '' A Plauderton, rieben und deck mober- II .1. Heiuzche«, Hermel« »ehme, Reigeu «tu« Seel«, Preis junger Dichter zu ««», del merksamkett weitester Srei zu bezeichnen. '' " i " Unsere rührige Industrie hat den Vorsprung, den das Ausland «ährend de» Kriege» aus dem Gebiete der Technik gehabt hat, mit Riesenschritten etngeholt. Die» gilt ins besondere sür die elektrische Industrie und deren modern ste» Gebiet: Die Hetz» und Kochtechnik. Fast alle Monate stellt sich unserer deutschen Hausfrau ein «euer elektrischer Diener vor und von Tag zu TU wächst dank der umfassen, den Aufklärung der Kreis der Benutzer. Da» der heutigen Tageblatt-Nummer beiliegend« PreiSblatt „ProtoS-Haus- geräte" zeigt den Lesern in Wort und Bild die wichtigsten elektrischen HauSgerät«. An Hand de» Preisverzeichnisses ist es ein Leichtes, baS diesjährig« Weihnachtsgeschenk zu wählen. Fred! der seinen Worten voll Interesse und mit einer Slhnung dessen gelauscht hatte, was Schinners eigentliche Lebensaufgabe war, fühlte sich zu seiner Freude müder fortschreitenden Erzählung mehr und mehr beruhigt über baS dunkle Geheimnis, das um Schinner schwebte. Er glaubte allmählich zu begreifen und wußte, daß er recht getan hatte, nicht seiner ersten Eingebung zu folgen und Schinner zu verlassen, als er jene» Gespräch mit Balt- schek belauscht hatte. „Wenn ich dir jetzt, lieber Fred, in großen Zügen z« erklären versuche, wie ich meine Ziele weiter zu er» reichen versuchte," fuhr Schinner in seiner Erzählung fort, „so wird dir manches von meinem Plane und mei-' ner Organisation Entsetzen und Abscheu einjagen, was in: Wirklichkeit nur eine unvermeidliche Konsequenz anarchisti schen Wissens um die „Seele" der Gesellschaft ist und" was seinen ärgsten Stachel in dem Augenblicke verliert, wo man gelernt hat, nicht nur außen und oberflächlich, auf die Dinge hinzuschauen, die uns umgeben. Mein System, vielfach im Laufe der Jahre verändert «nd in organischer Entwicklung herangewachsen, ist im Prinzips folgendes: Die Anarchisten einer jeden Großstadt sind in einer i straffen Organisation zusammengefaßt, die ich absolut sou»; verän beherrsche. Sie bilden eine Armee, jederzeit be reit, ihre Kraft und ihr Leben für die Ziele des An archismus einzusetzen. Um nun dieser großen Organisa tion die unerläßlichen Geldmittel zu verschaffen, mußte ich dazu übergehen, daß ich jeweils einige dieser Leute — erschrecke nicht allzu sehr, mein lieber Junge — zu Falschmünzern und Banknotenfälschern heranbilde." Fred, der atemlos den letzten Ausführungen seines Freundes gelauscht hatte, sprang entsetzt auf und starrte Schinner mit weitaufgerissenen Augen an. „Schinner, das ist nicht Ihr Ernst — das kann Ihr Ernst nicht sein! Sie machten sich ja damit selber eines fürchterlichen Verbrechens schuldig!" „Fred, höre mich ruhig an. Was ich dir gesagt habe, ist die reine Wahrheit, und du wirst bald begreifen, daß mir gar keine andere Wahl blieb, wenn ich meinem Pro gramme treu bleiben wollte." Und dann versuchte Schin ner sein Tun zu rechtfertigen, um mit den Worten zu schließen: „Wir können nur suchen, ewig grübeln diese Spanne Zeit, die wir Leben nennen. Suchen und grübeln nach dem Sinn und Zweck dieser Fahrt. Denn das Verlangen nach Klarheit liegt in uns, liegt in allen Menschen. Manch mal, wenn ein heißes Verstehen uns jäh überkommt, da horchen wir ängstlich auf diese innere Stimme, von der wir die Wahrheit erhoffen. Und das gleiche Chaos lastet über den Verkehr der Menschen untereinander, für de» heute die erstarrten Gesetze des Staats die Richtschnur sein wollen. Noch lastet ein schreckliches Dunkel über den Beziehungen von Mensch zu Mensch über die letzten Regun gen der menschlichen Seele und Triebe, aber leise und heimlich brennt eine Flamme, die dereinst zur Fackel werden wird: die hoch auflodernde Flamme des großen Verstehens von Kreatur zur Kreatur!" Schinner hatte diese Worte mit innerer Ergriffenheit gesprochen ohne allen Pathos. Es schien fast, als sei er in einem Selbstgespräch versunken, das sich mit dem fortschreitenden Grade innerer Vertiesung zu einem glühen- oen Bekenntnis steigerte. Seine Augen starrten mit un natürlichem Glanze in das Licht der Tischlampe. Fred hatte mit wachsender Spannung zugehört und konnte sich trotz der bestechend überzeugenden Art, mit der Schinner sprach, des Eindrucks nicht erckehren, daß eine ungesunde Atmosphäre von Fanatismus über dieser Art von Philosophie liege. Er unterbrach Schinner mit keinem Worte und hatte trotz seiner Jugend ein Gefühl des Mit leides mit seinem älteren Freunde und des Bedauerns, daß diese glänzenden Geistesanlagen nicht ein würdigere» Ziel gerulwen batten. Schmner, der einige Augenblicke gedankenverloren und stumm in sich versunken dagesessen hatte, sagte nun: „Vielleicht gibt eS dir, mein junger Freund, einen Be griff von der Größe der Aufgabe, die ich bewältigt habe, wenn du dich durch den Augenschein davon überzeugt hast, wie meine Organisation arbeite^ mit welch straffer Disziplin meine ungeschriebenen Gesetze befolgt werden. Wenn du Lust hast, so wirst du in dieser Nacht noch hierzu Gelegenheit haben, denn in wenigen Stunden treffe ich meine Leute zum letztenmal vor unserer Abreise von Berlin, um wieder auf einige Zeit Abschied von ihnen zu nehmen und ihnen den Arbeitsplan für diese Zeit der Ruhe mitzuteilen." o Fred überlegte keinen Augenblick. Er wollte sich diese Gelegenheit zu ei.nem so außergewöhnlichen Erlebnis nicht entgehen lassen. Er sagte Schinner in schlichten Dorten, daß er sich freue, wenn er ihm da» vertrauen schenke, ihn zu der Versammlung mitzunehmen. Schinner sah nach der Uhr und nickte Fred lächelnd zu, während er den Rest der Flasche in die Gläser goß« „Es ist gleich zehn Uhr, und Punkt zwölf Uhr wird uns ein Auto an Ort und Stelle bringen. Da wir ' unter Umständen nicht mehr hierher zurückkehren, so nehi men wir am besten unser Gepäck gleich mit." Fred erhob sich, aber eine Frage brannte ihm auf den Lippen, die er sofort noch stellen mußte. „Schinner, Ihre Erzählung war da» Interessanteste, was ich je im Leben hörte. Viele» freilich erscheint mir ungeheuerlich und manches ist mir noch nicht klar. Aber eine Frage möchte ich gleich jetzt noch stellen: Nehmen auch Sie Geld von Ihrer Organisation für sich persön lich? Stammt dieses Taschengeld in meiner Hand, dm» Sie mir schenkten — ?" » Schinner stand auf und sah Fred mit glühenden Augen an, daß dieser fast erschrocken zurückwich. „Wie, so wenig kennst du mich, mein Junge, daß du diese Frage stellst?" Fred ergriff Schinner- Hand mit starkem Drucke. „Verzeihen Sie mir, Schinner! Jetzt erst begreife ich, Laß ich Ihnen Unrecht tat mit dieser Frage. Ver zeihen Sie einem dummen Jungen, der in den letzt-n Tagen allzu viel erlebt hat, um noch klar denken zu können " Schinner erwiderte den Druck feiner Hand und sah ihm tief in die Augen. „Wenn auch vieles, was ich getgn habe, falsch sein mag und unrecht — ein höherer Richter wird varübcr über mich richten —, nie aber habe ich irgend etwa» in meinem Leben getan um meines persönlichen Vorteile willen. Von der Organisation habe ich nie auch nur eine einzige Mark für mich genommen. Ich lebe von einen« ehrlichen Geschäfte, meiner Agentur, und bin selber nicht allzu gut gestellt. Wer vieles erfährt im Leben und vieles weiß, mein Junge, der verlernt alles heftige Begehren und dem ist aller Plunder dieser Welt, Geld vor allen: und Reichtum, nichts Erstrebenswertes mehr, soweit er es nicht, braucht, um sein Leben zu fristen und zu helfen, wo es nottut. Lerne diese scheinbar so einfache Weisheit schon in deiner Jugend, und du wirst glücklich sein im Leben, wie es sich auch für dich gestalten mag! Lerne, aber auch die Gaben dieser Welt, soweit sie dir erreich-' bar sind, genießen. Nichts liegt mir ferner, als den Be sitz schlechthin zu verdammen. Viele herrtiche Genüsse und Freuden wertvollster Art kann der Besitz vermitteln. Aber sie alle zusammengenommen vermöchten noch nicht ein Menscße he.z glücklich zu m. chen. Mmcher a e trägt die Sonne in seinem Herzen und hat docy nur genug» um bescheiden zu leben. Denke daran, mein Junge, an das, was ich dir eben sagte, und lasse eS mein Bermächt- ! nis sein für die Zeit, da ich nicht mehr neben dir schrei- i tcn werbe!" Von neuem war Fred aufs höchste betcoüen von^>em eigenartigen Ton, in dem Schinner diese letzten Sätze — die in merkwürdigem Gegensätze zu der lebendige« und kraftvolle« Erzählung von vorher standen — ge sprochen hatte. Eine Weile trat Stille ei«. Fred war innerlich sehr aufgeregt und wie au» Dankbarkeit über die Offenherzig- keil, mit der Schinner ihm alle Geheimnisse seine» Leben erzählt hatte, begann nun auch er dem älteren Freunde! von dem Schicksale der Seinen zu erzählen. Er berichtete dem interessiert zuhörenden Schinner, wie per Vater in der Hoffnang auf die Hilfe feines Bruders Theo in innerem Frieden gestorben, Onkel Theo aber feinen Verpflichtungen nur in der allerkärglichsten Weise nachgekommen sei. Ja, dieser Mann sei geradezu schuld >an dem frühen Tode der Mutter. In Kuba hätte ein 4Dnkel de» Vater» mit einem sehr großen vermögen ge liebt. Man habe immer gehofft, daß der alte Mann drüben, mit dem man selbst allerdings in gar keiner Verbindung gestanden habe, eine» Tages helfend eingreifen werde, Humal er ja wußte, daß seine verwandten in Deutsch land ihren Besitz in der Inflationszeit verloren hatten. '.Aber der Großonkel sei nach Angabe Onkel Theos nun mehr völlig verschollen. Fred machte schließlich Schinner gegenüber auch kein Geheimnis au» den Gerüchten, die über da» Treiben Onkel Theos im Umlauf waren. Daß Onkel Theo in allem und jedem da» tat, was ihm sein Freund und Rechtsberater Dr. Stein anempfahl, hatte er Schinner ja schon früher erzählt, ohne etwas von dem Zusammenhang zu ahnen, in dem Schinner mit Dr. Stein .gestanden hatte. Seit kurzem wußte er nun auch aus jener verhängnisvollen Epoche im Leben Schinners, wel chen Charakter- dieser Dr. Stein war. Schinner, machte Fred heftige vorwürfe darüber, daß er ihm von all diesen Zusammenhängen erst jetzt erzählte. Die Tatsache, daß ein Mann wie Dr. Stein seine Hand im Spiel habe, beweise bereits, daß eS nicht mit rechten ! Dingen zugehe. Nu« verstehe er auch des nachhaltige ^Interesse, da» Dr. Stein und Onkel Theo an der Wie- :derergreifung de» Jungen hatten. Onkel Theo scheine ja durchaus nicht der fürsorgende Vormund zu sein, der au» Anteilnahme an dem Wohlergehen seine» Mündels jso heftig auf dessen Wiederergreisung hinarbeite. Die beiden Herren hatten Wohl zu befürchten, daß der Junge in Berlin von regend jemandem über da- geheimnisvolle ! Treiben seine» Vormunde» und den wahren Stand der kubanischen Angelegenheit aufgeklärt würde. Schinner könne sich auch denken, wer dieser Mann fei, vor dem sich Onkel Theo zu fürchten habe. ES sei ein entfernter ver wandter und ehemaliger Freund von Freds Vater, der mit in der Organisation Schinner» tätig sei. Man werde hxute abend mit ihm -usammenkommen. Schinner glaubt« auch von diesem Manne gehört zu haben, daß er gute Beziehungen zu jenem alten Manne in Kuba unterhalten habe. Aber da» alle» hätte Fred ihn» viel früher er» zählen müssen . .. Mittlerweile war die Zeit vorgeschritten. Fred ging, während in seinem Kopf die Gedanken durcheinander, wirbelten, in sein Zimmer und begann seine wenigen Hab seligkeiten zu packen. Auck Schinner packte, und kaum standen die Heiden fertig im Zimmer, al» auch bereits unten eine Äutohupe ertönte. * yaltschek war schon am nächsten Morgen nach dei denkwürdigen Nacht in Moabit wieder in den Händen der Polizei gewesen. Kommissar Wagner hatte darauf gebrannt, ihn zu vernehmen, und hatte ihn dann unter ein -richtiges Kreuzverhör gestellt. Kortlestung folgt. 1 —
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