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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1928
- Erscheinungsdatum
- 1928-12-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-192812152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19281215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19281215
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1928
- Monat1928-12
- Tag1928-12-15
- Monat1928-12
- Jahr1928
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 15.12.1928
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ans Vergeistigung -es religiösen Bewußtseins als Hemmnis der reine» Gottesverehrung auSgeschtede» wor-e» ist. SS ist seicht verständlich, -aß der Aber glaube, wie je-eS Unkraut auf gesegnetem Boden, zum Weihnachtsfest, bas mehr als alle anderen Feste zum Herze« und -nrch die lebendige Darstellung der heilt- gen Geschichte -er Menschwerdung Christi durch die katholische Kirche auch zu den Sinnen -er Menschen sprach^ besonders starke Wurzeln trieb. Aus diesem große» Reich des WeihnachtSaberglaubenS «ollen wir fetzt einige Beispiele an uns vorüberztehen lasten. Ein weitverbreiteter alter christlicher Aberglaube ist -er, daß sich um die MitternmhtSstunde der Christ nacht (wie auf der Hochzeit zu Kana) W-ster in Wein verwandelt; deshalb solle« am Heiligen Abend alle WaffergefLße -iS zum Rande gefüllt sein, damit sich die Wandlung zu Wei n, nicht zu Tränen, vollziehe» kann. Am Rhein heißt es, -atz nachts 12 Uhr »alle Wasser Wein und alle Bäume Rosmarein" werden. Aber nur Gott wohlgefällige Menschen können ihn wahrnehmen und schöpfen. Wer dies nicht schwei - gen- tut, soll erblinden. 'In der Nacht der Geburt Christi gereicht alles zum Segen; in ihr offenbart sich -Le Wiedergeburt Christi sichtbar. Unter -em vom Himmel herabfallenden, alles belebenden und er weckenden GotteStau sprießt der Hopfen empor und die Apfelbäume blühen auf. In der Christnacht ge borene Kinder werden glücklich und finden einst einen große» Schatz. Das Brot, das in dieser Nacht im Freie« gebacken wir-, hat die Kraft, Fieberkranke zu heilen. Vom Gottestau benetztes Kutter läßt das Vieh das ganze Jahr gut gedeihen. Stroh und He«, in -er Christnacht verfüttert, bewahrt das Vieh vor Krankheit; auf das Feld gestreut, befördert es das Wachstum -er Saat. Die Landleute streuen Stroh in ihre Hütten und stecken Strohbüschel in ihre Zimmer ecke»; in -er Lausitz und tu Thüringen umwickelt man die Obstbäume im Garte» mit Stroh, um sie fruchtbar zu machen. Besondere Kraft schreibt man auch heute noch oft den Weihnachtsspeifen zu: Wethnachtsbrot hält sich lange Zett frisch; schüttelt man nach dem Abendessen das Tischtuch mit Len Speiseresten auf die Wurzeln -er Obstbäume aus, so geraten sie besonders gut. Bet diesem Aberglauben handelt*«- sich wahrscheinlich um einen Rest der alten Opfer, die in HLtdntscher Zeit zum Julfeste den Göttern -argebracht wurden, und von deren feierlichen Schmäuseu sich bestimmte Speisen zu -en drei heilige» Tagen -er zwölf Nächte (Weth- nachts-, Silvester- und Dretkönigsabend) bis heute tu allen germanischen Ländern in der Bolkssitte er halten haben; der Aberglaube läßt diejenigen, die diese Speisen genießen, im folgenden Jahre reich und glück lich werden, die welche sie nicht achten, bestrafen. Als solche WeihnachtSspeisen gelten z. B. Fische (Karpfen, Heringsrogen), Klöße, Hirsebrei, Mohn, Linsen, deren unzählige Körner von jeher das Bild der großen Zahl verkörpern. Im Mittelalter finden wir für -en Dezember oft -en Name» »Schlachtmonat", -a in -tcsem, wie eS auch noch heute auf -em Lande der Fall tst, für -aS Fest eingeschlachtet wurde. Geräuchertes Schweinefleisch mit Backobst in Schlesien (sog. Schle sisches Himmelreich), SchwetnSkopf mit grünem Kohl In Niederdeutsch land (»wer am Chrtsttag keinen Kohl tßt, wird ein Esel!"), da- weihnachtlich geschmückte Eberhaupt in -en nordischen Ländern, -er mit Ros marin garnierte SchweinSkopf in England — wir sehen, -aß das Schwein zu der WethnachtSmahlzeit der Menschen die größten Opfer bringt. — Wer frei von Kopfschmerzen bleibe« will, muß Buttermilch trinken, wer rote Backen haben will, muß rote Rüben essen. Die Hauptzelt, ja geradezu ein Tummelplatz für -en Wethnachtsaberglaubeu sind die sogen. 12 Nächte (auch »Unternächte" genannt) vom Heilige» Abend bis zum Dretkönigstag; es ist dies die -em Wo-ans-ienst gehörige Zett der Wintersonnenwende, in -er unsere Vorfahren ihr großes Totenfest feierten. Da braust das wilde Heer durch die Lüfte, Frau Holle mit ihrem Gefolge jagt durch die Welt, Frau Perchta bestraft die faule» Spinnerinnen; im Harz treibt -er ZtegenbockS- reiter, -wischen Weser und Elbe der Helljäger sein Wesen. Der Sandmann bringt an Tor und Stall 8 Kreuze an, damit die in diesen Nächten frei herum ziehenden Hexen Menschen und Tieren nicht schaden. Der Volksseele find diese Tage zu Schicksals tagen geworden, an denen der Mensch sein zukünf tiges Los leichter und deutlicher erfahren zu können glaubt als zu anderen Zeiten. Was in den 12 Nächten geträumt wird, geht in Erfüllung; Begräbnisse in dieser Zeit bedeuten viele Todesfälle, heftige Winde gelten als Vorzeichen für ein fruchtbares Jahr. Tropft es nicht von den Dächern, so gebest' die Kühe wenig Milch. Die wichtigsten häuslichen Arbeite» müssen ruhen, eS darf nicht gesponnen, geklöppelt, ge waschen, gebacken, ausgefegt, Mist gefahren werden, sonst kommt Ungeziefer, Krankheit, Tod oder andere- Unheil ins Haus. Wir- z. B. ein Kletderstück ge waschen, so stirbt 12 Jahre nacheinander jährlich ei« Mensch aus -em Hause. Der natürliche Mensch tst neugierig, den Schleier von der ihm aus Gnaden verhüllten Zukunft gelüstet zu sehe«, da das mangelnde Vertrauen ihn mit Unruhe, Angst und Sorge erfüllt über die Wechsel fälle, die ihm Genuß und Besitz rauben können. Was das gläubtge Herz, -aS Gott in sich trägt, nicht zu erfahren sucht, will der natürliche Mensch durch Lose, Orakel und Mittel anderer Art finden. Hier liegt -er «er» -er zahlreichen, noch heute teils tm Scherz, teil» im Ernst geübten Weihnachtsbräuche, wie z. B. des Bletgteßens, Apfelschalen- und Pantoffel werfens, des Aufsetzens von Salz- nnd Mehlhäuf chen. Der Angelpunkt solcher Schicksalsfragen ist meist der gleiche: Ob man sich tm nächsten Jahre ver heiraten, seine» Aufenthaltsort ändern, ob man Glück oder Unglück haben werde, was -er zukünftige Bräu tigam fein wird usw. Die Gedanken des weissagen de» Brunnens und des Redens -er Tiere gehen auf sehr alte Zett zurück. Interessant tst es, zu beobachten, wie Volksglaube und -Phantasie selbst tm Wandel -er Zeiten auf -em Gebiete des Aberglaubens umgestal tend gewirkt haben, wie sie z. B. erfüllt sind einerseits von der Idee über -en Kampf und Haß des in dieser Nacht über die ihm entrissene Welt und sein gebroche nes Reich besonders wütenden Teufels, andererseits von der Freude, -aß dieser in der Zeit der Geburt -eS Heilande- keine Macht über die Gläubigen besitzt. Sv will man in -er Christnacht Schätze finden gehen, da eS der Teufel nicht hindern kann; tm Monblicht schim mert es von Gold und Silber, das aus verborgenem Schacht an die Oberfläche heraufkommt. Ist unser Wethnachtsaberglaube zwar ein irren der Glaube mit zahlreichen krankhaften Ausläufern, so bleibt er doch altes deutsches Volksgut, in dem ein großer Teil unserer schönsten Volksdichtung wurzelt: die Märchen und Sagen, die Geschichten von Riesen und Zwergen, Elfen und Nixen, Holzwetbletn und Wichtelmännchen. So wird der Volksaberglaube, die ses bunte Gemisch von Tiefernstem und Lächerlichem, von Absurdem und Rührendem, wenn auch tm Wechsel -er Zeiten und Geschlechter sich dauernd wandelnd, immer bestehen, solange -aS Volk über den Zusam menhang der Dinge nachdenkt. Grnck mW »«laa von Sava« «. »tuterltch. »ttka. — Ckr dt» «waktto» meaMwoMt«: vrtart» Udliimm». Mei». Mütter zur Afiege der Keimatlieöe, der Keimatforschuug und des Keiuttchchuhes. »richNM w »wanHoftr «« »mi »t«s«r mwr dw »nbw Het—amcho» » «Cn wwm«, E o-MWWMU «mm «r. LI «iest^Herember LSS8 1. SohiM», Oie kuinen Äes Kreurkiokter; bei Meißen. Die bevorstehende Tausendjahrfeier der alten Markgrafen- und Btschofstadt Meißen läßt uns den Blick auf die erhaltenen oder in Resten überkommenen Bauwerke aus alter Zeit richten. Zur Feier des tau- sen-jährigen Bestehens -er Stadt (wenigstens -er Burgbefestigung) wird z. Zt. die alte Nikolaiktrche, die unweit der berühmten Porzellanmanufaktur am Trte- btschuser ziemlich verlassen dem Stadtpark gegenüber steht, als KriegergedächtntSktrche umgestaltet; die FranziSkanerkirche, die zwar ihren Chor etnbüßte, aber mit ihrem hohen Dach die alte Stadt zwischen Frauenkirche, Rathaus und Elbe beherrscht, soll als OrtSmuseum ausgebaut werden. Kommt schon -er Fremde, -er die alte malerische Stadt, namentlich ihren Burgberg mit dem herrlichen Dom und der eindrucksvollen Albrechtsburg besucht, kaum zu der reizvoll gelegenen MarttnSkirche (Bettel mannskirche) auf dem Plossen, oberhalb der Eisen bahnbrücke, oder nach der ebenso malerisch gelegenen Wolfgangskapelle tm Metsatale, so übersteht der an Natur und Kunst sich erfreuende Wanderer erst recht meist die Trümmer st ätte des h. «reuzklo- st e r s. Wer Zett hat, sollte unbedingt -le kurze Strecke, nur etwa 2 Kilometer, elbabwärts wandern, um dieses Architektur-Kleinod zu besuchen. Unterhalb der Al- brechtSburg überschreitet man -en kleinen Bach, die Meisa, die der Burg und später der unter ihrem Schutze sich entwickelnden Stadt den Namen gab. Die staubige Leipziger Landstraße meidend, kann man an der Elbe oder auf einem Fußweg -wischen Elbe und Landstraße zur Klosterrntne wandern. Auf dem schma len Landstretfen zwischen dem Strom und den Elb- höhen liegt sie malerisch eingebettet zwischen den Bäu- men -er Klostergärtnerei, die von dem alten Kloster und späterem Kammergut übrig blieb. Bor reichlich 10 Jahren konnte diese einsame Trümmerstätte auf ihr 700jähriges Bestehen zurück blicken; denn im Jahre 1217 wurde da» für Adela, die unglückliche Schwester des Markgrafen Dietrich beS Bedränaten. von diesem gegründete Kloster von -er vorläufige« Stätte in der Wasserburg nach -em Neu bau unterhalb -er Sta-t Meißen verlegt. Die Ruinen diese» FrauenklosterS de» Benedtktt- nerordens und später anch Zisterzienserordeu» sind durch allmählichen Verfall entstanden, de» der Abba» durch preußische Truppe» beschleunigte. I» Steben- jährigen Kriege, als de» Alte Fritz 17« bet Zehre», etwas unterhalb des Sreuzkloster», den Elbübergang bewerkstelligt hatte, verwendete» sie die hartgebrann ten Backsteine der Obermauern und Gewölbebögen al- willkommene Bausteine für ihre Feldbacköfe«. Die Sandstetnquader in den Erdgeschoß mauer« -er umfangreiche« Anlage sind noch trefflich erhalten, so vortrefflich, z. T. ohne jede Spnr von verwittern««, daß eS scheint, al» wären sie erst kürzlich versetzt wor den. Die reine Lust nnd -er Mangel an schweflige» Säure in Verbindung mit einem schützende» Wetn- spalier, das die Steinhaut nicht berührt^ hat nament lich die Schauseite des Sapttelsaal» sehr gut er halten, -aß man den kunstvoll von Steinmetzen-««- behauene» Steinen die 7 Jahrhnnderte nicht anfieht. Dieser Teil der Klosterrntne mit je 8 arkadenarttge» Fensteröffnungen beiderseits -er gefäulte« Rnnd- bogentür ist -er wertvollste spätromantsch» Bauteil, -en wir von einem Kloster i» Sachsen überhaupt noch besitzen. JedeS einzelne Pfeilerchen -er dreifach gekuppelte« Rund bogenfenster ist an Kopf und Fuß (Sapitäl und BafiS) verschieden behandelt. Zum Teil zeigen sich hier am Schmuckwerk und an an-eren Bauteile« bet Profilen (Simsen) scho» Formen, wie sie die angehende Gotik, -ie Frühgotik, liebt. Es handelt sich eben um Bauteile, die dem Uebergang von der Spätromantik znr Frühgotik, dem sogen. UebergangSstil ««gehören. Zog sich doch der aufwendige Slosterbau bis gegen -ie Mitte deS 13. Jahrhunderts hin, bis zu der Zeit etwa, in der bann der Meißner Dom aus dem veralteten romani sche« durch allmählichen Neubau erweitert und völ lig neugestaltet wurde.
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